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Auerthal-Zeitung : 18.09.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189809184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980918
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-09
- Tag 1898-09-18
-
Monat
1898-09
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 18.09.1898
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— In Brand geriet am Dienstag früh um 2 Uhr das Petroleummagazin der Firma der iner ring vir- erre cbei un- :in- )utz ger els cker en. ng ien zu iz. he as zu mit einem rüder der er Heine- Weise zu herrliche veröffent- es Tages d als sie eine ein» ; auszu« bejahrte rlaubnis, sich dann Während ct, ihren mrbeiten, sondern mit, bis . „Na," aus dem> be Frau, zu thun, n wenig gehen? nd hielt eig um» chmarn" natür- schiedete tfteund- >er alte ich dem lich vor er — if dem rnd er- ei und en der ist es lang, ja die rte die 'aiserin clleicht nderes eines nnsam >rüber. ver- aus- r ihm s Ihr blickte eine „Ach, eines : gc- Ge- man mir eichte iscxin der wigs das ling, Gerichtshalle. Hamburg. Das hiesige Landgericht verurteilte eine Diebes- und Hehlergcsellschaft wegen banden mäßiger Beraubung von Kaufmannsgütern im Hafen, wie Zucker, Weizen, Mais, Gerste, zu neun Monat bis 3 Jahr Gefängnis; der Haupthehler, Bäcker meister D.-Ochsenwärder, erhielt 3 Jahr 6 Monat Zuchthaus. Posen. Das Kriegsgericht verurteilte den Regi ments-Zahlmeister Neumann vom 2. Niederschlesischen Infanterie-Regiment Nr. 47 nach ISmonatiger Unter brunn, machte dort eine Promenade und kehrte in die Hofburg zurück. Am Montag, den 11. Februar verließen die Majestäten in Begleitung der Erzherzogin Marie Valerie Wien und begaben sich nach Budapest. Kaiserin Elisabeth legte seit diesen schwersten Tagen ihres Lebens die Trauerkleider nicht mehr ab, sie blieb allen Festlichkeiten fem und still und abgeschieden verbrachte sie ihre Tage, stets dem^ Frühling entgegeneilend, der Sonne, dem Alljährlich spendete sie Tausende und Tausende den Armen, die zahlreichen Anstalten und Vereine, die sich des hohen Schutzes der Kaiserin erstellten, erhielten reiche Spenden; die Mutter, die es nicht vergessen konnte, daß sie ihren einzigen Sohn verloren, sie blieb eine wahre Landes mutter voll Güte und Milde. ,m. go„n>.- vonn. Wie mitgeteilt wird, ist Dr. Reu» sing, der bekanntlich seinen Kollegen Dr. Fischer im Duell erschoß, nunmehr als Oberarzt bei dem Militär-Reitinstitut zu Hannover angestellt worden. Reufing war vor dem Zweikampf Assistent an der hiesigen chirurgischen Klinik. Halberstadt. Wegen Unterschlagung von 13 000 Mk. wird der 68 Jahre alte Bauunter nehmer Adolf Wettges verfolgt. Die Geschädigte, eine Witwe Kappe, hat auf die Wiederherbei schaffung des Geldes eine Belohnung von 300 Mark ausgesetzt. Altona. Eine entsetzliche Blutthat ist in einem Keller der Wilhelminenstraße verübt worden. Die beiden vierzehn» uiid siebzehnjährigen Söhne des Arbeiters Weber waren aus geringfügiger Ursache miteinander in einen Wortwechsel ge raten, der schließlich zu Thätlichkeiten ausartete. Der jüngere ergriff plötzlich ein großes Messer und stieß es seinem älteren Bruder mit den Worten: „Da hast du was!" in den Unterleib. Der Gestochene sank sofort bewußtlos zu Boden und wurde nach Anlegung eines Notverbandes ins Krankenhaus gebracht, wo er alsbald ver starb. Als der jugendliche Messerheld sah, wie sein Bruder niedcrstürzte, warf er das Messer von sich und ergriff die Flucht. Bis jetzt hat man ihn noch nicht entdeckt. Man befürchtet, daß er Hand an sich selbst gelegt hat. Schwelm. Als