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Ali MIM -Zeitung. Tageblatt für die Stadt Aue und Umgebung. Erscheint täglich Nachmittags, außer an So»»- u. Feiertagen. — Preis pro Monat frei ins HauS HO Pfg., auswärts 25 Pfg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegcl" 5 Pfg. mehr. — Bei der Post abgeholt fro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger 1.40 Mark- Nr7ÖT Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. am Donnerstag in die Leine und ertrank. Die Veranlassung zu der That ist unbekannt. Die Sängerin hinterließ einen Bri:f an ihren Vater, welcher neben 500 Mk. ihre letzten Wünsche enthielt. z Professor Wittmann von der technischen Hoch, schule zu München hat sich erschossen. Grund: Verantwortlicher Redakteur: Evnst Jun»«, Aue j Erzgebirge.) Redaktion». Expedition: An«, Marktstraße. Dienstag, den 4. Juli 1899. die einspaltige Pc^tzcile kV Wg., amtliche Inserate die Corpus-Zeile 85 Psg., Reklamen pro Zeile 20 Psg. Bei 4 maliger Aufnahme 2k»/, Rabatt. — Bei größeren Inseraten «. mehrmaliger Aufnahme wird entsprechend höherer Rabatt gewährt. Alle Postaustalten und Landbriesträger nehmen Bestsllungenan. 12. Jahrgang. Arrerthal- Zeitung erscheint jetzt täglich, kostet PPS Atsirirt nur SO Pfennige. Llttr «rlle* Welt. * AuS Berlin wird vom Freitag geschrieben: „ES spukte heute Vormittag bei Hellem, lichten Tage im Abgeordnetenhause. Herr v. Lucanus ging um. Er ließ Herrn v. Miquel, der jin der Kanalkommission saß, zu sich bitten und führte mit ihm eine lange Unterredung. Die Vermutungen, die sich sofort an dieses Ereignis knüpften, waren ganz abenteuerlicher Natur. Manche Leute sahen im GeisteHerrn v.Lucanus absahren. In Wirklichkeit reist Herr v. Lucanus heute zum Kaiser nach Lübeck und hat, um dem Kaiser genauen Bericht über die Lage der Kanal verhandlungen erstatten zu können, bei Herrn v. Miquel Erkundigungen eingezogen. Es beißt, der Kaiser dränge auf sofortige Entscheidung. Die gleich zeitige Berufung Herberts v. Bismarck nach Lübeck hat auf die Fantasie der Abgeordneten außerordent lich befruchtend gewirkt. Man hält die Stellung der Minister Thielen und v. Hammerstein für er schüttert. * Die Gerüchte, Fürst Herbert Bismarck werde wieder in den preußischen Staatsdienst eintreten, erhalten sich. * Die Sonnabend über den Ausstand in Herne vor liegenden Meldungen lauten günstig. Aus sämtlichen Zechen, welche sich im Ausstand befanden, war gestern ein großer Teil der Arbeiter angefahren. Die Feh lenden dürften jedenfalls im Lause des gestrigen Tages eingefahren sein. In der Stadt herrschte Ruhe; neue Ausschreitungen sind nicht vorgekommen. Am Donnerstag Abend gab es aus dem Bahnhof Skandal. Auswärtige Bergleute erzwangen den Zugang zu dem Perron, sodaß militärische Hilfe herbeigeholt wurde, welche mit ausgepflanztem Ba jonette den Bahnsteig säuberte. Polnische Frauen, die sich fanatischer geberdeten als die Männer, ver teilten Zettel mit folgenden gedruckten Worten: „Da man unsere Kameraden erschossen hat, verlan gen wir zwei Mark Schichtlohn mehr!" Die Behörden beabsichtigen, alle nicht arbeitenden Polen in die Heimat abzuschieben. Die Beerdigung der Opfer des Zusammenstoßes am Dienstag sand gestern früh statt. Am Ausstand hatten etwa 7000 Bergleute teilgenommen. * Ein jedenfalls noch nicht dagewesener Vorgang hat sich im Reichstag zugetragen: die bekannte Korrektur des stenograpischen Berichts an der Aeuße- rung des Reichstagspräsidenten Grafen Ballestrem, die sich auf die Erörterung kaiserlicher Reden im Reichstag bezog, ist eine Fälschung. Die Korrektur ist ohne Wissen und wider Willen des Redners er folgt. * Der.thatsächliche Uebergang der bisherigen spanischen Südseeinseln auf das Deutsche Reich wird wahrscheinlich nicht vor dem Herbste eefolgen. * Berlin, 1. Juli. Die „Nat.