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11. Jahrgang Freitag, den 14. Oktober 1898. Auerthal-Zeitung. Allgemeiner Anzeiger für die Stadt Aue «. Umgehung Inserat« die einspaltige Petitzeile 10 Pf-, amtliche Inserate die LorpuS-Zeile 2S Pf. Reklamen pro Zeile 20 Pfg^ Alle Postanstaltenund Tandbriesträger nehmen Bestellungen an. «tttwo«», srW"u. »-««tag», Mt S AamM-uSrätter«. Aroystun, Kute Krister, Aeitspi-g-r. «donrementsprei» ink>. der 3 wertvollen Beilagen vierteljährlich Verantwortlicher Redakteur: «Mil Hegemeister, A u e sErzgebirge.1 "V ^"Serlohn 1 Mk. Redaktion u. Expedition: Au«, Marktstratze. durch die Post 1 Ml. Nr. 122. Standesamt Aue bett. Nachdem die Geschäftsräume des Standesamtes nach dem Verwaltungsge bäude Mehnertstraße No. 14 verlegt worden sind, wird hiermit bekannt gegeben, daß Aufgebote an allen Werktagen nur Bormittags von 8 bis LI Uhr ent. gegen genommen werden können, während für alle übrige« StanVeSamtsge» schäfte die bisherige Expeditionszeit, d. i. an allen Werktagen von 8 bis 12 Uhr Bormittags, wegen des Umfanges der Geschäfte bestehen bleibt. Nachmittags bleiben die Geschäftsräume für den Verkehr mit dem Publikum geschlossen, da dem Standesbeamten für diese Zeit andere Dienstgeschäfte obliegen. Hierbei wird wiederholt darauf hingewiesen, daß jede Geburt eines Kindes innerhalb einer Woche und jeder Sterbefall einschlietzlich der Totgeburten späteste««? am nächstfolgenden Wochentage von dem zur Anmeldung Ver pflichteten bei dem unterzeichneten Standesanue anzumelden ist und daß die Anzei genden sich, wenn sie den Beamten des Standesamtes nicht persönlich bekannt sind, über ihre Person durch eine andere, dem Standesbeamten bekannte, glaubwürdige Person, oder durch Paß, Paßkarte, Trauschein, Familienstammbuch oder sonstige Le- gitimationspapiere auszuweisen haben. Aue, den 11 Oktober 18S8 Königliches Standesamt. Markert. Feldverkaus in Zschorlau. Die zu unserem Gute (Klötzergut) in Zschorlau gehörigen Felder sollen Montag, de» Ä4 Oktober 18S8 in einzelnen Parzellen versteigert werden. . Kauflustige wollen sich am genannten Tage Borm. LV Uhr nn Restaurant von Oskar Röbert in Zschorlau einfinden. Der Rath der Stadt Aue. vr Kretzfchnrar. Wendler. Zur Kaiserreise. DaS deutsche Kaiserpaar wird Palästina nicht iin Pil- gergewande ^durchziehen, ^nian reist im modernen Stile. Die Zelte des Kaisers sind luxuriös ausgestallet, das Tafel geschirr ist von Silber. Unter den Zelten darf man sich bei * den Reisen im heiligen Lande nicht etwa die unscheinbaren Biwakzelte vorstellen, die wir von den Manövern her gewöhnt find; in Wirklichkeit sind es dekorirte Häuser aus schweren Stoffen, sie werden ein Gefolge von nahezu 100 Personen fürstlich beherbergen. Eine ganze Armee von Dolmetscher»', Köchen, Aufwärtern und Dienern aller Art sind engagiert, - man spricht von annähernd 1000 Mann. Dienstag den Sb. Oktober landet der Kaiser in dem kleinen Hasen Haifa am Fuße des Berges Karmel. Tags daraus fährt er von dort der Küste entlang nach Cäsarea und erreicht am 27. Oktober Jaffa, das berühmte Joppe der heiligen Schrift. Dort wird da- HauS des Gerbers Simon besucht (Apostelgeschichte 10, 32) und dann zu Wagen über die historische Ebene von, Saron nach Latrun gereist. Es fährt zwar eine Eisenbahn von Jaffa nach Jerusalem, die aber die heili gen Stätten nicht berührt, deshalb hat der Kaiser für den Heimweg auch auf ihre Benützung