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Auerthal-Zeitung : 28.08.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189808288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980828
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980828
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-08
- Tag 1898-08-28
-
Monat
1898-08
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 28.08.1898
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1 I i I I I I I I Dsiitische Uodfch«. L>e»tschla»d. *8« Red«de»Kais«r»in Mainz ' ", „ d« markantesten Stelle em« etwa» andere Fassung mit. al» fie da»,wölfisch« vüreau' den Zeitungen übermittelt hatte. Nach de« »Rhein. Sur.' sagt« der Kais«: .Da» neue Deutsche Reich ist entstanden au» dem gemeinsamen Drang de» deutschen Bolle» nach Zusammenhang und Oberhaupt; e» baute sich auf auf der Grundlage der Vaterlandsliebe: «» ist ihm Forv und Kraft gegeben durch meinen Großvater und seine Räte. Ich bin fest entschlossen, dcch Erbe meiner Väter und den Frieden, der um so teuer ist, mit alle» meinen Kräften zu erhallen; da» werde ich aber um können, wenn eS un» gelingt, unser Ansehen bet unseren Nachbarn aufrecht zu erhallen/ *Die neuere Wendung in dem Verhältnis zwischen der Türkei und Griechenland dürfte vorauSfichtlich auf die ReiseKaiser Wil« Helm» insofern einen Einfluß auSüben, als in daS Reiseprogram« noch ein kurzer Besuch In der griechischen Hauptstadt ein geschoben werden dürfte. Die vom Sultan aus gesprochene Geneigtheit, in engere Beziehungen zu Griechenland eineutreten, hat in den amt lichen griechischen Kreisen die Hoffnung auf leben lassen, daß damit auch die Grundlage zu einem dauemd freundschaftlichen Verhältnis zwischen Deutschland und Griechenland gegeben werden könne. Man nimmt daher an, daß Kronprinz Konstantin bei seinem Besuche des Kaisers diesem auch die Einladung zu einem zweiten Besuche Athens überbracht hat, den Kaiser Wilhelm vorauSfichtlich auf seiner Rück reise abstallen wird. *WaS die Beteiligung auswärtiger Sirchenregierungen an der Einweihung der Erlöserkirche in Jerusalem anbelangt, so hat Holland, noch ehe die Einladung dahin ergangen war, die Absendung eines kirch lichen Vertreters angekündigt. Von sellen Schwedens ist der Bischof Scheel von Wisby zum Vertreter designiert. Dänemark hat -wm noch keinen bestimmten Namen ge nannt, hat aber die Abordnung eines Kirchen beamten in Aussicht gestellt. AuS derSchweiz ist auf die ergangene Zuschrift eine freundliche Antwort ergangen, aber die zur Vertretung be stimmten Personen find noch nicht mitgeteilt worden. Aus Oesterreich ist noch keine Antwort auf die Einladung erfolgt; dem An schein nach ist dort eine Gegenströmung vor handen, da man von gewisser Seite die Kaiser reise und die Kircheneinweihung als ein kirchen politisches Ereignis auffaßt, daS andere christ liche Konfessionen in Palästina beeinträchtigen könnte. Doch scheint bereits eine Beruhigung eingetreten zu sein, und eS ist Aussicht vor handen, daß auch österreichische Delegierte bei der Feier zugegen sein werden. Eine besondere Stellung unter den evangelischen Landeskirchen nimmt die englische Hochkirche ein; auch an fie ist eine Einladung ergangen, und zwm ist fie der Königin Viktoria übermittelt worden. ES wird sich bald zeigen, welche Aufnahme fie in den hochkirchlichen Kreisen findet. * General v. Werder hat sich auf Ein ladung deS Zaren von Rußland am Dienstag nach Moskau zur Enthüllungsfeier der Den k- mal 8 für den Kaiser Alexander m. be geben, bei welcher derselbe auch unseren