-Ztg." schreibt: „Die vielbesprochene Korrektur der Aeußerung des Reichstagspräsidenten rührt, wie festgestellt worden, von einem Beamten des Reichstages her; dieser hat inzwischen eine Rüge erhalten. Die Sache bleibt immerhin noch aufklärungsbedürftig. * Bremen, 1. Juli. In der Jnrespinneret Bre men brach gestern Abend ein großes Feuer aus; fünf große Lagerschuppen wurden mit dem wert- vollen Inhalte zerstört. * Travemünde, 1. Juli. Das Wetter ist trübe, zeitweise regnerisch, flauer Wind. Die „Hohenzol- lern", mit der Kaiserin an Bord, tras um 5 Uhr 45 Minuten hier ein und machte aus der Rhede fest. Das Seebad ist beflaggt. Beim Eintritt der Dunkelheit kam noch eine Reihe der startenden Jach ten in Sicht. * Herne, 1. Juli. Ganz unerwartet hat sich die Lage wieder verschlimmert. Die Bewegung, die man fast für erloschen hielt, ist auss Neue aufgeflackert. Aus der Zeche „König Ludwig" traten 1000 Mann in den Ausstand, auf der Zeche „Constantin, haben 260 Mann die Arbeit eingestellt. Ferner wird ge meldet, daß aus „Blumenthal", einer der größten Zechen, Streik ausgebrochen ist und daß die Be- wegung auf die Zechen „Pluto" und „Consolidation" des Gelsenkirchener Reviers hinübergegriffen hat. * Amtlicher Meldung zufolge ist DreysuS Freitag Nachts in Quiberon gelandet und mittelst Wagens nach Rennes übergesührt worden, wo er um 7 Uhr früh eingetroffen ist. Irgend ein Zwi- scheufall hat sich nicht ereignet. Brüssel, 1. Juli. Nach Schluß der gestrigen Kammersitzung wandte sich der Sozialist Vander- velde mit Ermächtigung der Polizei an die Menge und teilte mit, daß die Lösung der Krise bevor stehe, ermahnte die Menge zur Ruhe und sprach die Hoffnung aus, daß in Brüssel die Ordnung wieder eintreten werde. Er lud die Menge zu einer Versammlung im Volkshause auf den Abend ein. Die Menge zollte ihm lebhaften Beifall. * Brüssel, 1. Juli. In der Kammer war gestern die Haltung der Linken bedeutend gemäßigter als in den vorangegangenen Tagen. * Brüssel, 1. Juli. Die Regierung kapitulierte vor der drohenden Revolution. Die Wahlreform wurde vertagt, bis eine Einigung aller Parteien erzielt sein wird. Die Nachricht ruft allgemeine Beruhigung hervor. * Brüssel, 1. Juli. Das „Petit Bleu" sagt, die Regierung habe kapituliert; die Unterhandlungen zu einer Verständigung müßten sich aus der Grund lage bewegen, daß die verhältnismäßige Vertretung der Parteien in allen Bezirken zugestanden werde. — „Peuple" erschien gestern mit Trauerrand und beschränkte sich darauf, die Erklärungen der Regie rung zu verzeichnen. * Lourenzo Marquez (Südafrika), 1. Juli. Der amerikanische Kreuzer „Chikago" ist hier eingetrof- sen. Der Kommandant desselben, Kontreadmiral Howison begiebt sich nach Pretoria. * London, 1. Juli. Der Kriegsminister Camp bell Bannerman erklärte in einer Rede, welche er gestern Abend im liberalen Klub hielt, es sei Pflicht eines jeden Patrioten, zu einer freundschaft lichen Regelung der südafrikanischen Frage beizu> tragen und nichts zu thun oder zu sagen, was diese Regelung beeinträchtigen könnte. * Petersburg, 30. Juni. In dem Monstrepro- zeß gegen die Generale Ilowaiski und Karatschen zow nebst zwölf Klomplizen ist das Urteil gefällt. Die Angeklagten wurden der Aneignung und Ver- schleuderung von Krongeldern und betrügerischer Buchungen, sowie verschiedener Unterschleife, Be stechlichkeit, Wucherei und Erpresserei für überführt erklärt. Die Generäle wurden zu zwölfjähriger An siedlung in Sibirien, die Obersten, Kapitäne und Zivilbeamten gleichfalls zu zehn- bis zwölfjähriger Ansiedelung in verschiedenen sibirischen