Suche löschen...
Auerthal-Zeitung : 27.11.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189811275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18981127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18981127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-11
- Tag 1898-11-27
-
Monat
1898-11
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 27.11.1898
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
gründen blicken, wenn seine Verfolger heim gelehrt find. Schleswig. Die hiesige Einwohnerin Witwe Marie Soerensen, die noch sehr rüstig ist, feierte ihren ISO. Geburtstag. Zahlreiche Ovationest sanden statt. Kleve. Infolge des Selbstmordes des Sergeanten Baumgart wurden zahlreiche Ein« > jähng-Freiwillige mit Arrest bestraft, da die Untersuchung ergeben hat, daß diese sich zu GOzuwendungen hatten verleiten lqssen. Ein LeU der Einjährigen wurde zur Verbübung der Strafe nach Wesel befördert, da die hiesigen Arrestzellen nicht auSreichten. Kreuznach. Vor 13 Jahren verschwand in Sigmaringen spurlos der damals 18 jährige Schlossergeselle Philipp Bemrr auS Sobern- heim. Vom Besuche, eines Tanzvergnügens kehrte er nicht zurück, und man vermutete viel fach, er sei von einem jungen Manne, der ihn begleitet hatte, in die Donau gestoben worden. Dieser Tage ist nun der Verschwundene plötzlich bei seinen Eltem in Sobernheim wieder auf getaucht. Wo er die lange Zeit geweilt hat, darüber hüllt er sich in Schwergen. Delitzsch. Bei der im Gemeinderevier Berrendorf vom dortigen Rittergut..Pächter Lösch «bgehaltenen Treibjagd ereignete sich ein schwerer Unfall. In dem Augenblick, als der mst dem Laden des Gewehrs beschäftigte Mann dem Major v. Busse ein Gewehr überreichte, ging der Schnb loS; die Ladung traf den ungefähr 80 Schritt entfernten, als Treiber beschäftigten Maurer Koch aus Brinnis in die Seite. Der Schwerverletzte wurde sofort zu einem Arzte nach Delitzsch geschafft. Dieser hat ihm neun undzwanzig Schrotkürner aus dem Körper ent fernt. Altenburg. Auf dem hiesigen Friedhof befindet sich em Grabstein, der drei Kirchhofs wärtern aus ein und derselben Familie, Vater, Sohn und Enkel, gewidmet ist. Die Inschrift lautet: Christ. Friedr. Thieme Bürger u. Maurer 25 I. gew. Totengräber Gest. d. 24. Juni 1785 im 72. Jahre Meister Johann Christian Thieme Bürg. u. Maurer und 54 I. gewesener Totengräber Gest. d. 22. Jan. 1826 im 75. Lebensjahre. Und hat 20 381 Seelm zur Ruhe gebracht. Joh. Heinr. Karl Thieme Bürger u. Maurer und 50 Jahre gew. Totengräber Gest, den 26. Mai 1860 im 74. I. Und hat 23 311 Seelen zur Ruhe gebracht. Diese beiden letzten haben somit in 104 Jahren 43 692 Verstorbene beerdigt. Meisenheim. In Bahnbach wollte kürzlich der Gendarm Wolf aus Meisenheim den Bauern sohn Johannes Winter aus Ohweiler verhaften. Als Winter floh und auf dreimaligen Anruf nicht stand, schoß der Beamte und traf den Flüchtling so unglücklich in den Unterleib, daß er verstarb. Graz. Ein mit Reinigungsarbeiten im hiesigen Justizpalast beschäftigter Sträfling ent ledigte sich seiner Sträflingskleider, zog die Uni formhose eines Staatsanwaltes, den Rock eines anderen Beamten an, setzte sich den Hut eines dritten auf und verließ ungehindert das Ge bäude, während die Beamten beim Mittagessen waren. Paris. Hier starb im hohen Alter von 88 Jahren der einst hochgefeierte ungarische Arzt Gruby, der zwar in Wien und in Paris gute Studien gemacht, aber in der Praxis oft den Eindruck eines Kurpfuschers machte. Unter dem Kaiserreich erschien er häufig in den Tuilerien, und die hervorragendsten Künstler und Literaten konsultierten ihn mit- Vorliebe. Er erschien auch, als es schon zu spät war, am Krankenlager