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Auerthal-Zeitung : 09.12.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189812093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18981209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18981209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-12
- Tag 1898-12-09
-
Monat
1898-12
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 09.12.1898
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Politische Kimdschar,. Deutschland. *Prinzesfin Auauste von Sachsen weimar ist am 3. v., mittags 1 Uhr, in Stuttgart gestorben. Auauste Pttnzesfin von Württemberg war am 4. Oktober 1828 geboren und seit dem 17. Juni 1851 mtt dem Prinzen Hermann von Sachsen-Weimar vermählt. Aus dieser Ehe gingen Prinzessin Pauline, mit Karl August, Erbgrotzherzog von Sachsen-Weimar- Eisenach, vermählt, Prinz Bernhard, Prinz Emst und Prinzessin Olga hervor. * Die »Nordd. Slllg. Ztg.' veröffentlicht fol- aende Erklärung: Me in früheren Jahren, so sind auch in diesem Jahre wieder Mitteilun gen aus dem erst vor kurzem an den Bundes rat gelangten Entwurf des ReichshauS- Haltsetats für das Rechnungsjahr 1899 vorzeitig in die Tagespresse gelangt. Es mutz nachdrücklich darauf hingrwiesen werden, daß diese Ntitteilungen nur auf unzulässigem Wege in die Presse gelangt sein können. Der Etatsentwurf ist dem Bundesrat von dem Reichskanzler vorgelegt worden; das Recht der Veröffentlichung aus dieser Vorlage steht sonach allein dem Bundesrat und dem Reichskanzler zu. Keiner von beiden hat die Veröffentlichungen aus dem Etatsentwurfe veranlatzt oder auch nur zugelassen; sie sind vielmehr ohne Wissen und Willen des Bundesrats und des Reichskanzlers erfolgt. *Die Frage des Alterspräsidiums im Reichstage ist entschieden worden. An Stelle des erkrankten Abgeordneten Dieden hat sich nämlich Abgeordneter Lingens (Zentr.) als der nächstälteste Abgeordnete (er ist im Jahre 1818 geboren, also 80 Jahre alt) auf die Anfrage des Reichstagsbüreaus bereit erklärt, das Älterspräfidium zu übemehmen. * Der Börsenausschutz ist vom Reichs kanzler auf den 13. Dezember zu einer Sitzung naky dem Reichsamt des Innern in der Wil- helmstratze einberufen worden. In dieser Sitzung soll zunächst die Bildung von zwei besonderen Abteilungen des Börsenausschusses vorgenommen werden, und zwar einer Abteilung für Waren und einer für Wertpapiere. Sodann soll sich die erstgenannte Abteilung mit der Frage eines Verbots des Terminbandels in Kammzug, die andere mit der Frage einer Abänderung oder Ergänzung der vom Bundes rat erlassenen Bestimmungen bett, die Zu lassung von Wertpapieren -um Börsenhandel beschäftigen. * Das Reichspostamt hat verfügt, datz im Jahre 1899 eine eingehende statistische Er hebung innerhalb der Post- und Telegraphen verwaltungen stattzufinden habe, um über die Einwirkung der verschiedenen Beschäftigungsarten im Post- und Telegraphenbetnebe auf den Ge sundheitszustand des Personals einen Ueberblick zu gewinnen. * Ueber die Behandlung der Anträge auf Entschädigung der im Wiederaufnahme verfahren freigesprochenen Personen hat der preutz. Justizminister eine allgemeine Verfügung erlassen, wonach die Akten von dem . ersten Staatsanwalt demJustizministerium mittels eines Berichtes vorzulegen find, der sich darüber auszusprechen.hat, ob der Antrag rechtzeitig ein gebracht? Äb und in welcher Höhe ein zu er- setzemM Vermögensschaden entstanden ist und ob durch Leistung der Entschädigung für die Staatskasse verfolgbare Ansprüche gegen Dritte entstehen. Das Verfahren ist möglichst zu be