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auf den Flaschen und der Arzt benutzte da- Carbol zur Einspritzung, nach welcher da- Kind unter den fürchterlichsten Schmerzen verstarb. Aus Aue und Umgebung. A^u e, den 18. August 189V. — Oefsentliche Sitzung des Stadtverordneten« Kollegiums am 17. August 18SS. - Kurz nach 6 Uhr eröffnete Herr Vorsteher Hiltmann die Sitzung bei Anwesenheit sämtlicher Mitglieder. — Punkt 1: Nwhbewilligung von 70 Mark SO Psennige für eine Schreibmaschine. Herr Bürgermeister Dr. KretzschMar erklärt, die vomRate zu niedrig eingestellte Foroerung sei von einem Beamten einer hiesigen Fabrik ver schuldet, in letzterer seien 4 Maschinen angeschafst worden,dieselben kosteten aber 460 statt400 Mark davon gingen ab 7>/zv/o Rabatt, welchen auch die Stadt gewährt bekäme; dieser Herr habe den Preis irrtüm lich zu niedrig angegeben, nach dieser Angabe habe »'.an sich bei Einbringen der Vorlage gerichtet, zu. dem müßte noch ein Vervielfältigungsapparat ange schafst werden, welcher der Maschine einen größeren Wert gebe und womit bis 1000 Abdrücke erzielt werden können. Der Posten wird einstimmig be willigt. Punkt 2: Versetzung des Steigerhauses von der Realschule nach der neuen Bürgerschule. Kosten 700 Mark. Herr Roßner erstattet den Bericht undmeint.die Gerälcunddas Hausgehören zusammen, betont aber ein neues koste vielleicht auch nicht viel mehr als ein altes. Herr Stadtv. BrosiuS detaillirt die Forderung nach dem Entwurf deS Stadtbauamls, das Fundament ISO Mark, neue Hölzer und Bretter 100 Mark.Abreißen, Transport und Ausbau 200 Mk. und ein neuer Anstrich 250 Mark, und empfiehlt Bewilligung. Herrn Hänel erscheinen 700 Mark zu hoch, für ein neues ist er dagegen. Herr Lehn ist für Versetzung des alten, es würden doch dabei 1300 Mark gespart. Herr Trommler fragt an, ob die Verlegung denn überhaupt nötig ist, denn im mer und immer wieder kämen neue Forderungen und würden bewilligt, wo das hinaus solle, wüßte er nicht, er empfiehlt, das alte stehen zu lassen, bis sich ein Neubau überhaupt nötig mache Herr Georgi ist für Stehenlassen, der Kostenpunkt scheint ihm etwas zu hoch, und will erst wissen, was das Haus überhaupt zu bauen gekostet hat. Herr Roßner em pfiehlt zur Erleichterung des Dienstes für die Freiw. Feuerwehr das Umsetzen, das Feuerlöschwesen ge höre zusammen und nicht wie bei uns auf zwei Stellen. Herr Bürgermeister Dr. Kretzschinar betont, die Freiwillige Feuerwehr thue ihren Dienst kosten los im Interesse der Stadt, dieselbe rekrutire sich meistenteils aus Arbeitern, welche den ganzen Tag an der Arbeit ständen und müßte >s den Mann schaften möglichst bequem gemacht werden, damit Verschlungene Wege. Roman von Waldemar Berndt. 25s (Nachdruck verboten.) Außer seiner reizenden Lage bietet der Flecken aber nichts Bemerkenswertes, und Herbert mit sei nem Begleiter hielten sich daher nicht auf, sondern marschierten ruhig weitere dem Ziele ihres Ausfluges, dem Städtchen Grenzano, zu. Hier herrschte reges Leben und Treiben; aus der ganzen Umgegend waren die Ltadt- und Landleute herbeigeeilt, um tenzu- nehmenan dein Blumenfeste, das ;ür das Städtchen eine Quelle ansehnlicher Einkünfte bietet. Singende Bauern mit ihren in bunte Stoffe gekleideten Frauen und Mädchen, alle mit Blumen und Kränzen