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Auerthal-Zeitung : 05.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189810053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18981005
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18981005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-10
- Tag 1898-10-05
-
Monat
1898-10
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 05.10.1898
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des Schicksals Fügung, daß ein Monteur der hiesigen Firma Hallström nach Buenos AvreS m Südamerika zur Ausführung einer Montagearbeit geschickt wurde, urck diesem war eS Vorbehalten, an seinem Bestimmungsort mit Pf. zusammenzutreffen. Die Gläubiger wissen nun wenigstens, wo ihr Schuldner wem, werden aber wohl schwerlich Neigung zeigen, den Flüchtigen nach hier zurückholen zu lassen, denn Pf. hat nichts und die Reise ist sehr kost spielig. Köln. Gin frecher Diebstahl wurde hier am Mittwoch auSgeführt. Dort fuhr der Dieb mit einem Handwagen vor ein Geschäftshaus am Krummen Büchel und ging in den Hausflur, um einen 120 Pfund schweren eisernen Mörser zu stehlen. Mittlerweile kommt der Sohn des Ge schäftsinhabers; der steche Spitzbube bittet den selben, ihm bei der Aufladung behilflich zu sein, der Sohn war sofort bereit, da er glaubte, der Betteffende sei zur Abholung des Mörsers be auftragt. Erst später erfuhr man, daß ein äußerst frecher Diebstahl vollführt worden war. Neuhaldensleben. Ein bestialischer Kindes mord wird dem Arbeiter Lehmann in dem Dorf Böddensell zur Last gelegt. Ein Kind des Arbeiters von sieben Wochen verschwand plötz lich; angeblich sollte es von einem Unbekannten geraubt worden sein. Nach einem genauen Ver hör rückte endlich ein anderes, achtjähriges Kind des Lebmann mit dem Geständnis heraus, sie hätten das kleine erstickte Kindchen zerhackt und den Schweinen zum Fressen gegeben. Die Unter suchung wird hoffentlich ergeben, ob diese An gaben auf Wahrheit beruhen. Memel. Der älteste „Krug" in Ostpreußen, vielleicht auch in ganz Preußen, ist vermutlich das Gasthaus von Gröger in Ält-Jnse. da es nachweislich sein Privileg im Jahre 1503 durch den vorletzten Hochmeister des deutschen Ritter ordens, Herzog Friedrich von Sachsen erhalten hat. In der betreffenden Urkunde, die von den jeweiligen Besitzern sorgfältig aufbewahtt worden ist, heißt es über die Pflichten, die der Krüger übernimmt: „Davor er Uns und Unserm Orden, gedachter Georg Dabbett, seine rechten Erben und Nachkommen alle Jahr und auf Sankt Johanni des Heyligen Täuffers, aus Unser Schloß Schocken verpflichtet sein soll zu zahlen Zehn Mark geringe Preußische Münze, dazu verleyhen, vergönnen Wir Ihm steye Fischerey im Kurischen Hafe und Strome Jnsse mit allerley Garnen. Von solcher Fischerey wegen soll er und seine Erben auf Oobemois vaxtista auf Unser Hauß Schocken zwey Schock tteuge Hechte reichen, und überantworten treulich und aus aller Gefehrde." Budapest. Der bekannte christlich-soziale Wgeordnete Pater Stojalowski wurde in Czacza mit seinem Druckereipersonal verhaftet und von Gendarmen nach Trenefin eskortiert. Auf der Strecke zwischen Zsolna und Temeswar sprang Stojalowski aus dem in Fahrt befindlichen Eisenbahnwagen. Der Zug wurde sofort zum Stehen gebracht, doch konnten die Gendarmen des Flüchtigen nicht mehr habhaft werden. Brüssel. Der Gemeinderat von Ostende wird nach dem Muster von Spa jeden dortigen Spielklub mit einer jährlichen Mindeststeuer von einer halben Million Frank belegen. Der Spiel klub Namur hat aufgehört zu existieren, nachdem der Gemeinderat eine Besteuerung mit 100 000 Frank beschlossen hatte. Krakau. In Stanislaus- wurden der Graf Konstanty Koritowski, Baron Joseph Brunicki und Graf Edmund Potocki