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Auerthal-Zeitung : 18.11.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189811188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18981118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18981118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-11
- Tag 1898-11-18
-
Monat
1898-11
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 18.11.1898
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V-IMfch, »««tzscha*. Le»1schla»». *DaS Programm für die Rückfahrt des Kaiserpaare» nach der Heimat ist nun mehr festgeftellt. Montag morgen pasfierte die -Hohenzollem" Sanea; DirnStag traf fie in Malta ein, wo Kohlen eingenommen wurden. Am 17. November wird dmm in Cagliari angelegt zur Entgegennahme der Depeschen- sendungen, am 18. in Port Mahon zu gleichem Zwecke, am 19. in Cartagena. Am 2V. d. legt die „Hohenzollern" in Cadiz an zur abermaligen Erneuerung der Sohlenvorräte. Die nächsten Stationen find Bigo (22.), Dartmouth (24.), PortSmouth (2t.) und Dover (25.), wo überall Depeschen entgegengenommen werden. Am 2S. November 1 Uhr mittags trifft das Kaiser- paar in Brunsbüttel ein. "Die Sraunschw. N. Nachr.' veröffentlichen Ünen Brief deSHerzogS von Cum berland, in welchem der Herzog erklärt, daß fich auch heute noch in seiner Stellung nahme zur Braunschweiger Thronfolgtfrage nichts geändert habe. Er verweist auf seine früheren Erklärungen, in welchen er be kanntlich seine Ansprüche aus Hannover und Braunschweig aufrecht hält. Das Schreiben schließt mit der ausdrücklichen Versicherung, eine Aenderung dieser Stellung nahme ist nicht eingetreten. Mit dieser Er klärung tritt der Herzog nach dreizehnjährigem Schweigen zum ersten Male wieder vor die Oeffentlichkeit. "Zu deutschen Mitgliedern der Konferenz gegen den Anarchismus find außer dem kaif. Botschafter in Rom, Frei herrn v. Saurma, in Aussicht genommen: der Geheime Ober-Regiernngsrat und Vortragende Rat im preußischen Ministerium des Jnnem v. Philipsborn und der Ober-Verwaltungs-Ge- richtsrat, Professor an der Berliner Universität v. Martttz. "Der neue Marineetat bringt eine Vermehrung von 48 Offizieren, 10 Marine ärzten, 89 Deckoffizieren, 398 Unteroffizieren, 950 Gemeinen und 250 Schiffsjungen. Im Reichsmarineamt wird eine eigene Etatsabteilung gebildet und ein Dezernat für Kiautschou-Ange- legenheiten. Ferner ist die Verstärkung der einzelnen Abteilungen des Reichsmarineamts vorgesehen. * Nach der Münchener ,Allg. Ztg.' beträgt die Summe der Mehransätze bei den fort dauernden Ausgaben für das Reichsheer im neuen Etat etwa 1'/- Millionen Mark. Die Kosten für die jedenfalls in Ausficht stehenden Organisationsänderungen werden jedenfalls in einem Nachtragsetat zusammengestellt werden. "Vom kaiserlichen statistischen Amt wird zur Statistik der Reichstagswahlen dieses Jahres noch mitgeteilt: In Aussicht ge nommen ist, ohne daß fich mit Rücksicht auf die erforderlichen umfangreichen Vorarbeiten bereits jetzt über die Veröffentlichung Bestimmtes sagen läßt, eine Fortführung dieser Statistik, in der die Wahlergebnisse vom 16. Juni d. namentlich mit Rücksicht auf Stadt und Land dargestellt werden sollen. *Auf Anordnung des Reichskanzlers finden gegenwärtig Erhebungen über die Be schäftigung verheirateter Frauen in Fabriken statt. Es sollen der Umfang, die Gründe und die Gefahren dieser Beschäftigung festgestellt werden. Im Anschluß hieran sollen die Fabrik- und Gewerbe-Inspektoren