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A litt UM -Zeitung. Allgemeiner Anzeiger für -ie Stadt Aue u. Umgehung. Verantwortlicher Redakteur: Emil Hegemeister, Aue (Erzgebirge.! Redaktion a. Expedition. Au«, Marktstraße. «tttwuw», KrÄU"'u. «-nutng«, Mt 3 JamMeubtättern: Arohstnn, Knie Krister, Jeitspiegek. «vuuuemeut-streis inst, der S werthvollen Beilagen vierteljährlich um Bringerlohn 1 Mk. durch die Post 1 Mk. Juserale die einspaltige Petitzeile 10 Pfg. amtliche Inserate die Torpus-Zeile 2»'Pf. Reklamen pro Zeile 20 Psg, All« Postanstalten und Landbriestrtger nehmen Bchellungen an. »Nr. 100. Mttwoch, den 24. August 18S8. Aus letzter Woche. Kaiser Franz Joseph hat am Donnerstag seinen 68. Geburtstag gefeiert und diese Feier sollte programmge- lnäß umfangreicher ausfallen, als bisher, weil sich in diekem Jahre auch das halbe Jahrhundert vollendet, in welchem der Kaiser den HabSburg-lothringenschen Thron bestiegen hat. Ob die Deutschen in Oesterreich, deren Patriotismus nicht angezweifelt werden soll, diese natio nale Feier gehobenen Herzens mitgemacht haben, läßt sich nicht ohne weiteres seststellcn. Die „Stimmen der Presse" und die offiziellen Festreden enthalten oft genug eine tüchtige Portion Heuchelei, wobei es gleichgültig ist, ob der Gefeierte ein Monarch oder ein gewöhnlicher Stlerblicher ist! — Diejenigen Leute, welche sich ihr Geld sauer durch Börsenspekulationen verdienen müssen, haben eine recht schlimme Woche hinterJich. Bei der Bekannt gabe der von Spanien eingegangenen Friedensbedingun gen fehlte die Angabe, ob Amerika die westindische Schuld Spaniens übernehmen werde. Die Frage war eigentlich überflüssig, denn die „westindische Schuld" war von Spa nten eingezogen worden und es ist nicht einzusehen, wie Amerika dazu kommen sollte, sie aus die eigene Kappe zu übernehmen. Da es aber nun Leute giebt, welche Ame rika diese Dummheit zutrauten und welche darauf hin spanische Rente in der Hoffnung kauften, letztere werde schnell in die Höhe gehen, sahen sich grimmig getäuscht. — Einer gleichen Täuschung sind jene spekulierenden schlauen Amerikaner zum Opfer gefallen, die einem ge schäftlich versierten Geistlichen ihre Dollars anoertrau ten, damit derselbe, wie er versprochen, dem Meerwasser das massenhaft in demselben vorhandene Gold abge- winne. Der schlaue Herr Pastor hat das Gold den Dum men abgenommen und ist damit nach Europa verschwun den. Daß indessen das Meer noch große Schätze birgt, zeigt die Thatsache, daß eine SchifsshebungSgesellschast das im Jahre 1812 im Hasen von Triest versunkene fran zösische Kriegsschiff „Danas" gehoben hat, an dessen Bord sich ein« nach Millionen zählende Kriegskasse befinden . . soll. Wenn uns .Wolffs Büreau' in der entsprechen den Depesche meldet, das Schiff sei ein Dampfer gewesen, so haben nur keine Ursache, dieser Angabe Glauben zu schenken; denn erst 1823 wurden in Frankreich die ersten Bersuche gemacht, Kriegsdampfer zu bauen. — Die Hitz- flutwelle, die in der vergangenen Woche über Mitteleu ropa hereinbrach, hat nicht verhinderr, daß in Versail les ein „Drei-Tage-Rennen" stattsand, welches Ereignis in der Sportwelt mit großer Begeisterung ausgenommen wurde. Leider sind einige unverbesserliche Berufsstramp- lir dabei verrückt geworden, was man aber dem unsin nigen Rennen selber nicht einmal zur Last legen darf; denn wer sich an solchen Dingen beteiligt, muß schon von vornherein verrückt sein, mindestens aber eine starke Anlage dazu besitzen. Das Gleiche läßt sich von den Bergkraxlern behaupten, deren Forsche darin besteht, schwer zugängliche steile Felsenhöhen möglichst ohne wegs kundige Führer zu besteigen. Stürzt so ein armes Men schenkind ab und bricht sich Hals