wegen betrügerischer Machenschaften bei Gutskäufen, ersterer auch wegen Wechselfälschungen verhaftet. Odessa. Auf dem kaiserlichen Landsitze Livadia brach am Mittwoch in der Offiziersküche im Hause des Wachtkommandos Feuer aus. Der Kaiser und die Kaiserin erschienen auf der Brandstätte und verweilten dort, bis das Feuer gelöscht war. Die Offiziere, die durch das Feuer um ihr Mittagessen gekommen waren, wurden zur kaiserlichen Frühstückstafel zugezogen. New Uork. Das Ehrengeschenk, welches die amerikanische Nation dem Admiral Dewey, dem „Helden von Manila", demnächst zu über reichen gedenkt, wird in einem Degen von be OelSuttz. Die hiesigen Axminster-Teppsch- sabriken exportieren beträchtliche Warenposten sowohl nach Spanien als auch nach Nordamerika. Nach Abschluß derFriedensverhandlungenzwiscken beiden Staaten ist sofort die Kauflust wieder rege geworden und find umfängliche Bestellungen in diesen Luxusartikeln erfolgt. Die dritte der Oelsnitzer Teppichfabriken erweitert ihren Betrieb durch Aufstellung von 20 mechanischen Web stühlen und Annahme von 100 neuen Arbeitem. Saalfeld. Auf den Gebirgshöhen des Thüringer Waldes macht die Elektrizität mehr und mehr Fortschritte. So wurde jetzt eine von der Eisenwerkgesellschast Maximilianshütte in Röblitz errichtete elektrische Starkfttomanlage zum Betrieb einer elektrischen Bahn, sowie zu Beleuchtungs- und Kraftübertragungszwecken auf dem der Gesellschaft gehörigen, in den Fluren von Schmiedefeld und Wallendorf liegenden Grubenfeld in Betrieb genommen. Sandersleben. Die hier ausgebrockene Trichinenkrankheit hat einen noch größeren Um fang angenommen, als schon gemeldet wurde. Es sollen nämlich zweihundertfünfzig Personen an Trichinosis erkrankt sein, und zwar soll die Krankheit schon seit etwa 14 Tagen andauern. Hildesheim. Für die Thatsache, daß unter der ländlichen Bevölkemng selbst in unserem 19. Jahrhundert der krasseste Aberglauben noch immer wie eine unausrottbare Giftpflanze wuchert, ist dieser Tage in einem benachbarten Orte ein klassisches Beispiel gelie ert worden. Im Dorfe Bodenburg macht sich d e Raupenplage besonders stark geltend. In begreiflichem Kummer darüber, seinen schönen Kohl dem frechen Gewürm über lassen zu sollen, wendet sich ein dortiger Land mann an einen guten Freund mit der Bitte um Rat, was gegen die Raupenplage zu machen sei. Dem Manne wurde darauf folgendes Radikal mittel empfohlen: Er möge eine Anzahl Raupen von seinem Kohl absuchen und zum Trocknen in den Schornstein hängen. Wenn die Tiere im Kamin vertrocknet seien, würden sie auch von dem Kohl verschwunden sein. Der Kohlbesitzer that nach Vorschrift und wartet noch immer auf das Verschwinden der Raupen. Diese durchaus verbürgte Geschichte zeigt, daß der Volksaber- glaubeu, wenn es sich um die Vertreibung einer Landplage oder eines körperlichen Gebrechens handelt, fast immer auf die langsame Vernichtung eines oder mehrerer Exemplare des Schädlings oder eines mit dem krankhaften Körperteil in geheimnisvoller Weise in Verbindung gebrachten Gegenstandes dringt mit der Hinzufügung, daß die Plage oder das Gebrechen verschwinden werde, wenn das Exemplar oder der Gegen stand der Vergänglichkeit anheimgefallen sei. So werden in hiesiger Gegend Warzen an den Händen von abergläubischen Personen nach fol gendem Rezept vertrieben: Man bestreicht die Warzen um Mitternacht, ohne daß es jemand sieht, mit dem Knötchen eines Roggenhalmes dreimal kreuzweise und legt letzteren unterdieDach- ckrinne. Ist er verfault, schwindet auch die Warze. Erfurt. Ein eigenes Mißgeschick hat die Schule in Waltersdorf bei Berga zu tragen. Unlängst wurde der erste Lehrer derselben wegen Unterschlagung ihm anverttauter Schulsparkassen gelder seines Amtes enthoben. Im