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Auerthal-Zeitung : 10.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189902100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18990210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18990210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-10
-
Monat
1899-02
-
Jahr
1899
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 10.02.1899
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WWWWM Kunles Allerlei. Leichenverbrennung in Deutschland. In den zur Zeit in Deutschland bestehenden vier Krematorien find im verflossenen Jahre 403 Leichen eingeäschert worden, und zwar in dem in Jena erst im Herbst 1897 eröffneten Krema torium 21, in Gotha 179, in Heidelberg 105, in Hamburg 98. Gotha hat 9 Einäscherungen weniger als im Vorjahr, Hamburg ist gewachsen um 19, Heidelberg hat dieselbe Ziffer wie 1897. Geplant wird die Errichtung eines Krematoriums in Apolda. Sollte dieses Vorhaben ausgeführt werden, so würde Thüringen drei Krematorien besitzen. Opferwillig. Geschäftsreisender (seinem Chef Bericht erstattend): „. . . Bei RosenmillerS war es diesmal besonders schwer, ein Gcschchr abzuschließen. Mir blieb zuletzt nichts andere» übrig, als um die Hand der ältesten Tochter an- «erlt». «n Messerstecher, der «rbitter tvrofin, der dem Gast eine» Gchanklokal» beim tzerauttreten auf die Straß« ohne weitere» einen Messerstich in» Vein beiaebracht hatte, wurde am 4. d. vom hiesigen Schöffengericht zu zwei Jahr SefLnant» verurtetlt. Der Staat»anwalt hatte nur ein Jahr beantragt. Dresden. Da» Schwurgericht verurteilte elf Bauarbeiter, die gewaltthätig bei Kameraden die Innehaltung d«S Zchnstundentage» erzwingen Wollten, wegen Landfriedensbruch» zu Strafen von 4 Jahr Gefängnis bi» zu 10 Jahr Zuchthaus. München. Der Oberleutnant Pfeiffer vom S. Ehevauxleger-Regiment, welcher dm Major Seitz im Lappenwäldchen bei München im Duell erschoffen hat, wurde vom Militärgericht freigesprochen. Gerichtshallr. Berlin. MS eine bodenlose Gemeinheit bezeich nete der Vorsitzende der 133. Abteilung des Schöffen gerichts das Verhalten, welches den Maurer Kasobke wegen Betruges auf die Anklagebank führte. Eine An zahl Maurer, welche gemeinschaftlich aufeinem Bau ar beitete, Pflegte des Samstags nach der Lohmahlung ein Lokal zu besuchen und dort zu würfeln. Dies ge schah auch am Abend des 5. Nov. Die Maurcrwürfelten in der Weise, daß einer, der die Bank Hielt, mit zwei Würfeln verdeckt zu werfen hatte. Die Mit spieler machten Einsätze von 5—10. Pfennig, worauf der Bankhalter den Becher in die Höhe hob. Bettug die Gesanitsumme der von ihm geworfenen Augen 7 oder darüber, so zog er sämtliche Einsätze ein, im entgegengesetzten Falle hatte er den Einsatz auszu zahlen. Der Angeklagte, der nicht Arbcitsgenosse der Spieler war, sah eine Zeitlang zu, gab sich dann als Kollege zu erkennen und bat mitspiclen zu dürfm. Ms diesem Wunsche entsprochen wurde, kam die Reihe des BankhaltcnS bald an den Ange klagten. Er hatte ein auffallendes Glück, denn er gewann immer. Die Mitglieder wurden erregt und folgten der Aufforderung des Bankhalters, die Ein sätze zu verdoppeln. Sie verlorm wieder, und schließlich war ein erheblicher Teil ihres Lohnes in den Besitz des Angeklagten übergegangen. Da sah einer der Mitspieler, wie der Angeklagte, welcher die Bank ab geben sollte, durch eine schnelle Bewegung einen der Würfel vertauschte. Jetzt war das Rätsel seines Glückes gelöst. Der Würfel, den er als Bankhalter benutzt hatte, war ein gefälschter, der beim Werfen stets eine Sechs zeigte. Mit den Augen des zweiten Würfels mußte der Bankhalter also stets über sieben Augen haben. Als der Angeklagte die Bank übernahm, hatte er