Volltext Seite (XML)
Damen Europa» zu besitzen, sofern es sich um moder nen Schmuck handelt. 8 Kopenhagen. 14. Oktober. Dt« Telephonleitung Berlin—Kopenhagen über Warnemünde ist nun soweit fortgeschritten, daß bereits bis Rostock gesprochen wird. 8 Part», 13. Oktober. Der HauShaltSauSschuß be- schlotz gestern die Einziehung de»„ Gehalt» von 3ü Bischöfen, allen Generalvicaren und gegen 7000 Pfarrern, deren Stellen im Concordar nicht vorge sehen sind. Dt« dadurch zu ersparden drei Millonen sollen zur Erhöhung der Lehrergehälter verwendet werden. Aus Aue und Umgebung. Aue, den 1«. Oktober 1899. — Die „Privtlegirte Schützengilde" zog gestern Nachmittag mit Musik von der Stadt aus nach ihrem Schießhaus am Bechergut, um ihr diesjähriges Kö- ntg-schteßen abzuhalten. Den besten Schuß auf dieHerren Festscheibe, welche das neue Stadthaus und die Schützenbrüder Mtdes und Rudorf zeigt, that Herr Albin Roßner, auf denselben ging also für das neue Schützenjahr die Königswürde über. Herr Horbach erzielte den 2. Preis und Herr Ernst Becher am Markt den dritten. Nach dem Schießen gab Herr Rudorf als Festleiter das Resultat bekannt, entkleidete den alten König, Herrn Gastwirt Modes seiner Königs würde und übergab die Regierungsgeschäste nebst dem Königsschmuck unter passenden Worten dem neuen Kö nig, Herrn Roßner, welcher gelobte, ein mildes Re giment zu führen. Die Gesellschaft vereinigte sich abends beim Schützenbruder Modes im Stern, wo bei Reden und launiger Unterhaltung die Stunden schnell dahin stossen. Herr Roßner gedachte auch der Ber- dienst« des Ehrenmitgliedes Herrn Bürgermeister Dr. Kretzschmar um die Gesellschaft, namentlich als war mer Förderer bei der Anlegung des neuen Schieß- standeS. — Se. Majestät der König und Se. Königl. Ho heit der Prinz Georg sind am Sonnabend kurz nach S Uhr von Rehefeld nach Dresden-Strehlen bez.Hvster- witz zurückgekehrt. — Die Interessenten für die Ueberbrückung der Mulde von der Schneeberger Straße nach dem Bahn hof werden für morgen Dienstag, den 17. Oktober, abends 8 Uhr, zu einer Besprechung behufs Beschluß fassung über die Verwendung der gesammelten Gelder in Händels Restaurant eingetaden. — Herr Fabrikbesitzer Hofmann gab aus Anlaß der Vermählung seine Tochter seinen: Personal am Sonnabend Abend auf dem Schützenhause einen Festball. — Tie städtischen Kollegien beschlossen, die ihnen von Herrn Stadtrat Caßler zu einem gemeinnützi gen Zwecke überwiesenen 500 Mark als Grundstock für ein Volksbad anzulegen. - Wettere Zuwendungen von der Einwohnerschaft für ein derartiges, sehr not« wendiges Institut sind sehr willkommen. — Versammlung der Schneider, u. Kürschner-In nung zu Aue findet heute Montag, den IS. Oktober a. c. abends 6 Uhr im Gasthaus z Stern statt. — Holz-Verstetgerung aus AntonSthaler Staat», forstrevier findet Donnerstag, den 19. Oktober 1899, von vorm. 9 Uhr nn, im Gasthof -um Jägerhaus so- wie Freitag den 20. Oktober 1899, von vorm. halb 9 Uhr an. im „RathSkeller" za Aue statt. Der durch den Höllengrund (Abth. 61 und 62 des Sosaer Reviers) führende Holzabfuhrweg ist in- folge von HerstellungSarbetten an den Wege- und Ufern.auern der kleinen Bockau bi» aus weiteres ge sperrt. -- Der VerbandStag sächsischer Schuhmacher innungen findet im Jahre 1900 in Meißen statt. - Der Vorstand des Nationalltberalen Verein» für das Königreich Sachsen beruft auf Sonntag, den 22. d. M. nach Leipzig eine Sitzung ein. - - Ein Preisausschreiben in Höhe von zehntausend Mark zur Gewinnung einer neuen deutschen