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Auerthal-Zeitung : 09.12.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189812093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18981209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18981209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-12
- Tag 1898-12-09
-
Monat
1898-12
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 09.12.1898
- Autor
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N Halle a. G. Nach Unterschlagung von Briefmarken im Werte von über 60000 Mk. ist der Brieftnarkrnhändler Eduard Barth flüchtig geworden. Barth, der hier ein ganz bedeuten« des Brirfmarkengeschäst betrieb, halte in letzter Zeit große Posten von Marken von Berliner und auswärtigen Händlern sowie auch ganze Sammlungen aufgekauft, teils auf Kredit, teils gegen Hergabe von Wechseln, die noch sämtlich laufen. Die Sammlungen verkaufte Barth so schnell wie möglich unter dem Preise wieder und verschaffte sich so erhebliche Geldmittel. Mitte vorigen Monat» verreiste Barth mit seiner Familie nach Leipzig, trat sodann eine Geschäfts reise nach Berlin an und ist seit dieser Zeit ver schwunden. Der Flüchtige, der jedenfalls noch wertvolle Marken im Gesamtbettage von KO OOO Mark bei sich haben dürste, hat sich vermutlich nach der Schweiz gewandt und wird von dort aus versuchen, vielleicht unter falschem Namen die geraubten Sachen zu verkaufen. Welch großes vertrauen Barth in Fachkreisen genoß, geht daraus hervor, daß noch nach seiner Flucht für etwa 20000 Maü ausländische Briefmarken bei ihm eintrafen, die durch den Konkursver walter natürlich an den Absender wieder zurück geschickt wurden. Frankfurt a. M. Nach Buchfälschungen inNd Unterschlagungen in Höhe von 14000 Mk. ist der städtische Hafenschreiber Kiefer flüchtig geworden. — Er wurde in Posen verhaftet. Helgoland. Die Trauung eines chinesischen Offiziers mit einer deutschen Dame ist dieser Tage >hier vollzogen worden. Der glückliche Bräutigam, Leutnant Tschai, war mit einigen anderen chinesischen See-Offizieren nach Elbing gekommen, um den Bau der für ihre Regierung bestimmten Torpedobootzerstörer auf derSchichau- schen Werst zu beaufsichtigen. Dort verlor er sein Herz an ein Fräulein Berg, und als er mit seinen Kameraden im letzten Monat wieder nach China zurückkehren sollte, zog er es vor, in Deutschland zu bleiben. Er trat zum Christen tum über, reichte seiner Auserwählten die Hand zum Bunde und denkt nun in Königsberg ein Geschäft zu begründen. Dülmen. Man liest im ,Dülmener Anz.': 25 Jahre waren kürzlich verflossen, seit Fräulein Möllmann hier als Sekretär in den Dienst der Stadtverwaltung getreten ist. Während dieses langen Zeitraumes hat die Dame treu und unermüdlich ihres Amtes gewaltet. Am letzten Sonntag feierte die Beamtin ihr 25 jähriges Dienstjubiläum in aller Stille. Aachen. Von der Kriminalpolizei wurde der Postasfistent Hinkenbrandt festgenommen, der im vergangenen Monat aus Monjoie wegen Urkundenfälschung und Unterschlagung flüchtig geworden war. Bei dem Verhafteten wurde noch eine Anzahl von Postanweisungen vor gesund,en. Eupen. Infolge der bevorstehenden Neu wahl eines Abgeordneten an Stelle des auf sein Mandat verzichtenden Reichsgerichtsrats Spahn waren in sieben hiesigen Urwahlbezirken Ergänzungswahlen von zusammen 20 Wahl männern nötig und anberaumt. Kein einziger Wähler hat sich zu dieser Wahl eingefunden. Trarbach. Zum vierten Male innerhalb 8 Tagen hat man versucht, den letzten hier an kommenden Personenzug zur Entgleisung