unbemerkt einen der echten Würfel gegen den von ihm mitgebrachtcn gefälschten vertauscht. Man fand denn auch den gefälschten Würfel in seiner Tasche. Die empörten Mitspieler nahmen ihm zunächst den Gewinn wieder ab und brachten ihn dann zur Wache. Im Verhandlungs termin legte der Angeklagte sich aufs Leugnen. Er wollte nicht wissen, wie der gefälschte Würfel ins Spiel gekommen sei, den bei ihm gefundenen müsse er mit dem Geld zusammen in seine Tasche gesteckt haben, als seine Mitspieler alle über ihn herzufallen drohten. Der Staatsanwalt hielt ihn aus Grund der Beweisauf nahme für zweifellos überführt und beantragte gegen den Angeklagten eine Gefängnisstrafe von 14 Tagm. Der Gerichtshof ging mit Rücksicht darauf, daß der Angeklagte in der verwerflichsten Weise seine Arbeits genossen betrogen hatte, weit über den Antrag hinaus, denn das Urteil lautete auf drei Monat Gefängnis. einnahmen, je nach der Zeit ihrer Aufnahme in die Hansa, so daß Oskar, als der jüngste, zur Linken des Altmeisters seinen Platz erhielt. Ein Platz war jedoch noch leer, und zwar zur Rechten Oskars, für denjenigen, der vor ihm in den Bum> ausgenommen worden: Christian. „Er kommt nicht," sagten einige. „Er wagt «S nicht, nach dem, was gestern vorgefallen, hier zu erscheinen." „Es ist wenigstens gut, wenn er sich schämt und bereut." Während dieser Reden öffnete sich jedoch die Thür, und Christian trat ein. Ohne zu zaudern, ohne ein Wort der Entschuldigung, nahm er seinen Platz ein. Der Altmeister runzelte die Stirn und warf ihm einen unwilligen Blick zu, aber er machte keine Bemerkung. Ohne die Kundgebungen des Mißfallens zu beachten, die sich von allen Seiten gegen ihn erhoben, aß und trank Christian, als sei außer ihm niemand zugegen und die Tafel nur für ihn allein gedeckt. Gegen Ende des Festmahls erhob sich der Altmeister und schlug, Stille gebietend, dreimal mit seinem Messer auf den Tisch. „Weber der Hansa* sagte er mtt lauter Stimme, „wir haben heute einen Genossen unter unS ausgenommen, der unsere ganze Zu neigung und Achtung verdient. In seinem Handwerke hat er eine seltene Geschicklrch- leit gezeigt, in seinen Prüfungen hat er bewunderungswürdigen Mut und Ausdauer bewiesen uiw im Verkehr mit seinen Genoffen «tue Sanftmut und Großherzigkeit, welch« für den Hut über die Köpfe der versammelten. Pin wahrer Sandregen ergießt sich über die Gesell schaft. Man schreit, «tischt, lacht, schreit Bravo und guckt erwartungsvoll hinter dem Radfahrer drein, der immer kleiner wird und endlich hinter einer Waldecke verschwindet. Da wird den ver schiedenen Besitzern der Uhren, Ringe, Porte monnaies schließlich doch etwas „schwummerig". Man eist nach dem Gebüsch und findet auf einem Sandhaufen einige Schlüssel und Taschenmesser und einen Zettel, worauf steht: „Lassen Sie "llse gut schmecken, bezahlt find sie ja. ! mir als liebes Andenken an Ihre regelmäßig besucht und namentlich die Sonntage immer bei den Eltern verbracht. Der Vater der jungen Frau sagte seinerseits auS, er habe von Thurston nichts gewußt, als bis die Heirat voll zogen war. Der Coroner betonte in seinem Urteil, e» sei seltsam, daß Kinder einander heiraten können, ohne da-die Estern davon etwas wissen. Brüssel. Heber die Prinzessin Luise vo» Koburg, Gemahlin des Prinzen Philipp von Koburg, Tochter deS Königs Leopold, hatte der Pariser ,Matin' eine Mitteilung veröffentlicht, nach der die Prinzessin Unbilden seitens ihres Gemahls zu erdulden gehabt habe, denen ihr Vater teilnahmslos zugesehen habe. Demgegen über versichert jetzt das Brüsseler .Petit Bleu' aus guter Quelle, daß der König, um die Schulden seiner Tochter in Nizza zu decken, eine Anleihe von einer Million bei der hiesigen Nationalbank