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1 können in diesem Jahre den Wein legen — getrost überlassen. den . . . Wie dürfen Sie sich unterstehen, zu lächeln!" — sie wandte sich zornig zu dem Polizisten, der ähnliche Versicherungen zu oft gehört hatte, um etwas anderes als ein un gläubiges Lächeln für dieselben zu haben. „Die Unschuld dieses Herrn wird bewiesen werden, ob Sie dazu lächeln oder nicht. Und nun, Gott sei mit dir, lieber Heinrich, wir bleiben dir treu, was immer kommen möge." Noch ein Händedruck, ein zärtlicher Blick, ein unterdrücktes Lebewohl und Ida war allein. Im Laufe des Tages kamen Dr. Wellner und der Major, die Ida, wie wir wissen, brieflich von Marthas Krankheit in Kenntnis ge setzt hatte. Wir können uns denken, wie überraschend ihnen die Kunde von dem neuen Unglück kam. Nachdem sie sich von dem ersten Schrecken er holt hatten, hielten sie einen Kriegsrat über die nächsten -Schritte, die sie zu unternehmen hatten. Das schwierigste war, Martha, die man nicht ganz in Unkenntnis lassen konnte, von der Ab wesenheit ihres Mannes zu benachrichtigen, ohne sie dabei einer Aufregung anszufetzen, die der Arzt für die nächsten Tage ans das strengste verboten hatte. Aber Martha kam der besorgten Ida selbst zu Hilfe. „Ist er fort?" war ihre erste Frage, als sie auS dem Schlafe, in den Erschöpfung und Opiate sie verseht hatte, erwachte und Ida konnte zu ihrer Erleichterung mit einem wahrheitsgemäßen: „Ja, er itt fort!" antworten. Wohin er ge gangen war, verschwieg sie wohlweislich. Voll, den dreien, die mit ängstlicher Sorgfalt bei Martha verweilten, war Onkel Gustav sicher Am Vorabend der Hochzeit. L5j Roman von Helene Stötl. (Foni-sung.) „Mein Weib, mein teures Weib, was hast du um meinetwillen gelitten!" flüsterte Heinrich mit von Thränen erstickter Stimme, sich mit zuckenden Lippen über die Schlummernde beugend. Aber er wagte nicht, sie zu küssen, er mußte nm ihretwillen den Schmerz, ohne Abschied von ihr zu gehen, auf sich nehmen. Leise drückte er seine Lippen auf das Polster neben ihrem Haupte, gerade auf die Stelle, die sie mit ihrer Wange berühren mußte, sobald sie sich um wandte. „Wohin bringen Sie mich?" fragte Hein rich, als der Polizist ihn daran mahnte, daß schon zehn Minuten vergangen seien und er fort müsse. „Nach Roßlau. Wenn wir unS beeilen, können wir noch den Drei-Uhr-Zug benutzen." „Wir kommen dir nach," tröstete Ida, „sobald Marthas Gesundheit es erlaubt. Onkel Gustav soll dir gleich heute noch nachreisen. Verlaß dich darauf, daß ich Martha gut Pflegen werde. Du kannst ihretwegen unbesorgt sein; ich werde auch nicht einen Augenblick von ihr gehen." „Wie soll ich dir danken, Ida?" Heinrichs Stimme bebte. „Indem du guten Muts bist und die Hoff nung nicht aufgibst. Ich glaube jedes Wort, was du mir gesagt hast, und wir werden schon dafür sorgen, daß auch andere es glauben müssen. Deine Unschuld wird bewiesen Wer der, der um seinen Gemütszustand am wenigsten zu beneiden war. Niemand machte ihm Vor würfe; aber er selber klagte sich als Urheber all' dieses Unheils an. Hätte er sich ruhig ver halten und nichts von seinen Vermutungen laut werden lassen, hätte er Willy Boßler unbelästigt gelassen und Doktor Wellners Bitten berück sichtigt, so wäre Heinrich von Lestow wahr scheinlich niemals in die Lage gekommen, in der er sich jetzt befand. Er hatte eine Krähe schießen wollen und hatte seine Lieblingstaube getroffen, wie es manchmal zu gehen vflegt. Jetzt war ihm freilich klar, von