Volltext Seite (XML)
i, Aumyal -Mung. Tageblatt für die Stabt Aue und Erscheint täglich Nachmittags, außer an Sonn- u. Feiertagen- — Preis pro Monat srei ins Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Umgebung. Inserat« die einspaltige Petitzeile 10 Psg., amtliche Inserate die Corpus Zeile Lb Psg., Reklamen der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" k Psg- mehr. — Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briesträger 1.40 Mark. Nr. 145 Auerthrrt« Zeitung erscheint jetzt täglich, k o st e t PVS Ms«4»t nur SO Pfennige. Au» uUsP rpslt. * TaS Befinden der Kaiserin, die sich, wie ge- meldet, für geraume Zeit Schonung auserlegen muß, läßt noch zu wünschen übrig. * Berlin, 30. August. Reichskanzler Fürst Hohen lohe ist gestern Abend aus kurze Zeit nach seinem Gute Werkt in Rußland abgereist. * Berlin, 29. Aug. Das ^Berliner Tageblatt" schreibt: Wie wir von gut unterrichteter Seite vernehmen, hat die Frage des Rücktrittes des Reichs kanzlers und Ministerpräsidenten Fürsten Hohen lohe in den jüngsten Tagen zur Diskussion gestanden. Di« Angelegenheit ist in dem Sinne entsiyieden worden, daß der greise S'aatsmann im.« Amte verbleibt. —- * Mit den Neuformationen der FeldurtiUerie treten am 1. Oktober ein neues Exerzierreglement und eine neue Schießvorschrist sür dieselbe in Kraft; beide sind soeben vom Kaiser genehmigt worden. * Die Bewaffnung der' deutschen FeldartiUerie mit neuen Geschützen schreitet rüstig vorwärts, nachdem dieselben, namentlich was die Schnelligkeit des Feuerns anbetriffl, vorzügliche Resultate ergeben haben. * München, 29. August. Den „Münchener Neuesten Nachrichten," die besonders energisch sür die Sache der Deutschen in Oesterreich eingetreten find, wurde das Postdeblt in Oesterreich-Ungarn entzogen. * Die „Köln. Ztg." schreibt, offenbar hochofsiziös: „Es werden andauernd Versuche gemacht, die deutsche Regierung zu bewegen, den Obersten v. Schwartz- koppen zu einem Hervortreten aus seiner bisher rein abwartenden Haltung zu bewegen. Wenn man sieht, welches Gewicht man in Frankreich auf die Angaben der Obersten Panizzardi und Schneider legt, so kann man daraus entnehmen, daß auch die Aussagen des Obersten v. Lchwartzkoppen nicht die Gabe haben würden, Leute zu überzeugen, die nicht überzeugt sein wollen. * Die Sitzung des Kriegsgerichts vom 20. Aug. begann mit dem Veryör des früheren 2. Chefs des Nachrichtenbureaus im Kriegsministerium Cor- vier. Derselbe bekundet, Oberst Sandherr habe ihm das Bordereau mitgeteilt, welches dieser von Henry erhalten. Letzterem wurden die Papiere von einem Agenten persönlich übergeben. Uevrigens erhielt der Agent die Schriftstücke nicht direkt aus der betref fenden Botschaft. Eine Dame war die Vermittle rin. — Roget 'bekundet, ihm seien nur zwei Be weise sür die Fortdauer des Verrats nach der Ver- urteilung Dreysus' bekannt. 1896 habe eine aus ländische Persönlichkeit dem französischen General stab Dokumente angeboten, die der deutsche Gene ralstab erhalten, sowie die Mitteilung, wie er sie sich verschafft hatte. I89d sei dem französischen Generalstab eine Note aus dem Besitz des deutschen Generalstabes über die französische Mobilisation zugegangen. Diese Note habe bewiesen, daß der deutsche Generalstab völlig auf dem Laufenden bezüglich der französischen Organisation, Verteilung der Reserven usw. sei. Diese Notiz habe aus dem Jahre 1894 gestammt und habe nur von jemand herrühren können, der zum Kriegsminister gehörte. — Zeuge Oberst Fleurs sucht Tordier zu ver dächtigen, wird aber stets von Cordier widerlegt. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Funk«, Aue (Erzgebirge.! Redaktion u. Expedition: An«, Marktstraße. Dreysus bittet ums Wort. Er bemerkt, er habe mit dem Mobilmachungsplane nie etwas zu thun gehabt, sondern nur den Druck d.r Verpflegungsla belle zu beaufsichtigen gehabt. — Es tritt der ehe- malige Kriegsminister Freycinet als Zeuge aus. Unter allgemeiner Aufmerksamkeit betritt er den Saal. Verteidiger Demange: General Mercier hat ausgesagt, der Minister Freycinet und General Ja- mont hätten erklärt, die Regierung besitze Beweise, daß für die Dreysuskampagne allein aus Deutsch land und England 35 Millionen eingegangen seien. Freycinet bekundet: „Als ich vom Kriegsministe rium zurücktrat, empfing ich den Besuch Jamonts. Wir plauderten über allerlei, auch über den Preß feldzug, der in beiden Welten zugunsten der Wieder aufnahme des Dreyfusprozesses geführt wurde. Wir tauschten unseren Eindruck über die möglichen Fol- gen der Fortdauer der Angriffe auf das Heer und für die Mannszucht aus. Ohne Mannszucht ist ein Heer ohnmächtig. Ich kenne keine Details und kann näheres nicht sagen. Aber nach ber Berechnung der Personen, welche über die Publizitätskosten aus dem Laufenden sind, dürften die Kosten etwa 36 Millionen betragen." Nunmehr stimmte Zeuge einen weinerlichen Ton an und sagte: Ich be- schwöre meine Landsleute, die sich den Angriffen auf das Heer hingeben, sich doch von der Gefahr Rechenschaft zu geben, die sie aus das Heer und das Vaterland heraufbeschmören. Es ist Zeit, daß der Friede. M._di.e .Gemüter wiederkehrt--Möchte meine schwache Stimme gehört werden, wenn ich sage: Nehmen wir alle das Urteil des Kriegsgerichts an, mag es aussallen, wie es will!" Zeuge bemerkt ferner, er habe eine persönliche Ansicht über die Affäre Dreysus nicht gehabt. Er wisse kein einzi- ges Faktum, das andeuten könne, daß ausländisches Geld in der Kampagne eine Rolle gespielt habe. — Die Verhandlung wird aus den 30. April vertagt. * Rennes, 29. Aug. Von unterrichteter Seite versichert man, der Dreysus-Prozeß werde schneller beendet sein, als angenommen wird. * In Transvaal ist die Stimmung sehr gedrückt; in Ge'chäftskreisen herrscht die größle Besorgnis über die Verzögerung der Beilegung der Krisis, der Handel liegt völlig darnieder. Man wähnt sich vor dem unmittelbar bevorstehenden Ausbruch der Feindseligkeiten. Alle Vorbereitungen für eine be waffnete Auseinandersetzung werden in aller Stille getroffen. An die Buren im Freistaat wurden bereits Gewehre und Munition verteilt. Es sand eine gemeinsame Besprechung aller Kommandieren den in den Bezirken statt, um wegen der Mobil- wachung und der Verteilung der Streitkräfte zu beraten. * In den politischen und militärischen Kreisen Englands scheint man nach den betreffenden Aeuße- rungen der Presse wie aus den Londoner Regie- rungs- und ersten militärischen Kreisen zu urteilen, dem also fast unvermeidbar gewordenen Waffengange mit der Transvaalrepublik mit großer Siegeszuver sicht entgegenzublicken. * London, 30. Aug. In allen Arsenalen wird mit fieberhafter Thätigkeit an der Instandsetzung der Flotte gearbeitet. * London, 29. Aug. Der AuSbruch des lange erwarteten Konfliktes zwischen den russischen und britischen Interessen in hankau ist endlich eingetreten. Die Firma Jardine-Matheson u. Co. schritt in folge Weisung des britischen Konsuls am Sonnabend dazu, ihr Besitztum innerhalb der russischen Nieder- lassung .einzuhegen. Britische Konsulatsloustabler beschützten die Arbeiter, aber ein Dutzend Kosaken, die das russische Konsulat entsandte, vertrieben die englischen Arbeiter gewaltsam. Dara ff landete ein englisches Kanonenboot fünfzehn Blaujacken und näherte sich, bis seine Kanonen das russische Konsu- lat beherrschten. Der Kampf schien bevorstehend, wurde aber abgewendet. Die Blaujacken bewachen jetzt das englische Besitztum. Das britische Kanonen- boot „ESk" ging von Shanghai nach Hankau ab. * Kopenhagen, 30. Aug. Hier beginnen die «ko/o Rabatt. — Bei