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Auertyal -Zeitung. Allgemeiner Anzeiger für die Stadt Ane u. Umgehung Nr. 99 Sonntag, den 21. August 1898 11. Jahrgang Verantwortlicher Redakteur: «mit Hegemeister, A u e s Erzgebirge.) Redaktion u. Expedition: Aue, Marktstraste. Inserat« die einspaltige Petitzeile 10 Vf-» amtliche Inserate die CorpuS-Zeile 25/Pf. Reklamen pro Zeile 20 Pfg^ Ail« Postanstalten und Landbriesträger nehmen Bestellungen an. Mt.twu»., srW"'n. Sonntags, Mil s AamMenötättern: Aroystnn, Hute Krister, Aeilspieger. Avouuemeurspreis inkk. der3 werihvollen Beilagen vierteljährlich mit «ringerlohn 1 tvik. durch die Post 1 Mk. Aus letzter Woche. In die große Zeumühle ivar in vergangener Woche eine gewisse Unordnung gekommen, ein großer Stein war gesprungen und der Betrieb war infolgedessen einige Ta ge verlangsamt. Jetzt rauschen die Wasser schon wieder in ihrem eintönigen Gleichmaß über die Schaufelräder, man hört wieder das Klappern der Mühle, wenn sie auch nur wenig Mehl liefert. Ist doch auch der unselige ame rikanisch-spanische Krieg zu Ende und mit ihm die Be richte von den verschiedenen Kriegsschauplätzen. Amerika hat keine Armada in die spanischen Gewässer zu senden brauchen, Spanien hat klein beigegeben, nachdem der mi- litürischen Ehre Genüge geschehen war, d. h. nachdem ei nige hundert Menschen tot oder zu Krüppeln geschossen, anderthalb Dutzend Kriegsschiffe in die Lust gesprengt u. für viele Millionen mühsam erzeugter Werte zerstört wor den waren. Spanien wird den wertvollsten Teil seiner Kolonien ledig und muß zusehen, wie es sich aus dem allgemeinen Zusammenbruch wieder emporrappelt In. dessen wartet Don Karlos seine Zeit ab, hoffend, daß man ihn als den Retter des Baterlandes Herbeirusen wird. In Spanien selbst sind zwar schon einige kleinere Putsche vor gekommen, aber nicht von karlistischer, sondern von repu blikanischer Seite und die Gendarmerie „verfolgt die Ban de", .hat sie wahrscheinlich schon zerstreut" oder „ist ihr aus den Fersen", wie die verschiedenen beschönigenden Re densarten lauten, wobei man daran erinnert wird, daß auch der letzte kubanische Ausstand zuerst durch die Mel dung bekannt wurde: „Bei Havana ist eine Räuberbande aufgetaucht; zu ihrer Bersolgung wurde Gendarmerie aus gesandt." Kann mau jetzt schon wenigstens darüber be ruhigt sein, daß aus dem spanisch-amerikanischen Konflikt keine internationalen Weiterungen entstehen, so taucht dafür am politischen Horizont eine andere Gewitterwolke auf, die in den schlecht gewordenen Beziehungen zwischen Rußland und England entstand. Englands Parole: „die Welt ist unser", hat seit Disraelis Tode schon viele recht beschämende Einschränkungen erfahren und auch jetzt kommt John Bull gegenüber Rußland nicht über hochtrabende RedtnSarten hinaus, allenfalls ballt er noch die Faust .... in der Tasche. Aber wie die Dinge auch liegen mögen — ein endlicher Zusammenstoß zwischen England und Rußland ist unvermeidlich. In Mittelasien, auf den rauhen Gebieten des Pamirs, sind sie bereits Nachbarn. Die sibirische Eisenbahn schreitet ihrer Vollendung mit Rie- senichritten entgegen und ermöglicht, in kurzer Zeit Trup pen, sowie Munition und Proviant für dieselben