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Auerthal-Zeitung : 19.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189810190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18981019
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18981019
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-10
- Tag 1898-10-19
-
Monat
1898-10
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 19.10.1898
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f x den ^ält aber illanten Von Nah «nd Fern. Berlin. Der Mörder der Pfarrersmagd Rosine Kaiser ist in der Person des früheren Holzschneiders und jetzigen Hausknechts Albert Wegner, Sohn eines Kirchendieners, ausfindig gemacht worden. Indessen ist es der Polizei noch nicht möglich gewesen, den Mörder dingfest zu machen. Weimar. Die Volksheilstätte für Lungen kranke bei Berka a. Ilm wurde am Dienstag in Gegenwart des Großherzogs und Erbgroßherzogs eingeweiht. Das Haus umfaßt 40 Zimmer, in denen 80 Pfleglinge untergebracht werden können. 40 Pfleglinge werden schon in dieser Woche ihren Einzug halten. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 170000 Mk., Grund und Boden nicht mitgerechnet. Bremen. Ein Deserteur der französischen Fremdenlegion, Schumacher aus Königstein, der im Juni in Algier desertierte und durch die deutsche Gesandtschaft in Tanger hierher geschickt wurde, ist auf dem Dampfer „Oldenburg" hier angekommen und als unsicherer Heerespflichtiger der Militärbehörde überwiesen worden. — Der Der Abreise des Kaiserpaare« nach bern Orient find umfangreiche Vorbereitungen vorhergegangen, nachdem wochenlange, eingehende Verhandlungen einerseits zwischen dem Auswärtigen Amte, der Hohen Pforte und dem deutschen Botschafter in Konstantinopel, und anderseits wiederum zwischen diesem und dem Berliner Oberhofmarschallamt gepflogen worden waren. Der Oberhofmarschall Graf Eulenburg hatte in den letzten Wochen eine außerordentliche Fülle der Arbeit zu be wältigen. Ist es schon im Privatleben eine un angenehme Empfindung für Gastfreund und Gastgeber, wenn nicht alles richtig ineinander greift, um wieviel mehr bei der Reise eines Staatsoberhauptes! Einige Zentnerlasten mögen von den Herzen der Hofbeamten gefallen sein, als eine Abteilung der Leibgendarmerie in Stärke von 18 Mann und 9 Sattelmeister vom Bahn hof Potsdam nach dem Orient abdampste. Sie reiste dem Sonderzuge voraus und nahm das Gros des kaiserl. Gepäcks mit sich. Im ganzen waren es drei Wagenladungen, zwei Wagen der bayrischen Staatsbahn und ein Wagen der Eisenbahndirektion Berlin nahmen die Bagage, 110 Stück an der Zahl, auf. Das Gepäck der Gendarmerie und der Sattelmeister war aber hierbei keineswegs eingereichnet. Der Reisezweck der Leibgendarmerie ist natürlich der, in erster Linie für die Sicherheit unseres Kaiserpaares zu sorgen. Daneben verfolgen die Gendarmen aber auch ein eminent friedliches Programm. Sie sollen nämlich — photographieren, wo nur etwas Schönes auf der Platte festzuhalten ist. Auf Befehl des Kaisers haben die Wachtmeister Sonnenthal und Güssow im photographischen Atelier van Selle und Kuntze in Potsdam das Kunsthandwerk erlernt. Sie find mit einer kom pletten photographischen Reiseausrüstung versehen worden, nachdem sich der Kaiser persönlich über zeugt hatte, daß sie sich etwas Rechtes ange- eigner haben. Leibgendarmen und Sattelmeister haben eine eigene Tropenausrüstung mit Helm und Nackenleder erhalten, in welcher sie hoch romantisch in die Welt schauen. Am Tage des Einzuges in Jerusalem aber werden