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Auerthal-Zeitung : 02.12.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189812023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18981202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18981202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Druckfehler: Titelseite enth. falsche Ausgabennummer
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-12
- Tag 1898-12-02
-
Monat
1898-12
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 02.12.1898
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kmyem eröffnet wurde, zeigt bereit« einen so rege» Verkehr, dich derselbe kaum bewäl- tigt werden kanst. E» ist die» eine Erscheinung ähnlich derjenige^ die sich nach Eröffnung de« Hamburger Freihafens geltend machte. Die neuen, den modernen Verkehrsanforderungen Rechnung tragenden technischen Einrichtungen und da« bequemere AbfettigungSvrrfahren ziehen den Seeverkehr in hohem Grade an. Hamburg hat seit den zehn Jahren der Vollendung seines Freihafengebietes fortgesetzt und bis auf die jüngste Zeit Hafenerweiterungen vornehmen müssen und eine die Vergangenheit weit über» treffende Steigerung seines ^««Handelsverkehrs aufzuweisen gehabt. Jedenfalls ist diese Er scheinung ein Ansporn für die noch nicht mit einem Freihofenbezirk versehenen anderen deut schen Häfen der Ostsee, für Erlangung eines solchen mit allen Kräften thätig zu sein. Frankreich. * Eine lebhafte Protestbewegung wegen der Anklage gegen Picquart ist im Gange. Der Ministerpräsident soll entschlossen sein, den General Zurlinden fallen zu lassen. *Frau Dreyfus hat folgende Depesche von ihrem Gatten erhalten: „Ich freue mich mit Euch allen; meine geistige und körperliche Ver fassung ist gut." *Esterhazy, dem der Boden in Holland zu heiß geworden war, hat sich nach Amerika eingeschifst. Italien. * Die vatikanische Diplomatie sucht zur Zett zwischen Deutschland und Frankreich behufs Abgrenzung des orientalischen Protektorates zu vermitteln. Der Erfolg der Verhandlungen erscheint gesichert. * Die Londoner ,Daily Chronicle' meldet auS Rom, es sei zweifelhaft, daß die Anti - Anarchisten-Konferenz zu einem end gültigen Resultat gelangen werde, es sei viel mehr wahrscheinlich, daß die Konferenz sich über einen philosophischen Beschluß verständigen und sich begnügen werde, die verschiedenen Regie rungen anzuhalten, sich gegenseitig über die anarchistische Bewegung zu unterrichten. Rußland. *Bei der Enthüllung des Murawiew- Denkmals in Wilna hielt der russische Justizminister Murawiew, ein Verwandter des Unterdrückers des polnischen Auf- ständes von 1863, eine Rede, welche als Programm der Polenpolitik der gegenwärtigen Petersburger Regierung bewachtet werden kann. Er sagte: „Die Traditionen Murawiews müssen die nachkommenden Generationen begeistern. Er hat das seit jeher russische Gebiet pacifiziert und den Sieg der Orthodoxie herbeigeführt. Von der Höhe seines Denkmals scheint er den Russen zu sagen: Jeder möge seiner Religion treu bleiben, dürfe aber niemals vergessen, daß er ein russischer Unterthan ist. Vor dem großen Herzen des russischen Selbstherrschers firü> alle Unterthanen gleich, aber er verlangt von ihnen Gehorsam und Pflichterfüllung. Wer ihm nicht gehorcht, der ist ein Feind Rußlands. Dort, wo Ruß land soviel Blut verspritzte, wird es fremde An sprüche nicht dulden. Es lebe das geeinigte und unzerreißbare Rußland, eS leben die echten und standhaften Russen!" Von Interesse ist die Thatsache, daß der römisch-katholische Bischof von Wilna, Prälat Swierowicz, der Ent hüllungsfeier und allen