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7" Auerthal -Zeitung Allgemeiner Anzeiger für die Stadt Arre «. Umgebung u. Jahrgang Mittwoch, den 28. September 1898 Nr. 115 Verantwortlicher Redakteur: Emil He-emetfter, Aue (Erzgebirge.) Redaktion u. Expedition: Au«, Marktstrabe. Ans Sachse« und Umgebung. — In GerSdorf bet Hohenstein starb die Frau de- OberhäuerS Barth, die vor einiger Zett von einem Nach bar mißhandelt worden war. Der Ehemann ließ die Lei che sezieren, wobei sich ergeben haben soll, daß der Lod aus die Mißhandlung zurückzuführen ist. Der Staatsan walt hat sich der Angelegenheit bemächtigt. — Ein« Abordnung Drsödsnir GeschästSlkut«, di» Aus dem Auerthal und Umgebung. Mttthrtlun-e« von loralem Jutereff« kl,»» »er «e»actton stet» willkommen. Zum 1. Oktober wird in dem Orte Wolfsgrün (Erzgeb.) eine Postagentur eingerichtet. Der Landbestellbezirk der selben umfaßt die Orte bez. Abbauten Neidhardtsthal nebst Abbau, neues Werk und Muldenhammer. Zu demselben Zeitpunkte wird die Postagentur in Blauenthal aus den jetzigen Bahnhofsdiensträumen nach dem Wohnhause der Firma Gebr. Toelle an der Straße nach Eibenstock und Sosa verlegt. Vom 1. Oktober dieses Jahres an wird ein Steuer- Aufsichtsposten in Aue errichtet. Der Grenzausseher Uhlig aus Ebmath wird unter genanntem Tage Hierselbst sta tioniert. Beierfeld. Unter allgemeiner Betheiligung seitens der Gemeinden Beierfeld und Obersachsenfeld wurde am 19. Sept, die Weihe der neuerbauten Kirche festlich vollzogen. Vormittags '/z9 Uhr nahmen am Gasthof „Zum Löwen" in Obersachsenfeld die geladenen Gäste, eine größere An zahl Geistliche in ihrer Amtskleidung, sowie die sämmt- ltchen Vereine der Parochte mit ihren,Fahnen zum fest lichen Zuge Aufstellung und setzte sich derselbe alsbald nach dem neuen Gotteshaus« in Bewegung. Daselbst an gelangt, erfolgte unter den Klängen eines Posaunenchors und unter dem allgemeinen Gesänge: „Thut mir auf die schöne Pforte" der Eintritt in die neue Kirche. Heri Su perintendent Noth intonirte am Altäre: „Ehre sei Gott in der Höh^, worauf unter Posaunenbegleitung die Fest ¬ gemeinde das Lied: „Allein Gott in der Höh sei Ehr* sang. Nachdem hielt der Herr Superintendent die Wetherede, nach welcher dieUeber- gabe der kostbaren Geschenke seitens der benachbarten Kir- chengemeinden und die Bekanntgabe der übrigen zahlreichen Geschenkgeber erfolgte. Als Vertreter d«S hohen Lande-- konsistoriumS hielt hierauf Herr Oberconfistorialraih Clauß eine tirfergreifende Ansprache. Alsdann ertönten erhebende Weihegesänge, worauf der Ortsgeistliche die Festpredtgt hielt. Ein gemeinsame» Mahl im Gasthof zum König-Albert-Thurm brachte die schöne Feier zum Abschluß. einführen will, dann brechen erst recht Aufstände aus. In unserm Vaterlande mangelt e» gegenwärtig an aktuellen Stoff. Wegen der Zuchthausandrohung bei Streikausschrei- tungen läßt sich keine rechte Agitation in Gang bringen. Die preußischen Landtagswahlen sind noch wochenlang hin, auch hierfür will keine rechte Bewegung in Zug kommen. Auch die Kaiserreise nach Palästina steht noch längere Zeit aus und sonstiger Erörterungsstoff von allgemein