schleunigen. Die Zustellung der ministeriellen Entscheidung geschieht durch den Oberstaats, anwalt. Von einer Berufung aus den Rechts weg ist dem Justizminister alsbald Anzeige zu machen. * Der braunschweigische^Landtag hat einen Antrag auf Besteuerung der grotzen Warenhäuser angenommen. Oesterreich-Ungar«. * Der Kaiser hat, wie nachträglich bekannt wird, die neu gestiftete Militär-Erinne rungsmedaille allen Mitgliedemsouveräner Häuser, welche Reaimentsinhaber oder nominelle Mitglieder der österreichisch-ungarischen Armee find, verliehen. Der Grotzherzog Adolf von Luxemburg erhielt die Medaille in Gold, weil er fett 50 Jahren Reaimentsinhaber ist, während sie der deutsche und der russische Kaiser, die Könige von Italien, Sachsen, Württemberg, Rumänien, Belgien und Griechenland in Bronze erhielten. Frankreich. »Eafsägnac nannte in offener Kammer sitzung den General Mereier, der als Kriegs minister den DreyfuS - Prozeß an hängig gemacht hat, den größten Dummkopf. Dagegen ist er nachsichtig gegen Cavaignac, und das veranlatzt Hervö de Kerohant, zu schreiben, seines Erachtens verdiene der „Holzkopf" Cavaignac, der die Revision hartnäckig bekämpft, schärfer beurteilt zu werden, als Mercier. Ueberhaupt habe es in der ganzen Dreyfus-Affäre mehr Dummköpfe, als Schuldige gegeben- *Die ,Liberty schreibt, in militärischen Kreisen sei man der Ansicht, datz die Ver tagung der Affäre Picquart immer warscheinlicher werde. Die Vertagung werde durch das Kriegsgericht selbst ausgesprochen werden. Ob diese Mitteilung das Richtige trifft, ist einstweilen schwer zu sagen. Immerhin weiß man, daß eine Konferenz zwischen den m Frage kommenden offiziellen Persönlichkeiten stattge funden hat, und daß die Regierung angesichts der immer mehr wachsenden Erregung weiter Kreise alle Ueberredungsmittel aufwendet, um den General Zurlinden zur Vertagung zu be wegen. *,Rappel' will wissen, der Kriegsminister habe eine neue Untersuchung gegen duPaty de Elam eingeleitet und beab sichtige, ihn wegen seiner Fälschungen und Beziehungen zu Esterhazy vor ein Kriegs gericht zu stellen. Dänemark. *Drr dänische Kronprinz Friedrich empfing auf Schloß Amalienborg den Kom mandanten des zur Zeit dort liegenden deutschen Panzerschiffes „Aegir", Korvetten- Kapitän Pohl, in Audienz. Spanien. *Das schwerheimgesuchte Spanien ist von einem abermaligen Mißgeschick betroffen worden, das erheblichen materiellen Schaben verursacht und der Erneuerung der durch den Krieg vernichteten Flotte Hindernisse bereitet. Wie aus Madrid gemeldet wird, hat in Ferrol, dem galicischen Kriegshafen, eine Feuersbrunst einen Teil der Staatswerften zerstört und Material für Marinebauten ver nichtet. Der angerichtete Schaden wird auf vier Millionen Pesetas geschätzt. * Die in Bilbao erscheinenden Blätter melden die Auffindung von 396 Gewehren, die von Karlisten in einem mitten im Felde befind lichen unterirdischen Raume verborgen waren. Infolge dieser Entdeckung wurden einige Kar li st en verhaftet. Depeschen aus Valencia berichten, daß Truppenabteilungen begonnen haben, vorsichtshalber Stteifzüge durch die Pro vinz Castellon zu machen. Die,Correspondencia' erklärt, die Regierung habe neuerdings wegen der karlistischen Wühlereien Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Balkanstaaten. *Wie verlautet, wird Prinz Georg so fort nach der Uebernahme der Verwaltung der Insel Kreta durch einen feierlichen Ast die Souveränetät des Sultans über Kreta anerkennen. Der M soll dann der Pforte bekannt gegeben werden. Von einer besonderen Investitur des Prinzen durch den Sultan wird