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Auerthal-Zeitung : 23.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189810239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18981023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18981023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-10
- Tag 1898-10-23
-
Monat
1898-10
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 23.10.1898
- Autor
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Du dem Selbstmord de» Oder faktor» Grünenthal wird noch berichtet: Grünenthal war in der letzten Zeit körperlich recht zurttckgekommen. Er litt an chronischer Schlaflosigkeit. Mr unter Zuhilfenahme starker narkotischer Mittel konnte er daher in den letzten Monaten den Schlaf finden. Je näher der Tag der Verhandlung rückte, um so gedrückter wurde die Stimmung des Ange klagten. ZumkörperlichenVerfallgeselltesich geistige Niedergeschlagenheit, die ihn in dumpfes Brüten verfallen ließ. Er sprach nur selten, und dann pflegte er kein Hehl aus seiner Ueberzeugung zu machen, daß er die Freiheit nicht mehr Wieder sehen werde. Gefängnisarzt Geheimrat Lang widersetzte sich nicht, als Grünenthal die Be obachtung seines Geisteszustandes anregte. Mr verlangte er die gesetzmäßige, sechswöchige Ob servation in einer Irrenanstalt. Hiergegen aber legte Grünenthal Protest ein. Er war erst vor wenigen Tagen aus dem Krankenhaus wieder in seine Zelle überfiedelt, als er Sonntag morgen den Wunsch äußerte, zur Kirche geführt zu werden, da er das Bedürfnis fühlte, sich durch Gebet zu den kommenden ent scheidenden Tagen zu stärken. Einem solchen Wunsch wird stets gewillfahrt, und so führte man ihn zur Kirche. Das Untersuchungsgefängnis ist ein fünfflügeliger, vierstöckiger Bau, in dessen Mitte sich ein Turm mit einer frei stehenden Zentralstation befindet. In dieser fitzt stets ein Beamter, der in alle Stockwerke sämt licher Flügel hineinsehen kann und den Te lephonverkehr zwischen dem Gerichtsgebäude und der Gefängnisdirektion zu vermitteln hat. In allen Etagen find Galerien angebracht, die mit niedrigen Gittem versehen find. Die Gefängnis kapelle, in welcher, da sie nur klein ist, wöchent lich dreimal Gottesdienst abgehalten wird, liegt im vierten Stock. Auf dem Korridor hat man sich nach links zu wenden, um zur Kirchen- thür zu gelangen. Grünenthal that einige Schritte nach dieser Richtung, dann machte er plötzlich kehrt und stürmte nach rechts, dem Luftschachte zu, setzte über das den Schacht umschließende Gitter und stürzte sich in die Tiefe. Mit zerschmettertem Schädel blieb er hier auf dem mit Stein gedeckten Boden liegen. — «schiveiler. Die hiesige Polizei hat einen von einem hiesigen Ziegeleiunternehmer verübten vetrug aufgedeckt. Der Unternehmer hatte seinen Kunden, welche sich aus Bauunternehmern und hiesigen industriellen Wetten rekrutieren. 20- bis 40000 Steine pro Ofen weniger geliefert, als er sich nach Auszählung der Ziegelöfen bezahlen ließ. Er brachte dieses „Kunststück* fettig, indem er die Steine derjenigen Reihen der Oefen, welche bei der Berechnung der Zahl der tSteine zu Grunde gelegt wurden, kleiner an» fettigen ließ als die übrigen Steine. München. AuS dem Hochwaldgebirae wird abnormer Schneefall gemeldet, wie er seit Jahren um diese Zeit nicht vorgekommen ist. Nürnberg. Den Geschmacklosigkeits-Rekord der Vereinsmeierei hat entschieden unsere gute Stadt errungen. Am Freitag prangte in hiesigen Buchhandlungen folgendes Plakat: Chimay-Klub in Nürnberg. 1. Vorstand: Buchhändler Oskar T. in Nürnberg. Anmeldung daselbst. Wahlspruch: Es lebe die Freiheit in Litteratur und Kunst! Bereinszwecke: 1) Gemütliche Abende. 