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Auerthal-Zeitung : 19.08.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189808199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980819
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-08
- Tag 1898-08-19
-
Monat
1898-08
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 19.08.1898
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v-litisch- xuNdsch««. Deutschland. -D« Kaiser trifft zu der bereit» ange- kündigten Besichtigung der 21. und 2b. In« fanterie-Divifion endgültiger Bestimmung zufolge, von Schloß WilhelmShöhe kommend, in Be- gleitung de» Großh«,ogS von Hessen am 20. August früh in Main, ein, um dort zu Pferde zu steigen und nach dem Exerzierplätze .Großer Sand* zu reiten, Uw die Besichtigung stattfinden wird. -Der Kaiser wird der auf den 23. Sep tember angesetzten Eröffnung der neuen groß- akigen Hafenanlagen in Stettin bei wohnen. TS kann alr völlig zweifellos gelten, daß der Kaiser sich nicht bloß für diese Bauten, sondern ebenso sür den Berlin-Stettiner GroßschiffahrtSveg persönlich sehr leb haft interessiert. * Auf der fernen russischen Insel Sachalin, die im OchotStischen Meere der Mündung der Amur vorgelagert ist, feierte am Sonntag Prinz Heinrich seinen 36. Geburtstag. -Bei Beginn deS Gommers war der im Reichsjustizamt ausgearbeitete Entwurf, welcher Reformen deSHvpothelenbanlwesenS bekifft, an die Einzelregierungen versandt und durch Veröffentlichung im ,Reichsanzeiger' zur allgemeinen Besprechung gestellt worden. Sobald nun die gutachtlichen Aeußerungen der Regie rungen eingegangen find, wird au der Hand derselben und der erfolgten öffentlichen Kritiken eine Ueberarbeitung deS EntwmfS vorgenommen werden. Bis etwa Anfang November dürste sich, der Münch. Allg. Ztg.' zufolge, diese Arbeit erledigen lasten; alsdann könnte im voraus die Ermächtigung zur Einbringung der Novelle im Bundesrat «ngeholt werden. Zur Vorlegung im Reichstage würde der Entwurf etwa Anfang Dezember gelangen können. * Der Kampf gegen die Gefängnis arbeit soll in nächster Zeit sowohl von den dabei zunächst betroffenen Handwerler-Organi sationen, als auch von den in Frage kommen den Arbeitern mit erneuten Kräften ausge nommen werden. In verschiedenen Berufs zweigen, bei den Schuhmachern, Buchbindern u. s. w., wird gegenwärtig Material über die Ausbreitung der StrafanstaltS arbeit, die Methode der Arbeitsvergebung in Zuchthäusern und Ge fängnissen und die dadurch bewirke Schädigung der freien Arbeiter, sowie der selbständigen Leinen Meister gesammelt. Dies Material soll zur Begründung von Maffenpetitionen der Be teiligten an dm neuen Reichstag dienen, in welchen eine wesentliche Einschränkung oder Umgestaltung der Zuchthausarbeit gefordert wer den wkd. * Mit den Wirkungen des Handwerker- organisationSgesetzeS ist man in RegiereungSkreisen wenig zufrieden. ES wird betont, daß auch die norddeutschen Handwerker nicht entfernt so geschloffen auf dem Boden der ZwangSinnungm stehen, wie die Anhänger der letzteren zu behaupten pflegen. Selbst eine An zahl privilegierter Innungen haben der Um wandlung in eine Zwangsinnung daS Fort bestehen als freie Innung unter Verzicht auf ihre bisherigen Vorrechte vorgezogen. - DaS bayrische Justizministe rium hat eine dankenswerte Verfügung er lassen. Danach soll der Richter fortab, wenn ein Angeklagter freigesprochen und der Staatskasse die Erstattung der dem Ange klagten erwachsenen Reisekosten und des sonstigen Aufwandes auferlegt