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Auerthal-Zeitung : 16.11.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189811163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18981116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18981116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-11
- Tag 1898-11-16
-
Monat
1898-11
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 16.11.1898
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VElsche Uandscha«. Deutsch land. * Nachdem der Saifer uuddie Kaiserin am Donnerstag im Zeltlager von Muallakah daS Frühstück eingenommen hatten, erreichten sie nach dritthalbstündiger Lagenfahrt gegen 5 Uhr Baalbeck, wo daS Zeltlager inner halb gewaltiger Ruinen errichtet war. Die Stadt ist festlich gesGückt. Die Einwohner begrüßten daS Kaiserpaar enthusiastisch. Innerhalb der Ruinen hat der Sultan Wen Marmor stein errichten lassen, der mit dem deutschen und türkischen Wappen versehen ist. Unter denselben ist folgende Inschrift gleichfalls in deutscher und -«bdul Hamid II., Kaiser derHnomänen, seinem erlauchten Freunde Wilhelm II., Deutscher Kaiser und König von Preußen, und der Kaiserin Auguste Viktona zur Erinnerung an die gegenseitige unwandelbare Freundschaft und den Besuch der kaiserlichen Majestäten in Baalbeck im November 1898/ * Zwischen Kaiser Wilhelm und dem Sultan find anläßlich deS Besuches des deutschen Kaiserpaares in Damaskus wieder herzliche Pepeschen gewechselt worden. * Eine Meldung des ,Reut. B/ aus Beirut weiß Kon einem neuen Anschlag auf den Kaiser zu, berichten. Es sollen den ägyptischen Behörden Lkvei «rdächtlge entgangen sein, die sich nach Beirut begeben haben, wo sie glücklich entdeckt wurden. (Diese neue Sensationsmeldung ist nicht recht glaubhaft. Die Anarchisten pflegen nicht in so großen Gruppen zu arbeiten.) -Die Prinzessin Heinrich verließ am Donnerstag Kiel, um die Reise nach Ost- asien anzutreten. *Bei den Verhandlungen, die jetzt wegen höherer Besteuerung der Waren häuser stattfindet, soll für die Besteuerung in erster Reihe der Geschäftsumsatz in Aussicht genommen, und zwar soll eine Veranlagung bis zur Höhe von 4 Prozent des Umsatzes ge stattet sein. Die Warenhaussteuer würde alle Detailgeschäste treffen, deren Umsatz eine ge wisse Höhe überschreitet, lieber die für die Veranlagung maßgebende Höhe des Umsatzes steht noch nichts fest, ebensowenig, ob zur Teil nahme an den Beratungen über die Materie Sach verstände herangezogen werden sollen. Wie der ,Konfektionär' wissen will, wäre in den Regie- ruiigskreifen die Anschauung verbreitet, daß man die Warenhäuser mit „recht beträchtlichen Steuern" belegen könne. Oesterreich-Ungarn. -DirNationalitäten-Bewegung ist in Oesterreich wieder in vollem Flusse. Der Verband der deutschen Volks partei verwahrt sich in einer Erklärung da gegen, daß ihm eine einzelne Landesgnippe (Steiermark) Vorschriften machen will. Das ,Grazer Tagebl.' wendet sich gegen den Vor schlag, daß die Deutschen den Reichs rat verlassen sollen; die Rechte würde die Gelegenheit zu einer schädlichen Aenderung der Geschäftsordnung benutzen. — Aus Prag konlmen wieder böse Nachrichten. Am Mittwoch abend durchzogen exzeßsüchtige Ele mente haufenweise die Stadt ; wo sie einen deutschen Studenten erblickten, wurde er verhöhnt und beschimpft; einer wurde sogar mit Stöcken mißhandelt und mußte von der Polizei aus dem Knäuel herausgehauen