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Auerthal-Zeitung : 23.12.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189812231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18981223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18981223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-12
- Tag 1898-12-23
-
Monat
1898-12
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 23.12.1898
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H and» nLl eine sten sarS aus und ließ den Brief finken; starr blickte fir vor sich hin. Ferdinand lachte aezvungrn. „Run? — Wa» meinst du dazu? — Der Vorschlag deL- Herrn Onkels kommt ein wenig spät! fie sich ausdrückte, und ihr Ideal war, ein Hotel garni zu gründen und fich völlig vom Geschäft zurückzuziehen. Gerade jetzt hatte fie feine Leute als Mieter oben, einen deutschen Baron mit Gemahlin. Der Aristokrat war „drüben" wohl zu einer Frau gekommen, aber wie es schien, nicht zu Gelbe, denn Baron Ellernhoff hatte vor einiger Zeit in Peter Heddemanns Laden seine goldene Uhr und Kette versetzt, um im „Hotel Peters burg" die Rechnung zahlen zu können. Da hatte der „lange Peter" es wieder ein mal für seine Pflicht gehalten, mit gutem Rate auszuhelfen und dem Amerikaner — so nannte Peter alle aus Amerika Angekommenen — den Vorschlag gemacht, das „Hotel Petersburg" zu verlassen und bei Frau Klementine Heddemann „möbliert" zu wohnen. Und noch an demselben Tage hatte das Ehepaar Zimmer und Kabinett im ersten Stock bezogen, betrug doch der Miets zins bei Frau Klementine für die ganze Woche kaum so viel, wie für einen Tag in dem Hotel ersten Ranges, in welchem fie bis jetzt gewohnt. Der Amerikaner fitzt in seinem Zimmer auf dem Sofa; auf dem Tisch vor ihm steht eine leere Kaffeetaffe, daneben liegt ein offener Brief. Der zerrissene Umschlag zeigt, daß derselbe in großer Hast geöffnet worden ist. In dem geräumigen, gut eingerichteten Ge- mache herrscht eine durchaus nicht malerische Unordnung. Wäsche und Kleidungsstücke, Schuhe, lange Damenhandschuhe und allerhand Band- und Flitterkram liegen auf Tischen und Stühlen, der Kommode und dem Sofa verstreut hemm. 7 Fmheck »är einfach, aber mit gutem er zu vergiften. All, mch der Tortur unterworfen, ^!" Darstellung in , 1 des gegen» wärtig herrschenden konstitutionellen Systems und der Regierung der Fortschritts-Partei. ES heißt dort: „Kim - Hong - Niuk, der von den Ruffen eingesetzte frühere Gouvemeur Söuls und einst allmächtige Dolmetscher der russischen Gesandtschaft, organisierte die Verschwörung. Nach seiner Degradation und Verbannung nach der Insel der Schwarzen Hügel rief er vor seiner Abreise Kong-Hong-Sik, seinen Vertrauten, zu fich, gab ihm Opium und beauftragte ihn, dieses in die Speise des Kaisers zu mischen. Kong-Hong-Sik berief den Küchen-Verwalter des Palastes, dem er früher seine Protektion ange deihen ließ, und versprach ihm 1000 Dollar, wenn er das Opium in des Kaisers Esten mischen wolle. Der Koch sagte zu und warf daS Opium in den kaiserlichen Kaffee. Alle drei wurden hingerichtet." I« eigener Schlinge gefangen. Roman von Ernst v. Wald ow») 1. In der Vorstadt Sankt Pauli in Hamburg, in einer engen, schmutzigen Gasse, war der Laden von Peter Heddemann gelegen. Da gab es allerlei alte und neue Kleider, Hausrat und Küchengeschirr; auch Wäsche aus grobem Leinen und Anzüge aus Segeltuch. Die meisten Kunden deS „langen Peter , wie Heddemann vertrau licherweise genannt wurde, bildeten Auswanderer. Die meist unpraktischen