anregender Bedeutung fehlt. Da ist es denn kein Wunder, wenn „Büsch- chen" mit seinen Bismarüs-Jndi-kretionen viel Beachtung fin det. Moritz zeigt uns nicht den großen Staatsmann und er folgreichen Politiker in der historischen Kürassieruniform oder im vornehmen Gehrock mit Schlapphut, sondern sozusagen in Schlafrock und Pantoffeln und meldet eine große Zahl „offenherziger* Aeußerungen über die höchstgestellten Perso nen. Er zeigt sich darin als der eckte Moritz Busch, ob aber seine Angaben echt find, das wird vielseitig und mit Recht bezweifelt. vrvä. vom StaatSsekritär v. Podbielski empfangen wurde, wur de die Einführung eines billigen Portos für Ein-Ktlo- Pakete in Aussicht gestellt. — Am 29. August wurd.e zwischen dem Gemüsehänd ler Keller in Oelsnitz und dem Schmiedemeister Thieme daselbst ein Pserdekaus abgeschlossen. Das Pferd ist von Roßbach nach Oelsnitz, also über die Grenze gebracht worden, ohne daß es verzollt wurde. Wegen dieser Zoll hinterziehung ist Keller vom Kgl. Schöffengericht zum Ersatz des vierfachen hinterzogenen Zollbetrages, 17S,20 Mk. oder im Falle der Uneinbringlichkeit zu 17 Tagen Gefängniß verurtheilt worden. Das.Pferd konnte nicht mit Beschlag belegt werden, weil es den Besitzer gewech selt hatte, der nicht wußte, daß es hereingeschmuggelt worden war. Wagen und Pferdegeschirr wurden aber konfisziert. Wegen eines 2. Pferdes konnte man zu einer Beurtheilung nicht gelangen, da das Gericht nicht zu der Ueberzeugung gelangte, daß eine Hinterziehung vorlag. — Zwei Kinder in Bitterfeld befestigten zwischen einer alten Gartenmauer und einem Hause eine Schaukel. Die Mauer stürzte ein und erschlug beide Kinder, einen S- und einen 4jährigen Knaben. Nach mehrjähriger Pause entwickelt sich, begünstigt durch trockenes, warmes Wetter, mehr und mehr eine Mäuseplage. Auf Schritt und Tritt sieht man die Tiere huschen, und beim Pflügen werden sie in großen Mengen aus ihren Nestern aufgescheucht und getötet. — Das Landgericht Zwickau sprach die seit Juni ver- h asteten Fleischer Meinhold und Trichinenschauer Gerber aus Planitz frei, da nicht sestzustellen war, welcher von den beiden Angeklagten die Schuld daran trägt, daß zu Pfingsten etwa 40 Personen an Trichinose erkrankten u. die Bergarbeitersfrau Becher dabei ihr Leben einbüßte. — Auf der Dorfstraße in Untermarxgrün wurde die 56 Jahre alte Frau Linna Morgner von einem Geschirr überfahren, wobei das Pferd der am Boden liegenden Frau den rechten Arm zertrat. Bald darauf stellte sich Brand und Wundstarrkrampf ein und die arme Frau verschied nach Erduldung schrecklicher Schmerzen. Die Glauchauer städtische Gasanstalt hat in den letz ten Jahren einen Reingewinn von je 80 000 Mk. erge ben, ausschließlich der Kosten für die Beleuchtung der Straßen und öffentlichen Gebäude — Einem Bergarbeiter in Lugau wurde dieser Tage ein Kind geboren, welches keine Augen, sondern nur Au genhöhlen hat. Das Kind wurde im KreiSkrankenstist Zwickau untersucht; sämtliche Aerzte erklären, daß ihnen ein solcher Fall noch nicht vorgekommen sei. Das Kind befindet sich den Verhältnissen entsprechend wohl und dürste am Leben erhalten bleiben. — Ein I3jähriger Sckulknabe, Leistner, hat sich in Reinsdorf bei Zwickau aus Furchr vor Strafe wegen Un redlichkeit ertränkt. — Die Erdbeben, wie wir solche im Herbste vorigen Jahres im sächsischen Vogtlands und in den angrenzenden böhmischen Landestetlen hatten, beginnen aufs neue. Am Sonnabend nachm. 