zu bringen. Es wurde ein schwerer Balken quer über die Schienen gelegt. Der Lokomotivführer bemerkte glücklicherweise jedesmal das Hindernis. Straßburg. Bei dem in Saarburg garnisonierenden Schleswig-Holsteinischen Manen- Regiment Nr. 15 herrscht seit längerer Zeit der Typhus. Nachdem die Seuche vor einigen Monaten stark zurückgegangen, fast sogar wieder verschwunden war, ist sie augenblicklich wieder stark im Zunehmen begriffen; nach der Metzer Zeitung' sollen von der Mannschaft gegen 100 Mann daran krank liegen. Es verlautet, daß das ganze Regiment die Saarburger Garnison verlassen und vorläufig nach dem Schicßübungsplatz beiHagenau verlegt werden soll. Innsbruck. Der Tiroler Landesausschuß gibt alljährlich Prämien für im Lande Tirol ge tötete gütige Schlangen, deren Köpfe an ihn , eingeschickt werden. In diesem Jahre betrug die Zahl der eingesandten Köpfe Sbü. «5 Schlange« Ware» giftta; davon entfielen 566 auf.deu stalie- Nischen, ISS auf den deutschen LomdeStL. An Prämien wurden hierfür AP Gulden KO Kreuzer an-bezahlt. Bekanntlich hat Schiller das Motto für sein be rühmtes Lied von der Glocke von der Inschrift der großen Münsterglocke in Schaffhausen ge nommen : Vtvoo vooo, wortao« plaugo, kulgur» ttanx» (die Lebenden mfe ich, die Toten be klage ich und breche die Blitze). Die Glocke ward 1498 vom Glockengießer Prior in Basel gegossen und hing seitdem im Münsterturm zu Schaffhausen. Im Lause der Zeit erhielt fie einen Sprung und verlor ein Stück ihres Metalls. Sie erhielt dadurch einen unmelodi schen Ton, der allmählich immer unangenehmer klang, so daß fie in den letzten Jahren nicht mehr geläutet wurde. Immer mehr faßte der Gedanke Wurzel, die alte geschichtliche Glocke im Museum der Stadt aufzustellen und dafür eine neue gießen zu lassen. Dies ist nunmehr ge schehen. Die alte historische Schiller-Glocke ist jetzt ins Stadtmuseum gebracht worden. Der Kirchenchor, verstärkt auf 250 Sänger, führte bei dieser Gelegenheit in der Kirche von St. Johann Schillers Lied von der Glocke mit der Musik von Romberg auf. Das neue Geläute wurde in einem Aufzuge der Bürgerschaft eingeholt, von den Schülern des Gymnasiums auf den Turm gewunden und durch einen feierlichen Gottesdienst unter Beteiligung aller Behörden eingeweiht. Paris. In der Rue Provence, gegenüber einem Polizeikommissariat, wurde am 3. d. in den Laden des Goldarbeiters Daniel einge brochen, obgleich ein Rollbalkenverschluß vor handen ist. Es wurden Waren im Wert von mehr als 100000 Frank gestohlen. Rouen. Auf einer Station bei Rouen gerieten am Donnerstag beim Rangieren eines Güterzuges 20 abgestoßene Wagen ins Rollen und rannten mit erschreckender Geschwindigkeit nach der nächsten Station Poix. Hier konnten fie noch rechtzeitig auf ein Nebengeleise geleitet werden. Sie stießen mit furchtbarer Gewalt gegen den Prellbock und gingen größtenteils in Trümmer. Der einzige Bremser, der sich auf ihnen befand, ein Familienvater, wurde unter schrecklichen Verstümmelungen getötet. London. In Chatham ist der Hofkutscher Jonas Miles, 93 Jahre alt, gestorben. Er hat vier Souveräne gefahren: Georg Hl., Georg II., Wilhelm IV. und die Königin Viktoria. Im Alter von 14 Jahren trat Miles in den Hof dienst. — Lord Rosebery veranstaltete vor einiger Zeit ein großes Festmahl, zu dem er seine politischen Freunde um» Wähler geladen hatte. Unter letzteren befand sich auch ein biederer Pächter, der in seinem Leben noch nie mals Eis gegessen hatte und beim Kosten des Gerichtes, das er für einen süßen Pudding hielt, der Meinung