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Auerthal-Zeitung : 28.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189810288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18981028
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18981028
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-10
- Tag 1898-10-28
-
Monat
1898-10
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 28.10.1898
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s und zum Bo in könnte." * Der Kaiser hat eine neu« Auszeichnung, dieRoteKreuz-Medaille, gestiftet. Sie besteht aus drei Klassen und soll an Personen — auch Frauen uitd Jungfrauen —, die sich um die Bestrebungen des Roten Kreuzes ver dient gemacht haben, verliehen werden. Die dritte Klasse ist eine Medaille mit einem Kreuz in Bronze auf der Aversseite, di« zweite Klasse mit einem Kreuz in Silber, die erste Klasse ist ein Kreuz in Gold. Die näheren Bestimmungen wurden qm Geburtstag ed er Kaiserin amtlich im ,ReichSanz/ veröffentlicht. * Der Kolonialrat trat am Montag zu einer dreitägigen Sitzung zusammen. -Die Kontrolle über die Aus länder, die in Deutschland, sei eS vorüber gehenden, sei eS länger andauernden Aufenthalt genommen haben, ist neuerdings in den einzelnen Bundesstaaten.durch eine umfassende Organi sation des MeldewesenS und durch regelmäßige Berichterstattung über die au- und abziehenden Ausländer ausgestaltet worden. * Nachdem für diejenigen Jndustriegruppen, auf welche sich die Produktion 8- erhebungen des Reichsamts des Jnnem zuerst erstreckt haben, die beantworteten Frage bogen fast vollzählig eingegangen find, ist, wie halbamtlich mitgeteilt wird, auf Anordnung des Staatssekretärs Grafen von Posadowsky die Sichtung der Fragebogen und die Ver arbeitung des darin enthaltenen Materials in Angriff genommen worden. -Der preuß. Handelsminister hat auf die Eingabe des Zentral-Ausschusses kaufmännischer, gewerblicher und industrieller Vereine betreffend Veranstaltung einer staatlichen Enquete über die Lage des Kleinhandels geant wortet, daß die beteiligten Behörden zu der Ansicht gekommen find, es wäre nicht angängig, die Enquete auf Preußen zu beschränken, der Veranstaltung der beantragten Enquete für das Reich ständen aber so erhebliche Bedenken ent gegen, daß eine solche nicht in Aussicht gestellt werden kann. * Der preuß. Landtag dürste erst Mitte Januar kommenden Jahres einberufen werden. Das Abgeordnetenhaus wird alsdann im neu erbauten Geschästshause tagen. Nach den bis herigen Bestimmungen wird die Eröffnung des neuen Abgeordnetenhauses, in das dann die neugewählten Abgeordneten einziehen, in be sonders feierlicher Weise erfolgen, da auch der Kaiser seine Teilnahme daran m Aussicht ge nommen hat. -Die Mittellandkanal-Borlage, welche dem preuß. Landtage in der nächsten Session zugehen wird, soll nach einer Mit teilung der Münchener ,Allg. Ztg.' einen Kosten aufwand von etwa 300 Mill. Mark er fordern. In Verbindung mit dem Bau des großen Kanals ist die Anlage von sieben Sonder-und Seitenkanälen und die Kanalisation der Weser von Bremen aus vor gesehen. Wegen der Durchführung der Main kanalisation finden noch Verhandlungen -wischen Preußen uno Bayern und zwischen Preußen, Baden und Hessen statt. Oesterreich-Ungarn. -Der Leiter des Auswärtigen Amtes Ruß