Volltext Seite (XML)
Auerthal-Zeitung. Allgemeiner Anzeiger für die Stadt Aue «. Umgebung. Erscheint Urritag» u. «onnta-S, NbonaeMentSpeel» InN. I>« 3 werthvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn 1 Ml. durch die Post 1 Mk. Mit 3 AamMenblättern. Arohstun, Kute Krister, Aeiispiegek. Verantwortlicher Redakteur: Emil Hegemeifter, Aue jEr-gebirge.j Redaktion u. Expedition: Aue, Marktstrabe. Inserat« die einspaltige Petitzeile 10 Pf-, amtliche Inserate die Torp, '-geile LS Pf. Reklamen pro Zeile 20 Mgr All« Postanstaltenund LandbriestrLger nehmen Bestellungen an. Nr. 130. Mittwoch, den 2. VektrnirtiNtrehuirg. Die 4. Lheilzahlung der Stadtanlagen auf das Jahr 1898 ist am 1. November dsd. Js. fällig und spätestens bis zum 15. November 18S8 an unsere Steirereinnahme zu entrichten. Nach Ablauf dieser Frist erfolgt Mahnung bez. Zwangsvollstreckung auf Kosten der Säumigen. Aue. den 1. November 1898. Der Rath der Stadt. vr. Kreßschmar. November 1898. 11. Jahrgang. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß die hiesige Mehnertstraße wegen Legung der Gas- und Wasserleitung für den Durch- gangS-Fahrverkehr bis auf Weiteres gesperrt und derselbe über die fiskalische Bahn- Hofstraße und Reichsstraße verwiesen wird. A«e, am 1. November 1898. Der Rath der Stadt. Rathsassessor Laude. l Die „Auerthal-Zeitung" , empfiehlt sich den geehrten Geschäftsleuten, Gastwirthen und Vereinen zum erfolg- ! reichen Annoneire«. Bei Wiederholungen hohe, Proezente, bei größere« Ans i trägen billige Pauschalpreise. Aus dem Auerthal und Umgebung. Stttt-etlnnge« von ko«al«m Jutereffe ff«» der «edaction stets willkommen. Das 25jährige Negierungs-Jubiläum Sr. Maj. un seres geliebten Königs Albert am Sonnabend, den 29- Oktober wurde auch hier nochmals großartig gefeiert. Eine flotte Reoeille leitete den Tag ein. Die öffentlichen, sowie viele Prioathäuser hatten festlich geflaggt. Abends brannten auf dem Markt, vor derKirche u. Realschule die Zterkandelaber der hiesigen Gasanstalt. Zugleich began nen am Sonnabend abend die Festlichkeiten des Bür gervereins zur Enthüllung der König-Albert-Grotte mit einem schneidigen Zapfenstreich, Sonntag wieder Reoeille Flaggen in den sächsischen u. Stadtfarben wehten von den Zinnen der Gebäude. Vormittag gegen l 1 Uhr ver sammelten sich die meisten Vereine der Stadt in ihren VeretnSlokalen und marschierten nach dem Markte, wo bereits die Kaiser!., Königl. und städtischen Behörden, Kirchen- u. Schulvorstände und Ehrengäste, Realschüler, Lehrerschaft u. die ersten Knaben Klassen hiesiger u. Zeller Schulen sich versammelt hatten. Bald daraus arrangirte sich der imposante Festzug mit zahlreichen Fahnen und Bannern u. bewegten sich unter den Klängen schöner Märsche durch die Wettiner Straße dem Stadtparke zu, wo die Enthüllungsfeierlichkeit der Grotte stattsand. Nach dem sich die Zugtheilneymer um die Grotte herum grup piert, u. von den vereinigten Gesangvereinen die Sachsen hymne gesungen worden war, sprach Herr Stadtverord neter Roßner, Vorsitzender des Bürgervereins die Festrede, anknüpsend an die Bedeutung des Tages, und übergav sodann die Grotte an die Stadt als ein stetes Andenken für alle Zeiten an den geliebten Herrscher. Redner schloß mit