Heines, wie aus der Erzählung der Schwester Heines hervorgeht. Alphonse Daudet konsultierte den hochbetagten Arzt noch in den letzten Jahren, ärgerte sich aber bald über seine bizarren Diätvorschriften. Gruby war im Leben wie in der Medizin ein Original. In der letzten Zeit legte er sich ohne Not die schwersten Entbehmngen auf und vermied jeden Umgang. Er starb auf einer am Boden liegenden Matratze hinter verriegelten Thüren, und erst zwölf Stunden nach seinem Tode wurde sein Ableben konstatiert. auf dem Brückengeländer gelegen und ich hatte ihn spielend ausgenommen und iin Vorwärts gehen gedankenlos in meiner Hand hin- und hcrgewogen. Ehe ich mir noch bewußt wurde, daß ich verwundet war, — ich fühlte im ersten Augenblick keinen Schmerz unter der unmittel baren Wirkung des Schlages, — drehte ich mich herum und traf ihn mit dem Stein gerade an die Schläfe. Ich hatte mit aller Kraft ausge holt, denn seine Niederträchtigkeit hatte mich empört und er stürzte mit einem dumpfen Schrei zu Boden. Ich taumelte den Weg zurück der Brücke zu. Ich war halb betäubt, das Blut floß mir in Strömen über Kopf und Hals, und ein Gefühl der Ohnmacht übermannte mich, so daß ich mich niedersetzen und an die Mauer der Kirche lehnen mußte, um nicht umzufinken. Ich mag eine gute halbe Stunde dort gesessen haben, denn ich kam gerade nm noch zu dem Zwölf- Uhr-Zuge zurecht, nachdeck ich vorher ..." Gr hielt mit einem Schauder ime und fuhr dann, seine Augen voll in die des Justiziars senkend, fort: .Ich stieß ihn nicht ins Wasser, ich schwöre eS Ihnen bei dem allgegenwärtigen ünd all wissenden Gott! Ich that eS nicht, aber ich kann begreifen, daß sie glaubt, ich that es. Ich fand ihn am Rande des hochangeschwollenen Muffes liegeS, mit dem halben Körper im Wasser, das rasch stieg und reißend dahmfchoß. Sein Gesicht war nach oben gerichtet und der Regen klatschte darauf nieder. ES ist sonderbar, «Üe in solchen Fällen ost die unbedeutendsten KWqiakeiten meoWindruck ans MS machen, als dklHWiche- Thatsache-selbst —Es -kam mir Bordeaux. In der Nacht »uuw 21. d. drangen Einbrecher in die in der Rue ßü tzzup belegenen BüreauS des Bankhaus^ GehnÜ>er Delvaille und schleppten den 150 Kilogramm wiegenden Geldschrank auf einem Wagen mit sich fort. Man begreift kaum, wie sie denselben durch die Thür hindurch zu zwängen vermochten. Der Schrank wurde erbrochen in den zwölf Kilo meter von Bordeaux belesenen Steinbrüchen von Carignan aufgefunden. Derselbe hatte nur wenig Geld enthalten, dagegen für über 70000 Frank Wechsel, die die Einbrecher aus Wut wer ihre Enttäuschung in tausend Fetzen rissen. Genf. Luccheni hat auf Zureden seines Verteidigers den Rekurs gegen seine Verurteilung zurückgezogen. Er wurde in der letztem Nacht ucker starker Gendarmerie-Eskorte vom Unter suchungsgefängnis in das Gefängnis Eprche gebracht. Luccheni ist im Gegensatz zu Wher physisch ganz gebrochen. Monte Carlo. Major Forzinetti, den daS Kabinett Meline vor einem Jahre >vom Posten eines Vorstehers des Cherchemidiaefängmsses absetzte, weil er für DreyfuS' Unschuld einge treten wm und einige der Untersuchungsmethoden du Paty de Elams enthüllt hatte, ist nach dem ,Matin' zum Finanzuunister des Fürstentums Monaco ernannt worden. Gent. In dem Dorfe Schellebelle starben zwei Gebrhder, die Ackerer Bauwens, infolge oes Genusses von Milchsuppe, der ein starkes Gift zugesctzt worden war. Ein dritter Bruder der Vergifteten, der mit diesen in Unfrieden lebte und in Verdacht stand, das Verbrechen begangen zu haben, hat sich erhängt. Petersburg. Im Eisenwerk BtianSk platzte ein Hochofen; dreißig Arbeiter wurden getötet. Warschau. Eine 25 Mann starke Räuber bande brachte durch falsche