Leute brachten aus ihrer Heimat so viel unnützen Kram mit, wobei es ihnen am Nötigsten gebrach, daß ein verständiger Ratgeber für fie Goldes wert war. Peter Heddemann war ein solcher; er tauschte und kaufte ein, -war nie gegen bar, aber er gab seine Waren dafür, und wenn er auch selbst redend bei diesem Tauschgeschäft keinen Schaden hatte, war doch auch den Leuten gedient, da Peter gewissenhaft genug war — andere nannten eS Schlauheit — daß jedermann sein Geschäft befriedigt verließ. Die böse Welt wollte freilich wissen, daß Peter auch Wuchergeschäfte mach«; zu beweisen vermochte ihm dies indes niemand. Wenn der „lange Peter" dem Geschäft seine Zeit und Intelligenz widmete, so hatte auch seine bester« Hälfte, Frau Klementine, nächst der Besorgung de- Häuslichen, einen Wirkungskreis, der ihr ei« güte Einnahmequelle sicherte. Sie vermietete nämlich „möbliert", wie *) Unberechtigt« Nachdruck wird vrrfolgt. schränkenden Bestimmungen zu unterliegen, denen < die preußischen BqnkeN unterworfen find. Last ihre Hypotheken denen der preußischen Banken an innerem Wert überlegen find, kann niemand behaupten. Im Gegenteil können die preußischen Hypothekenbanken mit Recht darauf Hinweisen, daß fie fast sämtlich länger als 2b Jahre existieren, in dieser Zeit alle Krisen überwunden haben, ohne daß auch nur der geringste Zweifel über ihre Bonität entstehen konnte, daß fie über erhebliche Reservefonds verfügen, welche die Sicherheit ihrer Pfandbriefe erhöhen, und daß trotz aller Ungunst der Zeiten, wie auch der gegenwärtigen, die preußischen Hypothekenbanken . un stände gewesen sind, dem Grundbesitz einen billigen uiw sicheren Kredit zu gewähren. Die preußische Staatsregierung wird Nicht umhin können, den Ansprüchen der preußischen Hypothekenbanken gerecht zu werden und fie davor zu schützen, daß fie von der eigenen Landesregierung mit anderem Maße gemessen werden, als die außerpreußischen. Für fie ist die Gewährung der Müqdelficherheit eine Lebens frage und ihre Versagung würde die Unter bindung jeder weiteren Entwickelung zum Nach teil großer und berichtigter Interessen zur Folge haben. Auch darf nicht außer acht gelassen werde. daß das Bürgerliche Gesetzbuch mündelficher^ Anlage in erheblich erweitertem Maße vorschreibt. Die von den Ehefrauen in die Ehe gebrachten Kapitalien, Kautionen, Anlagen der Feuer- und- Lebensverficherungsgesellschaften rc. unterliegen in Zukunft dem Zwange der Mündelficherheit, sodaß schon aus diesem Grunde die Notwendig keit einer Erweiterung des Kreises der mündel sicheren Papiere fich ergeben würden. Bei dieser Sachlage ist auch jede Befürchtung, als könnte für die landschaftlichen Pfandbriefe eine un angenehme Konkurrenz geschaffen werden, voll ständig ausgeschloffen. P-lMfch- KNNdfch««. Deutfchl«»d. »Der Kaiser wohnte am Sonntag der Wiedereröffnung der Garnisonkirche in PotS- dam bei. »Eine Vorlage von Schaumburg- Lippe, brtr. die ltppische Thron folg efraae, wurde, wie der ,RetchSanz.' meldet, im Plenum des BundeSratS den zustän digen Ausschüssen überwiesen. » Die Mitteilung deS Madrider Jmparcial', wonach betreffs der Karolinen zwischen Spanien undDeutschlandverhan d- lungen ängebahnt find, scheint fich zu be stätigen. Man lehnt es aber hier noch ab, Einzelheiten bekannt zu geben. Dazu sei die Sache noch nicht genügend auSgereift. * Nach Wiederaufnahme der Plenarfitzungen im neuen Jahre find die Geschäftsdis- Positionen im Reichstage vom Präsi denten Grafen Ballestrem dahin getroffen wor den, daß am zweiten