sie in weißer Gala paradieren. Eine recht prächtige Uniform ist ihnen zu diesem Tage vom Kaiser verliehen worden. Beritten wird die Reisebegleitung in Kon stantinopel gemacht. Der Oberststallmeister Graf Wedel hat lediglich die für das Kaiserpaar be stimmten Reitpferde, sechs Stück, dorthin ge bracht, um sie an den Lärm des Orients zu ge wöhnen. Für das Gefolge und dir Reise begleitung aber sorgt die Gastfreundschaft des Sultans. Er hat drei Dutzend Pferde, zumeist schwere Karossiers, in Deutschland aufgekauft; dieselben werden seit Wochen in der türkischen Hauptstadt eingefahren. Ueberhaupt ist ein gut Stück Geld von Konstantinopel nach Deutsch land, zumeist nach Berlin geflossen; denn alle Uniformen für die Hofstaaten des Sultans, so wie zahlreiche Waffen und Armaturen sind bei uns eingekaust worden. Unter den Koffern, die das Kaiserpaar mit sich führt, befinden sich Exemplare von außer ordentlichen Dimensionen. Es sind dies die Stücke, welche die Garderobe der Kaiserin ent halten. Ihre Größe erklärt sich aus dem Zweck, daß die Kleider ohne jede Falle, wie im Schranke, darin ruhen müssen. Der beste und inhaltreichste Koffer befindet sich freilich im Am Uoradrrrd der Hochzeit. Sj Roman von Helene Stökl. lSorg-tzun,.) „Sage lieber: und dämm danke ich dir." Mit diesen Motten trennten sie sich. Herr Baumann schütt sehr zufrieden mit der Wir kung seiner Worte weiter. Martha eilte schweren Herzens und unzufrieden mit sich selbst heim. Keins von beiden aber hatte eine Ahnung davon, unter welchen Umständen sie sich wohl Wieder sehen sollten. Nachdenklich und bleich saß Martha bei dem Frühstück, nur zerstreut auf die besorgten Fragen ihrer Schwester antwortend. Sie zürnte sich selbst, weil sie geduldet hatte, daß Alfred so vertraulich mit ihr gesprochen, und mehr noch, daß er Heinrich angegriffen und verdächtigt hatte. Aber die Worte „gekauft und verkauft" wollten ihr nicht aus dem Sinne. Wenn er nun doch recht hätte! Was sollte sie thnn? Die Hochzeit aufschieben? Aber aus welchem Grunde? Sie selbst hatte den Tag festgesetzt, und Heinrich würde gewiß nichts von einer Aenderung wissen wollen. Ihre Gedanken drehten sich in ihrem Kopfe, bis dieser vor lauter Denken schmerzte. Für ein paar Tage gelang eS der Zärtlich keit Heinrichs, der regelmäßig mittags und abends kam, Marthas Gedanken eine andere Richtung zu geben. Sie war froh und offen wie früher und genoß mit vollen Zügen die Vergnügungen: Landpartien und dergleichen, die der ungewöhnlich warme Frühling ihr in reicher Fülle bot; aber eS dauerte nicht lange, so schien finnländischen Behörden eine Ansprache, in der er lebhaft für die neue HeereSvorlage eintrat, welche die finnländische bisher selbständige Heeres Verfassung der russischen angltedern soll. Australien. — * Der A Ztg.' wird auS Adelaide gemeldet, im voügen Monat sei auf den Neuen Hebriden ein Aufstand ausgebrochen. Die Eingeborenen überfielen ein unter deutscher Flagge segelndes Schiff, töteten sämtliche Weißen und schlachteten vier gefangene Ein- geborene in grausamer Weise ab, die sie dann an Land verzehrten. Der deutsche Kreuzer „Falke" wurde abgesandt, um die Aufwiegler zu bestrafen. selbstredend in großem Matzstabe erfolgt. Bis Venedig geschieht dieselbe im Sonderzuge, wo zwei Mulwköche und eine kleine Armee Hilfs personal thätig ist. Diese Landratten von Köchen werden aber auf der „Hohenzollern" von seebe fahrenen Kochkünstlern abgelöst. Das Kaiser schiff besitzt ausgezeichnete Gesrierkammern, welche die Konservierung des Fleisches bis