Gefängnis denunzierte er darauf auch den zweiten Lehrer wegen eines schon vor Jahren begangenen Ver brechens, worauf auch dieser kürzlich entlassen wurde. Mit der Erteilung des Schulunterrichts wurden nun ein Schulamtskandidat und der Ortsgeistliche provisorisch betraut. Der letztere hat als Ortsschulinspektor die Schulsparkasse nicht wie vorgeschrieben revidiert und soll nun für den Verlust aufkommen und durch Erteilung des Schulunterrichts seine Ersatzsumme gewissermaßen abarbeiten. Vor einigen Tagen erkrankte nun noch der Schulamtskandidat, so daß der Schul unterricht vorläufig nur in den Händen des Ortsgeistlichen liegt. Nienburg. Vor längerer Zeit verschwand der Kaufmann Pfeiffer aus Gerbitz. Es stellte sich nachher heraus, daß er vor seiner Abreise vergessen hatte, eine ganze Menge Verpflichtungen zu erfüllen. Bisher schwebte über sein Reiseziel dichtes Dunkel. Die verschiedensten Gerüchte über seinen angeblichen Tod rc. erwiesen sich stets als falsch. Im April d. wollte es nun Gerichtshalle. Berlin. Die Allüren eines alten, gewiegten Verbrechers hat der 13 jährige Schüler Otto Schwarz angenommen, der am Mittwoch vor der Strafkammer des Landgerichts stand. Der Knirps, der noch nicht über die Barriere des Anklageraumes hinwegsehen konnte, hat eine geradezu erstaunliche Vielseitigkeit des verbrecherischen Willens zum Ausdruck gebracht, denn er wurde als Strahenräubcr, Einbrecher und Brandstifter zur Verantwortung gezogen. Der Junge ist eines Tages seiner Mutter davon gelaufen und hat den Vorsatz ausgesprochen, ein mal eine Zeitlang Diebstähle auszuführen. Diesen Vorsatz hat er mit aller ihm innewohnenden Kraft durchgeftihrt. Wie viele Diebstähle der jugend liche Verbrecher auf dem Kerbholz hat, weiß dieser selbst nicht, dagegen gab er die ihm in der Anklage zur Last gelegten ohne weiteres zu. In mehreren Fällen hat er kleine Knaben und Mädchen, die von ihren Müttern zum Ein holen ausgcschickt waren, auf der Straße angefallen und ihnen das Geld gewaltsam aus der Hand ge rissen. In zahlreichen anderen Fällen hat er Früh- stücksbeutcl, die des Morgens von den Bäckern an die Küchenthüren gehängt warm, gestohlm. Mt besonderer Verwegenheit hat er alsdann einen schweren Diebstahl versucht: er schlich sich, mit einem Dietrich bewaffnet, in einen Laden, in der Absicht, die Ladenkasse zu erbrechen; er verbarg sich in einem Fach des Laden tisches und hatte die Absicht, dort auszuharren, bis der Laden verschlossen werden und die Inhaberin sich entfernen würde. Durch Zufall wurde man die Anwesenheit des winzig kleinen Verbrechers gewahr, und er wurde festgenommm, ehe er seinen Dietrich erproben konnte. Während der Untersuchung seiner Strafthaten wurde noch festgestellt, daß er ein Feuer angelegt hat, welches im vorigen Jahre auf dem Boden eines Hauses in der Rostockerstraße ausgekommen war. Er wußte, daß auf dem Boden dieses Hauses, in dem seine Mutter wohnte, hinter einem Lattenverschlage ein Posten Seegras lagerte. Eines Tages füllte sich der Junge aus der Petroleumkanne seiner Mutter ein Quantum in eine Medizinflasche, schlich sich auf den Boden, begoß das Seegras mit Petroleum und steckte dasselbe dann in Brand. Dann lief der Junge auf den Hof und machte die dort spielenden Kinder darauf aufmerksam, daß es oben brenne. Das Feuer ist bald gelöscht worden. Als die Polizei nach dem Urheber des Brandes Er mittelungen anstellte, erklärte er mit der treu herzigsten Mene von der Welt, daß er zwei Jungen gesehen habe, die in verdächtiger Weise die Treppe herabgekommen seien und sich schleunigst ent fernt hätten. Der Angeklagte, der vor Gericht seine übrigen Strafthaten ohne jede Spur von Reue zugab, räumte nun auch ein, der Brand stifter gewesen zu sein. „Er habe nur