Kaiser vertritt. * Betreffs der signalisierten Neu auf- Wendungen für das Heer schreibt die »Köln. Zta.', eS handle sich um eine Vermehrung von 16 000 Mann, die angesichts der gewaltigen Bevölkerungszunahme sehr gering erscheine. Daß Mainz als Sitz deS Generalkommandos (Hessisches Armeekorps) bestimmt sei, ergebe sich auS militärischen Rückfichten. Bet der letzten Anwesenheit deS Kaisers sei in Be sprechungen mit dem Sroßherzog von Hessen diese Frage endgültig geregelt worden. "Mit der Telegraphie ohne Draht finden zur Zett interessante Hebungen von selten deS 1. Eisenbahn-Regiments statt. Eine Abteilung dieser Truppe ist dabei, mit einer anderen auf den Müggelbergen stationierten M« FremzAfr Sker Ai«««rck. Eine Studie von Fr. Charmes in der »Revue des deux Monde»' legt Zeugnis davon ab, wie Bismarck» Persönlichkeit auf einen edel denkenden Feind wirkte. Au» diesem Grunde mag von den ungezählten BtSmarck-Artikeln noch ein Abschnitt dieser ftanzöfischen Arbeit hier Platz finden: Man hat oftmals gesagt, BiSmarck sei eine Gestatt au» vergangenen Epochen, die sich in unsere Zett hinein verirrt habe; alles an ihm deute auf den Charakter vergangener Lage hin. Weil man ihn den eisernen Kanzler nannte, hat ihn sich die Phantasie gern mit den Zügen eine» mittelalterlichen Rtttermanne» vorgestellt, schwer gepanzert, und unter dem Helme die Gedanken, Wünsche und Empfindungen alter Zetten bergend. ES steckt recht viel Spießbürgertum in dieser Abschätzung eine» Mannes, der, nach seinen eigenen Worten, auch in Schwimmhosen Politik gemacht hätte. So muß ich also leider der An schauung widersprechen, die so viel« Geistern bisher genügte, und eS frei heraussagen, daß BiSmarck allen den großen Persönlichkeiten in der Geschichte, die eine der seinigen ähnlich« Auf gabe erfüllten, vollkommen gleich steht. Kein große» Reich kommt ohne Feuer und Schwert zu stände. DaS aber hat er vom ersten Tage an gewußt und hat eS offen ausgesprochen, denn er hiev niemals mü seiner Meinung hinter dem Berge. Wer jedoch so handelt, ist weder veraltet, noch modern zu nennen, sondern gehört allen Zeiten an. Dagegen hat er sich in allen seinen übrigen Handlungen als ein äußerst moderner Mensch erwiesen. Auf die Drittel zum Zweck kam eS ihm wenig an, wenn fie nm zu« Ziele führten; er wandte fie mit vollkommenem Gleichmute an, in endlosem Wechsel und ledig lich mit Rücksicht auf die näheren Umstände oder die paffende Gelegenheit. Eines seiner größten Verdienste besteht darin, daß er sich niemals von Eigenliebe verführen ließ, auf einem Wege zu beharren, sobald er merkte, daß er keinen oder nur einen gefährlichen AuSgang habe. Mit einer Meisterschaft ohne gleichen hat BiSmarck alle Werkzeuge benutzt, wie fie die Erfindungen der Neuzeit ihm für seine Pläne darboten, niemand hat eS z. B. bester ver standen als er, sich der Zeitungen zu bedienen oder mtt ihnen zu spielen. Vielleicht erwidert jemand, daß, wenn Bismarcks Handlungsweise auch nicht veraltet genannt werden dürfe, doch sein Werk selbst ein unmodernes Gepräge auf weise. Allein sein Werk ist daS Deutsche Reich, und auf diese Schöpfung paßt der Vor wurf anscheinend gleichfalls nicht. Einem solchen Mann gegenüber darf «an sich nicht mtt Worten abspeisen lassen, denn er selbst ließ sich das ebenso wenig gefallen. Er «ar unser Feind, er that uns viel BöseS an: als er fand, daß wir ihm im Wege standen, hat er uns grimmig zerstampft, u« Wetter schreiten zu können, und er that es ohne Erbarmen, vielleicht ohne Haß, nur weil wir für ihn ein Hindernis waren. Die einzige Lehre, die uns daraus erwachsen kann, ist ein tiefes Bedauern, daß dieser Mann nicht diesseits, sondern jenseits unserer Grenze geboren wurde. reaime werde, wenn der Kongreß nicht ander» bestimme, unverändert bleib«. Ufte». 