worden ist, nach der Ver kündigung deS Urteil« dm Staatsanwalt und den Angeklagten befragen, ob sie auf Rechts mittel verzichten. Geschieht letzteres, so ist der Freigesprochene zu befragen, ob er sofortige Auszahlung seiner Auslagen verlangt. Besteht derselbe hierauf, so ist der Betrag sofort festzu setzen und auszuzahlen. Die Festsetzung und Auszahlung geschieht nach Maßgabe der Grund sätze, die für Zeugen und Sachverständige gelten. Ein ähnliches Verfahren ist einzu schlagen, wenn ein verhafteter Angeschuldigter (im Vorverfahren) außer Verfolgung gesetzt wkd. ES werden ihm dann die Auslagen für die Reise in die Heimat, event. auch an einen -deren Ort, vergütet. stzrawkreilff. -DaS Verdienst, da» sich Frankreich um die Herbeiführung de» Friedens erworben, ist von b«td « n Seiten — und man mag wohl glauben, daß e» nicht nur zur Form geschieht — dankbar anerkannt worden. Wie aus Part» «meldet wird, beauftragte Prä sident Mac Ktnley nach Unterzeichnung de» Protokolls den französischen Botschafter Lambon, der französischen Regierung seinen Dank dafür auSzusprechen, daß sie ihre guten Dienste dm ver. Staaten und Spanten zur Verfügung gestellt, um die Aussöhnung zwischen beiden zu erleichtern und sobald al» möglich den kriegerischen Operationen ein Ziel zu setzen. Mac Kinley fügte hinzu, er sei glücklich darüber, daß die Verhandlungen über den definitiven Frieden in Paris stattfinden würde«. Auch die spanische Regierung beauftragte den französischen Botschafter in Madrid, der Regie rung der französischen Republik dm Dank der spanischen Regierung für ihre Spanien geleisteten guten Dienste zu übermitteln. Malte«. -Der ,KSln. Ztg.' kommen auf dem Um wege üb« Madrid sehr ungünstige Meldungen üb« daS Befinden des Papstes Leo zu. D« Zustand deS hell. Vaters habe sich nach und nach sehr verschlechtert. Gegenwärtig handle e» sich nur noch um einen hinfälligen SreiS, d« wenig und sehr leise spreche. Schreiben und arbeiten könne « nicht mehr, ebensowenig vom Verlaufe d« Geschäfte Kenntnis nehmen oder irgend eine Frage studieren. Denken er müdet den Papst, beten mache ihn zerstreut, so daß « zehn Mal dasselbe Gebet anfange, ohne eS zu merken. Der Papst vergehe langsam, wie eine weiße Kerze in goldenem Leuchter. Kardinal Rampolla führe die gesamten Ge schäft«. Gtzmrte«. -Die spanische Regierung hat nun den General-Gouverneuren aus Porto rtco und den Philippinen Instruktionen bezüglich d« Ausführung der Bestimmungen deS Friedens protokolls und der Vorbereitung en zur Räumung d« Inseln zugehen lassen. Auch «hielten dieselben Instruktionen für den Fall, daß die Aufstän dis chen den Waffen stillstand nicht anerkennen sollten. S Stuhl anv. -.Daily Mail' meldet den Abschluß eine« russisch-chinesischen Schutz- und Trutzbündnisse S. Die Reorganisation der chinesischen Streitkräfte wird mit russischer Hilfe durchgeführt. Angeblich macht der durch Li-Hung-Tschang in Petersburg abgeschlossene Vertrag den Zaren tatsächlich zum Ober befehlshaber der chinesischen Ar m e e. Amerika. * Wie ein vom Schatzsekretär Day d« Presse utttgeteilter Auszug aus dem Fried ens- protokoll besagt, ordnet daS Protokoll folgendes an: 1) Spanien verzichtet auf die Souveränität üb« Cuba; 2) Portorico und die anderen spanischen Inseln in den Antillen, sowie die Ladronen, letztere nach Wahl der Ver. Staaten, werden diesen abgetreten; 3) die Ver. Staaten halten während deS Abschlusses deS FriedenSverkageS, welch« die Kontrolle und die Regierung der Philippinen genau