2) Keine Engherzigkeit und Philisterei. 3) Verehrung alles Schönen und aller Schönheiten. Ehrenmitglied: Prinzessin Chimay. Die Nürnberger Polizei offenbarte ein so geringes Verständnis für die idealen Ziele dieses Tugendbundes, daß sie das Plakat konfiszierte. Donaueschingen. Wie nie zuvor ist gegen wärtig daS merkwürdige Schauspiel vom gänz lichen Verschwinden der Donau zwischen Immen dingen und Möhringen zu sehen. Schon im verflossenen Sommer war über das zeitweilige Verschwinden des Stromes an jener Stelle berichtet worden. Das Flußbett ist auf beinahe 1,50 Kilometer trocken und wird nicht nur von vielen Neugiengen begangen, sondem selbst von Radfahrern befahren. Geht man das Flußbett hinauf, so kommt man zu einer Stelle, wo man ganz deutlich sieht, daß das Wasser hier eine Wendung nach rechts macht und in dem am Ufer liegend« Stemgeröll verschwindet. Man steht über dem hohlen Raume, in welchen das Donauwasser hinabsickert, und es ist ein eigen tümliches Gefühl, zu wissen, daß unter unfern Füßen ein Abgrund ist, in welchem die Wasser verschwinden, um mehrere Stunden weiter südlich im Höhgau als wasserreiches Flüßchen Aach wieder zu erscheinen. Breslau. Der wettvollste Dickhäuter des hiesigen Zoologischen Gartens, ein Nilpferd im Werte von 20 000 Mk., hatte die Mütze eines Klempners, die aus Versehen in seinen Käfig gefallen war, verschluckt. Der ungewöhnliche Bissen hatte dem Dickhäuter heftiges Magen drücken verursacht, das sich in Traurigkeit und Freßunlust äußerte. Eine tüchtige Portion Rizinusöl erlöste das kranke Tier prompt von seinen Magenbeschwerden, darüber wird sich am meisten der Wärter freuen, dem bei Verlust des Tieres Entlassung drohte, obwohl er an dem Vorfall unschuldig sein soll. Budapest. Als der Kaiser von Oesterreich am 15. d. nachmittags von der Ofener Burg zum Ostbahnhof fuhr, warf fich der an Ver folgungswahn leidende Rentier Anton Hegedus vor die Pferde der kaiserlichen Equipage. Der Kutscher, welcher die Pferde noch zum Stehen brachte, übergab den Geisteskranken einem Polizisten. Paris. Auf der Fahrt von Paris nach Amiens wurde der Herzogin von Sutherland eine Reisetasche mit Schmucksachen im Wette von 700 000 Frank gestohlen, worunter sich ein Halsband im Werte von 120 000 Frank befindet. Die Herzogin war vor einer Woche mit ihrem Gatten, ihrem Schwager und ihrer Schwester, zwei Kammerfrauen und einem Diener in Paris im Hotel Bristol abgestiegen. Am Morgen vor der Abreise trug die Kammerfrau den Handkoffer aus dem Zimmer der Herzogin und gab ihn dem Hotelpottier in Verwahrung, während sie Besorgungen machen ging. Bei ihrer Rückkehr nahm sie den Koffer wieder in Empfang. Der Portier erklärt, gesehen zu haben, daß die Kammerfrau, als sie mit der übrigen Dienerschaft zur Bahn fuhr, den Koffer auf dem Schoß hielt. Sie will den Koffer dann in das Netz des Waggons gelegt haben, in welchem die Herzogin fuhr. Das scheint auch die Herren nicht die Mädchen ihrer Frauen zu engagieren..." „Es ginge, bei Gott, es ginge," murmelte Doktor Baumann, nachdem er von seiner Mutter Abschied genommen hatte und in die Nacht hinausgetreten war. „Sie muß mir helfen. Sie haßt ihn und sie liebt mich. Aber ich muß mich davor in acht nehmen, ihren Argwohn zu wecken. Sie darf nicht wetten, daß mein Zweck ist, die Hochzeit zu Hintertreiben. Ich muß ihren Stolz zu wecken suchen. Vielleicht könnte ich sie glauben machen, daß er sich gerühmt hat, sie sei um seinetwillen zurückgeblieben. Sie muß ihm einen Brief schreiben, in dem sie seine An maßung zurückweist. Der Brief muß geschickt geschrieben sein und in MatthaS Hände fallen. Ich