lands, ist seit Freitag in Wien eingetroffen. Pr zu sondieren. rg Armckreich steht die Faschodafrage ür Erörtepmaeu, doch scheint M beides «ihm unter der q/u.u, zum siebenten Punkt zu kommen, um dann mit einem billigen Vergleich den Streit beizulegen. EK Kat sich gut gefügt, daß der telegraphierte Bericht Marchands keinerlei That- sachen enthalten hat, die das Feuer auS der Asche blasen können. Nun ist bis zur münd lichen Meldung des Hauptmanns Baratier Zett gewonnen, und inzwischen kann man sich ver- ständigeu. -Wie verlautet, werde-dir DreyfuS- Revisionsverhandlung vör dem Kassa- tionshofedrei Tage in Anspruch nehmen; die Entscheidung dürste am 31. d. erfolgen. — Dem ,Solei? zufolge sei das Gerücht, DreyfuS be- finde sich auf dem Mont Valerien, dadurch ent standen, daß daselbst mehrere Zellen instand gesetzt wurden und seit kurzem ein Offizier oder Militärbeamter, bezüglich dessen absolutes Still schweigen beobachtet wird, sich in Hast befinde. DreyfuS sei jedoch zweifellos noch auf der Teufelsinsel. . ,: Schweiz. -Der Mörder Luccheni wurde von der Anklagekammer vör die Asfisen gewiesen; die Verhandlung findet wahrscheinlich am 10. November statt.^^ -Die internationale Anarchisten- Konferenz wird, wie in Rom verlautet, am 15. November zusammentreten. * Da die Fäden derAnarchisten-Ver- schwörung von Alexandria jedenfalls bis nach Italien führen müssen, so ist die ita lienische Regierung eifrig bemüht, in den haupt sächlichsten Herden des Anarchismus, wie Rom, Mailand, Floren-, Livorno und Bologna, nach einem Zusammenhang mit der Mörderbande von Alexandrien zu forschen. Spanien. * Auch in Spanien macht sich die Militär partei mit ihrem Uebergewicht schwer bemerk bar. Der Generalkapitän von Madrid hatte infolge eines Konflikts mitSagasta sein Entlassungsgesuch eingereicht. Die Verhandlungen deswegen waren so erregend, daß Sagasta selber seinen Posten verlassen will. Man hält die Bildung eines Militär- kabinetts für wahrscheinlich. Elegypten. * Die MaKdisten find durch ihre Nieder lage bei Omourman noch keineswegs ganz unschädlich gemacht. Namentlich im Osten treiben sich noch versprengte Scharen umher, die den Engländern unter Umständen recht ge fährlich werden können. So ist am Freitag in Kairo die Nachricht eingegangen, daß ein Trans- vort, welcher unter Deckung von acht Soldaten den Monatssold nach Ghedarf bringen sollte, unterwegs von den Derwischen abgeschnitten ist und alle Beteiligten getötet find. — Ander seits haben den Engländern befreundete Stämme in Gezireh und in dem Gebiete zwischen dem Weißen und dem Blatten Nil 600 Derwische und schwarze Soldaten, 500 Bagaras u./» 2000 Weiber gefangen genommen und nach Chartum gebracht. Amerika. *Da die Räumung Cubas bis 1. Dezember augenscheinlich unmöglich ist, gibt die amerikanische Regierung eine Frist auf unbe stimmte Zeit, vorausgesetzt, daß die Einschiffung der spanischen Truppen mit dem gehörigen Eifer bettieben wird. Daß e» stch bei der Anwesenheit Murawiew» in der österreichischen Hauptstadt um die Ab- rüstungSkonferWz handelt, daraus hervor, Mzß der Kaiser vo en Erört hat lle V-lMfch- Deutschland. »Der Kaiser und die Kaiserin find mnmehr auf der Fahrt nach Paläst a. Der Aufenthalt in Konstattno und ungetrübt verlaufen und Deutschland und der deutsche richtiger Sympathien bei