eine mög lichst zweckmäßige Art der Beschränkung der Be schäftigung verheirateter Frauen in Fabriken in ihren nächsten Jahresberichten erörtern, wozu fie fich mit den Vorständen und Aerzten der Krankenkassen in Verbindung sehen sollen. Diese Erhebungen werden in Ausführung einer vom Reichstag in seiner letzten Tagung gefaßten Resolution vorgenommen, „der Reichskanzler möge die Gewerbeauffichtsbeamten zu eingehender Berichterstattung über die Beschäftigung ver heirateter Frauen in den Fabriken auffordern". "Die deuschenKolonien erfreuen sich einer großen Zahl von Postanstalten, Deutsch-Ostafrika zählt deren schon 20, Deutsch- Südwestasrika 15, Neu-Guinea S, Togo 2, Kamerun 4, Marschalllnseln eine. Asrankratch. * Ueber den Schritt des Ministers de^ Auswärtigen Delcassö bei dem deut schen Botschfter Grafen Münster spricht ,Figaro' nach einer weiteren Depesche seine leb hafte Befriedigung aus und hebt hervor, daß Graf Münster stets Beweise von gutem Willen gegeben habe und stet» die Schwierigkeiten zwischen beiden Staaten zu ebnen bemüht ge wesen sei. Daö Blatt verurteilt auf das schärfste das Treiben der Heupresse und hofft, der Schritt Delcassss werde dieser Presse eine Lehre sein. .GauloiS' dagegen tadelt ziemlich unverhohlen Delcaffö, welcher durch seinen Entschuldigung»- besuch' gewissermaßen die Verantwortung für den Mangel an Anstand, den fich ein Blatt zu schulden kommen ließ, übernommen habe. * Alle Blätter der Revisionspartei greifen auf das heftigste den Ministerpräsidenten Dupuy wegen seiner Weigerung an, dem hinsiechenden DrehfuS Nachricht über die Einleitung der Revision übermitteln zu lassen. Alle weisen nach, daß diese Mitteilung nicht un gesetzlich wäre, daß im Gegenteil das auf Drey- sus angewandte Ausnahme-Regime un gesetzlich sei. — Nach der Mgence Havas' soll eine mit dem Namen Weill unterzeichnete Depesche aus Kolmar eingegangen sein, daß Hauptmann Dreyfus gestorben sei. "Die Franzosen haben für ihren Abzug ausFaschoda den Weg über den Blauen Nil, Abessinien und Dschibutt gewählt, der sechs Monate erfordert. Uebrigens hat der franzö sische Volkswirt Paul Leroy Beaulieu in seiner Befürwortung der transsaharischen Eisenbahn bereits eine andere Vergütung ausfindig gemacht, indem er die sofortige Besetzung der zwischen Frankreich und Marokko strittigen OaseTuat fordert, deren Besitz für den Bau der trans saharischen Bahn unentbehrlich ist. (Aber das wäre ja wieder eine „Afrika-Frage"!) Italic». Die italienische Regierung sieht sich zu einem Dementi in der Dreyfus- sache genötigt. Die ^Italic' erklärt es auf Grunl^ eingezogener Erkundigungen für eine phantastische Erfindung, daß der frühere Mlitär- attachö bei der Botschaft in Paris, Panizzardi, eine chiffrierte Depesche gesandt habe, welche die Schuld Dreyfus' beweise. Rußland. * Der allgemeine Eindruck, welchen in Ruß land die vom Kaiser Nikolaus vorgeschlagene Abrüstungskonferenz macht, gewinnt immer greifbarere Gestalt, und an vielen Orten wird der Gedanke rege, zum Andenken an dieses Ereignis Stiftungen oder andere humanitäre Werke geeigneter Art zu errichten. Vor allem find es die städtischen Behörden, welche gegen wärtig in vielen Teilen Rußlands über diesen Gegenstand beraten, zu einem endgültigen Be schluß find indessen bisher nur die Städte Kiew und Odessa gelangt, in denen aus diesem Anlaß jede neue Volksschule unter einer entsprechenden Bezeichnung errichtet werden soll. Balkanstaaten. * Die Admirale