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Auerthal-Zeitung : 09.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189810095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18981009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18981009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-10
- Tag 1898-10-09
-
Monat
1898-10
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 09.10.1898
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yuhrknecht fich tapfer wehrte, kam auch schon der Eigentümer und befreite den Mann aus seinen nicht geringen Nöten. Elberfeld. Ein gewaltsame» Ende bereitete sich am Sonntag abend der Geschäftsreisende Isidor Katt auS Berlin hier in einem Hotel. Satt wohnte dort bereits zwei Tage, ohne daß ryan ihn hätte bewegen können, seinen Namen ins Fremdenbuch einzutragen. Der Besitzer des ,< Hotels ersuchte ihn deshalb, auszuziehen. Katt, der seine Zimmerthür von innen verschlossen hatte und nicht öffnen wollte, antwortete, er werde fich erschießen, man möge zwei auf dem Tisch liegende Briefe zur Post bringen. Nun mehr ließ der Hotelbesitzer einen Postzeibeamten und einen Schlosser rufen. Auf die Aufforde rung des Beamten, die Thür zu öffnen, rief Katt wieder: „Ich erschieße mich!" Inzwischen war ein Schlüssel zur Stelle und die Thür wurde aufgeschlossen. In demselben Augenblick krachte ein Schuß, Katt hatte fich eine Revolver kugel in den Kopf gejagt. Ueber das Motiv zur Tchat ist noch nichts bekannt. Posen. Einem Professor des Priester- Seminars wurden vor kurzem während der Ferien durch Einbruchsdiebstahl in seiner im Seminargebäude belegenen Wohnung 600 Mk. in barem Gelde und eine Reihe Wertsachen ge stohlen. Der Dieb ist jetzt ermittelt und ver haftet worden, und zwar durch einen Geheim polizisten, der sich mehrere Tage im Seminar anfhielt. Der Einbrecher war bisher Aufwärter im Seminargebäude. Straßburg. Auf sonderbare Weise kam der Lehrjunae eines Schlossermeisters in Mar- kirch ums Leben. Ein anderer Arbeiter hotte , gerade ein glühendes Eisen aus dem Feuer, um es auf dem Amboß zu schmieden, als der Lehr ling rückwärts und gerade auf das glühende Eisen fiel. Dieses drang ihm tief in den Rücken und verletzte noch die Lunge. Der unglückliche Knabe starb bald darauf. Budapest. An den ungarischen Universitäten eröffneten fich vor anderthalb Jahren den Frauen die Pforten dreier Fakultäten (Medizin, Pharmazie und Philosophie) unter den gleichen Bedingungen wie den Männern. Zur Zeit ist die Zahl der Budapester Univerfitätshörerinnen 10, von denen 3 der medizinischen und 7 der philosophischen Fakultät angehören. Sämtliche Hörerinnen be saßen das Lehrerinnen-, teils auch das Ober lehrerinnendiplom, unterwarfen sich aber dennoch dem Abiturientenexamen. Erst mit ihrem Reife zeugnis betteten sie die Schwelle der Universität, wo sie immatrikuliert werden, um nach Absol vierung der Studienjahre ihre Doktor-, Staats und Gymnasiallehrerinnen-Examina bestehen zu können. Paris. Bei der am 11. d. stattfindenden öffentlichen Versteigerung der Möbel Zolas wird der Schriftsteller Mirbeau 30 000 Frauk für den ersten unter dm Hammer kommenden Gegen stand bieten und somit die Versteigerung ab brechen. Bern. Von dem Ballonflug über die Alpen, den der Luftschiffer Spelterini von Sitten (Schweiz) aus mit dem Ballon „Vega" unter nahm, liegen noch folgende Meldungen vor: Der Ballon „Vega" trieb nach seinem Aufstieg in nordwestlicher Richtung über die Berner- Alpen und den Jura und landete glücklich in Pranthoy zwischen Langres und Dijon. Die höchste Höhe, welche der Ballon erreicht