auf sechs Wochen ermöglichen. Außer dem Kücherpersonal find Garderobiers, Oekonomie- und Silberver walter, sowie Diener für den persönlichen Dienst als Reisepersonal thätig. Die Kosten der diesmaligen Kaiserreise werden von kundiger Seite auf Millionen geschätzt. Die Ausstattung des kaiserlichen Trosses ist aller dings von besonderer Art. So hält die Firma Cook für den Zug deS Kaisers über hundert Zelte bereit. Dieselben find komfortabel einge richtet mir Bettstellen, Teppichen, Möbeln u. s. w. Der Kaiser nimmt für sich und die Kaiseün eigene Wohn- und Schlafzelte aus Berlin mit. Außerdem liefert der Sultan dem Kaiserpaar drei luxuriöse Zelte. Zu den Zelten gehören mehrere Hundert Maultiere, welche die Wagen mit den Zelten ziehen und dem Kaiser jeden Morgen vorausgesandt werden, damit man die Zelte im Nachtquartier wieder aufschlagen kann. Zusammen liefert Cook über 1500 Tiere, ein schließlich der Reit- und Transpottpferde. Mit dem Kaiser werden 92 Paschas und Beamte reisen, welche der Sultan von Konstantinopel schickt. Auch für diese liefert Cook Zelte und Bedienung. Letztere besteht meist aus Einge borenen, zusammen mehrere Hundert, welche die Zelte aufschlagen und abbrechen. Cook sorgt ferner für die Verproviantierung des Kaisers wie der gesamten Begleitung. Das Kaiserpaar nimmt eigene Dienerschaft zur persönlichen Auf wartung mit. Der Sultan schickt eine bedeutende Militäreskotte. Der Kaiser reitet, die Kaiseün fährt. In Jerusalem ist ein besonderes Lager für den Kaiser und sein Gefolge aufgeschlagen, welches ebenfalls ans Hunderten von Zelten besteht. Die Reisezelte werden hierzu nicht be nutzt. In Jerusalem steht das Lager auf deutschem Boden. Die Suite des Kaisers zählt Hunderte von Personen, einschließlich der Beamten und mehrerer türkischer Pünzen, die den Sultan vertreten. Sonderzuge, und zwar unter der Aufsicht eines hohen Hofbeamten. Er enthält die kostbaren Ge schenke , die der Kaiser nach dem Orient mit nimmt, wo man für dergleichen Aufmerksamkeiten empfänglicher ist als sonst irgendwo auf der Wett. Dieser bedeutsame Schrein enthält aber auch die türkischen, mit wettvollsten Brillanten besetzten Orden des Kaiserpaares. Um zunächst die Orden der Kaiseün zu erwähnen: die hohe Frau besitzt beide Klassen des höchsten türkischen Damenordens, und zwar Großkordon und Stem des Chefakat. Noch vor einigen Tagen hat sich die Kaiseün über die Vorschriften bei Anlegung des Orden? speziell unterrichten lasten. Der Kaiser selbst ist Ritter des höchsten türkischen Hausordens. die alle Unruhe wieder über sie zu kommen. Sie fing an, bleich und nervös zu werden, be stand jedoch, statt Idas Rat, sich mehr zu schonen, zu befolgen, darauf, länger aufzubleiben und früher aufzustehen als sonst. Sie nahm ihre Spaziergänge vor dem Frühstück wieder ms, ohne daß dieselben ihr gut thaten. Sie war ihrer Stimmung so wenig Herr, daß sie selbst Heinrich zuweilen gereizt antwortete und oft mitten in der lebhaftesten Unterhaltung in tiefes Sinnen verfiel. „Etwas ist nicht mit dir, wie es sein sollte," sagte Ida eines Tages zu ihr. „Warum sagst du mir nicht, was es ist?" „Meine liebe, alte Ida, wenn du so gescheidt bist, herauszufinden, daß mir etwas fehlt, warum findest du dann nicht auch heraus, was es ist? Ich weiß es nicht." „Du hast in der letzten halben Stunde auch nicht ein Wort gesprochen." „Ich habe um so mehr gedacht." „Du sollst aber nicht denken mit einem solchen Gesicht." „Ich habe leider kein anderes," versuchte Martha zu scherzen. „Glaubst du, Martha, daß es