verzichtet. Der , Kaiserliche Zug folgt dern Thals Ajalon, wo Josua den Mond stille stehen hieß, ersteigt das Gebirge Juda bei Kirjath Jearim und kommt „60 Feldwegs weit" vonJe- *rusalem an dem Flecken Emmaus vorüber. Bald nach her kommt Jerusalem in Sicht, und der Kaiser hält sei- nen Einzug durch das Thor von Joppe, vorbei am Thale Gihon und am Töpfersacker. Zur Kirche des heiligen Grabes geht die Prozession zu Fuß. Wohnen wird der Kaiser nicht in der Hauptstadt, sondern in einem Lager nahe herbei. Der nächste Tag fällt auf einen Sonntag, für welchen Gottesdienst sowohl in Betlehem in der Kir- <che der Geburt Christi als aus dein Oelberg vorgesehen ist. Am Montag, den 31. Oktober findet die Einweihung der Erlöserkirche statt. Vorn 1. vis zum 4. November lassen die offiziellen Empfänge der türkischen Behörden, der fremden Konsuln, der Johanitcrritter von Jerusa lem u. s. w. nur soviel Zeit übrig, um Jericho, de» Jord-an, die Kapelle der Versuchung in der Wüste und das Tote Meer zu besuchen. Ain 5. November schisst sich der Kaiser in Jaffa wieder ein und fährt nach Hai fa zurück, um von diesem Hafenplatz aus zu Pferd und zu Wagen den heiligen Stätten Galiläas einen Besuch abzustatten : Nazareth, dem Berg Tabor mit seiner pracht vollen Aussicht, nach Osten auf das Jordanthal und das Gebirge Gilead, nach Westen auf das Mittelündische Meer; endlich dem See Tiberias. Das Lager wird am Fuß des Bergs der Seligkeiten, des Schauplatzes der Bergpredigt, ausgeschlagen. Am 9. November lichtet der Kaiser die Anker in Haifa und fährt nordwärts nach Beyrut, von wo ein Sonderzug ihn und sein Gefolge nach Damaskus führt. In Damaskus ist das europäische Hotel für den Kaiser mit Beschlag belegt. Damaskus, .die „Perle ces Ostens", in Rosenknospen und Orange blüten gebettet, ist nicht nur die älteste, sondern auch die schönste Stadt des Orients. Die Häuser der wohl habenden Klasse haben marmorgepflasterte Höfe, von al- ten Bäumen beschattet und Springbrunnen und Quel len gekühlt. Die Straßen sind eng, die beste ist „die ^Äafs^ die da heißet die richtige". In Damaskus wird das HauS Judas besucht, wo AnaniaS nach Saul ge fragt hat, und der Bazar Naiman des Syrers, der schö ner und reicher sein soll als die Bazare Kairos und Konstantinopels. Den Schluß der Reise bildet ein Aus- flug nach den Ruinen von Heliopolis mit ihren Cyklo- t penmauern, wo nacheinander Perser, Griechen und Rö- rner geherrscht und nach den Tagen des Glanzes Araber R und Tartaren geplündert haben. Die Ruinen der Trüm- v mrrstadt sind ausgedehnter als diejenigen von Rom und fachen In ihr« Ansamkit eins« ergreifenden Eindruck Mittwoch, den 16. November, tritt der Kaiser von Bey rut aus die Heimreise an. Aus dem Auerthal und Umgebung. Mtithettnn-en von localem Jnlereffe stud Ser ««»actio» stets willkommen. „Vom IS. Oktober ab werden die Theinehmer der Fernsprecheinrichtung in Aue (Erzgeb.) zum Sprechver kehr mit den Bayrischen Fernsprecheinrichtungen in Arz- berg, Angoburg, Bamberg, Bayreuth, Erlangen, Forch heim, Fürth, Helmbrechts, Hof (Konradsreuth), Kirchenle- mitz, Kronach, Kulmbach, Lichtensels, Marktredwitz, Münch berg, München (Pasing und Ismaning), Nürnberg, Ober kotzau, Regensburg, Schwarzenbach a. Saale, Selb, Wei ßenstadt, Würzburg, und Wunsiedel zugelassen. Die Sprechgebühr für ein gewöhnliches Dreiminu tengespräch beträgt 1 Mark." Freitag und Sonnabend, den 14. und 15. Okt. 1898 werden wegen Reinigung der Geschäftsräume des Kögl. Amtsgerichts Schneeberg nur dringliche Sachen erledigt. Morgen Freitag nachm. 