Signale den Kohlen zug zwischen Milowice und Sosnowice zum Stillstand und beraubten das Zugpersonal. Mehrere Räuber konnten verhaftet werden. Gerichtshalle. Berlin. Die Zustände in der Gefangenenanstalt Plötzensee wurden wiederum in einer Verhandlung beleuchtet, welche vor der 1. Strafkammer des Land gerichts stattfand. Aus der Untersuchungshaft wurde der ehemalige Gefangenenaufseher Otto Her mann vorgesührt, welcher beschuldigt war, seit dem Jahre 1895 mit Gefangenen Durchstechereien getrie ben zu haben. Auf den Rat seines Verteidigers, Rechts - Anwalt Wronker, legte der Angeklagte ein offenes Geständnis ab. Er sei im Jahre 1892 ver eidet worden. Im Jahre 1895 seien mehrere Ge fangene mit der Bitte an ihn herangetrctcn, er möge für sie Besorgungen von Geld, Briefen, Nahrungsmitteln, Schnupftabak uud anderen uner laubten Dingen übernehmen. Anfangs habe er sich geweigert, aber schließlich habe tr sich dazu bereit finden lassen. DaS Gehalt — 900 Mark nebst freier Wohnung — habe nur notdürftig ausgereicht, um ihn und seine Familie zu ernähren, und da sei er denn der Versuchung unterlegen. Auf die Frage des Präsidenten, wieso denn die Gefangenen gerade den Mut ge funden hätten, sich an ihn zu wenden, erwiderte der Angeklagte: „Es war in Plötzensee allgemein be kannt, daß die Beamten mit den Gefangenen Durch stechereien trieben, und da haben sie sich auch an mich gewandt." Der Staatsanwalt wies darauf hin, daß dies der dritte Fall sei, der zur Verhandlung gelange, zwei andere Fälle befänden sich noch im Zustande der Voruntersuchung, und ob eS damit zu Ende sei, wäre noch sehr fraglich. In den Akten befände sich eine Notiz aus dem Munde eines Mannes, der es wohl wissen könnte. Es heiße darin: „In Plötzensee ist immer geschoben worden und werde auch weiter geschoben werden " Der Staatsanwalt richtete an den Angeklagten die Frage, ob er mit anderen Dienstkollegen unter einer Decke gesteckt habe. Der Angeklagte verneinte dies. Er erzählte dann, daß er einmal einem aus Wien stammenden Gefangenen einen Brief von dessen Frau eingeschmuggelt habe. In dem Briefe seien zehn Gulden gewesen, er habe dann das Geld ge wechselt und dem Gefangenen bis auf vier Mark, welche er für seine Bemühungen zurückbehälten habe, ausgehändigt. Für andere Gefangenen habe ek Pakete mit Wurst und anderen Nahrungsmitteln eingeschmuggelt und zumeist eineu Teil des Inhalts für sich behalten. Bei dem unumwundenen Ge ständnis des Angeklagten erübrigte jede Beweis aufnahme. Der Staatsanwalt bezeichnete cs als be trübend, daß unter den Gefängnisbeamteu in Plötzenscc so viele grobe Dienstverletzungen vorgekommen seien, vor, als dürfe ich nicht leiden, daß der Regen ihm gerade ins Gesicht strömte; ich wischte sein Antlitz mit einem Taschentuche sorgfältig ab und bückte mich dann, um ihn weiter aufs Trockne zu bringen. Während ich mich aber damit ab mühte, gab die Erdscholle, aus der ich stand und die vom Wasser unterwühll sein mochte, plötzlich ucker meinen Füßen nach, und als ich zurück sprang, fiel er hinein. Ich gebe zu, daß eS in der Dunkelheit ausgesehen haben mag, als habe ich ihn hineingestoßen." „Sie lassen es sich ja außerordentlich an gelegen sein , die Aussage des Mädchen» zu unterstützen." „Ich will Sie nur vor falschen Schlüssen be wahren." „Das ist die sonderbarste Geschichte, die ich in meinem Leben gehört habe," sagte der Justiz rat, tief Atem holend. „Womit that er den Streich?" „Das weiß ich nicht." „Das iß wohl möglich- HMr Sie einen besonderen Gründ zu, düs« FtM?" „ES wurde eick Totschläger mittt den Lrkm- mern der Zwölfapostelkirche gefunden." > „Das wird meide- Aussage bestätigen," rief Heinrich'erfreut! „Und im übrigen kann