wem die Schritte Willy Boßlers bewacht worden waren. Eins aber konnte weder Onkel Gustav noch einer der andern sich erklären; nämlich von wem die Anklage wegen Mordes erhoben worden sein konnte. Doch darüber mußte das Roß lauer Gericht, vor das Heinrich zunächst gebracht wurde, ihnen Auskunft geben können. Onkel Gustav hatte sich sogleich erboten, hinzufahren, um bei der Verteidigung Heinrichs thätigen Anteil zu nehmen; aber sein Schwager wollte nichts davon wissen. „Wie oft habe ich dich gebeten," sagte er halb vorwurfsvoll, halb resigniert, „dich nicht um diese Angelegenheit kümmern zu wollen." „Hättest du mir lieber die Wahrheit gesagt!" verteidigte dieser sich, seinen Rock znknöpfend und sehr rot im Gesicht werdend, denn Doktor Wellners Worte hatten ein recht unbehagliches Gefühl in ihm hervorgerufen. „Du bist ebenso sehr zu tadeln wie ich, wenn nicht noch mehr. Das ganze Unbest kommt von deiner unnlückseligen Neigung zum Verheimlichen und Verstecken." „Oder, mein Lieber, von deiner unglück-c seligen Neigung, dich stets in Sachen zu mischen, die dich nichts angehen." „Diese Angelegenheit ging mich sehr viel an, sie betraf die Ehre unserer ganzen Familie. Wenn du nur wüßtest, was für Gerüchte über unsere Martha verbreitet waren!" „Warum habt ihr mir nichts davon mit geteilt?" fragte der Doktor, „seht ihr — ihr hattet so gut Geheimnisse vor mir als ich vor euch!" „Aber, guter Gott, rief Onkel Gustav, „wie hätten wir es denn machen sollen, um dir etwas mitzuteilen! Hast du dich nicht unter dem Vor wande, ganz von Schmerz überwältigt zu sein, in dein Zimmer eingeschlossen? Nicht einmal Ida durfte zu dir hinein! Und als wir dich endlich zum Sprechen brachten, ergingst du dich in langen Vermutungen während du mit zwei Worten alles hättest ausklären können. Wenn du mir Vertrauen geschenkt hättest, dann wären Heinrich und Martha jetzt längst in Sicherheit." „Und wenn du mir die Gerechtigkeit hättest widerfahren lassen, zu glauben, daß ich zu ihrem Besten handelte, so wären sie nie entdeckt worden." „Das nennst du zu ihrem Besten handeln?" „Ja! Heinrich hatte Martha alles mitgeteilt, was geschehen war; er mußte seine Verhaftung schon am nächsten Tage erwarten. Es blieb nichts übrig, als Martha unverzüglich zu heiraten, damit sie nicht Zeugnis gegen ihn ab legen konnte. Der Ziffall kam uns zu Hilfe, indem er eine sehr einleuchtende Erklärung für das Verschwinden beider gab. Sie war tot und unter Hinweis darauf, daß wiederholte Rekla mationen erfolglos geblieben sind, Maßregeln zur Verhinderung weiterer Grenzverletzungen, andernfalls sei sie genötigt, ernste Maßregeln -um Schutze der Unverletzlichkeit des bulgarischen Gebietes und seiner Grenzbevölkerung zu er greifen. Amerika. * Zunächst werden dem Kongreß der Ber. Staaten Regierungsvorlagen auf außer ordentliche Vermehrung der Kriegsflotte zugehen. Geplant ist der Bau von drei gevan- zerten Schlachtschiffen und 13 Kreuzern, dazu kommen 36 Torpedoboote. Die veranschlagten Kosten betragen 50 Mill. Dollar und sind auf drei Jahre verteilt. Uebrigens soll die Marine mannschaft von 12 000 auf einen Präsenzstand von 17 000 gebracht werden. Aste«. «Ein russisch-chinesischer Ge heimvertrag ist nach einer Meldung der New Yorker .Sun' abgeschlossen worden, dessen Hauptpunkt die Verwendung russischer Truppen in China für besondere Zwecke so lange ge stattet, bis in China die militärische Organisation genügend vervollkommnet sein wird. Politische Kinckfcha». Deutschland. * DaS