war, in der Küche sei ein Ver sehen vorgekommen. Er hielt sich für ver pflichtet, den Gastgeber, den er hoch verehrte, darauf aufmerksam zu machen, um ihn davor zu schützen, daß die übrigen Anwesenden den Fehler etwa auch bemerkten und sich darüber beschweren würden. Lord Rosebery nahm die Mitteilung des braven Mannes ganz ernst entgegen, ohne auch nur eine Mene zu verziehen; er dankte ihm für die gute Absicht, aß auch von dem „Pudding" und rief dann einen Diener herbei, mit dem er eine längere Unterredung hatte. Dann wandte er sich wieder zu seinem Gast und sagte, als ob ihm ein Stein vom Herzen genommen sei: „Es ist alles in Ord nung, Herr, man hat den Pudding absichtlich gefrieren lassen." Jetzt beruhigte sich auch der Landmann und verzehrte den Rest, den er auf seinem Teller gelassen hatte, mit sichtlichem Be hagen. Stockholm. Von der schwedischen Expedition, die seiner Zeit unter Leitung Stadlings nach Nordsibirien aufgebrochen ist, sind über London direkte Nachrichten eingetroffen. Eine Spur von Andree und seinen Gefährten zu entdecken, ist der Expedition trotz großer Strapazen, denen Entscheidungen de» „allen Fritz". Einige weniger bekannte Entscheidungen Friedrichs des Großen werden im ,L. T.' zu sammengestellt. 1) Oberst v. S. reicht einen Plan ein, ohne größere Auflagen für das Land jährlich anderthalb Millionen mehr einzunehmen. Resolutton: Wind! Wind! Ich kriege kein Geld, wenn ich es nicht den Leuten aus der Tasche nehme, aber von den anderthalb Mil lionen müßten fie kaput gehen. Ich behelfe mich lieber. Neue Einrichtung der Kavallerie, Verstärkung der Regimenter, neue Uniform und Karabiner mit nur 50 Thalern Aufwand paar Mann, von Generalleutnant v. S. Resolutton: Das wären 5 Tonnen Goldes. Ich kann nicht, wie General leutnant v. S., Schulden machen. Meine Sol daten brauchen sich nicht herauszuputzen wie die Pfingstochsen, und die Kavallerie soll sich auf ihren Säbel verlassen, denn schießen können fie alle nicht, und wenn fie drei Karabiner haben. Vom Appellattonsgerichtsrat o. T. wegen Verbesserung der Gehalte der Justizbeamten und Anstellung von Hilfsarbeitern. Resolutton: Ich kann keine teurere Einrichtungen machen, als wie ich sie bezahlen kann. Das geht in die Millionen. Wir wollen lieber mit den schlech teren Einrichtungen uns kontentteren, damit wir bei den besseren nicht bankrott werden. Justizassessor v. H. ersucht um Zwangsmaß regeln gegen einen Leipziger Buchhändler wegen zwölf Fnedrichsd'or Schriftstellerhonorar. Re solution : Geht mich nichts an. Warum schreibt er für Geld. Die Buchhändler sind lumpige Ut l^ H*** ö^leS unterzogen Grrichlshallr. Düsseldorf. Der Schuhmacher PenShorn von hier, ein schon häufig vorbestrafter Mensch, wurde von der hiesigen Strafkammer wegen Majestäts beleidigung zu 1k Monat Gefängnis verurteilt. P. hatte öffentlich di« unflätigsten Beleidigungen gegen dm deutschen Kaiser auSgestoßen. Worm». Der Milchhändler PH. Oswald in SimbShäm, der schon mehrmals wegm Milch fälschung durch Wasserzusatz abaeurtetlt ist, wurde wegm Rückfall zu vier Wochen Gefängnis verurteilt. Gi« langer Kchlaf, der ohne die geringste Unterbrechung fünf Monate angedauert hat, ist kürzlich jenseits deS Großen Ozeans zum glücklichen Abschluß ge kommen. Die Gattin eines Farmers im Staate New Aork ist die Langschläferin; sie war aus Kummer über den jähen Tod eines ihrer Söhne in eine Schwermut verfallen, die dem Anscheine nach in Wahnsinn auszuarten drohte. In einem ihrer Trübsinnsanfälle verließ die Frau spät abends das HauS und