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Auerthal-Zeitung : 16.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189810164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18981016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18981016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-10
- Tag 1898-10-16
-
Monat
1898-10
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 16.10.1898
- Autor
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Nach kurzer Begrüßung beauftragte der Fürst den gleichfalls ins Zimmer getretenen Dr. Chry. sander, das Manuskript zu übergeben. „Ich habe/ äußerte er, „diesen Teil des Manuskripts ganz durchgesehen, mancherlei korrigiert und hin zugefügt. ES find wohl noch immer einzelne Lücken vorhanden, die ich bet der Korrektur aus- füllen will, wenn ich'noch dazu komme, da ich aber nicht weiß, ob diese Krankheit nicht zum Ende führt, so wollte ich wenigstens daS von , mir überarbeitete Manuskript übergeben. Mit dem weiteren Band, der hier auf meinem Schreib tisch liegt, ist eS eine andere Sache, der ist noch nicht so weit, könnte auchjedenfallS sobald nicht gedruckt werden.* DaS Manuskript brachten die Herren Adolf und Paul Kröner am anderen Tage nach Stuttgart, wo sofort der Satz her gestellt und eine geringe Anzahl von Abzügen gemacht wurde, deren Geheimhaltung in dem kleinen Kreise der Eingeweihten bis heute gelang. Nach Buchers Tode war es Dr. Ehrysander, welcher dem Fürsten bei der Niederschrift des Werkes behilflich war, während in den ersten Jahren der damalige Berliner Vertreter der .Allgemeinen Zeitung', Hugo Jacobi, und später der dem Fürsten infolge seiner litterarischen Thätig- keit näher getretene Prof. Dr. Horst Kohl durch teilweise Richtigstellung des Textes der einge- streuten Schriftstücke und der Daten sich um das Werk verdient machten. Horst Kohl wird nun auch die Herausgabe der „Gedanken und Erinnerungen" besorgen, welche sich aber auf Line kurze Einleitung und orientierende Fuß noten (Quellennachweise rc.) beschränkt. An dem Manuskript der Schriften selbst ist nichts geändert, nichts gestrichen. Von dem Werk werden im November d. zwei Bände zur Ausgabe gelangen. Dieselben haben folgenden Inhalt: 1. Kap. Bis zum ersten Vereinigten Landtag. 2. Kap. Das Jahr 1848. 3. Kap. Erfurt, Olmütz, Dresden. 4. Kap. Diplomat. 5. Kap. Krimkrieg, Wochen blattspartei. 6. Kap. Sanssouci und Koblenz. 7. Kap. Unterwegs zwischen Frankfurt urü> Berlin. 8. Kap. Besuch in Paris. 9. Kap. Reisen, Regentschaft. 10. Kap. St. Petersburg. 11. Kap. Zwischenzustand. 12. Kap. Rück blick auf die preuß. Politik. 13. Kap. Dynastien und Stämme. 14. Kap. Konfliktsministerium. 15. Kap. Die Alvenslebensche Konventton. 16. Kap. Danziger Episode. 17. Kap. Der Frankfurter Fürstenkongreß. 18. Kap. König Ludwig II. von Bayern. 19. Kap. Schleswig- Holstein. 20. Kap. Nikolsburg. 21. Kap. Der Norddeutsche Bund. 22. Kap. Die Emser Depesche. 23. Kap. Versailles. 24. Kap. Kulturkampf. 25. Kap. Bruch mit den Konser vativen. 26. Kap. Intrigen. 27. Kap. Die Ressorts. 28. Kap. Berliner Kongreß. 29. Kap. Der Dreibund. 30. Kap. Zukünftige Politik Rußlands. 31. Kap. Der Staatsrat. 