und Beine, so wird Man ihm zwar Mitleid nicht versagen, aber sich auch des weisen Sprüchleins erinnern: „Wer sich mutwillig in Gefahr begibt, der kommt darin um". Ein ganz an deres Empfinden erweckt in uns die Meldung .von dem Tode des Marburger Professorssohnes, der einem ertrin kenden Kinde in die Fluten nachsprang und es rettete, dünn aber selbst sein junges Leben den gierigen, um ih- rÜnRaub betrogenen Gewässern lassen mußte I Hoch klingt da- Lied vom braven Mann l Die sommerliche Hitze hat aÜch für die Pariser Weltausstellung wieder allerhand Projekte ausschlüpfen lassen, die den Zettstempel ihres Ursprungs sehr deutlich zeigen. Daß man das Boulogner Gehölz mit wahrhaftigen Löwen, Tigern und Riesenschlangen bevölkern, daß man eine Was serleitung vom Meere her nach den elhseeischen Feldern le gi« und dort ein Seebad errichten wolle, ist noch nicht das Tyllste. Wie wäre es denn mit einem Riesen-Röntgen-Appa- rat, der den ganzen DrryfuS-Skandal gründlich durchleuchte» tr k l Oder mit der Ausstellung eines garantiert unparteii» schen französische» Untersuchungsrichter»? Du Ausländer würden solche Dinge sehr gern sehen, aber die Franzosen würden in die größte Verlegenheit geraten, wenn sie sie »eigen sollten. — Hohe Fleischpreise, preußische LandtagSwah- lest, die Jerusalrmreise des Kaisers, ein von England signa» lisiertrs vorherige- Zusammentreffen Kaiser Wilhelms mildem Laxen in der Krim, eine neue Riederlage Großbritanniens in Ihsna^ die Mehraufwendungen Dänemarks für Kriegszwecke — da« ist di« dürftige Kost, von der sich di« arm« Tages ¬ preise in der jetzigen ereignisarmen Zeit nährt und durch Widerrufe des gestern Geschriebenen und durch Ausgrabun- gen alter Dinge oder durch pikante Brühe für die wenigen wirkliche» Neuigkeit«» noch einigermaßen schmackhaft gemach« werden soll. Gemach! Auch die Hochsommerzeit ist ihrem Ende nahe, die Staatsmänner kehren an ihre Geschähe zu rück, die Diplomatie wird sich wieder regsamer zeigen und alles das wird Zusammenwirken, um den Zeitungsstoff viel seitiger und interessanter zu gestalten. Und das ist jawohl auch der Zweck der Politik? vrvä. Aus dem Auerthal und Umgebung, «ttttzettnngem vo« loealem Jntereff« st«» »er tsteoaetto« st«t» willkommen. Die Sachsenstiflung (Unentgeltlicher Arbeitsnachweis für gediente Soldaten) bittet in» Hinblick auf die im nächsten Mo nat bevorstehende Entlassung der Reservisten Behörden und Arbeitgeber um Mitteilung frei gewordener Stellen aus al len Berufs- und Arbeitsgebieten. Geschäftsstellen der Stif- tung befinden sich u. a. an sämtlichen Sitzen der AmlShaupt- mannschaflen. Als Adresse genügt „An die Sachsenstistung". Mittwoch, den 24. dies. Mon., Nachmittag 3 Uhr ge langt in Aue ein neues hochfeines Büffet aus Eiche und dergl. Salonschrank meistbietend gegen sofortige Baarzahluug öffentlich zur Versteigerung. Bieler sammeln sich daselbst in Leonhardts Gasthaus. Der Kirchenvorstand Klösterlein» Zelle macht bekannt: Nachdem die in Nr 81 des Erzgeb. Volksfr. v. vor. Jahre veröffentlichte Entlassung eines Mitgliedes des unterzeichneten Kirchenvorstandes vpm evang.-luth. Landeskonsistorium wieder ausgehoben worden ist und hieldurch auch die dort milver öffentlichte Wahl eines anderen KircheiivorstandSmitgliedeS an Stelle des Entlassenen sich erledigt hat, nachdem ferner der stellvertr. Vorsitzende, Herr Wilh. Röll, durch Erwerb des Rittergutes Klösterlein von selbst Sitz und Summe im Kir chenvorstand erlangt hat und der «uchenvorstand für die Dauer seiner Wahlperiode durch Zuwahl ergänzt worden ist, wird hiermit anordnungsgemüß öffentlich bekannt gemacht, daß der unterzeichnete Ktrchenvorftand nun besteht aus dein Pfarrer als Vorsitzendem, Herrn Rittergutsbesitzer