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Allgemeiner Anzeiger für die Stadt Ane u. Umgehung > KE«.,»... . 'S.L.fLLK..» d«q »ie Poft 1 »r. »eh«« «eftelwogm o». Nr. 147. Sonnabend, den 10. Dezember 1898.11. Jahrgang. Stadtverordnetenwahl Aue. Mit End« dieses Jahres scheiden aus dem Stadtverordnetencollegium die Herren 1. Sattlermrister Pmil Kekmßoktz, 2. Kaufmann Ar»«» Keiner, 8. Bäckermeister Kerman« Meiß, 4. Buchhalter Aernbard cheorgi, 6. Kassirer Louis Keinze, 6. Kausmann Noßert Korbach aus der Reihe der Ansässigen, 7. Kaufmann Khristia« Aoigt, 8. Kausmann Aaul Mehner, ' 9. Kaufmann Albert Naumann, 10. Lederhändler August Archer aus der Reihe der Unansässtgen, di« unter 1—9 Ernannten wegen Ablauf der Wahlzeit, der unter 10 Genannte, da er ansässig geworden ist. Eämmtliche sind bis aus die Herren Christian Voigt und Paul Metzner, wel che erklärt haben, eine Wiederwahl aus GeschästSrückstchten u. s. w. nicht annehmen zu »ollen, wieder wählbar. Zur Vornahme der Neuwahl von 6 ansässigen und 4 unansässtgen Stadtoer. ordneten wird als Wahltag Sonnabend, der 10. Dezember 1808 festgesetzt. Die stimmberechtigten Bürger hiesiger Stadt werden aufgesordert, am genann. ten Tage in der Zeit von vormittags S bis mittags 1 Ahr ihre Stimmzettel in den nachstehend» näher bezeichneten Wahlräumen persönlich vor dem Wahlausschuss« abzu- geden. Aus der Reihe der Ansässigen tritt der an 5. Stelle mit den meisten Stim men Gewählte für Herrn Fabrikant Caßler ein und scheidet Ende 1902 aus, der an 6. Stelle mit den meisten Stimmen Gewählte für Herrn Zimmermeister Georgi mür scheidet Ende 1900 aus. Aus der Reihe der Unansässigen gilt der an 4. Stelle mit den meisten Stim men Gewählte für Herrn August Becher gewählt und scheidet demzufolge Ende 1902 wieder aus. Die Stadt wird für diese Wahl in 4 Wahlbezirk« getheilt. ES gehören zum I. N-tirk - II NeM: III N-M Auerhammerstr. vlbertstr. Bahnhofstr. von No Bismarckstr. Bockauerstr. 2-21. Ernst Geßner Platz Göthestr. Bockaaergasse. Carolastr. Färberstr. Gerberstr. Markt, Molttestr, Drutdenstr. Ktrchstr. tzisenbahnstr Mittelstr. Niederschlemaerweg. Jägerstr, Oststr. Schillerstr. Kurzestr. Reichsstr. Schmelzhütte. Marktstr. Waflerstr. Schneebergerstr. Schützenstr. 3 Bechergüter. Waldstr. SchützenhauSweg. Bahnwärterhaus Bün ¬ Wehrstr. Schwarzenbergerstr. del. Wettinerstr. Zwitterweg. KehrerhauS Abth. 8 Ziegelstr. Schöniger Häuser Abth. 7 L. Zinnftr. WellüerS Hau« Abth. L. 18 v. Reich Haus Abth. S. S. 15. 13 v. Gasanstalt. Straße 12. Straße 2ö. Al» Wahlraum wird bestimmt für den I. Aezirk: Saal de» Nathskellers, Markt 18 I Kr-, IV. N-iirk: Frühere Ge- meinde Zelle. für den II. NejirL: Stadtverordnetenfihuugssaal Schwarzenbergerstraße 10 1 Kr , für den III. NqkL: Nranerei-Schankwirthschast, Neichsstr. SS, Erdgeschoß., für den IV. AezirL: - . Hastßans M Hb«ß«ßoMche7 Lößnitzrrstr. 1, Krdgefcho-. Aue, den 30. November 1AS8. Der Rach der Stadt. vr. Kretzschmar. Kühn. Ans letzter Woche. Der Kaiser ist wieder heimgekehrt und hat unter Eni- faltung großen militärischen Pompes, empfangen von den Spitzen der Behörden, seinen Einzug in Berlin gehalten. Wenn rS auch dementiert wird, daß er gesagt: »Ich habe meinen Erlöser nicht in den« Lande gefunden, da er geboren ist," so darf doch al» gewiß gelten, daß die Jerusalem-reife vielen eine große Entäuschuug gebracht hat. Der Orient bietet eben nur aus einer gewissen Entfernung das Bild märchenhaften Glanzes; in der Nähe sieht man deutlich die untilgbaren Spuren der Verrottung und Vorkommenheit