dieser Tage der Fabrik arbeiter Rademacher zu Gevelsberg von der Arbeit nach Hause kam, vermißte derselbe seinen 14 jährigen Sohn Wilhelm und vermutete sofort, daß derselbe mit der Theaterfamilie Kleinertz, welche längere Zeit in Gevelsberg gastiert hatte und bei deren Vorstellungen der Wilhelm Rade macher öfter mitgewirkt hatte, auf und davon gegangen sei. Die alsbald aufgenommene Ver folgung der am Spätnachmittage mit ihren Wagen abgefahrenen Gesellschaft Kl. hatte denn auch das Resultat, daß selbige in Schwelm in der Nähe des Rathauses von Polizeibeamten angehalten wurde und man den kleinen Aus reißer oben auf dem Materialwagen unter Segel leinen verborgen entdeckte. Für die Familie Kleinertz wird diese Entführung sicherlich noch ein gerichtliches Nachspiel haben. Düren. Am Montag nachmittag während , eines kurzen Gewitters wurde ein Ackersmann mit seinem Pferde bei Birkesdorf vom Blitz er schlagen. Darmstadt. Wie weit die Vereinsmeierei am Ende des Jahrhunderts geht, davon legt die Thatsache Zeugnis ab, daß in Viernheim innerhalb der letzten Tage vier Schulknaben- Vereine aufgelöst wurden: zwei „Athletenklubs" und zwei „Turnvereine". Die Vereine waren ganz regelrecht konstituiert, sie hatten Statuten, Vorstand, Kassierer und Vereinsdiencr, Eintritts geld, Uebungsabend u. s. w. Die Kasse eines dieser Vereine hatte trotz verschiedentlicher An schaffungen noch einen Barvorrat von 2,78 Mk. ISelbst siebenjährige Knaben mußten ihre regel mäßigen Beiträge zahlen. Kein Wunder, daß diese Gelder nicht immer aus redlichem Wege erworben wurden. Lyck. Der zu vier Monat Gefängnis ver urteilte Redakteur der masurischen,Gazeta ludowa', Karl Bahrke, hat sich bekanntlich durch die Flucht der Verbüßung der Strafe entzogen und wird steckbrieflich verfolgt. Nunmehr erfährt die ,Elbinger Zeitung', daß die Druckerei der,Gazeta ludowa' zur Zwangsversteigerung kommt. Damit dürste auch dem ferneren Erscheinen des Blattes ein Ziel gesteckt sein. Teplitz. Ein österreichischer Grenzaufseher erschoß an der sächsisch-böhmischen Grenze eine 60jährige Frau aus Schönau in Böhmen, die Kaffee und Pestoleum durchzuschmuggeln ver suchte. Budapest. Unterschleife in Höhe von einer Million wurden in der Altofener Schiffswerft zu Budapest konstatiert. Zahlreiche Oberbeamte . wurden deshalb entlassen; einer von ihnen soll einen Arbeiter bestimmt haben, die Schiffswerft in Brand zu setzen. Die Brandlegung mißlang. Die Polizei hat eine strenge Untersuchung ein- Uon dem Ursprung de» Altweiber sommers, der nun wieder Feld und Wiesen deckt, weiß der Volksglauben merkwürdige Dinge zu er zählen. Bald sollen seine fernen Fäden Haare der Mutter Gottes sein, bald von der Kunkel der Waldfee stammen. In Wahrheit find sie ein Gewebe der Spinnen, ihre Entstehung ist indessen, wenn auch nicht von Poesie umflossen, doch ein höchst interessantes Naturschauspiel. Wenn im September die Regentage kommen und die Vögel nach dem Süden ziehen, begibt sich auch die Spinne auf Wanderschaft, um die feuchten Niederungen mit sonnigen, warmen Höhen zu vertauschen. Fliegen kann das Tierchen nicht, das Ziel „per xeckes" zu erreichen, sollte ihm auch schwer fallen, es baut sich also einen Wanderapparat, und zwar einen — Luftballon. Am ersten schönen Sonnentag klettert Frau Spinne auf einen erhöhten Standpunkt und stellt sich dort auf den Kopf. Dann sendet sie aus den am Hinterrumpf sitzenden Spinnenwarzen ein Büschelchen Fäden in die Luft, das wie eine Fahne im Winde flattert; hat sie daraus ge sehen, woher der Wind kommt, so dreht sie den Kopf nach seiner Richtung und