will es auf jeden Fall versuchen." Alfred Baumann fuhr nicht nut dem Neun- Uhr-Zuge, er hatte nie die Absicht gehabt, dies zu thuu. Während der Zug davon fuhr, ging er in einer dunklen, abgelegenen Gasse Roßlaus auf und ab mit einer dicht in einen dunklen Mantel gehüllten weiblichen Gestalt. Der Regen strömte herab und der Sturm fuhr sausend daher, aber die beiden suchten kein schützendes Obdach auf, sondem blieben draußen in der schaurigen Nacht. Die älteren Herren brachen um zehn Uhr auf, der jüngere Teil der Gäste blieb noch ein Stündchen bei Wein und Zigarren sitzen, ver gnügt von diesem und jenem plaudernd. „Ich werde dich bis zur Brücke begleiten," sagte Heinrich zu seinem Freunde Paul Mellien, als dieser sich zum Gehen auschickte. „Ich kann noch nicht schlafen; es isi schrecklich schwül nach dem Regen geworden." „Wir bekommen sicher heute nacht noch mehr Regen," bemerkte Paul, nach dem Himmel blickend. „Glaubst du, daß der alte Hartung mit seiner Prophezeiung, daß der Regen eine Ueber- schwemmung bringen wird, recht behalten kann?" „Das ist sehr leicht möglich. Der Fluß pflegt nach so heftigen Regengüssen gewöhnlich auszutreten." „Sind diese Ueberschwemmungen gefährlich?" „Gott bewahre! Sie verschwinden meist so schnell, wie sie kommen, ohne besonderen Schaden anzurichten." An der Brücke trennten sie fich, Paul schütt über dieselbe seinem väterlichen Hause zu, wäh rend Heinrich darauf stehen blieb. Die tiefe Stille um ihn her that ihm wohl. Er zündete eine frische Zigarre an und lehnte fich über das Geländer, in die dunkle Nacht hinaus blickend. Unter ihm schäumten die hochangeschwollenen Wasser des Flusses hin, zu seiner Rechten lag die schlummernde Stadt, in der nur hier und da noch ein Licht zu sehen war, links von ihm ragten die Türme einer Kirche schwarz und finster zum Himmel empor. An ihrem Fuße Mel, „ich Tonch, der erste Offizier, war gerade im BegM »der Bord zu springen, als rin kleines Mädchen aus der Dunkelheit herankam und mich inständig bat, sie zu retten, da sie noch nicht sterben wolle. Ich konnte ihr aber nicht Helsen, und so sprang ich mit dem ersten Offi zier in da« Wasser.^ Ein Matrose, der eben falls gerettet wurde, schwamm eine Zeitlang im Wasser und stieß dann auf eines der Boote des Schiffes daS Ker war. Er stieg hinein und ruderte es mit einem Ruder sott, da er zwei Ruder nicht bewältigen konnte. Nachdem er eine Zeit hindurch gerudert hatte, sah er seinen Kameraden Hilfen, der erschöpft auf einem « schwimmenden Stück Holz lag. Dieser war an der Schuller verletzt und konnte weder Arm noch Bein rühren. So mußte er in daS Boot hineingezogeu werden. DaS Boot war bald mit Wasser gefüllt. An zwei oder drei Felsen fuhr eS unversehrt vorbeit, aber dann wurde es von einer Welle auf Felsen geworfen, wobei der Boden des BooteS eingeschlagen wurde. Die Schiffbrüchigen kletterten zur Küste hinauf und wurden in einem Karren, der unterwegs noch einen geretteten Passagier aufnahm, nach St. Keverne gebracht.^ Der Unglücksstelle gegenüber befindet fich die schmale Bucht von Potthoustock. An dieser Bucht ist ein Rettungsboot stationiert und dieses Rettungsboot brachte zuerst 28 Personen an Land. Zwanzig davon gehörten zur Mann schaft, die übrigen waren Passagiere und dar- unter waren etwa vier oder fünf Frauen. Das Rettungsboot von Potthoustock unternahm noch eine zweite Fahrt und kam mit sechzehn Per sonen zurück, worunter eine Frau war. Der erste Gerettete, der dem Rettungsboot entstieg, fiel am Land wie tot wieder, so erschöpft war er. Einige der Geretteten waren von den Wellen arg mitgenommen, sie hatten Verletzungen, Brüche, Beulen