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Auerthal-Zeitung : 02.11.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189811022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18981102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18981102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-11
- Tag 1898-11-02
-
Monat
1898-11
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 02.11.1898
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bähnunfall auf dem hiesigen Bahnhof die rechte Hand abgeschlagen wurde, hat vom Eisenbahn» flskus eine künstliche Hand, sowie die Summe von 20000 Mark als Entschädigung erhalten. Vegesack. Ein hiesiger Geschäftsmann ist seit Mitte voriger Woche verschwunden. Er war bis vor kurzem Rechnungsführer der Ortskranken kasse und der Jnvaliditäts- und AlterSverfiche- rungSkasse. Vor einiger Zett wurde er auf Veranlassung der Direktion der hanseatischen Jnvaliditäts- und Altersverstcherungsanstalt in Lübeck vorübergehend in Haft genommen wegen jahrelang fortgesetzter Unregelmäßigkeiten. Es sollen Marken in Höhe von etwa 10000 Mk. nicht geklebt gewesen sein. Ein Fehlbetrag soll zwar sofort von dritter Seite gedeckt sein, doch wurde die Untersuchung fortgesetzt. Am Mitt woch erhielt der frühere Rechnungsführer eine Vorladung, am andem Tage vor dem Unter suchungsrichter zu erscheinen. Am frühen Morgen war er bei Farge über die Weser gesetzt, um von Berne aus nach Amenka zu verschwinden. Mainz. Am Mittwoch nachmittag wurde hier ein Schneider verhaftet, der wegen Doppel mord zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe ver urteilt war. Er war einer Irrenanstalt ent sprungen, in der er zur Beobachtung unter- gebracht war. Der Verhaftete wohnte schon seit anderthalb Jahren unter falschem Namen und mit falschen Papieren in unserer Stadt. Hanau. Der Arbeiter Theodor Kopp ver suchte seine Frau aus Eifersucht zu ermorden.' Er brachte ihr sechzehn Messerstiche bei. Die Frau liegt hoffnungslos danieder. Kopp ift verhaftet. Marbach. Die eigene Tochter hat der hier neben Schillers Geburtshaus wohnende Schneidermeister Daiber erstochen. Die leidige Trunksucht war die Hauptursache; der Mann war häufig vom Weingenuß betäubt. Die Tochter war ein fleißiges Mädchen von vierund zwanzig Jahren. Im Schwabenlande mehren sich die Totschläge und Mordverbrechen neuer dings in unheimlicher Weise. Tilsit. Dieser Tage kaufte ein Landmann aus der Umgegend von einer Russin 100 Stück Gänse und zahlte die Kaufsumme in Zwanzig- Markstücken aus. Bei der Besorgung von Ein käufen erfuhr die Russin, daß die Zwanzig- Markstücke falsch seien, weshalb sich die Be trogene an die Polizei wandte. Leider war der Gänsekäufer über alle Berge. Dennoch ist man dem Betrüger auf der Spur und hofft, auch gleichzeitig die Falschmünzerbande zu entdecken. Wien. Das Befinden der Wärterin Pecha ist unverändert hoffnungslos, dieselbe erhielt Donnerstag nachmittag eine neue Serum einspritzung. Die Temperatur der Wärterin Hochsgger ist befriedigend, auch sonst klagt die Patientin nicht über Schmerzen; das Sputum zeigt keine Pestbacillen. Die Wärterin Goeschl leidet an Rachenentzündung, sie erbrach einmal. Da im Allgemeinen Krankenhause kein weiterer pestverdächtiger Fall eingetreten ist und die Frist für die ärztliche Beobachtung früherer Ver dächtiger mit dem 30. Oktober abläuft, beschloß das Ueberwachungskomitee, von Montag ab den allgemeinen Verkehr und den vollen Dienst im Allgemeinen Krankenhause wieder zu eröffnen, falls nicht ein unvorhergesehener Zwischenfall eintritt. — Der aus dem Kreisgerichtsgefängnis in Wiener-Neustadt entsprungene frühere Obmann des Arbeiter - Kranken - Vereins „Nächstenliebe", Karl Hanel, der sich wegen Veruntreuung seit einem halben Jahre in Untersuchungshaft befand, hat an das Kreisgericht folgendes Schreiben ge richtet : „Ich bin wegen meiner langen Unter suchungshaft entsprungen, befinde mich derzeit in Wien und bitte, mich durch eine Annonce zur Schlußverhandlung zu verständigen." Prag. Der junge Dr. Lola ist infolge einer Ansteckung mit Antitoxin, das er einer an Wundstarrkrampf erkranken Patientin einspritzte, gestorben. Olmiitz. In dem Abort des Gasthauses „Zum Roten Stern" wurde eine Bombe in Größe eines Literglases gefunden. Sie war mit Henkeln zum Anfassen versehen und mit Dynamit, mehreren Eisenstücken und Eisentellen üttd^MMn gefüllt. Mn nckuü^, ä»ß die Bombe noch vom letzten Attentat gegen die Synagoge herrührt. Parts. Als Ferrari», der Chef des Privat sekretariats des Ministers Bourgeois, mit einem Revolver hantierte, entlud sich dieser, die Kugel drang Ferrario .il». den Körper und tDete M. Lüttich. Hier vergifteten sich oesUhrmacher Bivier und seine Frau mit Eyankalium. Um deS Todes sicher zu sein, hatten die Lebensmüden noch den Gashahn auf ihrem Schlafzimmer offen gelassen. Hinterlassene Briefe bekunden, daß die That auf Nahrungssorgen und Unglück zurück zuführen ist. Bivier war 53 Jahre alt und aus St. Cyr gebürtig, seine Frau stammte aus England. Sie waren 35 Jahre verheiratet und hatten in stetem Frieden gelebt. Voll ihren sieben Kindern ist nur noch ein 21 jähriger geisteskranker Sohn am Leben. In einem Schreiben an den Polizeikommiffar bittet Vievier, seine ganze Habe zu verkaufen und den Erlös zur Befriedigung des städtischen Leihamtes zu verwenden, wo er in letzter Zett aus Not die ihm zur Ausbesserung übergebenen Uhren versetzt habe. Frau Vievier war seit langen Jahren leidend. Petersburg. Die der verstorbenen Fürstin zu Hohenlohe, der Gemahlin des deutschen Reichskanzlers, gehörigen, im Gouvernement Minsk gelegenen Restgüter aus der Fürst Wittgensteinschen Erbschaft, die ein Areal von 41000 Deßjätinen umfassen, sollen endgültig für 2'/- Millionen Rubel von den Gebrüdern Pfalzfein angekaüft worden sein. Der Kauf vertrag habe bereits die staatliche Genehmigung erhalten. Gerichtshalle München. Der Prozeß Björnsons gegen die »Münchener Neuesten Nachrichten' endete mit einem Vergleich. Die »Münchener Neuesten Nachrichten' erklären» daß sie die persönliche Ehre Björnsons nicht haben angreifen und ihm keine unehrenhaften, unlauteren Beweggründe haben unterschieben wollen; sie halten aber dre geübte sachliche Kritik aufrecht. Paris. Ueber den Prozeß gegen den Massen mörder Bacher, am Donnerstag vor dem Assiscnhof in Bourg begann, wird gemeldet: Bacher, welcher nach dreizchnmonatigcr Untersuchungshaft vor den Geschworenen erschien, ist 30 Jahre alt, von kleiner Statur und weit häßlicher, als ihn die Illustrationen darstellen. Beim Eintritt führt er militärisch die Hand an die Pelzmütze und wirft überlaut einige Phrasen, welche den Glauben an seinen religiösen Sinn erwecken sollen, ins Publikum. Er macht den Präsidenten darauf aufmerksam, daß die Jungfrau von Orleans ungeladen der Verhandlung beiwohne, ihn als Märtyrer zu schützen. Dabei zeigt er eine gewisse Fertigkett im Augcnrollen und Grimassen schneiden. Mehrere Damen in den vorderen Bank reihen verlassen, einer Ohnmacht nahe, den Saal. Den ihm beigcacbenen Gendarmen gibt Bacher mit hochcrhobenen Armen gute Lehren. Der Präsident läßt dies alles eine gute Weile geschehen und sagt dann: „Nun genug, Bacher, merken Sie sich, wenn Sie niit dem Scheine des Wahnsinns hier irgend einen Gewaltakt versuchen, wie Sic es nn Gefäng nisse unternahmen, wird die Verhandlung in Ihrer