damit verbundenen Festlichkeiten beiwohnen mußte. Balkanstaaten. "Die Regelung der makedonischen Frage durch die europäischen Mächte unter Anwendung von Gewalt gegen die Türkei ganz nach Analogie der Regelung der Kretafrage scheint in der That bevorzustehen. Von Peters burg und Rom wird gleichzeitig gemeldet, wenn die Pforte nicht endlich Macedonien die im Berliner Verwöge zngesicherteu Reformen be willige, würden die Mächte im nächsten Jahre die Ordnung der Dinge wie in Kreta in die Hand nehmen. Auch der bekannte englische Reisende Stead, der jüngst mit dem Zaren in Livadia eine Unterredung über die Abrüstungs frage hatte, bestätigte diese Lösung der mace- PslMfche Kzmdschim. Deutschland. * Der Saiser besichtigte am Ntontag da« Sehrinfanterie-Bataillon in Pot« da«. "Bti seiner Ankunft in Potsdam am 26. d. wurde da« Kaiserpaar durch da« gesamte Staatsministerium begrüßt. Namens desselben gab der Reichskanzler Fürst zu Hohen lohe der lebhaften Freude über dir glückliche Heimkehr warmen Ausdruck. Der Kaiser hielt eine Ansprache über die erreichten und für die Zukunft noch zu erhoffenden Ergebnisse seiner Orienweise, sowie über die augenblickliche poli tische'Lage am Mittelmeer. -Der Großherzog von Baden wird seine Reise nach München im Dezember anweten. Offiziös wird als Grund angegeben, der Großherzog folge lediglich dem lange ge fühlten Bedürfnis, dem Prinz-Regenten einen infolge von Krankheit verschobenen Besuch abzu statten und für die Verleihung des bayrischen Regiments zu danken. * Auf Anregung des Kardinals Krementz be schloß das deutsche Episkopat, an den Kaiser eine Dankadresse anläßlich des Geschenkes der Dormition zu richten. * Offiziös wird eine allseitig befriedi gende Beilegung des lippischen Streitfalles angekündigt. Der Münchener »Allgemeinen Zeitung' wttd aus Stuttgart tele graphiert, infolge der persönlichen Rücksprache des Kaisers mit König Wilhelm und dem Prinz- Regenten Luitpold in München sei in der lippi schen Frage eine Wendung eingeweten, die allen Baterlandsfteunden zur Befriedigung gereichen könne. Zwischen dem Kaiser und der Mehrzahl der größeren Bundessürsten sei Uebereinstimmung dahin erzielt, daß auch in der Behandlung dieser Frage die großen nationalen Gesichtspunkte den Ausschlag geben müßten, denen gegenüber kleinere Meinungsverschiedenheiten zurückzutreten hätten. Wir wollen hoffen, daß sich diese Ankündigung bewahrheitet. * Eine kaiserliche Ordre beruft den R ei ch S- tag zum 6. Dezember ein. "Der dem Reichstag zugehende Entwurf wegen der Verlängerung des Privilegiums der Reichsbank soll auch eine tÄhöhnng des Grundkapitals und eine Abänderung der Bestimmungen über die Festsetzung des Noten umlaufs enthalten. * Der im Reichsamt des Innern ausgearbeitete Gesetzentwurf betr. den Schutz der An gestellten im Handelsgewerbe liegt den deutschen Regierungen zur Begutachtung vor. Wann der Entwurf dem Bundesrat zngehen wird, läßt sich gegenwärtig nicht sagen. Das hängt in erster Linie von der Aufnahme ab, welche er bei den einzelnen Regierungen finden wird. Dem Vernehmen nach enthält der Ent wurf in seiner vorliegenden Gestalt nicht allein Bestimmungen über die Einführung einer Minimal ruhezeit, sondern es ist auch von der Anwendung des Ladenschlusses nicht gänzlich Abstand ge nommen worden. * Wie die ,N. A. Ztg.' hört, haben sich sämt liche deutschen Bundesregierungen neuerdings über einheitliche Grundsätze bei Ueber- wachung der anarchistischen Be wegung geeinigt. Zur Beschleunigung des Nachrichtendienstes sollen sich die Polizei behörden künftig auf direktem Wege bestimmte Mitteilungen