abgesehen. Amerika. * Die Freundschaft, die angeblich Amerika hinfort Spanien entgegenbringen will, ist eigener Art. Jetzt fordern die Amerikaner auch, daß ohne ihre Zustimmung keine der Karo linen-Inseln verkauft werden dürfe. Diese Angelegenheit soll noch auf der Friedens- Konferenz verhandelt werden. * Staatssekretär Alger hat soeben seinen Kriegsbericht veröffentlicht. Er verlangt die Erhöhung des Heeres der Ver. Staaten auf 100000 Mann: ein Teil soll, um den Amerikanern möglichst die Gefahren der Uo« de« deutschen Südserinseln geht der,Köln. Ztg.' folgende Schilderung der gegenwärtigen Zustände zu: „Die Bismarck- und Salomons-Jnseln haben eine kräftige, wilde und räuberische Bevölkerung, die auf ihrem heimischen Boden zum größten Teil noch heute der Menschenfresserei huldigt, gleichwohl aber ein brauchbares Arbeitermaterial darstellt, namentlich wenn sie von der Heimat entfernt, z. B. ans anderen Inseln der Südsee beschäftigt wird. Der Verkehr dieser Bevölkerung mit den Weißen auf ihren Inseln hat ihre Wildheit bisher nicht zu bändigen vermocht. Die Ermordung von Europäern und die grausame Marterung und Verspeisung ihrer Begleiter bilden fast die einzigen Neuigkeiten, die von diesen Inseln in Europa durch die Zeitungen bekannt werden. Infolge dieser Zustände mußten fick hier die Landesverwaltung, der Handel und die Landes kultur bisher auf einige wenige Küstenpunkte be schränken, obwohl das Innere Vorbedingungen für eine bedeutende wirtschaftliche Entwickelung bietet, auch die so wichtige Arbeiterfrage hier am leichtesten zu lösen wäre, sobald die Be völkerung sich genötigt sähe, die deutsche Herr schaft vollständig und mit allen ihren Folgen anzuerkennen. Es liegt auf der Hand, daß hier eine durchgreifende Besserung nur durch eine ausreichende, allzeit gegenwärtige bewaffnete Macht zu erzielen ist. Kaiser Wilhelmsland, der deutsche Teil von Neuguinea, 150—250 Kilo meter landeinwärts reichend, ist, wie nunmehr feststeht, von zwei großen, schiffbaren Strömen durchzogen, die als natürliche Eingangspforten das Innere erschließen. Gleichwohl finden sich europäische Siedelungen nur an wenigen Küsten- punsten, auf die sich auch die Landesverwaltung beschränkt. Bisher galt die Bevölkerung als friedlich und ungefährlich. Erst in neuerer Zeit kamen Nachrichten, welche erwiesen, daß dies nur von denjenigen Eingeborenen gilt, mit denen man bisher in Berührung gekommen war; schon wenige Stunden von deutschen Siedelungen entfemt stieß letzthin z. B. Leutnant Kühne auf Feindseligketten. Und daß auch am Sitze der Regierung selbst die Sicherheit von Leben und Eigentum keine genügende ist, beweist die Er Tropen zu ersparen, aus Eingeborenen der er worbenen Gebiete rekrutiert werden. AufCuba soll von Westen nach Osten elne Ouerbahn durch die ganze Insel gebaut werden, von der man sowohl wirtschaftliche Hebung wie Beruhigung der Insel erwartet. Auch seien sofort Mittel zur Linderung der cubanischen Not erforderlich. Präsident Mac Kinley hat versichert, er werde in seiner Botschaft an den Kongreß die Not wendigkeit betonen, daß Anstalt für den Bau des Nikaraguakanals durch die Ver. Staaten getroffen werde, welche in diesem Falle die im Besitz der asten „Seekanalgesellschaft" befindliche Konzession zur Durchführung bringen werden. * Der Staatssekretär Day erhielt vom Konsul der Ver. Staaten in Bogota die Nachricht, das Repräsentantenhaus der Republik Colum bien habe den Antrag der Panamakanal- Gesellschaft, die Frist zur Vollendung des Kanals um sechs Jahre zu verlängern, abge - lehnt. Danach hat die Gesellschaft nur