Abwesenheit beendet." Bacher zuckt die Achseln, eine Bewegung, die er später öfter wiederholt, während die Anklage verlesen wird. Manchmal greift Bacher nach seinem Hals, klatscht beifällig oder macht Ver- neinungszcichen; das Gesicht zeigt immer dasselbe Grinsen. Ihn für einen kompletteit Idioten zu haltm, ist dennoch — vom ärztlichen Gutachten ab gesehen — unmöglich. Er las sein selbstverfaßtes Memorandum mit korrekter Betonung und vollkommen zielbewußter Nuancierung jener Stellen, die auf die Ursache seiner Verbrechen Bezug haben, daß er näm lich einen Hundebiß erlitten und von Quacksalbern für Lebenszeit ruiniert worden sei — ein Umstand, dessen Richtigkeit Bachers als Zeuge vernommener Bruder bestreitet. Nach Vorlesung des Memoran dums wird die Verhandlung unterbrochen. Zur Entwickelung de» Sozialismus. Im Verlaufe des in den letzten Tagen in Straßburg abgehaltenen praktisch-sozialen Kursus hielt u. a. der Pros. Dr. Pesch einen Vortrag über „den Sozialismus mit besonderer Berück sichtigung seiner neuesten Entwickelung". Der Redner legte zunächst dar, wie Karl May vom Standpunkt der materialistischen Geschichtsauf ¬ fassung den Materialismus auf die kapitalistische Epoche angewandt und daS daraus resultierende Endziel der ProdukttonSform gefolgert habe. Er zerteilte die materialistische Darstellungsform in vier Punkte: daS Ausbeutung-- und Nes« elendungSgesetz, daS AkkumulationS- und Kon zentrationsgesetz, daS Krisengesetz und schließlich das Gesetz der letzten Phase des Zusammen bruchs, DaS Gesetz der fortschreitenden Ver elendung und Ausbeutung ist das Hauptgrsetz, auf das sich alle anderen Gesetze stützen. Karl Marx hat seine Behauptung mit seiner Wert theorie begründet, er hat sich mit derselben in Gegensatz zu RodbertuS gesetzt. Marx wendet das Riccardosche Gesetz von dem Tauschwert der Ware auf die Arbeitskraft des Arbeiters als Gebrauchswert an. Der Marxismus baue sich auf dieser Werttheorie auf, welche aber hin fällig sei. Marx mache sich emeS Widerspruches schuldig. Er spreche von der Ware, welche von der Menschenkraft hergestellt werde, und dann wieder von Naturprodukten. Marx dehne ganz willkürlich sein Gesetz aus auf die Produkt«, welche Tauschwerte sind, ohne als solche einer Arbeitskraft zu bedürfen. In dem ganzen großen Werk werde der Beweis für die Werttheorie vermißt; Marx habe sich a priori den Beweis selbft konstruiert. Die Marxsche abftrakte An wendung seiner Mehrwerttheorie aus den Ge brauchswert widerspreche den Thatsachen. Nach Marx beutet das Kapital die Arbeit aus durch die Zurückhaltung des Mehrwerts. Er sagt, daß das Kapital nicht wachsen müsse im Ver hältnis zu dem vorhandenen gesamten Kapital, sondern im Verhältnis zu dem variablen, dem auf das Produkt verwendeten Kapital. In dem Marxschen Werk fehlte aber das Zwischen glied für den Beweis seiner Theorie von der Durchschnittsprofitrate. Engels hatte den Nach weis für den dritten Band des Kapitals m Aussicht gestellt. Er mußte in demselben ein gestehen, daß der Austausch sich vollziehe nach dem vorhandenen Kapital. Damit ist das ganze Wertgesetz gefallen, und damit fällt die Akku mulationstheorie. Er verweise auf das Werk Schmollers über den Mittelstand, welcher die Behauptung der fortschreitenden Konzentration widerlege. Für die Landwirtschaft besteht die Akkumulationstheorie gleichfalls nicht. Hier ist der Großbetrieb durchaus keine ökonomische und technische Notwendigkeit. In Amerika sehen wir die Riesenfarmen verschwinden und durch Mittel und Kleinbetriebe ersetzt werden. Dieselbe Tendenz zeigt sich in Rußland. Das Krisengesetz fällt mit dem Ausbeutungs gesetz, und damit stürzt die Theorie von dem naturnotwendigen