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Auerthal-Zeitung : 14.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189810141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18981014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18981014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-10
- Tag 1898-10-14
-
Monat
1898-10
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 14.10.1898
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ntsetzlichen und aller Beschreibung spottenden instand« werden neu inftandgesetzt, dürsten der kaum gänzlich fertig werden, da die GrrichlshaUe. Berlin. Eine Anklage, die vor der Strafkammer des hiesigen Landgerichts verhandelt wurde, erregte lebhaftes Interesse von Besuchern der Rennplätze, denn sie drehte sich um die Frage, ob jemand, der für andere Aufträge bet Buchmachern bezw. in Wett« büreaull ausführt, weg« »Beihilfe zu» gewerbs mäßigen Glücksspiel' bestraft werd« kann. Der Kaufmann Benno Brass hatte sich weg« diese« Bergehen« zu verantwort«. Der Ursprung der An- klage ist im »Engltsh Buffet' zu suchen, da» einen Sammelpunkt der Sportwelt bildet. Dort verkehrte auch der Anaeklaate, der sich au« irgend einem Grunde, bet dem wohl die alte Frage »ou «t l» knww?" in erster Reihe steh« dürft«, die Mißgunst eine» Rival« zuzog. ES erfolgte eine Strafanzeige arg« ihn weg« verschied«« Strafthatm, die Unter suchung schmolz immer mehr zusammen und die jetzige Anklage weg« »Beihilfe zum gewerbsmäßigen Glücks spiel' bildet d« Winzig« Rest d« ursprünglich« Be schuldigung«. D« Angeklagte, d« Verbindung« «ft Jockeis, Train«» «. unterhält, ist bterdurch in d« Lage, die Chane« einzelner Rennpferde einigermaßen zu überseh«. Er wettet daher selbst häufig und ist vielfach von and«« Wettend« mit d« Anlegung von Gelbem bei WettbüreauS beauftragt Word«. In d« Ausführung dies« Aufttäge «blickt die Anklagebehörde das dem Angeklagten zur Last ge legte Vergehen. Auf Grund eine« Berichte» de» Kriminal-Kommissar» v. Manteuffel nahm der Staatsanwalt an, daß d« Angeklagte durch sein« Thätiakeit da» Gewerbe d« Buchmacher beför dert habe und zu dm »Schleppern für Wett büreauS' gehör«, deren Existenz Herr v. Man teuffel behauptete. D« Staatsanwalt beantragte gegen dm Angeklagten eine Woche Gefängnis und IVO Mk. Geldbuße. Gegen die von dem Kriminal kommissarin» vertretene Auffassung wandten sich die Rechtsanwälte Dr. Schwindt und Dr. JaroczynSki, indem sie in aller Ausführlichkeit die auf dm Renn plätzen herrschenden Usancen darlegtrn und die An sicht, daß es überhaupt Schlepper für WettbüreauS' gebe, als eine durchaus irrige hinstellte. Der Angeklagte sei jedenfalls ein solcher nicht, dmn kein Zeuge habe bekunden können, daß dies« von irgend einem Wettbüreau jemals Provision be zogen habe. Wenn der Angeklagte Aufträge Dritter bei WettbüreauS erledigte, so machte er sich dadurch keineswegs zum Gehilfen der Buchmacher, wie ja auch der Borg« gegen Wucherzinsen nicht al» Gehilfe des Wucherers und die Minderjährige die sich entführen läßt, nicht als die Gehilfin des Entführers sich strafbar macht. Der Angeklagte sei einzig und allein der Gehilfe derjenigen Wetter gewesen, die ihn beauftragt und bevollmächtigt hattm, für sie bestimmte Wetten abzuschließen. — Bei diesem