ge schmückt, durchzogen die Straßen, Pifseraris, den Dudelsack blasend, lenkten die Aufmerksamkeit aus sich, und das kleine zerlumpte Mädchen mit den schwarzen, flehentlich blickenden Augen, wußte den Moment, wo ein Vorübergehender einen Augenblick der ein förmigen Melodie lauschte, geschickt zu benützen, um ihm mit stummer Bitte den breitkrämpigen Hut ihres Vaters hinzuhalten. Aus den WirlhShäusern und Weinstuben aber drang Heller Jubel, Lachen, Stimmgewirr heraus und zwischendurch war ivoyl auch rin Wortwechsel zu unterscheiden ; das lebhafte, südliche Temperament ist eben leicht erregt und der unter der heißen Sonne Italiens gereiste Wein er hitzt die Geniüter nur noch mehr. An diesem geräuschvollen Leben fanden die Künst. ler keinen Geschmack, sie zogen bald wieder weiter, um möglichst einen Gewinn für ihre Skizzenbücher von dieser Ausfahrt .davonzutragen. Unter einem uralten, epheubewachsenen Feigen baum hatten die Jünglinge sich niedergelassen, ihr entzücktes Künstlerauge schweifte über die wunder, volle Landschaft, die sich vor ihnen ausbreitete und bald arbeitete der Stift, um aus dem Gesamtbild Einzelheiten sestzuhalten. Die Lonne begann bereits zu finken, als Her. bert und sein Begleiter sich zur Rückfahrt anschickten. Der herrliche Platanenurwald rauschte leise im Abeno. wind und die tiesgraue Laubnacht schien poetische Geheimnisse der römischen Götterwelt zu bergen. Ergriffen von diesem Eindruck stimmten die beiden Freunde Mendelssohns herrliches Lied an: dieselben sich abend- nicht noch plagen müßten durch Hin- und Hertran-port der Geräthschaften. Der Rat hat auch geglaubt, mit viel weniger wegzu- kommen, aber nach Aufstellung de» Stadtbaumei. sterS betrage da» Versetzen 700 Mark, eine Zierde würde e» jedenfalls für die neue Schule auch nicht, aber «S sei zur Zeit auch kein andere- Arrange ment zu treffen. Herr Hänel betont nochmals seine ab. lehnende Haltung und meint, da eS auch den» Rat zu hoch erscheine, solle man e» stehenlassen bi» e» defekt und ein Neubau nötig wäre, Herr Reichel empfiehlt eine Revision des alten und einen Kostenanschlag für ein neues. Herr Stadtr. BrosiuS empfiehlt die Forderung im Interesse der Feuerwehr, desgletchcn Herr Günther. Herr Horbach, Herr Trominler und Herr Hutschenreuther erklären sich dagegen. Herrn Stadtverorvnetenvorsteher Hiltmann erscheint die Forderung auch zu hoch und wünscht Zurückweisung an den Rat und nochmalige Calculation. Herr Roßner betont nochmals die Zusammengehörigkeit der Feuerlöschgeräte mit dem Steigerhaus und be antragt, die Vorlage an den Rat zurückzuweisen und erst genaue Informationen über den Zustand des alten und über die Kosten eines neuen Steigerhauses aufzustelleu. Die Position wird einstimmig an den Rat zurückgewiesen. Punkt 3: Einlegung von Gas- und Wasserleitung in die VerbindungSstraße zwischen Schneebergerstraße und Schlemaerweg nach der Sinn'schen Fabrik Für Gas empfiehlt der Ausschuß 450 Mark zu bewilligen und für Wasser 700 Mark, der Rai für beides 1200. Herr Hänel empfiehlt die Bewilligung mit dem Ausdruck, die Industrie müsse unterstützt iverden. Herr Günther wünscht getrennte Einlegung der Rohre, der Herr Bürgermeister be- merkt, daß sich bei der letzteren Einlegung die Kosten pro laufenden Meter um 1 Marl erhöhen und es