sendet neue Fäden aus, bis das Gewebe stark genug ist, um sie zu tragen. Dann läßt sie alle acht Füßchen los und segelt, den Rücken nach unten gekehrt, davon. Die Fäden bilden ein Bündelchen, das die Spinne mit den Füßen festhält und während der Fahrt unausgesetzt durch neue Fäden vermehrt. So lange der Wind geht und die Sonne scheint, geht der Flug lustig weiter, denn gerade der wärmende Sonnenschein er möglicht es dem kleinen Luftballon überhaupt erst zu steigen. Sobald das Tagesgestirn ver schwindet, fällt auch er, die kleine Weberin läßt einen Faden nach unten und klettert daran hinab, ein Obdach für die Nacht zu suchen. Erst am anderen Morgen begibt sie sich wieder auf die Fahrt. Die Fäden, die ihr Ballon unterwegs verliert, mehr aber noch jene, an denen sie abends zur Erde hinabsteigt, bilden später den Altweibersommer. Wie weit solche Spinnenreise gehen kann, ersteht man daraus, daß Darwin noch sechzig Seemeilen vom Lande entfernt Tausende von kleinen, rötlichen Spinnen mit ihren Ballons durch die Luft segeln sah. Ueber- rascht die Tierchen auf solcher Fahrt über Wasser ein plötzlicher Sonnenuntergang, so sinken sie sofort hinab und finden ihr Grab in den Fluten. Bihari und Szilagyi am Westbahnhof mit 600 Barrels Petroleum. Das brennende Pestoleum steckte die riesige, zum Bahnhof führende Holz brücke in Brand. 5000 leere Pestoleumfäffer wurden vom Feuer vernichtet. Die gesamte Feuerwehr war zur Stelle und suchte mit größter Kraftansstengung das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Paris. Die Baronin Rothschild teilt mit, daß sie die Kaiserin Elisabeth bereits früher anläßlich eines Besuches in ihrer Genfer Villa gewarnt habe, ohne polizeilichen Schutz in der Schweiz ru reisen, da es daselbst von Anarchisten wimmelt; die Kaiserin bezeichnete jedoch jede polizeiliche Bewachung als zu lässig. Brüffel. Meuniers Bronzegruppe ,,Das schlagende Wetter" ist auf der Bahn zwischen Wien und Brüssel gestohlen worden. An Stelle des Kunstwerkes fand sich ein Haufen zer schlagenen Gipses in der Kiste. Amsterdam. Eine originelle und sehr hübsche Idee ist anläßlich der Krönungsfeier lichkeiten in Holland zur Ausführung gebracht worden. Aus jeder Gegend des Königreiches wurden einige abgerichtete schneeweiße Tauben nach Amsterdam gebracht, und in dem Augen blick, da „Onz Willemien" feierlich als Königin proklamiert war, ließ man auf ein gegebenes Zeichen die ganze Schar, die aus 6000 Exem plaren bestand, frei in die Lust fliegen, damit die Tiere die frohe Botschaft gleichzeitig nach allen Richtungen der Windrose in ihre heimat lichen Ortschaften tragen sollten, wo die Be wohner bereits stundenlang vorher an einem be stimmten Platz versammelt auf das Eintreffen der befiederten Boten warteten, deren Erscheinen, wie man sich wohl denken kann, sicher mit grenzen losem Jubel begrüßt worden ist. Bukarest. Der Kronprinz von Rumänien hatte auf seiner jüngsten Reise in den Distrikten Ärgesch und Valcea den Wunsch ausgesprochen, in den dortigen herrlichen Karpathenwäldern zu jagen. Der anwesende Präfekt beeilte sich, die Vorbereitungen zu einer für den nächsten Tag angesagten improvisierten Jagd zu treffen. Das Jagdglück war dem Kronprinzen insofern sehr günstig, als er sich bald nach Beginn der Jagd zwei ausgewachsenen Bären gegenüber sah. Der Prinz gab Feuer. Einer der Bären stürzte, ins Herz gestoffen, tot zusammen, während der zweite sein Heil in der Flucht suchte. Die herbeieilenden Jagdgenossen priesen das Glück des hohen Schützen, und schon war man daran, eine Bahre herzustellen, auf welcher der erlegte Bär