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Auerthal-Zeitung : 30.11.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189811309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18981130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18981130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-11
- Tag 1898-11-30
-
Monat
1898-11
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 30.11.1898
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Die Dame hat den jüngsten amerikanisch-spanischen Krieg im SanitätSkochS mitgemacht. un oll- und der Gerichlshallr. «ruun-ber- Ostpr. Ein zweifache» Todes urteil hat am 28. d. da» hiesige Schwurgericht gefällt: c» wurde die Hofmannswitwe Marie Lau au» Talyttten und der Knecht Gottfried Wiebrodt zum Tode verurteilt, weil sie den Mann der Lau mit Arsenik vergiftet haben. Elberfeld. Vor der Strafkammer erschien ein schon vorbestrafter Kaufmann au» Barmen, der auf der Fahrt von Rittershausen nach Wipperfürth da» Ladenfräulein Anna Schmitz bei der Fahrt durch einen Tunnel trotz ihre» Widerstreben» umarmt und geküßt hatte. Auf der nächsten Station versperrte er dem Mädchen, da» um Hilfe rufen wollte, den Weg zum Fenster. Das Mädchen erzählte auf der weiteren Reise den Mitreisenden den Fall, denen e» gelang, den Namen de» Manne» festzustellen. Der Angeklagte wurde trotz seine» Leugnen» zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt. Leipzig. Da» Reichsgericht verhandelte am Mittwoch zum zweiten Male die Sache de» Kölner Schutzmanns Kiefer. Rechtsanwalt Gottschalk aus Köln vertrat den Angeklagten, Rechtsanwalt Scheiff- Köln die Nebenklägenn. Beide Revisionen wurden nach mehrstündiger Verhandlung verworfen. in dieser Stadt Kohlen einnehmen. Run be findet sich aber in Beirut nur ein Kohlenhändler, der diesem großen Auftrage genügen konnte, und der erklärte hartnäckig, seine Kohle nur gegen bar Geld berauSgeben zu wollen. Der Kapitän des Kriegsschiffes war m der höchsten Verlegen heit, die Zeit drängte und ein Telegramm nach dem andern wurde nach Konstantinopel gesandt. Endlich traf die vielsagende Antwort ein: „Macht ihn zum Bet und gebt ihm einen Orden? Vier undzwanzig Stundensväter dampfte das Kriegs schiff munter in See hinaus und das osmanische Kaiserreich hatte einen Bei mehr. AvhfahrrLder find das neueste für die bewegungslustige Sportwelt. Der .Internatio nale technische Courier' macht über die bereits patentierte Erfindung folgende Mitteilungen: Zur Fortbewegung wird nicht die Körperkraft, sondern nur das Körpergewicht des Fahrers ausgenutzt. Der Antrieb geschieht durch das natürliche VorwärtSschreiten des Läufers. Nach Art der Schlittschuhe werden die Fußfahrräder befestigt, und sobald dies geschehen, beginnt der Fahrer oder Läufer vorwärts zu schreiten. Durch diese Bewegung hebt und senkt sich die an den Füßen befestigte und auf dem Angestell beweglich angebrachte Fußplatte, die mit den Ketten und Laufrädchen durch zwei Kurbelstangen verbunden find, und so entstehen die Um drehungen. Wie bei Fahrrädern kann die ins Belieben des Läufers gesetzte Schnelligkeit durch ungleich große Kettenrädchen bewirkt werden. In die italienische Armee soll das Fußfahrrad bereits probeweise Eingang gefunden haben. Ueber Schauspielerehen hat sich dieser Tage ein New Aorker Polizeirichter m recht drastischer, echt amerikanischer Weise geäußert. „Ich sollte doch meinen," so donnerte der Kadi den Schauspieler William C. Holt an, den seine Frau hatte verhaften lassen, weil er trotz eines Wochenverdienstes von 65 Dollar seit zwei Jahren nicht mehr für sie gesorgt hatte; „ich sollte meinen, daß ein Mann, der eine Wochen gage von 65 Dollar bezieht, für seine Familie etwas thun kann. Viele