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Regen hörte jedoch nach einer Viertelstunde aus. und die Belagerten zogen sich mit Halbleeren Ge- säßen zurück. Sie graben jetzt im Keller, um das WasserlettungSrohr zu entdecken. 8 Paris. 1. Sept. Der Prozeß -legen Zola und die „Aurora" ist aus den 28. November vor dem Schwurgericht zu Versailles anberaumt worden. 8 Oporto, 1. Sept. Gestern wurde ein ver dächtiger Krankheitsfall gemeldet. Aus Aue und Umgebung. jA u e?, den 2. September 1899. — Se. Majestät der König wird aus Anlaß der diesjährigen Manöver bei Annaberg auch die dortige Gegend besuchen. - Wie Hirsch's „Telegr.- Bureau" meldet, hat Prinz Max von Sachsen vorgestern in der neuerbauten Kirche Du Sacre-Coeur (Herz-Iesu-Kirche) aus dem Montmartre bei Paris eine Predigt gehalten. — Der K. S. Militärverein „Jäger und Schützen dielt gestern Abend im Hotel „Blauer Engel" seine Monatsversammlung ab und verband mit derselben die Feier des Ledantages. Herr Vorsitzender Fried- rich gedachte des für unsere Truppen so ruhmreichen Tages und brachte ein Hurra unserm König und ein Hoch der Armee. Die Mitglieder blieben in anregender Unterhaltung bis über die Mitternachts stunde hinaus beisammen. — Der Kreuzbcudertisch 260 hat heute Abend Versammlung. — Der „Kgl. S. Militärverein 104er" hat heule Abend im Wettiner Hof Monatsversammlung mit anschließender Sedanfeier. - Die Realschule hatte aus Anlaß des Sedan- tages heute Vormittag Fest-Aktus in der Turnhalle und im Anschluß daran ein Schauturnen. — Ueber das gestern kurz gemeldete Unglück am Adorfer Eisenbahnübergang in der Reichsstraße thei- len wir noch das Nähere mit: Ein Schleiswagen desHrn.Sped.Heinr.Georgi passierte gesternNachmittag in 4. Stunde den dortigen Bahnübergang bei offener Schranke, indem kommt ein Rangierzug, jedenfalls für die Werke in Auerhammer bestimmt und welcher nicht durch das Glockenzeichen für die Bahnwärter signalisiert wird, vom Hauptbahnhof um die Kurve herausgefahren. Der Bahnwärter, welcher zur Stell- Vertretung da war, der aktive Wärter war beur laubt, hat jedenfalls das durch die Dampspfeife der Lokomctive gegebene Signal überhört oder zu spät gehört und die Schranke nicht geschlossen. Zudem schob die Lokomotive die Lowrys, wodurch dem Führer der Lokomotive die weitere Uebersicht fehlte und der freie Ausblick auf die Strecke durch die große Kurve überhaupt nicht möglich ist. Die erste gowry traf mitten auf das Geschirr auf, verletzte Der Zauberer von Saarbrücken Roman aus dem Anfang d. 17. Jahrhun derts von A. Below. 2s (Nachdruck verboten.) Der Sprechende nahm wieder aus seinem Holz block Platz, der Ankömmling aber warf sich ohne Zögern daneben in das duftende GraA die schlanken Glieder behaglich reckend. „Sagt mir erst das Eine, Meister", ries er lebhaft, „Isotta — ist sie bei Euch?" „Pst, mein Junge sie schläft und soll nicht gestört werden. Ihretwegen eben Hausen wir hier im Wal de, einsam wie die Geächteten. Sie soll sich er holen und kräftigen. Es packte sie neulich wieder ganz unerwartet das von der Mutter ererbte Uebel. Wir waren aus dem Wege nach Saarbrücken, zu Eurem großen Grasen, schon dicht vor uns lag das Ziel. Da bog ich kurz entschlossen hier in den Wald ein, wo mein armer Singvogel weit leichter genesen wird, als in der engen, steinernen Burg." Der Jüngling schüttelte sinnend das Haupt: „Jvr habt Eure eigene Heilmethode, Meister. Ich habe zu den Füßen der berühmtesten Aerzte in Deutsch land und in Welschland gesessen, alle würden sie die Kranke, sorgsam