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"" ß Allerlei au» GraSlitz. Der „Vogtl. Anz." läßt sich au» GraSlitz schreiben: In den letzten Tagen sind wieder unruhige Meldungen von hier durch verschiedene Zeitungen gegangen. ES ist nicht wuhr, daß der Hote lier Tuzar sreigtlassen ist: Dann ist e» unwahr, daß dem jungen Pötsch, dem eine Kugel den linken Vorder arm zerschmettert hat, das verletzte Glied abgenommen worden sei. Er wird den Arm behalten und wahr scheinlich mit steifem EÜbogengelenk demnächst entlassen werden. Den anderen Verwundeten geht es gut. Sogar die schreckliche Fleischwunde de» IljährtgenKriegelstein verheilt ganz normal. Die Verwundeten machen vom Krankenhause au» Spaziergänge in die Umgebung. - Der stellvertretende Bezirkshauptmann Ritter v. Maurig ist am Mittwoch telephonisch zur Statthalteret nach Prag beschteden worden. — Zu den 50 deutschen Gen- darmen sind am Donnerstag wieder 1b Tschechen hinzu gekommen, so daß der Sicherheitsdienst nach dem Ab- , zug des Militärs zur Zett von 65 Gendarmen wahr genommen wird. Die Ruhe wird nicht mehr gestört, aber die Aufregung hat noch wenig nachgelassen, der geringste Anlaß kann den glimmenden Funken wieder zu Hellen Flammen ansachcn. Große rote Zettel kün digten für Freitag eine Volksversammlung in Schwa- derbach an. Aus Aue und Umgebung. Aue, den 12. September 1889. — Ein 50 Kilometer - Wettfahreu von hier nach Neukirchen b. Chemnitz und zurück veranstaltete am Sonntag der hiesige „Radfahrerverein" und wurde ein Rekord von 2 Stunden 15 Minuten erzielt. — Nächsten Donnerstag, den 14. September ist unseren musikliebenden Publikum ein besonderer Genuß beschiede», indem aus dem Schützenhause ein großes Konzert stattfindet, in welchen zwei ganz jugendliche Künstler, die beiden Wunderknaben Richard und Hugo Krömer aus Dresden (Violine und Klavier) Mitwirken werden. Es liegen uns verschiedene Rezensionen an gesehene» Zeitungen vor und lassen wir eine derselben folgen: Das „Dresdner Journal schreibt: Kunst und Wissenschaft. (Konzert.) Im Saale des Kurhauses „Weißer Hirsch" ließ sich am Donnerstag Abend das jugendliche musikalische Brüderpaar Richard und Hugo Krömer hören. Die beiden Knaben, insbesondere der 9jährige Violinspieler Richard, kennzeichnen sich als ungewöhnliche, wahrhaft Hoffnung erweckende Talente. Was an dem kleinen Geiger in Erstaunen setzt, ist nichr allein die technische Geschicktheit, die ruhige sichere Bogensührung, klare und zuverlässige Intonation, son dern vor allem auch das ausgeprägte rythn.ische Ge fühl, die sinngemäße Gliederung des Vortrages, aus welchem wirklich musikalische Empfindung spricht. Seiner dreiviertel - Geige weiß er einen so warm an sprechenden Cantilenenton zu entlocken und dabei in Der Zauberer von Saarbrücken Roman aus dem Anfang d. 17. Jahrhun derts von A. Below. 10s (Nachdruck verboten.) Der gute Wolfs Ein anderer, der die Frauen besser kannte, hätte leicht genug herausgefunden, daß nur ein unklares, ihr selber vielleicht kaum bewußtes Ge fühl der Eifersucht Irma beeinflußte. In manchen Dingen aber war der Saarbrücker Junker, gleich dem „dumben" Sohn der Königin Herzeloide, „der reine Thor". So siel Wolfs Abschied von dem Edelfräulein lange nicht so warm aus, als man nach dem vorher- gegangenen Wechselreden und Irmgards Conftdencien eigentlich hätte annehmen dürfen. Gott Amor war eben zu allen Zeiten derselbe lose Schalk. Damals zu Anfang des 17. SäkulumS nicht minder wie heut zutage liebt« er es Männlein und Fräulein, welche von dem „Pfeil der Schmerzen" getroffen waren, zu nas führen nach Herzenslust. Etliche Tage waren nach den oben erzählten Ereig Nissen vergangen. Meister Giulio Montalto mit seiner Tochter und seiner Dienerschaft, darunter auch Uffo, der Bölkcherknecht, waren aus der Burg zu Saarbrücken eingetroffen und vom Grasen Ludwig freundlich genug ausgenommen worden. Die kleine