Schauspieler, wenn sie noch nicht lange der Bühne angehören, entreißen ein junges, verständiges Mädchen dem elterlichen Hause und machen eS zu ihrer Frau. Haben sie es aber erst einmal zu etwas gebracht, ist ihr Weib ihnen nicht mehr gut genug und sie wenden sich anderen Frauen zu. Schauspieler wie Edwin Forrest, John Drew und Joseph Jefferson find eine Ehre für den Stand, und man hört niemals, daß sie eheliche Zwistigkeiten haben. Aber andere, Männer wie Sie, benehmen sich ihren Familien gegenüber wie Feiglinge, während sie auf der Bühne Helden darstellen. Tiere haben mehr Gefühl, als manche Schau spieler. Sie sorgen für ihre Jungen und kämpfen für sie." Es überrascht nicht, daß nach dieser anschaulichen Philippika der böse Gatte und Schauspieler so kleinlaut wie möglich sich zu bessern versprach. Was „Dingskirchen" bedeutet, ein Wort, das bekanntlich so oft gebracht wird, wenn man den wirklichen Namen vergessen hat oder an deuten will, daß er einem gleichgültig ist, dürste kaum bekannt sein. Im fränkischen Oberlande geht diese Bezeichnung in der Form „Dingörg" um und drückt eine Art Geringschätzung gegen über dem so Bezeichneten aus, die sich in der Gleichgültigkeit gegen den Namen bekundet. Da nun in Bayern und Franken allgemein üblich ist, jemand mit „der Ding" zu be zeichnen, wenn einem dessen Namen nicht ein fällt, so glaubt Svälter (Schweinfurt), wie er in der ,Zeitschr. f. d. deutschen Unterricht' aus führt, das Wort „Dingskirchen" als eine Abart von „Dings Görg", d. h. des Dings Georg ansehen zu können, wobei vorausgesetzt ist, daß derjenige, der bezeichnet werden soll, den aus dem Lande häufigen Vornamen „Görg" oder „Georg" führt. Dings in die Genitivform, die, wie dies fränkische Eigentümlichkeit ist, vom Vater ausgehend eine Person bezeichnet. Beim Heiratsvermittler. Herr: „Glauben Sie, daß ich der Dame, die Sie mir Vorschlägen, gefallen werde? Meinen Sie nicht, daß sie sich an meiner etwas langen Nase stoßen wird?" — Heiratsvermittler: „Nun, sie kann sich ja ein wenig vorsehen!" -,<»» endeten und überlegten Meuchelmordes an Doktor Alfred Baumann. 17. Der schurkische Braun, wie Heinrich v. Lestow ihn nannte, der, wie sich beim Zeugenverhör ergab, dem Geheimpolizisten Herrn Richartz die ersten Anhaltspunkte zu seinem Vorgehen gegen Lestow gegeben hatte, wäre sicherlich nie zur Gegenpartei übergegangen, hätte Dr. Wellners Lerhaltungsweise ihn nicht förmlich dazu ge trieben. Er war seiner ganzen Natur nach ein musterhafter Diener. Nie erdreistete er sich, einen eigenen Willen zu haben, nie fiel es ihm ein, zu widersprechen. Einwendungen gegen die Befehle seines Herrn kannte er nicht, und wenn dieser ihm befohlen hätte, die Koffer zu packen für eine Reise in den Mond, so würde er dies gethan haben, ohne ein Wort der Frage darüber zu verlieren. Er war allerdings überzeugt, in der Nacht von Marthas Verschwimmen eine Person an dem Fenster des Gemaches, in dem er sich befand, Vorbeigehen gesehen zu haben, daS viele Fragen hatte ihn aber so unsicher in seinem Urten ge macht, daß er schließlich die Meinung seines Herrn: er habe nur eine durch den Nebel ver größert erschienene Eule gesehen, nicht mehr ganz für unmöglich hielt. Hätte ihn der Doktor in seinen^Mn^v behalten, bis er nach Berlin Odette, und Hmln mit -inem Hunderwmrk- schein entlassen, so würde Herr Richartz seinen Wen Bundesgenossen verloren haben. Kuntes Allerlei. Eine Anekdote von der Kaiserreife, die, wenn sie auch nicht wahr sein sollte, doch sehr charakteristisch ist für die türkischen Verhält nisse, macht die Runde durch die englische Presse. Danach mußte das türkische Kriegsschiff, das dem Kaiser bis Beirut entgegensahren sollte, „Das werden Sie bleiben lassen!" rief Mellien