Volltext Seite (XML)
Ach, wo weilst du? Theseus! Doch zu wem red’ ich? Meine Klagen gibt Echo nur zurück! Er bleibt entfernt, Theseus gibt mir keine Antwort; kein Lüftchen trägt zu ihm mein Seufzen, mein Rufen! Dort am Gestade hebt sich die Klippe gen Himmel! Auf ihrer Spitze entdeck’ ich ihn, wenn ihn die Täler bergen. Wohl, ich erklimme sie! — Ihr Götter! Ist’s möglich! Was muß ich sehn! Das ist das Schiff der Griechen — Ha, wie sie eilen! Theseus! — Er unter ihnen! Nein, es kann nicht sein! Und doch, er ist es! — er fliehet! — er kann mich hier verschmachten lassen! Keine Hoffnung für mich — ich bin verloren! Theseus! Ach höre mich! Ach, alles vergebens! — die Fluten, die Winde entreißen ihn auf ewig meinen Blicken! Daß mit gerechter Rache dir alle Götter folgten. Undankbarer! Mein Leben wagt’ ich, dich zu retten — und du kannst mich verlassen! Und dein Versprechen, deine heil’gen Eide, wo sind sie? Verräter! Kannst du sie vergessen? Wohin mich wenden? Wo Mitleid finden, da Theseus mich verläßt! Mein Blut erstarret, mein Fuß, er wanket, Nacht verhüllt mein brechend Auge; dunkel wird die Nacht — bald ist’s vorüber! Götter, o laßt mich sterben! Zum Unheil nur erkoren, Alles hab’ ich verloren, Was soll das Leben mir! Öffne die trüben Gründe, Birg mich in deine Schlünde, Da nirgends Trost ich finde, Heiliges, ew’ges Meer. Verbirg mich Arme, Birg mich, heiliges, ew’ges Meer. Ballettmusik (D dur) aus »Orpheus und Eurydice« von Chr. W. Gluck. Gesänge aus Goethes »Westöstlichem Divan« von Hugo Wolf, vorge tragen von Herrn und Frau v. Kraus. a) Als ich auf dem Als ich auf dem Euphrat schiffte, Streifte sich der goldne Ring Fingerab, in Wasserklüfte, Den ich jüngst von dir empfing. Euphrat schiffte. (Suleika.) Also träumt’ ich. Morgenröte Blitzt’ ins Auge durch den Baum. Sag’, Poete, sag’, Prophete, Was bedeutet dieser Traum? b) Dies zu deuten Dies zu deuten bin erbötig! Hab’ ich dir nicht oft erzählt, Wie der Doge von Venedig Mit dem Meere sich vermählt? So von deinen Fingergliedern Fiel der Ring dem Euphrat zu. Ach, zu tausend Himmelsliedem, Süßer Traum, begeisterst du! bin erbötig. (Hatem.) Mich, der von den Indostanen Streifte bis Damaskus hin, Um mit einer Karawane Bis ans rote Meer zu ziehn; Mich vermählst du deinem Flusse, Der Terrasse, diesem Hain; Hier soll bis zum letzten Kusse Dir mein Geist gewidmet sein. deiner Liebe. (Suleika.) c) Hochbeglückt in Hochbeglückt in deiner Liebe, Schelt’ ich nicht Gelegenheit; Ward sie auch an dir zum Diebe, Wie mich solch ein Raub erfreut! Und wozu denn auch berauben? Gib dich mir aus freier Wahl! Gar zu gerne möcht’ ich glauben: Ja, ich bin’s, die dich bestahl. Was so willig dir gegeben, Bringt dir herrlichen Gewinn; Meine Ruh’, mein reiches Leben Geb’ ich freudig, nimm es hin. Scherze nicht! Nichts von Verarmen! Macht uns nicht die Liebe reich? Halt’ ich dich in meinen Armen, Jedem Glück ist meines gleich.