bestimmen wird, die Stadt, die Bucht und den Hafen von Manila besetzt; 4) Cuba, Portorico und die anderen Antillen Waden unverzüglich geräumt; Kommissare, die binnen zehn Tagen anannt waden müssen, wnden in Havana und San Juan binnen dreißig Tagen nach der Unter zeichnung de» Protokolls zusammentreten, um die Einzelheften der Räumung zu vereinbaren; 5) die Ver. Staaten und Spanien «nennen je höchstens fünf Kommissare zu den Verhandlungen über den Abschluß des FriedenSverkageS; die selben waden spätestens am 1. Oktober d. in Paris zusammenketen; 6) sobald daS Protokoll unterzeichnet ist, waden die Feindseligkeiten eingestellt. Eine entsprechende Anordnung wkd baldmöglichst durch die beiden Regierungen an die Kommandeure da Land- und Seestreitkräste ergehen. -Die kubanische Junta hat erklärt. die Aufständischen n ä h m e n die Friedens bedingungen an und würden die Feind seligkeiten einstellen. -Die bi» jetzt erwachsenen amerikani schen kriegSauSgaben werden auf 150 Millionen Dollar geschätzt. Die ameri kanische Armee wird wahrscheinlich auf einen Effektivbeftand von 100000 Mann ver- rtngert waden, die Truppen auf den Philip- pinen werden jedoch noch bedeutend ver stärkt waden. Afrika. -Der Sultan von Marokko soll nach einem Gerücht aus Fe» gestorben sein. Im Falle d« Bestätigung würde die heikle marokkanische Frage wieder mehr in den Vorder grund treten. E» fragt sich aber noch, ob eS sich um mehr handelt, al» um ein bloßes Bazar-Gerücht von d« bekannten unzuverlässigen Art. Aken. . * Bon den wegen deS UeberfalleS auf russische Truppen in Ferghana (Mittelasien) angeklagten und noch abzuurtellen- den 162 Pasonen wurden einige freigesprochen, ein Minderjährig« wurde zur Ueberführung in ein KorrektionShau» verurteilt. Gegen die übrigen Angeklagten wurde die Todesstrafe verhängt, doch wurden die Vernrteilten bis auf drei vom Kaiser zu Zwangsarbeit begnadigt. Ker «r»r Reichstag. Professor Kürschner hat seinen neuen Parla- mentSalmanach „Der neue Reichstag" «scheinen lassen. DaS Buch enthält die Bilder und Lebensbeschreibungen der Mitglieder deS vor kurzem neu gewählten Reichstages. Ab« schnell fließt d« Skom der Zeit dahin. Da sehen wk noch das Porträt von „Bat« Plötz" und hi« noch daS Porträt deS Abg. Cuny, die beide als die ersten Toten dahin gingen, ehe sie ihre Wirksamkeit im neuen Reichstag betätigen konnten. Anderseits kann man aus der Porträtgalerie auch ersehen, wie langsam der Skom der Zeit manchmal vor wärts kommt und wie lange eS braucht, bis sich gewisse Fortschritte aller Zeitgenossen ver- fichert haben. Man kann das am besten daraus sehen, wenn man die Leinen Täfelchen bei jenen Abgeordneten des Almanachs bewachtet, worauf der rührige Herausgeber statt eines Porträts die tatsächliche Erklärung vermerke, daß da Betreffende keine Photographie von sich besitze. ES gibt solch« Käuze noch immer eine große Anzahl, die da Erfindung DaguerreS so feind lich gegenüberstehen, wie eS eine Anzahl Leute gibt, die sich noch immer nicht mit da Eisen bahn befreunden können. Dieses photogra- phienfeindliche Dutzend da Reichstagsabgeordneten (mehr find eS nicht!) stellt fich seiner Partei schattierung nach folgendermaßen zusammen: Via Konservative, drei ZentrumSmannen, zwei Polen, je ein NationaWaaler, ein Müglied deS Bundes da Landwirte und ein Sozial demokrat, da allerdings entschuldigend anführt, daß er kein Bildnis aus den letzten Lebens jahren besitze. Immerhin ist diese Leine Statistik nicht uninteressant. WaS die