einmal ein Feuerwerk machen und sehen wollen, wie es brennt." Der Gerichtshof war mit dem Staatsanwalt der Ansicht, daß nur eine längere ernste Zucht im Ge fängnis im stände sei, bessernd auf ein so verdor benes jugendliches Gemüt einzuwirken. Der Ange klagte wurde deshalb zu 1 Jahr 6 Monat Gefängnis verurteilt. Liegnitz. Die im Krawallprozeß Verurteilten einer Die von ihre mit deutendem Wert bestehen. Me et« New Korker Blatt berichtet, ist außer einer großen Smzahl kostbarer Steine echtes Dukatengold zur Aus schmückung der Waffe verwendet worden. Den oberen Teil des Degenknopfes ziert ein kleiner Kranz schwer goldener Eichenblätter, während das ebenfalls in Gold ausgeführte Wappen der Ber. Staaten an der vorderen Seite deS Hefts prangt. Auf der anderen Seite befindet fich daS Wappen deS Staates Vermont. auS dem der Admiral Dewey gebürtig ist, zusammen mit dem Bermontschen Motto: „Freiheit und Einigkeit." Der sogenannte Kragen deS Degens besteht auS massivem Golde und ist reich mit Sternen und Diamanten, Saphieren und Rubinen inkrustiert. Der mit Haifischhaut bekleidete Griff ist von Golddraht umwunden. Die überaus kunstvoll ziselierte Klinge steckt in einer reichverzierten Scheide von Marokkoleder. Algier. In Mostaganem wurde in großen Spirituosenfabrik eingebrochen. Diebe bemächtigten sich einer Summe 100 Frank und öffneten dann, u« That zu verwischen, ein Reservoir 1200 Liter Spiritus, den sie anbrannten. Glücklicherweise wurde der Brand schnell bemerkt und man konnte seiner Herr werden. Andern falls hätte er unabsehbare Folgen haben können, denn das Magazin enthielt überdies noch 12 Fuder Absinth und Kognak, und das statt be wohnte Gebäude wäre sonst in die Luft geflogen. haben die gegen da» Urteil eingelegte Revision zurück gezogen. Kchlotz ist von Herzog Emst Günther von Schleswig- Holstein erworben worden. DaS auf der Insel Alsen gelegene Schloß wmde in den Jahren 1870—76 von deS Herzogs Emst Günther und unserer Kaiserin Großvater dem Herzog Friedrich Christian, erbaut an Stelle eines früheren, daS auch ein Herzog Emst Günther im Jahre 1651 hatte aufführen lassen und eS »lach seiner Ge mahlin Auguste benannt hatte. Herzog Christian lebte in seinem Schlöffe wie ein reicher Grund herr in englischer Art. Die von ihm veran stalteten Wettrennen waren berühmt; er hatte die langen, an daS Schloß stoßenden Stallun gen voll edler Pferde und sah darauf, daß sein Wohnsitz tadellos vomehm gehalten wurde. In der That hatte Schloß Augustenburg große Reize. Der Bau mit seinen Flügeln, zwar ohne architektonische Pracht, aber mit großen Sälen und einer Menge beauem eingerichteter Zimmer, besaß Raum für viele Gäste, die außerdem, wenn nötig, auch noch in dem kleinen, mitten im Park liegenden Palais untergebracht werden konnten. Und der Park war eine Sehenswürdig keit und ist es wegen seiner selten vollkommenen Bäume und seiner Lage an der klaren Wasser fläche der Föhrde noch immer. Unter den Jahr hunderte alten Baumriesen befinden sich drei historische Eichen, die ein Alter von mindestens 400 Jahren haben. Sie heißen die „Schwur eichen", weil unter ihnen, wie die Sage geht, von dem damaligen Herzog und einigen hervor ragenden Adeligen in einer Mitternachtsstunde der Sturz des dänischen Staatsministers Grafen v. Griffenfeldt beschworen worden ist. Als der Herzog sich im Frühjahr 1848 mit den Schles wig-Holsteinern von Dänemark lossagte, mußte er seine Herrschaft verlassen. Dänische Soldaten trieben in Schloß und Park ihr Wesen, und. eine feste Ordnung kehrte erst wieder, als nach 1864 Augustenburg preußisches Staatseigentum geworden war. Freilich konnten die Schmuck anlagen nicht hergestellt werden. Das Schloß, als Kaserne für ein Jnfanteriebataillon benutzt, wurde nun aber