32. Kap. Kaiser Wilhelm I. 33. Kap. Kaiser Friedrich. Fürst Bismarck spricht in den „Gedanken und Erinnerungen" ein letztes Mal zum deutschen Volk, zu der Welt. Mit der überlegenen Ruhe des Weisen, der ein großes, weltbewegendes Lebenswerk abgeschlossen hat, läßt er am Ende seiner Laufbahn die Bilder seiner Erinnerung, die Ereignisse und die bei denselben Mithandelnden, die Freunde und Genossen wie die Gegner noch einmal an seinem geistigen Auge vorüberziehen, um sie, je nachdem es ihn dazu drängt, mehr oder weniger zu erläutern und zu beleuchten und seine „Gedanken" an dieselben zu knüpfen. Wer dabei sensationelle Enthüllungen zu er halten hofft, wird enttäuscht werden. Wohl glänzen mitunter Helle Lichter des Humors oder — wo es sich um die Gegner handelt — der Satire aus diesen Darstellungen hervor. In der Hauptsache aber find es emste „Gedanken und Erinnerungen", welche der gewaltige Schöpfer der deutschen Einheit noch im Scheiden seinem Volk als letztes Vermächtnis hinterläßt. Uon Uah irrrb Fern. Kiel. Der größte Soldat der deutschen Armee, Ehmke aus Molfsee bei Kiel, der am 1. Oktober zur Reserve entlassen wurde, ist vom Kaiser aufgefordert worden, die Relse nach Palästina im kaiserl. Gefolge mitzumachen. Ehmke ist infolgedessen sofort nach Venedig gr ¬ au i sten . ">of Immelborn infolge mangelnder Beleuchtung reist- Tr stand bei der Leibkompante des ersten Garde-RegimentS zu Fuß, ist 2,08 Meter groß und hat das stattliche Gewicht von 286 Pfund. Während der Reise wird er die Uniform der Leibkompanie tragen. Met«t»>e«. Wie jetzt erst bekannt wird, ist der Wagen des Herzogs Georg von Meiningen der Fahrt vom Jagdschloß BIeß nach Alten- i in der Nacht zum Sonntag bei dem Bahn hof Immelborn infolge mangelnder Beleuchtung die Böschung hinuntergeftürzt. Der Herzog geriet unter den Wagen und zog sich Verletzungen an der linken Schulter und Hüfte — doch nicht gefährlicher Art — zu. Der Krttscher und Leib jäger blieben unverletzt. Trebbin. Amtlich wird gemeldet: Am 10. d. abends hat der Schnellzug in Cliestow einen auf dem Chauffeeübergang daselbst festae- fahrenen Möbelwagen überfahren, trotzdem die Haltestelle Cliestow bezw. der Uebergang nach beiden Richtungen hin durch Signale gesperrt war. Anscheine«, muß der Kutscher deS Wagens geschlafen haben, da der Wagen vom Ueberwege ablenkend, zwischen den Schienen stand und beide Geleise versperrte. Den vereinten Bemühungen des Wärters und des Kutschers gelang es nicht, den Wagen von dem Bahndamm zu entfernen. Verletzungen von Personen find nicht vorgekom men. Die Zugmaschine, die den Zug noch bis nach Luckenwalde gebracht hat, ist nur wenig beschädigt. Die Pferde des Wagens find unbe schädigt geblieben. Die Untersuchung ist einge leitet. Pasta«. Ein merkwürdiges Gerücht ist in Passau aufgetaucht. Der Magistrat, so raunen sich die Leute schaudernd in die Ohren, sei der Familie Bismarck einen erheblichen Bettag schuldig, dessen Rückzahlung ihm nicht möglich sei. Das unfinnige Gerücht hat eine Reihe von Dienstmädchen und andere kleine Leute veranlaßt, bestürzte Nachfrage zu halten, ob ihre — Spar einlagen verloren seien. Hannover. Die hiesige welfische.Deutsche Volk^Ztg.' hatte im Frühjahr die falsche Nach richt gebracht, daß der dortige Radfahrklub „Wanderlust" eine vom Fürsten Bismarck aus dem Sachsenwald erbetene eichene Fahnenstange habe bezahlen müssen. Jetzt muß das Blatt einen öffentlichen Widerruf bringen. Chemnitz. Als Kegeljungen dürfen Hierselbst nur Kinder über 12 Jahren mit tadellosen Schulleistungen fungieren. Macht der Kegel junge am Tage nach dem Kegelaufsetzen in der Schule den Eindruck der Erschlaffung, so muß die Erlaubnis zum Kegelaufsetzen sofort zurück gezogen werden. Dessau. Die Unterschlagungen des Stadt sekretärs Kliemt erreichen eine viel bedeutendere Höhe, als anfangs angenommen wurde. Bis jetzt find Fehlbeträge in Höhe von 40000 Mk. nachgewiesen. Köln. Auf der Mülheimer Heide wurde am Sonntag wiederum ein Raubmordversuch verübt und zwar an einem Herrn, der einen Spaziergang machte und sich plötzlich von Strolchen umringt sah, die ihm Uhr und Börse zu entreißen versuchten. Eine in der