Volksoper sür die deutsche Bühne erläßt der al» warmherziger Förderer der Kunst weiten Kreisen bekannte Prof. Dr. Walter Simon, Stadtrath in Königsberg i. Pr. — Eine Anklage wegen Beleidigung eines Mit gliedes des Kgl. sächs. Hauses hat die .Dresdener Rundschau" erhalten, weil sie ein Gedicht der „Mün chener Jugend" Nr. 38 abdruckte, das die Gastpredigt des Kaplans Prinzen Max in der Herz-Jesukirche in Paris behandelt. Auerttzal Leitung erscheint letzt täglich, k o st e t Msirirt nur 20 Pfennige. — Die zweite sächsische Kammer gliedert sich nach Berussarten, wie folgt : Unter den 51 Abgeordneten der konservativen Fraktion sind 27 Landwirte, 8 Ju risten, 4 Bürge« meiste», 4 Industrielle, 3 Kaufleute, 2 Techniker, 2 Handwerker, und 1 Regierungsbeamter, der nationalliberalen Fraktion 11 Industrielle, 5 Kaufleute, 2 Juristen, 1 Landwirt» 1 Handwerker, l Bürgermeister und 1 Handelskammer. Sekretär, den vier Fortschrittlern: 1 Baumeister, 1 Landwirt, ein Gemeindevorstand und 1 Privatmann. Die Sozial demokraten stelle» 2 Handwerker, 1 Zigarrenfabrikan ten und t Musikdirektor. — Freiwillige für Kiautschau gesucht- Für dt, Stammkompanie de» Matrosen-Artillerie-D«lach«ment» in Kiautschau werden junge, kräftige Leute, nicht unter 19 Jahren, al» Dreijährig-Freiwillige angenommen. Eintritt erfolgt am 3. November. Gesuche mtt Mlde. schein sind umgehend an da« Kommando der dritten Matrosen-Arttllerte-Abletlung in Lehe zu richten. — Zu Folge ergangener Verordnung de» Köntgl. Ministeriums de» Innern find die Amt-Hauptmann- schäften und Stadträthe verpflichtet, in allen Fällen, in denen ihnen bekannt wird, daß von einem al» toll oder wuthoerdächttg getödteten Hunde Menschen ge bissen worden sind, dem Königl Preußischen Institut für JnsectionSkrankheiten zu Berlin alsbald Abschrift des vom Bezirksarzte Uber die Sektion ausgenommen««! Berichtes bez. Protokolle» zu übermitteln. — Die österreichischen Papier-Gulden und Kreu- -er werden vom neuen Jahre an nicht mehr eingelöst und jede Verpflichtung des österreichischen Staates hier- zu ist erloschen. Wer sich also vor Schaden bewahren will, wechsele seine diesbezüglichen Schätze.rechtzeitig noch um. — Ueber dir zulässige Höhe voll Wohnhaus neu- bauten in Städten und die für die Beurteilung der Bebauungsfähigkeit eines Grundstückes maßgebenden Gesichtspunkte hat das Königliche Ministerium des Innern sich in einer Verordnung ausgesprochen: Der Fall liegt folgendermaßen: Ein GrundstückSeigentü. mer in Leipzig wollte sein Grundstück mit einem fünfgeschossigen Wohngebäude bebauen. Der Ratver. sagte dies und verlangte die Beschränkung auf vier Geschosse. Ser Eigentümer ivendete RecurS ein mit dem Erfolge, daß die Kreishauptmannschast die Er richtung eine» fünfstöckigen Hauses, von dem oaS Erd- geschoß nicht zu Wohnzwecken verwenoet wird, sür zu. lässig erachtete. Die>e Entscheidung wurde vom Rathe angefochten. Das Ministerium hat jedoch zu einer Abänderung derselben nicht gelangen können. Nach dem bezirk-ärztlichen Gutachten seien vorn gesundhrits- polizeilichen ^Standpunkte aus Einwendungen gegen die Erbauung eines fünfstöckigen Wohnhauses nicht zu machen gewesen, und diesem Gutachten habe sich auch der ärztliche Beirath der Kreishaaprmannschast ange- schlossen. — Eine hübsche Episode aus der Sommerresidenz Pillnitz erzählt ein Grenadier: „Als Soldat des 1. Leib. Grenadierregiments Nr. 100 war ich mit noch je zwei Mann der 12. Kompagnie zum Schlvß-Wachtlomman- do nach Pillnitz ko nmandiert, und unter uns war ein