3 Uhr gelangt in Aue ein neuer Salonschrank, 1 Kommode, 1 Bettstelle, 1 Plüsch- garnitur, bestehend aus Chaiselongue und 2 Fauteuils, 1 Regulator u. V. m. meistbietend gegen sofortige Be zahlung öffentlich zur Versteigerung. Bieter sammeln sich in Leonhardt's Gasthaus. Vermischtes. — In Dippoldiswalde wurde der Gerichtsvollzieher Ak tuar Streblow wegen Unregelmäßigkeiten in der Kasse ver haftet und ans Landgericht Freiberg abgeliesert. — In einem Zittauer Hotel mieteten sich ein Herr und eine Dame als Ehepaar ein. Am andern Morgen kam der Herr blutüberströmt in ein anderes Fremdenzim mer gestürzt. Das Personal eilte herbei und fand die Dame leblos in dem von beiden bewohnt gewesenen Zim mer vor. Sie hatte einen Schuß in die Schläfe und der Mann drei im Kopfe, welche nicht lebensgefährlich sein sollen. Die Sache ist zur Zeit unaufgeklärt, da der Mann, welcher nach dem städtischen Krankenhaus übergesührt wurde, ganz verwirrte Antworten giebt. — Es sind letzt SO Jahre verflossen, daß ein souoer- närer deutscher Fürst, Heinrich der 72., Fürst von Reuß- Lobenstein-Ebersdorf, Mitregent von Gera, infolge eines in seinem Lande ausgebrochenen Ausstandes abdankte. ES ist dies derselbe Fürst, der 1826 seine gesamte Streit macht gegen die bei dem Dorfe Harra zusammengetrete nen Bauern marschieren ließ, die ihre Häuser nicht bet der Magdeburger Feuerversicherungsgesellschaft versichern wollten, wie es der Fürst angeordnet hatte; es gab bei dieser Attacke 17 Tote und viele Schweroerwundete. Doch nicht nur durch die „Schlacht bei Harra" ist dieser Fürst bekannt geworden, auch dadurch, daß Lola Montez eine Zeit lang in der Residenz Ebersdorf meist mit der Peit sche in der Hand- an Stelle des Fürsten das Regiment führte, bis der Fürst, ihrer überdrüssig, sie des Landes verwies. Im März 1848 entfachten eine Hand voll Stu- denten und Kandidaten die Revolution. Heinrich der 72. glaubte durch Proklamationen den Sturm beschwören zu können, doch mußte er von Ebersdorf nach Gera Mchten und auch von dort wurde er durch eine Sturmpetttion vertrieben. Er nahm seinen Aufenthalt aus dem Gut Guteborn in der Lausitz und erließ von da sein „Letztes Wort an sein Volk". Bald folgte eineAbdankungSstnzetge, die mit den Worten begann: „Meinen zahlreichen aus- wärtigen Freunden und Bekannten die Anzeige, daß ich die Regierung niedergelegt habe." Später nahm der Fürst seinen Aufenthalt in Dresden und starb dort am 17. Februar 1SÜS. Da- Reußenland hat er nach seiner Ab» dankung nir wieder betreten. — Eine auffallend große und vollkommen gesunde Nase hat vor kurzer Zeit der Operateur Dr. Joseph in Berlin an einem Herrn mit vorzüglichen Erfolg verklei nert. Der betreffende Herr, welcher durch die auffallende Beschaffenheit seiner Nase stets der Zielpunkt billigen Spottes war, kränkte sich so sehr darüber, daß er nahe daran war, in große Schwermut zu verfallen, weshalb er sich dieser Operation unterzog. Die zu lange Nase war mit einem unschönen Höcker behaftet und stand zu weit aus dem Gesicht hervor. Innerhalb einer Stunde waren die überflüssigen Knorpel-, Knochen- und Fleisch teile entfernt. In 13 Tagen waren die Munden verheilt, und der Mann hat jetzt eine tadellos schöne Nase. „Richard Wagner, Bülow und ich" — so erzählte einst Liszt — waren noch ziemlich junge Leute, als wir