im Triuniphe ins Dorf gebracht werden sollte, als der Kronprinz auf die Nase seines Opfers aufmerksam machte, die allem Anscheine nach bis auf die letzten Tage den Ring eines Tanzbären getragen hatte. Der herbeigerufene Präfekt gestand denn auch nach einigem Zögern ein, daß er, um dein Kronprinzen das Ver gnügen einer Bärenjagd zu machen, einem Zigeuner zwei zahme und zum Tanzen abge richtete Bären abgekauft und kurz vor Beginn der Jagd im Walde ausgesetzt hatte. Obgleich der Kronprinz über dieses Entgegenkommen des Präfekten nicht sehr erfreut war, machte er doch gute Miene zum bösen Spiel und lachte über sein eigenartiges Bärenabentener ebenso wie über die zerknirschte Armesündermiene des unglücklichen Jagdveranstasters. Philadelphia. Eine furchtbare Explosion fand Sonntag abend in Philadelphia statt. Durch die Gewalt der Explosion wurden drei Häuser völlig zerstört und vier Insassen auf der Stelle getötei, 18 Personen werden vermißt; sie sint? mutmaßlich unter den Trümmern be graben. Die Ursache der Explosion ist noch un bekannt. Drr schwerste Tag der Kaiserin GUsadeth. „Ich werde es dem Kaiser sagen!" Die gebrochene Frau war plötzlich aufge richtet, eine medergeschmetterte Mutter wurde stark und erhielt Kraft durch die Liebe zum Gatten. Die Kaiserin war es, die zuerst in der Hof- bizrg am 30. Januar 1889 es erfuhr, daß ihr einziger Sohn, ihre Hoffnung und ihr Stolz und damit die Hoffnung und der Stolz des Reiches, tot sei. Graf Joseph Hoyos war gegen 11 Uhr an dem schwarzen Mittwoch von Meyerling nach Wien gekommen. Ihm lag die schwere Aufgabe ob, der Kaiserin den Tod des Kronprinzen mit zuteilen. Schon aus den verstörten Zügen des Grafen merkte die Kaiserin, daß seine Botschaft eine traurige sei. „Sie bringen Unangenehmes ?" sagte die Kaiserin zu dem Einstetenden, dem die erbetene Audienz natürlich sofort bewilligt wurde. „Mehr als Unangenehmes — Schreckliches, Majestät!" Und nun erzählte Graf Hoyos. Die Kaiserin war fassungslos, sie rang die Hände und brach in Thränen aus. Plötzlich erhob sich die Kaiserin und fragte ruhigen Tones: „Weiß es schon der Kaiser?" „Nein, Majestät! Se. Majestät hat noch keine Ahnung!" „Dann werde ich es dem Kaiser sagen!" er widerte die Kaiserin. Sie war in diesem Moment gefaßt. Die Pflicht der Gattin ließ die Mutter den furcht baren Schmerz vergessen und hielt sie aufrecht. Und die Kaiserin begab sich in die Gemächer des Kaisers und aus dem Munde der Kaiserin erfuhr es der Kaiser, daß sein einziger Sohn tot sei. Sie, die Trostbedürftige, spendete dem ge brochenen Gatten Trost, sie, die Thränenreiche, wischte die Zähren von dem Auge des Kaisers, sie, die Niedergeschmetterte, stützte den ge beugten Vater. Eine Heilige! Und als sie dieses Schmerzenswerk vollbracht, Log sie sich in ihre Gemächer zurück und weinte und weinte und war wieder Mutter, nur Mutter. Eine Heilige! Am Donnerstag den 31. Januar sahen der Kaiser und die Kaiserin ihren toten Sohn wieder. Der Kaiser war aufrecht, die Kaiserin weinte, und da sie sich auf den Betschemel niederließ, umfaßte sie der Kaiser sanft und stützte sie. Dann änk auch er in die Kniee. Die Kaiserin verließ ihre Gemächer nicht. Sie wollte allein sein, sie empfing nur die Be uche des Kaisers, der täglich wiederholt in den Appartements seiner Gemahlin erschien, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. An dem Leichenbegängnisse nahm die Kaiserin auf dringendes Ersuchen des Kaisers nicht teil. Sie erschien nochmals an der Bahre des Sohnes und legte sechs weiße Rosen auf die Brust des Thronfolgers. Ehe der Sarg geschlossen wurde, nahm