Kaiserpaar wird am Donnerstag vom österreichischen Hafen Po la auS mittels SonderzugeS in München eintreffen, dort eine kurze Begrüßung mit dem Prinz-Regenten und den andern anwesenden Mitgliedern deS Königshauses haben und sich sodann nach Baden-Baden zum Besuch des grobherzog lich badischen Hofes begeben. Die Abreise von dort nach Potsdam erfolgt am Freitag abend. «Kaiserin Friedrich feierte am Montag ihren 58. Geburtstag. Die hohe Frau befindet sich gegenwärtig zum Besuche ihrer Mutter, der Königin Viktoria, in Balmoral. * Die abermalige Abkürzung und Aenderunq der kaiserlichen Reiseroute hat mannigfaltigste Vermutungen hervorgerufen. In Madrid und London spricht man von einer ernftlichenErkrankung der Kaiserin. Der spanische Ministerpräsident Sagasta soll in einem Interview erklärt haben, die Regierung wisse, warum der deutsche Kaiser seine Reise abkürzt und nicht nach Spanien kommt. Die Kaiserin sei krank und wünsche sofort nach Deutschland zurückzukehren. Aehnliche Nach richten gehen m Madrider Hofkreisen um. Von Berliner offiziöser Seite war die Abkürzung der Reise gerade mü einer Besserung im Befinden der Kaiserin begründet, welche einen langsameren Klimawechsel auf dem weiteren Seewege unnötig mache. Natürlich werden auch politische Ge sichtspunkte angeführt. So meinen die Wiener Blätter, die Hauptveranlassung zur abermaligen Abkürzung der Kaiserreise sei die sich immer schwieriger gestaltende ostasiatischeFrage, bei deren Schlichtung Kaiser Wilhelm der ent scheidende Faktor sein dürfte, und zwar nicht zu Gunsten Englands. Auch diese Begründung dürste nur einen zweifelhaften Wert haben. «Dem Bundesrat ist eine Novelle zur Zivil- und Strafprozeßordnung zugegangen, welche, entsprechend einem in der letzten Session des Reichstags angenommenen Anträge (v. Salisch), die Ersetzung der Vor vereidigung durch den Nacheid bezweckt und die Bestrafung falscher, nicht beschworener Aus sagen vorschlägt. * Eine Konferenz der Vorsitzenden der Land wirtsschaftskammern hat nach dem ,Pos. Tgbl.' beschlossen, eine Zentralstelle für den gesamten Viehhandel zu errichten, die, abgesehen von statistischen Zwecken, durch Ver trauensmänner in jedem Kreise gemeinschaftliche Viehverladungen vermitteln und den Viehverkauf in genossenschaftlichem Wege regeln soll. In Berlin will die Zentralstelle einen Magerviehhos erbauen, dessen Ueberschüsse mit dazu verwendet werden, Kosten der Zentralstelle zu decken. Die Landwirtsschastskammern hoffen, durch diesen Viehhof den Verkehr zwischen Züchtern und Mästern zu erleichtern und die Magerschweine und den Gänsehandel vom Rummelsburger Markte zu verdrängen. «Zum Tabaksteuergesetz hat der Bundesrat eine von der badischen Regierung beantragte Abänderung der Ausführungsvor schriften genehmigt. Hiernach wird künftig auch der durch die Gärung des Tabaks bei den Landwitten außerhalb einer Niederlage ent standene Gewichtsabgang steuerfrei bleiben, so weit er die im Tabaksteuergesetz selbst vorge sehene Grenze von 20 Prozent des Gewichts des Tabaks nicht übersteigt. Oesterreich-Ungarn. «Die österreichische und die ungarische Re gierung sollen über ein neues einjähriges Provisorium unter den bisherigen Be dingungen übereingekommen sein. Frankreich. «Aus zuverlässiger Quelle verlautet, daß General Mercier auf die Frage Loews nach der Vorlegung der Geheimakten im Dreyfus-Prozeß die Antwort ver- weigerte. Der Gerichtsvorsitzende Loew be merkte, der Kassationshof müsse die Verweigerung der Antwort als