Wettabschlusse handelte er im eigenen Namm für fremde Rechnung als Gegenkontrahmt der Buchmacher, zu derm Un gunsten er möglichst günstige Bedingungen für seine Auftraggeber herauszuschlagen wußte. Es sei bei großen Wettern, sowie bei Besitze«, Trainern, Jockeis rc. durchaus üblich, ihre Wetten nicht selbst abzuschlietzen, sondern hiermit Vertraumspersonen zu beauftragen. Teils wollen die Wetter aus gesell schaftlichen Gründen nicht mit dm Buchmachern in Verbindung treten, teils fehle es ihnen an Zett, haupt sächlich aber wollen sie sich von den Buchmachern und WettbüreauS nicht in die Karten sehen lassen, weil die Buchmacher, sobald sie wissen, wer unb wieviel ein gut informiert« Wetter auf ein bestimmtes Pferd wettet, sofort den Kurs entsprechend herabsetzen. Ein solcher Vertrauensmann sei der Angeklagte gewesen und es sei juristisch unhaltbar, aus dieser Thätigkeit eines Gegmkontrahentm eine Beihilfe zu konstruieren und jemand, dessen Interessen denjmigen des Buch machers gerade entgegen sind, zum „Gehilfen" des letzteren zu macken. — Der Gerichtshof erkannte im Anschluß an diese Ausführungen auf Freisprechung des Angeklagten. Hall. Nach zweitägiger Verhandlung wurde vom Schwurgericht der 30 Jahre alte Bauer Felix Jakob wegen Mordes, begangen an dem fürstl. Hohen- loheschen Forstwart Schmauder von Rohrklinge, zum Tode verurteilt. Jakob, ein berüchtigter Wilderer, hatte dm Schmauder, der ihn wieberholt angezeigt hatte, von rückwärts Niedergeschoss«. Die Geschworenen empfahlen ihn der Gnade des Königs. In Konstantinopel rüstet man sich eifrig zum Empfange des deut schen Kaisers. Die Zensurbehürde hat endlich den Zeitungen Freiheit gegeben, hierüber zu be richten, und täglich füllen diese lange Spalten mit Mitteilungen über die umfangreichen in Ausführung begriffenen Vorbereitungen. Aberselbst wenn dem nicht so wäre, müßte man, so schreibt der dortige Korrespondent der ,Franks. Ztg/, an der äußeren Physiognomie der Stadt erkennen, daß etwas Außerordentliches im Anzuge ist. Ueberall wird niedergerissen und aufgebaut, und Tag und Nacht sind Tausende von Menschen händen beschäftigt, um die Königin der Städte dem deutschen Kaiserpaar in bester Gewandung zu zeigen. Ob die Zeit ausreichen wird, die beabsichtigten Verbesserungen durchzusühren, ist gerichteter Mann wie er, pflegt es vorzuziehen, sich so wenig wie möglich sehen zu lassen." „Ein zu Grunde gerichteter Mann?" Martha fühlt, wie blaß sie wird. „Wer hat ihn zu Grunde richten können?" „Wer sonst, als er selbst! Hätte er keinen Wagen gehalten, während er keinen halten konnte, hätte er nicht Geld zu zehn Prozent ausgenommen, während sein Kapital ihm nur fünf Prozent einbrachte, und hätte er seinen Bemf Echt schon lange vernachlässigt, so brauchte er jetzt nicht nach Buenos Ayres zu gehen." „Er geht nach Buenos Ayres?