ich die Hoffnung nicht aufgeben? daß Käthe Rallas bei dem Verhör die voll«'Wahrheit fugen wird:" „Daün wärest »pir freilich auS aller Not, "aber ich wage nicht darauf zu hoffen. Dies dergleichen unlautere Elemente müßten auSgemerzt werden. Der Angeklagte gehöre, ebenso wie sein be reit» Küher abgeurteilter Dtenstkollege, Korth in« Zuchthaus. Er beantrage gegen ihn zwei Jahr sechs Monat Zuchthaus und die üblichen Nebenstrafen. Der Verteidiger suchte dem Angeklagten mit Rück sicht auf sein offenes Geständnis und darauf, daß er ja nicht mit Anerbieten an die Gefangenen heran getreten, sondern von ihnen verführt worden sei, mildernde Umstände zu erwirken und der Gerichtshof folgte in dieser Beziehung seinem Anträge. Da» Urteil lautete auf zwei Jahr sechs Monat Gefängnis. Auch wurde dem Angeklagten die Befähigung zur Bekleidung eines Amtes auf die Dauer von fünf Jahren abgesprochen. Atel. Die hiesige Strafkammer verurteilt« dm Arbeiter Hoffmann wegm in der Trunkenheit be gangener Beleidigung der Kaiserin zu zwei Monat Gefängnis. Stuttgart. Nach zweitägiger geheimer Ver handlung verurteilte da» Ehrengericht der württem- bergischen Anwaltskammer den Rechtsanwalt Gustav Pfizer aus Ulm wegen Verletzung seiner Berufs pflicht, begangm durch seine Broschüre: „Die Rechtskraft des Verbrechens", durch welche sich zahl reiche Richter beleidigt fühlten, zu einem Verweis und einer Geldstrafe von 2500 Mk. Girre« interessante« Kries ans Kiarrtscho« erhielt der Vorsitzende des Vereins „Kaiserliche Marine" zu Leipzig, Rud. Wille, welcher m Marinekreisen unter dem Namen „Marinevater" allgemein bekannt ist. Wir entnehmen dem Bnefe, der aus Tfickau vom 20. September datiert ist, folgendes: „Sie meinen, es müßte den Soldaten hier draußen sehr gut und besser wie zu Hause gehen, das ist aber nicht der Fall. Das Wasser ist in Tsintau nur trinkbar, wenn es vorher abgekocht ist; ich weiß nicht, woran e» liegt, aber wer Wasser trinkt, hat den Durchfall, und zwar ganz abscheulich. Nun ist befohlen, nur abge kochtes Wasser zu Kinken. Dies soll in der Küche stets vorrätig sein. Gegen diesen Befehl wird aber genau soviel gesündigt, wie gegen jeden anderen Befehl. Die Unteroffiziere halten es schon besser aus, die können sich einmal Bier und dann wieder Wein und Sauerbrunnen leisten, die Löhnung des Soldaten reicht hierzu aber nicht aus. Zieht man noch in Betracht, daß in der Heimat hin und wieder ein Paket von „Muttem" ankommt, und daß auch manche Köchin geme einem Vaterlandsverteidiger etwas zusteckt — was hier beides ausfällt — so liegt es klar auf der Hand, daß der Soldat zu Hause mit 22 Pfg. viel besser auskommt, wie in Tsintau mit 35 Pfg. Daß es hier schon „Hotels" gibt, stimmt, aber — die sind auch danach! Das größte ist Hotel Aegir, Besitzer ist Krippen dorf aus Kiel. Der hat nämlich vier Chinesen zur Bedienung, aber ucker 80 Pfg. gibt es keine Flasche Bier. Dann ist hier noch ein Hotel Berger, das ist schon feiner, der Wirt verkauft nur Münchener, die Flasche zu 1,20 Mk. Das neueste ist das Hotel „Zum grünen Ochsen", eine Bude genau wie die andere, aber für Mannschaften verboten, hier verkehren nur Offi ziere. Die Wirtin ist eine hübsche junge Fmu, der Wirt — so wie ich gehört habe — ein Offizier a. D. Dies Hotel hat schon verschiedene Namen im Soldatenverkehr, die recht originell find, z. B. „Zur Lindenwirtin", „Zum verbor genen Veilchen", „Zum kleinen Engel" u. s. w. Auf zehn Schritt gegen den Wind riechen die Chinesen hier schon nach Knoblauch; überhaupt sind diese durchweg schmutzige Gesellen. Die ganze Kolonie nimmt ja jetzt schon einen kolossalen Aufschwung, da find schon einige schöne Straßen angelegt von den Pionieren — diese erhielten täglich 50 Pfg. Zulage —, die Häuser bekommen ein ganz anderes Aussehen u. s. w. In Tfickau ist bald kein Haus mehr, in dem nicht irgend ein Geschäft betrieben wird — Schuhmacher, Uhrmacher, Schneider, Schiffs händler u. s. w. Zwei unserer Schiffe haben schon probeweise chinesische Kohle geheizt, sie soll sehr gut sein. Kiautschou wird uns vorläufig noch recht viel Geld kosten, denn der Hafenbau und Bergbau ist mit Schwierigkeiten verbunden, alle Maschinen u. s. w. müssen erst aus der Heimat bezogen werden, aber ich glaube be stimmt, daß dieses Geld in einigen Jahren wesen zu sein; aber sie muß sich allem Anschein nach bald beruhigt haben. Sie sagen, es war beinahe Mittemacht, als — nun, wie soll ich sagen? — als Baumann ins Wasser fiel. Um zu der Mühle zu gelangen, brauchte sie min destens zehn Minuten, auch wenn sie den ganzen Weg rennend zurücklegte. Um ein Uhr war sie schon ruhig genug, um ganz genau zu berechnen, wie hoch die Flut im Vergleich zu früheren Fluten gestiegen war, und an welcher Stelle der Damm durchstochen werden mußte. Sie blieb in der Mühle, als diese jeden Augen blick einstürzen und sie unter ihren Trüm- mrrn begraben konnte. Aus all diesen Um ständen geht hervor, daß dieses Mädchen eine Energie und eine Entschlossenheit besitzt, die manchen Mann beschämen könnte, und daß sie zu den Personen gehört, die, wenn sie sich einmal etwas vorgenommen haben, nicht davon ablassen, und müßten sie darüber zu Gmnde gehen." „Was könnte sie aber veranlassen, etwas anderes als die Wahrheit zu sagen?" fragte Heinrich nachdenklich. Er war nicht wenig erstaunt, als der Justiz rat ihm mitteilte, wie feindselig Käthe ihm ge- finnt fei. Vergebens zerbrach er sich den Kopf und ließ die Vergangenheit an seinem Geiste vorüberziehen; er wußte sich keines Umstandes zu entsinnen, durch den er sich den Haß des Mädchens erklären konnte. „Es nützt nichts," sag« der Justizrat endlich, „uns Vermutungen über ihre Beweggründe hin- mgeben; wir werden diese vielleicht am Donners- mg bet der Verhandlung kennen lernen. Ich doppelt und dreifach wieder einkommt. Heute find mehrere Offizier« nach Kap Svelin hinübe, — ein Forstmann soll da eine Goldader ge. funden haben. Wenn das -utrifft, dann können wir uns ja gar ntchs Besseres wünschen. Gestern hatten wir hier im Lager einen recht betrübenden Unglücksfall und danke ich Sott, daß ich unver letzt dabei wegaekommen bin. Hauptmann v. PlonieS von der Feldbatterie hatte seinem Batterie-Schlosser einen Shrapnel-Blindgänger zum Entladen «geben; nun hatte dieser, mid der Hufschmied schon den Zünder ab und den Boden herausgeschraubt, sowie eine Spreng- kammer herauSgenommen, aber trotzdem explo dierte das Ding. Der eine ist sehr schwer, der andere weniger verwundet. Sckf ihr Geschrei brachte ich und ein Artillerist sie erst ins Freie und ich nß dann dem einen erst die brennende Bluse vom Leibe, dann brachten wir sie gleich ins Revier-NotverbandS-Lazarett. Die Aerzte haben dem Schwerverletzten schon mehrere Shrapnel-Kugeln auS dem Körper entfernt, upd eS soll Lebensgefahr vorläufig nicht vorhandetr ein. Wäre der Boden deS Geschosses nicht chon abgeschraubt gewesen, so hätte es ein chweres Unglück gegeben — kein Mensch hatte eine Ahnung, daß die beiden an einem Geschoß arbeiteten. In der Nähe waren neun Mann. In unserer Kantine kostet die Flasche Bier 50 Pf., beim Seebataillon ist alles 10 Pf. teurer — wir haben eigene Kantine und dort hat sie ein Hauptmann a. D. Der „Cörmoran" ist jetzt als Wachtfchiff im Hafen. In Manila hatten die Makosen nichts zu lachen, aber jeder echte Deutsche muß doch stolz sein, wenn er er- fährt, wie unsere Schiffe vor Manila aufgetreten