den DaS Stomwuler Blatt.Servet Tage de» für KonstantinqM enthalt« des Kaiserpaares? haben schon immer große ng für Kaiser Wilhelm bekundet: jetzt -—, -ö er Gast ihres Souveräns ist, ist seine Person für sie nen Zrrm Morda«schla- ge-eir den Kaiser. Zur Zusammenfassung und Ergänzung der über den anarchistischen Mordanschlag gegen den Kaiser bisher mitgeteilten Angaben bringt die ,Nordd. Allg. Ztg/ folgenden ihr von amtlicher Seite zur Veröffentlichung übergebenen Auszug aus der Berichterstattung deS kaiserlichen Konsuls in Alexandrien. Nachdem die italienische Konsularbehörde in Alexandrien die Aufmerksamkeit der dortigen Polizei auf das verdächtige Treiben einer größeren Anzahl dorthin gekommener Anarchisten gelenkt hatte, wa» ermittelt worden, daß diese Anarchisten eine Zusammenkunft in Kairo ge habt und beschlossen hatten, auf dem Mehemed Ali-Platz oder vor dem Abdin-Palais in Kairo bei der Ankunft der kaiserlichen Majestäten ein Bombenattentat gegen das deutsche Herrscher paar auszuführen. Nach dem Bekanntwerden der Aenderung des kaiserlichen Reiseplans hieven dieselben Anarchisten am Morgen des 13. Oktober bei einem gewissen Ugo Parini in Alexandrien eine zweite Versammlung ab. In dieser wurde beschlossen, die inzwischen angefertigten Bomben, statt nach Kairo, nach Palästina zu schaffen, damit sie dort gegen die kaiserlichen Majestäten verwendet werden könnten. Die Bomben sollten von einem aus Triest gebürtigen Italiener, der sich kürzlich auf- dem nach Palästina bestimmten Dampfer der „Chedivial Steamship and Graving Dock Company" als Kellner hatte in Dienst nehmen lassen, am 13. Oktober abends an Bord dieses Dampfschiffes gebracht werden, und zwar von dem kleinen Weinschank aus, den Parini seit etwa zwei Jahren in dem Stadtviertel Moharrem Bei in Alexandrien hält. Am 13. Oktober, abends um 7 Uhr, begab sich der Leiter des italienischen Konsulats, Vize konsul Burdese, mit zwei Kawassen, denen sich der Polizeikommandant von Alexandrien, Harring ton Bey, und der Polizeiinspektor Treves mit einigen Polizisten angeschlossen hatten, nach dem Weinschank. Parini war anwesend. Die Kiste mit den Bomben wurde bald aufgefunden. Parini gab auf Befragen an, er kenne den In halt nicht; ein ihm unbekannter Araber habe die Kiste bei ihm abgestellt und erklärt, sie in einigen Tagen wieder abholen zu wollen. Auf weiteres Drängen meinte Parini, es sei wohl Kognak in der Kiste, und griff nach einem Hammer. An der Ausführung der offenbaren Absicht, sich und alle Anwesenden zu vernichten, wurde er mit Gewalt verhindert. Nach seiner Festnahme erklärte er unter wilden Drohungen, er sei Anarchist. Er wurde in Gewahrsam ge ¬ ll / -Der Grenzstrett zwischen Chile undArgenttuten kann endlich als beendet betrachtet mrden. Argentinien hat zur Lösun der Puna» chnd Stakama-Fra den Rest M strMgen Gzznz grundleaeM i «AenbeMs werken voß gleichzeitig», wird gemelder, oaß or, in Chile seine Entlassung kann allerdings ebensogut did Besiegelung einer friedlichen Haltung wie ein Anzeichen dafür fein, daß noch Schwieygkchen drohen. *DaS engllsche Klibinett wies den englsschen Gesandten in Tanger an, dem Sultan von Marokko eine am 26. d. ablaufende Frist zu stellen zur Zahlung der vollen Entschädigung für die Gefangenhaltung von sechs britischen Handelsagenten. Zwei