ausgenommen habe. DeS weiteren teilt dasselbe Blatt, aber unter Vorbehalt, mit, die Prinzessin befinde sich gegenwärtig nicht in der Kaltwasserheilanstalt des Dr. Budinger in Purkersdorf bei Wien, sondern habe sich von Nizza nach Amerika begeben. Sofia. Die Leiche der Fürstin Marie Louise von Bulgarien wurde am Freitag auf dem Katafalk aufgebahrt; der Körper ruht auf einem Paradebett, und dieses in einem offenen Metall sarge. Bevor der Zutritt zur Aufbahrung frei gegeben wurde, fanden Messe und Requiem am Sarge statt, denen Fürst Ferdinand und Prinz Philipp von Koburg sowie dessen Sohn Prinz Leopold beiwohnten. Dann erschienen daS diplomatische Korps, alle aktiven und früheren Minister sowie das Offizierkorps der Garnison von Sofia. Ihnen schloß sich die gesamte Be völkerung an, welche ohne Unterbrechung an dem von unzähligen Kränzen umgebenen Kata falk vorbeidefilierte. — Das Befinden der neu geborenen Prinzessin ist gut. Richterspruch kann ich nicht aus dem Verband ausgestoßen werden. Ich kann hier bleiben, s» lang es mir gefällt, das ist mein Recht, aber ich habe gut gegessen und gestunken, und möchte jetzt schlafen, darum gute Nacht." Und mit einem frohen Lachen ging er hinaus. Nun erhob der Altmeister seinen weißen Stab, daS Abzeichen seiner Würde und rief: „Sind zwölf Handwerker hier im Saale, die aus voller Ueberzeugung und auf ihr Ge wissen aufrichtig fordern, daß über Christian Gericht gehalten werde, und glauben sie, daß es gut sei?" „Wir alle, wir alle!" erschallte der Ruf. Zwölf der ältesten Weber traten vor und sagten: „AuS voller Ueberzeugung und aufrichtige« Bewußtsein fordern wir, daß über Christian Ge richt gehalten werde." Worauf der Altmeister den Stab auf die Erde stieß und mit langsamer, feierlicher Stimme sagte: „Der Weber Christian ist dem Gericht übergeben und wird aufgefordert, sich morgen im Syndikat einzufinden, sobald die Sonne auf gegangen." 6. Am nächsten Morgen, zur festgesetzten Stunde, hatten sämtliche Weber auS Neugier und.Teil nahme ihre Arbeit verlassen und strömten nach dem Syndikat, wo schon die Syndiken und der Gildemetster versammelt waren. so « (Fortsetzung folgt.) Orth Ist »der lebendig? Dieser Tage hat, wie berichtet wurde, ein Matrose namens Paichurich, der sein« Zett auf dem Schiffe Johann Orths diente, an seine in Costrena wohnenden Angehörigen ein Schreiben gerichtet, worin er ihnen mitteilt, daß er sich in Südamerika aufhalte und wohlbehalten sei. Diese Nachricht hat die Aufmerksamkeit wieder auf den unglücklichen Erzherzog gelenkt, der in der Nähe von Feuerland Schiffbruch erlitten haben soll, und erweckte die Hoffnung, daß Johann Orth sich vielleicht doch noch am Leben befinde. — Ein Budapester Blatt veröffentlicht nun ein Schreiben eines pensionierten Schiff- offizierS, der einige Daten über den Aufenthalt Johann OrthS in Jquique mitteilt, wo der Erz herzog zum letzten Male gesehen wurde. Jo hann Orth befand sich im Winter 1890 mit seinem Schiffe „Santa Margherita" im Hafen von Jquique. Das Schiff wurde vom Kapitän Saich befehligt, — obgleich auch der Erzherzog selbst das Patent eines Schifiskapitäns besaß. In Jquique befaßte sich Johann Orth mit der Beschaffung von Lebensmitteln und — was be sonders auffallend war — mit der Armierung seines Schiffes, im übrigen, lebte er zurückge zogen. So ost er mit fremden Offizieren zu sammenkam, erkundigte er sich eingehend nach den kulturellen, klimatischen und ehtnographischen Verhältnissen der Inseln von Polynesien und machte sich wiederholt Notizen über das Gehörte. Im Laufe des Aufenthalts in Jquique erkrankte plötzlich Kapitän Saich, vor dem der Erzherzog den künftigen Bestimmungsort der „Santa Margherita" durchaus geheim hielt, und als