SitzungStage (11. Januar 18SS), falls die Interpellation deS Frhm. von Wangenheim am 1. SitzungStage (10. Januar 1899) erledigt werden sollte, die erste Lesung der Militärvorlagen stattfinden soll. Auf diese soll sofort die zweite Lesung deS Etats mit den von der KommisfionSberatuna ausgeschloffenen Teilen folgen. So würde die Etatsberatung beschleunigt werden können. * Die ,Nordd. Allg. Ztg.' schreibt in ofst- ziösem Druck: Einige Organe der freisinnigen und sozialdemokratischen Presse beschäftigen fich mit einem angeblich in Aussicht stehenden neuen Flottenplan. Wr find in der Lage, auf das bestimmteste festzustellen, daß an keiner Stelle die Vorlage eines neuen Flotten planes ohne eine Abänderung des Flottengesetzes beabsichtigt wird. An der ganzen Sache ist kein wahres Wort. »Aus. Anlaß der beabsichtigten Errichtung eines Kriegshafens in Danzig haften die städtischen Körperschaften in Pillau eine Petitton an den Reichstag und das Reichs- murineamt um Errichtung einer Torpedo bootsstation in Pillau abgesandt. Das Reichsmarineamt antwortete jetzt, daß die durch die Zeitungen gegangenen Nachrichten, die Marineverwaltung trage fich mit der Absicht, in Danzig einen neuen Kriegshafen zu erbauen, jeder Grundlage entbehren und der Pillauer Hafen als Stützpunkt für Torpedo- und kleinere Fahrzeuge allen Anforderungen genüge. Uebrigens werde, wie es im Bescheide des Staatssekretärs des Reichsmarineamts heißt, der beste Schutz unserer heimischen Küste durch den Ausbau unserer Flotte gewährleistet. Oesterreich-Ungaru. * Der Ausnahmezustand in Galizien wird nach und nach aufgehoben. Die .Wiener Zeitung' veröffentlicht eine Verordnung des Gesamtmimsteriums, wonach die Einstellung der Wirksamkeit der Geschworenengerichte in den Kreisgerichtssprengeln Jaslo und Tarno aufge hoben wird. Frankreich. »In der DreyfuSangelegenheit hatte, dem,Figaro' zufolge der Kassationshof für Dienstag den Hauvtmann Lebrun-Renault und mehrere andere Offiziere vorgeladen, die über die angeblichen Geständnisse des Dre y f u s aussagen sollen. »Casimir Perier wird im Laufe dieser Woche vom Kassationshofe vernommen werden, uud zwar insbesondere über die Gründe, welche ihn zum Rücktritt veranlaßten. »Picquart weigert fich fortgesetzt und entschieden, seine vorläufige Freilassung zu verlangen, um niemand für irgend eine Vergünstigung verpflichtet zu sein. »Die letzten Meldungen aus Mada gaskar lauten ungünstig. DieSakalaven haben mehrere französische Soldaten und An siedler getötet. General Gallieni wird deshalb mit einer Truppenmacht eine Strafexpe dition nach dem Gebiet der Sakalaven unter unternehmen. Was die Pest anlangt, so hat dieselbe keine wettere Ausdehnung genommen. Schweiz. »Numa Droz hat nach Prüfung der Reichsbankhypolhekkngeseh unLMiiudklfichkr- heil der Hypothrkenpsandbriese. Der Entwurf eines Reichsbankhypotheken gesetzes ist dem Bundesrat zuaegangen und von demselben den zuständigen Ausschüssen über wiesen worden. Es ist daher als sicher anzu nehmen, daß noch in der gegenwärtigen Tagung der Reichstag nut dies« wichtigen Materie be faßt sein wird. Veranlassung für den Entwurf selbst gab der Wunsch, die Verhältnisse der in fast allen Bundesstaaten bestehenden Hypothekenbanken gleichmäßig zu regeln und für die Zukunft die partikulare Verschiedenheit zu beseitigen, die zur Zeit besteht. Leider wird, so schreibt die ,Schief. Ztg.', durch den vorliegenden Entwurf dieser Zweck nicht erreicht, da eine ganze Anzahl von Rechtsverhältnissen, welche durch die ver