Gesellschaft wohnte im Schlosse selbst und wurde aus Küche und Keller des Grasen wohlberpflegt. Sinnend lehnte der fremde Gelehrte an dem Bogenfenster des ihm angewiesenen hohen und geräumigen Gemachs. Er hatte soeben eme Mitteilung an den Fürsten gesandt, und wartete nunmehr auf Bescheid. Er konnte ja mit dem Em pfange zufrieden sein, welchen er beim Grasen jetzt gefunden, ganz gewiß, aber alles Wohlwollen; welches der hohe Herr an den Tag legte, hatte doch uicht ein leises Mißtrauen zu verschleiern vermocht, das derselbe offenbar im Grunde seiner Seele gegen den Fremden hegte, und das muthmaßlich der Ritter von Trotha dort geweckt hatte. „Ihr seid mir als ein Mann ge rühmt worden, Meister Montalto, von umfassender Gelehrsamkeit, kundig hohe», und gehetmntßvoller Wissenschaft", so hatte der Graf gesprochen, „aber selber möchte ich vorher sehen und prüfen, bevor Ich Euch Mit einer Ausgabe betraue, die mir sehr am Herzen liegt. So vernehmt denn: Drei Aufgaben möchte ich allen technischen Einzelheiten, wie Läufern, Doppel griffen, Arpeggier, Trillern, so gut zu bestehen, daß das Zuhüren eine Freuve ist. Die Konzertsätze von Mendelsohn, Beriot etc., sowie kletnere Vortragsstücke, begleitete der 7jährige Hugo Krömer am Flügel mit nicht geringerem Musiksinn und Geschick. Hierin, sowie in keineswegs anspruchlosen Klavierstücken von Mo zart bis zu Liszt (Rhapsodie Nr. S) erwies auch dieser Knabe eine nirgends an mechanischen Drill gemahnende musikalische Begabung. ES sei nur aus die korrekte melodische Declamotion, die sorgfältige rythmische Ein- thetlung der Berzterungen iin langsamen Satze der Mozart'schen k'-äur-Lonatv erinnert. Reicher herz licher Beifall wurde allen ihren vortrefflichen Vorträ- gen zu Theil. — „Den beiden Wunderknaben geht ein guter Rus voraus und ist ein allgemeiner Besuch dem hiesigen kunstsinnigen Publikum besten- zu em pfehlen." — Der übrige musikalische Teil liegt in den Händen unserer Stadtkapelle. Die Eintrittspreise sind so gestellt, daß auch^wentger Bemittelten Gelegen heit geboten ist, sich einen Kunstgenuß zu verschaffen. Alles Nähere ist aus den Inseraten und den Plakaten zu ersehen. — Bei dem am Sonntag stattgefundenen Wett- turnen des „Allgem. Turnvereins* wurden folgende Turner prämiirt: Bernhard Lang, Joh. Schmidt, Guido Teichert und Georg Otto, belobigt wurden OSkar Richter, Siegfried Koch und Joh. Oeser. — Von den Turnschülern wurden prämiirt: Albert Bretschneider, Alfred Mädler, Eduard Claußnitzer, Paul Müller, Albert Lein, Friedrich Stückrad, Louis Schreiber und Hermann Löffler. Belobigt wurden Fritz Männchen, Karl Männchen und Otto Ehrig. — Gestern Abend fanden in» Saale des „Bürgergartens" Konzert, Vor führungen und Ball statt. Ganz besonders gefiel da» Kenlensä wingen. —Vom Herrn Schuldirektor Wappler aus Zöblitz ging ein Glückwünschtelegramm ein. — Wir bitten uin recht fleißige Benutzung des in der heutigen Nummer sich befindlichen Coupons. Der Verlag der Auerthal-Zeitung. / — In dem Konkursverfahren über das Vermögen der Putzmacherin Helene Clara Zinke in Aue wird zur Abnahme der Schlußrechnung, zur Erhebung von Ein wendungen gegen das Schlußoerzeichniß und zur Be schlußfassung der Gläubiger über die nicht oerwerth- bare»» Vermögensstücke der Schlußtermin aus den 4. Oktober 1899, Vormittags 11 Uhr bestimmt. — Mittwoch, den 13. Sept. 1899, Vormittag 10 Uhr sollen in» Gerichtsoersteigerungslokale zu Schwarzenberg 1 Pferd, 1 viersitziger Kutschwagen und 1 Rennschlitten zur Versteigerung gelangen. — Donnerstag, den 14. Sept. 1899, sollen im „Gasthof zum Anker" in Pöhla 1 Leuchter, 1 Bier- apparar mit Zubehör, Tische, Stühle, Tafeln. Bänke, Lampen, Gläser, 6 Betten mit Zubehör, 3 Schränke, 2 Sophas, 2 Spiegel, 2 Uhren, 1 Klavier, 2 Schweine u. a. m. zur Versteigerung gelangen. — Die wegebaupflichtigen Stadt- und Landge- Euch stellen zur Probe. Ihr habt kühnlich einen