englische Kriegs schiffe find nach Mazagan abgegangen, um der Forderung entsprechenden Nachdruck zu geben. Asien. - Nach einer Pariser Privattneldung auS Peking soll der ftanzdfische GesandtschaftSarzt konstatiert haben, daß der Kaiser von China in hohem Grade an der Bright - scheu Nierenkrankheit leide. DaS Wasser nähere sich bereits dem Hechen. Der Kaiser sei rettungslos verloren. nkinisFe Gesänge Teilnehmern der in irr. >ai Kiste von je 1050 Gramm, und 26 Stück fertigen Revolverpatronen starken Kalibers. Danach' konnten die Bomben durch Entzündung und durch Schlag zur Explosion gebracht werden. Man nimmt an, daß jede Bombe im Fall der Explosion die Tötung oder Verwundung der in einem Umkreise von etwa 50 Meter befindlichen Personen herbeigeführt haben würde. Bomben sollte er in unauffällig^ Weise unter seinen Sachen mit an LandchMen und sie im Hotel-Bristol für die zur Ausführung des Attentats in Jaffa eintreffenden Genoffen bereit halten. Am 14. d. mor im Beisein deS kaisi die bei Parini in Beschlag genommene K untersucht. Sie enthielt, sorgfältig in Säge späne verpackt und durch Hplzstäbe vor dem Zu- sammenprallrn geschützt, zwei ganz gleiche Bomben. Es find zwei etwa 25 Zentimeter hohe, runde, in der Mitte ausgebauchte Cylinder von 7 Zenti meter Durchmesser am Boden- und 10 Zentimeter in der Mitte. Sie find aus galvanisiertem Eisen hergestellt, zunächst mit Zinkdraht «ya umsponnen, dann mit Papier und. Bindfäden umwickelt. Der eine Boden hat in der Mitte eine Oeffnung, aus der eine starke Zündschnur Alex, «nh Bq bracht und die Kiste in Beschlag genommen. Darauf schritt die Polizei^» der Nacht vom 18. zum 1t. Oktober MDerhastuna von acht rÄ> Alexandrien ab- usRmnenkünfte. Es »er zur lleberführung nach Jaffa bestimmte S Dampfers in Jaffa affen sollte, um eine». Wp^alS Kellner im Mo« Nah ««d Frrn. Berlin. Im Laufe der vergangenen Woche fand im Tiergarten, wie jetzt erst bekannt wird, ein Pistolenduell statt. Gegner waren ein Offizier und ein Rechtsanwalt. Den Anlaß gab ein Zusammenstoß in einem Wagen der Stadtbahn. Der Offizier, Leutnant in einem Garde-Regi ment, sah, daß der Rechtsanwalt beim Ein steigen über seine Füße stolperte; es kam darüber zu Auseinandersetzungen, in deren Verlauf der Offizier den Rechtsanwalt einen „tölpelhaften Judenjungen" nannte. Die Folge war ein Zweikampf mit schweren Bedingungen. Dieser endete mit einer schweren Verwundung des Rechtsanwalts, der einen Schuß durch das Kugelgelenk der rechten Schulter erhielt. Der Verwundete ließ sich, nachdem er einen Verband erhalten, sofort nach Magdeburg bringen, um sich von einem Familienangehörigen ärztlich be handeln zu lassen. Sein Zustand ist, wie ver lautet, höchst bedenklich. Rüdesheim. Wegen der fortwährenden Verwendung von ungesetzlichem Maß bei dem Verkauf der Trauben (in ^Vierteln" und „Aichen" — erstere enthaften 8 Liter und letztere, je nach den Gemeinden 7—9 Viertel) haben dre Kreis ämter der Provinz die Bürgermeistereien auf- gefordert, streng darauf zu sehen, daß der Traubenverkauf nur in den gesetzlich zulässigen Maßen von 10, 20, 25, 30, 50 und 100 Liter stattfände. Alle Zuwiderhandlungen sollen zur Anzeige gebracht werden, da durch die allen Maße fremde Käufer zu Schaden kommen könnten. Stuttgart. Im Frühjahr entstand plötzlich unter den Hunden