werden. Die gesamte Sicherheitswache ist aufgeboten und alle deutschen Anstalten, besonders die beiden Theater, werden scharf bewacht. Das Straßen bild ist wie im Dezember des Vorjahres, die Stimmung erregt. * Angesichts der vielen parlamen tarischen Duelle der jüngsten Zeit bean tragte Abg. Treuinfels (Zentrum) im Wiener Abgeordnetenhause die Schaffung eines parla mentarischen Ehrengerichts für die ganze Session, welches in einzelnen Fällen von Beleidigung die Genugthuung festzustellen hätte. Die Genugthuung soll durch Widerruf, Ent schuldigung oder Abbitte erfolgen, keinesfalls aber auf dem Wege des Zweikampfs. Wer dem Spruche des Ehrengerichts nicht Folge leiste, dürfe das Haus nicht betreten. Araukreich. -Betreffs der französischen Flotten« rüstungen fand am Mittwoch im Marine- Ministerium unter LockroyS Vorsitz ein Admirals- rat flöt. Dabei wurde frstgestellt, dah die Küstenvertetdtgung zu Lande durchaus befriedi gend sei. Alle Forts seien ausreichend bestückt und bemannt. UebrigenS sei die sofortige Aus rüstung von dreißig Schiffen, d. h. der ganzen Flottenreserve erster und zweiter Klaffe, be schlossen. -Major Marchand kehrt mit Genehmi gung Englands auf dem Nil nach Faschoda zurück, unter der von Frankreich anerkannten Verpflichtung, mit seinen Truppen daS ganze Faschodagebiet zu räumen. -Wie verlautet, soll daS Mitglied der Kriminalkammer des Kassationshofes Athalin am Mittwoch nachmittag einen Agenten deS Spionagedienstes verhört haben, welcher dem Obersten Henry das Bordereau ge liefert haben soll, auf Grund dessen DreyfuS verurteilt worden ist. England. -Eine Rede des englischen Premiers Lord Salisbury über die Weltlage hat im allgemeinen beruhigend gewirkt. Bemerkenswert ist folgender Satz der Rede: „Wir sind mit der gegenwärtigen Lage in Aegypten ganz zufrieden und glauben nicht, daß jetzt ein Grund vorhanden ist, dieselbe abzuändern." Die starken Rüstungen Englands aber bleiben auch nach dieser Rede noch immer un verständlich. Italien. * Das deutsche Konsulat in Cagliari (Insel Sardinien) hat die Mitteilung erhalten, daß der Kaiser Wilhelm und die Kaiserin Auguste Viktoria am 17. d. den Hafen von Cagliari berühren werden. Spanien. -Die Regierung in Madrid scheint neue Ermutigung erhalten zu haben, in der Philippinenfrage sich nicht vorschnell nachgiebig zu zeigen. Sagasta will es auf ein formelles Ultimatum der Der. Staaten ankommen lassen. Er ist von der Zuversicht geleitet, das Prinzip der Oberhoheit Spaniens über die Philippinen werde wenigstens bei zwei Großmächten kräftige Unterstützung finden. Ruhland. -Die außerordentliche türkische Gesandtschaft zur Begrüßung des Kaisers Nikolaus in Livadia ist an Bord der Jacht „Jzzedin" in Aalta eingetroffen. Die Gesandt schaft überbringt dem Kaiser den osmanischen Hausorden. — Am 30. November findet in Sebastopol die Enthüllung eines Denkmals für den Vizeadmiral Nachimow statt, der am gleichen Tage des Jahres 1853 in der Seeschlacht von Sinope eine türkische Flottenabteilungvernichtete. Kaiser Nikolaus wird der Feier beiwohnen. Die Ver wandten des Admirals, noch lebende Teilnehmer an der Seeschlacht und an der Belagerung von Sebastopol, sind zur Teilnahme an der Feier lichkeit aufgefordert worden. (Schade, daß die außerordentliche türkische Gesandtschaft zu dieser nicht mehr anwesend ist!) Balkanstaate«. -Im Gegensatz zu dem ohne Widerstand erfolgten Abzug der türkischen