^ Martha zittert so, daß sie nach der Lehne des nächsten Sessels greifen muß. „Ja/ sagte Onkel Gustav. „Es ist übrigens schade um ihn, das gebe ich zu. Bei seiner Klugheit und Energie hatte er die besten Aus sichten. Wenn er, wie andere Leute, sich damit begnügt hätte, die Leiter des Erfolges hübsch langsam Stuse für Stufe zu erklimmen, statt gleich ein paar Stufen auf einmal zu nehmen, so läge er jetzt nicht auf der Nase." „O, Onkel Gustav, wie kannst du so von Alfreds Unglück sprechen!" Aber Onkel Gustav wird von jemand anderem in Anspruch genom men und Martha bleibt mit ihrem bekümmerten Herzen allein. Sie verbirgt sich in einer Fenster ecke ünd läßt ihren Thränen freien Lauf. Sie denkt nicht mehr an Alfred Baumanns herrisches, selbstsüchtiges Benehmen, sie denk nur noch daran, daß er unglücklich ist, und unglücklich durch ihre Schuld. Sie überlegt hin und her, wie sie eS machen soll, um ihn wissen zu lassen, wie leid ihr sein Mißgeschick thut. Sie hat niemand, dem sie eine Botschaft austragen könnte, und verbringt die Nacht in Thränen und Unruhe. „Ich muß wissen, ob er seine-Praxis um unsertwillen vernachlässigt hat," flüstert Martha vor sich hin, während sie am nächsten Morgen statt ihres gewohnten Spazierganges fast un willkürlich dre Richtung einschlägt, An der seine Wohnung liegt. Sie hat ihn treffen wollen und doch schrickt sie zusammen, als sie ihn jetzt wirk lich auf sich zukommen sieht. Er zieht schweigend seinen Hut und tritt zur Sette, um sie vorbei zu lassen. „O Alfred, willst du nicht mit mir sprechen ?' Sie hatte sich vorgenommen.ihn mit -Sie" anzu reden, aber sein plötzlicher Anblick bringt das alte vertrauliche „Di? unwillkürlich auf ihre Lippen. „Ich wüßte nichts, das ich Ihnen mitzuteilen hätte," versetzte er steif. Aber sie läßt sich dadurch nicht abschrecken. „Ich möchte dir nur sagen, Alfred, daß wir nicht undankbar find, und daß dein Unglück uns sehr leid thut." „Darf ich fragen, wer unter dem „wir" ver standen ist?" „Onkel Gustav und ich, die andern wissen noch nichts davon." Sie blickt so besorgt und teilnehmend zu ihm auf, daß er sich gegen seinen Willen be sänftigt fühlt. „Wir können hier nicht stehen bleiben," sagt er in freundlicherem Tone, „wem es t recht ist, so gehen wir ein wenig in den Tsi.- garten/ »H, (Fortsetzung folgt.) Havre. Dir Menagerie Marck wurde der Gchausplatz eine» bluogen Dramas , dessen Heldin die berühmte Tieroändtgerin Seorgeville war. Ts war bereits 11 Uhr abends um man gab die letzte Vorstellung. Die Tierbändigerin ließ zum Schluß zwei Baren im HaupÜLfig ihre Kunststücke ausführen, als sich plötzlich die «ne der Bestien ms das junge Mädchen warf, e- zu Boden riß und ihm den Schenkel mit den Zähnen bearbeitete. Die Aufregung, die sich bei diesem Anblick der Zuschauer bemächtigte, war unbeschreiblich. Glücklicherweise befand sich der Besitzer der Menagerie, Marck, in der Nähe: er drang in den Käfig ein, und in kurzer Zeit gelang es ihm, Herr über das wütende Tier zu werden, daS seine Beute fahren ließ. Es war auch die höchste Zeit. Man trug die Verletzte in ihr LogiS, und die Aerzte konstatierten mehrere tiefe Wunden. Der Bär hatte der Unglücklichen in furchtbarer Weise den Schenkel zerfleischt. Jedenfalls hat Fräulein Georgevtlle, die kaum vor einigen Monaten bergestellt sein dürste, ihr Leben nur dem unerschrockenen Eingreifen des Heim Marck zn danken. Kopenhagen. Die Hamburgischen Blätter brachten vor 14 Tagen die Mitteilung, daß ein dortiger Kaufmann S. mit dem Ritterkreuz des Dannebrog-Ordens dekoriert worden sei. Die Dekoration sei ihm von einer Frau M., die sich als Hofdame der dänischen Königin ausgab, mit einem Schreiben überbracht worden, das mit den Worten schloß: „Ihre im Sterben