Büchsenmacher, welcher seine Ausbildung nur provi- arisch genossen hatte. Eines Tages mußte derselbe als Posten ausziehen, und während des Nachmittags ereignet sich folgender Vorfall: Bekanntlich ist «n dem Parke und jonstigen Anlagen des Kgl. Schlosses das Herumlaufen der Hunde verboten. Trotzalledem sprangen aber kleine Hunde plötzlich auf den Posten zu und zerrten ihn an den Hosen. Ganz empört hie- rüber vertritt dieser den nachfolgenden Herrschaften Der Zauberer von Saarbrücken Roman aus dem Anfang d. 17. Jahrhun dert» von A. Below. 38 s (Nachdruck verboten.) Noch geraume Zeit schaute der wackere Fürst sin nend auf die Stadt hernieder. Endlich raffte er sich wieder empor: „Seine Pflicht thun allerwege, Gutes wirken, soviel, so lange als man vermag, alles übrige aber Gott überlassen!" sprach er dann fast laut zu sich selbst. „Das ist Quintessenz der Weisheit, die mich diese ernste Stunde gelehrt hat. Und so soll es sein und bleiben, so lange dieser morsche Leib noch zusammenhält!" Mehrere Tage waren seitdem ereignislos verstri chen. Da an einem wundervollen Herbsttage, als gol diger Sonnenschein ringsum aus den Höhen lag, die Lust mild und lau war wie im Lvmmer, schwirrte ein Gerücht durch die beiden Städte, das alsbald die Einwohner, Männer und Frauen, aus die Straße trieb. Jeder wollte erfahren, ob das Unerhörte dtnn wirk lich Wahrheit sei. WaS aber war geschehen? Der fremde Chirurgius, der frevle Mann, der so viel UebleS angerichter, der Spießgeselle des Trotha, war aus seinem Turm ausgebrochen. Damit aber noch nicht genug — mit unglaublicher Kühnheit und einer Gewandtheit, die an anderer besserer Stelle die höchste Bewunderung herausgefordert hätte, hotte er Momaltos Tochter geraubt. In dem fürstlichen Lust garten unweit des Schlosses, den Graf Ludwig halte neu anlegen lassen und den seine erlauchte Gemahlin, «ine eifrige Natur- und Blumenfreundin, Jahr aus Jahr ein gar sorgsam pflegte und verschönerte, hatten Isotta und Irmgard Greifenklau allein verweilt uud nach vorher gegebenen Anordnungen ver Frau Gräfin Unkraut auSgerodet und Blumen umgepftanzr. Jin Eifer der Arbeit hatte Irma zeitweilig auf die Freun din nicht geachtet, als sie dieselbe dann rief, war sie auf>einmal verschwunden und kein Suchen hals. An der. Vsorte aber stand in ungefügen Buchstaben ange- schriebeW^-Lunz« Oehlenschläger war hier und raubte dem MonlaWo sein bunte» Vögelchen. Gesättigte Rache thut wohl.'T Wie der Verbrecher seine Flucht bewerkstelligt harte, wie es ihm gelungen, si»>» Isottas am lichten Tuge zu bemächtigen, ganz unbegreiflich schien's. Derr Schmerz des armen Vaters zu schildern, waren Worte zu arm. Graf Ludwigs Zorn aber fand keine Gren zen. Offenbar hatte der Flüchtling Hilfe von außen gehabt, als er ausbrach. Sein Entweichen wäre in- deß schon viel eher bemerkt worden, hätte der Turm wärter seine Pflicht gelhan. Wie sich jetzt jedoch her- ausstellle, pflegte der Mann jeden Abend nur einmal nach seinen Gefangenen zu sehen, anstatt wie ihm vvrgeschrieben, dreimal am Tage das Verließ zu kon- trvllieren. Furchtbar war das Strafgericht, das sich über den Gewissenlosen entlud. Selber wurde er in den Turm geworfen» und der gräfliche Schultheiß kirn- digte ihm an, falls Isotta Montalto ein Leids ge schehen, sei sein Hals verwirkt und ohne Gnaden ver falle er dem Henker. Rastlos durchstreiften Reitertrupps, die Graf Ludwig immer von neuem wieder aussandle, die nähere und fernere Umgegend der Städte, indeß es war alles umsonst. Vor« der Geraubten