Truppen an andem Orten Kretas, ist es inKandia nicht ganz ohne Schwierigkeiten abgegangen. Dort mußte, wie man aus Athen meldet, die Einschiffung der Garnison durch die Androhung des englischen Admirals, die ottomanifchen Truppen als seine Gefangenen zu behandeln, erzwungen werden. Erst als ein Bataillon Infanterie mit zwei Geschützen nach der Kaseme dirigiert wurde, zogen die Redifs ab, um sich zum Transportdampfer zu begeben. Durch die große Energie, welche Oberst Chermfide ent faltete, sei es gelungen, ein Blutvergießen bei diesem Vorgänge zu verhüten. Aegypten. -Die Weiterführung der ägyptischen Eisenbahn bis Chartum hat die bri tische Regierung beschlossen. Die zu bauende Strecke ist 180 englische Meilen lang. Die schmiedeeisernen Brücken, fünfzig an der Zahl, sind schon bet englischen Firmen bestellt worden. Die größte ist die über den Atbara bei seinem Einflüsse in den NU. Sie wird 1800 Fuß lang sein. Amerila. -Die bedingungslose Abtretung der Philippinen ohne daS geringste Entgelt fordert, wie sich jetzt klar herauS- stellt, Mac Kinley von den Spaniem. Die in der Mittwochsfitzung der Pariser Friedens- Kommission von den amerikanischen Delegierten übergebene Denkschrift weist die von den Spaniem gegen die Preisgebung der Philippinen angeführten Gründe zurück, ohne einen Gegen vorschlag aufzustellen. AuS derselben geht her vor, daß die Amerikaner die Sicherung der kubanischen Schuld wie bisher ablehnen und die Abtretung der Philippinen fordern, die Spanien verweigert. -Nach den bisherigen Wahlergeb nissen ist der Stand der Parteien im nord amerikanischen Repräsentantenhaus« folgender: 180 Republikaner und 165 Demokraten, Silber- Republikaner, Fufionisten und andere. Zwölf Ergebnisse find noch unsicher. Affen. -In dem chinesischen Vertrags- h afenNiutschw ang habenfichdie Russen vollständig eingeniftet. Handel treiben die Russen dort nicht, wohl aber üben sie eine rege Thätig- keit beim Eisenbahnbau aus und haben das Ge biet militärisch in der Gewalt. Im Vertrags hafengebiet stehen bewaffnete Kosaken und längs der ganzen Bahn durch die Manli sch ure i stehen ru ssi sch e Militärs) ost en. Deutschland» Anteil am Srrex- Karral-Urrkechr. Der Anteil der deutschen Flagge am Ver kehr im Suez-Kanal wächst unausgesetzt und macht jetzt bereits 10,7 Prozent des Gesamt verkehrs aus, gegenüber 1 Prozent vor 20 Jahren. Daß die deutsche Flagge unmittelbar der eng lischen folgt, ist um so beachtenswerter, als Deutschland — im Gegensatz zu Frankreich, Rußland, Spanien, Portugal und Holland, welche jenseits des Kanals in Asien und Australien große Kolonialreiche besitzen — erst seit kurzer Zeit in Asien einen einzigen Hafen sein eigen nennt und die australischen Besitzungen im Vergleich zu den Kolonien der anderen Länder klein find. Aber nicht allein diese Thatsache illustriert die Bedeutung des deutschen Schiffs verkehrs nach dem Osten, es verdient auch Her vorgehoben zu werden, daß die größten Schiffe, welche diesen Wasserweg benutzen, die deutsche Flagge führen. Im Dezember 1896, also vor nunmehr zwei Jahren, durchfuhr der deutsche Doppel-Schraubendampfer „Friedrich der Große" als erster der modemen deutschen Riesendampfer von über 10000 Tons Raumgehalt den Kanal und hatte für die einmalige Benutzung desselben die Summe von über 72 000 Frank zu zahlen, abgesehen von den Gebühren für die Passagiere. Seitdem haben auchandere, gleich große