hat, beträgt 6300 Meter. Der von Dr. Berson und Spring geführte Ballon der internattonalen Fahrten ist, nachdem er eine Höhe von 7400 Pieter erreicht hatte, bei Burg glatt gelandet. (Der Ort Burg ist leider nicht näher bezeichnet; von den vielen Ortschaften dieses Namens zählt die Schweiz allein drei.) Schaffhausen. Das Kantonsgericht hatte kürzlich zwei Mörder, einen gewissen Brütsch und den Italiener Zecchinati, zum Tode ver urteilt. Von beiden wurde ein Begnadigungs gesuch eingereicht, über welches der Große Rat zu entscheiden hatte, dem alle Todesurteile zur Bestätigung vorgelegt werden müssen. In ge heimer Abstimmung stimmten in dem Falle Brütsch 37 Mitglieder für und 36 gegen die , ' ^essttafe, im Falle Zecchinati 38 für und 84 gegen die Todesstrafe. Da nach dem Gesetz zwei Drittel der Mitglieder deS Großen Rats für daS Todesurteil stimmen müssen, damit das selbe rechtskräftig wiä>, 'hier jedoch in beiden Fällen diese Zweidrittel-Mehrheit nicht erreicht wurde, find die beiden -um Tqde Verurteilten -u lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt worden. Odessa. In dem nahen Dorfe Freifeld wohnt ein armer deutscher Schneider namens Johann Berner. Sein Sohn JaM wAatr in Berlin und hatte seit 18 Jahren keine Nachricht von sich gegeben. Kürzlich kehrte Jchdpb nach Rußland zurück. Er fuhr um der EiseMchn bis zur letzten Station vor Freifeld und mietete dott eine Fuhre, die ihn nach dem Heimatdorf bringen ollte. Der Fuhrmann Drushinow hatte erfahren, >aß sein Passagier Geld habe; untevwegs -er- chmetterte er ihm mit einem Deilfchlag den köpf. Hierauf untersuchte er ihm die Taschen, rn denen er 860 Mk. deutsches und SO Rubel russisches Geld fand. Im Dorfe wurde es bald bekannt, daß Drushinow deutsches Geld habe. Dem Schulzen schien das verdächtig, und bei der von ihm angestellten Untersuchung gestand Drushinow seine That ein. Die Leiche des jungen Bemer wurde an dem angegebenen Orte gefunden. Drushinow wmde verhaftet. — Ein furchtbarer Sturm wütete mehrere Tage an der Südwestküste des Asowschen Meeres. Bei dem Leuchtturm von Kertsch- Jenikale sind 14 Segelschiffe untergegaugen, wobei über 120 Menschen ertranken: zahlreiche Leichen wurden ans Meeresufer angespült. Auch aus Anapa und Taman kommen Nachrichten über den Untergang von Schiffen und Menschen. Bombay. Die Todesfälle an der Beulen pest haben sich in der verflossenen Wpche in der Stadt von 127 in der Vorwoche auf 209 ver mehrt, während in der Präsidentschaft 4000 Todesfälle vorgekommen find. Auch in der Stadt Bengalore nimmt die Pest einen epi demischen Charakter an. Es find dort 124 Todes fälle vorgekommen. Aus anderen Bezirken werden mehrere Erkrankungen gemeldet. Gerichtshalle. Hirschberg. Freigesprochen wurde auf Antrag des Staatsanwalts der von der Strafkammer im vorigen Jahre wegen Betruges zu zehn Monat Ge fängnis verurteilte Förster und Gärtner Kirchner in Weoerau, Kreis Bolkmhain, der nun allerdings die Strafe verbüßt hat. Leipzig. DaS Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb ist jüngst auf einen Fall angewendct worden, an den der Gesetzgeber bisher nicht gedacht hat. Die Verfasserin eines Feuilleton-Romans „Das Märchen vom Glück" klagte gegen einen anderen Autor, der durch seinen Verleger das demnächstige Erscheinen eines von ihm geschriebenen Romans unter genau demselben Titel hatte ankündigen lassen, auf Unterlassung seines Vorhabens. Diesem Klage anträge wurde m allen Instanzen, daS Reichsgericht eingeschlossen, entsprochen, indem in der Ankündi gung des zweiten Romans eine auf Hervorrufung von Verwechselungen