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"fW. . »'l > > AuMhal -Zeitung Tagevlatt für -ie Stadt Aue und Umgebung Billigste Tageszeitung im Erzgebirge Sonnabend, den 16. September 1899 1Ä. Jahrgang. Nr. 1b8 rt«» de* politischen Welt Deutschland. Reiches Sodann hat Deutschland dieser Angele, enhett eine auch gar sührende Die Fremden werden gleich- Weine trinken und mit unseren Ulan eben des NuchlS in ein Nein, das erträgt das eyr- unsere Ausstellung darf nicht zurückgekehrt ist und diesen Strafantrag einleiten soll dürfte zugleich seinem Bruder die baldigst bevorstehen d Freisprechung angekündigt haben. 8 Der letzte französische Ministerrat hat sich be kanntlich mit der Frage der Begnadigung Dreyfus be- schäftigt. Ueber das-Ergebnis gehen die Meldungen auseinander. Mehreren Pariser Blättern zufolge wird jedoch der Ministerrat erst in seiner nächsten Sitzung endgiltig über die Begnadigung Dreysus Beschluß fassen. 8 Oporto, 14. September. Vorgestern ist ein To desfall und gestern eine Erkrankung an Pest vorge- kommen. Heute soll der Eisenbahnverkehr wiederauf genommen werden. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Annk«, Aue s.Erzgebirge.! Redaktion u. Expedition: Au», Marktstraße. * Karlsruhe, 13. September. Der Kaiser reiste heute nach Stuttgart ab, von wo er direkt nach Ber lin zurückkehren wird. * Berlin, 14. Sept. Mit Rücksicht aus die andau ernd« ungünstige Witterung und da trotz der Regen güsse die von den Truppen ausgesührten starken Mär- sche die Entscheidung ermöglichten, sind die Kaiser manöver schon gestern zum Abschluß gebracht worden. Der Kaiser trifft früh wieder in Wildpark ein, Po litische Motive hinter der Abkürzung der Manöver zu suchen, ist nicht statthaft, wie sich schon daraus ergiebt, daß der Kaiser sich schon nach l ^stündigem Ausent- halt im Neuen Palais in Begleitung der Kaiserin nach HubertuSstvck zur Jagd begiebl, und daß Graf Bülow nach dem Semmerrng abgereist ist, um dort ben Rest des ihm bewilligten Urlaubs zu verbringen. Am 18. tritt der Kaiser seine Reise nach S chweden an. * Die Abkürzung der Manöver um einen Tag ist lediglich aus die unausgesetzt schlechte Witterung zu- rückzuführen. * Berlin, 13. September. Die unerwartete Rück- kehr des Kaiser-Alexander-Regimentes aus dem Ma- nöoergelänve erregte gestern großes Aussehen. Da» Regiment erhielt gesteht Mittag um 1 Uhr den Be fehl, sich in Arnswa»^ zu versammeln und unver züglich nach Berlin zu ^fahren. Hier langten dieSon- derzüge um 8 Uhr tll.Minuten, 9 Uhr 10 und 9 Uhr 20 Minuten aus dem<Güterbahnhofe der Ostbahn an. Mit klingendem SpiAe marschierten die Bataille ne, von ungeheueren Menschenmengen geleitet, ihren Ka sernen zu. — Da sich aber inzwischen die Reisedispo sitionen des russischen Kaisers geändert haben, kehrt das Regiment wieder in das Manövergelände zurück. * Wie der ..Börien-Kurirr." nntteilt, gedenkt die freisinnige Vereinigung, in der nächsten Session des Landtages einen Antrag einzubringen, wonach den po litischen Beamten das passive Wahlrecht gesetzlich ent- zogen wird. Erscheint täglich Nachmittags, außer an Sonn- u. Feiertagen. — Pret» pro Monat frei ins HauS 20 Psg., auswärts 25 Psg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" 5 Pfg. mehr. — Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. Deutschland. 8 Hochwasser wird aus Sachsen, Schlesien, Oester reich und Rußland gemeldet. 8 Aus Schweidnitz meldet ein Telegramm: Infolge anhaltender Regengüsse ist Hochwasser der Weistritz, PeUe und der Gebirgsbäche eingetreten. Der Schaden ist bedeutend. Die Kirche in Schweingseld steht unter Wasser. 8 Aus Hirschberg im Riesengebirge depeschiert man: Alle Gebirgsslüsse sind nach dreitägigem Regen und Wolkenbrüchen im Hochgebirge ausgeusert. Werte Land strecken und die Hirschberger Unterstadt stehen unter Wasser, das fortdauernd steigt. 