heftig, „Sie werden Ihre Verteidigung voll ständig meinem Kollegen Hallberg und mir überlassen! Sie haben die Angelegenheit schon in eine solche Verwirrung gebracht, daß Sie nun wohl Ihrer Mund halten könnten Vergessen Sie nicht " -etzte e: leiser und weicher hinzu, „daß Sie nicht bloß an sich selbst, sondern auch an andere zu denken haben— - - Der verhängnisvolle Donnerstag mit dem entscheidenden Termin vor oem Untersuchungs richter kam, unk Käthe Rallas wurde von den» berühmten Hallberg ms Gebet genommen, ohne daß es demselben gelungen märe, sie zu dem kleinsten Widerspruch zu verleiten. Dagegen war die Aussage der von der Gegenpartei herbei gebrachten Zeugen äußerst belastend für Hein rich. Sein früherer Streit mit Baumann, oer von dessen Mitscher durch das Fenster beobachtet worden war, seine mitternächtliche Flucht nach Berlin, sein heimlicher Besuch in Neudorf, seine Entführung des Mädchens, das ihm am nächsten Tage öffentlich angetraut werden sollte, seine Annahme eines falschen Namens, sein Verbergen in einer versteckten Wohnung in Berlin, daS alles wurde Punkt für Punkt erwirken und durch Zeugenaussagen erhärtet. Hallberg machte einen kühnen Versuch, wenigstens die Entführung abzustreiten; er wandte. seinen ganzen Vorrat an Satire, Pathos und UeberredunaSaabe an. — vergebens, der Richter war der Ansicht, daß daS Betragen Heinrich v. LeftowS nack Lhat daS Zeugnis von Küche RallaS besi uiw so wurde sein Fall dem nächsten Sä gericht überwiesen, unter der Anklage des Da» begrabene Plättbrett. In diesen Tagen find es gerade 50 Jahre her, seit in Berlin eine der ergötzlichsten Be trügereien verübt wurde. Die Sache verhielt sich folgendermaßen: Ein aus Böhmen einge wanderter Schneidermeister Anton Tomascheck erhielt Ende Oktober 1848 den Besuch seines Bruders, des Schneidermeisters Franz Toma scheck, der sich in Kopenhagen angesiedelt hatte. Am 20. November hieß es in der Nachbarschaft von Anton Tomaschecks Wohnung (Unter den Linden 47), daß sein Bruder gestorben sei. Die Beerdigung ging schnell vor sich, sie fand am 24. November auf dem katholischen Kirchhof der St. Hedwigskirche statt. Nur ein Leidtragender folgte dem Sarge, und das war der Bruder. Dieser erledigte die materiellen Angelegenheiten der Familie des verstorbenen Bruders in prompter Weise. Der Verstorbene war bei zwei Lebensverficherungs - Gesellschaften versickert. Anton Tomascheck sandte der Witwe die nötigen Totenscheine und Atteste, und derselben wurden die versicherten Summen ausgezahlt. So weit war alles in Ordnung. Zwei Jahre waren seit dem Tode des böhmischen Schneidermeisters ver flossen, als bei der Berliner Polizei eine Denun ziation einlief des Inhalts, daß Franz Toma scheck weder gestorben noch begraben sei, sondern daß er in seinem böhmischen Geburtsort ver gnügt lebe. Er habe seinen Tod und seine Be erdigung nur vorgespiegelt, um von den Lebens versicherungs-Gesellschaften die Summe von 15 000 Thalern zu erhalten. Die Polizei zögerte nicht, der Denunziation Folge zu geben. Zu nächst wurde das Grab auf dem Hedwigskirch- hof geöffnet. In der Nacht bei Fackelschein er folgte die Ausgrabung unter den gespanntesten Erwartungen der Anwesenden. Als der Sarg deckel aufgeschlagen wurde, fand man statt der modernden Leiche ein mit Stroh umwickeltes Plättbrett, welches mit einem Sterbehemde be kleidet war. Um den Verwesungsgeruch nachzu ahmen, hatte man Rinderdärme in den Sarg gelegt. Die Untersuchung nahm einen schnellen Verlauf, und mit der Verurteilung der beiden schuldigen Brüder war das Interesse an der Sache erloschen. Im Volksmunde aber blieb das lustige Lied „Vom Schneider Tomascheck dem begrabenen Plättbrett" lebendig, und Berliner sang noch lange: > Ein