wanderte meilenweit in die Nacht hinaus. Am anderen Morgen fand fie der geängstigte Ehemann, der schon glaubte, fie hätte fick in Verzweiflung das Leben genommen, fast an der Grenze seiner Ländereien unter einem Strauche in festen Schlaf versunken. Da es sich als unmöglich erwies, die Schlum- mende zu wecken, transportierte man fie auf einer Bahre nach Hause. Der nach mehreren Tagen zu Rate gezogene Arzt konnte nichts anderes thun, als der von Schlafsucht Befalle nen einige Injektionen zu machen, die jedoch nicht den mindesten Erfolg hatten. Es blieb nun nichts übrig, als die sonderbare Patientin ruhig schlafen zu lassen und ihr nur von Zeit zu Zeit etwas flüssige Nahrung einzuflüßen. Zur großen Freude der in steter Besorgnis lebenden Farmersfamilie erwachte die Frau eines Tages ganz von selbst, nachdem fie nahezu fünf Monate im Reich der Träume zugebracht hatte. Sie selbst glaubte, nur eine einzige Nacht ge schlafen zu haben, und bestand darauf, sofort aufzustehen, um ihren wirtschaftlichen Pflichten nachzukommen. Nur eins hatte fie während ihrer langen Ruhe vergessen, und das war die Erinnerung an ihren verstorbenen Sohn. Es schien ihr garnicht in den Sinn zu kommen, daß fie jemals mehr Kinder besessen, als fie in dem Augenblick ihres Erwachens um ihr Bett ver sammelt sah. B«ahler. Sie haben mich auch beftogM. De> Assessor v. H. muß sein eigener Buchhändler werden, wenn er was verdienen will. H. Lj Berse soll Er überhaupt als Assessor gar nich machen! Domkapitel su B. beschwert fich, daß 104 Malter Kom f« da» wöchentliche SirAngebrt für den Fürsten vom herrschaftlichen Magazin verweigert worden find. Resolution: Ist kein Korn da, kann ich auch nichts holen auS den Magazinen. Die Geistlichkeit mag für fich selber beten, daß Dummheit und Heuchelei nicht über band nimmt. Ich bin schon mit dem Gebet zu- ftieden, das meine ungeistlichen Unterthemen für mich gratis thun. Oo der Advokat R. in K. in seinem Hause mit seinen Bekannten Betstunden halten dürfe? Resolutton: Muß ich'S leiden, daß fich die Be- kannten privatim besaufen, kann ich nicht ver wehren, daß sie auch privatim beten. Oberkonfistoriums-Änfraae, welche Strafe für den Pfarrer Hempel zu verhängen, welcher ge predigt, daß am 15. Juli 1764 die Welt unter gehe. Resolutton: Erst abwarten, ob der Mann recht hat. Und hat er mit dem Weltuntergang nicht recht, so hat er doch das Recht, fich zu irren. Das ist ein allgemeines Recht, welches das Konsistorium nicht antasten darf. Ob ein privilegierter Kalender Prophezeiun gen, gute und schlechte Tage, Nattvitäten und ähnliches abdrucken dürfe? Resolution: Frei lich, das ist das beste Mittel, den Leuten bei zubringen, daß solche Divinatton Tölpelei ist. Kunlr» Allerlei. Die Bevölkerung des Prenst. Staates gibt die.Statist. Korresp.' auf Grund vorläufiger . Feststellungen für Ende 1897 auf 32889 616 Köpfe an, darunter 16159 498 männliche und 16 730118 weibliche Personen. Bom „Segen" der Abzahlnngs- geschöfte erzählt die .Kreuzztg.' folgende lehr reiche Geschichte: Ein längere Zeit stellungs-. loser verheirateter Kaufmann bedarf zum Antritt einer neuen Stellung eines Anzuges, und da er befürchtet, bei einem Schneidermeister keinen Kredit zu bekommen, wendet er fich an ein Ab zahlungsgeschäft, um einen Anzug im Betrage von 60 Mk. gegen monatliche Teilzahlungen zu erhalten. Neber die Bedingungen, 25. Mk. An zahlung und den Rest in monatlichen Raten, war man schnell einig, aber, trotzdem das ganze Lager durchsucht wurde, fand sich kein dem Käufer passender oder zusagender