Nähe be findliche Militärpatrouille bemerkte den Vorgang. Es gelang ihr, zwei der Kerle festzunehmen und der Polizei zu überliefern. Säekingen. Der Bergsee von Säckingen, der von Scheffel im „Trompeter" besungene, ist verschwunden! Eine Steinwüste erstreckt sich da, wo sich sonst die Tannen in den Fluten des kleinen Gewässers spiegelten, und nur ein arm seliger Tümpel an der tiefsten Stelle erinnert daran, das sich hier früher die Hechte und Karpfen tummelten oder daß man auch wohl, wie zu Jung Wemers Zeiten geschehen, durch die Schuld ungeschickter Ruderer „einen nam haft alten Stiefel und 'ne plattgedrückte Kröte" fischen konnte. Der liebliche kleine See ist der Industrie zum Opfer gefallen; er mußte sein Wasser zum Betriebe der Säckinger Fabriken hergeben. Der Naturfreund aber, wie der Ver ehrer der Scheffelschen Muse sehen mit Betrübnis die verödete Stätte, deren Besuch nun dem Wanderer nur noch eine Enttäuschung bringt. Burg a. F. In einer Sandgrube im Dorfe Lemkendorf wurden von herahstürzenden Sandmassen vier Kinder, die dort spielten, ver schüttet. Nur zwei von ihnen konnten mit Auf gebot ihrer letzten Kräfte sich wieder aus dem Sande herauswühlen, während zwei Knaben im Alter von 7 und 12 Jahren, Söhne deS Land- mannS Karl Wilken, bei dieser Spielerei den Erstickungstod fanden. P«ts. Bet der Versteigerung deS Mobi liars ZolaS wurden die Strafsumme und die Kosten schon durch Veräußerung des ersten auS- gerufenen Objektes, eines SpeisettscheS im Stile Henris II., gedeckt. Der Verleger Fasquelle er stand den auf 150 Frank geschätzten Tisch für 32000 Frank. DaS Publikum rief: „Wir wollen den Wundertisch sehen!" Zwei Männer hoben darauf daS Objekt empor. Die Kläger erhielten daS Geld nicht, weil ZolaS Vertreter gegen die Versteigerung protestiert hatte. — In Saint-Patrice wurde der 82 jährige Pfarrer Flenrat mit seiner 65 jährigen Haus hälterin ermordet und daS Pfarrhaus geplündert. Der Pfarrer lag mst zerschlagenem Kopfe im Hausgange, die Magd in einem Zimmer des ersten Stockes. Man mutmaßt, daß diese zuerst umgebracht worden ist, und zwar während der Pfarrer zur Kirche war, daß die Mörder dann den Raub auSgeführt und schließlich den sie überraschenden Geistlichen erschlagen haben. London. Die City von London war am Freitag abend zwanzig Mimten in Stockfinsternis gehüllt, weil das elektrische Licht versagte. Wo Gas vorhanden war, half dieses auS, aber viele Läden in der City haben keine Gaseinrichtung. Es mußte also zu der altehrwürdigen Kerze Zu flucht genommen werden, soweit überhaupt welche zu bekommen waren. Denn die plötzlich ent standene Nachfrage überstieg wett das Angebot. In den Restaurants kam eS zu komischen Szenen, als die Mahlzeiten eine so jähe Unter brechung erlitten. — Fast zu gleicher Zeit ging auch in der Stadt Norwich daS elektrische Licht aus. Dort aber dauerte die Dunkelheit mehrere Stunden. Dover. Zwischen Calais und Dover hat der neue französische Postdampfer „Nord" seine erste Ueberfahrt gemacht und dazu nur 57 Mimten gebraucht. Das ist die kürzeste Frist, in der bis jetzt der Kanal je gekreuzt wurde. Kopenhagen. Schloß Bernstorfs, in dem vor wenigen Tagen die Königin Luise von Däne mark die Augen zur ewigen Ruhe schloß, ist zur Zeit die einzige bewohnte der vielen Be sitzungen des dänischen Königshauses. Bern storfs, ein verhältnismäßig kleines Gebäude, er hebt sich inmitten dichter Buchenwälder, an denen Dänemark so reich ist. Obgleich es sechs Meilen von Kopenhagen entfernt ist, hören erst dicht vor dem Park die zahlreichen Vorstadthäuser auf, die sich am Wege zwischen der Hauptstadt und dem modemen Bade Klampenborg am Sunde hinziehen. Die