8 Ein Telegramm meldet aus Breslau: Alle schle- fischen Flüsse haben bedeutendes Hochwasser, das auch gestern früh noch rapide stieg. 8 Hochwasser wird gemeldet aus: Tharandt, Sauniedeberg, Tegernsee, Linz, Trauten«», Hohenelbe, Graz u. s. w. — An oer Wolga in Rußland sind viele Nrederungen überschwemmt. 8 Lengenfeld i. V., 14. Sept. Der Wasserjtand der Goeltzsch war sehr gesahrdrohend, und es war sehr notwendig, haß der Regen aushörre. 8 Aus Waldenburg i. Schl, berichtet ein Telegramm: Hier regnet es seit Montag Abend 8 Uhr — 4o Stunden — ununterbrochen. 8 München, 13. Sept. Der Eisenbahnverkehr nach Kufstein ist voraussichtlich für mehrere Tage unter brochen. Die Nord-Lüd-Expreßzüge verkehren nur bis München, die Küssteiner Schnellzüge nur bis Rosenheim. Der Orient-Expreßzug wird nur bis Salzburg durch geführt. In München mußte der Betrieb der elektrischen Straßenbahn heute Nachmittag eingestellt werden, da das städtische Elektrizitätswerk zum Teil überschwemmt ist. Eine amtUche Bekanntmachung besagt, daß vor aussichtlich die elektrische Beleuchtung sür heute Abend unterbleiben maß. Die Isar steigt noch weiter. Aus allen Teilen Oberbayerns kommen betreffs der Gebirgs- flüsfe gleiche Nachrichten. In Tölz stürzte die große Brücke zwischen Tölz und Krankenheil bet Tölz ein. 8 Die Agitation gegen die Pariser Weltausstellung bleibt nicht ohne Widerspruch von deutscher Seite. So schreibt die „Köln. Ztg." : „Die Herren, die ihrer sehr begreiflichen Entrüstung in dieser Form Ausdruck geben wollen, sollten doch bedenken, baß Entschlüsse dieser Art reiflich überlegt sein wollen und daß man hier jo wenig wie in anderen Fragen im Zorn handeln soll. Zu nächst liegt noch lein endgiltiges Urteil vor, und man weiß nicht, wie sich die Dinge in der Revisionsinstanz gestalten werden. keinen Anlaß, in Rolle zu spielen. Ausland. * Dos Manifest Zolas aus den Richterspruch von Rennes, überschrieben: „Der fünfte Akt'" lautet im ausführlicher»: Auszuge: „Alle Völker gehen nach Frankreich und Parts, um die glorreichen Errungen schaften des Jahrhunderts zu setern. Wenn sie kom men, was werden sie finden? Die Wahrheit m»t den Lpuren der Ohrfeige aus dem hehre»» Antlitz und die Gerechtigkeit ermordet, wohl kommen, unsere Dirne»» scherzen, wie verrufenes Haus geht, bare Frankreich nicht, in solchem Maße verächtlich gemacht werden; nein, der fünfte Akt, der Triumph des Rechtes muß sofort folgen, und müßten wir unsere Haut dabei lassen! * Paris, 14. September. Ev wird sür möglich gehalten, daß der Regierungekommissar beim Revisions rate den Bericht über die Dreysus-Angelegenheit vor I Montag beendigt haben wird. Der Revisionscat würde I stch alsdann am Montag über die Berufung ausspre- I chen, und die Regierung würde am Dienstag in einem I Ministerrale über das Schicksal Dreysus' schlüssig wer- I Len und beschließen, ob er zu begnadigen sei. * London, 13. «ept. Wenn d»e Meldung«»» über I den Inhalt von Chamberlains Depesche rich.ig sind, I bleibt den Buren nur die Wahl zwischen Krieg und völliger Unterwerfung. * Kapstadt, 13. September. Aus den Kreisen der I Wikander verlautet, die Regierung von Transvaal I werde die in der letzten Depesche der englischen Regier I ung gestellten Bedingungen annehmen und die Suze. I ränetätSfrage auf der Grundlage der Londoner Kon. I vention von 1884 unberührt lassen, Inserat» die einspaltige Pctitzcile 10 Psg-, amtliche Inserate die Corpus Zeile 25 Psg., Reklamen pro Zeile 20 Pfg. Bei 4 maliger Aufnahme S5°/o Rabatt. — Bei größeren Inseraten «. mehrmaliger Ausnahme wird entsprechend höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstallen und Landbriesträger nehmen Bestellungen an. Aus Aue und Umgebung. Aue, den 15. September 1899. — Reisigauktion auk Schneeberger Revier. Im Gasthose zum Brünlasberg sollen Montag, den 18. Sept. 1899 von Vormitiag 10 Uhr an die im Hohen holz