beabsichtigen dem Prinzen Georg von Griechenland für die Ver waltung der Insel Kreta den Altbundesrat Nu ma-Dro z-Bern, Direktor des inter nattonalen Büreaus für Eisenbahnfrachtrecht, bei zugeben. Es scheint, daß die Mächte Besorgnisse hegen, dem Prinzen Georg allein die schwierige Aufgabe, Kreta zu organisieren, zu überlassen; ferner, daß fie befürchten, der Prinz möchte fich bei Ausführung der Mission mit Athenem um geben oder unter den ausschließlichen Einfluß von Rußland fallen. *An der serbischen Grenze errichtete die Türkei eine große Zahl neuer Blockhäuser in einer Entfernung von 500—600 Meter, um Grenzverletzungen zu verhindern. * In Montenegro spielt man noch immer in recht auffälliger Weise mit den Gewehren. Nach einer Meldung der ,Pol. Korresp.' aus Cettinje hat Fürst Nikolaus ein Gardekorps ins Leben gerufen, welches aus 4000 Mann be stehen und eine Art bevorzugter Truppe bilden Amerika. soll. Die in diese Garde einzureiheude Mann schaft werd« größtenteils den stehenden Bataillonen entnommen werden. Die Ernennung der Offi ziere und Unteroffiziere der Garde sei zum Teil bereit» erfolgt. * ES verlautet, daß noch Ende dieses Monat» dieVer. Staaten eine Flottendemon stration in den spanischen Gewässern veranstalten werden. Diese Demonstration würde an dem Tage stattfinden, an welchem die Re gierung von Washington die Annexion der Philippinen erklären wird. Afrika. "In Marokko drohen dem Sultan bei seinem KriegSzuge gegen die BocayaS ernste Schwierigkeiten zu entstehen. Wegen deS un gesetzlichen und barbarischen Vorgehens der Sol daten deS Sultans drohen die Kabylen und ihnen befreundete Riffviraten, fich müden BocayaS gegen die Truppen deS Sultans zu verbinden; andere frühere Ver bündete deS Sultans haben ihre Neutralität erklärt. Obschon die Befehlshaber bestimmte Befehle erhalten haben, die BocayaS sofort an- zuareifen und zu vernichten, so glaubt man doch, daß fie unter solchen Umständen nicht die Macht haben, dieses auszusühren, und daß ihre Lage sogar kritisch ist. Die Drrrkschriftdes Sraf-Kese«trrr »o» Detmold. Schon längere Zeit ist die Rede davon ge wesen, daß der Graf-Regent Ernst von Lippe- Detmold gn sämtliche deutsche Bundesfürsten eine Denkschrift zur Wahrung seiner Rechte ge richtet habe. Jetzt will das .Neue Wiener Tage blatt' in der Lage sein, den Wortlaut dieser Denkschrift mitzuteilen. Die Denkschrift enthält znnächst den vom 15. Juni d. datierten Brief deS Graf-Regenten an Kaiser Wilhelm wegen der seinen Familen- mitgliedern von den Truppen verweigerten Ehren bezeigungen, sowie das bereits veröffentlichte Antworttelegramm des deutschen Kaisers an den Regenten. Anknüpfend daran legt der Graf- Regent feierliche Rechtsverwahrung gegen dieses Telegramm ein. Er erklärt: „Ich kann vor Gott und den deutschen Fürsten der Wahrheit gemäß bezeugen, daß ich von der ersten Stunde meines Regentschastsantritts an bemüht gewesen bin, eine gnädige Gesinnung Seiner Majestät zu gewinnen und die Treue zur Allerhöchsten Person des Trägers der deut schen Kaiserkrone auch vor meinem Lande bei dieser Gelegenheit zu bekennen. Ich muß aber ebenso wahrheitsgemäß vor Gott und den deut schen Fürsten zu meinem tiefen Schmerze aus sprechen, daß ich während der Zeit meiner Regentschaftsführung mehrfach bitteren Erfahrun gen durch die Ungnade Seiner Majestät preis gegeben war. Für die Lösung dieses Konflikts, soweit er nur meine Person und Familie be trifft, werde ich menschliche Hilfe und