in Leipzig gemeinschaftlich wohnten und em lustiges Leben führten. ,Das heißt: lustig war blos ich, denn Wagner war schon damals in politischer und philosophischer Gährung begriffen und die prosaische Gegenwart befriedigte selten den etwas anspruchs vollen Idealisten der Zukunft. Bülow nannten wir schon damals den „Kritikus" und wir — besonders ich — fürch teten immer ein Bischen seine scharfe Zunge. Natürlich hat ten wir alle drei gewöhnlich zu wenig Geld. Trotzdem stell- te Wagner an die gemeinsame, oft sehr magereKasse zu gro- ße Anforderungen. Er konnte die Geldmisere absolut nicht ertragen, und wir bemühten uns, ihn dieselbe so wenig al- möglich fühlen zu lasten. Nach einem langen, herrlichen Spät sommer war es plötzlich empfindlich kühl geworden und der nervöse Wagner litt unter diesem raschen Temperaturwechsel. Er wollte sofort ein geheiztes Zimmer haben. Zwei Tage lang dauerte zwischen ihm und Bülow die Debatte, ob an gesichts der reduzierten Kaffe Holz gekauft werden sollte. Ich wurde nicht gefragt, denn Bülow wußte, daß ich sofort nach geben würde, aber als verantwortlicher Schatzmeister meinte, es sei einfach lächerlich, im Monat September schon einzuhei- zen. „Ich erfriere aber!" schrie Wagner wütend, worauf ihm der unerbitterliche Bülow den Rat gab, sich draußen warm zu laufen oder sich von seiner Muse einheizen zu las sen. Und über den wohlfeil boshaften Rat lachend, verließ Bülow mit mir das Zimmer. Wie erstaunten wir jedoch, als wir zwei Stunden später heimkamen und Wagner in einer stark überheizten Stube fanden. Er saß am Schreib tisch und war ganz vertieft in seine Arbeit. Sein Gesicht war stark gerötet. „Woher?" — begann Bülow, aber das Wort blieb ihm im Halse stecken, denn ein Blick ins Zimmer belehrte ihn, womit Wagner sich geholfen hatte. Sämtliche Stühle und unsere Arbeitstische lagen als Krüppel am Fuß boden. — Wagner hatte ihnen die Beine abgeschlagen und damit Feuer gemacht. Bülow war sprachlos vor Wuf. Ich aber stand an der Thür und lachte Thronen über die geni ale, wenn auch etwas gewaltsame Art, sich zu Helsen. Bü low jammerte, daß wir nun der Hauswirtin Tische und Stühle ersetzen müßten und selbst nun weder niedersetzen noch arbei ten könnten. Boshaft erwiderte Wagner: „Ich habe, was ich brauche I — Leute, die wie Ihr beide so gern spazieren gehen, brauchen weder Tisch noch Stuhl. Hättest du recht zeitig Geld hergegeben, dann lebte Euer kostbares Mobiliar jetzt noch — du hast es so gewollt! — Brennholz wäre al lerdings billiger gewesen I" Am nächsten Lage bekam ich eine kleine Summe Geld und kaufte Brennholz und neue Tische und Stühle. Wagner suchte für sich sofort das Beste aus, ich aber sagte lachend zu ihm: „Du, hör' mal! Die neuen Möbel laste ich aber gleich gegen—Feuer versichern!" ISS.ooo N«i«k kür nur S Nil. SS PH. ru ,«»innen, diese gün stige Belegenheit bietet die „WohlsahrlSlotterie", von welcher der heutigen Ausgabe unseres Blattes ein Prospect des Bankhauses Robert Th. Schröder in Berlin beiliegt; von dieser gewiß selte nen Gewinn-Chance sollte man umsomehr Gebrauch machen, da da» genannte Bankhaus fortgesetzt von ganz besonderem Glücke begünstigt ist; so fielen erst in jüngster Zeit wieder M. 200,005 und in den letzten Jahren Hauptgewinne von 800,000 M. 400,000 M, 4mal LOO,000 M., ümal 200,000 M-, «eitere » 150,000 90,000 R., 80,000 M., 70000 M., tzO.OOO R. «. n, «ff Loos», »Ach, hfl Schröder -««ft «arm.