ausbere teten 93,5 Wellenhundert schlagreisig ver steigert »verden. — Das Konkursverfahren über das Vermögen des Holzbildhauers Ludwig Hermann Keller, früher in Schwarzenberg, jetzt in Chemnitz wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. — Das auf den Namen des Zimmermanns Ernst Louis Ebert eingetragene Haus- und Gartengrundslück Folium 267 des Grundbuchs für Ortmannsdorf, Sonn. Anth., soll an hiesiger Gerichts,telle zwangsweise ver steigert »verden und es ist der 15. November 1899 vormittags halb elf Uhr als Versteigerungsterminan beraumt. — Aus Dresden berichtet die Königl. Wasserbau direktion: Die Elbe in Böhmen ist in starkem Stei gen begriffen. Morgen früh ist hier ein Wassern and von zwei Metern über Null zu erwarten. — Die diesjährigen Dioisionsmanöver der 12. Armeekorps sind abgesagt worden. — Durch das Hochwasser sind vielfache BeiriebS- störungen bei den Staatsbahnen eingetreten. — Ein Deutschnationaler Hilfsausschuß hat sieh in Graslitz (Böhmen) gebildet. Er hat die Bitte abgehen lassen, zur Linderung der großen Not, die unter den zahlreichen Hinterbliebenen oder Angehörigen dee um 20. August dss. Jhs. erschossene»» oder schwerve, ivun- beten oder verhafteter» dortigen Einwohner»» aabge brochen ist, Gaben zu spenden. Alle betroffenen sind Deutsche. Der Vorsitzende des Hi'.fsausschusses, Dr. Karl Ritter Kriegelstein von Lternfeld, Advokat in Graslitz, ist gern bereit, Spenden anzunehmen. — Von der Ferienstraskainrner des Landgerichts zu Plauen kam diese Woche jene» Uebersall zur Ver handlung, dessei» Opfer ain 8. Juli in Rautenkranz Herr Fachlehrer Dr. Callenberg und dessen Gattin gewesen sind. Der Thäter Letterer ist schon vorbestraft. Die Verletzungen des Herrn Dr. Callenberg waren nach vier Wochen behoben, dagegen leidet seine Frau, die dainals ernem Herzschlag zu erliegen drohte, noch jetzt an de>» Folgen jener Aufregung. Das Gericht verur teilte bei» Raufbold zu 2 I. 6 M. Gefängnis und vier Wochen Hast. — Die Gemeinde Niederschlema sucht einen tüch tigen Slraßenarbeiter, der zugleich den Posten als Schulhausmann mit versieht und sich eignet vom neuen- Jahre an die Todtengräverstelle mit zu über- nehmen. - Das Wassergesetz, von dessen Drucklegung im Entwürfe neulich in der sächsischen Tagespresse die Rede war, kommt noch nicht zur Vorlage bei den» demnächst zusammentretenden Landtage, »veil die sehr eingehenden Vorarbeiten noch nicht beendet sind. Da gegen sind fertig gestellt die Entwürfe eines neuen Baugesetzes, sowie eines neuen EnnignungSgesetzeS. Ob sie schon in dieser Tagung zur Beratung kommen, ist iNdeS auch noch fraglich, weil die infolge der Ein- führung des neuen bürgerlichen Gesetzbuchs nötigen Justtzvorlagen, sowie eine Vorlage über die Penstonte« Ausla n d. 8 Wien, 14. Sept. Aus allen Teile»» des treffen Nachrichten über den durch das Hochwasser an gerichteten Schaden ein. In Gmunden liegt der LÜdbahnhof unter Wasser, die Brücke ist eingestürzt, die Stadt ist vollständig überschwemmt. Der Hoch- wasserstand von 1897 .ist überschritten, die Lage »st hoffnungslos. tz Aus Salzburg wird gemeldet; Infolge der an» dauernden Regengüsse ist im Flußgebiete der Salzach Hochwasser eingetreten. Hier bespült das Wasser zur zeit die beiderseitiger» Quai-Anlagen. Die Vorstadt Nonnthal steht bereits unter Wasser, da der Heilbrun ner Bach von der nicht mehr aufnahinefühigen Salzach zurückgestaut wird. 8 Solange das Urteil gegen Dreysus nicht rechts kräftig geworden ist, dürste die Regierung keinerlei Initiative ergreifen, um die offenkundig gewordene Gesetzwidrigkeit de» ersten Dreysus - Kriegsgerichts zu verfolgen. Dagegen wird erwartet, daß Frau Drey- fuS als Vormund des Verurteilten Strafantrag gegen den General Mercier, Oberst Maurel und andere stellt. Alsdann würde die Regierung sich der Sanktion nicht entziehen. Mathieu Dreysus, der gestern nach Rennes