Vermitte lung niemals ansprechen: ich stelle fie allein Gott und der Zukunft anheim." Der Graf- Regent erhebt sodann gegen Form und Inhalt des Telegrammes des Kaisers ebenso ehrerbietig als entschlossen Einspruch und sagt: „Ich kann auszusprechen nicht unterlassen, daß die Aus übung einer disziplinären Korrektur gegen ein deutsches Staatsoberhaupt das verfassungsmäßige Verhältnis der Bundesfürsten im Reiche in seinen Grundlagen verändern müßte. Wenn Seine Majestät ihren Worten: „Dem Regenten, was dem Regenten zukommt," noch hinzuzufügen geruht haben: „Weiter nichts" so erscheint da mit eine Auffassung zum Ausdruck gebracht, welche die Begrenzung und Inhaltsbestimmung meiner landesherrlichen Rechte in irgendwelchen: Sinne von dem allerhöchsten Willen oder der Gnade des Kaisers absolut abhängig stellt. Gegen diese Auffassung lege ich namens des von mir vertretenen staatsgrundgesetzlichen Rechtes Verwahrung ein." Der Gras-Regent führt dann aus, daß ganz dasselbe im Grunde allen anderen Fürsten auch geschehen könnte. Die Rechtsver hältnisse zwischen dem Kaiser und den einzelnen Landesherren hatten zur selbstverständlichen Vor aussetzung, daß fie den landesherrlichen Befug- Uo« Patz »»d Fern. Artedrtchsrvtz. ES steht nunmehr fest, daß die Beisetzung deS Fürsten Bismarck nicht am 27. d. stattfinden kann. Sie wird wahr scheinlich bis nach Neujahr aufgeschoben werden. Königstein i. L. Der Erbgroßherzog von Luxemburg ist kürzlich von einem leichten Schlag anfall betroffen worden. — Der greise Groß herzog, der fich während deS Aufenthaltes auf seinen Besitzungen in Oberbayern mehrfach zur Gemsjagd tragen ließ, erfreut sich verhältnis mäßig besten Wohlseins. Sein Bein trägt er nach dem Oberschenkelbruch jetzt dauernd in einer Maschinerie. Geestemünde. Dem Führer deS Dampfers „Geestemünde", Kapitän Langen, ist in Aner kennung seiner Verdienste um die Rettung der Mannschaften der norwegischen Bark „Amerika"»- vom König Oskar ein wertvolles Marinefernrohr zum Geschenk gemacht worden. Das Fernrohr trägt die Inschrift: „Mr edle That. König OSkar." Dortmund. DaS Grubenunglück auf der Zeche „Borussia", bei dem durch Schlagwetter sieben Maun getötet wurden, ist — wie die Untersuchung festgestellt hat — dadurch herbei geführt worden, daß ein Arbeiter verbotswidriger weise einen Schuß weggethan hat. Der Urheber des Unglücks hat seine unüberlegte Handlung mit dem Tode gebüßt. Strassburg. Die von der Stadtverwaltung eingesetzte Wohnungskommission hat hier schon viel Gutes gewirkt; je nach Gutdünken ver ordnete fie die Schließung allzu ungesunder Wohnungen oder auch die Vornahme baulicher Veränderungen. Bei ihren Arbeiten hat sich nun die Anstellung eines ständigen, mit den nötigen technischen Kenntnissen versehenen Be amten als notwendig erwiesen. Der Gemeinderat beschloß dementsprechend die Anstellung eines solchen. Seine Aufgabe ist die, fich fortlaufend in den Wohnungen, welche die Kommission als ungesund bezeichnet hat, von dem Stande der angeordneten Besserungsmaßregeln zu über zeugen und genau anzugeben, was zur Be seitigung des ungesunden Zustandes zu ge schehen hat. Leipzig. Viel besprochen wird hier ein Familienzwist. Der praktische Arzt Dr. B. ließ sich von seiner Familie trennen und brachte später ein Gutachten von Prof. Flechsig bei, auf Grund dessen Frau B. für geistig anormal erklärt und ihr die Erziehung des Söhnchens entzogen wurde. Gewaltsam wurde das Kind der Mutter weggenommen. Die Frau