größeren Inseraten «. mehrmaliger Ausnahme wird entsprechend höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten und Landbriesträger nehmen Bestellungen an. 12. Jahrgang. Vorbereitungen für den Besuch des Zaren. Der Chef der russischen Geheimpolizet ist mit zehn De- tektiven hier angekommen, um die nötigen Sicher- yeitsmaßregeln für die Ankunft des Zaren zu treffen. * Brüssel, 29. Ang. Der außerordentliche sozia listische Kongreß beschloß heute einstimmig, mit allen Mitteln, selbst mit Gewalt, sich der Beratung der neuen Wahlresorm zu widersetzen, und betraute den Generalrat der Arbeiterpartei mit der Einleitung der Agitation. Da am Donnerstag die Beratung der Wahlreform bezsinnt, werden Sturmszenen er wartet. * Die vorgestrige Ausgabe des „New-Aork Herald" enthält die Meldung, daß die Lage in Santo Do- mingo überaus ernst sei. Ein französisches Schiff weile an der Küste, um den französischen Untertha- nen nötigenfalls Schutz zu gewähren. * Washington, 29. Aug. Dem Staatsdeparte- ment ist von dem amerikanischen Konsul in Puerto Plata (Dominikanische Republik) oie Meldung zuge- gangen, daß alle Städte in dem Distrikte von Puerto Plata mit Ausnahme von Monte Christi in den Händen der Aufständigen seien. Puerto Plata selbst habe sich ihnen gestern ergeben. * Peking, 29. Aug. Der russische Gesandte und der englische Geschäftsträger sind übereingekommen, die Schwierigkeit, die in Hankau bezüglich des Be sitzes der Firma Jardine, Matheson und C^ ent- standen ist, durch Schiedsspruch erledigen zu lassen. HD * P mr i s eh t < » 8 Ein neuer Streik der Bauarbeiter in Berlin ist auSgebrochen. Die Akkordarbeiter sind mit dem Ergebnis der Verhandlungen mit dem Arbeitge berbund des Baugewerbes nicht zufriedengestellt. Sie haben gestern die Arbeit auf verschiedene« Stellen niedergelegt und verlangen eine Erhöhung der Löhne um 10 bis 15 Prozent. Der Ausstand umfaßt bis jetzt etwa150 Mann; doch befürchtet man eine weitere Aus- dehnung. 8 Die Sieinmetzmeister Berlins riefen nunmehr das Einigungsamt des Berliner Grivrrbegerichts in Sachen ihres Ausstandes an. 8 Hamburg, 30. August. Der siebente Verbands tag des Alldeutschen Verbandes wurde gestern eröffnet. 8 Bei den Seemanöoern im westlichen Teile der Ostsee rannte am Montag Abend, wäh rend eines Angriffs von den Torpedobooten, der mit abgeblendeten Lichtern erfolgte, der schottische Dampfer „Aberfoyle an den Küstenpanzer „Aegir" an, der an der Steuerbordseite über Wass-r ein 2 om großes Leck erhielt und dem ein 8,8 Deck geschütz abgerissen wurde. „Aegir" traf zur Repa- ratur auf der Kieler Werft ein, der schottische Dampfer kchrte mit zertrümmertem Bug nach War- nemünde zurück. ß Der preußische Ingenieur Robert Thiem ist bei der Ortschaft Anina in Ungarn von einer aus fünf Mitgliedern bestehenden Räuberbande ange griffen, lebensgefährlich verletzt und beraubt worden. 8 Beim Wildern erschossen wurde in Osterwick b. Coesfeld (Wests.) der 40jährige Landwirt Hullermann. 8 Petersburg, 29. August. Der „Regierungs- bote" meldet: Am 8. August (a. Stils) wurden über 21 Todesfälle berichtet, welche Kolobowka (Kreis Zarew, Gouvernement Astrachan) infolge einer schweren Form von Pneunomie eingetreten sind. Seitdem sind noch zwei Personen gestorben; im Laufe der letzten 7 Tage sind jedoch neue Erkran kungen überhaupt ni >t mehr vorgekommen. 8 In Wola-Skromorska, Gouvernement Lublin, sind 120 Häuser eingeäschert worden. Drei kleine Kinder, welche die Eltern vergessen hatten, sind ver- brannt. 8 Paris, 30. August. Dem „Evenement" zufolge ist in Nancy ein aus einer elsässische,y Familie stammender Artillerieunteroffizier wegen ÄerdachtS der Spionage verhaftet worden. Mehrere Mitglieder der Familie seien der Mitschuld verdächtig, Freitag, den 1. September 1899.