Zusammenbruch. In der heid nischen Zeit war die Konzentration viel weiter vorgeschritten, und es kam doch nicht der Kollek tivismus. Der Kommunismus zerstört die öko nomische SelbständiMt bis zur letzten Faser. Der Mensch will aber frei sein. Der Arbeiter läßt sich an Ketten legen, aber er will frei sein. Und wenn die Arbeit noch so hart ist, so hat er die Möglichkeit, den Kontrakt zu lösen und einen neuen Herrn zu suchen. In der kommu nistischen Gesellschaft gibt es aber nur einen Herrn, und wenn die Arbeiter zertreten werden von den Tribunen des Sozialismus, so können sie sich nicht einen neuen Herrn wählen. Und der Arbeiter kann sich dann nicht einmal an seinen Gott wenden, denn den hat ihm ja der Sozialismus aus dem Herzen gerissen. Die Gleichheit bedeutet Knechtschaft für den Men schen. Die Freiheit erfordert, daß der Mensch auch individuell seine Kräfte entfalten kann. Die kommunistische Gesellschaft kann dem, der mehr leistet, nicht mehr geben, denn damit hätte sie wieder das Privateigentum, die Ungleichheit. Daher muß die kommunistische Gesellschaft unge recht sein. Alles kann der Mensch ertragen, nur nicht die Ungerechtigkeit. Die Lassallesche Agitation war eine durchaus nationale, sie stand im schroffen Gegensatz zu Marx, der in den Kapitalisten aller Länder den gemeinsamen Feind der Arbeiter erblickte. Hätte Lassalle länger gelebt, wer weiß, ob der Marxismus und die internationale Sozial demokratie in Deutschland einen Siegeszug ge macht hätten. Als Lassalle tot war, da konnten der Marxismus und seine Führer ihr Banner in Deutschland ungestört aufpflanzen. Die Dialektik Hegels kennt nur ein allgemeines Ent- vickelupgsgesetz, di« Negation dem Netzation, ttzeWS Marr in den Ditznft üintt LHaÄe ar- stellt hat. Inden» er den Satz auf die bis herigen Systeme qnwandte, vergaß ey daß er auch aMsetn Werk Anwendung finden müsse. So krank das Marxsche Werk an seinen inneren Gegensätzen. Es ist der Gegensatz zwischen der Notwendigkeit und der inneren Freiheit- Er er wartet alles von der Entwickelung uydffagt doch zugleich, die Befreiung müsse,daS; Werk der Arbeiter selbst sein. Der MaixiSmÜS schließt ein« unmögliche Forderung an die Menschen in sich. Er sagt, die Verelendung sei eine Natur notwendigkeit. Der Glückstrtrb des Menschen aber lehnt sich dagegen auf. Der Mensch wird stets suchen, Auswege zu finden. DaS find die Todeskeime deS Marxismus. Der Redner legte dann dar, wie in den Reihen der Soziawtmokratie selbst in letzter Zeit Zweifel an der Richtigkeit deS Marxismus aufgetauchi seien. Georg v. Vollmar bezeichne diejenigen, die an ein baldiges Endziel glauben, als „verzückte Gläubige" und erwarte eine Besserstellung innerhalb der heutigen Gesellschaft. Noch deutlicher habe er, sowie Dr. David, sich in diesem Sinne bei den Agrardebatten aus gesprochen. Eduard Bemstein bezeichne die Zu sammenbruchstheorie als Utopie. Man müsse nun fragen, ob diese neueste Entwickelung zu einer Auflösung des Sozialismus führen werde. Bernstein und andere bestreiten das, weil der Sozialismus immer neue Lebenskraft aus den unvollkommenen Verhältnissen ziehen werde. Das ist für uns eine Lehre. Wsr müssen prakische Sozialpolitik treiben, jeder un feiner Stelle, damit der Sozialismus überwunden werde. Jeder beherzige, daß wir im Besitz der Wahrheit find. Wir müssen dem Volke, das mühsam um sein tägliches Brot ringt, sein Recht zu verschaffen suchen, auch wenn wir dafür keine äußeren Ehrungen erlangen. So wollen wir auf dem Gebiet der praktischen Sozialpolitik kämpfen gegen den Sozialismus und für den Glauben, eingedenk deS Wortes: Was ihr dem Geringsten meiner Brüder thut, das habt ihr mir