wenigstens in gutem baulichen Zustande erhalten, und auch der Park wurde beschützt und, soweit die Mittel reichten, gepflegt. Daß die älteren Einwohner des kleinen Fleckens Augustenburg, ehemalige Beamte und Diener des herzoglichen Hauses, den Untergang des glanzvollen, füt sie einträglichen Treibens der früheren Herrschaft beklagten, ist begreiflich. Und wiederum klagten die Leute dort nicht ohne Grund, als ihnen das Bataillon und damit mancher neu gewonnene Verdienst genommen wurde. Das Schloß stand abermals ganz leer, bis ein Teil seiner Räume zu einem Lehrerinnen- Jnstitut eingerichtet wurde. Wenn an der ge giebelten Mittelhalle nicht das weithin sichtbare herzogliche Wappen mit der Krone prangte, würde man nicht glauben, daß es ehemals ein Fürstensitz gewesen ist. Das Schloß soll renoviert und seinem historischen Wert entsprechend aus gebaut und erhalten werden. Kirnte» Allerlei. Das Täubern der Eisenbahn-Wagen fenster mit den daran angebrachten Vorhängen, das bekanntlich vielfach von den Fahrgästen gleichsam als ein gutes Recht ausgeübt wird, will die Eisenbahn-Verwaltung nicht mehr ge statten. Auf dieses „Vergehen" ist jetzt eine Ordnungsstrafe von 6 Mk. gesetzt worden. Von der Anschaffung eines besonderen Fenstettuches verlautet jedoch nichts. Die gute Medizin. Doktor: „Es geht Ihnen also besser heute." — Pattent: „Mir schon, aber unser Jüngster ist jetzt so krank, der hat meine ganze Medizin ausgetrunken." Ungalant. Der Generalpostmeister in Sydney (Neu-Süd-Wales) scheint nicht sehr frauenfreundlich zu sein. Er hat sich, „um der übertriebenen Geschwätzigkeitsneigung der Damen zu steuern," wie es sich in seinem Erlaß aus drückt, veranlaßt gesehen, die Dauer von Unter haltungen am Fernsprecher auf höchstens zehn Minuten festzusetzen. .»»». ich an meinen eigenen Kindern keinen Undank zu erleben brauche." Sie sah nach dem Fenster hin, wo, fast ver borgen in der tiefen Nische, ein junges Mädchen über eine weibliche Arbert gebeugt saß. „Das ist doch nicht die kleine Käthe?" rief Heinrich verwundert, nachdem er einen Augen blick das Mädchen bewachtet hatte. „Freilich ist sie's," antwortete der Müller. „Warum kommst du denn nicht her, Mädel, und sagst dem jungen Herm guten Tag?" „Ich habe erwartet, daß er zu mir kommen und mir guten Tag wünschen werde," sagte die Angeredete, ruhig ihre Blicke von der Arbeit in ihren Händen auf Heinrich richtend. Dieser betrachtete sie überrascht. Aus dem kleinen, wilden Dinge, wie seine Erinnerung es ihm zeigte, war ein schlankes, ernstes Mädchen geworden. Ihr feiner Kopf war von einer Fülle goldener Haare umgeben und ihre Augen schimmerten in tiefem, träumerischen Blau. Ein einfaches, aber modemes und geschmackvolles Kleid umschloß sie und ließ die feingemndeten Formen ihres Körpers vorteilhaft hervottreten. „Ich habe dich wahrhaftig gar nicht ge sehen !" rief er entschuldigend. „Wie groß und hübsch du geworden bist, Käthe! Ich kann die Burschen im Dorfe nicht begreifen, daß sie dich fortlaflen!" Käthe beugte fich tief über ihre Arbeit, um Heinrich nicht die ZomeSröte sehen zu lassen, die bei seinen Motten in ihrem Antlitz aufge- ftiegen war. Zweierlei beleidigte sie tief in seiner Rede: zuerst daS vertrauliche „du", das er, wie sie sich bewußt war, nicht gebraucht haben würde, wäre sie in seinen Augen eine junge Dame gewesen, für die gehalten zu wer den ihr sehnlichster Wunsch war, vor allem aber seine Anspielung auf die Burschen des Dorfes. Sie einen Bauernburschen heiraten! Heinrich ahnte wenig, welchen Sturm er in des Mädchens Brust hervorgerufen hatte, sondern fuhr unbefangen fort: „Es ist eine Schande, solch ein hübsches Mädchen auS dem Lande zu taffen." Aber der Müller unterbrach ihn. „Sie geht nicht mit uns," sagte