noch sechs Jahre zur Fortführung ihres Werkes vor sich. Afrika. *Jn Tunis ist, wie ein Telegramm von dort meldet, Prinz Tajeb, der Bruder des Beis und Thronfolger, gestorben. — Sidi Mohammed Tajeb, wie er mit vollem Namen hieß, stand im 78. Lebensjahre und war der jüngste Bruder des Beis, der bereits im zwei undachtzigsten steht. Bei der thatsächlichen Be- herrschung des Landes durch Frankreich hat die Frage der Thronfolge nur noch formelle Be deutung. *An der marokkanischen Grenze soll ein Kampf zwischen den in Feindschaft lebenden Stämmen der Beniguils und Benidjids stattgefunden haben, bei welchem der letztere vernichtet wurde. 3M Mann fielen, Weiber und Greise wurden erwürgt, junge Mädchen und Kinder in die Gefangenschaft geführt. mordung des Landeshauptmanns v. Hagen, die noch in frischer Erinnerung ist. Maa man über das Tempo, in dem die Erschließung der großen, zukunftsreichen Gebiete im Jnnem dieser Kolonie zu erfolgen habe, denken, wie man will, so läßt sich doch eine genügende polizeiliche Sicherung der Siedelungen und ihrer nächsten Umgebung schon jetzt nicht mehr von der Hand weisen. ES fragt sich, ob die militärisch-polizeilichen Auf gaben, dir sonach in unseren Südsee-Kolomen sich mehr und mehr geltend machen, mit den bisherigen Mitteln erfüllt werden können. Ab gesehen von 84 farbigen Polizisten, die auf einzelne Küstenpunkte verteilt find, befindet sich während der größten Zeit des Jcchres ein Kreuzer 4. Klaffe auf der „Rundreise durch die deutschen Schutzgebiete" und durch die benach barten Gebiete in der Südsee. Seine Thätigkcit zur Sicherung von Leben und Eigentum ist an den einzelnen Küstenpunkten, die er berührt, in der Hauptsache nicht eine den Verbrechen vor beugende, sondern nur eine strafende. Dabei kommt es verhältnismäßig selten vor, datz die Schuldigen wirklich ermittelt und wegen der verübten Morde und Räubereien zur Rechen schaft gezogen werden können, wenn sie auch nur wenige Stunden landeinwärts wohnen. Sie fliehen in den Busch, wo kein Weitzer sie finden kann, und das Kriegsschiff verbrennt zur Sttt.^ der Leute, die der That verdächtig find, deren elende Hütten. Sobald das Schiff weiter dampft,, kehren die Leute zurück und bauen ihre Hütteir wieder auf. Die Missethat bleibt ungesühnt. Nur in vereinzelten Fällen ist es gelungen, die Thäter zu fassen, z. B. die Mörder des Landes hauptmanns v. Hagen, aber es ist bezeichnend, daß dies, wie die Zeitungen melden, nur da durch gelang, daß man Farbige zur Aufspürung und Festnahme der Mörder verwandte. Diese Erfahrung weist darauf hin, eine Verbesserung, der Sicherheit in jenen Gebieten in erster Linie durch eine Verstärkung der dortigen farbigen Truppen zu erstreben. Eine hinreichend starke, stets überall verwendbare Schutz- oder Polizei truppe aus Eingeborenen oder sonstigen Farbigen, die ihre Gegend, ihre Leute und deren Gewohn heiten kennen und ihnen beizukommen verstehen, ist dort am Platze. Sie wird vor allem auch den klimatischen Gefahren, die mit kriegerischen Expeditionen, besonders in unfern Südsee- Kolonien, verbunden sind, besser zu trotzen ver mögen als die Offiziere und Mannschaften unserer Kriegsmarine." Uo« Nah «nd Fern. Rominten. Ein bei der kafferlichen Jagd verwundeter Hirsch ist wieder vollständig aus geheilt worden. Einem Forstbeamten war es möglich, sich dem lahmen Thiere zum Zwecke der Fütterung zu nähern. Durch die Pflege und Liebkosung ist der Hirsch mit der Zeit so zahm geworden, datz er dem Rufe feines Pflegers willig Folge leistet, während er der Annäherung eines Fremden scheu aus dem Wege