gethan. Krrrrte» Allerlei. Dr. Müllers Buch über die Pest. In dem zu Ende des Jahres erscheinenden Buch des verstorbenen Dr. Müller Über die Pest, das mit vielen Tafeln versehen ist, befinden sich, wie ein Berliner Blatt mitzuteilen in der Lage ist, folgende hochinteressante Stellen: Das klinische Bild der Krankheit ist folgendes: Dumpfer, ftrrchtbarer Kopfschmerz, Delirien, lallende Sprache, heftiger Schwindel, der die das Bett verlassenden Kranken wie schwer Trunkene taumeln läßt. Die Krankheit setzt gewöhnlich ohne Vorboten mit hohem Fieber ein, ost mit Schüttelfrost, starkem Kopfschmerz und Schwindel, manchmal Erbrechen. Was die Ausbreitungsweise der Pest betrifft, so erfolgt diese entweder direkt von Mensch zu Mensch, möglicherweise auch von Tier zu Mensch, oder indirekt durch die mit Pestbacillen infizierte Umgebung (Wäsche, Kleider, Staub u. w.), Schmutz, schlechte Ernährung, trostlose oziale. und hygieinische Zustände. Eingewurzelte Vor urteile leisten begreiflicherweise der Ausbreitung dieser furchtbaren Seuche in besonderem Grade Vorschub. Daraus ergibt sich, daß eine rationelle und planmäßige Bekämpfung der Seuche durch Anwendung sanitärer Maßregeln, durch strenge Isolierung der Pestkranken und geeignete Des infektion Ihrer Exkremente durchführbar ist. Die Einschleppung der Seuche aus Indien in unsere Seehäfen durch Waren und Personen ist nicht wahrscheinlich, durch das auf allen Schiffen heimische Volk der Ratten aber denkbar." Der fixe Kellner. Stotterer: „Ke Kellner! Bringen Sie mir d — doch 'ne P — p — portton — — Ei ei " — Kellner: „Rühr- oder Setzei oder' vielleicht —" — Stotterer: „Be — bewahre! Ne Po — p — Portion Eis " — Kellner: „So schnell wie möglich!" (rennt fort und bringt in wenigen Minuten eine Portton Speiseeis.) — Stotterer: „Ach, lassen Sie mich d — doch ausreden! Ne Portion Eisb — b — bein in der Martha verunglückt war, zu bekommen. Er hatte das Mädchen aufrichtig lieb gehabt und konnte sich nicht so leicht über das geheim nisvolle Verschwinden desselben beruhigen, als der Doktor es augenscheinlich that, sondern machte sich das Gelübde, all seine Klugheit auf bieten zu wollen, um zu erfahren, was aus Martha geworden war. Zudem vermochte er es nicht, einen Gedanken zu verbannen, den er, so lange Ida im Hause weilte, sorgfältig in seinem Jnnem verschlossen gehalten hatte. Wie, wenn nun Martha den Tod nicht durch einen unglücklichen Zufall, sondern durch fremde Hand gestmden hätte? Wie leicht war es, das ahnungslose Mädchen mit einem einzigen Stoße über die Klippen hinunterzustürzen l Hatte ihm Ida nicht erzählt, daß sie ihr Perlenhalsband getragen hatte? Me oft schon hatten Männer und Frauen um minder wertvoller Sachen willen ermordet worden! Das erste, was Onkel Gustav that, um einen Anfang mit seinen Nachforschungen zu machen, war, Braun, den Bedienten, welcher an dem verhängnisvollen Abend einen Menschen an dem Fenster des Vorhauses hatte vorübergehen sehen, einem gründlichen Verhör zu unterziehen. „Nun, Braun," sagte er, als dieser seiner Aufforderung gemäß vor ihm stand, „sagen Sie mir einmal ganz genau, was Sie an jenem Abend sahen, als Fräulein Martha verschnwnd." „Das ist bald geschehen," begann dieser be dächtig. „Ich saß im Flur bei der Lampe und las. Als der Nebel so dicht wurde, daß ich nichts mehr sehen konnte, stand ich auf, um das Fenster zu schließen, und gerade in diesem Augen blicke kam jemand draußen am Fenster vorbei, und ich dachte —" „Nichts von „ich dachte", Braun. Sagen Sie mir, was Sie wirklich sahen, !und nicht, was Sie zu sehen dachten." „Die Gestalt ging auf die Thür zu, die vom Garten in des Herrn Studierzimmer führt. Da ich nun wußte, daß