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Auerthal-Zeitung : 23.11.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189811235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18981123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18981123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-11
- Tag 1898-11-23
-
Monat
1898-11
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 23.11.1898
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wel< zur ta ist n d n n o! dl ft 0« b, Bündnisse, noch viel weniger verlangen wft von anderen Mächten, uns unsere Kastanien aus dem Feuer zu holen. Aber die Mitwirkung Deutschlands für gegenseitige Vorteile würde willkommen sein." >ie Eng- „ . , Ländern bestehe keine Streitursache; Englands Programm sei, gemein- und Japan, Rußlands Vordringen im fernen N<«r Enthüllungen in der Dreyfus fache. Der bekannte Graf Casella tritt mü neuen Enthüllungen über die Dreyfus-Affäre hervor. Nach einer den ,Daily News' aus Neapel zugehenden Mitteilung hat Oberst v. Schwartz- koppen Casella erklärt, daß Esterhazy, Henry und du Paty de Clam ihm das Material über militärische Dinge lieferten. Die letzten Doku mente aber waren falsch, weil Dreyfus in den Generalstab kam, diese Offiziere scharf beob achtete und Indiskretionen, wie die bisherigen, unmöglich machte. Daher der Zorn dieser Leute gegen Dreyfus. Als die Anklage gegen Dreyfus erhoben wurde, wußte v. Schwartzkoppen sofort, daß die der Anklage zu Grunde liegenden Doku mente gefälscht waren. Das Geld für die Indis kretionen erhielten Esterhazy, Henry und du Paty de Clam, die es jedoch mit anderen Offizieren teilten. Ferner gab Oberst Pamzzardi Casella die absolute Versicherung, daß der General de Pel- lieux lange vor dem Zola-Prozeß wußte, daß der von ihm in diesem Prozeß produzierte Brief von Henry gefälscht war. General de Pellieux hatte nämlich, wie Pamzzardi aus unanfechtbarer Quelle weiß, bei der von ihm geführten Unter suchung unter Esterhazys Briefschaften einen Brief von du Paty de Clam gefunden, in welchem letzterer ausführlich einen Brief er wähnte, äont 1s oolonsl Lvorz: vous L parlö, wie es wörtlich hieß. Pamzzardi erklärte femer, daß das Petit bleu in seiner Gegenwart von Schwartzkoppen geschrieben und für Esterhazy bestimmt war. Da die früheren Enthüllungen Casellas nie mals authentisch widerlegt werden konnten, muß auch dieser neuen Darstellung ein gewisser Grad von Glaubwürdigkeit beigemessen werden. Am Uoradend der Hochzeit. 24) Roman von Helene Stökk (ForN«»un«.) „Was meinst du, Herz?" „Sie wollen meinen Mann nicht zu mir hereinlassen. Ich will ihn nur einmal noch sehen, dann muß er fort. Versprich mir, daß du dafür sorgen willst, daß er fortgeht. Er soll nicht um meinetwillen hier bleiben, ich habe ja dich. Ja, ich werde bald wieder gesund werden, und da kann ich ihm nachreisen." Du darfst dich vor allem nicht aufregen. Sobald der Doktor es erlaubt, sollst du demen Mann sehen; jetzt aber darfst du auch nicht ein einziges Wort mehr sprechen." Martha schloß ihre Augen und murmelte angstvoll: ' ' " " ' Dich.ganz Sie sollte in wenigen Mnuten dem Manne gegenüberstehen, der die gute, offene Martha dazu bewog, ihr Wort zu brechen, der die Schuld trug an der Verbannung des armen Heinrich von Lestow, der durch seine Falschheit und Heuchelei so viel Elend über Martha und sie alle gebracht hatte! Sie machte eine gewaltige Anstrengung, freundlich an ihn zu denken, als den Gatten, den Martha liebte, und als den Vater ihres armen