berechnete Handlungsweise ge funden wurde. Rosenberg, Westpr. Hier findet gegenwärtig ein Strafprozeß gegen den früheren Stadtverordneten- Vorsteher, jetzigen Rentier Reinhold Eppinger und Genossen statt, die fich wegen Betruges zu verant worten haben. Für die Verhandlung vor bet Straf kammer ist ein Zeitraum von acht Tagen in Aussicht genommen. Schwelm. Bei dem hiesigen Amtsgericht ge langte dieser Tage ein Prozeß um fünf Pfennig zur Verhandlung. Der Kläger wurde abgewiescn, weil er seine Ansprüche nicht hier, sondern bei dem Amts gericht in Haspe hätte geltend machen inüssen. Die für die Klage und den klägerischcn Rechtsanwalt entstandenen Kosten betragen ungefähr 40 Mark. Nunmehr hat der Verklagte seine Schuld von fünf Pfennig bezahlt, und somit hat sich sein Prozeß gegner die Hohen Kosten umsonst gemacht. Aus Petersburg. Nirgends ist wohl das Großstadt-Elend in so furchtbarer Weise ausgebildet wie in Peters burg. Man kann ohne Uebertreibung sagen, daß hier täglich 1500—3000 Menschen kein anderes Nachtquartier haben, als die Straße. Im Sommer geht es noch einigermaßen. Da verträumen die abgerissenen Gestatten die kaum dunkel werdende Nacht auf den Bänken der Alleen, kriechen 1» eme der vielen Brücken wölbungen oder lagern fich an den Böschungen der Kanäle, und die Posten stehenden Schutz leute tbun, als ob sie nichts sähen, dem die Polizeilokale würden'gar nicht auSreichen, um alle die obdachlos Gefundenen aufzunehmen. Schrecklich aber find die kühlen Frühlings- und Herbst- und die eisigen Winternächte, in denen fich dem Sttaßenpaffanten schon in wenigen Minuten dicke Eisstücke im Bart festsetzen. Wem die Kälte 10 Grad erreicht, dann heizt Peters burg seine Straßen, indem immer je einige Hausbesitzer zusammen einen großen offenen eisernen Ofen aufstellen und darin die Nacht hindurch Holz- oder Kohlenfeuerung unterhalten. In unbelebteren Straßen wird auch einfach ein Holzstoß auf dem kalten Schnee angezündet. Wenn diese ost bespöttelte Maßregel nicht wäre, so würden in Petersburg allnächtlich Hunderte von Menschen erfrieren. Das große Petersburg besitzt nm vier Nachtasyle, welche zusammen nicht mehr als tausend Personen beherbergen können. Die Mittel der aus freiwilligen Bei trägen bestehenden „Gesellschaft der Nachtasyle" sind äußerst beschränkt, und die Stadt selbst thut nichts für ihre Armen. Auf vielfaches Drängen haben die Stadtväter allerdings im vorigen Jahre ein auf hundert Personen berechnetes Nachtasyl bauen lassen und dafür 37 000 Rubel verausgabt, aber damit die Erinnerung an Schilda sich nicht verliert, ist dasselbe bis auf den heutigen Tag noch mcht eröffnet, weil die Verwaltung desselben zu viel kosten würde! Dieses „zu viel kosten" würde sich nach den Erfahrungen der „Gesellschaft der Nachtasyle" für 100 Personen auf 2V- Rubel täglich belaufen. In den Nachtasylen zahlt jeder Schlafgast 5 Kopeken, kostet aber der Gesellschaft 7V- Kopeken, da dieselbe nicht nur die Schlafstelle (allerdings nur eine hölzeme Pritsche ohne Kopfkissen) gibt, sondern auch noch am Abend einen Teller Kohl suppe und am Morgen einen Krug Thee und ein Stück Brot. Die Ansicht, daß die Nacht asyle den Auswurf der Menschheit beherbergen, ist für Petersburg recht irrig. Das Haupt kontingent derselben stellen angereiste Arbeiter. In den vielen Jahren, seit denen die vier Nacht asyle bestehen, ist dort nie eine Skandalszene vorgekommen. Setten auch hört man ein Schimpfwort. In den von einer trüben Petroleum lampe notdürftig erhellten Räumen liegen die Arbeiter wie Heringe nebeneinander geschachtelt und schlafen den Schlaf