herbei- zuschafsen; und überall, in Persien, in Afghanistan, in China ist Zündstoff genug angehäust. — Bei den Aus schmückungsarbeiten für die Krönung der jungen Königin von Holland streiken die Arbeiter, unter denen überhaupt eine Gärung wegender bevorstehenden Festlichkeiten herrscht Man wird von diesen Meldungen umso peinlicher über rascht, als es bisher immer hieß, daß sich die Königin Wilhelmine sehr lebhafter -Sympathien in allen Bevölke- rungsschichten erfreut. Doch wird sie gleich bei ihrer Thron besteigung vor eine schwere Entscheidung gestellt. Der Borstand der Mäßigkeitsvereinigungen hat an sie die Bitte gerichtet, dahin zu wirken, daß bei den Krönungsmählern keine alkoholischen Getränke verabsolgt werden mögen. Und das geschieht im Lande der berühmten Schnäpse! Im Baterlande des Genever und des Bvonekamp I Was wer den „Lacus Erven" dazu sagen ? Und die Bots und wie die übrigen weltbekannten Firmen noch heißen?! Oder ist der holländische Schnaps nur für das „Ausland" gut, wie ja auch unsere weniger edlen Sorten noch für gut genug befunden werden, unsere schwarzen Landsleute in Afrika über die Misere des Erdendafeins hinwegzutäu schen I ? — In Kopenhagen, wo die Königin schwerkrank daniederliegt, sind augenblicklich die weitverzweigten Mit glieder der königlich dänischen Familie versammelt. Die Zarin-Mutter und die Gemahlin des Prinzen von Wales der selber Patient ist, der König und der Kronprinz von Griechenland, der Herzog von Cumberland und feine Ge mahlin, die gleichfalls kranke Herzogin Thyra nebst ihren telegraphisch herbeigerufenen Kindern, sie alle sind jetzt im FredertkSborger Schlosse vereint und repräsentieren dort gewaltige politische und dynastische Interessen. Ob der Famtlienverkehr die großen Gegensätze mildern kann, in welchen sich Rußland und Äroßbritanien gegenüber stehen? — Unser Kaiserpaar weilt inzwischen auf Wtl- hrlmshöhe, nachdem die diesjährige Nordlandsreise des Kaisers durch Bismarcks Hinscheiden eine so jähe Unter- brechung erfahren hat. Der Monarch wird nun noch in pächster Zett den Manöver» beiwohnen und dann seine große Reise ins Morgenland antreten, die den Kombina tionspolitikern eine so harte Nuß zu knacken giebt! Einst weilen aber werden in den Zeitungen die Reste vom Krie ge und den Bismarckerinnerungen ausgearbeitet, so daß das alte Inventar: Sceschlange, uralte Leute und dergl. in diesem Jahre nicht herzuhalten braucht. Orrvä. Aus dem Auertyal und Umgebung. Ml»ti»«i tu»,,«,, v»„ localem Interesse sinv »er tUevartl»« stets will lomm«»>. Die in Gemäßheit von Artikel II 8 6 des Reichsge- setzes vom 21. Juni 1887, nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Zwickau im Monat Juli die seS Jahres festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gerpeinoen resp. Quartierwirthen innerhalb der Amtshauptmannschas- ten Zwickau und Schwarzenberg im Monat August d. I. an Militärpserde zur Verabreichung ko. Marschsouragebetr 9M.19 Pf. für SO kg Hafer, 6 M. 83 Pf. für 50 kx. Heu, 3 Mk. 15 Pfg. für 50 ÜA. Stroh. Eibenstock. Am Sonntag Nachmittag wurde diezwöls- jährige Emilie Minna Weigelt, Tochter des Handarbei ters August Fürchtegott Weigelt Hierselbst, auf der Win tergrün, wahrscheinlich