Geständnis auffassen, worauf Mercier weiter schwieg. Loew ließ den Vorgang protokollieren, da auf Grund desselben unmittelbar nach der Dreyfus-Revifion die lag dieser Tage hier zum Gaudium der Jugend auf der Straße, ohne daß ein Eigentümer sich dafür fand. Der mettwürdigen Sache liegt folgende Thatsache zur Grunde. Ein Metzger lieh vor einiger Zeit seinem Freunde, der eben falls Metzger ist, ein ausgeschlachtetes Schwein, wofür ihm nun dieser Freund em anderes ge schlachtetes Schwein zurückerstattete. Der Dar leiher behauptete nun, daß das von ihm ge gebene Stück Vieh wertvoller gewesen sei, und verweigerte deshalb die Annahme des ihm zurückerstatteten Stückes Vieh. Der Ueber- bringer brachte nun das Schwein dem ersteren zurück, der jedoch auch die Annahme verweigerte, weshalb die Leute das Schwein einfach auf die Straße warfen; nun kommt es natürlich zum Prozeß zwischen den beiden Metzgern. Koblenz. Eine Diebesbande, die es auf Plünderung der Kirchen abgesehen hat, treibt hier und in der Umgegend ihr Gewerbe. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch brachen die Diebe in die hiesige Oberpfarrkirche ein, wo sie zwei Opferbüchsen aus der Wand rissen und Mitnahmen. Der Versuch, sich in den Besitz der wertvollen Meßgeräte zu setzen, mißlang, da der feste Schrank ihren Werkzeugen widerstand. Von der Oberpfarrkirche begaben sich die Diebe nach der Markenbildchenkapelle, wo sie ebenfalls den Opferstock plünderten. In der folgenden Nacht brachen sie in die Kirche in Neuwied ein, um auch dort die nicht für sie gesammelten Almosen einzuheimsen. Glücklicherweise waren die Opferstöcke an allen drei Stellen vor kurzer Zeit geleert, sodaß die Ausbeute eine kaum lohnende war. München. Geschossen wurde in der vorigen Woche zwischen den Stationen Neuötting und Tözing in der Nähe der nach Winhöring führenden Straße von einigen Burschen vor einer über die Bahn führenden Brücke auf die Maschine des Abendzuges Simbach-München. Die Kugel, anscheinend eine Revolverkugel, prallte am Dach der Lokomotive ab und drang, zwei Fenster des Dienstwagens zertrümmernd, in diesen ein; wäre der Oberkondukteur nicht zufällig von seinem Die Weinlese, die seit alten Tagen eine freudige Erregung in der Weinbau treibenden Bevölkerung hervorrief, weil sie dem einen eine Vermehrung des Wohl standes, dem andem eine Verminderung der Sorge, allen einen Freude spendenden Labetrunk in Aussicht stellte, verlief in diesem Jahre am Rhein wie an der Ahr, Mosel und Nahe in recht gedrückter Stimmung. Infolge der an haltend schlechten Witterung, die bereits während der Blütezeit einsetzte, hatten die Trauben un gleichmäßig angesetzt und sich bis Ende August so schlecht entwickelt, daß die Aussicht auf einen trinkbaren Wein völlig ausgeschlossen schien. In dieser Hinsicht nun haben die sonnigen Tage im September und Oktober vieles nachgeholt, wenn sich auch die neuerwachten Hoffnungen der Winzer nicht in dem gewünschten Umfange er füllten. Die Trauben entwickelten sich zusehends und erlangten in den bessern Lagen allmählich die notwendige Reife, die freilich in den schlechtem manches zu wünschen übrig ließ, blieben aber auffallend klein. Und dieser Umstand hat wesent lich dazu beigetragen, daß der Ertrag auch da, wo die Trauben ziemlich gleichmäßig hingen, einzelne Stöcke sogar 25 bis 30 Trauben hatten, dennoch hinter den Erwartungen bedeutend zurückblieb. Nebenbei haben auch Meltau, Sauerwurm, Laubrausch und andere Schädlinge dazu beigetragen, insbesondere