recht ist, in diesem Tone zu antworten, wenn du siehst, daß ich besorgt um dich bin?" fragte Ida mit sanftem Vorwurf. „Nein, Ida, es ist nicht recht. Sei mir nicht böse. Ach, wenn du wüßtest, was für ein schweres, unruhiges Herz ich in mir trage!" „Aber weshalb, Martha?" fragte ihreSchwester. „Du bist mit einem Manne verlobt, der jung und reich, gut und hübsch ist und dich zärtlich liebt." U-lMfche Kimdfch««. Deutschland. Nachdem dasKaiserpaaram Donners- in Venedig eine kurze Zusammenkunft der italienischen Königsfamilie gehabt hat, setzte eS nachmittags 4 Uhr seine Reise sott, die zunächst nach Konstantinopel führt, wo selbst am Montag die Aukunft erfolgen sollte. *Von offiziöser Seite wird der Auffassung, als ob der Abstecher des Kaisers nach Aegypten infolge ausländischer Schütte oder Einflüsse aufgegeben worden sei, nochmals widersprochen. Mit Recht würden solche Ver mutungen als Fabeln bezeichnet; sie entbehren jedes tatsächlichen Anhalts. Der Verzicht auf den Besuch Aegyptens sei lediglich ans den Er wägungen der inneren Regierungspolitik hervor gegangen. * Die Lage in China wird gegenwärtig überall kaltblütiger bewachtet, als dies noch vor wenigen Tagen der Fall war. Die europäischen Truppen in Peking dürsten dort mehr Ruhe haben und ungefährdeter sein, als die Streitkräfte der vier Schutzmächte in Kreta. Ein Zeichen, wie wenig bedenklich man die Zustände am Gelben Meer hier auffaßt, ist, daß die Fahrt der Prinzessin Heinrich programm mäßig vor sich gehen soll. *Die Nachricht, der Bundesrat habe sich in der lippischen Angelegenheit für un zuständig erklärt, ist laut offiziöser Mitteilung nicht zutreffend. Der Bundesrat hat hierüber noch keinen Beschluß gefaßt. — Bekanntlich hat die Regierung von Schaumburg-Lippe beim Bundesrat den Antrag gestellt, er möge gegen die Absicht der Regierung von Lippe-Detmold, die Erbberechtigung der Söhne des jetzigen Graf-Regenten im Wege der Landesgesetzgebung festzustellen, im Namen des Reiches einschreiten. Die Frage ist, ob hier ein Streit zwischen zwei Bundesstaaten vorliegt; nur dann würde die Zuständigkeit des Bundesrats nach der Ver fassung begründet sein. Wird aber nur ein persönlicher Anspruch des Fürsten von Schaumburg-Lippe auf die Erbfolge in Lippe- Detmold als vorliegend angenommen, dann fehlt dem Bundesrat die verfassungsrechtliche Befug nis, dem an ihn gelangten Anträge, auch ab gesehen von dessen sachlicher Berechtigung, statt zugeben. * Für den Posten eines preußischen Ge sandten beim päpstlichen Stuhl soll der deutsche Gesandte in Bern, Herr v. Rotenhan, in Aussicht genommen sein. * Die Hilfeleistung für die Ueber - schwemmten des voügen Jahres ist nun mehr völlig beendet worden. Von den durch das Berliner Zentralkomitee aufgebrachten 3 206000 Mk. war, wie erinnerlich sein wird, noch ein Rest von 36 000 Mk. übüg geblieben. Dieser sollte solchen unterstützungsbedürftigen Personen zugewendet werden, deren Ernährer infolge der Unwetter den Tod gefunden hatten. Es ist jetzt beschlossen, Verunglückten fort laufende Unterstützungen (Renten) bis an ihr Lebensende, den Kindern monatliche Beihilfen zur Erziehung bis zu ihrem 16. Lebensjahr durch die Gesellschaft „Nordstern", welcher das Gell) übergeben ist, auszahlen zu lassen. Im ganzen werden 36 Personen, meist in Schlesien, bedacht. Von ihnen erhalten die Kinder monatlich je 8,50 Mk., die Mütter 10 Mk. *Jn Dar-es-Salaam (Deutsch-Ost- afrika) wird, wie man der .Deutschen Kolonial zeitung' mitteilt, vom 1. April 1899 ab eine deutsche Zeitung erscheinen. Die