beim Beerensuchen, von einer Kreuz otter in die rechte Fußzehe gebissen. Das Bein ist infol ge dessen bis zum Unterleib stark angeschwollen u. dun kelblau unterlaufen; auch das Gesicht ist bedeutend ver schwollen und es ist der Zustand des Kindes ein bedenk licher. Dieser Fall mahnt recht dringend daran, den Wald nicht ohne Fußbekleidung zu betreten. Die Loose Vec großen Wohlfahrts-Lotterie zu Zwecken der Deutschen Schutzgebiete sind jetzt zur Ausgabe gelangt u. verweisen wir des Näheren auf das Inserat heut. Nr. unseres Blattes. Da alle Gewinne baar Gelo, ohne Ab zug zahlbar, und die Lotterie nationalen Zwecken dient, werden die Loose sich auch guten Absatzes zu erfreuen haben. Aus Sachsen und Umgebung. An der Bauschule für künftige Baugewerksmeisterin Döbeln i. S. wurden vor 2 Jahren in den Lehrplander obersten Klasse Vorträge über Tiefbau (Canal-, Wege u. Wasserbau) mit ausgenommen. Diese Steuerung hat sich gut bewährt, da die Schüler außer in ihrem Hauptfach, dem Hochbau auch so gebildet werden, daß sie auch bei Tiefbauunternehmungen als Techniker sungiren können. Die vor Kurzem vom Stadtrathe beschlossene Vergrö ßerung des Schullokals, für welche 40 Tausend Mark be- willigt sind, kommt erst nächstes Frühjahr zur Aussüh- rung und sind deshalb Anmeldungen baldigst zu bewirken. Selbst die grüne Seminaristenmütze ist inBöhmakien nicht mehr ihresLebenS sicher,das haben zweiZschopauer Seminaristen erfahren, die auf ihrer Ferienreise dieser Tage nach Pilsen kamen. Sie trugen ihre grünen Mützen ohne Ahnung, welchen Unannehmlichkeiten sie sich dadurch aussetzen würden. Auf dem Wege vom Bahnhose zur Stadt konnten sie schon wahrnehmen, daß sich die allge meine Aufmerksamkeit der Passanten auf sie richtete. Bald wurden sie auch von entgegenkommenden, anständig ge kleideten Leuten angerempelt und vom Bürgersteig ge stoßen. Schimpsworte vonseiten der Tschechen fielen. Hin ter den beiden jungen Sachsen bildete sich bald ein feind lich gesinntes Gefolge. Plötzlich wurde dem einen mit telst Stockes die Mütze vom Kopse geschlagen. Die Lage wurde für beide immer bedrohlicher. In diesem Augen blicke sprangen den Gefährdeten, die kein Wort der Ent- gegnung hatten laut werden lassen, einige deutsche Bür ger der Stadt, die sich zufällig unter den Passanten be fanden, zu Hilfe. Der Schläger wurde von ihnen gefaßt Glücklicherweise sand der letzte Auftritt beim deutschen Ho tel „Pilsener Hof" statt, dessen Hausmeister die beiden Grünmützen ins Hotel zog und so in Sicherheit brachte. Der im Hotel wohnende Redakteur der „Pilsener Zeitung" nahm sich der beiden jungen Leute an. Die verfehmten grünen Mützen wurden nun selbstverständlich mit Hüten vertauscht. Der Schläger wurde verhaftet. Am Montag früh hatten die beiden Schüler den Verlauf des Ueber- salls auf dem Gericht protokollarisch sestzustellen. Die Angelegenheit dürfte durch das deutsche Konsulat in Prag weiter verfolgt werden. Der Umstand, daß die Ueberfal- lc.ien Reichsdeutsche, und nicht, wie die Herren Tschechen vermuteten, Prager Studenten waren, hat den beteilig ten Tschechen eine una ngenehme Ueberraschung bereitet. — Die Bahnhofs-Wirtschasten zu Alt- und Neugers dorf, Großschirma, Großenhain (Berlin-Dresdner