die Kaiserin die Rosen wieder und preßte ie. Sie verwahrte diese Rosen wie ein Heilig tum in ihrem Gebetbuche. Der Kaiser nahm Anlaß, seine Bewunderung für die Kaiserin zum Ausdrucke zu bringen, und bei dem Empfange der Volksvertreter am 30. Inin 1889 sprach er mit von Schluchzen unterbrochener Stimme die Worte: „Wie viel ich in diesen schweren Tagen meiner innigstgeliebten Frau, der Kaiserin, zu danken habe, welche große Stütze sie mir ge wesen, kann ich nicht beschreiben, nicht warm genug aussprechen. Ich kann dem Himmel nicht ;enug dankeir, daß er mir eine solche Lebensge- ährtin gegeben hat. Sagen Sie dies nur weiter; je mehr Sie es verbreiten, um so mehr werde ich Ihnen danken." Erst am 6. Februar verließ die Kaiserin zum ersten Male ihre Gemächer, fuhr nach Schön- suchungShaft wegen Unterschlagung von 58000 Mk. amtlicher Gelder zu 5 Jahr Zuchthaus. Neumann, 64 Jahre alt, war der älteste Zahlmeister der preußi schen Armee. Huntes Allerlei. Für Briefmarkensammler dürfte die Nachricht von Interesse sein, daß die kretische Regierung beschlossen hat, demnächst eigene Briefmarken in Umlauf zu setzen. Diese werden die Form der im Jahre 1896 von Griechenland ausgegebenen „olympischen" Briefmarken haben und den Kopf der Hera zeigen. Die neuen Postwertzeichen sollen in Europa in der nächsten Zeit bestellt werden und nach Beendigung der zur Einrichtung der neuen Regierung erforder lichen Vorarbeiten ausgegeben werden. Gut pariert. Mann (ärgerlich): „Ich muß doch schrecklich dumm gewesen sein, als ich dich heiratete." — Frau: „Das wollt' ich meinen — aber die Dummen haben immer das größte 7 Familie. Einen wunderlichen Junggesellen. Erich von Wellmer war einst sein Liebling ge wesen, weil er der Mutter glich, welche der Alte wie eine Heilige verehrt hatte. Wie leicht konnte der reiche Mann eine Summe, die dem Neffen nach seinem Tode zufiel, schon jetzt flüssig machen, ohne sich Entbehrungen aufzuerlegen! Freilich bestand seit Jahren kein Verkehr mit dem Oheim. Dieser zürnte sogar dem Offizier, (Mil er bei einem Besuche, welchen er kurz nach seinem Eintritt in die Armee ihm gemacht, durch eine unvorsichtige Bemerkung die all mächtige Wirtschafterin beleidigte. Hatte der . Hnkel die lächerliche Geschichte vergessen ? Sorgte Fräulein dafür, daß sie ihm in der Er- . imeruug blieb? , l Aber .vorwärts!" hieß die Losung. „Dem ltttigen iilst Gott!" I Der erbetene Urlaub war dem pflichtge- t«en Offizier gern bewilligt, und fiegeSfroh sLitt er am Mittag dem kleine» Häuschen in dT Vorstadt zu, das all' sein Hoffen barg. »„Herr von Wellmer kommt!" sagte Lisa, bHnd zu der Mutte aufsehend. ».Babette hat Befehl, gerade ihn abzuweisen," aHwrtete dieselbe kalt. R.Mama!" Lisa sprang auf, Thränen standen in Dren Augen, sie wollte zur Thür eilen. »Keine Thorheit, mein Fräulein, — wenn iäHittcn darf," sprach die Professorin scharf. wünsche dich nicht länger dem Gerede der Lcte ausgesetzt. Wellmer darf ein Mädchen ohe Vermögen nicht heiraten, und meine Tochter istriir zu einem Spiele zu gut." .Wir können warten, Mama! Wir find Gedanke« in ihr Herz. Drüben lag die Fläche des Teiches, auf der die Schlitt- tummelten. ....zehn Tage waren vergangen seit noch jung!" sagte angstvoll das Mädchen und starrte dem Geliebten nach, der eben das HauS verließ. „Ha, ha!" lachte die Dame schrill, „du willst es mit einer Verlobung versuchen. ES kommt nichts dabei heraus, glaube mir! Deine arme Mutter war ja viele, viele Jahre glück liche Braut! — Die Männer können keine Treue Haven — sie lieben frische, rosige Ge sichter, — verblaßte Wangen und