jeder Stand hat seine Launen, Ein jeder Stand hat seine Last; Begrabe niemals Rindskaldaunen, Wenn du nicht selbst gestorben hast. Bären zu. Nach Beendigung der Vorstellung ließ fie dem Treiber durch einen Diener ein Pfund Sterling überbringen, den dieser über zu- rückwteS mit den Worten, er ziehe vor. ein ein faches Zeugnis zu erhallen, das bestätige, daß sein Bär die Ehre gehabt habe, vor Ihrer Maje stät zu tanzen. Die Königin, von diesem Wunsch benachrichtigt, weigerte sich darauf einzugehen. Wie sollte Ihre Majestät ohne die Gesetze der Etikette zu entwürdigen, einem gemeinem Tier ein Zeugnis ausstellen? Die Kinder aber, noch entzückt von dem gesehenen Schauspiel, drangen in fie und baten zu Gunsten Meister Petzens und seines Lehrers. „Warum nicht?" schmollte der kleine Prinz Heinrich. „In Rom wurde ja sogar rin Pferd zum Konsul ernannt!" AIS Regentin wäre Königin Viktoria vielleicht un beweglich geblieben in dieser Sache, der Enkel aber rührte das Herz der Großmutter: „Nun denn," sagte fie, „nenne mir den Namen des Kaisers, der diese Dummheit begangen bat und dein Bär soll sein Zeugnis erhalten. Der kleine Prinz nannte ohne Zögern Caligula. Am selben Abend wurde dem Bärentreiber durch einen Offizier ein Brief überreicht mit dem königlichen Siegel, der ihm den Titel verlieh: „Bärentreiber Ihrer Majestät der Königin von Großbritannien und Irland, Kaiserin von Indien." Es gibt am englischen Hofe sehr viele ehrende Chargen und Titel, dieser jedoch ist neu und wird wenigstens das Budget nicht zu sehr belasten. Ajaccio. Mit welcher Kaltblütigkeit und Offenherzigkeit die Banditen in Sardinien ihrem Gewerbe nachgrhen, hat man in diesen Tagen mit Erstaunen wahrnehmen können. In den ersten Tagen des November nämlich kam aus Sassan die angenehme Meldung, daß der Bandit Luigi Deloga in Jtiri ein Manifest habe an schlagen lassen, in welchem er den Bauem aufs strengste verbot, von dem Besitztum Grenghis auch nur das kleinste Stückchen in Pacht zu nehmen, widrigenfalls er sie mit dem Tode be strafen würde! Das war klar und deutlich! Da waren keine Umschweife und keine Advokaten kniffe. Da gab es keine diplomatische Verschleierung derWahrheit. Die Bauern wußten, Waran sie waren. Nicht mehr als billig also, daß ein Bauer, der sich wahrscheinlich auf den Schutz der Polizei und der Karabinieri verlassen und ein Stück von jenem in Bann gethanen Besitztum gepachtet hatte, kürzlich in der Nähe von Sassan als gräßlich verstümmelte Leiche aufgefunden wurde. Er hatte die Dummheit begangen, sich auf die Gesetze des Staates zu verlassen und die Gesetze des Banditen zu übertreten und hat seine Dumm heit mit dem Leben gebüßt. Rotterdam. Der Schulausschuß der Stadt hat beschlossen, den Unterricht in der französischen Sprache als obligaten Gegenstand aus den Oberschulen zu streichen und ihn durch Englisch und Deutsch zu ersetzen. Viele Mtglieder des Ausschusses haben bei dieser Beschlußfassung erklärt, daß fie zwar Sympathie für die ftan- zösische Sprache hegen und für den erzieherischen Wert, der im Studium dieser Sprache liege, aber in einer Handelsstadt, wie Rotterdam, müssen für die Schule in erster Reihe.die Handelsinteressen entscheiden, und für diese ist das Studium der französischen Sprache neben sächlich. Der Handel Rotterdams geht nach England, Amerika und Deutschland. Die kauf männische Korrespondenz wird in englischer und deutscher Sprache geführt, und demgemäß haben Handelskammer und Schulausschuß in Rotterdam gegen die Proteste des Schulinspektors ihre Be schlüsse gefaßt und durchgeführt. New Dock. Im Staate New Aork ist neuerdings ein Gesetzentwurf zur Annahme ge langt, der geeignet sein dürfte, ängstliche Ge müter zu beruhigen, welche von der Furcht