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Auerthal-Zeitung : 18.09.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189809184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-09
- Tag 1898-09-18
-
Monat
1898-09
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 18.09.1898
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§ s a Mstttifche Nurrdschai». Deutschland. «Kaiser Wilhelm trifft am 17. d. in Wien zur Leichenfeier für die Kaiserin Elisabeth ein. «Anläßlich der Reise desKaiserpaareS nach Palästina wird dem Vernehmen nach am 1. Oktober in Jaffa ein deutsches Postamt eingerichtet werden, welches den gesamten Post- verkehr zwischen Deutschland und Jaffa wahr» -unehmen hat. Die in Jaffa zu verwendenden deutschen Freimarken werden einen Ueberdruck in schwarzer Farbe erhalten, welcher den Wert der einzelnen Marken in türkischer Währung angibt. «Die für die Weltausstellung in Paris bestimmten Güter werden von den deutschen staatlichen Eisenbahnverwaltungen für die halbe tarifmäßige Fracht hin und zurück befördert. Die Güter find mit Bezettelungen zu versehen, woraus ihre Bestimmung für die Aus stellung zn versehen ist; in den Frachtbriefen für die Hin- und Rückbeförderung ist zu ver merken, daß die Sendungen durchweg aus Aus stellungsgut bestehen. Nach dem ,Reichsanz.' werden die königlich preußischen Eisenbahn-Kom missare der ihrer Aufsicht unterstellten Privat- Eisenbahnen die Bewilligung der Vergünstigung ebenfalls empfehlen. «Das Verzeichnis der Betriebs unfälle auf deutschen Eisenbahnen weist für Monat Juli im ganzen eine Zahl von 216 auf, darunter 13 Entgleisungen auf freier Bahn und 13 in Stationen, drei Zusammen stöße auf freier Bahn und 15 in Stationen. Bei den Unfällen wurden 58 Personen getötet und 134 verletzt. Unter den Getöteten sind sieben Reisende, 32 Beamte und 19 fremde Personen; unter den Verletzten 17 Reisende, 100 Beamte und 17 fremde Personen. * Die ,Berl. Pol. N/ können auf das be stimmteste versichern, daß von feiten der preuß. Regierung nach wie vor an der Ansicht fest gehalten wird, die Kanalvorlage an den Landtag zu bringen, und daß die bezüglichen vorbereitenden Arbeiten soweit gediehen sind, um jeden Zweifel an der Möglichkeit der Durch führung dieser Absicht auszuschließen. * Einen Zwei-Millionenfonds zur Abwehr von Streiks wollen sich, wie die ,Germ/ schreibt, die Bäckermeister Deutsch lands schaffen. Die Obermeister sämtlicher Bäcker-Innungen sollen demnächst zu einer Kon ferenz zusammengcrufen werden, um über die Bildung des großen Streik-Abwehrfonds zu beraten. Oesterreich-Ungarn. «Der Kaiser Franz Joseph wünscht, daß die großen Jubiläumsfeierlich keiten, welche einen staatlichen Charakter haben und einen Fremdenzufluß nach Wien ver anlassen, trotz des traurigen Ereignisses statt finden sollen. Die große Feier in der Stephanskirche und das große Fest im Rat hause werden infolgedessen abgehalten werden. «Die Kundgebungen gegen italienische Arbeiter haben sich in Oesterreich, nament lich in Triest, wiederholt. Die Ausschreitungen in Laibach haben einen bedenklichen Grad er reicht. In einer Ziegelei ist es zwischen Slo wenen und Italienern zu einem förmlichen Ge fecht gekommen. Obgleich ein Bataillon Infan terie aufgeboten wurde, kamen abends neuerliche Ausschreitungen vor. — Mehrere Wiener Blätter verurteilen übrigens die Verfolgungen unschul diger italienischer Arbeiter und weisen darauf hin, daß Luccheni einer Sekte angehört, die keine Landesgrenze kennt, und