schiedenen Statuten gegenwärtig verschiedenartig geregelt find, auch nach Erlaß des Reichsgesetzes bestehen bleiben. Da nun die außerpreußischen Hypothekenbanken in den bett. Landesgebieten nut viel größerem Wohlwollen behandelt worden find als die preuß. Banken, so liegt die Be fürchtung nahe, daß dieser unhaltbare Zustand verewigt werden könnte. In ganz besonder« Weise wird fich diese Verschiedenheit geltend machen bei Entscheidung der Frage, inwieweit die Hypothekenpfandbriefe zur Anlage von Mündelgeldern zugelassen werden sollen. Art. 212 des Einführungsgesetzes -um Bürgerlichen Gesetzbuch bestimmt, daß die vor dem 1. Januar 1900 erlassenen landesgesetzlichen Bestimmungen über die Anlage von Mündel geldern in Kraft bleiben, nach dem 1. Januar 1900 aber gemäß Art. 1807 des Bürgerlichen Gesetzbuches der Bundesrat für das ganze Reich zu bestimmen hat, welchen Papieren die Eigen schaft der Mündelsicherheit beigelegt werden soll. Der größte Tett der außerpreußischen Hypothekenbanken und zwar auch solche, die erst in den letzten Jahren errichtet find, besitzen auf Grund landesgesetzlicher Bestimmungen für Hre Hypothekenpfandbriefe die Eigenschaft der Mündelsicherhett und behalten fie auch für die Zukunft. Die preuß. Hypothekenbanken besitzen diese Eigenschaft nicht und können fie nur er langen, wenn die Bestimmungen der preuß. Vor mundschaftsordnung vor dem 1. Januar 1900 abgeändert werden, da der Bundesrat später schwerlich geneigt sein dürfte, eine Aenderung zu Gunsten der preuß. Banken eintreten zu lassen. Mit Recht fragt man, wodurch die außer preußischen Hypothekenbanken dksen Vorzug oder wodurch die preußischen Banken die Beein trächtigung verdient haben. Wer sich mit den einschlägigen Verhältnissen irgendwie eingehend beschäftigt hat, weiß, daß die außerpreußischen Hypothekenbanken fast sämtlich das Schwer gewicht ihrer Thätigkeit in Preußen haben und dort ihre Hypotheken erwerben, ohne den ein- N»« Nah und Fern. Karlsruhe. Die Erbauung von 250 Ein familienhäusern plant der hiesige Mieter- und Bauverein. Die Häuf« sollen im Albthale ober halb von Ettlingen erbaut werden und je drei Zimmer, Küche, Mansarden, Veranda und Haus garten umfassen. Die Bausumme ist auf 6100 Mark für jedes Haus veranschlagt. Die Mit glieder des Vereins sollen die Häuser ohne An zahlung erhalten und nur jährliche Abzahlungen von 300 Mk. leisten, so daß das Anwesen in 28 Jahren in ihrem Besitz wäre. Die Bau gelder sollen durch Aufnahme von Kapttalanlehen zu 3 Prozent bei wohlhabenden Bürgem auf gebracht werden. Das großherzoglich badische Fürstenpaar hat fich bereits mu 100000 Mk- an die Spitze der Zeichnungen gestellt. Elberfeld. In der Ziethen-Sache hat sich nach Mitteilug des .Vorwärts' noch ein neuer Zeuge gemeldet, der bekunden will, daß die er mordete Frau Ziethen kurz vor ihrem Tode fich über unsittliche Angriffe des Wilhelm beschwert hat. Auch dieser Zeuge ist weder bei dem Pro zeß selbst, noch bei den Versuchen zur Erwirkung einer Revision vernommen worden. Darmstadt. Hier wurde ein Bahnarbeiter der Main-Neckar-Bahn verhaftet, der ein Kolli- dieb gefährlichster Sorte ist. Der Mann hat schon seit geraumer Zeit nachts auf der Güter- Expedition aus den eingelaufenen Sendungen Wertgegenstände und Waren all« Art entwendet. Die Polizei fand bei der Haussuchung ein großes Lager von Herren- und Damenkleidern,, goldene und silberne Schmucksachen rc. Heiligenstadt. Den Beamten der hiesigen. Gefangenanstalt fiel es auf, daß mehrere Sträf linge morgens