'wie au» Peking gemeldet wird, Hw Li tz ung-Ts «Hang infolge englischer Be schwerden sein EntlassuugSgesuch eiugereicht, der Kaiser soll dasselbe aber nicht angenommen haben. Ns« Nah mrd Fer«. WieSbade». Die hiesigen Eisenwerke Kalkbrenner erhielten von der Marine-Verwal tung einen großen Auftrag zur Lieferung von Eisen-Einrichtungen, u. a Armeekochapparate für 1100 Mann für Kiautschou, innerhalb zwölf Tagen lieferbar. Ein hoher Marinebeamter kam zu diesem Zweck hierher. Haderslebe«. Auf Anordnung des Regie- UV» v», »». ^.uu.^„ v». rungs-Präfidenten von Schleswig verbot der Eid der Treue zu leisten haben. Das Zoll- hiesige Bürgermeister die hier von Dänen neu- Abteilung telegraphische Zeichen auSzutauschen. Ja der Luftlinie beträgt die Entfernung zwischen beiden Station« etwa sech» Meilen. * Nach einer Berliner Meldung der Münchener ,Allg. Ztg.' wird e» al» ein berechtigter Wunsch betrachtet, ein« Teil der staatlichen Schienenwege « entlasten durch den Bau von Parallelbahnen, welche Privat gesellschaften zu übernehmen hätten. Der Staat würde solchen Unternehmungen weder Er schwerungen noch Htnderniffe bereiten. Nach der Meinung sachverständiger Kreise sei bei den überlastet« Linien eine Bämehrung der Geleise vielfach mtt großen, fast unüberwindbaren Schwierigkeiten verknüpft. Parallelbahnen würdm diese Schwierigkeiten umgeh« und außerdem eine ganze Anzahl von Ort« an den Schienen verkehr unmittelbar anschlteß«. (Die Bestätigung dieser Nachricht wird man abzuwartm haben.) Oefterreich-U»a«r». * Die Wiedereinberufung de» österreichischenReichSratSzu Anfang September wird nunmehr in bestimmtester Form auch von der Wiener »Deutsch. Ztg/ ge meldet. Frankreich. *Die Eröffnung der Geueralräte ist ohne Zwischenfall vor sich gegang«. Bor Eintritt in die Beratungen findet überall Präsi dentenwahl statt. BtS jetzt find die «eisten früheren Präsidenten wledergewähv worden. Im Vogesen-Departement wurde der frühere Ministerpräsident Meline zum Präsidenten deS Generalrats wiedergewählt. Meline rühmte bei dieser Gelegenheit seine Politik, die allein zu praktischen Erfolgen führe. Sie sei nicht ge macht, um die Augen zu blenden, soudem um die möglichen Reformen, hauptsächlich auf finanziellem Gebiet zu verwirklichen. S»«l««v. * Hinsichtlich der Beziehungen zwischen England und dm Ber. Staaten er fährt der »Manchester Guardian', e» sei ein Einvernehmen zwischen beiden erzielt für Durchführung einer gemeinsamen Politik im fernen Osten, oder wo immer amerikanische und britische Interessen übereinstimmend sein mögen. Botschafter Hay sei zum Staatssekretär ernannt, um bet Durchführung dieser Politik behilflich zu sein. Ein angelsächsisches Bündnis habe man nicht in Aussicht genommm, die Regierungen würden jedoch diplomatisch zu sammenhandeln, wo die gemeinsamen Interessen britischer und amerikanischer Umetthanen in Be tracht kämen. «merika. "Eine vorläufig noch unbestätigte Draht meldung besagt, daß Mac Kinley die völlige Abtretung der JnselLuzon mitManila, damit also deS wertvollsten Teiles der Phi lippinen, fordern werde, eine Bedingung, von der in den Friedens-Präliminarien gar nicht die Rede war und die, wenn fie sich be stätigen würde, zu ernsten Reibungen mit den europäischen Mächten führen müßte. -Große Sorge macht den Amerikanern gegenwärtig die Haltung der Insurgenten