toten Kindchens, aber es wollte ihr nicht gelingen. Wenn sie nur wenig stens fünf Minuten gehabt hätte, um sich zu sammeln! Aber ihr Wünschen war umsonst, sie konnte der Begegnung mit ihm jetzt nicht mehr ausweichen. Sie hörte, wie er die Klinke der Thür niederdrückte: jetzt öffnete er fit, sie fühlte förm lich, wie er bei ihrem unerwarteten Anblick zurückfuhr. O, wenn er umkehrte! Wenn er wenigstens noch eine kleine Weile draußen bliebe! Aber er trat herein. Und jetzt war es um Idas künstlich erhaltene Fassung geschehen; sie warf sich, in Thränen ansbrechend, auf das Sofa und verbarg ihr Gesicht in beiden Händen. Da schlugen die vorwurfsvollen Worte an ihr Ohr: „Hast du keinen Blick für mich, Ida?" „Was ist das? Das ist Baumanns Stimme nicht!" Sie fuhr auf und sah — Heinrich von Lestow vor sich stehen. Ida gehörte keineswegs zu den schwächlichen, empfindliches Dacken, die bei jeder Kleinigkeit Nervtnzufällr bekommen, aber diese Ueberraschuna war selbst für sie zu viel. Mit einem Aufschrei sank pe auf das Sofa zurück und fiel in Ohnmacht, in die erste Uon Uah «nd Fern. Berlin. Der Mörder der Rosine Kaiser, der flüchtig gewordene Steindrucker Albert Wegener, ist im Krankenhause zu Zeitz ermittelt worden, wo er an einer schweren Rippenfell entzündung daniederliegt. Sein Zustand erlaubte noch keine Vernehmung. Mainz. Zur Wiederherstellung des kur fürstlichen Schlosses in Mainz soll das Reich 200 000 Mk. in jährlichen Raten von 25 000 Mark bewilligt haben. Breslau. Der Quellenfinder Alexander Graf Wrschowetz-Sekerka ist am Sonntag zu »olMfch- Kuudfchau. Deutschland. Nachdem im südlichen Mittelmrer eine Ab kühlung in der Temperatur etngetreten ist, die «ine direkte Rückkehr der Kaiserin in gesundheitlicher Beziehung weniger bedenklich erscheinen läßt, wird der Kaiser, von dem Wunsche geleitet, baldmöglichst in die Heimat -urückzukehren, die Heimreise auf dem direkten Wege über Pola antreten. Mithin dürste der Ankunft des KaiserpaareS in «Berlin etwa für den 88» d. entgegen gesehen werden. — Am Donnerstag nachmittag traf das Kaiserpaar in SyrakuS ein. "Aus Men war die Nachricht in deutsche Blätter übergegangen, der Erbprinz Georg WilhelmvonCumberland werde dem nächst in das Kaiser Franz Garde-Grenadirr- Regiment eintreten. Diese Nachricht ist nach Er kundigungen an maßgebender Stelle falsch. Uebrigens dürfte der Prinz infolge seines schweren BeinleidenS überhaupt für alle Zeit -um Militärdienst untauglich sein. * Der Staatsminister vonLippe, Miefitschek v. Wischkau, gibt folgendes bekannt: „Den Veröffentlichungen des .Neuen Wiener Tage blatts' stehen sowohl Seine Erlaucht der Graf- Regent und Höchstseine Familie, als auch der Hof und die lippische Staatsregierung durchaus fern. Die Bekanntmachung ist ohne Wissen der selben und entgegen der hier festgehaltenen Absicht der Nichtveröffentlichung erfolgt." * Der ReichshaushaltSetat für 1889 ist vom Bundesrat bereits -um großen Teile festgestellt worden, so daß die Drucklegung der einzelnen Etats eingeleitet werden konnte. Es steht mithin zu erwarten, daß der Gesamt- Etat dem Reichstage bei der Eröffnung vor liegen wird. "Die nach den jüngsten Münchener Post konferenzen auszuarbeitende Reichspost- Novelle wird, wie verlautet, auch eine Er höhung des Briefgewichts quf 20 Gramm bringen. *Der neue Entwurf zum Invaliden- Versicherungsgesetz bestimmt, daß die freiwillige Fortsetzung der Versicherung fortan allgemein und ohne zeitliche Beschränkung auch im Auslande zulässig sein soll. Im Auslande