beschritt deu Klageweg. Sowohl der Oberamtsrichter K. als der Gerichtsarzt erklärten, daß die Frau nicht geistesgestört sei; das Oberlandesgericht Dresden aber legte höheren Wert auf das Zeugnis von Prof. Flechsig und entschied, daß der Knabe der Mutter zu entziehen sei. Beide ärztliche Gutachten sind mcht bei Gericht motiviert. Jetzt unterzieht sich die unglückliche Frau Dr. B. einer dreimonatlichen ärztlichen Beobachtung, um ihre geistige Vollkraft zu beweisen. Bitterfeld. Auf dem Wege von Zschern dorf nach Roitzsch gesellte sich zu der Butterfrau Zander aus Zscherndorf ein Handwerksbursche und begann mit ihr ein Gespräch. Plötzlich warf der Strolch die ahnungslose Frau zu Boden und versuchte Unter Drohungen und Mißhand lungen ihr die beim Butterverkauf eingenommenen Gelder abzunehmen. Die Frau setzte sich aber sehr energisch zur Wehr. Zufällig kam ein Landbriefträger des Weges daher. Dieser wurde durch das Hilfegeschrei der Frau aufmerksam und eilte hinzu. Da ergriff der steche Räuber die Flucht. niffen und ihren Rechten nicht zum Abbruch ge reichen könnten. Der Graf-Regent betrachte e» als seine heilige und unveräußerliche Pflicht, gegen jede Beschränkung seiner Rechte entschie- denst Stellung zu nehmen und er würde, wemr ein anderer Weg nicht übrig ist, im Bundesräte den Antrag rinbringen, die reichsgesetzliche Ab grenzung der Befugnisse zwischen den komman dierenden Generalen und den Landesherren in Anregung bringen zu lassen. Am Dorabend der Hochzeit. 22j Roman von Helene Stökl. <Sor>s«tzuu,.) Ida zürnte Martha nicht mehr, denn daß fie am Leben war, machte alles gut, fie zürnte nicht einmal deren Gatten, fest fie wußte, daß er von Martha geliebt ward, aber an ihren Vater konnte sie nicht denken, ohne daß Thränen des Aergers ihr in die Augen traten. Er hatte gewußt, daß Martha lebte, und hatte ihr doch deren Tod unbarmherzig vorgeworfen, er hatte Heinrich wie den Mörder Marthas be handelt, er hatte fich in sein Zimmer einge schloffen und Kummer geheuchelt. DaS letztere war vielleicht das ärgste, waS er nach Idas Meinung begangen hatte. Wie konnte fie ihn jemals wieder achten? Me konnte fie ihm jemals wieder Glauben und Vertrauen schenken? Und fie hatte ihren künftigen Verkehr mit Martha von ihm abhängig gemacht l Sie wäre am liebsten noch einmal umgekehrt, als dieser Gedanke ihr einsiel, aber es war zu spät. Sie fand ihren Mann mit Onkel Gustav im Rauch zimmer, ganz behaglich und zufrieden aussehend. „Bist du schon da?" rief ihre Gatte, als fie sich ermüdet auf das breite, niedrige Sofa warf. „Wir glaubten, du würdest minderns noch zwei Stunden auSbleiben." i „Das mette ich," sagte Ida, mit einem Blick i auf die leere Flasche auf dem Tische vor ihnen. „Ihr habt es euch hier aut gehen lassen und mich habt ihr meinem Schicksal überlassen." „Wer liebe» Sind, dein Later war ja bei dir, und wir thaten nm, was er uns sagte." „Du glaubst, daß das Geld noch unbe rührt ist?" „Ich hoffe es." Sein sonderbarer Ton ließ einen eisigen Schauer über Idas Herz fahren. „Wer würde das Geld erhalten haben, wenn Martha wirklich gestorben wäre?" fragte Ida nach einer Weile zaghaft. „Dein Vater." „Alles?" „Jeden Pfennig l" Eine lange Pause folgte, die keiner zu unter brechen schien. „Schon ein Uhr!" sagte Onkel Gustav Plötz- lich, auf seine Uhr sehend und fich hastig er hebend. „Ich hatte keine Ahnung, daß es schon so spät sei. Gute Nacht! Wirst du morgen nachmittag zu Hause sein, Ida?" „Ja, ?a I" „Bleibe