auf dm Philippinen. Wie Londoner Blättern auS Washington depeschiert wird, ist daS Kabinett über AguinaldoS Haltung beun ruhigt. Man fürchtet, daß er Unruhen veran lassen könne, hält aber seine Forderungen für widersinnig. General Merritt ist angewiesen worden, nicht um eines Haares Brette zurückzu weichen, aber Aguinaldo im übrigen so lange zu ignorieren, bis er selbst die Amerikaner an greift, in welchem Falle General Merritt den Befehl erhalten hat, ihn mit bewaffneter Hand zurückzuweisen. Immerhin sollen die Feind seligkeiten so lange wie möglich vermieden werden. -Wie aus Honolulu gemeldet wird, ist am 12. August auf den öffentlichen Gebäuden die hawaische Flagge niedergeholt und die amerikanische gehißt worden. Eine große Menschenmenge wohnte dem Vor gänge bei. ES wurde ewe Proklamation des Präsidenten Mac Kinley verlesen, die erklärt, daß alle bisherigen hawaischen Beamten iu ihren Aemtern verbleiben, aber den Ver. Staaten den erbaute freie Gemetndektrche in Gebrauch zu nehmen. Hamburg. Bon der hiesig« ReichSbank- bauptstelle wurden in diesen Tag« ungefähr sieben Millionen chinesische Goldmünzen sowie Goldbarren ttn werte von 1» Million« Mark «un Verschmelzen nach der königl. Münzkaffe in Berlin gesandt. — Zu der fetten» der JunungSmeift« vorgenommenen Boykottierung der Mehlhändyxr, beantragte der RechtSbeistand der ausge schlossenen Mehl - Lieferanten bet dem Land gericht den Erl«iß einer einstweilig« Verfügung behufs Verbot» der wetteren Bekanntmachung der betreffenden Veröffentlichung sowie die Auf erlegung eines Befehl auf Zurücknahme der er» lassen« Boykottierung. Die Mehlhändler be halten sich Reareßansprüche vor au die Bäcker kommission, die die Boykottierung erlassen hat. Die Entscheidung deS Landgericht» steht noch au». Holzmtude«. Sin Wirbelwind wehte am Dienstag nachmittag den 60 Meter hohen Tur« der hiesigen evangelisch« Stadtkirche nieder und deckte zahlreiche Dächer ab, warf mehrere Schorn steine um und richtete auch anderweitige bedeu tende Verwüstungen an. Danzig. In Danzig wird am 18. Sep tember ein russische« Kriegerdenkmal enthüllt werden. An der Enthüllungsfeier nehmen u. a. teil der russische Botschafter in Berlin, GrH v. d. Osten - Sack«, der Minifterrestdent in Dresden, Baron v. Wrangel, sowie mehrere höhere russische Nilttärpersonen und Abordnun gen deS russischen Militär». Auch unser Kaiser wird bei der Feier vertreten sein. Die Arbeiten an dem Denkmal find gegenwärtig in vollem Gange. In der Hauptsache besteht daS Denk mal auS drei Teilen: Sockelfuß, Sockel und Obelisk. Zu dem Sockelfuß werden 42, zum Sockel 24, zum Obelisk« 7 mächtige Granit quadern verwandt. DaS Gesamtgewicht deS vollendeten Denkmal» wird nicht weniger als 3750 Zentner betrag«, wiegt doch der kleinste Stein allein 20 Zentner. An dem Fuße deS Obelisken sind die Jahreszahlen ,1734, 1806, 1831" angebracht. Darüberbefindet sich inrusfifchen Lette« die Widmu ng: „Russische Krieger. Ge fallen bei der Belagerung von Danziz." AIS Krönung enthüll diese Widmung ein in Gold und Mosaik gearbeitetes Gottesbildnis mit einem darüber befindlichen großen Kreuz. Rings um daS Denkmal werden Gartenanlagen Platz finden. Ankla«. Der Rittergutsbefitzer Grosse auf Bresewitz stieg bei einer Besichtigung seiner Dampfdreschmaschine auf den Kasten, glitt au« und kam mit den Füßen in die Maschine, wobei ihm daS linke Bein am Oberschenkel abgerissen und daS andere zerquetscht wurde. Obgleich dem Verunglückten sogleich ärztliche Hilfe zu Teil wurde, erlag er doch sein« schrecklichen Verletzungen. Um