geht. Nürnberg. Die hiesigen Wirte - Organi sationen haben eine Eingabe beim Magistrat eingereicht, worin sie darum ersuchen, der Magistrat möge die Erlaubnis des Wirtschafts betriebes von der Bedürfnisfrage abhängig machen. Der Magistrat lehnte das Gesuch ab In der Begründung dieser Entscheidung heiß! es, der gute Besuch einer Wirtschaft hänge mehr von der persönlichen Tüchtigkeit des Wirtes als von der räumlichen gleichen Verteilung der Wirtschaften in der Stadt ab. Die Zahl der Wirtschaften sei seit 1875 in Nürnberg prozentual zur Einwohnerzahl die gleiche geblieben. Außer dem müsse man befürchten, daß nach Annahme der Bedürfnisbedingung der Handel mit den alten Realrechten wieder aufleben würde. Zeitz. Der Raubmörder Albert Wegener ist am 3. d. im hiesigen Krankenhause gestorben. Sonneberg. In dem zwei Stunden von hier entfernten Eschenthal brannte in der Nacht zum Sonntag das Krautwurstsche Anwesen nieder. Sieben Personen im Alter von 8 bis 27 Jahren, Angehörige und Verwandte des Eigentümers, find verbrannt. Nur die Frau desselben und drei Kinder wurden gerettet. " Am Vorabend der Hochzeit. 811 Roman von Helene Stökl. <7 cr-leruua.) Der Staatsanwalt fährt fort: „Der Herr Ver teidiger hat wieder und wieder gefragt: „Wo ist der Körper des Ermordeten?" Darauf habe ich zu ant worten, daß die nach der Ueberschwemmung vorge- nomiucne Untersuchung, auf welche die Ver teidigung so viel Gewicht legt, nach toten Tieren, aber nicht nach menschlichen Körpem angestellt wurde. Wäre das letztere der Fall gewesen, so würde man genauer nachgeforscht haben. Die Tiere waren auf der Weide von dem Wasser überrascht worden und ihre Körper wurden dem zufolge meist gegen Hecken und Zäune getrieben, von denen sie aufgehalten wurden. Der leb lose Köl-per Baumanns ward jedoch, wie Käthe Rallas aussagt, in den Fluß selbst hineinge worfen, und zwar an einer Stelle, wo dieser besonders tief und reißend war; er mutzte also von der Strömung erfaßt und in die offene See hinausgettagen werden. Zu der Zeit, als die Nachsnchung angestellt wurde, wußte man noch nichts von dem Verbrechen, und nachträglich wäre cs zu spät gewesen, nachsuchen zu wollen. „Wo ist der Körper des Ermordeten?" so fragt auch der Staatsanwalt, aber nichtffvottend, wie Rechtsanwalt Hallberg, sondern mir°furcht barem Ernst, mit zitternder Stimme und feiere lich erhobenem Zeigefinger. „D»s >>«» Gott allein! Wenn Sie, meine Herren, mich aber fragen, wo der Schatten deS Ermordeten ist, so sage ich: wir sehen ihn in der Flucht Les hier Angeklagten, in der Entführung deS ihm öffentlich verlobten Mädchens, in seinem Sichverbergen unter falschem Namen, ja selbst in der Verteidigung, die heute in seinem Namen geführt wurde." Der Vorsitzende gibt ein sehr sorgfältiges, unparteiisches Resümee, auS dem aber hervor geht, daß auch er das Zeugnis der Käthe Rallas nicht für erschüttert hält. Um halb 4 Uhr schließt er seinen Vortrag, und die Geschworenen ziehen sich in das Be- ratunaszimmer zurück. „Das ist einer von den Fällen," bemerkte ein m Gerjchtssachen Erfahrener aus dem Publi kum, „die immer ungünstiger werden, je länger man über sie spricht. Wenn die Geschworenen in 20 Minuten zurückkommen, so darf der Ange- klagte hoffen; bleiben sie eme Stunde aus, so ist es um ihn geschehen." Sie bleiben ein, zwei, drei Stunden aus. Der Abend bricht herein und die Reihen des Publikums beginnen sich zu lichten. Heinrich v. Lestows Haus liegt beinahe eine Stunde weit vor der Stadt, Justizrat Melliens Haus dagegen steht dicht dabei. Während des TageS der Gerichtsverhandlung liegen auf dem