Dampfer den Kanal viele Male passiert. In nächster Zeit wird Deutschland einen neuen großartigen Erfolg für seine Handelsflotte in Anspruch nehmen dürfen. Die Eröffnung der vierzehntägigen Postdampferverbinduna mit Ostasien steht in naher Aussicht. Diese sowie der bereits seit Anfang 1898 nach China und Japan neu ein gerichtete Verkehr mittels großer Frachtdampfer bedeuten eine ganz erhebliche Erweiterung des deutschen Schiffsverkehrs im Suez-Kanal, sowohl in bezug auf die Zahl als auf die Größe der tzSchiffe. Bier Reichspostdampfer von über V0000 Tons und eine ganze Rehe großer Frachtdampfer gehen auf deutschen Wersten der Vollendung entgegen und ihre Einstellung in den deutsch-ostasiatischen Verkehr sichert der deutschen Flagge auch im Suez-Kanal eine wachsende Bedeutung. Mit der Zunahme des deutschen Kanalverkehrs steigern sich naturgemäß auch die von deutscher Seite zu zahlenden Ab gaben. Im Jahre 1895 wurden von den unter deutscher Flagge fahrenden Schiffen 6 374 844 Frank Kanalgebühren erhoben, im Jahre 1897 bereits 7 863 792 Frank. Auch diese Zahlen illustrieren Deutschlands Anteil an jener stoßen Wetthandelsstraße. Do« Nah rmd Fern. Breme«. Der italienische Tonsetzer Leon- eavallo hat von Kaiser Wilhelm II. den Auf trag erhalten, der Legende vom Roland das Thema zu einer neuen Oper zu entnehmen. Leoncavallo ist in Verlegenheit. ES gibt so viele Rolands! Roland von Brandenburg, Nürnberg, Berlin, Bremen re. An den letzteren möchte sich Leoncavallo haften. Hier folgt der Brief, deir er in Verzweiflung an den Direktor deS Stadt theaters von Bremen äerichtet hat: „Pallanza, Lago Maggiore, 26. Oktober 1898. Sehr ge ehrter Herr Direktor! Entschuldigen Sie, wenn ich es wage, mich an Sie zu wenden, ohne die Ehrt Ihrer persönlichen Bekanntschaft zu haben. Da ich aber keine anderen Verbindungen in Ihrer Stadt habe, ziehe ich vor, mich an denjenigen zu wenden, der meinen Werken eine so liebens würdige Gastfreundschaft gewährt hat, und bitte um einen kleinen Dienst. Ma sagt mir, daß in Bremen eine alte, sehr schöne Roland-Statue sich befinde. Könnte ich davon eine Photographie haben? Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sie mir schicken lassen würden mit Angabe des Preises. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen iw voraus danken soll wegen der Unbequemlichkeit, die ich Ihnen verursache, und bin mit dem Ausdruck der respektvollsten Ergebenheit und den besten Empfehlungen R. Leoncavallo." — Dies wird Herrn Leoncavallo keineswegs hindern, sein neues Werk „Roland von Berlin" zu betiteln. (Das ergötzlichste an der Sache ist, daß Leon cavallo seinen Auftrag offenbar ganz falsch ver standen hat.) Jever. Die „Getreuen in Jever", welche alljährlich den Fürsten Bismarck mit ihren origi nellen Gaben und Geburtstagsversen zu er freuen pflegten, bewahren in ihrem Besitz ein kostbares Andenken an den großen Kanzler. Bismarck widmete ihnen 1883 als Gegengeschenk für ihre wiederholte Aufmerksamkeit einen pracht vollen silbernen Pokal in Form eines großen Kiebitzeies; oben aus dem Deckel sieht ein kunst reich gearbeiteter Kiebitzkopf heraus, unten ragen die Ständer des Vogels hervor, aus welchen der Becher ruht. Aeußerlich zeigen sich an dem matt oxydierten Silber die dunklen Flecke des Kiebitzeies. Das vergoldete Innere trägt oben im Deckel das Bismarcksche Wappen auf einem Schilde. Der Pokal ist etwa 22 Zenti meter hoch