Vor bereitungen für das Jnslebentreten des Blattes haben zu einem positiven Ergebnis geführt. Frankreich. * Mehrere Blätter teilen mit, gegen die gegenwärtige Regierung sei ein An schlag angezettelt worden. Ein hervorragender General (Boisdeffre) soll Telegramme abgesandt und erhalten haben, deren Inhalt reinen Zweifel über S t a a t s st reich absichten aufkommen lassen. Die Regie rung, von einigen bewährten Republikanern gewarnt, war überrascht. Am 15. d. irüh sollte der Streich ausgeführt werden, der sich übrigens „Deshalb mußt du jetzt zu Bette gehen, um diese Thorheiten zu verschlafen. Du bist ein armes Landmäuschen, das unser Stadtleben nicht gewohnt ist. Deine Nerven find über- , reizt. Du darfst die nächsten Tage nichts anderes thun, als dich ausruhen. Hat man jemals etwas so Thöüchtes gehört! Man kann die Ehe wohl eine Lotterie nennen, aber deine Berechnung der Chancen dabei ist eben so neu als seltsam!" Ida hält darauf, daß Martha ihren Rat befolgt, und wirklich scheint die Ruhe und Stille dieser gut zu thun. Ida hat nicht umhin ge konnt, Heinrich einige Andeutungen von Marthas sonderbaren Theorien über ihre Aussichten auf Glück zu geben, und dieser neckt sie unbarm herzig damit. Er neckt sie so lange, bis sie weint, und dann schmeichelt und bettelt er, bis sie ihm wieder znlächelt. So vergeht der Mai und es bleiben Martha nur noch dreißig Tage ihres Mädchenlebens, denn sie hat Heinrichs Gründen, daß es so hübsch sein werde, künftig zwei Festtage in einer Woche feiern zu können, nachgegeben, und ihre Hochzeit soll in derselben Woche mit seinem Geburtstage gefeiert werden. Diesmal muß Heinrich sich wohl oder übel darein ergeben, seinen Geburtstag mit Advokaten und Vormündern znzubüngen, Rechnungen ent- aegennehmend und Quittungen unterzeichnend. Sein Trost ist, daß er schon drei Tage darauf ein anderes, ibn weit mehr interessierendes Dokument unterschreiben soll, und zwar in der e von Neudorf. Ich weiß es, Ida. Ich fürchte aber, daß ich chn nicht so lieben kann, wie er es verdient." „Du quälst dich selbst mit solchen Gedanken. Glaube mir, Martha, die Liebe zu einem guten Manne wächst mit jedem Tage. Wenn ich meinen Mann auch ohne Liebe geheiratet hätte, würde ich deshalb doch jetzt nicht weniger glücklich sein. Wenn du Heinrich nur genug liebst , um chm angehören zu wollen, — das übrige findet sich ganz von selbst. In sechs Monaten wirst du selbst über deine heutigen Be fürchtungen lachen. Nur vor einem hüte dich, Martha! Wenn du in deinem Herzen auch nur einen Funken Liebe für einen andern Mann fühlst, so sage es Heinrich und brich das Ver hältnis mit ihm ab. Einen Mann zu heiraten ohne Liebe kann unter Umständen erlaubt sein, aber dem einen Treue zu versprechen, während man sich nach dem andern sehnt, — o nein, Martha, lieber, als ich dies von dir wüßte, würde ich dich tot sehen." „Aber, Ida," sagte Martha, ihre Schwester schüchtern ansehend, „wen anders als Heinrich habe ich Gelegenheit zu lieben gehabt?" „Das mußt dll mich nicht fragen! Das weißt nur du allein." „Fürchte nichts, Ida, ich werde nur den Mann heiraten, den ich liebe. Wenn ich nur wüßte, daß ich ihn« Glück brächte!" „Ich begreife nicht, was du fürchtest; die Zukunft liegt so rosenfarben vor euch." „Das ist es eben, was mich unmhig macht. Als du heiratetest, sah alles schwarz um dich aus, und dann wurde es rosig. Bei unS steht alles rosig aus und deshalb " nicht gegen FaureS Präfidentschaft richtet. Natürlich wird die ganze Sache von der General- stabspresse entschieden