BerufSverhältniffe da neuen Ab geordneten betrifft, so ist da Stand da Guts besitzer am zahlreichsten vertreten. ES find deren 112. Fast eben so zahlreich find die Juristen vertreten, die mit 111 Mann in die Halle am Königsplatz einziehen werden. Von den übrigen BaufSarten find u. a. folgende vertreten: fünf Aazte, sechs Buchdrucker, drei zehn Bürgermeister, einundzwanzig Fabrikanten, -weiundzwanzig Geistliche, sechs Gastwirte, achtundzwanzig Militärs, fünfundzwanzig Schrift steller, fünfzehn Redakteure und z. B. nur ein Maler. Merkwürdig ist eS, daß da «del im Reichs- tag dauernd abnimmt. Während a noch 1890 126 adelige Mitglieder zählte, hatte er 1893 nur noch 102, und im neuen Reichstage gehören von sämtlichen 397 Abgeordneten nur noch 83 dem Adel an, darunter find zwei Barone, drei zehn Freiherren, zwanzig Grafen, drei Prinzen und drei Fürsten. Zwei Adelige gehören der sozialdemokratischen Partei an. Dem GeburtSverhältnlS nach genommen ist es interessant zu konstatieren, daß vi« deutsche ReichStagSabgeordnete geborene Ausländer find. Dem Glaubensbekenntnis nach wkd d« neue Reichstag 141 katholische, einen altkatho- ltschen, 177 evangelische, 29 lutherische, 4 Refor mierte, 4 Israeliten, 7 Freireligiöse und dreißig konfesfionSlose zählen. Bei 4 Abgeordneten ist das Glaubensbekenntnis nicht bekannt, ein« nennt fich „Egldyaner". Die deutsch-freisinnige BolkSpartei und die Deutschkonsavativen haben nur evangelische Mitglied«, während daS Zentrum sogar fünf lutherische Abgeordnete in seinen Reiben zählt. Dem After nach rekrutieren fich die Ab geordneten aus den Geburtsjahren 1810 bis 1871. DaS älteste Mitglied wird, wie im vorigen Reichstag, der Zentrums-Abgeordnete Dteden mit einem Alt« von 88 Jabren sein, daS jüngste Mitglied der sozialdemokratische Abgeordnete Rosenow mit 27 Jahren. Ein interessantes Studium ist eS auch, den -war sehr kurzgehattenen LebenSgang d« Reichs boten imKürschner durchzulesen. Biele geben darin Aufschluß üb« ihre geschäftliche Thätigkeit und Karriere. So schreibt einer: „begann sein Ge schäft mV einem Arbeit« und beschäftigt jetzt 240". Die Sozialdemokraten geben zumeist ihre GefängSnisftrafen an, und auch ein lako nisches „Mehrfach verurteift" ist zu finden. V-« U«h Fern. Schönhause«. DaS BiSmarck-Museum ist diesen ganzen Monat geschloffen. DaS Museum befindet fich bekanntlich in dem Herrenbause deS Guter. Dies weißgetünchte alte Gärtnersche HcrrenhauS (so hieß d« frühere Besitzer) ist recht baufällig, und schon vor drei bis vi« Jahren konnte nur eine beschränke Anzahl Per sonen daS an den wertvollsten Geschenken historisch« Erinnerungen so reiche Museum zu gleicher Zeit besichtigen, well, wie damals be- erzählt wurde, die Gefahr nicht ausgeschlossen war, die Decke könnte durchbrechen. In den letzten Wochen vor dem Tode deS Fürsten hat das Museum eine ganze Reihe neuer und inter essant« Geschenke erhalten, so daß schon damals die Räume fich zur Aufnahme aller historischen Erinnerungen als zu Nein «wiesen. DaS Bis- marck-Musevm wkd in Schönhausen bleiben und wkd jetzt sicherlich durch den Fürsten Herbert noch eine große Anzahl Gegenstände erhalten, die im täglichen Gebrauch deS Fürsten waren. Köln. Die vi« Burschen, die in d« Nacht zum 31. Juli den Einbruch in die Volksbank zu Wipperftthrt machten, find verhaftet worden. Drei derselben, die schon lange hinter Schloß und Riegel zugebracht, wurden am Mittwoch in der Speisewirtschaft deS Volkswohls in der Mathiasstraße feftgenommen. Einer von ihnen ist