ob Johann Orth nur auf eine solche Gelegenheit gewartet hätte, entließ er den Kapitän sofort mit einer beträchtlichen Gratifikation und gab Ordre, das Schiff flott zu machen. In der Hoffnung auf eine gleich hohe Abfindungssumme bat auch der größte Teil des Schiffspersonals um seine Entlassung, die allen, die es wünschten, erteilt wurde. Der in Südamerika lebende Matrose Paichurich, der jetzt ein Lebenszeichen von sich gegeben hat, dürste diesem entlassenen Personal angehört haben. Nachdem das Schiffs personal wieder ergänzt war, fuhr das Schiff ab, und seitdem wurde Johann Orth von nie mand mehr gesehen. In Chile soll allgemein die Ueberzeugunp verbreitet sein, daß sich der Erzherzog auf einer der Südseeinseln ein neues Heim gegründet habe und noch jetzt dost lebe. den Edelmut seines Charakters zeugen. Laßt unS dreimal auf die Gesundheit unseres Mitge nossen Oskar Syvern anstoßen." Auf diese Worte erhoben sich die Weber allesamt, und dreimal erschallte ein lautes Lebe hoch im Saale. Nur Christian war nicht aufaestanden, und von seinem Platze aus erhob er sein Glas stech gegen Elga: „Schönes Mädchen," snfte er, „fülle mein GlaS, auf daß ich eS zu Ehren deiner blauen Augen leere." „Weber Christian," rief der Altmeister mit strenger Stimme, „was du da thust, ist gegen die Sitte. Es steht dir frei, auf das Wohl des schönen Mädchens zu trinken, aber zuerst sollst du, wie wir alle, dein GlaS auf daS Wohl unseres neuen Genoffen leeren, der selbst groß mütig genug gewesen, dir zu verzeihen. Bitte ihn um Verzeihung." „Verzeihung!" rief Christian. „Ich verlange weder Verzeihung, noch nehme ich dieselbe an. Hat er Mut. so möge er ihn beweisen, indem er sich mit diesen Armen mißt." Und von dem fortgesetzten Trinken erhitzt, stürzte er sich auf OSkar, den die Geduld schon zu verlassen begann, umschlang ihn mit seinen nervigen Armen und suchte ihn zu Boden zu werfen. Aber OSkar, obgleich kleiner und schmächtiger als Christian, besaß eine Kraft und Gewandt heit, von welcher dieser keine Ahnung hatte. Mit einer schnellen, ausweichenden Bewegung faßte er ihn um die Mitte deS Leiber und streckte ihn der Länge nach hin. Ein allgemeines Gelächter sich die Gänse gut schmecken, bezahlt find fie ja. Ich erlaube mir als liebes Andenken an Ihre werte Gesellschaft die mir übergebenen Sachen mitzunehmen. BoSco." Lück (Ostpr.). Großes Aussehen erregt hier die Verhaftung der Grundbesitzer Kotzanschen Eheleute auS Gutten wegen dringenden Ver dachts deS Mordes. Die Verhafteten sollen vor drei Jahren den ersten Mann der Frau Kotzan, den Grundbesitzer Weiß, der eines Morgens hinter seinem Grundstück mit gespaltenem Schädel als Leiche aufaefunden wurde, ermordet haben. Kotzan diente damals als Knecht bei Weiß, er soll mit der Frau, die er bald nach dem Tode deS Weiß heiratete, ein Liebesverhältnis unter hatten haben. Wien. Die österreichische Admiralität hat die Fregatte „Novara" außer Dienst gestellt, die einst den Kaiser Maximilian nach Mexiko ge bracht und nach dem unglückseligen Tage von Queretaro seine Leiche nach Europa übergeführt hat. Ein Teil dieses historischen Schiffes soll der Nachwett erhalten bleiben und in der Krypta der Kapuzinerrapelle zu Wien aufgestellt werden, wo bekanntlich die Gebeine des unglücklichen Monarchen ruhen. Airolo. In Airolo wurde in der Nacht auf Freitag die Bevölkerung abermals in Schrecken versetzt. Gewaltige Felsmaffen stürzten unter fürchterlichem Getöse über daS Schuttfeld hin vom Sasso Rosso ab, doch blieb das Dorf unbeschädigt. London. Die der Verwaltung Parrs Bank in einem anonymen Briefe zurückgesandten 40000 Pfund von dem großen Banknotenraube machen fortwährend viel von sich reden. Daß der genannte Brief bisher nicht