daß die An archisten kein Vaterland haben. Frankreich. «Die Lage in Frankreich ist nach jeder Richtung hinsehrernst; dieStellung Faurcs gilt als erschüttert, da seine Dazwischenkunft die Verhinderung der Dreyfus- Ncvision bezweckt. Siegen die Revisionisten, was fast sicher erscheint, so muß Faure ab- m treten. Brisson erklärt die Revision Hfür unvermeidlich, sollte auch der "ganze General st ab auf der An- Hklagebank Platz nehmen. Zurlinden tritt zurück, keineswegs, weil er von der Schuld DreysuS' überzeugt ist, sondem weil er nicht gegen die Kameraden Mercier und Boisdeffre, die schwer kompromittiert sind, vorgehen will. General Bruyüre wird Zurlindens Nachfolger. «Esterhazy ist entwischt. Einem Gerücht zufolge ist Esterhazy in Wiesbaden. Zwei Herren, die ihn persönlich zn kennen vor geben, wollen ihn, so meldet man der,Frkf. Ztg.', in der Wilhelmstraße gesehen haben. Schweiz. * Es werden Maßnahmen der Schweizer Kanton-Regierungen gegen die in der Schweiz lebenden Anarchisten vorbereitet, namentlich wird bereits jetzt ein engerer Zusammen schluß der einzelnen Kantone in derUeber - wachung verdächtigen Gesindels befürwortet. In dieser Richtung ist freilich der tragische Tod der Kaiserin Elisabeth besonders lehrreich. Man kannte Luccheni in Bem genau und wußte um seine Gefährlichkeit. Da seine Papiere in Ord nung waren, mußte man ihn dort mhig seines Weges gehen lassen und hatte nicht nötig (!), dem Kanton, in welchen er sich begab, seine Ankunft anzuzeigen. Wäre das geschehen, so wäre man in Genf mehr vor ihm auf der Hut gewesen. «Der Verbrecher Luccheni benimmt sich überaus cynisch und äußert seine Freude dar über, daß ihm der Mord anschlag ge lungen ist. Als der Generalprokurator ihm die Feile vorlegte und fragte, ob er sich dieses Instrumentes bei dem Mord bedient habe, ant wortete er: „Freilich habe ich mit dieser Feile nach der Kaiserin gestochen. Ich habe dieses Werkzeug gewählt, weil ich weiß, daß es die gefährlichste und unfehlbarste Waffe ist. Ich habe sie mir eigens für diesen Zweck zubereitet." Italien. «Es machen sich in Nord-Italien wiederum Anzeichen bevorstehender Unruhen bemerkbar. Blättermeldungen zufolge wurden in den letzten Tagen in Mailand mit der Unter schrift „Das Revolutions-Komitee" versehene, zum Umsturz auffordernde Aufrufe verteilt. Die Polizei ordnete einen Ueberwachungsdienst an und verhaftete einen gewissen Carlo Sil es, während er solche Aufrufe verteilte. Im Augen blick der Verhaftung rief Siles: „Es lebe die Anarchie, Tod dem König!" Ein Tmpp von etwa 100 Personen folgte Siles bis zur Polizeiwache in der Straße Napo Torriani (wo die Tumulte am 6. Mai ihren Anfang nahmen). Dort erhoben dieselben ein Gepfeife nnd Gejohle und beantworteten die Aufforderung, sich zu entfernen, mit Steinwürfen. Andere Beamte kamen hinzu und zerstreuten die Ruhe störer. Siles, der im Jahre 1877 in Reggio geboren ist, war zur Verteilung der Ausrufe aus der Schweiz hierher gekommen. * InMinerbio, Provinz Bologna, durch zogen 200 streikende Landarbeiter die Straßen. Karabinier! verhafteten vier Männer und zwei Franen. Die Behörden entsandten Kavallerie nnd trafen Maßnahmen, um eine weitere Aus breitung des Streiks zu verhindern. — Eine geheimePulverfabrik ist in Lumezzano, Provinz Brescia, mit ihrem Besitzer in die Luft geflogen. Dänemark. «Die Nachricht von der Ermordung der Kaiserin Elisabeth hat auf das Befinden der Königin von Dänemark einen sehr ungünstigen Einfluß ausgeübt. Die Kräfte schwinden täglich, die