Wilhelm Röll, stellvertr. Bors., Herrn Oberschmelzer Christian Strud ler, Herrn Gutsbesitzer Christian Günther, Herrn Handelsmann Gustav Viehweg, Herrn Kaufmann Heinrich Listner. Bekanntlich wird gegenwärtig die Strecke Stein-Nieder- schlema der Linie Werdau-Schwarzenberg umgelegt und zwei gleisig ausgebaut; dasselbe geschieht milder Fortsetzung Nie- derschlema - Aue in der nächsten Zeit. Man nahm seither an, daß damit der Umbau dieser Strecke sein Ende erreicht habe. Nun theilte Herr Vizebürgermeister Bochinann, Abgeordneter der zweiten sächsischen Ständekammcr, in dec letztabgehaltenen Stadlverordnetensitzung mit, daß bereits drei Regierungsbau meister beauftragt seien, bi» zum nächsten .Landtage die Plä ne für den Umbau des hiesigen Bahnhofes, der trotz aller unter namhaften Kosten herbeigeführten Erweiterungen dem stetig und bedeutend wachsenden Verkehr nicht genügt,sowie sür dei» Uinbau der Eisenbahnstrecke Aue-Schwarzenbergund Ausrüstung derselben mit dem Doppelgeleis auszuarbeiten. Mit der Eröffnung der neuen Bahn Karlsbad-Johanngeorgen stadt wird sich der Güter- und Personenverkehr aus der Linie Schwarzenberg - Werdau noch mehr steigern, sodaß der geplante Umbau «ine Nothwendigkeit ist. (Erzgeb. Vfv.) Johanngeorgenstadt. Vor wenigen Tagen wurde auf dem hiesigen Friedhose die Frau eines Handschuhmachers be- erdigt. Ein trauernder, schwer geprüfter Vater, ein Waldar arbeller, stand an diesem Grabe, in welches man sein letztes Kind versenkte. Nachdem ihm vor zwei Jahren eine Tochter von 19 und ein Sohn von 23 Jahren durch den Tod ent rissen worden waren, bettete man jetzt, im Verlaufe von kaum 4 Wochen, erst die Gattin, dann die jüngste Tochter von 17 Jahren und nun die oben erwähnte, 25 Jahre al», zur ewi- gen Ruhe. Johanngeorgenstadt. Die 46,9 Lm lange Eisenbahn von hier nach Karlsbad soll am 1. November eröffnet werden. In Böhinen hat nur noch auf zwei kleinen Strecken, bei Brei- tenbach und bei Seifenhäusel, die Schienenleguvg zu erfolgen. Die Stationsgebäude find einfach, aber sehr schmuck auSge- führt worden. Von dein sehr umfänglichen Grenzbahnhofe Johanngeorgenstadt ist das eigentliche zweistöckige Station-- gebäude noch im Bau, während die übrigen Gebäude zum größten Thrile fertig gestellt find. Sehr stattlich sehen die hochgelegenen Beamtenwohnhäuser Hierselbst, von denen da für di« sächsischen Beamten bestimmte ein Doppelhaus ist, aus. Die Bauten für den Bahnkörper find aus der sächsi schen Streck« schwieriger, da das Schwarzwaffer vollständig verlegt und das neu« Flußbett meist ausgesprengt werden 11. Jahrgang. > V — muß. Die Verstärkung der Unterbaues auf der Strecke Schwarzenberg-Johanngeorgenstadt ist bi» über zur Hälfte vollendet; dieselbe macht sich wegen de» durch die Eröffnung der neuen Bahnlinie bestimmt zu erwartenden starken Verkehrs nvlhig. Die neue Eisenbahn, die die kürzeste Verbindung nach Karlsbad herstellt,ist auch in landwirtschaftlicher Hinsicht sehr interessant. In einer groben Schleife führt die Bahn au« demSchwarzwasferthale über das Ziegenbach- nach dem Brei- tenbachthal, an dessen Lehne, meist im Walde, sie hoch hin» geht, prächtige Blicke auf Johanngeorgenstadt und da-Brei^ tenbachthal öffnen sich von hieraus mehrfach. In einer Höhe von reichlich 900 m wirb der breite Gebirgskamm zwischen Platten und Bärringen, zum Theil in tiefen Einschnitten, überschritten. Von Bärringen aus, woselbst sich ein schöner Ausblick nach dem prächtigen Saimthal darbiete», geht die Bahn nach Paffirung eines bedeutenden Viaduktes in vielen Windungen und durch drei Tunnel nach dem Rohlauthale, dessen Bach sie mehrmals überschreitet, uin dann nach dem reizend gelegenen, industriell sehr regsainen Neudek zu