einem Hoch aus Sr. Maj. König Albert, das begeistert ausgebracht, von tausenden kräftiger Männerkehlen hi- nauSgerufen in die frische Morgenluft, brausend in den Bergen widerhallte; die Hülle vor der Grotte siel, wo raus die Königshymne stehend gesungen wurde. Der Kgl. sächs. Militärverein I. Aue gab sodanu 3 Ehrensal ven ab. Herr Bürgermeister vr. Kretzschmar betrat hie raus die Tribüne, in bewegten Worten seiner Freude und seiner Dankbarkeit über diese edle Schenkung des Bürger- .vereinS Ausdruck gebend. Die Grotte welche weit u.breit nicht ihres Gleichen haben dürste sei eine neue herrliche Zierde unserer Stadt, ein Beweis der patriotischen opser- muthtgen, für unser Königshaus begeisterten Gesinnun gen des Büroervereins, er nehme das Geschenk im Namen der Stadt freudig an. Nach dem Allgemeingesang „Als Zierde des Sachsenvolks" marschirte der Zug durch die Bockauerstraße zurück nach dem Kriegerdenkmal und löste sich dort aus. Bon 12—1 Uhr war Platzmusik vor dem Kriegerdenk mal. Abends sand eine herrliche Beleuchtung der Grotte statt. Ea. 1000 weiße und bunte Lichter waren gefällig um die Grotte und die Brüstung herum arrangiert, und bildeten für den dunklen Abhang eine feenhafte Illumi nation» die weithin in das dunkle Thal hinableuchtete. Die Grotte selbst wurde eine Stunde lang durch Roth- U. Grünfeuer magisch erhellt, leuchtende Raketen aller Art, Feuerregen etc. sprühten in die Luft und funkelten wie Blitze aus dem dunklen Gestein hervor, es war ein herr liche» Schauspiel. In dankenSwerttzer Weise waren die Feu- erwerkskörper u. das griechische Feuer von Hr. vr. Max Erler gratis geliefert. Gewiß wird dieses ebenso schöne wie interessante Schauspiel den Theilnehmern noch lan- ge in angenehmer Erinnerung bleiben. Schon Vormittags hatte Hr.Vors. Roßner ein Telegramm an Sr. Maj. mit folgendem Wortlaut aufgegeben: An Se. Maj. König Albert in Dresden. Zum Gedächtnis de» 25jähr. Regierungs-Jubiläums Ew. Maj. hat der ehr. furcht»voll unterzeichnete Bürgerveretn au» Dankbarkeit für di« Förderung und den Schutz den auch unsere In dustrie unter Ew. Maj. segensreichen Regierung erfahren hat, eine König-AlbertGrotte im hiesigen Stadtpark er ¬ richtet. Anläßlich der heute stattfindenden Enthüllung senden wir Ew. Maj. die herzlichsten Glück- und Segens wünsche. Gott schütze und erhalte Sr. Maj. noch lange unserem Lande. Der Bürgerverein Aue. Hierauf ging gegen Abend folgende huldvolle Antwort ein: An den Bürgeroerein zu Aue, z. Hdn. des Hrn. Albin Roßner, Vorsitzender. Schloß Sybillenort. Ich danke dem Bürgeroerein zu,Aue herzlich für die Mir anläßlich Meines 25jährigen Regie rungs-Jubiläums zugesandten freundlichen Glückwünsche Albert. Die Grotte ist sehr schön von Herrn Hof lieferant C. A. Dietrich in Clingen-Creusen i. Thü ringen ausgeführt, die Beschreibung des kunstvollen eleganten Bauwerkes brachten wir in Nr. 127 unseres Blattes, alle Besucher sprachen sich höchst anerkennend über die gediegene Ausführung, die Schönheit ihrer Formen und des dazu verw endeten Tus- steinmaterials aus. Das Bronce relief Se. Maj. lieferte die Firma C. Albert Bierling, Kunst-u. Erzgießerei Dres den, die Königskrone in getriebenem Kupfer Hr. Fabri- kam Aug. Matschei, das Modell zur