ein Deserteur. Am Donnerstag wurde der vierte, der Kaufmann Rolder aus Elberfeld, ein bereits mehrfach mit Zuchthaus vorbestrafter Mensch, arretiert. Bei einem fanden fich Dolch, Revolver, Zange und die Maske vor. Sie find bei dem Einbruch gebraucht worden. Unter den Verhafteten ist einer aus Wipperfürth, der mit den Verhältnissen d« Wipperfürther Volksbank bekannt war und für den auch die Maske be stimmt war, damit « nicht erkannt wnden sollte. Schlüchtern. Durch BauinspeKor Lüdns wurde vor kurzem unweft Steinau eine Tropf steinhöhle entdeckt, die fich in dem im Steinau- bachthal hoch anstehenden unteren Muschelkalk, sogenannten Wellenkalk, befindet. Der Minister für Handel und Gewerbe hat die Untersuchung der Höhle ftn wissenschaftlichen Interesse an geordnet. Zu diesem Zwecke war in den letzten Tagen der Landesgeologe Dr. Denkmann von d« geologischen LandeSanstalt und Bergakademie zu Berlin in Steinau, um üb« den Befund d« Höhle Bericht zu «ftatten. Nach kurz« Unter suchung deS Höhlenlehms in einem sogenannten Sack der Höhle gelang eS, drei gut erhaltene Schädel von Höhlenbären und eine große Anzahl von Beinknochen und Rippen dieser Tiere zu finden, welche nach gründlicher Reini gung und entsprechender weiterer Behandlung d« Bergakademie übersandt wurden. Die großen Massen deS vorhandenen HöhlenlehmS Auf Irrwegen. 10) Roman von Louise Cammer« r. Hatte schon daS Ereignis in d« Spielhöhle und seine damit in Verbindung stehende Ver haftung Roland in heftige Unruhe und Auf regung versetzt, so erreichten diese ihren Höhe punk, als « am Tage nach sein« Entlassung bei seinen Verwandten vorsprach und sie an diese«, sowie auch an den darauffolgenden Tagen, niemals zu Hause ankaf. Roland liebte Lydia mit der Reinheft und Jnnigkeft ein« ersten, wahren Liebe. Längst wäre er mit einer offenen Wnbung hervorgeketen, wenn « nicht noch imm« an ihrer Gegenliebe ge zweifelt hätte. Der alte Herr wußte um diese Neigung und begünstigte fie auf jede Weise, da ihm eine Verbindung Lydias mit Roland nicht nur um äußerer Vorteile willen sehr erwünscht war, sondern « auch den gediegenen Charakter deS jungen Mannes nach Gebühr schätzte. Um die Wünsche seines jungen Anverwandten zu fördern und den jungen Leuten Gelegenheit zu ein« Annäherung und Verständigung zu geben, hatte er ihn zu einem längeren Besuche auf seine Güter eingeladen, und nur zu bereitwillig war Roland der Einladung gefolgt, doch war auch dies« Besuch ohne einen näheren Erfolg geblieben. Lydia war dem jungen Verwandten mit grob« Her-lichkeit und vieler Wärme ent gegengekommen, allein ihre imm« gleich bleibende Freundlichkeit nahm ihm den Mut zu ein« Er klärung. Verstimmt und in all seinen Hoff nungen enttäuscht war « abgereist uud hatte nichts mehr von fich hören lassen, bis der alte Herr selbst wieder eine Annäherung gesucht und brieflich ein Zusammentreffen in Wien angeregt. Nun befanden fie fich alle schon eine geraume Zeit hier und hatten fich noch nicht einmal zu Gesicht bekommen. Dem Zwange des Augenblicks folgend, nm mit innerem Widerstreben hatte Roland seinen Vetter als Beistand in der unseligen Ver- hastungSgeschichte in Anspruch genommen und bei dieser erzwungenen Begegnung die üble Laune deS alten Herrn in sehr mißliebig« Weise fühlen müssen. Dafür schien dieser Starny in der Gunst seiner Verwandten im hohen Grade zu steigen, denn bei seinen bis herigen Besuchen bet diesen hatte Roland stets denselben Bescheid «halten und der lautete ein wie daS andere Mal: „Die