liegende Luise." Es liegt hier natürlich ein grober Betrug vor. Im hiesigen Ordenskapitel weiß man nichts von der Dekoration des Herr S., und was die Frau M. betrifft, so ist sie eine frühere Schauspielerin, die sich mit einem reichen Ausländer verheiratete. Wie sie dem Her« S. die Ordensdekoration, die natürlich falsch ist, verschafft hat, ist noch nicht aufgeklärt. Man weiß nur, daß der betreffende Herr und die frühere Schauspielerin unlängst hier eintrafen, als sie aber den Tod der Königin erfuhren, die Hauptstadt wieder verließen. Brüssel. In der Nacht zum 8. d. wurde im Schnellzug Calais-Köln eme m einem Wagen abteil befindliche Dame von einem eindringenden Mann durch einen Faustschlag betäubt und ihres Koffers sowie einer Kassette mit 100 OVO Frank Wertpapieren beraubt. Als sie sich etwas erholt hatte, meldete sie den Vorfall. Nach den sofort vorgenommenen Recherchen wurde der Dieb in der Nähe von Mecheln mit zer schmettertem Kopf auf den Schienen aufgefunden. Er ist wahrscheinlich beim Abspringen gegen eine Telegraphenstange geschleudert worden. Die Dame ist schwer verletzt. Moskau. Im Kaukasus ist eine Georgierin, Daniela Barbara, die dort ihr Räuberunwesen trieb, endlich eingefangen worden. Zehn Jahre find es her, als ein junges schönes Mädchen aus dem Dorfe Bandza, im Gouvernement Kutaisa, verschwand. Es war Daniela Barbara. Seit jener Zeit wurde die schöne Georgierin, die sich der Ränberei ergeben hatte und Manns kleidung trug, fünmal durch die Polizei und durch Kosaken festgenommen. Die beiden ersten Male wurde sie wegen ungenügender Beweise frei gesprochen. Das dritte Mal entkam sic, das vierte Mal aber — entführte sie ihren Gefangen wärter, der heute, gleich ihr, Bandit ist. Die „Bande" Danielas hatte stets das Aeußere von eleganten Herren, und sie, das Oberhaupt, pflegte stets nur unter höflichem Salutieren ihre Opfer uni die Herausgabe alles Besitzes zu „bitten". Der arme Tropf hatte nichts von ihr zu fürchten; im Gegenteil, sie versah ihn mit Rubeln, Speise und Trank. Als im letzten Jahre der russische Polizei-Inspektor Eristow, in Begleitung von 12 Mann, bis zu den Zähnen bewaffnet, sich in die Berge auf die Suche nach der ver wegenen Georgierin und ihrer Bande begab, kam von dieser Expedition nur ein Mann zurück — die anderen waren im Kampfe mit den Ban diten geblieben. Es ist keine Kleinigkeit für ein junges, auf dem Lande ausgewachsenes Mädchen, sich plötzlich , in den Vergnügungsstrudel einer Großstadt ver setzt zu sehen. Es kommt Martha kaum glaub lich vor, daß sie thatsächlich in einer Woche zwei Bälle, zweiKonzerte und drei Theateraufführuugen mitgemacht hat. Heinrich ist der musterhafteste Liebhaber, den sie sich wünschen kann, immer guter Laune und dienstbereit, immer voll Bewunderung und Auf merksamkeit für sie. Am glücklichsten an ihrer Seite, zögert er doch nie, anderen diesen Platz abzutreten, Wenner glaubt, Martha damit einen Gefallen zu thun, und da er selbst kein be sonderer Tänzer ist, so sorgt er unermüdlich dafür, andere Tänzer, aufzusuchen und mit ihr bekannt zu machen. Wenn Modistinnen und Kleidermachcrinnen ihre Zeit nicht in Anspruch nehmen, fährt sie nüt Ida herum, um Einkäufe aller Art zu machen. Ihr Schwager, der wegen seiner Neigung, die kostbarsten Sachen