machen; außerdem soll eine gemein same Sammelstelle für Nachrichten in Berlin eingerichtet werden. * Die Bildung eines dritten bayri schen Armeekorps ist in der neuen Mlitärvorlage vorgesehen. »Wolffs Büreau' fügt dieser Nachricht hinzu: Als Sitz des Generalkommandos ist Mniberg in Aussicht genommen. Das neue Armeekorps soll, wie verlautet, gebildet werden aus der fünften, sechsten, achten und elften Infanterie-Brigade, währen das zweite Armeekorps in Zukunft aus der siebten, neunten, zehnten und zwölften Infanterie-Brigade bestehen soll. Regensburg soll einen Divisionssitz erhalten. Für das neue Armeekorps wird ferner ein Detachement Jäger zu Pferde gebildet. * Der StettinerFreihafen, der vor Am Porabrnd der Hochzeit. 28 j Roman von Helene Stökl. c?o Der Rektor blieb jedoch seinem alten Grundsatz, alles Unangenehme von sich abzuwehren, treu; da Brauns Anblick allerlei peinliche Erinnerungen in ihm hervorrief, so provozierte er einen Streit mit ihm, schickte ihn Knall und Fall aus dem Hause und warf die Briefe, in denen der Ent lassene ihn um ein gutes Zeugnis bat, einfach ins Feuer. Dies brachte Braun natürlich auf, und es that ihm wohl, dem Geheimpolizisten gegenüber, der in Frau Baumanns Anftrag Heinrich v. Lestow ausznspüren, sich zuerst nach Neudorf begeben hatte, seinem Ingrimm Lust machen zu können. Richartz hatte anfänglich nicht viel von den: ihm gewordenen Auftrage gehalten. Frau Bau mann machte ihm den Eindruck einer übertriebe» argwöhnischen alten Frau und Käthe Rolla den einer Abenteurerin; fetzt aber, nachdem er Braun gesprochen und dessen Aeußerungeu mit den Gerüchten verglichen hatte, die am Orte im Umlauf waren, fing er an, die Sache ernster zu nehmen. Er begab sich sofort nach BM'.i,- ym dort Heinrich von Lestows Spur auszufinden. ÄsiM Zeit waren seine Bemühungen erfolglos, endlich' aber ward er auf Willy Boßler auftnerksam uud ließ ihn überwachen. Des Justizrats Be merkung, daß Frank mit Dr. Wellner in Verkehr stehe, veranlaßte ihm auch diesen genau beob achten zu lassen. AIS D. Wellner an dem Tage, an dem Willy »ßler die Nachricht > brachte, daß Martha Wellner und Fran Braun ein und dieselbe Person seien, aus Idas Hause eilte, angeblich um seine Fassung wieder zu ge winnen, in Wirklichkeit aber, um Heinrich zu warnen, war ihm jemand unbemerkt nachge- fchlichen. Wir haben gesehen, in welcher Weise Herr Richartz die gemachte Entdeckung zu benutzen wußte. Martha nahm die Nachricht von der Ver haftung ihres Gatten, die man ihr endlich nicht mehr, verheimlichen konnte, uiit weit größerer Fassung auf, als ihre Angehörigen ermattet hatten. „Ich bin froh," sagte sie, während ihre blassen Wangen sich röteten, „daß dieses erbärm liche Verstecken und diese aufreibende Ungewiß heit vorüber find. WaS immer kommen möge — das war das ärgste. Papa sagte, daß der Fall ungeheures Aufsehen macht und daß wir gut thun werden, wenn alles vorbei ist, für ein oder zwei Jahre ins Ausland zu gehen. Aber ich sage: Es wäre besser gewesen, wenn wir der öffentlichen Meinung gleich anfangs frei gegenüber getreten wären. Wir wollen dem Sturm nicht länger ausweichen, sondern ibn über uns ergehen lassen und ihm tapfer stand halten." Es kam Martha gar nicht in den Sinn, daß >tzie gerichtliche Verhandlung einen anderen Ber- Auf als zu Gunsten ihres Mannes nehmen küE> und der Umstand, daß die Hauptzeuain Ajldem unglücklichen Streite zugegen gewesen I." ^bestärkte sie imr iu ihrer Zuversicht. Me- mand v«tte b» jetzt den Mut gehabt, ihr zu dänischen Frage al« einen Ausspruch de« Kaiser« Nikolaus. * Daß Minister au» in absolutistischen Staaten