Widmungstafel die Holzbildhauer von Hrn. Aug. Knorr, den Guß der eiser nen Widmungstasel Hr. Ernst Geßner, die Vergoldung der Buchstaben Hr. Malermeister Oesterreich, die Druck- fachen die renomirten Buchdruckereien von C. M. Gärrner, Emil Hegemeister, Max Beuthner gratis und sei auch den letzteren 7 Herren der besten Dank gesagt. Ueber den Fest-Commers berichten wir in nächster Nummer unseres Blattes. Aus Sachsen und Umgebung. — Die Industrie hat Geld und Wohlleben ins Land gebracht, aber Zufriedenheit nicht. Das ist die Ansicht der „Leipz. Ztg." bezüglich des Erzgebirges. „Leichtle big, leichtsinnig sogar und sorglos in den Tag hinein- lebend war dieses Völkchen ja immer. Das nötige Quan tum Kartoffeln, das aber das rauhe Klima bei Weitem nicht jedes Jahr in ausreichender Güte und Menge ge deihen ließ, dazu verdünnte Heringsbrühe und sogenann ter Kaffee, für den langen Winter ein ausreichender Vorrat selbst „gelesenen" Holzes zum Ueberheizen der Stube, für das junge Volk einige armselige Flitter für Tanz und Kirchweih, das genügte, um zufriedene, glück liche, harmlose, liebenswürdige, jederzeit fröhliche Men schen zu machen, die sich nie um den nächsten Tag sorg ten, nie das friedliche Zusammenleben mit ihren Arbeit gebern störten, mit altererbter Bergmannsfrömmigkeit ihrem Gott dienten und in treuer Anhänglichkeit an ihre Heimat, an König und Vaterland hängen. Unred lichkeit in Handel und Wandel bis auf den Holzdiebstahl in den staatlichen Waldungen, der in ihren Augen nie mals als Diebstahl galt, kannte man nicht. Reichte der spärliche Verdienst auch zur Beschaffung dieser bescheide nen Lebensbedürfnisse nicht aus, so verließ man sich aus die Mtldthättgkeit der wenigen Bessergestellten des Orts; nötigenfalls aber hungerte man auch einmal und war trotzdem im nächsten Augenblick wieder lustig. Wieder holte Versuche, wenigstens das junge Volk besseren Er- werbSverhältnissen zuzuführen, indem man sie, aus öf- fentlichen Mitteln mit dem Nötigen auSgestattet, ins „Ntederland" sandte, um an den Fleischtöpfen der „Lom matzscher Pflege" sich bei landwirtschaftlicher Beschäfti gung satt zu essen, scheiterten regelmäßig, weil die Ver schickten nur allzubald in ihr heimatliches Elend zurück kehrten, da» ihnen begehrenswerter erschien, als da» Wohlleben in der Fremde. Und jetzt? Ueberallhin, bi» in die höchstgelegenen GebirgSthäler hat die Exportin- dustrie Wohlstand und Gelegenheit zu reichlichem Ver dienst getragen, man ißt reichlich und gut, thut es in Putz und Kleidung den „Vornehmen" gleich, verjubelt wie in früheren Zeiten, was man verdient und — ist unzufrieden, unzufrieden mit sich, mit seinem Gott, sei nem Staat, seiner Obrigkeit, seinen Arbeitgebern, wie überall, wohin die Industrie mit ihren „Segnungen" dringt. Das alte Gottvertrauen, die alte Treue, die alte Anhänglichkeit, die alte Genügsamkeit und Zufriedenheit ist dahin. In den Mittelstädten des Obererzgebirgs aber, wo ehemals ein altangesessener, ursolider und urkonser- vatioer Kausmannsstano hauste, alles altangesehene Pa- triziergeschlechter und ihren Arbeitern Patriarchen im besten Wdrtsinn, sind aus dem fernen Osten unterneh mende Männer eingezogen, fremd dem Lande, fremd der Arbeiterbeoölkerung, mit