10 Min. nach 1 Uhr wurde in der Richtung Süd-Nord ein mehrere Sekunden anhaltender wellenförmiger Erdstoß vernommen, der insbesondere in Ebersbach bei Oelsnitz verspürt wurde. Hühner, welche vorher in einem Gehöft frei umhergelaufen waren, krochen bei Beginn de» unterirdischen Rollens ängstlich zusammen. — In Oelsnitz stürzte der Bergmann AuerSwald von NeuölSnitz beim Einfahren SO Meter tief in den Schacht und konnte nur als schrecklich verstümmelte Leiche wieder an» Tageslicht gebracht werden. AuerSwald war 24 Iah« alt, allgemein beliebt und wollte sich in den nächsten Lagen verheiraten. Vatziefterg-AbspeVveeitg. Am 1. Hktover d. I wird aus den Strecken Zue —Adorf, ausschließl. des Bahnhofes Aue, Herlasgrün—Falkenstein—Muldenberg, am 1. November d. I. aus der Strecke AwiLan — Ane — Schwarzenberg — Annaberg di« Bahnsteigsperre eingeführt. Zum Betreten der abgesperrten Bahnsteige berechti gen die gewöhnlichen Fahrtausweise und die Bahnsteigkarten. Alles Nähere ergiebt sich aus den auf den betreffenden Stationen aushän genden Bekanntmachungen. Aresdei», am 21. September 1898. Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen. Koffman«. „O, eines Pulses Dauer nur Allwissenheit ! so mögen mit Philipp II. diejenigen Franzosen denken, denen nicht wie den „DreyfusardS* der aus der Teufelsinsel schmachtendeEx- kapitän ein Engel an Reinheit und Unschuld, oder wie den „Generalstäblern" ein Ausbund des schwärzesten Verrats ist; denen vielmehr vor allem daran gelegen sein muß, ihr Va terland vor der Schmach eines abscheulichen Justizmordes zu retten, ohne dabei den Schuldigen der gerechten Strafe zu entziehen. Die Generalstäbler haben ohne Zweifel ein gu tes Teil ihres früheren Ansehens bei dem chauvinistisch ver anlagten Franzosenvolk eingeb lißt. Das Rasiermesser Henry- Hat nicht nur die Kehle dieses patriotischen Fälschers durch schnitten. Der Schnitt ging tiefer; er verwundete den bis her für unantastbar gehaltenen Generalstab, dessen einzelne Glieder abfielen wie das Laub im Herbste. War bis dahin die Anhängerschaft der Revision nur klein, so ist sie seit dem Henryschen Bekenntnis plötzlich angewachsen; daS Franzo fenvolk ist in zwei feindliche Lager gespalten und eine gewal tige Krise steht bevor. — Die Schweiz ist sich ihrer Mich- len gegen die von ihr gastfreundlich aufgenommenen Anarchisten bewußt geworden und schiebt sie über ihre Grenzen ab. Die Nachbarländer können davon nicht sehr erbaut sein, denn gebessert kehren die Anhänger Bakunins und Mosts aus den Schweizerbergen nicht zurück. Die Polizei aller Großstädte duldet Verbrecherkneipen. Dort haben ihre Vigilanten leich te- arbeiten. Warum duldet Europa nicht, daß die Schweiz die Anarchisten-Verbrecherkneipe bleibt, in der man die Helden der Bombe und des Dolches noch am besten kontrollieren kann? Warum muß dieses