in Stuttgart eine größere Sterblichkeit; es herrschte zuech die Ansicht, daß von böswilliger Hand den Tieten Gift ge geben wurde. Inzwischen HÄ jedoch die Sterb lichkeit noch zugenommen, und eN hat sich nach Stuttgarter Blättern herausgestellt, daß die Tiere einer Seuche zum Opfer fallen, die in ihrer äußeren Erscheinung große Aehnlichkeit mit der beim Rindvieh vorkommenden Maul- und Klauenseuche hat. Trotz eifrigsten Studiums und eingehendster Untersuchungen ist es dem Lehrerkollegium der Tierärztlichen Hochschule bis jetzt noch nicht gelungen, den KtaickheitSbazilluS blieb mit ihrem Kummer sich selbst überlassen. Ihres Vaters bittere Worte: „Warum ließest du sie hinausgehen?" zerschnitt ihr das Herz. Arme Ida! Sie meinte das Bewußtsein, daß sie selbst ihre Schwester in den Tod geschickt hatte, nicht ertragen zu können. Heinrichs letzter Bries lag auf dem Kamin. Wenn sie nur seine Adresse wüßte, um ihm zu telegraphieren, damit er käme! Aber wohin sollte sie die Depesche richten? Nach Roßlau? Nach Berlin? Wer konnte wissen, wo er sich jetzt gerade befand? Und telegraphierte sie ihm nicht, so kam er un vorbereitet hier an und erfuhr von dem ersten besten aus dem Dorfe, der mit offenem Munde auf ihn zu kam, die Schreckenskunde. Wenn fie nur diese von ihm abhalten könnte! Der Brief dort aus dem KaminfimS war sicher im stände, ihr zu sagen, wo er zu finden war; sie entschloß sich, ihn zu öffnen. Nur seine Adresse wollte sie sehen. Seine Worte an Martha sollten ihr heilig sein./ Sie erbrach daS Souvert. Sonnte daS Hein rich« Schrift sein? Hatte er diese zitterigen, undeutlichen Buchstaben geschrieben? Kein Datum! Keine Adresse! Sie konnte ihre Blicke nicht von seiner so seltsam veränderten Schrift loSreißrn, fie mußte dpn »rief lesen. Er lautete: „Da« ist nun schön der fünft« B«en, d«n ich angefanaen und wieder zerrissen hab«. Ich kam e« nicht üb« mich bringen, Dir -« sagen, »»«»halb ich schreib«. Wenn ich Dich sehen könnt«, so würde ich Dir aller sagt«. Unsere Hochzeit mstß mtztschoben werden. O, mein Liebling, Du darfst Glauben und Liebe zn mir Dollar sprach demselben mit bestem Appetit zu. Da ward ein Mann gemeldet, der eine wichtige Nachricht zu bringen habe. Der Dollar winkte, ihn hereinzulaffen, während Ida nur mit großen Augen nach der Thür zu starren vermochte. ES war einer der Küstenwärter. Nachdem er ge grüßt hatte, zog er unter seinem Rocke den weißen Shawl hervor, den Ida gestern selbst um Marthas Hals gewickelt hatte. Er hatte ihn gefunden, an einem Ginsterbusche hängend, der in halber Höhe der Klippen zwischen dem Gestein seine Wurzeln geschlagen hatte. Ida sank auf jammernd in ihren Sessel zurück. „O Martha, liebe Martha, meine arme teure Schwester!^ In düsterm Schweigen saß der Dollar ihr gegen über. Me ein Lauffeuer verbreitete sich das Gerücht von dem Unglück von Mund zu Mund. Einer flüsterte es dem andern zu. Die Be wohner des Dorfes drängten sich neugierig herbei. Die Ueberzeugung von ÄarthaS Tode, der sich jetzt niemand mehr verschließen konnte, erfüllte alle mit Bestünung und Entsetzen. Alle hatten die freundliche Martha lieb gehabt. Nicht einmal der armselige Trost, sich üb« die entseelte Hülle der geliebten Toten beugen zu können, war Marthas Angehörigen geblieben. Die Seele war ihnen genofiunen und der Körper