Ohnmächten werden häufiger. * Der ehemalige Kr iegs- und Marineminister Dreyer, im Kriege 1864 höchstkommandieren der Ingenieur-Offizier, ist am Dienstag in Kopenhagen gestorben. Spanien. «Bei den Generalratswahlen sind in Madrid elf Liberale, zwei Konservative, ein dissentierender Konservativer und zwei Unab hängige gewählt worden; die Resultate aus der Provinz fehlen noch.' * Die Dienstags-Sitzung des Senats verlief s ehr stürmis ch. Graf Almenas, aufgefordert, die Namen derjenigen Generale zu nennen, die er mit seinem Ausspruch, man müsse ihnen mit ihren' Schärpen die Kehle zuschnüren, ge meint habe, erwiderte: Nun wohl, da Sie es wünschen: die Generale, die ich meinte, sind Weyler, Bianco, Primo de Riveira und Admiral Cervera. Rußland. «Der Zar richtete einen langen eigen händigen Beileidsbrief an den Kaiser von Oesterreich. — Murawiew wird im Auftrage des Zaren eine Note an die Mächte in Angelegen heit einer internationalen Anarchi st en-Konventton richten. Balkanstaaten. «Bisher sind auf Kreta von den euro päischen Schiffen und Truppen noch keine Maß regeln ergriffen; im Innern geht es drunter und drüber. Auch in Kanea und Rethimo ist die Lage unmhig. Hier bereiten die Russen ein kräftiges Vorgehen vor. Ueber tausend Mann sind an Land gegangen; ein weiteres Bataillon wird erwartet, ebenso noch zwei russische Kriegs schiffe. Der russische Admiral Skrydlow berief die türkischen Behörden, das Konsularkorps, die Geistlichkeit und türkische Notabeln in einer Besprechung znsammen, bei der er erklärte, im Falle von Unruhen werde die Stadt beschossen und der Belagerungszustand verkündet werden. Dir Kaiserin Elisabeth ist einem verbrecherischen Fanatismus zum Opfer gefallen, vor dem sie schon vor vier Jahren mit Entsetzen, Abscheu und Grauen erfüllt worden war. Die Kaiserin befand sich im Juni 1894 in Campiglio und erwartete dort die Ankunft des Kaisers, der damals nach langer Zeit wieder einmal die Stadt Trient besuchte. Da erhielt die Kaiserin in der Einsamkeit von Campiglio die Nachricht von der Ermordung des Präsidenten Carnot. Sie wurde dadurch in die höchste Auf regung versetzt und sprach ihrer Umgebung gegenüber die Besorgnis aus, daß dieses Ver brechen nicht vereinzelt bleiben werde: „Kein Staatsoberhaupt in Europa ist nun vor dieser Sekte sicher." Namentlich fürchtete sie für die Sicherheit des Kaisers, wobei sie geradezu an die Möglichkeit dachte, daß während der An wesenheit des Kaisers in Trient italienische Anarchisten nach Südtirol kommen könnten. Um die Kaiserin zu beruhigen, ist die strengste Ueber- wachung der Grenze angeordnet worden, und es ist ja bekannt, daß jene Reise des Kaisers nach Südtirol ohne die mindeste Störung ver lief. Die Kaiserin soll aber erleichtert auf geatmet haben, als sie den Kaiser bei sich in Campiglio begrüßen konnte. Für sie bildete schon damals der italienische Anarchist ein Schreckbild und nun haben sich ihre damals für den Kaiser gehegten Befürchtungen an ihr selbst in fürchterlichster Weise erfüllt. Ein wertvolles Andenken an die ermordete Kaiserin Elisabeth besitzt ein Berliner Literar historiker, der sich in früheren Jahren haupt sächlich der Heineforschung widmete. Es gelang ihm durch einen besonderen Zufall drei noch ungedrnckte Gedichte Heinrich Heines, sowie eine Anzahl unbekannter Briefe des Dichters an seinen Freund Moser zu entdecken. Sowohl in den Gedichten, wie in den Briefen war manches, das eine Veröffentlichung fürs erste als nicht geraten erscheinen