ge peinigt werden, sie könnten einmal lebendig begraben werden. Nach diesem Gesetz sind nämlich die Aerzte verpflichtet, bevor fie den üblichen Totenschein ausstellen, eine Arterie (eine Schlagader) anzuschneiden und sich zu ver gewissern, daß kein Blut fließt. — Ein weib licher Militärarzt ist seit einiger Zeit in der amerikanischen Armee mit dem Range und dem Gehalt eines Sekondleutnants angestellt. Es ist ein Fräulein Dr. Anita Gee; sie ist Doktor der Universität Washington seitdem Jahre 1892. daß ein zum Tode verwundeter Mann Ihnen nicht eine solche Wunde beibringrn konnte. Dieser Umstand hätte bewiesen, daß Sie nicht der Angreifer waren." „Aber die Narbe rst ja noch zu sehen!" „Was nützt uns das!" fuhr Mellien fort „Wenn Sie fünfzig Doktoren zusammenrufen, io wird sich kein einziger unter ihnen befinden der den Zeitpunkt genau beschwören könnte wann Sie dieselbe erhalten haben. An uni für sich beweist die Narbe gar nichts,, fie würd° nur dann von Wichtigkeit fern, wenn Sie be weisen könnten, wann und von wem Sie die selbe erhalten haben. Sie aber gaben sich die erdenklichste Mühe, die» unmöglich zu machen. Wenn Sie um Hilfe gerufen hätten und dann erschöpft vom Blutverlust am Mußufer aufge funden wären, oder wenn Sie wenigstens die Heilung Ihrer Wunde einem Arzte m Berlin überlassen hätten, würde nichts Sie gehindert haben, Ihre Hochzeit ungestört zu leiern." „ES nützt nichts, geschehene Dinie ändern zu wollen," sagte Heinrich niedergeschlagen. „DaS ist wohl wahr, aber jedenfalls müssen wir Hallberg kommen lassen. Ich kann die Verantwortung nickt allein auf mich nehmen, und zwe' Köpfe sind immer besser als einer. Ich kenne nur eine einzige Att der Verteidigung, die Sie wohl retten kann, aber eS ist eine äußerst gewagte" „Meine beste Verteidigung ist die Wahrheit, Herr Justizrat. Ich hatte nicht die Absicht, ihn zu töten. Ich schlug zurück in dem Instinkt der Selbsterhallung, und ich beabsichtige, dies am Donnerstag vor dem Gericht auszusagen." wertlos find, da sie schon längst außer Kurs gesetzt wurden. Also Vorsicht! Saalfeld. Wohl in keinem anderen Teile Deutschlands find unsere Singvögel so sehr der Verfolgung ausgesetzt wie in einigen thüringischen Staaten. Wie arg eS hier in dieser Hinsicht getrieben wird, zeigen wieder folgende Mit teilungen.- In Saalfeld bot kürzlich eine Frau auS dem Dorfe Meura IV, Schock (SO Stück) gerupfte, zum Braten hergerichtete Meisen zum Verkauf auS, und ein auS derselben Ortschaft stammender Arbeiter antwortete auf die Frage, wie groß sein TageSfang sei, eS fehlten ihm nur zwei Mandel an fieben Schock (also ins gesamt 3S0 Stück). AuS Rudolstadt wird be richtet, daß bei einer Durchsuchung mehrerer Stellen gegen 800 Leimruten gefunden wurden. Bei Annäherung der . Beamten machten sich all mählich 50 Personen auS dem Staube, die wahlschtinlich sämtlich der Vogelstellerei abgelegen hatten. Ergriffen wurde leider nur eine Person. Es ist dringend zu wünschen, daß die Behörden auf das Treiben der Vogelsteller scharf auf passen und strenge Maßregeln ergreifen. Alle Natur- und Tierfreunde werden ihnen dafür dankbar sein und sie in ihrem Vorgehen gern unterstützen. In den Vogelschutzvereinen zu Gera und den umliegenden Orten tritt man jetzt lebhaft dafür ein, sämtliche Vogelschutz- und landwirt- schgftlichen Vereine zu veranlassen, dahin zu wirken, daß ein besseres Gesetz zum Schutz der Singvögel geschaffen werde. Sondershausen. Vor einiger Zeit starb hier der in scheinbar bescheidenen Verhältnissen lebende Schuhmachermeister Winterstein, der wie Hans Sachs auch ein Poet war, wenn er auch nur in volkstümlicher Weise die besonderen Er eignisse seiner Vaterstadt, mitunter unter An wendung belehrender