des Gerechten. Anders stellt sich „Mütterchen" Moskau zur Frage der Nachtasyle. Dieser Tage wird dort die Stadt vertretung den Plan beraten, vier große Nacht asyle für 2900 Personen zu schaffen, jedes mit Baderäumlichkeiten, Schlafzimmern, Aufbewah rungsräumen für die Sachen u. s. w. Die Bau kosten find auf 1300000 Rubel veranschlagt, aber man schreckt dort im Falle eines wirklichen Bedürfnisses auch vor solchen Summen mcht zurück. In Sachen der Volkswohlfahrt hat Moskau seine Rivalin Petersburg weit über flügelt. Ans Ur«, Uork. Unter den Enthüllungen über die Mißwirt schaft in der Armeeleitung der Ver. Staaten, insbesondere im Sanitäts- und Verpflegungs- Departement ist wohl die ungeheuerlichste die, daß der Chefarzt des im Feldlager Thomas bei Chickamanga liegenden Korps, Dr. R. S. Huide- koper, ein — Tierarzt ist. In jenem Feldlager herrschte die größte Verwirrung und es staoben dort die meisten Soldaten an Typhus nfolge des gänzlichen Mangels an sanitären Vor kehrungen. Wie der Generalarzt Sternberg selbst angibt, hat er den Dr. Huidekover nicht Mr den Posten als Divisionsarzt vorgeschlagen und er weiß nicht, wie jener zu der Ernennung ge kommen ist. Dazu bemerkt die ,New Dorker Staatsztg/ vom 21. September in gerechter Entrüstung: „Man hat sich nun danach umge sehen, wer dieser hervorragende Mediziner ist, der über den Kopf des Generalarztes hinweg zu einer so wichtigen Stellung ernannt worden ist, und dabei haben sich ganz eigentümliche Resultate herausgestellt. Es gibt hier in New Aork ein Kollege für angehende Tierärzte und damit steht ein Hospital für kranke Tiere in Verbindung, daS bis zum Kriege von zwei Männem geleitet wurde, einem Dr. H. S. Gill und einem Dr. R. S. Huideköper. Auf eine Anfrage bet jenem bestätigtt Dr. Gill, daß sein Partner erst Korpsarzt in Camp Thomas war und soeben -um Generalarzt deS 1. Militär bezirks von Portorico befördert worden ist als Belohnung für die großartigen Verdienste, die er fich um das Leben unserer Soldaten im Lager bei Chickamanga erworben hae. Die beiden Herren zeigten auf ihrer Geschäftskarte an, daß ste für die Verpflegung und Behänd- lung kranker Pferde ver Tag 1,50 Dollar, für Hunde und Katzen 5Ü Cents per Tag nahmen, Mr daS Baden kleiner kurzhaariger Hunde 50 Cents, für daS großer nud langhaariger 1,00 Dollar. Wie femer Herr Dr. Gill höchst naiv mitteilte, hat sein Partner das Schoßhündchen der Frau Mac Kinley behan delt und so erfolgreich kuriert, daß er daselbst Schoßkindchen wurde. Also ein Tierarzt, der allerdings nach Ansicht seines Geschäststeilhabers »ziemlich viel von der ärztlichen Praxis bei Menschen versteht", wurde Chefarzt eines großen Feldlagers, weil er das Hündchen der Frau Mac Kinley so schön kuriert hat! Kein Wunder, daß den Soldaten die Hundekur so schlecht be kommen ist! Selbst wenn der Mann, was wir als sicher annehmen wollen, ursprünglich Medizin studiert hat und zur Ausübung der ärztlichen Praxis berechtigt ist, so ist es doch geradezu unfaßbar, nein, ein Verbrechen, einen solchen Mann auf einen solchen Posten zu stellen! ES teilen fich in die Verantwortung für diese unge heuerliche Schmach der Präsident selbst, dem unbedingt die Verhältnisse bekannt sein mußten, Sekretär Alger, der bereitwillig seine Hand dazu bot, und Generalarzt Sternberg. Letzterer ist Mitschuldiger, weil er seiner eigenen Angabe nach die Korpsärzte selbst auswählt, also fich eine derartige Zurücksetzung nicht gefallen lassen durste, und weil er „damals" nicht wußte, daß der Mann, den er selbst zum Divisionsarzt vor geschlagen, Tierarzt war. Er hat sich also