Einrichtung des Schlosses ist ziemlich altmodisch. Am gemütlichsten find das sogenannte Gartenzimmer und das Wohnzimmer, deren Einrichtung gediegen und freundlich ist. Das Eßzimmer ist fast nur mit allen Gemälden ausgestattet. Eine andere Besitzung der däni- chen Königsfamilie, das Schloß Fredensborg, >as mehr im Jnnem des Landes liegt, wird von den hohen Herrschaften seit dem Tode Alexanders III., der hier m jedem Sommer weilte, nicht mehr aufgesucht, da die Erinnerungen an Toten noch zu lebhaft und schmerzlich find. In der Residenz hat der König zwei Paläste. Der eine, der sich in dem sogenannten Palastviertel befindet, wird oft von der Prinzessin Karl von Dänemark bewohnt. Nahe dem Thorwaldsen- Museum befindet sich das zweite und größte Schloß, Chrifttanborg, das heute kaum mehr als eine Ruine ist. Vor einigen Jahren wurden be kanntlich die gesamten Wohnräume durch ein Feuer zerstört und sie find bisher noch nicht wieder hergestellt worden. Madrid. Auf der hiesigen Post find wieder einmal skandalöse Unterschlagungen von aus dem Ausland gekommenen Gelobriefen entdeckt worden. Der betreffende Beamte entkam. Alle Welt be klagt sich über die außerordentlich mangelhafte Einrichtung dieses Verwaltungszweiges. New Hork. Anläßlich der Ermordung George Saxtons, des Schwagers des Präsi denten Mac Kinley ist ein Frauenzimmer, namens Frau Anna George, auf den verdacht hin, an dem Morde beteilrgt zu sein, in Canton, Ohio, verhaftet worden. Frau George hat schon eine Anzahl Skandale hinter sich, tu die Saxton, ein reicher Junggeselle, verwickeu war. Scyston hat mehrere Jähre zu ihr in vertraulichen Be ziehungen gestanden. Kützltch verließ er sie und schenkte seine Aufmerksamkeit einem anderen Frauenzimmer. Sie hat ein Kleidergeschäst. DaS HauS. in welchem eS sich befindet, gehört Saxton. Die Einwohnerschaft sympathisiert mit ihr, und die Polizei entwickelt nicht gerade außer- ordentliche Energie. Präsident Mac Kinley ist von Washington zum Leichenbegängnis seines Schwagers Lgereist. Peking. Bor einiger Zett stellten die in einer Gilde vereinigten Maurer und Bauhand, weicker, deren Lohn etwa 1 Mk. bis 1,40 Mk. pro Tag beträgt, die Arbeit ein und forderten Lohnerhöhung. Die Behörde ließ die Streik lustigen verhaften. Die Führer wurden zum Tode verurteilt und die Teilnehmer am Streik nach den Fiebergegenden verschickt. Der Streik ward beendet. Grrichlshaür. Hannover. Eine richtige Diebeshöhle war hier seit sechs Jahrm ein HauS m dm besseren Straßen der Stadt. Die Ehefrau eines Tischlermeisters Steinhoff und fünf andere Fraum in demselben Hause betrieben gemeinsam dm Diebstahl und die Verwertung der gestohlenen Gegenstände. DaS Haupt dieser Diebinnen und Hehlerinnen war die genannte Steinhoff, die in guten Häusern Aufwarte frau war. Sie wußte mit solcher Vorsicht zu ent wenden, daß jahrelang auf sic kein Verdacht fiel, bis sie von einer Magd in einer gewaltsam geöffneten Kammer angctroffen wurde. Die Haussuchung ergab daS Vorhandensein von gegen 45V Diebstahlsobjetten. In Häusern, in dmm die Steinhoff nicht« zu thun hatte, führte sie, mit einem Wäschebeutel versehen, als Waschfrau ihre Diebereien auS. DaS Gericht ver urteilte sie zu fünf Jahr Gefängnis, die fünf anderm Angeklagtm zu ein bis sechs Monat Gefängnis. Leipzig. Aus Greiz ist der 7V Jahre alte ehc- malige Konditorgchilfe Hom aus Münsterbcrg zum Betrüger geworden. Obwohl er ein Vermögm von 14 500 Mk. hatte, gab er sich dem Armenamt gegen über als vermögenslos aus und bat um fortlaufende Unterstützung. Er hat nach und nach die Stadt um 1153 Mk. für Unterstützung, beziehentlich Aufwen dung für Krankenverpflegung und Kurkosten ge schädigt. DaS