müßten deshalb circa 100 Mark mehr bewilligt werden. Es werden deshalb >250 Mark eingestellt und ein- stimmig bewilligt. Eine Einladung der Gesellschaft «Euterpe" zu ihrem morgen Abend im Bürgergarten stattftndenden Stiftungsfest wird verlesen. — Hier- auf geheime Sitzung. — Das gestern Abend von der Stadtkapelle auf dem Schützenhause veranstaltete Gartenkonzert er« freute sich eines guten Besuche-, vornehmlich war es ein zahlreicher Damenflor^in duftigen Kleidern, welche dasselbe besucht hatte. Wie immer zeigte sich unsere Stadtkapelle in vorzüglichen Darbietungen und wurden die Leistungen durch rcichen Beifall belohnt. Dem Konzert folgte Ball. Herr Kimmel zeigte sich auch als Feuerwerker und bot den An- wesenden noch einen besonderen Genuß durch Ab brennen von Feuerwerkskörpern. - Heute ist der Jahrestag der verlustreichen Schlacht bei St. Privat, an der unsere Truppen stark beteiligt waren. Die Ehre des ersten Angriffs und zwar aus das vom 94. französischen Infante- rie-Regiment verteidigte und befestigte Dorf Sainte „Wer hat Dich, Du schöner Wald, Ausgebaut so hoch da drobrn?" Weiter kamen sie nicht, denn in diesem Augen blicke ertönte von einer wohlgeschulten, glockenreinen Frauenstimme die Fortsetzung: „Wohl den Meister, will ich loben, So lang noch mein Stimm' erschallt!" Fragend schauten sich die jungen Männer an, jeder schien seinen Ohren nicht zu trauen. Dann eilten sie mit raschen Schritten der Stelle zu, von wo der Gesang hergekommcn war. Da trat ihnen aus dem Walde eine hohe weib liche Gestalt entgegen. Fast zögerten die Maler näher zu treten, denn die Erscheinung hatte etwas Gebietendes. Wenige Schritte vor ihr blieb Herbert stehen. War das Täuschung, Blendwerk einer er hitzten Phantasie? Dieses Lächeln kannte er, diesen süßen, verheißenden Blick hatte er schon ost aus sich ruhen gefühlt. „Frau von Bodowicz — Sie hier?" rief er im Tone höchsten Erstaunens, während er näher trat und die Rechte der Dame an seine Lippen führte. „Nicht wahr, das überrascht Sie?" fragte sie lachend zurück. „Aber das macht das böse Grwis- sen, seine zurüclgelassenen Freunde vergessen zu haben! Seit zwei Wochen bin ich hier und in die ser Zeit ist kein Tag vergangen, daß ich nicht nach Ihnen forschen ließ. Selbst aus der deutschen Bot schaft ließ ich Erkundigungen einztehen, leider eben- falls ohne Erfolg. Da erfuhr ich, daß das Blumen- fest zu Grenzano eine mächtige Anziehungskraft aus die in Rom weilenden Künstler auEt, und ich be schloß, dasselbe zu besuchen. Ich fuhr heraus. Aber das entsetzliche Gewühl erschütterte meine Nerven; unter dem Schutze meines Diener- eilte ich hinaus in die Natur. Da vernahm ich die wohlbekannten Töne des deutschen Liedes, die Gängernatur regte sich in mir und — das übrige wissen Sie. Die Kunst hat uns zusammengeführt, die Kunst ließ mich Sie wiederfinden; möchte sie zum festen Bande werden zwischen Ihnen und mir!" Sie sagte die letzten Worte im Flüstertöne, aber doch deutlich genug um von Herbert vernommen zu werden. „Werden Sie mit mir zurückkehren, Herbert, mein Wagen bietet Raum genug?" fügte Ludmilla hinzu. „Die Nacht ist wundervoll und eine Fahrt durch die mondbeleuchtete Eampagna muß zauberhaft sein." Mart« aux TheneS hatte damals nämlich in Ge. metnschast mit dem preußischen Gardesüstlier - Regt- ment, dem 4. Garde-Regiment, dem preußffchen Gardejägerbataillon, dem 3. sächs. Schützenbatatllon 108, dem 1. sächs. Jägerbataillon Nr. 12 und dem Schwesterregtment Nr. 105, da- damals in Zwickau garntsonierende 5. sächs. Jnf.»Reg. „Prinz Friedrich August" Nr. 104. Die Mannschaften dieser beiden die 3. sächs. Jns.