werden Marken derjenigen Versiche rungsanstalt zu verwenden sein, in deren Bezirk die Versicherten zuletzt beschäftigt waren oder bei freiwilliger Versicherung zuletzt sich aufgehalten haben. * Für Kamerun ist über die Erhebung von Einfuhrzöllen eine neue Verordnung veröffentlicht worden. Das Liter Spirituosen wird mit 50 bis 60 Pfg., daS Kilo Tabak mit 50 Pf., eine Feuerwaffe mit 2,50 Mk verzollt. Oesterreich-Ungarn. * Das österreichische Abgeordnetenhaus hat den Antrag auf Versetzung Badenis in den Anklagezustand mit 193 gegen 174 Stimmen abgelehnt. . "Ein weiterer „Fortschritt" in der Besetzung höchster Staatsämter mit Tschechen ist m Oesterreich zu verzeichnen. An Stelle des in den Ruhestand tretenden Präsidenten des Oberlandesgerichts in Wien, Ritters v. Krall, ist soeben ein Tscheche, der bisherige Präsident des Prager Landgerichts, Frhr. v. Kallina, er nannt worden. Zu dessen Nachfolger ist wiedemm ein Tscheche ausersehen, gleichwie für den Posten des Präsidenten des Prager Oberlandesgerichts ein Tscheche ausersehen ist. Frankreich. * Es muß heute schon als bestimmt angesehen werden, daß Dreyfus durch die Revision als unschuldig erkannt wird. Die vom Kassations hof vernommenen fünf Kriegsminister haben nicht den geringsten stichhaltigen Beweis gegen Drey fus vorzubringen vermocht. Zum Ueberfluß stehen ihre Aussagen untereinander auch noch im Widerspruch. Eavaignac gegenüber sprach Prä sident Loew offen sein Staunen aus, daß die Verurteilung Dreyfus' auf Grund derartiger Lappalien erfolgen konnte. Dreyfus' Rück kehr steht jetzt fest, man erwartet täglich den entsprechenden Beschluß des Kassationshofs. Wie .Giscle' meldet, habe Freycinet fest gestellt, daß in der Untersuchung gegen Picquart arge Unregelmäßigkeiten begangen würden, welche lediglich bezweckten, Picquart möglichst lange in Geheim haft zu halten. — Der Anwalt Labori hat die Ermächtigung erhalten, mit Picquart zu konferieren; die Unterredung hat bereits statt gefunden. — Oberst Picquart veröffentlicht im ,Rapvel' eine Erklärung, in welcher er bittet, von der geplanten Ueberreichung eines Ehren- säbelS an ihn Abstand nehmen zu wollen. England. * Chamberlains in öffentlicher Rede gegebene Hinweis auf die Möglichkeit eines herzlichen Einvernehmens zwischen England, Deutschland, denUnionSstaaten und Japan findet in den Londoner Blättern eine, vom englischen Standpunkt aus freilich begreif liche sympatische Besprechung. »Daily News' folgert aus der Rede, daß das anglo- deutsche Abkommen über Südafrika auf den fernen Osten ausgedehnt werden dürste. »Standard' sagt: „Wir brauchen keine 5". . , - -- - wft von anderen Mächten, s- " ' - ' - die Mitwirkung "Deutschlands für gegenseitige Vorteile würde willkommen sein." — Mornina Post' betont, Deutschland habe fast die gleichen Ziele wie Eng- land. Zwischen beiden Ländern bestehe keine Streitursache; Englands Programm sei, gemein schaftlich mit Deutschland, dessen Bundesgenossen und Japan, Rußlands Vordringen im femen Osten ohne Krieg zu verhindern. — Im allgemeinen aber find die Besprechungen noch ma^er und zurückhaltend, da in den politischen Kreisen Londons noch große Unklarheit über die deutsch-englischen Beziehungen herrscht. Man glaubt dort allgemein, daßKaiserWilhelm den Schlüssel der jetzigen verwickelten Lage in Händen hält. Italien. * Im Sultanat Raheita, das zu dem Schutzgebiet der italienischen Kolonie am Roten Meer gehört, ist in diesen Tagen ein französischer Offizier gelandet, der aber auf die Aufforderung des