Larmericht verurteilte ihn zu 800 Mark Geldstrafe. Weil Hom all und gebrechlich ist und eine Freiheitsstrafe nicht würde aushalten können, wurde von einer solchen Abstand genommen. Srmte» Allerlei. Ein vornehmer junger Engländer war, versehen mit wirksamen Empfehlungen, in die Hauptstadt eines der sächsischen Herzogtümer ge kommen. Ein Hofherr führte ihn m der Stadt umher. Man gelangte an das Gartenhaus, das Goethe bewohnt hatte. „Hier hat," sagte der Führer, „Goethe im Sommer gewohnt? — „Soa?" antwortete der Sohn Englands. „Und uo uohnt er jetzt?" Gipfel der Ehrlichkeit. In St. Austell, einer kleinen Stadt Cornwalls, ließ dieser Tage ein Mann ausschellen: „Gefunden wurde außer halb der Gorrankapelle die Summe von sechs Pence (50 Pfennig). Wer sie verloren hat, möge sich an Herrn Whitehair, Kesselmacher und Orgelbläser, Easthill, St. Austell, wenden." — Es kostete dem guten Mann eine Mach seinen Fund so bekannt zu machen. Weiter kann die Ehrlichkeit kaum gehen! Edle Rache. Schneiderin: „So, gefällt Ihnen also das Kleid nicht, Madame, und Sie werden mir Ihre Kundschaft entziehen?" — Dame: „Allerdings, aber ich werde Sie meinen vielen Freundinnen empfehlen." Mädchengymnafium. A.: „Nun, find Sie mit den Fortschritten Ihrer Tochter im Mädchengymnafium zufrieden?" — B.: „O, ehr! Sie hat sich Heuer im Sommer in Karls- >ad mit ihrem Geschichtsprofessor verlobt." Unter Gaunern. „Was hast du denn für deine Uhr bezahlt?" — „Sechs Monate." Kindermund. Hänschen: „Papa, darf ein Vegetarier auch keine Wurst von einem Apfel schimmel essen?" sen, wie streng du " versetzte Martha, „»er anderen waren -eimniS." sich plötzlich an dir Andeutungen, war ich es. Warum verschwieg er mir, daß er wieder zu euch ging? Es war seine Schuldig keit, mir dies mitzuteilen, da ich ihn bei euch einsührte. Warum schrieb er mir nicht: Wünsche mir Glück, Martha Wellner hat mir ihr Jawort gegeben. Weil er es nicht wagte. Ich erfuhr nicht eher etwas von seiner Verräterei, als bis ich deines Vaters Brief erhieü, der meine Ein willigung zu deiner Heirat erbat." Er lachte laut auf. „Meine Einwilligung!" „Deshalb also nanntest du ihn falsch und gemein?'^ „War er nicht falsch? war er nicht gemein?" preßte Alfred zwischen den Zähnen hervor. „Aber, sei nicht so unvernünftig!" sagte sie. von seiner Heftigkeit erschreckt. „Ueberlege nur! Sollte Heinrich deshalb, weil du ihn bei unS einführtest, sagen: „Ich bitte dich lieber Bau mann, mir mitzuteilen, ob du Fräulein Wellner den Hof zu machen gedenkst; denn wenn dies nicht deine Abficht ist, so möchte ich so frei sein, es selber zu thun." Wäre daS nicht über alle Maßen lächerlich gewesen?" „Me du eS drehst, ja," erwiderte er, sich auf die Lippen beißend, „aber eS verhielt sich anders. Sein ganzes Benehmen zeigte, daß er mein Geheimnis kannte und mich absichtlich verdrängte." „Du darfst nicht vergesse dein Geheimnis gehütet haL' „Dir gegenüber, ja; ab» meine Absichten kein Geh«.'.... Sie erinnerte sich plötzlich an dir Andeutung«, die ihr Vater gemacht hatte und an die Ver mutungen, die ihre Bekannten in Neudorf gehegt Er hat seine Worte zögernd hervokgebracht und beobachtet jetzt mit heimlicher Spannung die Wirkung derselben. Er sieht, wie das Blut heiß in ihre Wangen steigt, um im nächsten Augenblick dieselben wieder zu verlassen und leichenblaß erscheinen zu lassen. Er sieht, wie ihre Lippen sich zu einer zornigen Entgegnung öffnen, aber lautlos wieder schließen, und wie ein scharfer Zug des Schmerzes um ihren Mund zuckt. Er hat seine Absicht erreicht und fährt sicherer als zuvor fort: „Du sagtest vorhin, ich habe mich mit Hein rich von Lestow überworfen. Du bist im Irr