zusammenzu kaufen, um sie seiner Frau als Geschenk nach .Hause zu bringen, von dieser schon ost gescholten worden ist, kann sich Martha gegenüber jetzt ungehindert dieser Liebhaberei hingeben und übertrifft sich selbst in geschmackvollen Einkäufen. So vereint sich alles, Marthas Glück zu einem vollkommenen zu machen. Das einzige, was .sie zuweilen vermißt, ist ein stilles Plätzchen im Freiem auf dem sie ihren Gedanken nach hängen kann. Sie hat zu lange einsam gelebt, um nicht dann und wann daS Ver langen zu empfinden, für ein paar Augen blicke ganz allein mit sich selber zu sein. Aber Karrte» Allerlei. Ei« Ehe - Kontrakt Friedrich Wil helms I. Die Einfachheit der Sitten noch am Anfänge des vorigen Jahrhnnders zeigt folgende Geschichte: Im Jahre 1728 hielt der Markgraf von Ansbach um die preußische Königstochter Friederike Luise an. Nachdem eine Zeitlang unterhandelt worden und die Prinzessin dem König ihre Neigung gestanden hatte, daß sie sich mit dem Markgrafen zu vermählen wünsche, sagte dieser zu ihr: „Wohlan, Gott gebe dir Glück und Segen l Aber höre, Luise, wir wollen zuvor einen Kontrakt miteinander machen. Ihr habt in Ansbach schönes Mehl, aber keine so guten Schinken und Würste, auch nicht in der Menge als hierzulande. Ich esse aber gern gute Pasteten. Du sollst mir also von einer Zeit zur andern schönes Biehl schicken und ich will dich dagegen mit Schinken und geräucherten Würsten versehen." Dieser Kontrakt wurde ge nehmigt und auch pünktlich gehalten. Verdächtige Gefälligkeit. Arretierter Strolch: „Dürst' ich dem Herrn Gendarmen vielleicht das Gewehr tragen?" »«- » fahrenden Personenzug abaefeuert. Di» Kugel schlug in ein Abteil zweiter Klasse unk pfiff dicht an dem Kopfe einer Passagiers vorbei. Bon dem Thäter hat man noch keine Spur. München. Auch in München plaidiert man für die Zulassung weiblicher Aerzte bei Kranken kassen. Die Agitation gewinnt erhöhtes Inter- esse in München dadurch, daß als Aerztin zur Zeit nur allein eine hochgestellte Dame, die Gräfin v. Geldem, Doktorin der Medizin, in Frage kommt. Die Gräfin Geldem war ehedem Hofdame in der Familie des Herzogs Dr. Karl Theodor, wo anscheinend alles Sinn für Medizin und Naturwissenschaften hat. Der Herzog Augenarzt, die Herzogin seine Gehilfin, die älteste Tochter, heutige Gräfin Törring, studiert Naturwissenschaften, die frühere Hofdame ist Aerztin! Köln. In Eichen wurde eine Frau von Dieben erschossen und eine zweite ihr zu Hilfe eilende Frau verwundet. Der eine der beiden Thäter wurde verhaftet, der zweite entkam. Münster. Hier wurde ein Schwindler ver haftet, welcher das Gewand eines Geistlichen trug und bei verschiedenen Geschäftsleuten Waren erschwindeln wollte. Unter anderem versuchte er, bei einem Uhrmacher eine goldene Uhr zu er langen, bei einem Optiker eine goldene Bnlle rc. Jena. Ein junger Streckenarbeiter, der dem auf dem Bahnhof Saalfeld in Thüringen an kommenden Personenzug ausweichen wollte, geriet -unter eine Rangiermaschine und wurde getötet. Wurzen. In Kabnitzsch mhte auf der Pfarre ein uraltes Recht, das in seiner Eigen tümlichkeit wohl einzig dastand. Der Geistliche war nämlich befugt, alltäglich aus der Erb- schenke „vier Schleifkannen Bier" für vier Pfennig und im Falle des Mehrbedarfs jede Kanne für fünf