italienischen Kommandanten den Platz wieder verließ und nur zwei Askaris zurückließ. Es sollen freund schaftliche Unterhandlungen über den Zwischen fall zwischen den beiden Regierungen schweben. Schweden-Norwegen. "Die schwedisch-norwegische Regiemng läßt demnächst im Einverständnis mit der deutschen Reichseisenbahn-Verwaltung auf den deutschen Reichseisenbahnen Studien deutscher Bahnverhältnisse — Sicherheitsvorrich tungen, Signalwesen u. s. w. — vornehmen. Die betreffende Abordnung wird auch einige bayrische Bahnhöfe und deren Einrichtungen einer Besichtigung unterziehen. Spanien. * In amtlichen Madrider Kreisen heißt es, die Regierung habe Maßnahmen ergriffen, um jede aufrührerische Bewegung schnell zu unter drücken; die Militärbehörden hätten Instruktionen für den Fall einer kartistischen Er hebung erhalten. — Die Gefahr einer solchen scheint also jetzt nähergerückt zu sein, obgleich sie im Ministerrate abgeleugnet wurde. Rußland. *Wie polnische Blätter melden, find fünf undzwanzig Studenten des Warschauer Polytechnikums und neun Hörer des dortigen agronomischen Instituts wegen Verschwö rung von der speziell dorthin delegierten Petersburger Gendarmerie verhaftet worden. Unter den Verhafteten befinden sich mehrere Nationalrussen. Battanstaate«. * Auf Anraten einer befreundeten Großmacht hat nunmehr die Pforte doch eine Protest note gegen die Ernennung des Prinzen Georg von Griechenland zum Gouverneur von Kreta an die Mächte gesandt. — Die Protestnote wird von den vier beteiligten Mächten als Formalität betrachtet und gar nicht erwidert werden. Afrika. "Nach einem in Tanger (Marokko) um laufende» Gerüchte befinden sich drei fran zösische Kolonnen auf dem Marsche in der Richtung nach dem Schauplatz des Aufstandes ... ' " " , - ize. Man glaubt, Frankreich beabsichtige eine Berichtigung seiner Grenz« in je« langen. Martha wollte ihre schwachen, abgemagerten Hände ausstrecken, um sie zurückzuhalten, aber sie sanken kraftlos zurück; Ida strich ihre Asien glatt und küßte sie zärtlich. „Ich will alles thun, was du willst," hauchte Martha, „aber sei freundlich zu ihm, Ida, um meinetwillen! Versprich es mir." „Wenn du versuchen willst, einzuschlafen, so will ich dir selbst versprechen, ihm um deinet willen einen Kuß zu geben." Martha lächelte und schloß die Augen, und es dauerte nicht lange, so sah Ida an ihren regelmäßigen Atemzügen, daß sie wirklich ein geschlummert war. Ida benutzte diese Zeit, um sich ins Nebenzimmer hinauszustehlcn und ein paar Zeilen an ihren Mann und Onkel Gustav zu schreiben. Es lag ihr schwer auf dem Herzen, daß sie in der Eile, zu Martha zu kommen, ganz vergessen hatte, zu Hause zu sagen, wohin sie gegangen sei, und die Depesche, die ihre Ab wesenheit hätte erklären können, in die Tasche gesteckt hatte. Während sie noch schrieb, hielt eine Droschke vor dem Haufe und gleich darauf ertönten eilige Schritte auf der Treppe. ,E8 ist Herr Baumann," sagte die Wirtin, ft neben Ida stand, um die Briefe sogleich , Beförderung zu übernehmen. Erschrocken sprang Ida auf und eilte dem letzte» Zimmer zu. Sie fühlte, daß fie äugen- blickltch trotz aller guten Vorsätze dem Mann ihrer Schwester nicht ruhig, gegenüber treten konnte. Ihr Versprechen, ihn ihr zu Liebe küssen zu vollen, «ar vergessen, ihr Herz klopfte stürmisch und leidenschaftlich. ich dem Gchauplaj an der marokkanischen Grenz " St ¬ iener Gegend -ü ver- "Im Kampfe Transvaals gegen die Maaato 8 fiel am Mittwoch die Entscheidung. Die Boern nahmen nach erbittertem Kampfe