Satire, besang. Derselbe hat von seinem nicht unbedeutenden Nachlasse mehreren Vereinen Legate bis zu 500 Mark ausgesetzt, außerdem der Stadt 2000 Mk. zur Unterstützung alter, gebrechlicher, hilfsbedürftiger Personen beiderlei Geschlechts und den nicht unbeträchtlichen Rest seines Nachlasses, welcher nach Regulierung verbleibt, dem Fonds zur Er bauung eines Armenheims überwiesen. Salzwedel. Im hiesigen Sichenhause starb dieser Tage der 91 Jahre alte, in der Altmark sehr bekannte Lehrer Fey, ein guter Studien freund Fritz Reuters. Im Jahre 1832 trat er mit dem plattdeutschen Dichter in eine Burschen schaft in Halle a. S. ein. Er wurde mit Fritz Reuter unter dem Verdacht hochverräterischer Pläne im Jahre 1833 verhaftet und zu sechs jähriger Festungshaft verurteilt. Während Reuter etwa 2V2 Jahr verbüßte, wurde Fey nach IV-jähriger Festungshaft entlassen, welche er nach eigener Aussage als die schönste Zeit seines Lebens betrachtete, da er fast vollständige Frei heit genoß. Anders und strenger wurde Reuter bewacht. Der verstorbene Lehrer Fey war bis auf seine letzten Tage ein begeisterter Verehrer seines angestammten Königshauses. München. Ein Unternehmer ist bei der Kreisregierung von Oberbayem um die Erlaubnis zu Projektierungsarbeiten für eine Eisenbahn auf die Zugspitze eingekommen. — Hoffentlich wird ihm diese Erlaubnis rundweg abgeschlagen und den schönen Bergen Oberbayerns ihre Ur sprünglichkeit und ihr Reiz bewahrt! Wien. Aus Pettau in Südsteiermark wird ein blusiger Konflikt mit Offizieren gemeldet. Heinrich Grossauer, ein angesehener Hausbesitzer, der selbst Reserveleutnant ist, wurde im Hotel Osterberger mit zwei ehemaligen Waffenkame- raden, dem Hauptmann Müller und dem Ober leutnant Tomba, in einen heftigen Streit ver wickelt. Die Offiziere zogen die Säbel und hieben auf Grossauer ein, der schwerverwundet zusammenbrach. London. Die Königin Viktoria hat einem Armen besondere Gunst zu teil werden lassen. In Begleitung ihrer Enkel, der jungen Prinzen von Battenberg, verließ sie dieser Tage das Schloß Balmoral, als fie vor dem Gitter des Parkes auf der Landstraße eines Bärenführers ansichtig wurde, der mit seinem Tiere die Aus fahrt der Königin hier abgewartet hatte. Auf Bitten der Kinder ließ die Königin den Wagen halten und sah mit Vergnügen dem Tanze des ick die Wohnung mietete. Im Augenblick konnte ich mich nicht auf den Namen besinnen, den wir hatten annehmen wollen. Zögern konnte ich nicht, ohne Verdacht zu erregen, und in der Verlegenheit gab ich den Namen „Baumann", der Tag und Nacht meine Gedanken beschäftigte, für den meinigen an . . . Es ist nicht so leicht, als man gewöhnlich glaubt, einen falschen Namen anzunehmen, ohne aus der Rolle zu fallen." Heinrich schwieg und der Justizrat ging mit großen Schritten, die Hände auf den Rücken gelegt und den Kopf vorgebeugt, in dem Gemache auf und ab. Plötzlich blieb er vor Heinrich stehen, und ihm die Hand auf die Schulter legend, begann er aufgeregt: „Sie haben sich in eine schöne Lage gebracht, Herr von Lestow! Es wird wenig verzweifel tere Fälle als wie den Ihrigen geben. Und waS hat ihn so hoffnungslos gemacht? Nichts al» das Bemühen, die Sache recht gescheidt anzustellen l Ihre Thal war gerechtfertigte Not wehr, weiter nichts, und wenn Sie fie nicht als solche beweisen konnten, so war fie im aller schlimmsten Falle Totschlag im Affekt. Dadurch aber, daß es Ihren und Doktor Wellners Be mühungen gelungen ist, jede Möglichkeit eines Beweisverfahrens zu verhindern, haben Sie Ihre That -um vorbedachten Meuchelmorde gemacht. Jeder Unbefangene nmß auS Ihrem ganzen Benehmen nach der That auf Ihre Schuld hätte mich gleich den Behörden stellen
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