stets mü fein gewichstem Schnurr bart antraten. Man forschte nach der Ursache dieser Erscheinung, und da stellte sich heraus^ daß ein Gefangener, Schuster seines Zeichens, aus Lederabfällen Schnurrbartbinden anfertigt, und diese an seine Genoffen verteilt hatte. Die Gefangenen pflegten damit nachts ihre Bärte und konnten dann am Tage „nobel" auftreten l Saarbrücken. Am 17. d. früh wurde hier der Italien« Malagarni hingerichtet. Er hatte im Frühjahr in Malstadt-Burbach einen Gast wirt erdolcht und dessen Frau zu «morden versucht. Prinzen Georg abgelehnt. MaNe». »Die Antt-Anarchtstenkonferenz wird, wie in gut unterrichteten Kreisen verlautet, am S1. d. beendet werden. Luxemburg. »Der Großherzog von Luxem burg, der Senior d« europäischen Souveräne, weiü jetzt in seiner Residenz. Großherzog Adolf hat sich von seinem Fußleiden soweit erholt, daß er auch ohne Stock gehen kann, waS ln Anbe tracht des hohen Alters von fast 83 Jahren viel ist. Ohne die sechSundsechSziger Annexion von Nassau würde der greise Fürst im nächsten Jahre das diamantene RegierungSjubiläum feiern können. Für daS kleine Luxemburg ist die jeweilige Anwesenheit deS Hofes em großer materieller Vorteil, denn Großherzog Adolf ist ein sehr reicher Fürst, der in ein paar Wochen die ganze jährliche Luxemburger Zivilliste (160000 Mk.) umsetzen kann. Svaniem »Die Lage in Spanien ist andauernd eine äußerst schwierige. Die liberale Regierung macht die äußersten Anstrengungen, um durch Hinzuziehung militärischer Elemente ihre Stellung zu befestigen. Die Verhandlungen mit General Weyler waren schon seit längerer Zeit im Gange und haben zu dem Er gebnis geführt, daß Weyler jedenfalls das Kriegsministerium übemehmen wird. Außerdem ist Römers Robledo zum Eintritt in das Ministe rium gewonnen. Sagasta hofft durch diese Er weiterung der Regierung einerseits die Armee auf seiner Seite zu behalten, anderseits weiteren Abbröckelungen der Liberalen vorzu beugen. »Daß die auS Cuba heimbeförderten spanischen Soldaten zum Teil eine schwere Last und Verlegenheit für die Regierung bilden wür den, ist schon mehrmals angegeben worden, und es mag sein, daß man fich von einzelnen selbst arger Dinge versehen kann. Doch liegt vielleicht nur eine harmlose Veranlassung einem Vor kommnis zu Grunde, das aus Madrid gemeldet wird. Danach wurde ein aus Cuba zurückge kommener Soldat, der, wie fich herausstellte, betrunken war, in schlafendem Zustande im Vor zimmer des Ministerpräsidenten Sagasta aufgefunden. Der Soldat führte ein Messer bei fich. Diese Thatsache wird in Madrid lebhaft besprochen. Rußland. »An wohlunterrichteten französischen Stellen wird zu dem Gerüchte, Rußland beabsichtige, in Paris ein Anlehen von 300 Millionen Frank zur Reorganisation seiner Artillerie aufzunehmen, bemerkt, wenn diese Absicht be stehe, werde sie keinesfalls vor dem Friedens- Kongreß irgendwie in Erscheinung treten. Daß Rußland für neue Schnellfeuerkanonen Geld brauche, sei kein Geheimnis, aber gar so drin gend sei diese Angelegenheit nicht. Der Zar werde, wenn er es für paffend erachte, dem Friedens-Kongreffe mitteilen lassen, daß die Ausgestaltung der russischen Armeereform unab hängig ist von jenen höheren Absichten und Zwecken, welche im Programm des Kongreffes Ausdruck fanden. Balkanftaaten. » Zur Einweihung desrussischenDenk- mals bei San Stefano traf der Groß fürst Nikolaus auf dem Bosporus ein. Eine erschienene amtliche Verlautbarung besagt, daß Großfürst Nikolaus mit der Aufgabe betraut sei, die zwischen dem