flachen Dache des letzteren Gebäudes drei Fahnen bereit, um augenblicklich aufaehitzt und als Signal benutzt zu werden. Die Fahnen sind grün, weiß und schwarz. Die grüne Fahne soll m dem AugeMicke vom Dache wehen, in Das Weitz nur'dem die Geschworenen sich geeinigt, die weiße, tvenn ihr Spruch „Nichtschuldig," die schwarze, wchm er „Schuldig" lautet. Hln einem Fenster des Herrenhauses, von demXauS es möglich ist, die Fahnen zu erblicken, sobald sie aufgezogen find, sitzt Martha und hält betend und weinend, hoffend und zagend Wache. Stunde um Stunde vergeht in banger Erwartung, keine Fahne zeigt sich. Der Tag neigt sich seinem Ende zu, die Dämmerung bricht herein, und noch immer sitzt Martha am Fenster und starrt mit trockenen, brennenden Augen in die Dunkelheit hinaus. Sie würde die Fahnen jetzt nicht mehr unterscheiden können, aber der Justizrat hat Sorge getragen, daß sie auch bei der Nacht keinen Augenblick unnütz auf die Nachricht zu Watten braucht. Auf einer Vorrichtung auf dem großen Rasenplatze vor seinem Hause liegen drei Raketen zum Aufsteigen bereit. Sobald die Geschworenen sich geeinigt haben, soll eine grüne Rakete aufsteigen: ist ihr Spruch „Nichtschuldig," so wird eine im Zer platzen weiße Sterne herabsendende Rakete in die Höhe gehen, und ist ihr Spruch „Schuldig" — Martha fühlt, wie ihr Herz bei dem bloßen Gedanken an die Möglichkeit zu schlagen auf hört, — so wird eine Rakete aufsteigen und, ohne zu zerplatzen, in der Dunkelheit verschwinden. Die Uhr schlägt neun, dann zehn. Marthas Spannung steigert sich bis zur Unerträglichkeit, ihre Pulse klopfen fieberhaft, ihr Kopf brennt und vor ihren Augen beginnt es sich zu drehen. Unverwandt aber starrt fie hinaus nach der Richtung hin, in der das Zeichen sichtbar werden muß. Noch eine halbe Stunde, du springt sie plötzlich auf, die Hände auf die Brust gepreßt, als müsse sie dieselbe vor dem Zerspringen be- wahren. Sin feuriger Strahl schießt in die Höhe und ergießt sich jcht iq rinchr Rraen von grünen Sternen über die dunkle Erde hin. Die Geschworenen sind einig! In der Gerichtshalle, die matt erleuchtet ist und nur noch einen kleinen Teil des Publikums, das sich dann befand, versammelt ficht, werden die Namen der Geschworenen aufgerufen, lang sam, einer nach dem andern. — Marthas Her durchlebt Ewigkeiten in jeder dieser Sekunden. Das erste Wort, das über die Lippen des Ob manns kommen wird, ist Leben und Tod nicht allein für ihren Gatten — nein, sie fühlt es in ihrem Herzen, auch für sie. Sie hat sich auf ihre Kniee geworfen, die Arme in Todesangst zum Himmel erhoben. Ihre ganze Seele schreit zu Gott: „Erbarme dich, Herr, erbarme dich! Laß den Unschuldigen nicht verderben! Gib Gnade, gib Leben! Wende dich nicht von uns. Allbarmherziger, höre mein Flehen, allmächtiger Gott!" Die Motte ersterben plötzlich auf ihren Lippen — die zweite Rakete steigt auf. Hoch und höher steigt sie — Gott der Gnade, wird sie niemals brechen? Da zerspringt fie, «in silberner Funkenregen sprüht hernieder. Martha liegt auf der Erde, das Haupt schluchzend auf den Boden gedrückt. Gott war gnädig: ihr Gatte ist frei. 20. Unter den wenigen Personen, welche autz- harrten, bis der Utteilsspruch erfolgte, befanden sich auch Frau Baumann Ltch Käthe RallaS. Mhweigend machten fie sich auf dest Heimweg, nachdem fie das ftejsprechende Vschllt. tttw kommen hatten. Zwetwal blieb die Litrie der beiden steheu, als wollte Ke reden, aber die WÄte versagte^ .ihr vör. Wfregung. AIS fie bei der Thür ankamen und Kä'he in das Haus
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