und faßt reichlich ein halbes Liter. Die „Getreuen" mochten natürlich das Kleinod, das nun für sie noch kostbarer geworden ist, nicht ständig in Gebrauch nehmen. Um aber für ihre Tafelrunde ein ähnlich gestaltetes Werk zu besitzen, haben sie sich jetzt vom Bildhauer Magnussen-Berlin nach dem Pokal Bismarcks Krüge aus Steingut und Zinn nachformen lassen, welche zur allgemeinen Benutzung der „Ge treuen" dienen sollen. Herr Magnussen, der auch ein Bismarck-Denkmal in Jever geschaffen hat, zählt zu den Ehrenmitgliedem der Ge treuen. Kiel. Seit dem Kriegsjahr 1864 hat König- Christian IX. den schleswigschen Boden nicht wieder betteten, seine Reisen nach dem Süden unternahm er stets auf dem Seewege über Lübeck. Hierin scheint nun eine Aenderung ein- zutteten; denn der König wird in Gesellschaft des Herzogs und der Herzogin von Cumberland sowie deren Kinder die Reise nach Gmunden von Station Gjentoste über Friedericia—Wam- drup mit Exttazug unternehmen. Station Wamdrup ist die preußisch-dänische Grenzstation. München. Ein schauspielerisches Kunst stückchen ersten Ranges hat dieser Tage der Schauspieler und Dramaturg am hiesigen Schauspie(hauie, Frank Wedekind, ausgeinhrt. Er ist der Verfasser des im ,Simplizissiinus' erschienenen Gedichtes über die Palästiuaschrt des deutschen Kaisers, das eine so scharfe Ver folgung durch den Staatsanwalt in Leipzig er fährt. Wedekind war bei der Erstausführung feines Stückes „Der Erdgeist" in einer hervor ragenden Rolle beschäftigt. Während der Vor stellung erschienen bei Direktor Stollberg zwei Polizeibeamte, um die Verhaftung Wedekmds noch mii liche Erl Am U-rabend der Hochzeit. 2l j Roman von Helene Stökl. I8or,Ik,nna> „Ida, meine liebe, liebe Schwester, frage nicht danach. Ich darf es dir nicht sagen. Wir werden dieses Haus noch heute nacht verlassen und weih wett fortgehen. Vielleicht sehe ich dich nie wieder!" „Und das nennst du gut und lieb von deinem Manne?" „Ida, du bist eine Frau und du wirst be greifen, daß, so sehr ich dich liebe, meine erste Pflicht ihm gehört." Ida küßte sie zärtlich auf Wangen und Augen. „Du bist so gut," flüsterte Martha, sich fester an sie schmiegend, „wenn ich dir nur alles sagen dürste, aber Papa. . ." „Weist alles?" unterbrach Ida sie lebhaft. „NaMW weiß er eS." „Du hast es ihm heute mttgeteiü?" „Heute?" Martha sah sie verwundert an. „Du willst doch nicht sagen," rief Ida zurück fahrend, während ein plötzlicher Gedanke durch ihren Sitm fuhr, „daß er die ganze Zeit ge wußt hat, daß du nicht tot warst?" „Er meinte es gut, Ida." sich. „Dann warft du es doch, die in jener Nacht durch dtst Stzchn ging?" „Du darf« nicht vergessen, Ida, daß ich ' ' ' " irig war und ohne Papas fchrist- l KW heiraten konnte." „Und du gingst in sein Studierzimmer und ließest sie dir geben!" „Was hätte ich sonst thun sollen? Aber, Ida, Papa hat mir verboten, dir mehr zu sagen, damit ich nicht irgend etwas äußere, das uns schaden könnte." „Weißt du, daß Papa es mir wohl zwanzig mal zum Vorwurf gemacht hat, daß ich dich damals hinausgehen ließ? daß er immer so geredet hat, als sei ich schuld an deinem Tode? Weißt du, daß er von dem armen Heinrich ge sprochen hat, als sei er dein Mörder?" „O, Ida, du sagtest, du habest mir ver ziehen !" „Ich spreche nicht von dir, sondern von Papa." „Er that alles um meinetwillen." „Du hast mich in eine solche Verwirrung versetzt, daß ich nicht weiß, was ich