ließ. Kurz entschlossen wandte sich der Schriftsteller an die Kaiserin Elisabeth, „die gekrönte Heine-Verehrerin", sandte ihr seine Entdeckungen ein und überließ es dem Urteile der hohen Fran, was von dem litterarischen Funde zu veröffentlichen sei. In einem eigen händigen Briese, den der Forscher wie ein Heiligtum aufbewahrt, gab die Kaiserin ihre Meinung kund, sie bestimmte zwei der Gedichte nnd die Briefe, trotz mancher Bedenken, die dagegen Vorlagen, zur Veröffentlichung — „denn Heines Publikum sind die Völker der Erde und diese haben ein Recht, ihn ganz kennen zu lernen, zumal der Dichter selbst, unähnlich der Mehrzahl der anderen Poeten, jede Heuchelei verschmähte und sich stets so zu geben liebte, wie er war, mit all seinen Vor zügen und menschlichen Schwächen". Das unterdrückte Gedicht erklärte die Kaiserin für apokryph und führte in dem erwähnten Briefe ausführlich die Gründe an, die sie an der Echt heit des Fundes zu zweifeln veranlaßten. Und in der That, die Heine-Kennerin auf dem Throne behielt Recht. Bei näherer Nach forschung ergab sich, daß man es mit einem Gedichte von Ludwig Robert, dem Bruder der Rahel, zu thun hatte, in welchem er HeineS Manier allerdings in sehr geschickter Weise zu parodieren wußte. AuS den Erinnerungen an die herrliche Frau, welche Wiener Blätter jetzt veröffent lichen, seien hier zwei mitgeteilt: „Eines Tages ging die Kaiserin allein spazieren, und als sie schon tüchtig müde war, kehrte sie in eine ein same Bauernhütte ein, um ein wenig auszu ruhen. Dort stand am Herde eine bejahrte Bäuerin. Die Kaiserin bat um die Erlaubnis, sich niedersetzen zu dürfen und ließ sich dann mit der Bäuerin in ein Gespräch ein. Während des Gespräches fuhr die Bäuerin fort, ihren Teig in einem Topf energisch zu bearbeiten, aber der Topf wollte nicht parieren, sondern machte alle Drehungen des Kochlöffels mit, bis endlich die alte Frau die Geduld verlor. „Na," sagte sie gereizt, „auf diese Art wird aus dem> Schmarn nichts werden. Schauen Sie, liebe Frau, Sie haben jetzt ohnehin nichts anderes zu thun, kommen Sie her und halten Sie mir ein wenig den Topf, dann wird die Geschichte gleich gehen." Die Kaiserin trat lächelnd an den Herd und hielt den Topf, während die Bäuerin den Teig um rührte; binnen kurzem war der „Schmarn" ertig, den auch die Kaiserin kostete und natür- ich „ausgezeichnet" fand; dann verabschiedete ie sich mit herzlichem Danke für die Gastfreund- chast der Bäuerin. Als zu Mittag der alte Bauer nach Hause kam und zufällig nach dem Fensterbrett hinblickte, taumelte er förmlich vor Schreck zurück. „Mütterchen" — fragte er — „wie kommt denn das hierher?" Auf dem Fensterbrett lag eine Banknote. Stotternd er zählte die arme Frau, was geschehen sei und schilderte, so gut sie konnte, das Aussehen der Dame. „Weib," rief der Bauer, „also ist es wahr, daß bei euch Weibern das Haar lang, der Verstand aber kurz ist?! Das war ja die Kaiserin!" — „Jesus Maria!" lamentierte die Bäuerin, „und ich habe mir von der Kaiserin den Topf halten lassen, dafür kann ich vielleicht gar noch in Arrest kommen." — Ein anderes Mal, ebenfalls bei Gelegenheit solch' eines Spazierganges, kam die Kaiserin an dem einsam gelegenen Häuschen eines Waldhüters vorüber. Der Hüter saß draußen auf einer Bank, ver tieft in die Lektüre einer sehr abgegriffen aus sehenden Scharteke. Die Kaiserin blieb vor ihm stehen. „Was ist das, mein Lieber, was Ihr da so eifrig leset?" fragte sie. Der Hüterblickte auf, und, nachdem er die schöne