oder waren völlig erschöpft. Das Rettungsboot von Potthoustock hat im ganzen 50 Personen aufgefunden, von denen vier oder fünf tot waren. Der Wellenschlag war an der Unglücksstelle ungeheuer groß, die Wogen gingen wie in einem Wirbel um die Felsen herum. Darum konnten die anderen Rettungsboote nichts ausrichten. Ein Rettungs boot schlug um und die von demselben Ge retteten wurden wieder in das Wasser ge schleudert. Auf dem Londoner Bürean der „Atlantic Transpott Company" herrschte Bestürzung. Vor der Thür standen Leute, die ängstlich auf Nach richten warteten und die angeschlagenen Listen der Geretteten durchlasen. Welche von den Ge retteten Passagiere seien und welche zur Mann schaft gehörten, das verrieten die Listen nicht. Drinnen im Büreau erfuhr man, daß die Passagierliste öfter geändert sei, und daß man erst für später eine korrekte Passagierliste er warte. Von den 53 Passagieren find bis jetzt nur 4 Männer, 5 Frauen und 2 Kinder ge rettet. Ferner find 2 Offiziere, der Schiffsarzt und eine Stewardeß gerettet. Von der Mann schaft wurden 30 Mann gerettet. Der Kapitän und die ersten Offiziere scheinen ertrunken zu sein. Die Küstenwache meldete in einem ihrer ersten Telegramme: „die Passagiere ertrinken wie Ratten , und in einem späteren Telegramm aus Helston wurde berichtet, daß von allen Seiten Leichen an die Küste gespült werden. schlängelte sich ein kleiner, Heinrich aus früheren Zeiten wohlbekannter Fußweg entlang, hart an dem Ufer des Flusses hin. Der Regen hatte aufgehört und der Sturm nachgelassen, doch augenscheinlich nur, um Kräfte zu einem neuen Ausbruche zu sammeln. Auf dem Geländer neben Heinrich lag ein Stein, mnd und glatt wie eine Kegelkugel. Vermutlich hatten Kinder damit gespielt und ihn hier liegen gelassen. Heinrich hob ihn auf und wog ihn spielend in der Hand. Plötzlich hörte er Fuß tritte. Ein Mann kam eilig den Fußpfad ent lang und stieg die Stufen zur Brücke hinauf: Heinrich stieß einen leichten Ruf der Ueber- raschung aus, als er den Näherkommenden er kannte. Er wechselte ein paar schnelle Worte mit ihm, dann gingen beide den Fußweg zurück, den der eine gekommen; Heinrich trug den Stein, den er spielend ausgenommen hatte, noch in der Hand. Ihre Gestalten verschwanden in der Dunkel heit, nur die schnellen Schütte tönten herüber. Da verstummte plötzlich das Geräusch, ein unterdrückter Schrei hallte durch die Stille der Nacht, jetzt ein zweiter, dem ein dumpfes Stöhnen folgte. Eben brach der Vollmond durch die Wolken; seine Strahlen beleuchteten grell das bleiche, blutüberströmte Antlitz eines auf dem Boden liegenden Mannes, neben dem ein zweiter kniete und sich voll Todesangst über ihn beugte. Eine schwere Wolke trat vor den Mond; als sie vorbeigezogen war und die Strahlen wieder auf die Stelle fielen, auf der so Schreckliches geschehen, war diese leer. Laut schäumend und tauschend schössen die Wellen des Flusses dahin, eine leblose Gestalt wie im wilden Jubel mit sich davon reißend. Noch einmal tauchte das bleiche Antlitz zwischen den dunklen Wellen auf, dann zogen die Wirbel es in die Tiefe. Auf dem kleinen Fußpfade aber stürmte ein Mann mit gesträubten Haaren und verzerrten Zügen in atemloser Flucht vorüber. 