denken oder sagen soll. Wem kann ich noch glauben?" „Mir, gute Ida. Ich gebe dir die Ver sicherung, daß wir nicht anders handeln können. Es war nicht möglich, jemand ins Vertrauen zu ziehen, ohne unsere Sicherheit in Gefahr zu bringen Onkel Gustav hat es mit den besten und Mündlichsten Absichten dahin gebracht, daß wirDeobachtet und bewacht werden. Seinet wegen müssen wir von hier fortgehen." Aber weshalb, weshalb?" rief Ida heftig. „Ich kann den Grund hierzu nicht einsehen. ES ist doch kein Verbrechen, mit jemand davon zulaufen, selbst ohne die Einwilligung i des BaterS / Martbäs Antlitz überflog Totenblässe. „Ich darf dir nicht antworten," stammelte sie. lche und „Du hast kein Vertrauen zu mir!" brauste Ida auf. „Das Geheimnis gehört nicht mir. Wenn mein Gatte hier wäre . . ." „Was zu meiner Freude nicht der Fall ist." „Ich leide nicht, daß du so von ihm sprichst, Ida," sagte Martha zurückttetend, „er verdient es nicht." „Dann wird es am besten sein, gar nicht von ihm zu sprechen. Du kannst nicht erwarten, daß ich freundlich von einem Manne denke, der ein solches Elend über jemand gebracht hat, den ich einst zärtlich liebte, oder nein, den ich heut noch zärtlich liebe." „Ich sage dir, Ida." - Marthas Stimme bebte leicht — „daß du meinetwegen nicht be kümmert zu sein brauchst." „Ich meinte dich nicht. Du sagst, daß er dich glücklich macht, aber es gibt jemand, dessen Lebensglück er für immer zerstört hat. Ich möchte dir keinen unnötigen Kummer machen, mein armes Kind, aber ich muß einen Namen nennen, den du dich vermutlich zu vergessen bemühst. Erzählte dir Papa, daß ein Brief ankam an dem Tage, an dem du von uns gingst?" „Von Heinrich?" „Ja, ich öffnete ihn, um seine Adresse heraus- zufinden und, Martha, ich konnte mich nicht ent- halten, ihn zu lesen." „ES kommt jetzt nicht mehr darauf an," sagte Martha in müdem Tone: „ich hoffe, du hast ihn verbrannt." „Ich hatte kein Recht dazu, ich habe ibn hier. Sie zog den Brief auS ihrer Kleidertasche utt näherte sich damit dem Ofenfeuer, — „wenn du ihn verbrennen willst —" „Nein, gib ihn mir." Martha streckte bittend ihre Hand aus. „Nimm dich in acht, daß er kein Unheil an stiftet!" „Fürchte nichts/ sagte diese, ihn nehmend und bettachtend. Ein trauriges Lächeln zuckte um ihren Mund, als sie die Aufschrift: „An Fräulein Martha Wellner" las. „An eine Tote!" sagte sie wehmütig. „An eine Tote für den, der diese Zeilen schrieb," wiederholte Ida ernst. Aber Martha hörte nicht, was sie sagte. Zu ihrer Schwester Ueberraschung drückte sie den Brief an ihre Lippen, küßte ihn und warf ihn dann zusammen gedrückt mitten in die glühenden Kohlen. „Armer Heinrich — Gott sei mit ihm!" seufzte Ida, der es war, als ob mit diesem jetzt zu Asche verbrannten Brief das letzte Band vernichtet sei, das sie noch mit Heinrich verbunden hatte. „Gott sei mit ihm!" flüsterte auch Martha, gedankenvoll auf die Asche des Papiers blickend, vis der letzte Funken erloschen war. „Lassen wir die Vergangenheit vergangen sein, Ida," sagte sie dann, diese zum Sofa führend. „Ich muß jetzt gehen," sagte Ida, „mein Mann wird nicht wissen, was aus mir ge worden, und es scheint, daß ich hier nichts nützen kann. Da Papa dein Vertrauen besitzt, so wird er wohl wissen, wohin ihr geht und wie wir uns zuweilen schreiben können. Wo ist übrigens Papa?" „Er hält draußen Wache, glaube ich."
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