Gesindel über ganz Europa zerstreut werden und überall hin seine giftige Saal ausstreuen können? Duldet man doch ein Monte Carlo, das so viele Selbstmorde veranlaßt, so viele Vermögen verschlingt, so viele Familien ruiniert und dessen Fürst trotzdem in aller Gewissensruhe in arktischen Breiten der Tiefenforschung obliegt und der Wis senschaft so viele wertvolle Bereicherung bietet. Indessen, mst dem Dulden und Nichtdulden seilens der Großmächte ist es auch so eine eigene Sache. Seitdem Deutschland in der Kreta-Affäre die Ftöle beiseite gelegt hat — um mit Herrn v. Bülow zu reden — und aus dem europäischen Konzert au-geschieden ist» welchem Beispiel übrigens auch Oesterreich folgt, blieben Rußland, Italien, Frankreich und England al lein als Schutzleute auf der Nordküste der unruhigen Insel. Sie wollten auch keine Wiederholung der Unruhen dulden, aber die Einwohnerschaft bot den vier Großmächten Trotz undHunderte von Inselbewohnern haben noch ihr Leben las- *sen müssen, ohne daß es der Admiral verhindern konnte. Nun hat man den Engländern die Bestrafung der Schuldi gen überlassen; bei der Bestrafung aber nehmen unserean- gelsächfischen Vettern weniger die Gerechtigkeit als ihren ei genen politischen Vorteil wahr und Prinz Georg von Grie- z chenland hat sich beim Besuch seiner Großeltern inDänemart den Fuß verrenkt, konnte mithin nicht einmal dem Winke de- Zaren, den kretischen Gouverneurposten zu übernehmen» sofort Folge geben. — In China hat Mama wieder die Zü gel der Regierung übernommen, nachdem der Kaiser Tsai-fien sie dreimal darum gebeten hat. Der Kaiser soll sogar tot * seil^ denn die Thore Pekings sind geschloffen. Li-Hung-Tschang j ist wieder obenauf und der japanische MarquitS Ito mag sich ^beeilen, da» Land zu verlassen» dem er vor zwei Jahren den Vkrieg erklärt hat, sonst ergeht eS ihm, wie dem Ratgeber ve» jungen Kaisers, der diesem die Reform-Idee einblie». > DaS fehlte auch noch gerade, daß die Vizekönige Rechnung s über Einnahme und Ausgabe ablegen sollten. Da regiert »rs sich doch weit leichter in der Weise, die heute üblich ist. i Zwar bricht dabei hin und wieder ein Aufstand los, wenn , I^aS von den Mandarinen geschundene Volk den Steurr- M?^"«l in Form von BambuShiebrn auf die nackten Fuß- Kohlen in Empfang nimmt; aber wenn man „Reformen* Okffklltlichr FtMörmimteilfitzullg sii Ane, Mittwoch, den 28. September 1898, Nachm. 6 Uhr Mittwochs, u. Louut.gt, 3 NtiMititNötäUtrN Ar-MltU, Auls Atlütr, A-Ugtl-A-r. tzj, «nspalti^Petttzetle I. Vf,. AvounementSprei» amtliche Inserate die LorpuS-Zrile SS Pf. in!'.der3wertvollenBeilage.ivierteljShrlich Verantwortlicher Redakteur: «wtl Hegemetfter, Au e (Erzgebirge.! «««amen pro Zeile 20 Mg. Armgerlohn I Mk. Redaktion u. Expedition: «U«, Marttstratze. Postanstaltenund Landbr.eftrLger durch die Post 1 Mk. nehmen Bestellungen an. VekeririrtnterHiritg Die zum Krtergute gehörigen Aelder sollen Donnerstag, den ÄS. September Vormittags 9 Uhr öffentlich verpachtet werden. Pachtlustige werden gebeten, sich zu dem angegebenen Zeitpunkt im Erler- gute einzuftnden. Aue, am 27. September 1898. Der NtatH der Stadt. Vr. Arehfchmar. Leonh.