nicht fester stehen, al» in manchen par lamentarisch regierten, littst in der Natur der Sache. Bon einer demnächstigen SabinettSver- änderung in der Dürket ist schon mehrfach in letzter Zeit gesprochen worden. Me die Lon doner Blätter auS Konstantinopel melden, hätten mehrere Minister dem Sultan Denkschriften unterbreitet, die nach Hinweis auf die Zustände im Reich die Notwendigkeit durchgreifen der Reformen in der Verwaltung betonen. Der Sultan soll über diesen Schritt der Minister sehr ungehalten sein, und eS werden infolgedessen Veränderungen im Kabinett er wartet. Afrika. "Marchands Rückzug auS Faschoda begegnet großen Schwierigkeiten. Wie verlautet, verweigerte Menelik dem Kapitän Marchand die Erlaubnis, über Abessinien zurückzukehren. Das ist sicher auf den Einfluß der Engländer zurück zuführen, deren Gesandter Harrington augen blicklich am Hoflager Meneliks weilt und dem französischen Gesandten Lagarde den Vorrang abgelaufen hat. "Der Kalif soll in Kord ofan durch einheimische Gegner eine schwere Nieder lage erlitten haben. Die die in jüngster Zeit von den Behörden in Nord- schleSwig verfügt wurden, waren in einem Teil der Presse abfällig beurteilt; die amtliche »Ber liner Korrespondenz' schreibt hierzu: „Wenn die preuß. Staatsverwaltung Gegen maßregeln ergreift und sich der Träger der deutschfeindlichen Agitation, soweit dies gesetzlich zulässig ist, zu entledigen sucht, so erfüllt sie damit nur ihre Pflicht. Sie würde der ihr ob liegenden Verantwortung nicht genügen, wenn sie der Entwickelung der Dinge mit verschränkten Armen zusehen wollte. Ein solches Verhalten könnte nur dazu dienen, die Hoffnungen und Bestrebungen der dänischen Partei zu beleben. Die Waffe der Ausweisungen wird daher der Regierung durch das Verhalten der dänisch gesinnten Bevölkerung Nordschleswigs selbst in die Hand gedrückt. Sicherlich ist zu bedauern, wenn darunter auch solche Elemente leiden müssen, die, wie Dienstboten und Gesinde, an und für sich als politisch indifferent zu bewachten find. Aber gerade die Heranziehung dieser Leute bildet ein wichtiges und wirksames Glied in der Kette der dänischen Agitationsmittel und ist nichts weiter als Mittel zum Zweck. Sie werden von den dänischgefinnten Besitzern in der ausschließ lichen Absickt herangezogen, damit dem Dänen- tum Vorschub zu leisten und das Vordringen des Deutschtums zu verhindern. Sie find mit hin recht eigentlich dazu bestimmt, einen Keil in die deutsche Bevölkerung hineinzutreiben und all mählich zu einer kompakten nationaldänischen Niasse heranzuwachsen. Werden daher diese Elemente durch die hatten, aber notwendigen Gegenmaßregeln der preuß. Staatsverwaltung bettoffen, so fällt die Verantwortung für ihr Geschick ausschließlich auf diejenigen zurück, die sie als ein Wettzeug im Kampfe gegen das Deutschtum zu mißbrauchen versucht haben. Die demokratische Presse aller Schattierungen registritt mit einem gewissen Behagen die dänischen Stim men, die aus Anlaß der erörterten Vorgänge zu einem geschäftlichen Boykott gegen Deutschland auffordern. Wir wollen dieses Verhalten der betreffenden Preßorgane auf sich beruhen lassen. Keinenfalls wird sich die Regierung durch Drohungen, welcher Art dieselben auch seien und von welcher Seite sie auch kommen mögen, da von abhalten lassen, diejenigen Maßregeln, die sie ini Staatsinteresse für geboten hält, zur Durchführung zu bringen. Sie ist angesichts der politischen und nationalen Situation in Nordfchleswig sicher, hierbei die rückhaltlose Zu stimmung aller national gesinnten Kreise zu finden, und ist zugleich der Ileberzeugung, daß auch in