meiner Unterthanen, einen flüchtigen, wegen schweren Ver brechens verfolgtenHandwerksknecht aus meiner Stadt Saarbrücken den Häschern entzogen, habt Euch für seine Unschuld verbürgt, nun wohl, so weist mir diese nach und ermittelt den wahren Schuldigen. Zum Zweiten empfanget hier ein Pergament und ein Siegel, an das sich sehr merkwürdige Ueberlieserungen knüpfen. Beides gehört dem Fräulein von Greisenklau, die, früh verwaist, an meinem Hose groß geworden ist." — In kurzen Zügen hatte der Gras dann dem Meister Giuilo dieselbe Geschichte erzählt, welche Wolf Sallenthin von Irmgard vernommen. - „Entziffert das Pergament, Meister," hatte Graf Ludwig alsdann geschlossen, „und zum Dritten und Letzten, vorausgesetzt, daß die lieber- lieferung von den» Schatze der Greisenklau und meinem Ahnherrn, des Grafen Philipp, richtig ist, ermittelt und gebet Auskunft, wohin die Gelder gekommen, oder noch bffser — Ihr schafft sie herbei!" Die letzten Wort- hatte der Fürst lächelnd und im scherzende» Tone gesprochen, worauf er den Gelehrten mit einer gnädigen Handbewegung und leutseligem Nicken freundlichst verabschiedete. Montalto hatte sich, als Graf Ludwia geendet, nur schweigend verbeugt, zum Zeichen, daß er die Bedingungen desselben annehme. Jin ersten Augenblicke freilich war es dem stolzen Frem den durch den Kopf geschossen, die drei Probestücke ein fach abzulehnen, denn er wäre weder ein Hexenmeister noch ei>» Magier oder Kabbalist, auch beleidige das Mißtraue» des Grafen seinen Stolz. Dann aber hatte er an Aiolf Sallenthin gedacht, der es muthmaßlich zu entgelten habe»» würde, wenn sein alter Lehrer, den er so enthusiastisch gerühmt, sich des Regenten Ungnade zuzöge; auch des armen Schelmen Uffo Schicksal war in diesem Falle besiegelt; so hatte er denn die bitteren Worte, die ihm auf der Zunge schwebten, unterdrückt und sich blos schweigend verbeugt. Er vertraute aus sein Glück und seine Findigkeit bei der Lösung der bet- den letzteren sonderbaren Aufgaben, die ihm Graf Lud wig gestellt. Wofür aber mußten ihm die Leute halten, welcher Ruf mußte ihm vorausgehen, wenn selbst ein so weiser Herr und kluger Kops wie dieser Ludwig von Nassau-Saarbrücken ihn mit derartigen Probestücken kam? — Nun, dieAufgaben waren gelöst, und er hatte dies soeben dem Landesherrn wissen lasten. Das Glück hatte ihn in seltener Weis« dabet begünstigt, wenige Tage nur hatte er gebraucht, und das günstige Ergebnttz war ihm gleichsam von selber in den Schoß meinden des hiesigen Verwaltungsbezirks werden aus. gefordert, etwaige Gesuche um Gewährung von Staats beihilfen zu Wegebauten auf das Jahr 1900 bis zum 15. September diese- Jahre- einzureichen. 4L«A — Erloschen ist die Maul- und Klauenseuche in den Gehösten Kataster-Nr. 41 und ISS von BermSgrün. — Aus dem die Firma: Hermann Bauchn ttz Nächst, in Aue betreffenden Foltum 293 des Handelsregister» ist verlautbart worden, daß diese Handelsgesellschaft infolge gegenseitiger llebereinkunft sich aufgelöst hat; daß der bisherige Mitinhaber Herr Johann JultuS Gottfried Dommerdich, Kaufmann in Aue, das Handels geschäft der ausgelösten Gesellschaft unter der verän derten Firma: „G. Dommerdich" fortsetzt und daß Herr Emil Bernhard Thieme, Schneidermeister in Aue, aus der Firma ausgeschieden ist. — Wichtig für Radfahrer ist eine Entscheidung de- Reichsversicherungsamtes. Diese» hat erklärt, da» Fahr rad sei nicht mehr als Gegenstand des Sportes, sondern al- Verkehrsmittel anzusehen, da eS weit verbrett-t sei und für Gewerbetreibende eine erhebliche Bedeutung gewonnen habe. ES müsse somit als ein der Geflogen- heit der Bevölkerung entsprechendes Beförderungsmittel anerkannt werden, und seien daher solche Gewerbe treibende, die in ihrem Beruf ein Fahrrad benützten und dabet verunglückten, Renten zuzubilligen. — Bei der Sektion VI der Ziegelei-BerusSgenossen- schaft (Sachsen) sind 1898 847 versicherungspflichtige