er kurz. „Warum denn nicht?" Der alte Mann zuckte die Achseln. „Hören Sie, Hartung," sagte Heinrich, den Müller mit in den Flur ziehend, nachdem er ein paar Augenblicke vergebens auf die Beant wortung seiner Frage gewartet hatte, »wenn es fich um das Ueberfahrtsgeld des Mädchens handelt, so bin ich gem bereit, dazu beizusteuern." „Ich danke Ihnen, junger Herr," entgegnete der Müller, „aber es handelt sich nicht um das Geld. Sie will uns nicht begleiten, ich weiß selbst nicht recht, weswegen. Vielleicht können Sie einmal mit ihr über diesen Gegenstand reden. Doch jetzt will ich sehen, daß ich ein bis zwei Mehlwürmer für Sie sticke; Sie wollen ja lmgeln, wie ich sehe." Als Heinrich ihm langsam nachgehen wollte, trat die Müllerin zu ihm. „Sprechen Sie nicht mit dem Mädchen, ich bitte Sie darum," sagte sie eindringlich. „Je mehr man in sie hinein- spricht, um so halsstarriger wird sie." „Aber was um Himmelswillen kann fie gan- allein anfangen, wenn Sie fort find?" „Vorläufig könnte sie, wenn Sie nichts da gegen haben, in der Mühle bleiben, bis diese einen neuen Pächter gefunden hat; später wird sie in Dienst gehen müssen, ob es ihr nun ge fällt oder nicht." „Dann kann fie ja zu uns kommen." „Zu Ihnen?" wiederholte die Frau ver wundert. „Zu mir und meiner Frau." Heinrich weidete fich an dem Staunen der Müllerin. „Ja, liebe Frau Hartung" — er treckte ihr herzlich die Hände entgegen — „es oll bald neues Leben in das alte Herrenhaus ommen. Wünschen Sie mir Glück, ich denke m einigen Wochen eine junge Frau dort ein zuführen." „Und wer ist Ihre Braut?" „Fräulein Wellner, die Tochter des Doktors in Neudorf. „Die junge Dame hat vermutlich noch Schwestern. Man sagt, daß eine davon mit Doktor Alfred Baumann verlobt sein soll." „Die einzige Schwester meiner Braut ist schon verheiratet," antwortete Heinrich, während ein ärgerlicher Schatten über seine heiteren Züge flog. Aber derselbe schwand wieder, als er selbstbewußt fottfuhr: „Meine Frau braucht eine Jungfer, und Käte würde vorzüglich dazu passen. Sie soll eS gut bei uns haben." „Ich danke Ihnen herzlich, Junker Heinrich. Ihr Anerbieten ist sehr fteundlich. Ich werde mit ruhigem Herzen abreisen, wenn ich daS Mädchen in Ihrem Hause weiß. ES thut nicht gut, wenn solch ein junges Ding fich allem überlassen bleibt." Wohlgemut wandte Heinrich fick mit seinen Würmern dem Flusse zu. Käthe, die einen Teil der Unterredung zwischen ihm und ihrer Tante gehört hatte, blickte ihm mit bitterem Hasse nach. Ihr Herz war mit Unruhe und Sorge dis zum Rande gefüllt, Franks gut gemeinter Vorschlag hatte es zum Ueberfließen gebracht. Tag für Tag wartete fie darauf, daß der, welchem sie ihr Herz geschenkt, sein Wort wahr und sie zur feinen Dame machen werde. Und Heinrich von Lestow glaubte, sie würde es für ein Glück ansehen, das Brot der Dienstbarkeit in seinem Hause essen zu dürfen. „Lieber sterben, als einen Bissen Brot von ihm nehmen!" murmelte fie finster vor sich hin. Des Müllers Mehlwürmer waren nicht um sonst geopfert worden. So niedrig auch das Wasser im Flusse war, ein halbes Dutzend Forellen bissen doch zu Heinrichs Freude an die Angel. Ms die sechste zierlich gefleckte Forelle neben ihm im Grase zappelte, kam ihm ein guter Gedanke. Er konnte den Besuch, den er Alfreds Mutter, Frau Baumann, zugedacht hatte, nicht besser einleiten, als indem er dieser Dame, die zu keiner Zeit über einen besonderen Vorrat von Liebenswürdigkeit verfügt hatte, die Fische als Geschenk zu Füßen legte. Die Witwe wohnte noch in demselben Hause, in dem fie mit ihrem Mann, dem Doktor Bau mann, gelebt, und das dieser, wie jedermann wußte, am liebsten aus der Feme bewachtet hatte. BH, (Fortsetzung folgt/»
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