Pfennige holen zu lassen oder an Ort und Stelle zu trinken, mochte das Bier dort oder an anderen Orten auch noch so teuer sein. Darüber entstanden aber zwischen den Pfarrherren und den Erbschenken so vielfache Streitigkeiten, daß im gegenwärtigen Jahrhundert der Amtshauptmann von Lorentz zwischen dem Erbschenken und dem Pastor einen Vergleich ab schloß und vom Konsistorium zu Wurzen be stätigen ließ, wonach der Pfarrherr seit dieser Zeit ein aus jährlich 24 Thalern bestehendes, in Halbjahresraten auszuzahlendes Bierlegat empfängt. Strastburg. In Metz wurde vor zwei Jahren ein Oekonomiehandwerker namens August Detzlaff tot in der Mosel aufgefunden. In ver gangener Woche ist nun eine aus Belgien ge bürtige Dienstmagd hier als seine Mörderin verhaftet worden. Sie hatte mit Detzlaff ein Verhältnis, hatte dann aber nichts mehr von ihm wissen wollen und ihn gelegentlich eines Spazierganges, bei dem er ihr wiederholt seine Liebe gestand, in die Mosel gestoßen. Sie ge stand diese That einem Oberlazarettgehilfen, der darauf ihre Verhaftung veranlaßte. Prag. Der Kassierer der Sparkasse in Jungbunzlau namens Wild ist nach Ver untreuung von 107 000 Gulden nach Amerika geflohen. Lyon. Eine gefährliche Ballonfahrt hatte vor einigen Tagen die ftanzöstsche Luftschifferin Charli zu bestehen. Sie stieg von dem Hofe der Schule Lacanal in Perigneux in einem Ballon ohne Gondel auf, der mit erhitzter Luft gefüllt war. Bei der Abfahrt hakte sich der eiserne Ofen, durch den die Füllung des Ballons bewerkstelligt worden war, an einem Draht ein und wurde in die Lüste entführt. Natürlich konnte der Ballon aber wegen dieses Ueber- gewichtes nicht hochsteigen, sondern stieß fort während an die Dächer der umliegenden Häuser. Diese aufregende Fahrt, der die zusammenge strömte Menge ängstlich folgte, ging mehrere hundert Meter weit. Der Ballon fiel endlich auf das Dach eines Nebengebäudes des Schlosses Barriöre, wo Frau Charli, die ihre Geistes gegenwart nicht einen Aubenblick verloren und sich fest an das aus dem Ballon herabhängende Seil geklammert hatte, sich in Sicherheit zu bringen vermochte. Sie ist bei dem gefährlichen Abenteuer mit einigen unbedeutenden Verletzungen in Kopfe davongekommen. auch ein solches Plätzchen findet sie. Der schattige Tiergarten liegt nur zehn Minuten von dem Hause ihrer Schwester entfemt und bald gehört es zu ihren liebsten Gewohnheiten, dort unter den alten Bäumen eine Viertelstunde vor dem gemeinsamen Frühstück zuzubringen. „Liebste Ida/ sagte sie eines Tages, von einem dieser einsamen Spaziergänge zurück kommend, „könntest du nicht Dr. Baumann ein mal zum Mittagessen einladend" „Aber, Martha," erwiderte diese verwundert, „ich glaube nicht, daß Heinrich sich besonders darüber freuen würde." „Ich möchte ja eben, daß sie sich aus söhnten." „Zum Aussöhnen gehören zwei, meine Liebe. Bist du gewiß, daß Alsred sich aussöhnen will?" Martha muß ihr die Antwort auf diese Frage schuldig bleiben und nimmt sich vor, ihren Zweck auf andere Art zu erreichen. „Ich habe eine große Bitte an dich, Onkel Gustav," sagte sie ein paar Tage später, als dieser den Abend bei ihnen verbringt. „Was ist es, mein Kind?" Martha ist Onkel Gustavs größter Liebling und sie weiß es recht gut. „Du sollst Dr. Baumann sagen, daß es