Anzug. Der Geschäftsinhaber machte daher den Vorschlag, der Betreffende möge fich bei seinem Lieferanten einen Anzug unfertigen lassen, und gab ihn, zu diesem Zweck ein verschlossenes Empfehlungs schreiben mit. — Unterwegs überlegte fich aber der Käufer die Sache und beschloß, doch lieber erst mal zu seinem früheren Schneider zu gehen und zu versuchen, bei ihm einen Anzug auf Kredit zu erhallen. Der Meister gewährte ihm gern den geforderten Kredit und nun öffnete man den ja jetzt wertlosen Brief des Abzahlungs händlers. Der Brief lautete folgendermaßen: Herrn X! Bitte Uebringer einen Anzug unfertigen zu wollen, dessen Preis jedoch für mich nicht mehr als 30 Mk. betragen darf. Hochachtungs voll (Unterschrift). Der Zinszuschlag betrug also wenigstens 100 Prozent und das Verlust risiko bei 25 Mk. Anzahlung ganze 5 Mk. Dieses Beispiel aus der Praxis ist ein neuer Beweis dafür, daß die Abzahlungsgeschäfte kein Segen, sondern im großen uiü) ganzen ein wirtschaftliches Unglück für viele unseres Volkes find. , Wink. Sie: „Ich bin gezwungen, Arthur, dem Verein für Verbesserung der Frauen kleidung beizutreten." — Er: Gezwungen?" — Sie: „Jawohl — meine Kleider find alle schon schlecht!" s Schlau. Aussetzer: Wem gehören denn die hübschen Kinder, die da auf dem Rasen spielen ?" — Frau (geschmeichelt): „Mir!" — Aufseher: „So, dann will ich mir mal gleich Ihren Namen notieren . . ., das Betreten des Rasens ist nämlich bei Strafe verboten!" Mißverstanden. General: „Wie lang' sind Sie Unteroffizier?" — Unteroffizier: „Ein Meter siebzig, Herr General!" eintreten wollte, stieß die Witwe sie mit einem „Nein!" zurück. Zitternd vor Wut stand sie ihr gegenüber. „Nein!" zischte fie, den Arm drohend gegen sie erhoben, „nein! dein Fuß soll meine Schwelle niemals mehr überschreiten." Käthe wurde blaß, aber fie bezwang sich und sagte ruhig: „Für heute, Frau Baumann, ist eS wohl zu spät, eine Aenderung zu treffen." „Geh mir aus den Augen, du elende Kreatur! Du bist schuld daran, daß fie ihn sreigesprochen haben, du Lügnerin!" „Ich log nickt, ich sprach die Wahrheit!" „Die Wahrheit? Tausendmal bist du an dem alten Gemäuer vorbei gekommen, wie konntest du es vergessen! Aber das kommt von deinem einsamen Umhertreiben, deinem versteckten, träumerischen Wesen! Doch nein, ich glaube, du hast eS absichtlich aethan! Du wolltest ihn ent kommen lassen! Bist du eine Verrückte oder eine Lügnerin? — DaS möchte ich wissen!" „Ich bin keinS von beiden, Frau Baumann. So gewiß es einen Gott im Himmel gibt, so gewiß ist eS, daß der Mann, den sie beute sreigesprochen haben, Ihren Sohn in jener Nacht niederschlug und seinen Körper in das Wasser stieß." „Und du haft ihn der Strafe entgehen lassen! Schande über dich, tausendmal Schande! Hin weg von mir, du Bipgr!". wägte Käthe, noch immer ihre Erregung nieder kämpfend. „GH«, wohin du willst! Was kümmert 1»S «ich. Ich will, daß du mir auS den Augen gehst! Hast du gehört, was ich sage?" ihrem ihn: seine Augen matter »«wen sei helft« zu können. «tz,» (Fortsetzung folgt ) andern. Alle aber treffen in der Meinung zu sammen: „Wenn fie vernünftig find, verkaufen sie ihre Besitzung und gehen inS Ausland." Heinrich vernimmt diese Reden und Urteile nicht, aber er fühlt fie. Er glaubt, die all gemeine Verdammung mit der Luft einzuatmen, die ihn umgibt, jedes rauschende Blatt, jede murmelnde Welle scheint fie ihm zuzuflüstern. Nachdem die erste Rührung über die Wieder vereinigung mit seiner Gattin vorbei ist, versinkt er in eine Niedergeschlagenheit, die seine Ge