Bahn, L'väokLLlI emes UreiHuGors uncl Keu-ttodvrnalune, voraulassoll uns ra Allem irtrlcltvlwii ^usvvrlcauk sämmti Itamonlcleiävrstoffo kür Sommer, krükjaln, Kerbst niui IViutor uuä offen reu beispielsweise: 6 Üstvr soliävll Soiumerstokk r. Llsick k. Ll. 1.50 ktz. 0 „ „ Oiibauostokk „ „ „ „ 1.80 „ 6 „ „ Kpiulesstost „ „ „ „ 2.10 „ 0 „ „ Orsps-Oareaux „ „ 3.S0 „ sowie modernste Kleider- und Blousenstosfe vers. in einzelnen Metern 2) b. Aufträgen v. 20 Mk. an franko 0L77kstVLst L vo.. ssrankkur« am Wal», Versandhaus. 10 Prozent extra Rabatt auf alle schon reduzierten Preise während der Jnventur-Liquitation. Muster a. Bcrl.fr. — Modebilder gratis. 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Einerder Buben warf Elsner, der eine Bierreise mit ihnen unter nommen hatte, nieder, der andere bearbeitete das Opfer mit dem Messer an Kops und Rücken. — Der Nummer- zwang soll nun für Radfahrer eingeführt werden, woge gen sich die beteiligten Kreise in einer Protestversamm lung wehren. Man kann übrigens schwer begreifen, wa rum man sich dagegen ereifert — Ursache der behördli chen Maßnahmen sind jedenfalls die vielen Unfälle, wel- che durch unvorsichtige Radler herbeigeführt werden, und wenn man diesen Herrschaften das übliche „Verduften" verhindern will, so ist die Numerierung der Räder will kommen. — In Leipzig sprach am Sonntag Liebknecht unter gewaltigem Andrange. Liebknecht sprach auch über den Fürsten Bismarck. Er sagte u. a., ein Mann liege jetzt aus der Todtenbahre, den man preise als den ersten des Jahrhunderts, der aber den Sozialismus, den Geist der Neuzeit, nicht verstanden habe. Er habe verstanden, mit den Waffen des Militarismus und der Diplomatie fremde und einheimische Staaten niederzuwerfen, aber den So zialismus zu überwinden, sei ihm nicht gelungen. Mit dem von ihm geschaffenen Sozialistengesetze sei auch er zugrunde gegangen. Wenn der Sozialismus mit ihm fertig geworden sei, so würde er es mit seinen Nachfol gern erst recht werden. — Die Rolle, die Liebknecht hier dem Sozialismus beimißt, ist eine Fälschung der That- fachen. Die Sache ist umgekehrt. Solange der Fürst am Ruder war, ist er stets mit dem Sozialismus, wie er durch die Sozialdemokratie vertreten wird, „fertig gewor den". Die Sozialdemokratie hat den Kanzler gehaßt u. gefürchtet, aber sie hat sich, ducken müssen. Platzmnstk Sonntag, den 21. August. 1. Lied a. d. Op. Der Waffenschmied" v. Lortzing. 2. Fantasie a d. Op. „Das Nachtlager" v. Kreuzer. 3. „Walzerpotpourri" v. Wentscher. 4. „Fackeltanz" o. Eilhardt. 5. „Jugendlust". Ctzpcertgalopp v. Appel. Airchen-Wachrichlen für Aue St. Nicolai. 1>. Sonntag nach Trinitatis: früh '/z9 Uhr: Beichte: DiakonuS Ocrtel. Vorn«. 9 Uhr: Haupt-Gottesdienst mit Feier des heiligen Abendmahls. Predigt über Rvm. 1,l l>- 2 5: Pfarrer Thomas. Nachm. V,2 Kinder - Gottesdienst: Pfarrer Thomas. Abends 8 Uhr : Ev.-luth. Jünglings - Verein. /rrakrr Oame«- Llsiäsrstoüs iu Zrösstsu Lqrtjmsutsn, uvuvstsu Nustörn uuä in unsrrsiosit Sutvn Hueäitütsn »u diUiZstön krsissn i)si «Dr»«rro §c^e?/s»öo/'AS/', ZeLe ckei- ^eboi-Fssss- Habsv 8is Lsäurk in äisssn ^.rtiüsln, so tkaürsn Lis solinsll nkt-ost OsislunitL, äis ksiss lolint äoppsit unei ärsitsosi.