veröffentlicht wurde, hat zu allen möglichen weitliegenden Vermutungen Anlaß gegeben. Erst jetzt weiß der ,Daily Telegraph' zu melden, der ungenannte Briefschreiber habe mitgeteilt, er sei zu einem an Säuferwahnsinn erkranken Freunde gerufen worden und habe bei längerem Verweilen im Krankenzimmer aus den auf dem Bett liegenden Kleidern Banknoten hervorblicken sehen. Zu seinem unbegrenzten Erstaunen habe er dann die erwähnten 40000 Pfund vorgefunden. Er sandte sie an den Leiter der Bank mit dem Er suchen, in den Anzeigespalten des ,Daily Tele graph' den Empfang anzuzeigen, und bat schließ lich, man wolle mit seinem „allen Freunde" gelinde verfahren, da unter gewissen Umständen die Möglichkeit nicht ausgeschlossen sei, daß auch der Restbettag von 22 000 Pfund in kleineren Noten der Bank zurückgestellt oder ersetzt werde. Sehr glaublich klingt die ganze Mitteilung nicht, indessen der Vorfall hat seine eigentümlichen Seiten. Wenn es den Notenräubern selbst nur darum zu thun gewesen wäre, sich der schwer abzusetzenden 1000 Pfund-Noten zu entledigen, hätten fie dieselben einfach verbrennen können. London. In Whitechapel hat dieser Tage ein verheirateter junger Mann von 18 Jähren namens Thurston Selbstmord verübt. Wie bei dec Leichenschau festgestellt wurde, war derselbe seit Ostern vorigen Jahres verheiratet. Seine Gattin, die ein vor einem Monat geborenes Kind im Arm trug, sagte aus, der Verstorbene habe versucht, durch Verkaufen von Zeitungen etwas zu verdienen, und da es ihm schlecht ging, habe er mit Selbstmord gedroht. Der Hauswirt hatte ihnen die Wohnung gekündigt, weil fie mit der Miete im Rückstand waren. Am Dienstag morgen hatte der Verstorbene mtt seiner Gattin Streit, warf ihr eine Tasse an den Kopf, und als er Blut fließen sah, ging er in ein Nebenzimmer und erhängte sich. Die Mutter Thurstons identifizierte die Leiche ihres Sohnes, sagte aber, sie habe nichts davon gewußt, daß er verheiratet war, er habe fie U«« «Ad Fer«. Pirna. Sine ganz eigenartige Bismarck- Ehrung wird für den verstorbenen Altreichs kanzler im Gebiet« der Sächsischen Schweiz ge plant. Der.Pirn. An,.' teilt darüber mtt. daß an einem Felsen deS Schrammstein- bezw. Winterberg-GebieteS ein lebensgroße« Medaillon- Porträt BiSmarckS, dessen Ausführung einem nahmhaften Künstler übergeben werden wird, «ingebauen werden soll. Die Kosten für diese» hoch in den Lüsten geplante BiSmärck-Denkmal sollen durch freiwillige Beträge einzelner Bis- marck-Verehrer sowie durch Zuschüsse verschiedener Gemeinden in der Sächsischen Schweiz auf gebracht werden. Schttetz. Um den Sinn für Sparsamkeit unter ihren Schülern zu erwecken, werden viele Lehrer des Kreises in ihren Schulen Schul- Sparkaffen errichten. ES wird auch der kleinste Betrag angenommen, gebucht und, nachdem die Sparsumme bis zu einer Mark angewachsen ist, der Kreissparkaffe zur Verzinsung eingezahtt. Neumünster. Der Knecht Wentorf gab im Propsteier Lager Ms die Eltern seiner Braut Revolverschüffe ab und fügte sich selber erheb liche Verletzungen zu, worauf er sich erschoß. DaS Motiv der That war Verweigerung der Einwilligung zur Eheschließung. Regensburg. Ein früherer Postbeamter hat jetzt nach längerem Leugnen gestanden, jene Schwindeleien mit gefälschten telegraphischenPost- anweisungen verübt zu haben, die vor Jayres- . frist viel von sich reden machten. Der Schwindler begab sich mit einem telegraphischen Handapparat auf der Landstraße in irgend eine waldige oder sonst wenig belebte Gegend, er kletterte eine Telegraphenstange, zwickte den Draht ab und telegraphierte seine Postanwei sung an die nächste größere Station. Da die Drahtenden nach der That wieder sorgfältig ver bunden wurden, ergaben sich keine