Frau eine Weile angestarrt hatte, antwortete er: „Ach, meine gute Frau, das ist die Geschichte eines unglücklichen Königs, der sich ins Wasser ge stürzt hat. Eine traurige, sehr traurige Ge schichte, ich habe sie schon dreimal gelesen, man muß oabei so viel weinen; ich möchte nur wissen, ob sie auch wahr ist?" Damit reichte er das schmutzige Büchlein hin; die Kaiserin durchblätterte es; es war ein Erzeugnis der Groschen-Litteratur, das den Tod König Ludwigs von Bayern schilderte. Sie gab dem Hüter das Buch zurück, sagte: „Ja, es ist wahr!" und ging, Thränen in den Augen, von dannen. Uon Nah und Fern. Danzig. Wie erinnerlich wurde seitens der Firma Stantien u. Becker seiner Zeit einer größeren Anzahl Bernsteindrechsler die Lieferung von Rohbernstein verweigert. Infolge Einwir kung des Handelsministers wurde die Sperre jedoch im ganzen Umfange aufgehoben, hierbei den Gewerbetreibenden aber eröffnet, daß un lautere Geschäftsmachinationen wie Bernstein schmuggel rc die Aussicht auf staatlichen Schutz verwirken. Neuerdings hat sich ein Danziger Gewerbetreibender wieder des Bernsteinschmuggels verdächtig gemacht, so daß Stantien u. Becker die Lieferung von Rohbernstein verweigerten. Das Ergebnis der stattgehabten Untersuchung war ein solches, daß die Regierung es ablehnen mußte, zu Gunsten des Gewerbetreibenden zu intervenieren. Das ist, so schreibt die ,Danz. Ztg/, ein warnender Vorgang für alle, welche es mit der übernommenen Verpflichtung, das bezogene Material nicht an Ambroidfabriken zu verkaufen, nicht ernst nehmen. a> Lisa. dH) Novelle von Konstanze Lochmann. de (Fortsetzung.) !s „Plötzlich sah Lisa scharf in die Ferne und Pgte fitllstehend: „O weh, meine Herrschaft geht Ende, dort hinten tauchen bereits dunkle Ge» -Uten auf." „Bleiben Sie noch," bat Wellmer innig. „Wo denken Sie hin?" rief sie übermütig. Vie Wassernixe unter. Menschen? Wohl ist ! Stelle fest geworden, durch die sie die ierwelt erreicht hat, und sie muß nun bis n Abend durch die Felder inen. Doch nn der Mond heraufzieht, bricht unter :en Strahlen die dünnere Fläche des es auf — die Nixe kann hinunter in ihr iberreich." „Aber ich kaffe nicht von meiner >en Wasserfrei" rief «, ihre Hand fester end. „Genug deS Scherze»! Sie wissen, ich kann t bleiben! Man würde dieses Zusammen- en für ein verabredetes halten. Ich gehe Feldweg zurück und bin schon weit fort, ehe Gesellschaft hier erscheint." Und morgen?" fragte er vor ihr nieder» nd und die Schlittschuhe von den kleinen m lösend. sehe Sie morgen wieder, nicht wahr?" Uwortete nicht, rasch sprang sie auf Mt bedeckte ihre Wangen. Sie hatte W s, ehe er ihr folgen konnte, noch W Kx sich nach ihm um und rief lL«?r Stimme: — Frau Blant war von einer Zusammenkunft der jungen Leuie überzeugt. „Morgen will ich das Stelldichein zur Kenntnis der ganzen Stadt bringen! O, meine Tugendheldin, mich hättest du dir nicht zum Feinde machen sollen. — Mag mein Mann allein dinieren — ich gehe aufS Eis. Es geschah, wie Frau Blant sich vorg.