uns sehr freuen würde, wenn er einmal hierher käme; wir haben ihn schon lange nicht gesehen." „Hm, ich glaube kaum, daß er in seiner Lage in der Stimmung sein wird, Besuche zu machen." „In seiner Lage?" Martha starrt ihn ver wundert an. „Was ist ihm geschehe»?" -. „O, nichts Besonderes. Aber ein zu Grunde fraglich, da die jahrelangen Versäumnisse der BerwaÜuna M arge gewesen find. Die großen, mehrere Kilometer langen Straßenzüge vom Mldiz-KtoSk nach vtambul in ihrem geradezu ... ..... »gesetzt, dürsten kaum gänzlich fertig werden, da die Arbeiten wenigstens einen Monat zu spät be- gönnen wurden. Man wird die Straßenlücken mit Sand ausfüllen müssen, damit eine unge hinderte Passage möglich ist. Fertig bis auf die Elektrizität isthingeaen derMrrasM-KioSk, der zur Aufnahme des Kaiserpaares und seines Ge folges bestimmt ist. Das Programm entspricht so ziemlich demjenigen deS letzten Kaiserbesuches vor zehn Jahren. Nur kommt dieses Mal noch ein Ausflug auf den Anatolischen Bahnen bis nach Herake hinzu, wo die kaiserl. Teppichfabrik besichtigt werben soll. Wiewohl für den dortigen Aufenthalt nur wenige Stunden in Aussicht ge nommen find, hat der Sultan einen entzückenden KioSk errichten lassen, in welchem daS Dejeuner eingenommen wird. Bon Herake setzt das Kaiser paar die Fahrt auf der Anatolischen Bahn bis JSmidt fort und benutzt zur Rückfahrt die „Hohenzollern". Zur Erweiterung der Straßen find, insbesondere auf der Grande Rue de Pera, eine größere Anzahl von Häusern durch die Stadtgemeinde expropriiert und niedergeriffen worden. Meterhohe weißgefttichene Planken wurden auch dort aufgepflanzt, wo das prüfende Auge Schattenseiten entdecken könnte. Zur Ver schönerung tragen diese Pallisadengerüste aller dings nicht bei. Dagegen ist endlich an dem staatlichen Gebäude der deutschen Botschaft der kasernenartige Anstrich einer anderen Farbe ge wichen, die viel besser zu der Umgebung paßt, und auch die Sommerrefidenz der Botschaft mTherapia ist von Grund auf instandaesetzl worden. Die achtzig vom Sultan dem Kmserpaare auf der Palättinafahrt ä I» »ult« gestellten türkischen Offiziere werden sich ebenfalls unter den Schutz von Thomas Cook stellen. Das Palais zahlt für Unterkunft derselben an das Londoner Welt- reisebüreau 5405 Pfund. Den großartigsten Effekt verspricht die Illumination des Bosporus hervorzurufen. Das Palais hat für die kaiser lichen Schlösser eigens einen ganzen Stab von Pyrotechnikern aus Rom kommen lassen. Zu den Vorbereitungen des Kaiserbesuches gehört es auch, daß Hunderte von Geheimagenten aus genommen wurden, um die größte Wachsamkeit auszuüben. Die türkische Polizei steht im Ruse, sehr tüchtig zu sein, allein trotzdem ist man wegen der zahlreichen italienischen Arbeiter nicht nur im hiesigen Hafen, sondern auch in den Häfen der syrischen Küste etwas ängstlich. Die Polizei ist seit einigen Tagen damit beschäftigt, Listen dieser Leute aufzunehmen und alle Ver dächtigen und Beschäftigungslosen abzuschieben. Beim letzten Besuche des Kaisers war auch der Chef der Berliner Geheimpolizei mit einem großen Stabe in Konstantinopel. Möglicher weise werden auch jetzt Agenten der Berliner Polizei die Wachsamkeit der türkischen Behörden unterstützen.
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