ihn trauert seine junge Ehe stau, mtt der er erst fett einem halben Jahre verheiratet war. Stetti«. Der Sornträger Albert Maaß, der vom Schwurgericht zum Tode verurteilt wurde, wett er die geschiedene Schuhmacherstau Lorke, mtt der er ein Verhältnis hatte, durch 30 Messerstiche ermordete, wurde am Dienstag durch Scharfrichter Reindel hiugerichtet. Jnowrazlat». Von dem Selbstmord eine» Soldaten deS 140. Infanterieregiments wird berichtet: Nach Beendigung der Schießübung in Montwy hatte sich der Mann versteckt, und als abends ein Zug einlief, warf er sich vor dem selben auf die Schien«. Die Maschine ging dem Selbstmörder über die Brust und den Kopf hinweg und zermalmte diese Körperteile natür lich vollständig. Pr. Holland. Sein« Leichtsinn hat ein Ungar, namens Matcjik, der sich in unserem Kreise aufhiell, mtt dem Tode büßen müssen. Matcjik war vor längerer Zett von einem Hunde gebissen worden, die Wunde war jedoch gut ge hellt. Trotzdem fühlte Matcjik sich immer un behaglich, obgleich festgestellt worden war, daß der Hund gesund gewesen ist. Auf den Rat eines Bekannten vom Lande sollte Matcjik ein bekanntes flüssige» Hausmittel, daS sonst zum äußeren Gebrauch bestimmt ist, einnehmen. Er Auf Irrwegen. t4f Roman von Louise Cammerer. „Aber Papa, die Warnung könnte in diesem Falle doch gut gemeint sein." gab Lydia besorgt zur Antwort. „Möchtest du nicht Roland zu Rate ziehen und ihm einen Einblick in dies« Brief gewähr«?" „Wozu?" erwiderte der Baron scharf, „bin ich nicht maßgebend genug, eine eigene Ent scheidung zu treffen und hast du nicht bisher diesen Verkehr gewünscht und gewollt?" „Gewiß, doch auch Roland hat mich zur Vorsicht gemahnt. Wien ist Weltstadt und wir find unkundig, um klar zu sehen. Wir werden den Verkehr in rücksichtsvoller Weise einschränken. StaSny hat e» uns durch sein Fernbleiben leicht gemacht." „Wie du willst", sagte Steinbrück befremdet, „doch bitte ich dich, Lydia, in schonendster Form vorzugehen, eS ist nicht gut, sich Feinde zu schaffen. Ich werde heute meinem Versprech« Nachkommen und mich mtt Roiand über diesen Punkt aussprechen." Er verwahrte beide Briefe sorgfältig und zog sich dann die Zeitungen heran, nahm die obenauf siegende MorgenzeUung und blätterte ohne größeres Interesse darin, bi« sein Blick den lokalen Teil überflog und auf einer fett gedruckten Noti, hast« blieb. Da» Blatt zitterte in sein« Händen. Hier find« ich die Aufklärung, die mir Roland so konsequent verweigerte," sagst er «ft aus drucksvollem Lächeln. „Ein neuer Beweis, wie auch der beste Charakter auf Irrwege geraten kann, ein Beweis, der mir besser erspart ge blieben wäre. Auf Rolands Solidität hätte ich Häuser gebaut, wenn auch er zu straucheln ver mag, wem soll man da noch vertrauen?" Unter jähem Farbenwechsel überflog Lydia den inkriminierten Artikel, er lautete: Der vor einigen Tagen hier bei Ausgabe falscher Banknoten b-troffene und verhaftete Ausländer mußte auf Grund seiner Aussage und da eS sich herauSgestellt hat, daß ihm die Falsifikate als Spielgewtnn in einer hiesigen Spielhölle zugefallen find, auf steten Fuß ge setzt werden. Unsere vorzügliche Polizeibehörde hat gestern daS Raubnest umstellt und zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. Bankhalter und Croupiers, sowie Dienstpersonal befinden sich im Gewahrsam. Vielfache Anzeigen deuten darauf hin, daß Bankhalter und Croupier mtt den Falschmünzern in Verbindung stehen, die den heutigen Verkehrsweg unsicher machen und daS Publikum schwer schädigen, und ist die Möglich keit vorhanden, daß der Sitz