vorwurfsvolle Mienen find ihnen ein Greuel. — Du wirst nicht WellmerS Braut, so lange ich in diesem Hause etwas zu sagen habe" Stolz aufgerichtet verließ Frau Braunau das Gemach. Lisa sank wie vernichtet auf einen Stuhl. Aber durch all' ihren Jammer klang immer wieder die selige Gewißheit: „Er liebt dich — er bleibt dir treu!" 7. Lisa Braunau war auf dem Kirchhof ge wesen und hatte Kränze aus die beschnetten Gräber ihrer Anverwandten gelegt. Sie ging gern an diesen Men Ort. Nie trat des Vaters Bild lebendiger vor ihr geistiges Auae als an seinem Grabhügel, nie gelobte sie heißer, seinen Lehren immerdar zu gehorchen, als an dieser FriedenSstätte. MS Lisa dieselbe verlieb, lachte noch freund lich die Winterfonne und lockte eine Fülle stöb- llchW5" " ' breite „ . schuhläufer sich lustig Kaum vierzehn Ti jenem Morgen, als sie mit ihm dort wei te. — Wo befand er sich jetzt? Sie sehnte ihn herbei und das rebellische Herz klopfte stärker in dem Gedanken: „Er ist deinetwegen gegangen — alles wird er zum Guten führen." In diese frohen Erinnerungen vertieft, sah Lisa mit Unbehagen Frau Blaut und Hedwig Jegatscb auf fich zukommen. Sie wollte mit flüchtigem Gruße vorüber aber die Damen lächelten süß und redeten sie an. — Arme Lisa! Siehst du hinter den lachenden Mienen nicht die Arglist der Seele? Fliehe, so weit dich deine Füße tragen! „Sie kommen vom Kirchhofe?" fragte Frau Blant teilnehmend. „Wer wird die traurigen Wege bei solchem Wetter machen? Gehen Sie mit uns znr Eisbahn." Lisa dankte, sie hätte ihre Schlittschuhe nicht da. „Und weißt du noch nicht die große, große Neuigkeit?" rief Fräulein Hedwlg Jegatsch, welche nicht schnell genug ihre Botschaft los werden konnte. „Oder «fuhrst du gar zuerst davon?" „Ich weiß nichts," sprach Lisa ruhig, ahnungslos. „O," meinte Frau Blant, „ein Vöglein hatte ich sett dem Manöv« wohl schon fingen hören. — Sie, Lisa, müssen doch auch von der hübschen reichen Alma Werder mV ihm gesprochen haben." „MV wem?" Eine furchtbare Angst erfaßte dar Mädchen. „Ich weiß noch nicht, worüber die Damen erstaunt find." „Wellmer hat sich verlobt," platzte Hedwig heraus. „WaS meinst du dazu?" Ein wenig verbarg wohl der Schlei« Lisas jähes Erblassen, das schnell ein« glühenden Röte Platz machte. „Verlobt?" fragte sie tonlos, denn eine Meisterin in der Verstellung war unsere Heldin nicht — sie fügte zweifelnd hinzu: „Ich möchte an einen Irrtum glauben. Man red« ja schon dergleichen, wenn ein Mann öfter als nötig mit einem jungen Mädchen verkehrt." Die Blant zuckte die Achseln. „Ich wußte es schon lange von den Offi zieren, daß uns« Flattergeist beim Manöver sein Herz verloren hat. Man schilderte mir Fräu lein Werder ganz reizend. Und das Vermögen ist gleich disponibel, denn die Dame hat keine Eltern mehr. — Uebrigens stand die Anzeige in d« Zettung." „Ja, ja," lachte Hedwig. „Ich habe eS schwarz auf weiß. — Aus den Famttiennachrichten schnitt mein Bruder die Annonce — hier ttn Portemonnaie trage ich sie herum." Schon wat dasselbe gezogen — der kleine Zettel lag in Lisas Händen. „Nun wollen wir Sie durchaus nicht läng« aufhalten," sagte die Assessortn schadenfroh. „Leben Sie wohl, Fräulein Braunau! — Und noch eins: Uebermorgen zum Kränzchen er wartet man den glücklichen Bräutigam! Sie werden singen, nicht wahr? Bet d« General probe gestern sagten Sie ja bestimmt -u!* Wie Vie! Nadelstiche noch! Die Damen bogen in eine Settenstraße. Lisa schlich müde zum Friedhof zurück. Fassungs los -rach sie an den beschneiten Hügeln ptsammen. L 8 (Fortsetzung folgt.»
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