find. Der Amerikaner wollte nach echter Hcinkee- manier den Kommandanten der deutschen Schiffe vorschreiben, was sie zu thun und zu lassen hätten, — sie haben ihn aber eines Besseren belehrt. Der Amerikaner wollte den „Kor moran" untersuchen. Admiral Diederichs gab aber nicht die Erlaubnis. Der Danke sagte: ich thue es doch, worauf ihm erwidert wurde: Gut, aber Gewalt gegen Gewalt. Der Danke schickte dann zwei schöne Schiffe raus, den „Kor moran" abzufangen, aber DiederichS schickte die „Kaiserin Augusta" und „Prinzeß Wilhelm" auch raus, und als „Kormoran" in Sicht kam, wurde er gleich durch Signal verständigt. Alle drei machten „Klar Schiff zum Gefecht" — vier Char gierungen an Deck, und dampften dann stolz am Janke vorbei. Der machte aber keine Miene zum Durchsuchen, sonst hätte es auch Kleinholz gegeben. Er soll sich nachher geäußert haben, er würde eS doch gethan haben, wenn nicht zwei seiner besten Schiffe fast ausschließlich mit Deutschen besetzt gewesen wären. (Ohne Zweifel eine faule Ausrede!) Sehen Sie, Herr Wille, so geht es hier. Wenn es wahr ist, daß Arbeil das Leben süß macht, dann muß ich bald ein ganz zuckersüßer Junge sein. Die einzige Er holung ist, wenn man bei einem Glase Bier ge mütlich seinen Skat drischt, oder wenn man mit Kameraden von Bord zufammentrifft, um etwas zu „reesen". Wenn Wahres am Goldfund ist, schreibe ich sofort Bescheid. Herzlichen Gruß Ihr . . . ." K««1e» Allerlei. Der siebzigste Schulz ist am 1. Oktober in Berlin als Gemeinde-Schullehrer angestellt worden. Eine Statistik der Morphiumsüchtigen in den verschiedenen Berufen hat ein belgischer Hospitalarzt neuerdings veröffentlicht. In zwei undzwanzig verschiedenen Berufen hat er 230 Fälle beobachtet. Davon entfallen am wenigsten auf die Künstler, Gelehrten und Journalisten; auf die Arbeiter kommen 18 Fälle, auf den Haushalt der Apotheker 20, aber den größten Rekord erreichen — die Aerzte (!), nämlich mit 69 Fällen. In einem Zigarrenladen bemerkt ein Käufer ein Schild: Zigarren zum Rauchen. Was soll das heißen?" fragt er den Laden besitzer, „gibt es denn auch andere Zigarren?" — „Ja," meint dieser etwas gedehnt, „es gibt Zigarren, die geraucht werden und Zigarren, die zu Weihnachtsgeschenken dienen." ». bitte Sie, jetzt mit Ihrer Erzählung fort zufahren ... Sie ließen Ihre Wunden doch verbinden?" „Nein, ich wagte nicht, dies zu thun. Ich verband sie selbst, so gut ich konnte mit meinem Taschentuch und eilte zum Bahnhof. Rian wird mich für einen Feigling halten, weil ich Bau mann nicht nachsprang, aber es war mir un möglich. Ich sah seinen Körper hinunter in das Wasser rollen und das blasse Antlitz aus den schäumenden Fluten auftauchen. Ich sah, wie die Strömung ihn faßte und Hinwegriß, aber wenn ich nur den keinen Finger hätte zu rhhren brauchen, um ihn unbeschädigt und mit mir versöhnt neben mir am Ufer zu sehen, ich hätte nicht die Kraft dazu gehabt. Ich stand da, wie festgebannt, unfähig, die leiseste Bewegung zu machen. Nachdem ich aber die Erstarrung von mir abgeschüttelt hatte, lief ich, als ob die Hölle hinter mir her wäre." „Was thaten Sie in Berlin?" „Ich kam dort am frühen Morgen an, ehe noch irgend jemand auf war. Ich hatte dm Hausschlüssel bei nur und machte mir selber auf. Dann wechselte ich meine Kleider und beseitigte auf das sorgfältigste jeden Gegenstand, der nut Blut befleckt war. Ich hatte Pflaster und kharpse zu Hause und verband meine Wunde damit. Wie Sie sehen, habe ich meine Sache nicht schlecht gemacht." „Ich sehe gerade das Gegenteil," seufzte MeÜien. „Wollen Sie wirklich sagen, d« niemand davon erfuhr, daß Sie verletzt waren?* M »4 (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)