dieser Verbrecher bande in unserer Vaterstadt zu such« sei. Die Wasserzeichen der Falsifikate find bedeutend schwächer gedruckt, als auf den staatlich« und wird da» verehrliche Publikum zur außerordent lichen Vorsicht ermahnt. Hoffentlich wird e» unserer Polizeibehörde geling«, auch hierin Wandel zu schaff« und die allgemeine Sicher heft herzuüeüen. Totenbleich mtt «losch««« Blick legte fie die Zeitung weg. „E» thut mir in d« Seele weh, auch an Roland zweifeln zu müssen," sagst fie in un sagbar traurigem Ton. „Du selbst, mein Lat«, hast ihn stets als ein Muster aller Wahrhaftig keit gepriesen. Mein Glückstraum wird rauh gestört, denn wo ich nicht achten kann, kann ich nicht lieben und vertrauen." „Du urteilst zu hart, Lydia, ich habe allen Grund zu vermuten, daß Roland zu diesem Be such verleitet worden ist. Lassen wir diese An gelegenheit ferner unerwähnt." Auch Roland hatte diesen verhängnisvollen Artikel gelesen und verfügte sich, seiner ersten Aufregung folgend, sofort auf das Büreau deS Kommissar» Scharf. „Sie halten mir versprochen, «ich bei den wetteren Verhandlungen mtt diesen Spielern und Fälschern unbehelligt zu lassen, wie soll ich mir nun dieses Vorgehen deut«!" rief er zorn bebend auf daS Zeitungsblatt deutend. Scharf blieb sehr kW. „Diese Notiz hat einzig und allein dm Zweck, aufgeregte Gemüt« zu beruhigen," er widerte « gemessen. „Mr haben die nötige Diskretion, die wir Ihnen zugefichert, keineswegs verletzt und Namm und Stand verschwiegen." „AuS dem einmaligen Besuch dieses BandttenetablissementS entstanden mir heillose Plackereien, wie peinlich für mich, nun auch noch deshalb vor meinen Verwandten bloß gestellt zu sein," erwiderte Roland finster. „Diese kleinen Widerwärtigketten ver schwinden gegen den groß«, wesentlichen Nutzen, den un» dieser Besuch gebracht," gab Scharf freundlich zurück. „ES ist un» dadurch möglich geworden, die Spielhölle aufzuhebm und den Falschmünzern auf die Spur zu kommen. Wir hab« all« Ursache, Ihn« dank bar zu sein, und um Ihnen diesen Dank zu be weisen, rate ich Ihnen, Ihren Verwandten diesen Stasny, alias Kralik, ferne zu hallen. Er ist ein Gauner der verwegensten Sorte, den wir noch heute in sicheren Gewahrsam zu bringen hoffen." Auf den Rat deS Beamten begab sich Roland vorerst zn seinen Verwandten. Er traf nur Lydia an, die ihn sehr kühl begrüßte und sich m Gegensatz zu ihrer früheren Weise äußerst ttll und zurückhaltend verhielt. Roland wußte ich keine andere Erklärung, die für die äugen- cheinsiche Kühle, die ihm auS jedem ihrer Worte, edem ihr« Blicke entgegenwehte, als daß auch ie den kompromittierenden Artikel gelesen. Seine schlichte, ehrliche Natur lehnte sich gegen die Mißachtung auf, offen und Ehrlich, wie ein recht« Mann, brachte er die schwebende Frage zur Aussprache und steuerte geradeswegs auf sein Ziel los. „Allzuhart bin ich für eine flüchtige Ver irrung gestraft worden, als daß ich dazu auch noch Ihr schönes, beglückende» Vertrauen ver lieren müßte, Lydia," sagte « sehr ernst. „Ich habe Ihnen neulich «zählt, daß ein flüchtiges Abwetchen von meinen Grundsätzen trübe Stund« für mich nach sich zog, damit meinte ich jmeS Erlebnis. Einzig und allein d« Wunsch, ein Stück Nachtsette deS Weltlebens kennen zu Innen, führte mich dorthin. Ich habe diese sträflich« Neugier schwer gebüßt." Tiefste Verwirrung sprach auS Lydias holdem Antlitz und ein zarte» Rot überflutete ihre fein- gerundeten Wangen, al» fie im mild« Ton zur Antwort gab: „Sie schuld« niemand Rechen- «...
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