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Tagehlatt f«r -ie Stadt Aue and Umgehung* Erscheint E täglich Nachmittags, außer an Sonn- u.^D Feiertagen. — Preis pro Monat frei ins Hau» 20 Psg., auswärts 25 Psg. — Mil der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" k Psg. mehr. — Bei der Post abgeholt pro Bierteljahr l Ml- — Durch den Briefträger 1.40 Mark. dir. 146 Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Verantwortlicher Redaktenr: Ernst Funke, Aue fEczgcbirge.f Redaktion u. Expedition: An«, Marktstraße. Sonnabend, den 2. September 1899. Inserat« die einspaltige Petitzeile tv Pf-., amtliche Inserate die CorpuS-Zeile 25 Psg., Reklamen pro Zeile 20 Psg. Bei 4 maliger Aufnahme ltb«/o Rabatt. — Bei größeren Inseraten «. mehrmaliger Ausnahme wird entsprechend höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten und Landbriesträger nehmen Bestellungen an. IS. Jahrgang. Aue, Fundsachen Bei uns sind die nachverzeichneten worden und liegen zur Abholung bereit: 17 Geldtäschchen, 1 eiserne Schublehre, 1 Taschenuhr, 1 goldener Ring, Gegenstände als gefunden abgegeben 13 Geldstücke, l Schmiege, 1 Messinghahn, 1 Bruche, 1 Tmchenmesser, 1 Tabakpfeife, 1 Guttnnimantel-Prll^ine, 1 Hannner. Aue, den 24. August 1899. 1 Halskrage» von Fevern, I Paar neue Pantoffeln, 1 Spazierstock, De* Rsrttz -er Stadt. Rathsassessor Taube. Herm. erscheint jetzt täglich, tostet 4-PS ritsnat nur Ä4d Pfennige. Arr» aU«r* Lvett. * Berlin, 30. August. Bei dem Abkommen zwischen Deutschland und den Bereinigten Staaten von Amerika über den Austausch von Postpaeketen han delt es sich um packele ohne Werrgave bis zu 5 «ilogr. * In den nächsten Wochen findet der tharsäch- liche Uebergang der Südseeinseln von «panien auf das Deutsche Reich statt. Um dieselbe Zelt, da un Stillen Ozean die Uebergabe vollsührt wlro, wirb auch dle Auszahlung der festgesetzten Entfchävtgung von 17 Millionen Mark an Spanien erfolgen. * Welche Rücksichten die deutsche Diplomatie an scheinend aus die Wünsche des lieben Freundes am goldenen Horn nimmr, ersehe man aus folgenden Tharsuchen: Der deutsch« ^nlssvund sür Armenien hatte, wie dies auch von England und Amerika aus geschehen war, in Persien und in der Türkei Waisenhäuser für die Kinder ermordeter Armenier gegründet. In Persien blieben diese Anstalten ganz unbehelligt. Die Türken aver schlossen vor einiger Zeit kurzer Hand eine ganze Anzahl solcher Wai senhäuser. Die englischen und amerikanischen wur den bald wieder eröffnet — aus oen energischen Einspruch der betreffenden Gejandtscyasten. Deutsche Waisenhäuser — bleiben geschlossen! * Reichstädt i. Böhmen, den 31. August. Kaiser Franz Joses ist gestern Rachmitlag hier etngetros- sen. Abends sand im Kaiserzelle ein Diner statt, zu . welchem auch die sremden Militärattachees zu- gezogen wurden. * Der Ernst der Lage in Rordböhmen nimmt stetig zu, da die durch die Ereignisse in Asch und Giaslttz hervorgerusene Aufregung unter der deutsch- nationalen Bevölkerung und der Arbeiterschaft im mer weiter um sich greift. Lies beweisen die stür- mischen Austritte der letzten Tage tn Eger, Königs wart, Komotau, Brüx, .