haben bei dem allgemeinen Zurückbleiben der Trauben Vögel und Wild den frühreifen Sorten großen Schaden zugefügt. Die Quantität war daher an der Ahr und am Rhein vom Drachenfels bis zum Rheingau aufwärts durchweg äußerst gering, sodaß einzelne bessere Erträge, z. B. der Ries lingtrauben in Oberwesel, nicht in Bettacht kommen. In Bingen, Bingerbrück und an zahl reichen anderen Otten wurden kaum 1—2 Eichen (zu 50 Liter) geerntet, wo der Ertrag im ver flossenen Jahre ein Stück betrug. Aehnlich war das Ergebnis an der Mosel; ein wenig besser lauten da die Nachrichten von Bernkastel. Etwas günstiger war das Verhältnis an der Nahe, wo vorherrschend die sogen. Franken an gebaut werden. Man darf hier 6 Eichen auf den Morgen als Durchschnittsertrag rechnen. Gab es hier und da weniger, so lieferten ander seits gut gepflegte Weinberge beträchtlich mehr. So brachten beispielsweise drei Weinberge in der Nähe des Kreuznacher Bahnhofes auf 6'/« Morgen 3'/« Stück gärvoll gekelterten Most, also durchschnittlich ein halbes Stück auf den Morgen. Im ganzen aber wurden hier wie anderwärts die Hoffnungen von Tausenden und Abertausenden fleißiger Menschen bitter getäuscht, wenn auch der geringe Ertrag für einen ver hältnismäßig guten Preis schnell verkauft wurde. Bezüglich der Qualität wünschen wir dem heurigen, daß die alte Bauemregel: „Er macht sich im Faß" sich an ihm bewahrheite. Und daß er dies thut, dürfen wir den Kaufleuten und großen Weingutsbesitzern — denn nur diese Strafverfolgung Merciers und der sieben Militärrichter erfolgt. Loew er klärte Mercier gegenüber ausdrücklich, der Kassationshof werde bis ans Ende seiner Mission gehen, ohne Rücksicht auf die Folgen. «Nach dem ,Siöcle' hat der Ministerrat beschlossen, DreyfuS auf der Teufelsinsel größere Freiheiten zu gewähren. Im besonderen soll ihm gestattet werden, auf der ganzen Insel Ausflüge zu machen. Außerdem sollen ihm Veröffentlichungen und Schriftstücke zugänglich gemacht werden können. Diese Ver günstigungen sollen in den nächsten Tagen noch erweitert werden. England. «ZndenkriegerischenMaßnahmen Englands kommt eine neue Meldung aus London. Am Freitag ist eine königliche Ver ordnung ergangen, wonach ein Teil der Miliz unter besonderen Bedingungen für den Dienst im Auslande verwendet werden kann. Spanien. «Die nächsten Tage dürsten voraussichtlich die endgültige Entscheidung Spa niens bezüglich derFriedenSverhand- lungen mit den Ver. Staaten bringen. Mehr und mehr scheint man sich in Madrid die Wirk lichkeit der Lage klar gemacht zu haben., Eine Wiederaufnahme der Feindseligkeiten ist' eine Unmöglichkeit, auf irgend ein Eingreifen euro päischer Mächte zu Gunsten Spaniens ist absolut nicht zu rechnen, ein Abbruch der Verhandlungen unter Protest und ein passives Hinnehmen dessen, was man nicht abwehren kann, raubte nur die Aussicht, wenigstens eine angemessene Entschädi gung für die Philippinen zu erhalten — so wird man sich denn doch dazu verstehen müssen, in deren förmliche Abtretung zu willigen. Privat meldungen aus Madrid zufolge ist das schon beschlossene Thatsache. Man hoffe jedoch, Amerika werde Spanien dafür 500 Millionen Frank zu gestehen. Rußland. «Der Zusammentritt der Ab rüstungskonferenz ist nach einer der ,Pol. Korr.' aus Petersburg zugehenden Meldung für die zweite Hälfte des Februar in Aussicht genommen. Ende Dezember oder etwas später dürsten die Ein ladungen behufs Teilnahme an der Konferenz an die Mächte versendet werden. Balkanstaaten. « Der