Gouverne ments verurteilt. s. 8 Das Schwurgericht zu Brieg i. Schl, verur- teilte den 40 Jahre alten Arbeiter Reinhold Rös ner aus Strehlen, der im Oktober vorigen Jahres seinen 8 Jahre alten Sohn Reinhold ertränkt hatte, zum Tode- tz In Weißenfels versuchte sich ein zwölfjähriges Waisenmädchen in der Saale zu ertränken, weil es von ihrer Pflegemutter so mißhandelt wurde, daß es lieber sterben als diese Mißhandlungen noch weiter erdulden wollte. Z Die Konzertsängerin Käthe Neuberg, die Toch ter eines GroßkaufmannS in Hannover stürzte sich schweres körperliches Leiden. 8 Der 14. Kongreß der Allg. Radfahrer-Union (Deutscher Tourenklub) findet vom 14. bi- 20. Juli in Mainz statt. Der Großherzog von Hessen hat das Protektorat übernommen; der Kaiser hat einen Preis gestiftet. 8 Der deutsche Rennfahrer Deinhardt schlug in Turin den Weltrekord der drei Stunden ohne Schritt- macher, bisher im Besitze des Deutschamerikaner- Miller mit 100 Kilometer 984 Meter, indem er 101 Kilometer 67 Meter zurücklegte. 8 In der dichtgefüllten Kirche de- polnischen Grenzdorfes Kozcegluroki fuhr ein einschlagender Blitz das Chor entlang, tötete drei Personen und verletzte sieben schwer. Durch die Umsicht de-Geist lichen wurde eine Panik verhütet. 8 Argenau, 1. Juli. Propst WolmyeSky aus Plonkowo ist mit einer Schußwunde im Kopse schwer verletzt ausgesunden worden. 8 Der Sultan von Marokko hat den Radfah rern die Ausübung ihrer Kunst für sein ganzes Reich verboten. 8 Zu der Katastrophe auf der „Königin Luisen, grübe" in Zabrze wird noch folgendes geschrieben: Auf dem Heinitzflötz im Ostfelde besteht seit längerer Zeit ein Kohlenbrand, der aus das sorgfältigste ein gedämmt worden ist. In der Nähe der Brandstelle waren elf Mann beschäftigt. Ohne daß vorher Gase wahrgenommen wurden, platzte mit großem Ge töse der Damm, und die Flamme schlug vorwärts. Die Arbeiter wurden zunächst fortgeschleudert, dann aber von dem Feuer ersaßt; ihre Kleider standen alsbald in Flammen, und brennend flüchteten die Aermsten weiter. Sie haben schreckliche Brandwun den davon getragen. Bei einigen hing das Fletsch buchstäblich in Fetzen herunter. Sämtliche elf wur den laut wimmernd nach dem Knappschastslazarett in Zabrze übergeführt. Drei Mann sind tötlich verletzt, und an ihrem Aufkommen wird gezweifelt. Die übrige Belegschaft, die etwas weiter entfernt von der Brandstelle beschäftigt gewesen ist, wurde von dem Lustzug ebenfalls fortgeschleudert, konnte sich aber noch rechtzeitig retten. Aus Aue und Umgebung. Aue, den 3. Juli 189S. — Der Milttärverein „Jäger und Schützen" hatte Sonnabend Abend im altdeutschen Zimmer des „Hotels Blauer Engel" Monatsversammlung. Nach Schluß der Versammlung vereinigten sich die Kameraden noch längere Zeit in recht zwangloser Weise. — Der Verein unternahm gestern Mittag einen Ausflug nach dem Spiegelwald, Grünhatn und Oberpsannenstiel. In letzterem Orte wurde im oberen Gasthofe eingekehrt. — Der „Arbeiterverein für Aue u. Umgegend" hatte gestern Nachmittag Versammlung in Leon- hardt's Gasthaus, in derselben wurde bekannt ge geben, daß die Fahnenweihe Sonntag, den 13. Au- gust, auf dem Markt stattfindet. Nach dem Festzug durch die Straßen der Stadt findet Konzert und Kommers im Bürgergarten statt. — Königl. Sächs. Militärverein I. Aue hat Sonnabend, den 15. Juli, abends 8 Uhr General. Versammlung bei Kamerad Hempel im „Bürger- garten." — Die Bevölkerungszahl unserer Stadt betrug am 80. Juni 14799 oder 428 mehr als am 31. März d. I. — Im 1. Halbjahr wurden in Aue geboren: 342, gestorben sind 175 und 70 Ehen wurden ge schlossen, im gleichen Zeitraum des Vorjahre- wur- den geboren 329, gestorben sind 169 unk 61 Ehen wurden eingegangen.