gelan gen. Von hier aus wird eine kurze Strecke die alte Linie Neudek-Chodau benutzt, dann aber führt die Bahn über Roh lau durch ein industriell wtchtiges Gebiet nach Karlsbad, in dessen neuen Eentralbahnhof sie ende». Den Betrieb auf der neuen Linie übernimmt die österreichische Staatsbahn, die auch in Böhmen den Bau aussühren ließ. Als 6. Band des 7. Jahrgangs der Veröffentlichungen des „Vereins der Bücherfreunde" Berlin, erschien soeben: „Aus der Werkstätte der Natur." Allgemein verständliche Betrachtungen wichtiger, meist chemischerNaturerscheinungen zum Zwecke der Selbstbelehrung von Pros.H. Orschmiedt. 24 Bogen mit 155 Abbildungen. Preis geheftet 5 Mk. elegant gebunden 6 Mark. In anregender Weise bietet der Verfasser Gelegenheit, sich mit einer Sozialwissenschast etwas vertraut zu machen, die gewiß vielen Lesern bisher mehr oder weniger unbekannt geblieben sein wird. Wohl wissen sie mancherlei von Sauerstoff, Kohlenstoss, von Phosphor, Schwefel u. Aluminium, von Mineralogie und ihren Krystallsystemen, -doch Lhlvr, Brom, Jod und Fluor werden manchem bloß« Namen sein. Da fin det man über alles Aus gezählte und noch viel anderes ausreichende Belehrung. Denn Wesen, Herstellung, Benutzung jener Elemente und ihrer Verbindung wird erkärt und durch >55 möglichst genaue Abbil- düngen anschaulich gemacht. Das Gebiet der Nahrungsmittelchemie wird ebenfalls berührt und mit einzelnen humorvollen Bemerkungen gewürzt. Z. B. Wurst von einem „Bohnenmehlleberwurstsabrikanten" und Bier von „einem glycerinschmierenden Kunslhopfenessenzbierbrühen- sieder, dessen Bier der Quacksalber von Weidenrmdenbach als Gejund- heitsbier empfiehlt" Eine kurze Darstellung der Geschichte der Chemie von den alten Aegyptern bis zu den bekanntesten Meistern Lavoisier, Justus Liebig, Wöhler bildet den Schluß des mit passenden Dichter worten hie und da geschmückten Werkes, in welchem der Verfasser als wahrer Christ durchgehends die Ehre giebt dem Gott, der Eisen wach sen ließ, und als begeisterter P ariot und alter bayrischer Jäger von 1870/71 dem deutschen Vaterland« allzeit trockenes Pulver, tapsere Krie- er und eine starke Flotte wünscht. Wer also sein Wissen erweitern will, dem sei das Buch warm em pfohlen. Bei der heutigen Vollkommenheit der Naturwissenschaften dürfte wohl jeder gebildete Mensch sich die Grundzüge derselben anzueignen wünschen. Der „Verein der Büchcrsreunde" giebt mit diesem Bande seinen Mit gliedern ein gediegenes Buch vou bleibendem Wert; die Leitung des Benins ist mit bestein Ersolg bemüht, den Leser an eine eigene Bib liothek von Werken bester deutscher Schriftsteller zu gewöhnen. Nähere Auskunft über den „Verein der Bücherfreunde" erteilt jede Buchhandlung sowie die Geschäftsleitung, Berlin VV. 62Kurjürstenstr. 128. Knßommvnü» 2üß». Ulllcullkt vo» 4un»d«r» früh 5,00 unck 8.04, vorm, 11,22, mitt. 1,1k, uuodm. 4,41, »derrä« 7,28, 2,42, lltwbk 11,29. 4oIru»N vo» 4ä»rk trüb 7,48, vor». 10,18 mittag, 11,18, u»«d». 4,39, »d«ä» 9,28. 4uiruukt vou LvtoKau krüd 8,37, vorm. 10,19 a. 11.18, mitt. 12,25, uooirm 2,49 ovä 4,54, »doaä» 8.18, uuokto 12,00. Lvlluokt von Cdomutt« früh 6,35, vorm 10,22. uutt»U» 11,21, nood». 2,01 uuä 4,53, »douä» 9,38, -uodto 1,07. Gisenbahn-Sommer -Fahrplan für Station Aue i. Erzgebirge. Kdgvkvnäv 2üßv. 4dk»k,rt nuob 4nuudorg §rüb 6,42, vorm. 10,27, mittag» 12,27, uaoiim. 3,02 uuä 5,01 »benä« - 8,33 uuä 10,12, n»obt« 12,05. 4cdk»krt uueb Arvlolrau. krüd 5,05, vorm. 8,15, mit tag» 11,39 unck 1,17, ouokm. 5,03, »bouck« 7,32 uuä 9,58. 4dk»brt uaok väemuttr krüd 5,10, vorm. 8,20, mit te-» 11,26 uuä 2,20, ueodm. 5,00, »bouä« 7,40 uuä 9,53. 4rdk,brt uuek 4äork krlllt 7,IS, vorm. 8,18, mit- teg» 11.54, ueodm. 5,06, »douä, 9,50.