ward keine Spur entdeckt. Montalto aber, nachdem er sich aus der ersten, schweren Betäubung, in welche ihn der jähe Schlag versetzte, emporgerafft, schloß sich in seinem Zimmer ein und wollte von Niemanden gestört sein. Endlich schien er seinen Entschluß gefaßt zu haben. Er sandte nach Uffo, dem Böttcherknecht, den er vom Galgen errettete. „Uffo," s7rach er dann, als der Gesell vor ihm stanb, „Du hast gehört, wie Furchtbare» mir geschehen; umsonst streifen des Grafen rasche Retter die ganze Gegend ab, der Räuber meines Kinde» ist nicht auf- zuftuden. Du hast nun seit einiger Zett eine junge Schwester hier am Ort wohnen; von weit her aus den Bergen ist sie Dir nachgezogen, und treulich sorgst Du als guter Bruder sür sie. Ich habe die Maid de» öfteren gesehen; seltene Gaben verlieh ihr der Himmel. Vielleicht, daß es mir mit ihrer Hilfe gelänge, den Auf. enthallsort Isottas zu erkunden und mein Kind den Räubern zu entreißen. Hol'Deine Schwester her, auf daß sie mir ihren Beistand leihe; Du magst zugegen bleiben, damit sie sich nicht fürchte und Dustehst, daß der Maid kein Leid geschieht." Uffo, der sein Leben sür Montalto gelösten und Isotta verehrte gleich einer Heiligen, hatte kaum be- griffen, um was es sich handle, als er schon davon- spraug und in kürzester Frist dem Meister seine Schwes ter zusührte. Zufall fügte e», daß just um dieselbe Zeit Gräfin Anna Maria und Irmgard eintratem Ihr gutes Herz hatte die Gräfin dazu gedrängt, den schwergeprüften Vater aufzusuchen, um ihm einige Worte der Theilnuhme zu sagen. Erstaunt blickte die hohe Frau nunmehr avf oas etnsache Kind aus dem Volke, ein zartes, blasses Geschöpf, das in ban- ger Verlegenheit beinahe zu zittern begann. Doch mit freundlich mildem Zuspruch beruhigte Montalto die Kleine, welche noch keine 17 Jahre zählen mochte, und «sandte sich dann der Gräfin und dem Edelsräu- lein zu: „Eine Fügung des Himmels möchte ich's fast nennen, daß Ew. Gnaden just im Augenblick über meine Schwel, le treten; verweilet nur kurze Zeit hier, erlauchte Frau, ' und auch Ihr, edles Fräulein, damit ihr sehet und erkennet, daß ich nichts übles mit.dem jungen Ding hier plane. — Bittere Erfahrungen haben mich Bor- sicht gelehrt, Frau Gräfin", fügte er hinzu, als Anna Maria eine abwehrende Bewegung machte Dann ließ er Uffo's Schwester, die mit leiser Stimme, dazu auf gefordert, ihren Namen nannte — Gertrud — aus einem Sessel Platz nehmen, mit dem Rücken gegen das Fenster, blickte er ihr lange und durchdringend in die Augen, während er zugleich in besonderer Wei se sanft über ihre Stirn strich. Daraus drückte er ihr mit einem befehlenden „Schlaf «nein Kind!" die Augen- lieber zu, zugleich seine Linke auf des Mädchens Schei tel legend. Betremder sahen die beiden vornehmen Frauen, welche sich inzwischen ebenfalls gesetzt hatten, das Be. ginnen des Gelehrten mit an, wogegen Uffo in seiner blinden Ergebenheit für Montalto ganz gleichmüthig dreinschaute; seiner Schwester ivurde von dem Meister nichts Uevle» zugefügt, dessen war er sicher. „Schläfst Du, Gertrud?" fragte Meister Gutlto jetzt das Mädchen. „Ja, Herr, ich schlafe!" „Du wirst jetzt immer tiefer in Schlaf versinken, , meine Tochter," sprach der Meister weiter ruhigen, sicheren Tone», als wenn e« gar nicht anders sein könnte, „fester und fester entschlummern, so daß Du gar nicht» von Dir selber weißt. Nur meine Stimm« wirst Du hören, genau jede Silbe, und meine Befehl« ausführen. Hast Du mich verstanden, Gertrud?" „Jawohl, Herr!" (Fortseßung flgt.)