geleugnet. "Der vielgenannte Negerhäuptling Samory befindet sich mit seiner ganzen Familie und allen Häuptlingen seines Stammes in der Gefangenschaft deS französischen Kapitäns Gourand. Samory selbst wurde von dem Lteutnant Jacquin auf der Flucht ergriffen. Es wurden außerdem 400 Gewehre, 90 Kisten mit Patronen und eine Kanone erbeutet. Durch diesen Sieg ist der Zweck der Operationen er füllt. Für die französischen Jüteressen in West afrika ist dieser Fang von höchstem Wette, da ein solcher Erfolg voraussichtlich den langwierigen Beunruhigungen in den oberen Nigergebieten in ähnlicher Weise ein Ziel setzen würde, wie seiner Zeit die Gefangennahme Abd el Kaders in Algerien die Hauptkraft des Widerstandes der Araber brach. Schweiz. *Der Genfer Staatsanwalt hat die An klageschrift gegen Luccheni beendigt. Die Anklage lautet auf Meuchelmord und bean tragt die schwerste Strafe, welche das Genfer Gesetzbuch kennt, nämlich lebenslänglichen Kerker. Bei der Verhandlung am 3. November werden aus Wien die Hofdame Gräfin Sztaray, General Berzevicy und einige Dienstpersonen ans dcni Neisegefolge der Kaiseün als Zeugen erscheinen. England. *Um den Rückzug Frankreichs aus Faschoda zu erleichtern, ist nichtamtlich vor geschlagen worden, die ftanzöstsche Regierung möge Marchand zu ihrem Konsul im Sudan mit dem Amtssitz in Faschoda er nennen. Dann brauchte die französische Flagge in Faschoda nicht niedergezogen zu werden. Marchand könnte unverzüglich nach der Er nennung Urlaub nehmen und mit seinen euro päischen Gefährten zeitweilig nach Frankreich zurückkehren. Belgien. * lieber eine geplante Congoreise des Königs der Belgier wird berichtet, König Leopold hege schon seit längerer Zett den Wunsch, sein afrikanisches Reich zu besuchen. Nun die ganze Congoeisenbahn fettig gestellt ist, auch die gefährliche Karawanenstraße zwischen dem Untercongo und Obercongo beseitigt ist, ist ein Haupthindernis der Reise geschwunden. Brüsseler offiziöse Joumale berichten, daß der König Leopold die beschleunigte Fertigstellung des neuen Schnelldampfers „Leopold II." be fohlen hat. Auf diesen Dampser, der für die Linie Antwerpen—Matadi bestimmt ist, will sich der König nach Afüka einschiffen und im Januar k. eine mehrere Monate dauernde Reise durch sein afrikanisches Reich unternehmen. Man darf darauf gespannt sein, ob diese schon so oft angekündigte Reise diesmal zur Ausführung kommt. Spanien. *Jn spanischen Regierungskreisen fängt man an zu glauben, daß die Friedenskon ferenz in Patts ergebnislos verlaufen wird und die strittigen Punkte durch ein Schiedsgericht geregelt werden müssen. Portugal. * Zum englisch-portugiesischen Afrikavertrag bemerkt die portugiesische Zeitung ,O Commercio do Porto': Während die Regierung noch immer den Wortlaut des mit England getroffenen Abkommens verheimlicht, erklären halbamtliche Blätter, daß die Verein barungen überhaupt nur für eine spätere Zu kunft Bedeutung haben würden. Demgegenüber können wir auf Grund sehr guter Informationen versichern, daß man englischerseitö schon jetzt alle Vorbereitungen trifft, um spätestens zu Beginn des nächsten Jahres die thatsächliche Verwaltung der Delagoabucht in die Hand zu nehmen. Man ivird demnach in der Lage sein, etwa am 1. Januar den Vertrag zu veröffentlichen und am 2. Januar in Lourenyo Marques die britische Fahne aufzuziehen. Rußland. *Der neue sinn ländische General- gonvernenr Bobrikow hielt am Donnerstag in Helsingsfors beim Empfange der Spitzen der
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