den befestigtenGebirgSplatzder Magatos. Auf Sette der Boem wurden zwei Mann getötet, einige verwundet. Aste». "AuS Peking wird berichtet, daß Li- Hung-Tschang den vergeblichen Versuch gemacht hat, der ihm zugedachten „ehrenvollen" Verbannung zu entgehen. Die Kaiserin besteht auf seiner Entsendung an den Gelben Fluß. * Kwei-Tschaufu am oberen Jang-tse-kiang ist von den Aufständischen angegriffen und geplündert und das dortige katholische Missionsgebäude niedergebrannt worden. Einzelheiten fehlen noch. (Da wird wohl China wieder ein Stück Land „verpachten" müssen!) "Die koreanische Regierung hat An ordnungen erlassen, dem Handel seitens der Ausländer im Innern der Halbinsel ein Ende zu machen. Die Verfügung wird möglicherweise zu neuen Konflikten Anlaß geben. BreSlau plötzlich am Herzschlag gestorben. Er war, wie wir der ,BreSl. Ztg/ entnehmen, ein Sohn deS 1887 bochbetagt vttschftdenen Grafen Alexander, der den Ruf des „Ouellenfinders" in hohem Maße genoß. Der alte Graf Alexander Wrschowetz war wohl der letzte ^Qelleufiuder" von Namen, der daS „stderische Pendel," jene bekannte Matt der matten „Wünschelrute," auf seinen Suchgängen nach Wasser benutzte. Er studierte, ehe « eine» Wdsiergang begann, erst sehr genau von einem hochgelegenen Punkt aus daS Terrain, auf dem er Quellen suche» sollte, besonders hinsichtlich der Richtung der etwa vorhandenen oberirdischen Wasserläufe und der als Büsche oder Bäume vottretendeft Lege- tationslinien. Dann ließ er sich bis i» die Nähe eines von ihm bezeichneten Punttes fahren und begann dort die Suche, indem er, etwak vorüber gebeugt, die rechte Hand in halber Brusthöhe vorgestreckt, langsamen Schritts ein herschritt. DaS „fidensche Pendel" bestand aus einer um das Handgelenk geschlungenen dünnen silbernen Kette, an deren unterem Ende eine silberne Hohlkugel hing. Begann die Kugel zu schwingen, so war Wasser in der Nähe, und dort, wo sie schließlich in oe- stimmtrr, von dem „Quellensiichrr" verstandener Weise schwang, befand sich nach Graf Wrschowetz die eigentliche Quelle. Die skeptische Wissen schaft hat längst bewiesen, daß das geheimnis volle „fidensche Pendel" ganz von selbst iit Schwingungen gerät, wenn sein Träger über zeugt ist, am richtigen Ott zu sein. In Wahr heit war Graf Wrschowetz em durch Uebnng und Studium geschulter „Ouellenfinder", der aus den geognostischen und den Oberflächenverhält nissen des Terrains den Lauf unterirdischer Wässer berechnete und zwar vielfach richtig be rechnete. — Der hiesige Verlagsbuchhändler Stadt verordneter Morgenstern, welcher sich wegen einer- Unterschlagung von 80000 Mk. an Genossen- schastsgeldern in Untersuchungshaft befand, ist im Gefängnis gestorben. MülharHe«. Die Gewohnheit der „alten" Soldaten, an jungen Rekruten Lynchjustiz zu üben, hat hier am Sonntag abend in derr Kaserne des 112. Infanterie-Regiments den Tod eines Soldaten verschuldet. An dem Gesang von Reserveliedern mehrerer Soldaten des zweiten Jahrgangs wollte sich in der Kantine auch ein Rekrut beteiligen, für diese Vermessen heit wurde ihm aber für den Abend eine Tracht Prügel in Aussicht gestellt. Der Rekrut versah sich deshalb, ehe er zu Bett ging, mit einen: Schustermesser. Als seine Feinde um 10 Uhr das Zimmer betraten, stieß der Rekrut mit dem Messer blindlings los. Mit zerfleischtem Arm. und mehreren Stichen in Brust und Herz brach ein Gefreiter tot zusammen. Eberswalde. Einen Kampf mit einem Einbrecher hatte am Dienstag abend der bekannte Rittergutsbesitzer Grevenstein auf