entnervter Völker. Trägheit, Schmutz, Habgier und Be- stechlichkeit treten überall in unverhüllter Nacktheit aus. Ent täuscht werden auch die Klugen sein, die bereits im Geiste Syrien al» deutsche Kolonie erblickten. So schnell reifen tt« Früchte einer wettausschauenden Politik nicht. Das un alter einst dir Türkei mehr bedeuten kann, als Südwest-Afri- kg und Kiaulschou, wenn der eingeschlagene Weg weiter begangen wird, kann als gewiß Zellen. Hierin wird auch für die Zukunft der Schwerpunkt der Oriemrelse liegen. — Die Rückkehr des Kaisers hat auch die ReichSmaschme in schnelleren Gang gebracht. Zum 6. Dezember ist der Reichs- tag wieder einbrrusen, in dem ein heißer Kampf um die Militärvorlag« entbrenneu wird. Die Atdtive, welche zur Begründung für die Erhöhung der Präsenzstärke der Armer .angeführt werden, sollen e» deutlich auSjprechen, daß die -.Verwirklichung der Abrüstungsidee noch lange auf sich war- ten lasse« werde. Da übrigens auch die bösen Nachbarn prüften, Mäßen wir e» gleichialls thnn. Wird etwa überall auf Vorrat gerüstet, daniit sich jeder später rin wenig ab- handeln lassen kann? Beinahe scheint e» so. —- An der -südlichen Grenz« von Deutsch.Südwestafrika find di« ringr» ^byrenen Hott,mott,n wieder einmal ausständig geworden, invtlgedeffen ist es schon zu Gefechten zwischen den Einge borenen und Major Leutwein gekommen, die indessen ziem- lich ergebnislos verlaufen. Da dir Hoitentottrn unsere Kultur nicht mik"Güte annrhmrn wollen, wird man dort ,^neu« Militärstalionen einrichken, so erscheint der Militari«. nmsnl« Kulturträger! — Im österreichisch«« Abgeordneten haus« hat der Ministerpräsident Graf L hun bei einer Be- sprechung der Ausweisung österreichischer Untrrthaneii au« Preußen scharf« Wendungen gegen letzteres gebraucht; die au» der Sprach« der Diplomatie in den gewöhnlichen Zar« gon llbersetzt, Grobhritm und Drohungen enthalten, «engst- tiche Gemüter sehen schon die Beziehungen -wischen Deutsch land und Oesterreich getrübt, ja den Zwribund beider Mächte gelockert. Dieser beruht aber auf viel dauerhafteren Grund» lagen, al» daß sie Graf Thun erschüttern könnte. Im übri gen wäre die Entjremdung zwischen Deutschland und Oester- reich die Todesstunde für dies« in voller Auflösung begriffene Monarchie. Alles was deutsch heißt, würde von dort dem Reiche offenkundig zustreben, und fänden diese Bestrebungen hier Unterstützung, so würde auf die Dauer das so sehr gelockerte Siaatengesüge auSMianderfallen. Oder wollte sich Graf Thun selbst um den Hal» reoen, damit er einen ge sicherten Rückzug habe? Ach möglich. - In Frankreich ist der leidende Held der DreysuSangelegenheit, Dreyfu» selbst, längst au« dem Mittelpunkt des Interesses gerückt, an seine Stelle ist der aktive Picquart, getreten. Es wäre ein tragisches Geschick, wenn es der Generalstabspartri gelingen würde, diese braven Offiziere zu zermalmen, al« Opfer für den geretteten DrrysuS. In der Angelegenheit Pciquart hat nun der Senat die Sache der Gerechtigkeit vertreten und der ehemalige Minister Poincare hat durch eine unge mein eindrucksvolle Rede sich als den Staatsmann der Zukunft für Frankreich erwiesen. Im nächsten Kabinett wird er einen Sitz haben, und da der jung ist, wird er uns ost begegnen. — Die amerikanisch-spanischen Frie- denSoerhandlungen schleppen sich mühsam ihrem Ende entgegen. Amerika diktiert und Spanien protestiert, um endlich zu acceptieren. Der Bien muß I Wenn auch das Verhalten der Spanier aus Cuba keine Billigung ver diente, so hätte Europa den Uebermut der