gar nicht über die Befähigung der von ihm vorge schlagenen Aerzte informiert, sich um nichts bekümmert und auch der Beförderung des Mannes auf seinen jetzigen Posten zugestimmt, nachdem er wissen mußte, daß es der Leibarzt des Schoß hündchens der Frau Präsidentin war." Surrtes Allerlei. Bom Adel i« Frankreich. In einem interessanten Aufsatz des Vikomte de Royer in der,Revue des Revues' finden fich folgende An gaben über den Adel in Frankreich. Es gibt in Frankreich 45 000 Familien, die sich adlig nennen. Davon muß man aber wenigstens 25 000 abziehen, die ihren Adel nicht nachweisen können. Auch der Adel der übrigen 20000 ist bis über "/-» mehr oder weniger zweifelhaft. Nur 450 Familien können behaupten, daß sie wirklich adlig find. Die Heiratsindustrie ver schafft ausschließlich den französischen Edelleuten die Existenzmittel, während anderseits Amerika und Israeliten dem französischen Adel pekuniäre Hilfsquellen zuführen. So fanden allein im Jahre 1896 etwa 100 Mill, den Weg von Amerika nach Frankreich. Heiratsgesuch. Junge Dame, gebildet, fleißig, haushälterisch, mit einer Sammlung von 30000 Ansichtspostkarten, wünscht sich zu ver heiraten. Herren mit entsprechendem Vermögen wollen fich melden unter X. Zeitgemäß. Ortsschulze: „Mr müsset un bedingt an Weg Han durch den Wald." — Ge meinderat: „Zu was denn?" — Ortssckulze: „Damit mer'n für d' Radler verbiet« könne. Drüba in Zipfelsinga nehmet se für ihr ver botenes Waldwegle alle Woch' 50 Märkte ei." Berechtigter Einwand. Oberförster: „Wenn ich mir Bücher anschaffe, kaufe ich sie immer gleich gebunden." — Tischnachbar: „Aber Herr Oberförster, da haben Sie ja nichts zum Aufschneiden." Enttäuschung. A.: „Also 5000 hat sie! Mark ^oder Gulden?" — B.: „Ansichtspost- , „Ich will ihm telegraphieren, wenn du willst, mein Kind." „Ehe du noch wettere Auskünfte von Onkel Gustav hast?" Der Uebermut gewinnt wieder die Oberhand bei Martha. „O, ich bin ganz zufrieden gestellt." „Aber wirklich, Papa, nach den schrecklichen Sachen, die Alfred ..." „Alfred Baumann ist ein Narr," unterbricht sie der Doktor mit ungewohnter Entschiedenheit. 4. „Lieber Pava," sagte Martha einige Tage später, während der Doktor am offenen Fenster saß und den Dust seiner Zigarre wohlgefällig einsog, „eS geht ein recht alberneS Gespräch in Neudorf um? „Das pflegt immer der Fall zu sein," ver setzte ihr Vater ruhig. „Aber diesmal betrifft eS mich." „Dich, mein Kind?" „Ja! wohin ich komme, wundert man sich, chaß ich mich.mit Heinrich und nicht mit Alfred Baumann verlobt habe. Ist daS nicht zu dumm?" Der Doktor Netz seine Zigarre finken und wurde rot. „WaS wird Heinrich da-u sagen tz" fuhr Martha fort. „Du darfst ihm nichts davon mitteilen, ich »erbiete eS dir." „Aber warum dem?" > „SS könnte Unheil zwischen beiden ansttsteu." s „Zwischen Hetmich und Alfred Baumann?" t „Gewiß, mein Kind, gewiß." „Aber ich kann nicht begreifen, weshalb. Alfred Baumann weiß, daß es nichts als dummes Zeug ist, und wenn er hierher kommt..." „Ich glaube nicht, daß er je wieder hierher kommen wird." „Nicht wieder zu uns kommen?" fragte Martha in äußerster Ueberraschung. „Weshalb, um Gottes Willen, ist er denn böse auf uns?" „Weil er dich heiraten wollte, meine Liebe," sagte der Doktor, die Asche von seiner Zigarre streifend. Martha starrte ihn sprachlos vor Ver wunderung an. „Ja, mein Kind," fuhr der Vater fort, „es wundert mich nur, daß du das nicht längst ge merkt hast. Denke doch an seinen Brief! Wes halb nennt er, unvassenderweise, Heinrich falsch und gemein? Wett er wütend darüber ist, daß dieser ihm zuvorgekommen ist