vor der kalten Luft hütend, in ihre Kemmenate einschließen und " mit Mixturen und Latwergen langsam zu Tode peinigen!" ergänzte der andere mit ätzendem Spott. „Hoffentlich hast Du, mein Junge, nicht vergessen, was Du bei mir gelernt hast und quälst Deine Kranken nicht ebenso." Der Jüngere zuckte die Achsel. „Meine Patienten, Meister, sind wenig zahlreich, Man sieht mich nicht für voll an — ja, kann es überhaupt nicht begrei fen, wie ein ritterbürtiger Jüngling, die Taschen voll Geld und seines hochmögendeu Vaters einziger Sohn, Neigung zum Pflasterschmieren und Latwergen kneten verrathen kann. Ohne unfern Grasen, den Gott segnen möge für und für, stände es überhaupt schlimm um mich." „Kann'S mir denken," lautete die Erwiderung, „doch nun sage, wie kommst Du hierher, wie fandest Du mich?" „Nun, ließet ihr mir doch Euer Zeichen zukommen. Gestern Abend schwirrte ein Pfeil gegen das Fenster meiner Kam mer. Wie ich dies öffne, steckt er im Holzwerk und ich entdeckte auch sofort dir Falkenfeder." „Ja, ich das eine Pferd schwer am Unterbein und Schweif, während das andere Schürfungen davon trug, der vor dere Teil des Wagens wurde stark beschädigt und ein Rad demoliert. Die Pferde wurden auSgeschtrrt und sofort sortgeschafst, die aus dem Gleis ge- sprungene Lowry wurde wieder hereingebracht, der demolierte Schleifwagen bet Sette geschafft, sodaß eine halbe Stunde darnach die Strecke wieder frei war und nur noch einige Teile vom Spediteur wagen als Zeuge vom Unglück vorhanden waren. Der dienstthuende Bahnwärter lies sehr aufgeregt dort herum und man sah es ihm an, daß demselben nicht besonders wohl zu Mute war. Die Schranke scheint überhaupt ninit den neueren Einrichtungen zu entsprechen, sondern muß von den betreffenden Beaniten auf beiden Seiten herabgelassen werden. — Der letzte diesjährige Sonderzug verkehrt morgen ab Chemnitz nach hier und das weitere Ge birge. — Montag, den 4. September 1899 findet Krammarkt in Auerbach i. V. statt — Oeffentliche Sitzung des Bezirksausschusses Zwickau findet Mittwoch, den 6. September 1899, Vormittags 10 Uhr im Saale des amtShauptschaft- lichen Dienstgebäudes statt. — Die „Hammerstraße" innerhalb der Abtheilung 2 des Crottendorfer StaatSforstrevieres unterhalb der Wolsner-Mühle wird anderweit und zwar auf die Zeit vom 5. bis 9. September d. I». gesperrt. — Der Fährverkehr wird während dieser Zeit auf den durch me Dietrich'sche Schleiferei führenden Holz abfuhrweg beziehentlich auf die Crottendorf-Scheiben- beiger Straße verwiesen. — Sonnabend, den 9 September, sollen von der Forstrevierverwaltung Hartmannsdorf, von Nachm. 5 Uhr an, aus d^m Torfstich an den 3 Häuseln, meistbietend zum Abbruch gegen Baarzahlung ver- kauft werden: 9 offene Torsschuppen mit Bretter dächern und Stangen, 1 Torfschuppen mit Bretterdach und Bretterverschlag, 1 Torsscheune mit Schindeldach und Bretterverschlag. — Die für den ö. September a. c. vom Orts- richter anberaumte Nachlaßauktion tn Eibenstock findet vorläufig noch nicht statt. — An Reisende von und nach Bayern, welche Fahrkarten zur Benutzung des Reiseweges Hof— Plauen i. V. oder umgekehrt besitzen und entweder ooit Hvf oder südltch davon gelegenen Stanonen einen Abstecher nach Franzensbad unternommen Haven oder von Plauen aus statt nach Hof über Bad Elster nach Franzensbad zu fahren beabsich- tigen, werden vom 1. September d. I. an in Fran zensbad und Plauen i. V. Umwegkarten ausgegeben. — Die Staatsbahnoerwaltung hat jetzt 3 Zug führerwagen mit Anyängeoorrichtung für Fahrräder