auch. Die See gab ihr« Toten nicht wieder. ES- wurden Leut« mfgebvten, die den Strand unter den Klippen durchsuchen sollten; fie suchten meilenweit, ab«r fi« fanden nichts; keine Spur der Vermißten wmde entdeckt. Der Doktor schloß sich, von Kummer über wältigt. iu sein Zimmer ein Er wollte niemand sehen, von niemand hören. Ida A«r Noraberrd der Hsch-ett. 13) Roman von Helene Stökl. (gortsetzim,.) Martha war verschwunden, verschwunden am Tage vor der Hochzeit! WaS konnte auS ihr geworden sein? ES gab nur eine einzige Er klärung, wie Ida sich schaudernd sagte: fie mußte tot sein. Sie war vielleicht auf ihr Lieblingsplätzchen auf den Klippen gegangen, fie hatte fich vom Nebel überraschen lassen, war ine gegangen, auSgeglitten, und — Ida stöhnte laut, ihr Antlitz in den Händen verbergend. Der Gedanke war schrecklich, zu entsetzlich. Ida wollte die Leute ausschicken, um auf dem Strande unter den Klippen nachzusehen, aber die Stimme ver sagte ihr, als sie den Auftrag geben wollte. Nein, nein, noch konnte, noch durste fie die Hoff nung nicht aufgeben. O, wenn Martha fich versteckt hielt, um fie zu ängstigen, — fie konnte ihr das niemals ver geben, nein, niemals! Der Briefbote kam um 12 Uhr und brachte einen Brief von Heinrich, den letzten, auf den er den Mädchennamen seiner Braut zu setzen meinte, nun vielleicht den letzten für immer! Ida schauderte bei Sem Anblick deS Briefes. Wer würde ihn jetzt öffnen? Wer würde die Zellen lesen, von denen jedes Wort sicher ungeduwigrS .Glück, frohe Erwartung und selige Liebe atmete, — diese Zellen, die er geschickt hatte, um sein eigene» Kommen anzukkndigen, denen er so bald folgen sollte, um die hold«, errötende Braut in seine Arm« zu schließt» ? l Sie .legte den Brief fort. SS schlug ein, zwei Uhr. O, wie gern hätte fie jetzt jeden Streich vergeben, den Martha ihr gespielt, wenn fie nur endlich zum Vorschein gekommen wäre. Aber fie kam nicht. Wollte denn der Tag heute kein Ende nehmen? Wenn wenigstens der Vater nach Hause käme! Ida konnte die Angst, die auf ihr lastete, allein nicht mehr er wägen, Endlich ging die Sonne, deren Glanz Ida heute wehe that, unter, die Schatten der Dämmerung sanken herab. Auf dem Kieswege vor dem Hause hätte man Schritte. Idas Herz schien stillzustehen. Wie hatte fie den Vater herbeigesehnt, und jetzt erfüllte sein Kommen fie mit Entsetzen. Was sollte fie ihm sagen? Der Doktor sah müde und abgespannt aus wie es gewöhnlich der Fall war, wenn er vom Medizmalrat kam; denn dieser erwies fich nicht immer allzu liebenswürdig gegen ihn. Mit zitterndem Herzen trat Ida ihm auf der Schwellt des Hauses entgegen. „Hast du Martha nicht gesehen?" fragte fie, ohne zu wagen die Augen aufzuschlagen. „Ob ich Martha nicht gesehen habe? WaS für Liste einfältige Krage! Bin ich nicht den ganzen Tag sottgewqen? ... ES ist doch etwas Ordentliches zum Abendessen da?" MS Ida ihrem Vater jetzt, gewaltsam ihre Fassung zusammennehmend, erzählte, daß Martha die vergangene Nacht nicht zu Hause geschlafen habe, ward er ein wenig blaß. Aber er ging sticht auf JdaS veftzchtungen «in. „Verunglückt? Damm nicht gar? DaS übermütige Kind splkft unS einm Streich. Sie wird -m Schlafenszeit schon wieder hier sein.* Dar Abendessen §wurde aufgetragen und der
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