^rnau, Hvhcnelbe, Gablonz und Trautenau. Die meisten dieser Orte sind stark Mit Militär und Gendarmen besetzt, um weitere Ansammlungen and Demonstrationen zu verhindern. In Hohenelbe versuchte die Arbeiterschaft, das Ge bäude der Bezirlshauprmannschast zu zerstören, was viele Berhastuiigen zur Folge harre. In GraSlitz ist der aus der Haft entlassene Hotelier Tuzar von neuem verhaftet wurden. Die Vtatthalterei veant- wartete die Beschwerde der Staorvertretung mit einem Erlaß, daß unter den obwaltenden Umstün den «ine Hustentlassung des Berhasteten nicht er folgen. könne. * New-Zjort, 80. August. Hier ist die Meldung etngegangen, dle dominikanische Regierung sei ge- stürzt worden. Die Lage aus Haiti sei sehr ernst. * Pretoria, 30. August. Die ersten Familien der Fremden-ttolonie verlassen die Stadt, werk oer AuSbrmh des Krieges erwartet wird. Seit Beginn der Krtegsgerüchte haben bereits i7ooo Ausländer Transvaal verlassen- * Kap Haitien, 30. August. In Santiago und Puerio Plata wurde Jiinenes zum provisorischen Präsidenten ausgerusen. * Im Prozeß Dreysus begann vorgestern sofort die Vernehmung des Direktors der Ecoledes Char les, Paul Meyer. Er erklärt, er habe in dem Bordereau stets die Schuft Esterhazys erkannt. Zeuge unterwirst dann das System Bertillon einer scharfen Kritik. Professor Motinier zieht dieselben Schlüsse aus der Untersuchung, wie man sie ander Hand des Bordereaus feststellen könne. Er weist dabei auf die Wichtigkeit verschiedener Bergleichs- jchriststücke hin und macht die Mitglieder des Kriegs- gerichts aus den vietbefprochenen Satz aufmerksam: „Ich werde zu den Manöver» abreisen", der auch in anderen Briesen Esterhazys vorkommt. — Pro fessor Giry stimmt den Urteilen der beiden Bor zeugen zu und erklärt, es bestehe zwischen den Handschriften von Dreyfus und Esterhazy eine ge wisse Aehnlichkeit. — Das Mitglied oes Instituts Picot erzählt, er habe im Mai in einem befreun deten Hause dec österreichischen Militärattache« Oberst Schneider getrossen. RegierungSkommissar Carriere fährt wütend aus: „Soll das Diskretion sein? Ich protestiere im Ramen der Regierung und des Staates gegen die Indiskretion des Zeu gen." Picot fährt sort, der Attachee einer sremden Macht, wie er sich also ausdrücken werde, habe es als seine Gewissenspslicht betrachtet, laut die völ lige Unschuld Dreysus' zu proklamieren. Er habe ferner gesagt, Esterhazy sei ein ^auptbetrüger. Bon oen im Bordereau ausgezählcen Dokumenten käme nur dreien wirklich Wert zu. Aus ein neues An gebot Esterhazys, so fährt Zeuge sort, habe der fremde Abnehmer mit der bekannt gewordenen Rohr- postkacte, dem Petit bleu, geantwortet, und sich selbst gesagt: „Nein, ich kann entschieden keine Verbindung mit diesem Menschen haben. (Bewegung.) Zugleich habe er den Rohrpostbries wieder zerrissen und in den Kamin gcn orsen. Wie die Papiersetzen wieder herausgekommen, das könne er nicht sagen, denn der fremde Militärattache« habe darüber nichts mitgeteilt. — General Roget zu Picot gewendet: „Was hält der ehrenwerte Zeuge von einem srem den Militärattaches, der im „Figaro" in einem sensationellen Dementi ableugnet, ein Dokument geschrieben zu Haven, und hinterher sagen muß, daß er cs doch geschrieben hat?" Picor antwortet, er habe die Unterredung wieder-gegeben, wie er sie ge hört habe; einen Kommentar füge er nicht hinzu. Roget: „Wenn, wie Zeuge Picvt behauptet, die Unterredung im Mai staltgesunden hat, so vermerke ich, daß im Mai die Enquete der Kriminalkammer stattfand. Ich überlasse dem Kriegsgericht, daraus den gebührenden Schluß zu ziehen." — Artille riegeneral Deloye wiederholt seine Aussage vordem Höchsten Gericht, wonach das Begleitschreiben nur von einem Artillerieoffizier herrühren könne. — Dreysus erklärt, er habe das 12 Centimetergeschütz nur zweimal in Kajernenhösen gesehen. — Car- riere verliest ein Schreiben des Kriegsministers, der ankündtgt, daß er weitere Schriftstücke zur Drey- sussache schicke, aber sür einige