nur im Zimmer," sagte Onkel Gustav, als fie aufstand, ihn hinauszubegleiten. „Du bist übermüdet und mußt gleich zu Bett gehen." „Ich muß dich hinauslaffen, die Leute schlafen schon. Ich bin gleich wieder da, Georg." Draußen blieben beide wie auf gemeinsame Verabredung stehen. „O, Onktl Gustav!' Ida legte die Hand auf seine Schulter und sah kläglich zu ihtn auf, , während die dicken Tropfen über ihre Wangen liefen. „Sann es möglich sein, daß Papa da» , Geld genommen bat und daß Matthä jetzt um ! seinetwillen tot sein muß?" „Wir haben un» schon so oft getäuscht in dieser Angelegenheit..." ' Loche zu verschließen oder sie über das Meer zu schleppen, noch dazu in ihrem jetzigen Zu stande." „Ihr Mann muß ein elender Kett sein," sagte Idas Gatte entrüstet. „Nein, nein, Georg, Martha spricht mit der größten Zärtlichkeit von ihn. ES ist mir unbegreif lich, weshalb und vor wem er sich so fürchtet." „Ich hab's!" rief ihr Mann aufspringend. „Das Vormundschastsgericht wird hinter ihm her sein, weil er Martha ohne die Einwilligung desselben geheiratet hat." „Unfinn!" entgegnete Onkel Gustav ent schieden. „Das Vormundschastsgericht weiß gar nicht, daß fie verheiratet find. Niemand außer uns dreien weiß ja, daß Martha noch lebt." „Du vergißt Wllly Boßler l" warf Ida ein. „Wie leicht kann dieser Mensch, der für Geld zu allem fähig ist, sie verraten haben! Ich glaube, daß Georg recht hat. Baumann war sicher viel an MarthaS Geld gelegen; er hat es fich verschafft und beabsichtigt auch, eS zu behalten." „Du sprichst, wie du es eben verstehst, mein Kind," sagte Idas Gatte. „Um MarthaS Geld zu bekommen, hätte er erstens beweisen müssen, daß fie nicht verunglückt ist, und wir hätten in diesem Falle sicher davon gehört, und zweitens, daß er sie geheiratet hat. Er wird fich aber gehütet haben, dies zu beweisen, da er dann sofort unter Anklage , gestellt worden wäre. Nein, meine Liebe, er hat das Geld nicht bekommen." „Wer könnte r» sonst bekommen haben?" fragte Ida verwundert. Onkel Gustav zuckte die Achseln. „Was sagte er euch?" „O, eine ganze Menge! Das Martha nicht wohl genug sei, um uns zu sehen, daß ihr beide euch sehr viel zu sagen hättet und daß er dich später nach Hause begleiten wolle. War es nicht so?" Onkel Gustav, an den diese Frage gerichtet war, blies ein paar blaue Rauchwölkchen vor fich hin, ehe er antwortete: „Das waren seine Worte. Der Sinn der selben aber schien mir zu sein: Macht um Gotteswillen, daß ihr fottkommt, denn je länger ihr bleibt, desto mehr Lügen werde ich euch sagen " Ida biß fich auf die Lippen. „Du setzest kein Vertrauen in Papa» Wortes sagte fie dann. „Nach seinem heutigen Benehmen ist das nicht leicht möglich." „Und dabe: weißt du auch nicht die Hälfte von dem, was er gethan hat, Onkel Gustav l Aber ich will euch alles erzählen, denn ich bin fest entschlossen, dieser unseligen Sache auf den Grund zu kommen und ihr beide müßt mir dabei helfen." Dann berichtete fie ihnen, waS wir schon wissen, und schloß: „Papa muß schon ost bei ihnen gewesen sein. Er ging heute zu ihnen, um fie vor uns zu warnen. Ihre Sachen waren schon gepackt und fie wollen noch heute nächt fort. Jetzt sagt mir nur, wozu all diese Heimlichkeit P und vor wem fie fich eigentlich fürchten! Wir werden uns Alfred Baumann gewiß nicht, aufdräugen, wenn er unS nicht zu sehen wünscht. Uwserettvegen braucht er die arme Martha nicht in einem solchen elenden
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