8. In zwei Tagen sollen die Glocken der kleinen Kirche von Neudorf zur Hochzeit läuten. Ida ist mit ihren zwei Knaben gekommen, um Martha bei den verschiedenen Vorbereitungen zu helfen. Den ganzen Tag lang wird das Wellnerschc Haus nicht leer von Boten, die Pakete und Schachteln von allen Arten und Größen bringen. Ein Teil derselben enthält Geschenke für Martha; Onkel Gustav Kat seinem Liebling einen Schmuck gesendet, bei dessen Anblick ihre Augen Heller leuchten als die Steine darauf; ihres Vaters Bruders, der in Köln wohnt, sendet ein kostbares Perlenkollier; Heinrichs ehe maliger Vormund, „hat die Ehre, einen Tafel aufsatz zu schicken", der seinem Geber wirklich alle Ehre macht, und Idas Gatte hat alle Läden Berlins ausgesucht, um ein Hochzeits geschenk für seine kleine Schwägerin aufzufinden, das alle anderen in den Schatten stellen sollte. Der andere Tell der Schachteln und Pakete enthält die Kleider, welche die Modistin gesandt hatte. Schön find fie, aber kein einziges m dar unter, daSeinenRegenschäuervertrüge oderMattha an einem kühlen Abend warm hallen könnte »H ii (Fortsetzung folgt.) die Herzogin bestätigen zu können. Sm» vor Amiens bemerkte die Herzogin, daß der Söffer verschwunden war. Sie stieg in Amiens aus und fuhr nach Patts zurück, wo fie die Polizei benachrichtigte. Die Herzogin hat eine Belohnung von 100000 Frank versprochen, wentt man ihr die Juwelen zurückbringt. Sa« Remo. In feierlicher Weise fand am Dienstag die Enthüllung der Gedenktafel für Kaiser Friedrich an der Villa Zitto statt. In imposantem Zuge begaben fich die hiesigen Be hörden mit Fahnen, die Vertreter der deutschen Veteranen und die hiesigen Vereine mit Musik inmitten einer großen Menschenmenge nach der Villa. Ein Regiment Bersagliett stellte den Ehrendienst. Es wurden mehrere Ansprachen gehalten und die Gedenktafel in feierlicher Weise der Stadtvettretung übergeben. Abends veranstaltete die deutsche Kolonie ein Festessen und die Stadtvertretung einen Empfang. London. Am Montag abend wurde bei Wrawby (Lincolnshire) ein Personenzug dadurch teilweise zertrümmert, daß er mit einer Holz ladung zusammenstieß, welche aus den Güter wagen eines auf dem Nebengeleise fahrenden Zuges berausragte. Neun Personen wurden getötet, zehn verletzt. Brüssel. Die erste Tänzerin am Olympia- Theater Carmen Salvados wurde beim Ver lassen des Theaters von dem Versicherungs- Inspektor Devillez mit Dolchstichen ermordet. Der Mörder ist verhaftet. Belgrad. Serbische Räuber entführten den wohlhabenden Müller Johann Gornjatsch aus Metobitze in das ostserbische Gebirge und for derten ihm 6000 Frank Lösegeld ab. Da die Gattin des Entführten die Summe in 3 Tagen nicht beschaffen konnte, teilten ihr die Räuber mit, daß Gornjatsch an einem bezeichneten Baum aufgehängt worden sei. Der Leichnam wurde auch dort gefunden. Kirnte» Allerlei. „Fährt Rad, deshalb entlassen." Diesen Vermerk setzte eine Berliner Herrschaft ihrem Dienstmädchen ins Dienstbuch. Auf die Be schwerde des Mädchens mußte dieses Zeugnis aus dem Buche wieder entfernt werden, da es unzulässig sei. Im Lade«. Herr: „Kann ich einige Meter Schwarzbergerschen Flanell haben?" — Ge schäftsmann: „Hab' ich leider nicht, aber ich werde ihn bestellen." — Herr: „Das trifft sich ja gut; ich bin der Reisende der Firma Schwarzberger." Der gezähmte Wilde. „Also dein Gatte, der Abgeordnete, gehört im Parlament zu den Wilden?" — „Ja, dafür ist er daheim desto Der Untergang de» Dampfer» „Mohegan". Der Untergang des „Mohegan" erfolgte an der Ostküste der Halbinsel Lizard, südlich von Falmouth. Die Küste ist dort sehr seifig, und es befinden fich auch viele Felsen im Meere, die zum Teil nur bei niederem Wasserstande sichtbar find. Bei den gefährlichen Maracles- Felsen, auf welche der „Mohegan" auflief, ist eine Boje mit einer Glocke, bei Nacht find diese Felsen aber nicht gehörig beleuchtet. Vor eini gen Jahren war eine Agitation dafür im Gange, daß dort ein Leuchtschiff stationiert werden möchte. Diese Agitation verlief jedoch wirkungs los. Das Unglück des „Mohegan" ereignete sich aber bei Heller Abenddämmerung und bei nebelfreier Lust, allerdings wehte ein starker Ostwind. Um 4 Uhr nachmittags passierte das Schiff den Eddystone Leuchtturm, und hier be merkte einer der Passagiere, daß fich das Schiff näher an der Küste. befinde, als es sonst üblich sei. Der Kommandierende der Küstenwache von Coverack, das etwas südlich von der Unglücks stätte liegt, bemerke, daß das Schiff zu nahe an der Küste war und einen gefährlichen Kurs eingeschlagen hatte. Er feuerte eine Warnungs rakete ab, aber gleich darauf gab auch der „Mohegan" schon Warnungssignale. Die Schiffer der Umgegend können überhaupt nicht verstehen, warum das Schiff so nahe an der Küste war. Das Schiff soll in weniger als 20 Minuten untergegangen sein. Die Passagiere waren beim Essen (es war 7 Uhr abends) und einige see kranke Kinder lagen in den Kabinen. Da hörte man den furchtbaren Krach und man glaubte anfangs, das Schiff sei mit einem anderen Schiffe zusammengestoßen. Im Maschinenraum vermutete man, daß die Kohlen im Kohlraume zusammengestürzt seien. Die Passagiere eilten in wilder Hast auf Deck, aber statt der Kollision mit einem anderen Schiffe entdeckte man, daß das Schiff auf einen Felsen aufgestoßen war. „Die See ergoß sich," so erzählte einer der Geretteten, „sofort in das Schiff und wusch über das Schiff weg, das ging so schnell, daß das Vorderteil des Schiffes beinahe sofort zu sinken begann. Der Kapitän war auf der Brücke und größte Ruhe herrschte unter der Mannschaft, die den Befehlen des Kapitäns in heroischer Weise gehorchte. Die Passagiere benahmen sich äußerst ruhig, einige von den Damen knieten auf dem Verdeck weder und beteten, und ein oder zwei Männer stürzten nach Rettungs gürteln, aber nach ein oder zwei Minuten herrschte überraschend wenig Aufregung. Zwei Boote wurden niedergelassen und verschiedene Frauen stiegen hinein. Gerade als das Schiff sich mit Wasser füllte, ergriff ich einen Rettungs- Dar Fest, daS Heinrich v. Lestow zu Ehren seines Geburtstage« gegeben hatte, war keines wegs so langweilig verlaufen, als er gefürchtet hatte. Im Gegenteil, eS war lustig und gemüt lich gewesen von der Suppe bis zu den Zigarren. Grünenthal würde im Dezember er 45 Jahre alt geworden sein. Er war zu Schladen bet Neu zelle geboren. Die gegen ihn erhobene Anklage lautete auf Diebstahl und Müitzverbrechen. Er soll im Winter 1894 95 der RrichSdruckeret einen Blechkasten mit Walzenmafse und zahlreiche Banrnoten-Blanketts zu Hundert-Mattyoten und zu Tausend-Mattnoten entwendet und in den Jahren 18SS bis 1897 inländisches Papiergeld nachgemacht haben. Grünenthal war von Hause aus Drucker. AIS solcher war er zuerst in der Druckerei von Priemen und Sohn in Lübben beschäftigt; im Jahre 1875 war er dann in die v. Deckersche Oberhofbuchdruckerei (spätere ReichSdruckerti) eingetreten und dort bis -um Jahre 1883 al» Schriftsetzer beschäftigt worden. Dann trat er in das BetttebSbüreau über und brachte eS dort vom Bürraugehilfen bis zum Oberfaktor mit einem Gehalt von 3300 Mk. und 540 Mk. Wohnungsgeldzuschuß. — Was die prozessuale Behandlung der Affäre Grünenthal betrifft, so wird ungeachtet des Todes des Haupt beteiligten die Verhandlung vor dem Schwurge richt diesen Freitag dennoch stattfinden. Es würden nunmehr nur die Ella Goltz und die Hrbeamme Margarete Eichler zur Verantwortung gezogen werden. Beide werden beschuldigt, im März d. dem Grünenthal nach Begehung seiner Verbrechen wissentlich Beistand geleistet zu haben, um ihn der Bestrafung zu entziehen und ihm die Vorteile seiner Strasthaten zu sichern.
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