den Ausschluß der Oefsentlichkeit verlange. Der Gerichtshof zieht sich zurück und beschließt, daß heute früh 6 Uhr 30 Minuten eine Geheimsitzung stattfinden solle, der außer den Berechtigten oer General Deloye und die Majore Hartmann und Ducros beiwohnen sollen. — Der Journalist Ltssajoux, welchem der „Eclair" den Text des Schriftstückes ,Cet Animal de Drey sus" verdankt, wurde verhaftet. Er behauptet, chas Dokument nie gesehen, sondern den Artikel für den „Eclair" infolge einer Information aus zweiter Hand abgesaßt zu haben. — Die Verhaftung soll das Material sür die etwaigen späteren, durch den heutigen Prozeß notwendig gewordenen Strafver folgungen vervollständigen. — Du Paty wurde bereits am Dienstag Nachmittag von dein Haupt mann Tavernier im alleinigen Beisein eines Schrei bers eine Stunde verhört. Gewisse Antworten des Oberstleutnants seien sentionelle Enthüllungen. Eine besonders sei so wichtig, daß der „Matin" sie nicht wiederzugeben wagt. D e * nr i - etz t * 8 Breslau, 30. August. In den Grubenorten Sosnovice, Milowice und Czeludz an der preußischen Grenze sind gegen 7000 Bergleute ausständig ge worden. Ein großes Truppenausgebot ist zusammen gezogen worden. Die Streikenden fordern außer Lohnerhöhung auch die Verkürzung der Schicht dauer, sowie die Entlassung aller ihnen unliebsamen Steiger. Z Waldenburg. Die Auswanderung der Bergleute nach Westfalen nimmt nicht ab. Zum 1. September reisen wieder mehrere Hundert der besten Arbeits- kräste mit Kind und Kegel in das Land der roten Erde. 8 Karlsruhe, 30. August. Der Nealschuldirektor Dr. Pfeffer hat gegen das sreisprechende Urteil im „badischen Schulprozeß" Berufung eingelegt. Die Angelegenheit wird also nc chmals verhandelt werden. 8 Mainz, 29. August. Zur Gutenbergfeier 1900 in Mainz ist ein Ausruf erschienen. Marienburg, 31. August. Die inbetracht kom menden Hausbesitzer haben einstimmig beschlossen, einem vom Kaiser geäußerten Wunsche, den nieder gebrannten Stadtteil Marienburgs in seiner ursprüng lichen Bauart wieoeryerzustellen, nachzukommen. 8 Berlin, 31. August. In Schinna (Reg.-Bez. Danzig) fiel ein Mädchen in eine Locsgrube, der Großvater wollte die Enkelin retten, beide ertranken. — In Eglemingken bei Goldap (Ofipreußen) sind 11 Gebäude abgebrannt. 8 Im Zusammenhang mit der Angelegenheit des Spar- und Vorschußvereins zu Kayla i. Thr. steht die am Montag erfolgte Verhaftung des Kauf manns Alfred Zecke jun. wegen Wechselsälschung. ES sind wieder zwei Konkurseröffnungen erfolgt, weitere sollen bevorstehen. 8 An der Parseierspitze (LechthalA Alpen) ist am 27. d. M. ein führerloser Tourist aus München abgestürzt und hat Mehrere Beinbrüche davonge- tragen. — Der 18jährige Italiener Rossi aus Jaman (Kanton Waadt) ist avgeftürzt. Er wurde als Leiche ausgesunden. 8 Eine äußerst beunruhigende Meldung geht einem dänischen Blatte aus Paris zu. Danach ist dvrt die Pest ausgebrochen; es seien schon 6 Fälle mit tötlichem Ausgang zu verzeichnen. Das merk würdige Schweigen der Presse erktärt der Gewährs mann dadurch, daß die Pariser Blätter durch Geld zuwendungen dazu vermocht sind, Schweigen zu be wahren. Nur die Redaktion dec „Fronde" habe die Bestechung zurückgewiesen. — Die halbamtliche „Agence Havas" beeilt sich, zu erklären, sie habe keine Kenntnis von einem Auftreten der Seuche tn Parts. 8 Während zwanzig Tagen ist in London und den Vorstädten nicht ein einziger Tropfen Regen gefallen. Line solche anhaltende Dürre ist in Eng land, das seiner feuchten Witterung wegen oerrusen ist, seit Jahrzehnten nicht mehr vorgekommen.