probeweise ausrüsten lassen, um mit denselben Zweckmugjgkeitsversuche anzustellen. Die Wagen sollen zunächst aus den Hauptlinien Leipzig-Dres- sanlNe^Hubert dazu aus," entgegnete der von dem Jüngling mit Meister angereoeteFremde, „Lu soll test nur ersahren, daß ich in der Nähe weilte. Auf so rasch en Besuch Deinerseits rechnete ich mit Nichten. Hielt ich diesen Schlupfwinkel doch für gut gewühlt und versteckt genug." „Er ist es auch. Von den Bewohnern der Gegend kommt niemand hierher. Der Ort hier ringsum gilt als verrufen. Hier brachten nach Einführung des Christenthums angeblich alle die, welche heimlich zu den alten heidnischen Göt tern hielten, ihre Opfer dar. Seidem aber sollen Dämonen und arge Spukgestalten hier herum ihr Wesen treiben. Nur die Geächteten suchen allenfalls Schutz in diesem Walde. Ohne Petermännchen hät- te ich Euch auch nie gesunden. Als ich abex Euer Zeichen in der Hand hielt, Meister, packte mich die Sehnsucht, Euch und Isotta zu begrüßen, übermächtig; ich konnte kaum den Morgen abwarten. Als es hell wurde, ries ich den Hund und eilte ins Freie. Den ganzen Tag sind wir in der Irre umherge- lausen und immer wi der rief ich dem Thiere zu: Such, Petermännchen — Isotta! Endlich hatte er die Lpur gesunden und — da bin ich." „Ja, da bist Du! Eine fröhliche Mädchenstimme rief'S. Der Eingang zum Zelt ward zurückgeschlagen und vor den beiden Männern, von denen der jüngere freudig überrascht aussprang, stand ein junges, zauberschönes Mädchen — mehr Kind als Jungfrau, noch'knospen- hast die Formen, aber doch im Ganzen von berü- ckendem Liebreiz. Mi keinem wunderbaren Aufleuchten ihrer großen, dunklen Augensternen streckte sie dem Jünglinge beide Hände entgegen: „Gott zum Gruße, Wolf Sallenthin! Willkommen, herzlichst will kommen!" Sie sprach das Deutsche rein, doch mit leichter fremdländischer Betonung. Wolf aber beugte sich nieder und küßte nun die zarten, schlanken Mäd chenhände, die sich so vertrauensvoll in die seinen legten, mit fast leidenschaftlicher Inbrunst, „Du bist noch ganz der Alte, Holde, Reine! Der Himmel er halte Dich so und schütze Dich für und für!" Isotta wandte st:) darauf ihrem Vater zu, der sie mit innigster Zärtlichkeit an sich zog und einen Kuß auf ihre reine Stirn drückte. „Es geht besser, Kind, nicht wahr?" fragte er. „Nun aber vorsichtig, daß die wunde Stelle in der Brust voll ausheilt.' „Oh Vater, ich fühle mich ja ganz gesund," lautete die muntere Antwort, „Du bist allzu ängstlich und be sorgt um mich. Was soll denn Wolf von mir denken? den und DreSden-Chemnitz-Retchenbach t. B. Ver wendung finden. — Nach den Falbschen Voraussagen können wir für die nächste Zeit auf trockenes Wetter rechnen. Der kritische Termin vom ö. September (2. Ordnung) dürfte nur schwach zur Geltung kommen. Die zu dieser Zeit eintretenden vereinzelten Gewitter dürften weniger von Regen, als von Wind begleitet sein. Erft vom lO. bis 17. ist eine Zunahmeder Nieder schläge wahrscheinlich. Darauf ist neuerdings an- haltende Trockenheit zu erwarten. -es Lt-l. Stsrnde»- «riirt Arre vom 16. bis 31. Aug. 1899. Geburten: Dem Handarbeiter Emil Gustav Schubert IS. — dem Musiker Johann Georg Otto 1 S. — dem Sattlermeister Carl Hermann Walther iS.