Störungen, was die Entdeckung des Betruges erschwerte. München. Infolge übermäßigen SchnapS- genuffes ist in Deggendorf die vierzehnjährige Monika Karmann gestorben. Das Mädchen war vor einigen Tagen am Bahnhof damit be schäftigt, zerstreute Kohlen zusammenzulesen und hat bei dieser Gelegenheit mit dem etwa 13 jährigen Knaben des Buchbinders Sial eine Flasche Kognak geleert, was eine sehr schwere Erkrankung und den Tod der Karmann herbei führte. Das Mädchen wurde zum Trinken von dem Knaben gedrängt, der die Flasche bei einem Gastwirt gestohlen hatte und selber nur wenig genoß. München. Gelegentlich eines Gänseaus- kegelns in St. Georgen, am Ammersee, war in der dortigen Schloßbrauerei eine größere Gesell schaft versammelt, meist Einwohner von St. Georgen, Diessen und den umliegenden Dörfern und Flecken. Ein Radfahrer, der vorbeikam und das fröhliche Treiben sah, machte Halt und beteiligte sich ebenfalls am Kegeln. Seine Witze und Bonmots erhielten die Gesellschaft in stetem Lachen. Als er zwei Gänse gewonnen, gab er sie zum Besten; fie sollten sofort für die ganze Gesellschaft gebraten werden. Allgemeines Hoch- und Bravorufen belohnte diesen uneigennützigen Entschluß. Bis die leckere Mahlzeit fertig wäre, . wollte er ihnen einige Kunstftückchen auf dem Rade zum besten geben. Er fährt auf der Straße vor dem Wirtshause einige Male auf und ab und führt dabei verschiedene Kunststück- chen aus, die ungeteilten Beifall ernten. Schließ lich will er noch einen Hauptttic machen. Er erbittet sich von einem Herrn einen Hut und läßt sich m diesen von den Anwesenden Uhren, Ringe, Portemonnaies, Taschenmesser, Schlüssel u. s. w. hineinwerfen mit dem Bemerken, er wolle ihnen ein Zauberstückchen L I» Bosco auf dem Rade vorführen. Von allen Seiten wird ihm das Gewünschte gereich». Hierauf fährt er nach einem etwa 200 Meter entfernten Gebüsch an der Landstraße, steigt dort ab und manipu liert mit dem Hute; man kann jedoch nicht sehen was er macht. Endlich kommt er im flotten Tempo wieder angefahren. Auf allen Gesichtern liegt der Ausdruck spannender Erwartung. Als er an der vor dem Wirtshaus harrenden Gesellschaft vorbeikommt, wirft er mtt kräftigem Schwung erhob sich, und lautes Beifallrufen erschallte von allen Seiten. Aber plötzlich aufspringend, mit wutverzerrten Zügen, ergriff Christian ein Tisch messer und stieß es seinem Gegner mitten in die Brust. Ein allgemeiner Schrei der Empömng erhob sich in der Versammlung. Oskar fuhr mit der einen Hand nach der Wunde, auS welcher daS Blut reichlich strömte, mtt der andern entwand er Christian das Messer und warf es zur Erde. „Das find Sachen, die sich nicht schicken," sagte er, sich zu Christian wendend. „Laß das Messer liegen, damit unsere Genossen nicht glauben, daß wir nicht scherzen." „Bravo!" schrieen die Hanseaten begeistert. „Das ist ein edles Beispiel!" Aber Christian, durch den Beifall noch mehr gereizt, der seinem Gegner gespendet wurde, tu dem er einen versteckten Tadel seines eigenen Betragens erblickte, ergriff wütend ein anderes Messer und drang wie wahnsinnig aufs neue auf Oskar ein, den er getötet haben würde, wenn die anderen Weber nicht dazu gesprungen wären und ihn daran verhindert hätten. „Hinaus, hinaus mit dem Feigling; hinaus mtt dem Mörder!" schall« eS auS einem Munde, „der sich bewaffnet auf einen Unbewaffneten stürzt! Der ohne Grund über denjenigen her fällt, der ihm kurz vorher noch seine Unbill ver ziehen! Wir stoßen ihn MS dem Bund der Hansa MS!" „Liebe Freunde," erwiderte Christian, der etwas ruhiger geworden „Ihr vergeßt, daß eS ganz gleichgültig ist, ob Ihr mich wollt oder nicht. Ich bin ein Glied der Hansa, und ohne
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