Betriebe vorhanden gewesen. Von diesen wurden ins gesamt 416 llnsälle zur Anmeldung gebracht. — Pakete nach Portugal. Aus Anlaß der in Por tugal ausgetretenen Pest und der damit in Verbindung stehenden theilweise zur Unterbrechung des regelmäßigen Dampsschiffsverkehrs zwischen Hamburg und Oporto, sowie Lissabon erhöhen sich vorübergehend für die über Hamburg nach Portugal abzusendenden Postsracht- stücke die Gebühren um außergewöhnliche Frachtkosten. Diese Kosten »verden — weil im Voraus unbekannt — nachträglich durch die Ausgabepostanstalt vom Ab» sinder eingezogen. — Aus demselben Grunde können bis aus Weitere- auch Postpakete (d. s. solche bis zum Gewicht von 5 KZ) nach Portugal zur Beförderung über Bremen, Belgien oder Frankreich nicht angenom men werden. Es sind also nur die Wege über Ham. bürg und über Frankreich-Spanien benutzbar. — Pakete nach dem Auslande. Es wird von dsn Absendern der Pakete nach Belgien, Frankreich, sowie nach Großbritannien und Irland noch immer sehr oft außer Acht gelassen, daß aus den Abschnitten der Be gleitadressen zu Packeten nach diesen Ländern schriftliche Mitrheilungen nicht gemacht werden dürfen. — Die Schulden Sachsens sind in der Zeit von 1858 bis 1897 von 190 561 273 aus 754 164 590 Mk. oder, auf den Kops der Bevölkerung berechnet, von 85,65 auf 199 Mk. II Pfg. gestiegen. In demselben Zeiträume ist aber auch das reine Staatsvermögen, das sich nach Abzug der Schulden vorn Betrage der Aktiven ergiebt, von 196 415 697 auf 592 154 307 Mk. gefallen. Jetzt wollte und mußte er die Situation ausnutzen, Was hätte es genutzt, wenn er den ein- fachen Weg, die natürlichen Mittel erklärte, durch die er. zu seinen Ergebnissen gekommen? Ein herbes Lächeln verzog die seingeschnitten-n Lippen des Sinnen den: Der Zauberkünstler und Hexenmeister in seiner Person würde immer den gelehrten Arzt, den genialen Astronomen in den Schalten stellen. Mochte es denn sein, die Leute sollten ihren Willen haben. Gewann er hier ttinfluß und Macht am Grasenhofe an der Saar, desto besser, er würde diese nur zum Guten ge brauchen. Graf Ludwig war aufs Höchste überrascht, als er die Botschaft Meister Giulivs vernahm. In einer Stunde, so ließ er sagen, möge dieser sich bereit halten, vor ihm, dem Grafen, zu erscheinen. Der Gelehrte nickte gleichmüthig bei diesem Bescheide, er war seiner Sache sicher. Nachdem die kurze Frist verstrichen, machte er sich in Begleitung UffoS, des angeschuldigten Böttcherknechts, dem in, Bewußtsein, daß sich jetzt sein Schicksal ent scheiden werde, das Herz zum Zerspringen klopfte, auf den Weg nach dein Flügel des Schlosses hinüber, den der Graf mit seiner Familie bewohnte. Vie Burg Saarbrücken war damals ein ebenso festes wie stattliche- und weitläufiges Bauwerk. Nicht weniger als 15 Jahre von 1602—1617 hatte der Umbau des alten, unschönen Kastells gedauert, welches Graf Ludwig bei seinemRegierungsanlritte vorfand, und nicht weniger als hunderttausend Gulden hatte der kunstsinnige prachtliebende Herr darauf verwendet, ein« für die damalige Zeit und den damaligen Geldwerth ganz horrende Summe. Durch weite Höfe und Gartenan- lagen führte Meister Montalto und Uffo ihr Weg, den sie schweigend zurücklegten, bis sie schließlich vor dem prächtigen Portale standen, durch welches der Aufgang zu den fürstlichen Wohngemächern führte. Hier harrte bereits ein gräflicher Offizier des Fremden und geleitete ihn und seinen Begleiter, auf den er sich nicht enthal ten konnte, ab und zu von der Seite mißtrauische Blicke zu werfen, eine breite, mit Teppichen belegte Landsteintreppe empor nach dem ersten Stock. Nach erfolgter Anmeldung durfte Montalto nebst seinem Schützlinge etntreten. Es war ein hohes und geräumige» Gemach, in welche» die Beiden traten, durch die nach Westen gehenden, weiten Bogenfenster fluthete da» letzte satte Aoldlicht der untergehenden Sonne. (Forts, folgt.)