- nommcn. Sie frühstückte am anderen Tage reichlich und bestellte das Diner auf vier Uhr. Schon in der Mittagstunde war sie auf dem Teiche, aber vergebens schaute sie sich nach Lisa und dem Offizier um. „Wie schlau die Katze ist!" dachte sie empört. „Nun kann ich mich langweilen und sie lacht sich inS Fäustchen. Aber warte nur, wir gleichen unsere Rechnung noch aus." Der arme Assessor bekam von der verdrieß» lichen Dame eine lange Strafpredigt, well er so ungalant gewesen war, mit dem Essen nicht auf sie zu warten. Wellmer halte eine unruhige Nacht verbracht. Er empfand es schwer, daß seine pekuniären Verhältnisse ihm nicht erlaubten, um Lisas Hand anzuhalten. Einfach und streng erzogen, hielt er das Los der reicheren Kameraden nicht eben für begehrenswert. Ihm genügten die Zinsen, die er von seinem kleinen vermögen bezog, freilich durste er sich nie Extravaganzen erlauben, nie der Versuchung zum Spiel erliegen. Aber auch bei solch strenger Einteilung schmolz daS Kapital zusammen. MU jedem Jahre rückte er dem Hauptmann näher — standesgemäß sollte bis zu dieser Zett gelebt werden. Nun lagen die Sachen anders. Ein armes > „Leben Sie wohl, Herr von Wellmer! Die Nixe darf nur einmal im Jahre das EiS be- treien." Betroffen schaute er der Davoneilenden nach — endlich kam ihm das Verständnis. „Sie fühlt wie ich! Sie weiß, daß noch eine Stunde solchen Alleinseins unsere Zungen lösen würde — dies will sie vermeiden. — Doch warum? Hat man sich scheu beeilt ihr mitzuteilen, gänzliche Mittellosigkeit werde ein Hemmschuh für mich sein? Liebt sie mich noch so wenig, daß sie sich die Kraft zutraut, ent sagen zu können? Ich muß Klarheit in die Sache bringen — muß daS entscheidende Wort sprechen, ehe eS zu spät wird. — Vorher will ich zu Onkel Hendrik reisen." Wellmer ließ abschnallen, als sich das EiS belebte, voll Unruhe eilte er nach der Stadt — schon am nächsten Morgen hoffte er Urlaub zu erhalten. Auf dem Rückwege traf er Frau Assessor Blant, Hedwig Jegatsch und einige Kameraden, darunter Hauptmann Mallow. „Warum waren Sie nicht zu Tisch, Herr Kamerad?" fragte dieser, der sich solches Fern bleiben nur mit Krankheu erklären konnte. „Ich hatte Kopfschmerzen — da schien mir Bewegung geboten." Die Blant wurde aufmerksam. „Ei, jetzt haben Sie wohl Fräulein Braunau ms de« Eise bewundern können? Die geht zu dieser Zeit." Wellmer sprach eifrig mit Leutnant von Scheller, er mochte die Frage überhört haben. Bald verabschiedete er sich von den Bekannten. Mädchen hatte sein Herz gewonnen und er mußte darauf bedacht sein, der Geliebten ein sorgen freies Leben zu bereiten. Ohne Kaution konnte er sie nicht heimführen. — Wellmer wollte den Dienst quittieren — einen anderen Beruf er greifen. Er war mit Leib und Seele Soldat,, und bei seinen Vorgesetzten beliebt; die Aus sicht, znni ttyncralslib versetzt zu werden,, machte ihn - elz. Dennoch hätte er sich um Lisas willen auch in eine andere Lebenslage gefunden. Immerhin mußten Jahre vergehen, ehe er sich eine auskömmliche Stellung erkämpfte. Durste er jetzt schon das schöne, jugendliche Mädchen, dem eS an Bewerbern nicht fehlte, in eine ungewisse Zukunst hineinziehen? Un möglich. Als Leutnant mochte er sich nicht verloben. Er hatte noch wett genug bis zum Hauptmann. — LisaS herrliche Jugendjahre gingen dahin, ehe er mit ihr vor den Altar trat. Er haßte überdies lange Verlobungen. Fast noch nie hatte er sie -um Heil auSschlagen sehen. Was thun? Dieser Zustand war unerträglich, ein entscheidendes Wort mußte fallen. Such wenn sich Lisa entschließen dürfte, ihm überS Meer zu folgen, durste er ein solche? Opfer erst annehmen, wenn er ihr drüben eine Stätte bereitete, die sie die alte Heimat vergessen lehrte. Schien eS billig, der Mutter, die den einzigen Sohn verloren, nun auch die Tochter zu rauben? Würde ihr Segen ihnen so gen in die Neue Welt? Nur eine einzige Hoffnung winkte: Es gab von mütterlicher Seite einen Erbonkel in der
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