ost erwähnte Bericht des Thron folgers Prinzen Konstantin über den Verlauf des Krieges in Thessalien soll nunmehr, nachdem General Smolenski, der sich als Kriegsminister der Veröffentlichung des Berichtes widersetzt hatte, aus dem Kabinett Zaimis bei dessen Umgestaltung geschieden ist, veröffentlicht werden. Man lege hierauf auch jetzt noch Gewicht, da man diese Publikation als im Interesse der Dynastie gelegen be trachtet. * Der Präsident des kretischen Vollziehungs- Ausschusses Dr. Sphakanaki hat anläßlich der Hissung der Fahne der Autonomie ein Dank- teleg ramm an die Negierungen der vier Mächte gerichtet, worin er sie namens des kreti schen Volkes der ewigenErkenntlichkeit für die Befreiung der Insel versichert. Am 20. d. wurde das vom Zaren für die bedürftigen Kreter ohne Unterschied der Konfession gewidmete Getreide zur Verteilung gebracht. Admiral Skrydlow sollte außerdem 200 000 Drachmen in Gold, eine Spende des russischen Hofes, unter den notleidenden Familien verteilen. «Die Einrichtung der Selbstverwal tung in Kreta kostet natürlich Geld, und es war bisher noch eine offene Frage, woher dies genommen werden sollte. Jetzt wird aus London gemeldet, daß die vier Kreta-Mächte geneigt seien, einen Betrag von 4 000 000 Frank für die ersten dringendsten Ausgaben, welche die Einrichtung der eigenen Verwaltung auf der Insel erfordert, vorzuschießen. «Der bulgarische Agent Markow überreichte dem Großwesir eine Note über mehrere im September und Oktober vorgekommene Grenz- Verletzungn seitens der türkischen Grenz bevölkerung. Die bulgarische Regierung verlangt Uon Uah und Fern. Köln. In den Kreisen der deutschen Bienen züchter wird mit Recht über das Geschäftsge baren der holländischen Honighändler Klage ge führt. Bekanntlich^ ist die Einfuhr lebender Bienen zollfrei. Die Händler kaufen nun große Mengen von Bienen auS aller Herren Ländern' auf und führen die Körbe in Deutschland ein, um dann die Tierchen, wenn sie und ihr Er zeugnis heimatberechtigt find, zu töten. Der Honig ist dann zollfrei über die Grenze ge kommen. Nach Schätzungen, die von rheinischen Imkern angestellt wurden, sollen im vorigen Jahre 100000 Liter und in diesem Jahre bis jetzt sogar schon 300000 Liter Honig auf diese Weise emgesührt worden sein. — Die Kriminalpolizei verhaftete hier die Frau des Banknotensälschers Große, Berlin, der bekanntlich mit mehreren Kumpanen Fäl schungen in Hongkong-Schanghai-Banknoten in großem Umfange beging. Damals in Hongkong verhaftet, wurde er m England jüngst zu zwölf Jahr Zuchthaus verurteilt. Frau Große wurde überführt, an der Herstellung von Falsifikaten in der Kölner Werkstatt teilgenommen zu haben. Eine große Anzahl von Platten und sonstigen zur Anfertigung von Falsifikaten gebrauchten Wettzeugen wurde beschlagnahmt. Erfurt. Der Oberförster Gerlach, der be kanntlich unter dem unseligen Einfluß seines dämonischen Weibes mit den Strafgesetzen in Konflikt gekommen und im November 1894 von der hiesigen Strafkammer zu vier Jahr Ge fängnis verurteilt worden war, wurde dieser Tage nach Verbüßung dieser Strafe aus der Anstalt zu Ichtershausen entlassen. Wie ver lautet, hat G. eine Anstellung im privaten Forst dienst erhalten. Wie noch erinnerlich sein dürfte, hatten die Gerlachschen Eheleute seiner Zeit ihr .. Dienstmädchen fortgesetzt derart mißhandelt, daß es schließlich zu Grunde ging. Unna. Ein völlig ausgeschlachtetes Schwein dieser Tage hier zum Gaudium der Jugend der Straße, ohne daß ein Eigentümer sich