sundheit mehr untergräbt, als es die lange Hast vermocht hat. Vergebens find alle Be mühungen Marthas, ihn seinem trüben Sin« zu entreißen. „Das Gesetz ließ mir das Leben, aber nahm mir meine Ehre," das ist der Ge- danke, der ihn Tag und Nacht erfüllt und ftine Seele zu keiner Ruhe kommen läßt. Er hat noch immer Freunde, die fest zu ihm halten und bereit find, durch dick und dünn mit ihm zu gehen; aber es find ihrer nur wenige. Die meisten seiner Bekannten halten fich fern von ihm. Einige thun «S, weil fie nicht wissen, was fie zu ihm sagen sollen, die anderen, well fie die öffentliche Meinung fmchten, die gegen ihn ist. Trotzdem denken weder Heinrich noch Martha daran, das Herrenhaus zu verkauftn und in das Ausland zu gehen. Sie wollen tapferem Käthes Ruhe schwand und ihre Augen be gannen zu funkeln. „Sie werden bedauern, was Sie jetzt thun, Frau Baumann," sagte sie finster. „Ich habe die Macht, es Sie bitter bereuen zu lassen, und bei Gott, Sie sollen es bereuen!" „Thue, was du willst! Gehe, wohin du willst! Ich werde dir deine Sachen morgen nachsckicken: aber verlasse dieses Haus, damit ich dein falsches Antlitz nicht länger sehen muß. Hast du mich verstanden?" „Sie wagen es, meine Rache herauS- zufordern?" „Ja, thue dein ärgstes. Was für ein Leid kann mich noch treffen? Mein Sohn ist tot, sein Mörder freigesprochen! Der bittere Kelch, den ich zu trinken habe, ist zum Ueberfließen voll. Ich muß ihn leeren, aber deine Augen sollen fich nicht daran erfreuen. Entferne dich!" Käthe blieb unbeweglich stehen. „Sie halten Heinrich von Lestow für den Mörder Ihres Sohnes?" „Kain war nicht schuldiger, als er." „Ich hörte die Leute im Gerichtssaal sagfn, daß Heinrich von Leftows Ehre für immer ver nichtet sei, daß er ftsn Haupt nie wieder werde aufrecht tragen können, auch wenn fit ihn frei sprechen, sondrm daß der Verdacht wie ein Fluch über ihm hängen werde." „Ich freue mich, dies zu hören! Aber dir bin ich keinen Dank schuldig." „Meinen Sie?" Die schlanke Gestalt Käthes richtete fich hoch in die Höhe. „In meiner Macht liegt e», ihm seine Ehre wiedequgeben. Ich brauche nur drei Worte zu sagen und er ist von dem Verdachte gereinigt? „So schwurst du einen falschen Eid. Hast du an die Strafe gedacht, welche den Mein- eidigen trifft?" „Fürchten Sie nichts für mich," spottete Käthe, „ich werde mich zu rechtfertigen wissen; aber Ihre Gehässigkeit wird ans Licht kommen." Der Zorn der Frau war von ihrer Neu gier verdrängt. „Sage mir, was du weißt, und du kannst heute nacht m meinem Hause bleiben." „Nein, Frau Baumann, Ihr Anerbieten kommt zu spät," sagte Käthe kalt und schneidend. „Ich werde meine Sachen abholen lassen und mit dem 12 Uhr-Zuge nach Berlin fahren. Ich wünsche Ihnen gute Nacht, Frau Baumann, und angenehme Träume!" Sie machte der Ueberraschten eine tiefe und spöttische Verbeugung und entfernte fich. * „Nichtschuldig!" lautete der Spruch der Ge schworenen ; doch die öffentliche Meinung urteilte anders: „Losgesprochen wegen Mangels an Beweisen!" — „Mit genauer Not der ver dienten Straft entkommen!" — „Durch die Ge schicklichkeit seines Verteidigers dem Galgen ent gangen" — das find die Urteile, welche das Publiklun, die en in den Händen, über Heinrich von „Seine Frau soll die wohlthätige Fe« ge spielt und die armen Kinder mit Bonbons ge füttert haben, um die Geschworen günstig zu stimmen," so sagen die einen. .Dieser Hall- berg ist ein geriebener Kerl, er hat den Fall Pfiffig genug zu drehen gewußt, lächeln die
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