der sie keinerlei Berührungs- punkt haben, nur mit Erfolg bemüht, au» ihrer Hände Arbeit binnen kurzer Frist sich Vermögen zu verdienen, das sie befähigt, ein in dieser Gebirgswelt vormals nie gekanntes Luxusleben zu führen. Sind diese Zustände glücklicher wie die alten? Sind die Arbeiter glücklicher? Und selbst die neuen Herren der Arbeit, sind sie es? — Vor etlichen Tagen war der neuerworbene Orang- Utang im Zoologischen Garten zu Dresden angekommen und wurde dann aus dem kräftigen Holzkasten in den neben dem der Schimpansen aufgestellten Käfig gebracht. Die Schimpansen geberdeten sich, als sie ihres nahen Verwandten ansichtig wurden, wie toll, wütend stampf ten sie den Boden und das Sitzbrett, wild stürmten sie durch den Raum, überkugelten sich, turnten an der Kette, rüttelten am Gitter, stießen bellende Laute aus und langten kampfbereit durch das Gitter. Das Schimpan senweibchen war besonders ausgebracht u. unversöhnlich. Der rothaarige yrang, der in geistiger Beziehung dem Schimpansen erheblich unterliegt, zeigte sich wohl an fangs verschüchtert, zog sich wiederholt in den Kasten zurück, stieg aber schließlich in der Ruhe seines Phleg mas, das ihn so auffallend von seinen sanguinischen Vettern unterscheidet, aus dem Behältnis, reckte und dehnte sich behaglich, und überschüttete sich zum Erstau nen der Schimpansen in dem Ruhekasten mit Heu; seine Furcht war schnell gewichen und nur selten schenkte er seinen wild tobenden Nachbarn soweit Beachtung, daß er mit einem der langen Vorderarme wie abwehrend durch das Gitter gegen seine Bedränger schlug. Wie Herr Direktor Schöps mitteilt, fraß der neue Pflegling sofort nach der Reise, bewegte sich mit Behagen in sei nem Wohnraume und schläft vorzüglich; in den ersten Nächten erwachte er wohl bei dem Eintreten des mit der Laterne kontrolierenden Wächters, der nachsehen muß, ob die Affen noch bedeckt liegen, und beobachtete neugie rig und stutzig dessen Handlungen, jetzt aber wickelt er sich, sobald es dunkel wird, in die ihm gereichte Decke derart ein, daß er völlig unsichtbar ist, und schläft bis zum Morgen, während die in jeder Hinsicht unruhigen, sanguinischen Schimpansen sich ost bloß zu legen pflegen. Uebrtgens erhalten diese Affen eine Pflege und Kost, wie sie wohl niemand ahnt. Ihre Kost besteht z. B. aus Thee, BiSquit, Zwieback, Buttersemmeln, Bananen» To maten, Apfelsinen, Pfirsichen, Aepfeln, Weintrauben, Jo hannisbrot, gekochten Eiern, Mohrrüben rr. Ihre Ver pflegung ist daher äußerst mühevoll und kostspielig. Rian will dadurch diese interessanten Tiere, die so leicht kli matischen Krankheiten unterliegen, möglichst lange am Leben erhalten. Die Schimpansen erfreuen sich hierbei schon 8 Jahre bester Gesundheit. FE' Unter den verschiedenen in den Handel gebrachten KakaoS nimmt das von der Rüger'kchen Schoko ladenfabrik in Dresden-Lockwitzgrund uyd Boden bach eingesührte Kraft-Kacaopulver, nach Vorschrift des Herrn Pros, von Mering, Halle a. S., mit den ersten Rang ein. Dasselbe ist für Gesunde u. Kranke als vorzügl. Nähr- und Stärkungsmittel auch bei Kindern und an Magenschwäche Leiden den besonders empfohlen. Der heutigen Nummer liegt «in ausführl Prospekt über Rügers Kraft- Kakao und Schokolade bet.