Fräulein Martha draußen war. . ." „Woher wußten Sie das?" „Mein Gott, weil ich sie hinausgehen sah, als ich später eme Pfeife im Hof rauchte." „Welchen Weg nahm sie L" „Den nach den Klippen zu, wohin fie täglich zu gehen pflegte." „Um welche Zeit war das?" „Ungefähr um halb zehn Uhr." „Und wann ging die Gestalt am Fenster vorbei?" „Etwa eine Stünde später. Es war elf Uhr, als ich das Haus schloß." „Sahen Sir, daß die Person in des Herrn Studierzimmer hineinging?" „Nein, Herr Major 1^ „Hörten Sie, daß jemand die Treppe hinauf stieg?" „Nein, Herr Major." „Wie konnten Sie dann Frau Merling sagen, daß ihre Schwester zu Bett sei?" fuhr Onkel Gustav fort. „Sie dachten npr, daß sie eS ge wesen sein müsse, die am Fenster vorbeikam. Sie dachten, daß sie in ihres Vaters Studierzimmerge- gangen, und Sir dachten, fie werde dann zu Bett gegangen sein. Ist daS so, Braun?" „Ich hätte darauf schwSreN wollen — „Ja, ja, das ist di« gewöhnliche Redensatt. Hätten Sie nicht gesagt, was Sie nicht wußten, so wäre das Ausbleiben der jungen Dame be merkt worden und fie hätte möglicherweise ge rettet werden können." Dieser sah sehr niedergeschlagen drein. „Nun sagen Sie mir noch einmal, warum Sie annehmen, daß Fräulein Martha es ge wesen sei, die am Fenster vorübergegangen war?" „Weil sie draußen war." „Sonst hatten Sie keinen Grund dafür?" „Die Gestalt sah ihr ganz ähnlich, und sie hatte den weißen Shawl von Frau Merling um den Hals gewickelt." „Sind Sie dessen ganz gewiß?" „Ganz gewiß." ,,Vergessen Sie nicht, es war Nacht und sehr neblig. Wie konnten Sie unterscheiden, daß es der Shawl von Frau Merling war?" „Aber er wurde ja später aufgefunden." „Aha, Sie wußten, daß Fräulein Martha einen weißen Shawl um den Hals trug, und da die Gestalt vor dem Fenster auch etwas um den Hals hatte, so vermuteten Sie, daß dies der weiße Shawl war?" „Ja, Herr Major." „Sie sahv weder das Gesicht noch die Art der Kleidung. Es hätte also auch ein Mann sein können, wie?" „Wenn ich es für einen Mann gehalten hätte, würde ich hinauSgegangen sein und mich nach ihm umgcsehen haben." » „Hätte eS, frage ich, nach dem, was Sie sahen, auch ein Mann sein können, Bräun?" „In Gottes Namen, — ja," erwiderte Braun, sich den Schweiß von der Stirn wischend. „Es ist einstweilen gut, Sie können gehen," schloß Onkel Gustav das Verhör zur großen Befriedigung des armen Braun. Onkel Gustav ilieb noch eine gute Weile auf seinem Sessel itzen, in seinen Gedanken das Resultat der Unterredung zusammenfassend. „Kann es Martha ein, die Braun gesehen hatte? Dann hätte sie, nachdem der Nebel sich Herabgesenk hatte, ab sichtlich nach den gefährlichen Klippen gehen müssen. Das war nicht anzunehmen. Wenn es aber Martha nicht war, wer konnte es dann gewesen sein? Von den Hausgenossen niemand, also jedenfalls ein Fremder." Sobald Onkel Gustav zu diesem Schluffe gekommen war, begab er sich in das Dorf hinunter, um sich dort zu' erkundigen, wer in der Nacht vom 28. Juni in Neudorf angekommen sei. Der Fremdenverkehr in Neudorf war nicht so bedeutend. Sie konnten alle die genügendste Auskunft über sich geben, einen Keinen, merk*, würdig dumm aussehenden Jungen ausgenom men, der aus der Schleswiger Gegend ge kommen war, um bei seinem Onkel, einem Segel macher in Neudorf, in die Lehre zu treten. Dieser Keine' Bengel, sein Name war Peter Larsen, hätte spätestens um neun Uhr bei seinem Onkel eintreffen sollen, war aber erst nach zehn Uhr gekommen und wollte ebensowenig sagen, was er in der Zwischenzeit gemacht habe, als wie er in den Besitz eines Dreimarkstücke-, da- man bei ihm vorfand, gekommen sei. «H i» (Fortsetzung folgt.)
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