der öffentlichen Meinung des Nachbar landes die Erkenntnis sich Bahn brechen wird, daß es sich bei den ergriffenen, in ihrem Um ¬ sagen, daß diese Zeugin Heinrich des Meuchel mordes anklagte. Da die Geschworenen-Sitzungen in Roßlau erst im August stattfinden sollten, so blieb hin länglich Zeit, sogar einen Zeuge» aus Buenos Ayres kommen zu lassen, der, wenn es nötig werden sollte, bestätigen konnte, daß Alfred Baumann niemals dort angekommen war. Seine Mutter hatte alles aufgeboten, die geschicktesten Kräfte für die Verfolgung der Sache aufzu treiben, in der sie als „Nebenklägerin" zuge lassen war. Der Anwalt, der dieselbe über nommen hatte, war dem berühmten Hallberg in feder Hinsicht gewachsen und nahm sich vor seiilem Gegner wohl in acht. Er vermied es mit ängstlicher Sorgfalt, sich die geringste Blöße zu geben, weil er aus Erfahrung wußte, wie unbarmherzig und rücksichtslos Hallberg eine solche zu seinem Nutzen auszubeuten verstand; denn war es diesenr nur erst gelungen, in den Zeugenaussagen eine Lücke zu finde», die ihm erlaubte, den kleinen Finger hindurchzusteckcn, so hatte er sie in kürzester Zeit so sehr erweitert, daß der Angeklagte mit Kopf und Hals hindurch schlüpfen konnte. Bis jetzt hatte aber Hallberg zu seinem großen Leidwesen noch keine derartige Lücke aufzufinden veruwcht. „Wissen Sie, mein lieber Mellien," sagte er »u diesem, „daß dies die kttzlichfte Geschichte O, die mir seit Jahr und Tag vorgekommen? Da spricht man immer davon, daß dir meisten Ver brechen durch die Gewissensangst und Unüber legtheit der Verbrecher an das Tageslicht kom men, und hier haben wir einen Fall, in dem ein Unschuldiger sich genau so benimmt, wie ein von und ihrer Wirkung stark übertriebene» »regeln nur um einen Ast berechtigter Abwehr seinem Schuldbewußtsein verfolgter Uebelthäter. Dieser junge Plan» scheint seinen ganzen Scharf sinn aufgeboten zu haben, um sich selbst den Strick um den Hals zu legen. Und trotzdem glaube ich ihm jedes Wort. Seine Erzählung ist zu seltfam, um nicht wahr zu sein." „Ich bin von meiner eigenen Unschuld nicht fester überzeugt, als von dertzeinrich vonLeftows," beteuerte Mellten mit Wärme. „Der Fall, daß ein Unschuldiger sich tausend mal verdächtiger benimmt, als ein wirklich Schuldiger, steht übrigens nicht vereinzelt da/' fuhr Hallberg fort. „Der Landgerichtsrat B., den Sie ja auch kennen müssen, pflegte zu sagen, er würde, wenn ein Polizist plötzlich an ihn heranträte, um ihn zu verhaften, zweifels ohne davonlaufen, was er nur laufen könnte, und ich glaube, daß er recht hat." „Das ist nicht unmöglich," bestätigte Mellien. „Die Vorurteile, welche die meisten gegenüber einer Berührung mit der Polizei habt», nehmen ihnen im ersten Augenblick dir Besinnung, und haben sie einmal zu eimr Lüge Zuflucht ge nommen, so ist es sehr schwer, wieder zur Wahr heit -urückzukehren. Doch kommen wir auf unseren Fall zurück. Ich weiß noch immer nicht, wie es uns möglich sein wird, auch nur zu be weisen, daß Lestow herausgefordert wurde." „Wenn es nur gelänge, diese Käthe Rallas so in dir Enge zu treiben, daß sie die Möglich- leit -»gäbe, den ersten Schlag, der gethan wurde, in der Dunkelheit nicht bemerkt zu haben!" „Ich möchte Ihnen davon abraten, das Mädchen in die Enge treiben zu wollen," meinte Us« Matz «Ad Feim. Verliu. Eine Aufsehen erregende Verhaftung fand am Donnerstag abend in der H.schen Wein- , stube statt. Ein Herr, der in Begleitung einer Dame daS Lokal besucht, führte augenscheinlich in angeregter Stimmung mit derselben eine so laute Unterhaltung, daß notgedrungen auch die an den Nebentischen