seinem Schlosse zu Sydow in der Mark zu bestehen. Schon vor längerer Zeit war auf dem Schlosse ein großer Gelddiebstahl verübt worden; gleichzeitig war ein Diener des Herrn Gravenstein, ein junger Mann namens Schmidt, verschwunden. Dieser wurde seitdem als der mutmaßliche Dieb steckbrieflich verfolgt und namentlich in Berlin, wohin er sich anscheinend gewandt hatte, von der Polizei eifrig, aber vergebens gesucht. Etwa zwei Wochen später ereignete sich ein gleicher Diebstahl in denselben Räumen, und man nahm nunmehr an, daß Schmidt, der jedenfalls auch diesmal der Thäter war, einen Nachschlüssel zu dem Geldschrank des Herrn Gravenstein besitzen müsse. Am Dienstag abend durchsuchte dieser, ehe er zur Ruhe ging, noch einmal seine Wohn räume und entdeckte hierbei in einem der Zimmer einen Menschen, der sich hinter einem Schrank zu verbergen suchte. Er stürzte sofort auf ihn zu, überwältigte ihn nach kurzem Kampfe und erkannte nun in ihm seinen ehemaligen Diener Schmidt, der offenbar zum dritten Mal einen Angriff auf den Geldschrank geplant hatte. Als der Verbrecher einen Augenblick seine Hand frei bekam, zog er blitzschnell aus seinem Rock eine Flasche hervor und leerte fie mit wenigen Zügen. Die Flasche enthielt Karbol, und nach kaum einer Viertelstunde war Schmidt eine Leiche rechte Ohnmacht, zu der sie es in ihrem Leben gebracht hatte. Unter Heinrichs und der Hauswirtin Be mühungen schlug fie indessen bald die Augen, wieder auf. Sie blickte erst verwirrt um sich und richte sich dann hastig in die Höhe. „Heinrich, du bist es? Komm und laß dir einen Kuß geben. Ich versprach Mattha, daß ich ihren Gatten küssen wollte, ihr zuliebe. Ich dachte freilich nicht, daß — nein, sage und er kläre mir jetzt nichts, ich bitte dich dämm. Alles dies wird ja seinen guten Grund haben, aber wenn du statt mit Menschen- mit Engel zungen reden wolltest, würde ich doch nichts da von verstehen. Mein armer Kopf! Wo ist Frau West? — O, da sind Sie ja ! Ich habe Ihnen Mühe gemacht, ich danke Ihnen vielmals. Aber Sie sehen so verstört aus, als hätten Sie ein Gespenst gesehen! Am Ende ist es nur dein Geist, Heinrich, der vor mir steht? Aber nein, . Geister küssen nicht!" „Ich dachte, Madame," begann die Haus- wirttn, „der Herr sei Ihnen bekannt?" D:e gute Frau wußte nicht, was fie denken ' sollte. Die Schwester ihrer Mieterin wendet sich mit allen Zeichen des Schreckens bei dem Eintritt des Gatten derselben ab, wird bei seinen: r Anblick ohnmächtig, küßt ihn dann und nennt . ihn „Heinrich", während er doch „Alfred" heißt! Das war mehr <lls sonderbar. ,,- i»< „Natürlich kenne ich ihn," entgegnete Ida, fick fassend, „aber wir haben uns sänge nicht gesehen urw — und — daS Unglück 'tneiat'tt armen Schwester hat mich ganz n«wSs geMch4'. Jetzt bin ich aber wieder vollkommen wohl. O, was soll ich thun? „anz ruhig verhalten, mein Herz. Sprich nicht, Mattha I Augenblicklich kannst du ihn nicht sehen, denn er ist mit dem Doktor gegangen, um sich nach einer Krankenpflegerin für dich umzusehen„ und eine gute bekommt man nicht im Handumdrehen." „Du mußt eS mir sagen, sobald er zurück- kommt." „Ja, ich verspreche eS dir. Jetzt aber ver suche zu schlafen." „Ich werde nicht eher schlafen können, als bis ich ihn in Sicherheit weiß. Er darf nicht hier bleiben. O Ida, ich wollte, ich wäre mit meinem lieben kleinen Kinde gestochen und niemand mehr im Wege." „Wenn du nach einmal so redest, gehe ich au» dem Zimmer," erwiderte Ida.
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