— dem Ausschläger Ernst Richard Müller IS. — dem Fabrika. Fried.LouiS Hupfer 1 T. — dem Kaufmann u Agent Bernhard Paul Beyer 1 T. — dem Modelltischler Gustav Albin Schwam- mekrug iS. — dem Conditor und Restaurateur Guido Arthur Händel IS. — dem Bäckermeister Otto Emil Wiegleb IS. — dem Handschuhmacher Karl August Reinhold Zierold iS. — dem Fabrik- schu.ied Friedrich Otto Scheibner IS. — dem Maschinenschlosser Ernst Paul Ritter l S. — dem Fabrikseuermann August Albert Müller IS — dem Fabrikschmied Friedrich August Neubert 1 T. — dem Kaufmann Frredrich Richard Seidel 1 T. — dem Eisendreher Ernst Gustav Ullmann IT. — dem Schuhmacher Friedrich August Baumann 1 T. — dem Farbenarbelter Hermann Gustav Zierold 1 T. — dem Bahnwärter Johann Adam Wolfert 1 S. — dem Handarbeiter Ernst Reinhard Bley 1 T. — dem Weißwarenstepper Karl Guido Frey 1 S. — dem Eisenhovler Franz Bruno Jäpel 1 S. — dem Eisendreher Johann Gottfried Wötzel 1 T. — dem Bäckermeister Ernst Albin Mehlhorn 1 T. — dem Zimmermann Anton Emil Klinger 1 S. — dem Maler Gustav Richard Wachsmuth 1 T. — dem Maurer Karl Albin Bochmann 1 T. — dem Far- bensabrikarbeiter Karl Ehregott Albert 1 S. — dem Bahnarbeiter Gustav Adolf Trommer 1 T. — dem Maler Eduard Oswald Knauer 1 S. —der Webe- rrn Minna Rosa Georgi IT. — dem Gülerboden- arbeiter Hermann Paul Glöckner 1 L. — dem Lvlvmotwyeizer Karl Hermann Los IT. — der Weberin Anna Thekla Sonntag 1 T. — der Plät terin selma Elise Günther 1 S. —dem Gußputzer Ernst Hermann Weidlich IT. — dem Former Albin Oskar Nestler 1 L. — dem Kutscher Ernst Moritz Kellig iS.— dem ejabnlkassirer Karl Max Illing IT.— oem Argentansavrllarbeiter Karl Georg Christian Weber iS. — dem Maschinenschlosser -— Der arme Wolf, so lange herumzulaufen, ehe er uns fand, und wir lassen ihn hier sitzen, ohne an den Hunger und Durst zu venken, den er doch ver spüren muß: Nette Freunde, nicht wahr Wolf? — Aber dem Uebel soll sogleich avgeholsen werden, nur em paar Augenblicke Geduld I . . . Marietta!" Sie verschwand im Innern des Zeltes und kehrte bald daraus mit einer ältlichen Frauensperson, der eben gerufenen Manelta, zurück, welche Wolf eben falls als alte gute Bekannte von früher her freund- lich begrüßte. Ein niedriger Tisch wurde aledann herausgeschasst und reich mit allerlei Erfrischungen besetzt. Vor allem aber hätte die Kostbarkeit des Materials auffallen müssen, aus dem Las Eßgeräth bestand. Die Teller, Becher und Pokale waren von ungewöhnlich kostbarer Arvell. Wolf schien dies schon zu kennen, denn das sehr werthoolle Geschirr erregte bei lhm lemerlet Verwunderung. Nur beiläufig, während des Mahles, dem er übrigens zu Isottas Freude alle Ehre antyat, be merkte er kurz: „Es soll neuerdings wieder allerlei Räubcrgesindel in der Gegend sich herumtreiben, nehmt Euch vor diesem in Acht, Meister." Doch dieser machte eine geringfügige Handbewe gung, während Isotta entgegnete: Der alte Hubert nimmt es mit einem halben Dutzend solcher Gesellen auf, und Toro und Lo — sie wies auf die beiden Hunde — sind ebenfalls treue und starke Wächter. Der Vater hat übrigens schon einen Schützling unter den Friedlosen, ein armes junges Blut, das die beiden Tiere gestellt halten, ehe wir unser Lager ausgeschlagen hatten." „Ja", nickte der frühere Lehrer Wolfs, „ein Lar brücker Stadtkind, Du kennst ihn wohl, llffo nennt er sich." „Uffo, der Böttcherknecht, der seinen Meister er würgt und beraubt hat!" rief Wolf befremdet, „den nehmt Ihr uncer Euern Schutz?" „Er ist der Unthar nicht schuldig, der Du ihn zeihst",lautete die bestimmte Entgegnung, „verlass' Dich d'raus." Wolf kannte seinen Meister und begnügte sich daher, nur vielsagend mit der Achsel zu zuckend. Eine Weile noch saß die kleine Geiellschasr beim Rebensaft, der ruvinhcll in den Silverbechern funkelte, Rede und Gegenrede tauschend. (Forts, folgt.)