tum. Er kam zu mir und suchte Streit. Doch lasse» wir das, es macht nur ein Glied in der Kette der Beleidigungen argen mich auS. Der Rat den ich dir gebe, ist unbeeinflußt davon. Sein Glück kümmert mich wenig, aber um daS deine bin ich besorgt. Prüfe ihn! Und wenn du ihn treu und deiner würdig findest, so will ich wenn das Leben uns später wieder zusammen führt, gern seine Verzeihung erbitten für das Unrecht, das ich ihm in Gedanken gethan habe und will mich an seinem Glücke erfreuen, als sei eS mein eigenes!" „Du hast mich durch deine Worte in solche Verwirrung gesetzt," sagte Martha, „daß ich kaum weiß, was ich dir antworten soll. ES war Unrecht von dir, so zu sprechen, und ich hätte dir nicht zuhören sollen. Du darfst eS nie wieder chun und ich werd« nie mehr hierher kommen. Aber ich weiß, daß du eS gut meintest w darum verzeihe ich dir." »p, (Fortsetzung folgt.) hatten. Seine Stimme hatte einen weichen, gebrochenen Klang angenommen, sein Benehmen war demütig und niedergeschlagen. Sie fühlte, was er sagen würde, wenn er dürste. Seine Augen drückten deutlicher aus, als Worte es vermochten: „Ich liebte dich damals und liebe dich noch heute!" Sie möchte sich wegwenden und davonlaufen, aber sie kann nicht. Zitternd, mit gesenkten Augen geht sie neben ihm her. „Ich habe nichts zu meiner Entschuldigung anzuführen,", fährt er in derselben Weise fort. „Ich habe mich wie ein Wahnsinniger benommen, und muß die Strafe dafür jetzt tragen. Aber ich kann eS nicht ruhig mit ansehen, daß du geopfert werden sollst." „Geopfert?" Sie streicht die Thränrn auS den Augen und blickt ihn verwundert an. „Ja, geopfert! Was weißt du von diesem Manne, der um dich anbält, nachdem er dich kaum zwanzigmal gesehen? Was wissen deine Angehörigen von ihm? Und was weiß er von dir? Wahrhaftig, er würde Anstand nehmen, ein Pferd zu kaufen, daS er nicht besser kennte, als das Mädchen. daS er auffordert, seine Gattin zu werden! Und du armes, vertrauensvolles Kind, bildest dir ein, ihn zu lieben!" „Ich liebe ihn von ganzem Herzen," sagte sie warm. „Du bildest dir ein, ihn zu lieben," wieder holte er unerbittlich. „Du hast dich nicht ver kauft, daS weiß ich: aber du bist von de« einen gekauft und von dem andern verlaust worden. Du wirst daS einsrhen, aber erst, wem e« zu spät ist." „Und dankbar. Sage dankbar und glaube, daß ich es bin." „Du bist mir keinen Dank schuldig. Ich wollte etwas anderes sagen, aber ich habe kein Recht mehr dazu." „Hättest du es früher sagen dürfen?" fragte Martha schüchtern. „O ja!" „Dann sage es ruhig auch jetzt. Ich meine, was einmal recht ist, muß immer recht bleiben.'' „Ich wollte sagen: Arme kleine Martha! Mädchen wie du find zum Leiden geboren." „Oho Alfred" — sie raffte ihre ganze Unbe fangenheit zusammen — „wenn du dich mit Heinrich überworfen hast, so ist daS kein Grund, daß ich dafür leiden müßte." Er gab keine Anwort, es war ihm unmög lich, zu sprechen. „Wenn ich nur wüßte," sagte sie nach einer Pause träumerisch vor sich hin, „ob ich ihn glücklich machen werde." „Warum stellst du die Frage nicht anders? Hast du dich schon einmal ernstlich gefragt, ob er dich glücklich machen wird? Ein falscher .Freund kann auch ein falscher Gatte werden." < „Wie darfst du ihn falsch nennen?" MarthaS Augen funkelten. „Ich leide solche Reden nicht!" , „Gegen mich war er falsch! Er wußte > recht gut, daß ich dick liebte, und schlich sich ' hinter meinem Rücken in euer Haus, um dich mir zu stehlen. „Dir zu stehlen! Du hast nicht viel gethan, , um mich zu gewinnen. Du mußt von Sinnen sein, um so zu reden!" „Ich bin nicht von Ginnen, aber damals
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