Amerikaner nicht in» Ungemeflene steigen lassen sollen. Amerika gibt seine Monroe-Doktrin, Amerika den Amerikanern, auf, und beteiligt sich am Wettlauf um fremde Kolonien; «S ist auf und daran, leine Konkurrenten zu überflügeln. Die Zeit kann nicht ferne sein, wo sich Europa gegen den jungen Erdteil wehren muß. Der übermächtige Druck von außen, der sich schon heute fühlbar macht, wird die Völker des alten Kontinents einen müssen, und so stehen vielleicht in Zukunft die vereinigten Staaten von Europa denen von Amerika gegenüber. Aus Sachsen und Umgebung. — Ein Stich in dar rechte Auge hat bei einem «jäh rigen Knaben in Reichenbach i. B. einen recht betrübenden AuSgang genommen. Beim Spielen mit der Scheer« hatte der Meine back Mißgeschick, sich in das rechte Auqe zu stechen. Eine äußere Verlegung «ar nicht wahrzunrhmen gewesen, und so glaubten die Eltern, da« entzündet« Auge werde sich bei einiger Ruh« und durch kühle Ueberschläge wieder erho len. Da der Knabe vor einigen Tage«, über heftige Schmerzen klagt«, entschloß man sich, einen Arzt zu Rate zu ziehen. Aber recht schmerzlich war der Ausspruch desselben: Zu spät l Der Knabe hat die Pupille getroffen. Da« eine Auge ist verloren, das andere ist bereit« stark 1« Mitleidenschaft gezogen worden". — Di« Wasserfrage hat in den letzten Jahren Reichen- bach i. V. nahezu LOO 000 Mark gekostet. Hiervon entfallen SO 000 Mk. auf die erfolglosen Bohrungen, 10 000 Mk. für Untersuchung de« Boden« in der Umgegend auf Wasser und 40 000 Mk. für Erwerbung von Wirsen in den Fluren des benachbarten Oberreichenbach. Man hofft hier Wasser zu gewinnen. — Ein größerer Anbau an da« UntrrkunftShaus aus dem Fichtelberg« wird jedenfalls schon im nächsten Jahre erfolgen. Die noch nöligen Baugelder (12000 Mk.) werden von ErzgrbirgS-Zwergvereinen und -Mitgtedern durch Dar- lehen beschafft. In Zwickau find allein für diesen Zweck aus privaten Mitteln VOOO Mk. gezeichnet worden. Das Ftch- telberghau« wird auch im Winter bewirtschaftet. — Am Sonnabend wurde aus dem Bahnhose zu Flöba bei der Einfahrt eine« nach Annaberg gehenden Personen zugeS der in Mha stationierte Feurrmann Reichelt, als > r seinen Nachtdienst amreten wollte, beim Ueberschrritra der Gleise vom Zuge erfaßt und überfahren. Hierbei «litt er einen Schädel- und Beinbruch, sowie auch " Verletzungen am Arme. Der Unglückliche ist verheiratet und Vater von 4 Kindern. — In Neudorf vergnügten sich mehrere Kinder mit Armbrustfchirßen, wobei «in isjähriger Knabe von einem abgeschossenen Bolzen so unglücklich in da» link« Auge ge- troffen wurde, daß dasselbe nach ärztlicher Aussage <n« ver loren gilt. — Im Wiener Garten in Dresden find grgenwärtig zahlreich« Künstler und Handwerker mit den Vorbereitungen zu einer großen WeihnacttS-Aurstellung beschäftigt, dir, un ter dem Titel: »Ein Wechnachttmarkt in Jerusalem", die plastisch« und praktikable Darstellung der hervorragendsten heiligen Stätten von Palästina bringen wird. Gämmtlich« Säle de« Wiener Garten-, sowie die angrenzenden Gatten» Marquisen werden zu diesem Zwecke mit entsprechenden, von Künstlern ansgeführten Dekorationen, Bauten je versehen, so daß di« Ausstellung in den Einzelheiten, sowie in der Ge- sammtwirkung «in anschauliche«, durch zahlreiche Personen belebte« Bild au« dem Orient Vorfahrt. Da« Ecträgniß der Ausstellung, di« sicher »iae-große Anziehung nicht ver fehlen wird, soll nut^Genehmigung" Ihrer Majestät der Kö nigin dem Alberwerein zuflteßen. Allen Besuchern von Dresden wird diese Ausstellung -ewttz von Jmrreff« sein.