Sultan und dem Zaren bestehende aufrichtige Freundschaft zu kräftigen und dem Sultan Grüße des Zaren zu über bringen. Amerika. »Der erste Schritt von amerikanischer Seite bezüglich der Gestattung derHandelsver- hältnisse in den neuen Gebieten wird aus Washington gemeldet. Präsident Mac Kinley hat eine Verordnung unterzeichnet, nach welcher auf Cuba vom 1. Januar 1899 ab ein neuer Zolltarif in Kraft tritt. Nach dem neuen Geschmack gekleidet; sein Aeußeres trug den Stempel des Vornehmen; er mochte fünf- oder sechsunddreißig Jahre zählen und war, trotz der Anzeichen von Beliebtheit, noch ein auffallend schöner Mann. Sein Gesicht war blaß, der Teint von einer fast durchsichtigen Elfenbein farbe, die Stim breit und hoch, von dunklem Gelock beschattet; ein voller Bart ließ nur wenig von den roten Lippen des üppigen Mundes sehen. Die Brauen waren fein gezeichnet, und große schwarze Augen blickten gewöhnlich müde unter dem Schleier der langen Wimpern auf; einen seelischen Ausdruck würde man in diesen Zügen vergebens gesucht haben. Er hatte den Kopf in die Hand gestützt und schien eifrig nach zudenken. Die Thür des Nebenzimmers wurde aufge- stoßen, und auf der Schwelle erschien eine zier liche Frauengestalt, deren Schönheit selbst die Unordnung, in welcher fich ihr Anzug befand, keinen Eintrag zu thun vermochte. Blondes, goldig schimmeriweS Haar ergoß sich in üppiger Füller über einen Morgenrock von zweifelhafter Weiße, den zerdrückte blaue Seidenschleifen zierten. Das seine regelmäßige Gesichtchen war durch große braune Augen belebt, deren Aus druck jedoch für den scharfen Beobachter etwas Abstoßendes hatte. „Der Kaffee wird kalt ge worden sein; warum hast du mir meine Tasse nicht ans Bett gebracht ?" schatt die kleine Frau und fügte gähnend hinzu: „Er ist ohnedem m diesem Hause schlecht genug 5" Sie ließ fich ar' fie ein schwarzes! rote Samtjacke au! Tanf werden die Zölle durchschnittlich um zwei- undsechzig Prozent ermäßigt. Aste». »Der koreanische Regierungs-Anzeiger verüffenUicht jetzt das Ergebnis der Unter- fttchung üb« den vor längerer Zett erfolgten Versuch, den Kaiser zu vergiften. Alle Zeugen wurden danach der T sodaß auch diese „offizielle" ! zweifelhaftem Lichte erscheint, trotz wärtig herrschenden konstitutionelle geworfen, und goß aus der weißen Porzellan kanne eine Tasse mit schwarzem Kaffee voll, den fie in längen Zügen schlürfte. „Wie schal das schmeckt! — Brr!" machte fie dann, die nur halb geleerte Tasse mit einer Bewegung des Ekels von sich schiebend. „Ich hatte Wichtigeres zu thun, liebe Hor tense, als an dein Frühstück zu denken," entgegnete der Amerikaner, den Kopf nach ihr wendend. „Was gibt es denn Neues, Ferdinand?", fragte fie; den Brief erblickend, rief fie lebhaft: „De erwartete Antwort von deinem Onkel ist wohl da? — Nun, wie ist fir ausgefallen, last mich hören I" „Besser, als ich nach dem ersten Schreiben zu hoffen gewagt — aber —" „Nun, vollende!" , „Hm — es ist eben ein sehr bedeutend« „Aber" dabei." „Gib mir den Brief!" rief Hortense. „Ja, ja, lies selbst; ich will keine Geheiut- nifle vor meinem kleinen Weibchen haben!" , Sie riß daS Blatt an fich und überflog ei hastig ; ihre Augen hatten einen gierigen Aus druck, als fie, den Anfang deS Briefes lesend, vor sich hin murmelte: „Sieh da — einen Schlaganfall hat er ge habt ! — Nun, da ist ja Aussicht vorhanden, daß wk bald etwas Ordentliches erben !" Plötz lich stieß fie einen Ausdruck der Ueberraschung
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