fitzenden Gäste davon Kenntnis nehmen mußten. DaS Gespräch drehte sich um den Kaiser. Plötzlich stieß der Herr eine so kaffe Majeftätsbeleidigung auS, daß einer der Gäste sich veranlaßt fand, einen Schutzmann herbeizurufen. Auf der Wache gab er sich als der Amerikaner Frank Knaak zu erkennen, der seit September im Kaiserhof wohnt und die Ab ficht hatte, sich hier dauernd niederzulaffrn. Sr ist seit 1882 in New York ansässig und war einer der ersten, der es verstand, die Wasser kräfte des Niagarafalles zu gewerblichen Zwecken auszunutzen. Er wurde wegen Fluchtverdachts in Haft genommen. Sein Verteidiger hat sofort bei der nordamerikanischen Gesandtschaft Schritte gethan, um die Freilassung des Verhafteten M erwirken. Königsberg. Ueber ein Attentat. daS an geblich vor vier Wochen gegen den Kaiser von Rußland, al« er sich auf der Rückreise von den Kopenhagener Trauerfeierlichkeiten befand, ver sucht worden sein soll, hatte die Mpreußische Zeitung' zu Elbing sensationelle Miteilungen veröffentlicht. Die hiesige königliche Eisenbahn- BettiebSinspektion versendet jetzt folgende Be richtigung: „Es ist unwahr, daß dem Sonder zuge mit dem Kaiser von Rußland irgend ein Hindernis bereitet ist. Thatsache ist nur, daß mehrere Tage später während der Dunkelheit einige leichte Gerüsthölzer, darunter eine Leiter, auf die Geleise bei der Passagebrücke gelegt und vom Bahnwärter, der diesen llnfug bemerkt hatte, sofort mit leichter Mühe entfernt worden find. Der Bahnwärter ist bald darauf acht Tage lang kank wewesen, und zwar an einer Erkältung, die mit dem Vorfall nicht im Zusammenhang stand, und ist während dieser Erkältung zu Hause gewesen. Für seine - Aufmerksamkeit ist ihm von der Eisenbahndirektion eine Belohnung zu teil geworden." Küstrin. Der im letzten Militärwochenbl.' als verabschiedet aufgefühtte Generalmajor Lademann, Kommandant von Küstrin, ist einer von den wenigen, die als gemeine Soldaten in die Armee eingetteten find, kapituliert haben und dann voni Unteroffizier zum Offizier befördert wurden. Als Unteroffizier stand er bei der 4. Komp, des Brandend. Pion. - Bats. Nr. 3, zeichnete sich durch persönliche Tapferkeit bei der Erstürmung der Düppeler Schanzen, sowie beim Uebergang nach Alsen in so hervorragender Weise aus, daß er mit dem preußischen Mlitär- Ehrenzeichen 2. und 1. Klaffe und der öster reichischen TapfetteitSmedaille 1. Klasse dekoriert und 1865 „wegen seines Verhaltens vor dem Feinde" als Sekondleutnant in das Infanterie- Regiment Nr. 66 eingestellt wurde. Landsberg a. W. Ein ehemaliger Frem- denlegionär, namens Richard Fischer, ist kürzlich hierher zurückgekehrt, nachdem er seit nahezu 5 Jahren verschollen war. Von dieser Zeit an hat Richard Fischer 4'/- Jahre in der Fremden legion gedient, und zwar beim 2. Regiment, das in Saida in Garnison liegt. Von dort ist er ungefähr vor einem Vierteljahr mit einen, zweiten Deutschen desertiert, und diese Flucht ist unter unsäglichen Mühen gelungen. 200 Kilo meter bis zur marokkanischen Grenze wurden in acht Nächten zurückgelegt, da die Flüchtlinge sich tagsüber versteckt hatten mußten. Von Marokko gelangten sie durch Intervention Deutscher nach Malaga, und von da nahm sie ein englischer Dampfer nach Hamburg mit. Fischer ist vor etwa vierzehn Tagen in Landsberg bei seinem Bruder, dem Fleischern,elfter Gustav Fischer, angelangt und hat u. a. auch erzählt, daß in Saida in einem Turm ein Deutscher in harter Gefangenschaft gehalten werde, der seit den, deutsch-französischen Kriege dort schmachte. Nun . 4 v L l r l c l ! t 1
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