Herrschaft sei ab wesend und habe in Begleitung Henn Baron von StaSnyS einen Ausflug unternommen. Lydia, die schöne, stolze, gefeierte Lydia, zu der die Herrenweft der vornehmsten Zirkel mit hoh« Berehrung aufgeschaut, die mit so feinem TaN und Zartgefühl jede unliebe Annäherung, aber auch jede kränkende Abweisung fern zu hatten wußte, im Verkehr mit diesem Mann zu wissen, wurde für Roland zur qualvollsten Pein. Nicht Eifersucht war eS, was er empfand, dazu waren seine Gefühle zu geläutert, zu rein. Wenn auch ihm daS Glück versagt sein sollte, sie seine Lebensgefährtin zu nennen, so war « doch groß und ««denkend genug, ihr Glück zu wünschen und sie nicht als Beute in die Hände eines, sein« Meinung nach gewissenlosen Aben teurer» fallen zu sehen. Da» eigentümliche Roland besann fich, ein verlegenes Rot huschte über sein Angesicht. „Wenn ich nicht irre, so ist dies — „Dieselbe Persönlichkeit, die Ihnen am Spieltisch die falschen Noten als Gewinn über mittelte", ergänzte Scharf lächelnd. Er ist identisch mit dem Croupier in den Spielsälen Monsieur Diderots. Wir haben es mit ein« wohlorganifierten Verbrecherbande zu thun, die bald in guter Verwahrung sein wird. Sie können mir bestimmt versichern, Herr Baron, und zu Protokoll geben, von Ihr« Aussage überzeugt zu sein?" Roland warf einen festen, prüfenden Blick auf das Bild. „Ich täusche mich nicht, mein Herr, diese» Banditengeficht steht zu fest in mein« Erinne rung und ist mit einem zu widerwärtigen Erlebnis verknüpst, um eS rasch vergessen zu können." „Gut! Ihre Aussage enthebt Sie von jed« ferneren Belästigung." Diesmal schieden die Herren mit eine« festen Händedruck. Obwohl schlechte Witterung eingekekn war und Roland hoffen durfte, seine »«wandten fich« zu Hause anzutreffen, unterließ «e», dort vorzusprechen. Dagegen fand er, von einem Besuch d« Museen heimkehrend, ein Briefchen Lydias vor, von dem ein leis« Bellcheudust auSgiog. Roland berührte ih« mit seinen Lippen, ehe er ihn «brach. Lydia schrieb: Lächeln deS Polizeibeamten, als er den Verkehr StasnyS mit seinen Verwandten erwähnte, hatte ihn stutzig gemacht und zu denken gegeben. WaS beabsichtigte dies« Abenteurer und auf welche Weise war eS möglich, dessen Plänen entgegen- -uketen? Roland zermarterte sein Gehkn, um einen Ausweg zu finden und kam zu dem Entschlüsse, den Polizeibeamten Scharf, der einen so wohl- thuenden Eindruck aus ihn gemacht, um Rat zu bitten. Scharf kam ihm sehr zuvorkommend entgegen und fragte freundlich nach seinen Wünschen. Roland teilte ihm rückhaltlos seine Befürchtungen mit und bat um seinen Beistand. „Die Polizei hat keinen Anlaß, fich in Ver hältnisse privater Natur zu mischen!" «widerte er ruhig und bestimmt, „trotzdem werde ich für den Schutz Ihrer Verwandten Sorge kagen und eine persönliche Gefährdung rechtzeitig zu ver hindern wissen, im Falle Ihre Befürchtungen begründet wären!" „ES ist mk ein Rätsel, wie meine vor sichtigen, zurückhaltenden Verwandten zu diesem Verkehr kommen!" sagte Roland aufgeregt. Ein verhaltenes Lächeln zuckte um den Mund deS veamten. „ES gibt Persönlichkeiten, mein lieb« H«r von Steinbrück, die für den scharffinnigsten Menschenkenner ein Rätsel bleiben. Doch find Sie überzeugt, daß ich in Ihrem Interesse ein wachsames Auge haben werde!" Er hielt dem jungen Mann eine Photographie vor die Augen. „Erinnern Sie fich, dies« Persönlichkeit während der Zett Ihre» hiesigen Aufenthaltes einmal be gegn« zu sein?*
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