und dich weg- gestscht hat." „Glaubte er vielleicht," — Marthas Stimme zitterte vor innerem Aufruhr, — „glaubte er vielleicht, daß ich mich von dem ersten besten wegfischen lasse, der gerade Lust dazu hat? Glaubte er, ich hätte ihm mein Wort gegeben, wenn er nur zuerst angefragt hätte? O, warum hast du mir daS nicht früher gesagt, Papa?" „Mein Kind," versetzte dieser salbungsvoll, „weil eS nicht gebräuchlich ist, daß die Väter ihre Töchter auf die Gefühle und Absichten der jungen Männer aufmerksam machen. Ich glaubte, du würdest von selber darauf kommen? „Ich muß blind gewesen sein!" - * Martha verließ in tiefem Sinnen das Zimmer und das Haus und suchte ihr Lieblingsplätzchen auf den Klippen auf. „Es ist besser, Heinrich erfährt nie etwas hiervon," — das war der Schluß, zu dem sie nach langem Hin- und Herdenken kam. Sie ahnte nicht, daß Heinrich in Roßlau ähnliche Erfahrungen gemacht hatte, wie sie in Neudorf- Der Besuch in seiner Heimaj hatte ihm nicht so viel Freude gewährt, als er fich davon ver sprochen hatte. Er konnte den Grund davon nicht begreifen, aber es kam ihm vor, als ob seine Bekannten nicht dieselbe Herzlichkeit wie früher gegen ihn zeigten. Justizrat Meisten, der Generalbevollmächtigte und langjährige Freund seines Vaters, lud ihn allerdings zum Mittagessen ein, aber die Unter haltung blieb gezwungen. Heinrich hatte sich darauf gestellt, von den fünf hübschen Töchtern Meistens wegen seiner Verlobung geneckt zu werden; die jungen Mädchen lachten und kicherten wohl, aber vermieden es auffällig, dem Gespräch die von Heinrich gewünschte Wendung zu geben. Er suchte seine Jugendbekannten und Schulfreunde auf; aber auch bei ihnen fand er keine freundliche Teilnahme, sondern ein ihm unerklärliches, kaltes Benehmen. Er ahnte nichts davon, daß fich im Ort das Gerücht verbreitet hatte — durch wen wußte niemand — daß Heinrich seinen Freund Doktor Alfred Baumann schmählich hintergangen und diesem die schon verlobte Braut abwendig ge- macht, und daß die betreffende Dame nichts eiligeres zu thun gehabt habe, alsden.armen Bewerber um deS reichen willen über Bord -u werfen. Diesen Gerüchten vermochte selbst Heinrichs sonstige Beliebtheit das Gleichgewicht nicht zu halten und so kam es, daß er nirgends aufrichtiger Sympathie begegnete. Er wäre vermutlich von Roßlau abgereist, ohne zu erfahren, was man gegen ihn habe, hätte der junge Paul Meisten, der Bruder der erwähnten fünf hübschen jungen Damen, nicht Mitleid mit ihm gehabt und ihm mitgeteilt, wcis man fich in Roßlau von ihm und seiner Braut erzählte. Je weniger Heinrich von dem wahren Sach verhalt geahnt hatte, um so entrüsteter war er. Vergebens suchte Paul, über die Wirkung seiner Worte erschrocken, ihn zu besänftigen; Heinrich fuhr mit dem nächsten Zuge nach Berlin, um Alfred dort aufzusuchen und zur Rechcnsckaft zu ziehen. Wir werden uns das Vergnügen machen, ihrer Unterhaltung beizuwohnen, nach dem wir nur vorher einen schnellen Blick auf Doktor Baumanns Wohnung und Lebensgewohn heiten gethan haben. Wir finden denselben als Inhaber einer hübschen Wohnung in einem eleganten Hanse, denn selbstverständlich kann ein junger Arzt, der Pattenten zu erwerben wünscht, nicht m irgend einem Verstecke wohnen. Sein Empfangs zimmer war höchst fashionabel eingerichtet, auch hatte er einen eleganten Wagen aemietetet, in dem er täglich die Tour zu seinen Kranken machte, obwohl der stattliche Kutscher auf dem Bock seine eigenen Ansichten über die Not wendigkeit dieser Rundfahrten hatte. »» » (Fortsetzung folgt.)
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