-Brigade Nr. 47 bildeten Regimenter vestanden meist aus Erzgebirgern und Vogtländern. „Ohne einen Schuß zu thun, stürzten die Regtmrn« ter" — wie General Larraß in seiner Geschichte des 105. Regiment» berichtet — „mit schlagenden Tambours un Laufschritt und mit weithin schallen- dem Hurrarufe dem gemeinsamen Ziele entgegen. Die durch das vorausgegangene Geschützseuer beceits erschütterte Verteidigung vermochte dem ungestümen Andrange nicht standzuhalten, und ohne wesentlichen Widerstand zu finden, ging der Angriffsstoß durch den Ort hindurch bis an die jenseitige Umfassung desselben. Um 3l/j, Uhr war das Dorf in dem Besitz der Deutschen. — Die Beeren des Nachtschattens, welche jetzt reisen, sind den Heidelbeeren ähnlich und werden von Kindern leicht verwechselt. Sie sind aber so giftig, daß bi» 15 Stück schon den Tod herbeiführen können. Deshalb sei, da der dunkelgrüne Nacht schatten sich überall, in Gärten wie an Bächen, an Wegen und Hecken oorftndet, davor ernstlich gewarnt. — In der Erntezeit. Aus Anlaß der jetzt im Gange befindlichen Ernte sei daraus aufmerksam gemacht, das es nach tz 368 Ziffer 9 des Reichs- strasgesetzvuches verboten ist, vor beendeter Ernte über bestellte Aecker zu gehen; insbesondere ist auch das Aehrenlesen, sofern es ohne Erlaubnis des be treffenden Feldbesitzers erfolgt, strafbar. — Die alte Bauernregel vom Siebenschläsertage, nach der auf einen venegneten Siebenschläfertag sieben Wochen Regenzeit folgen sollen, hat sich auch diesmal nicht als stichhaltig erwiesen Mit Anfang dieser Woche ging die siebente Woche seit dem verregneten Siebenschläfer zu Ende, und selten ha- ben wir eine so anhaltend schöne und trockene Witterung gehabt, welche dem Reisendes Getreides und den Ferientouristen so günstig war, als fiedie vergangenen Wochen brachten. — Abhaltung von Erntefesten. Aus den Wunsch der Königl. Kircheninspektionen sind die Pfarrämter bezw. die Kirchenvorstände bereits un vorigen Jahre veranlaßt worden, dafür besorgt zu sein, daß die Ernteseite aus einen derjenigen Sonntage angesetzt werden, an denen schon nach dem Tanzregulatio öffentliche Tanzoergnügungen stattftnden dürfen, also auf den ersten oder dritten Sonntag im Monat, und nicht aus einen der in die Zwischenräume fallenden Sonntage. —E Ein einheitlicher Mletsoertrag für gam Deutschland ist das Ziel, nach dem der Zentralver Herbert, von der unerwarteten Begegnung hinge- rissen, sagte zu, und verständigte davon seinen Freund, der diskret zurückvlieb. Bald rollte der Wagen mu den Verliebten da« von. Sie sprachen nur wenig, die im geisterhaften Lichte des Mondes vor ihnen liegende Landschaft weckte schwermütige Gedanken. Aber ihre Hände hatten sich gesunden, warm ruhten sie ineinander und ein leichtes Zittern durchbeble sie, wenn ein leiser, unwillkürlicher Druck die Empfindungen ver riet, die im Innern wohnten. Wie im Halbschlummer, ihrer Bewegung nicht ganz Herr, sank das Haupt Ludmillas nach Herberts Schulter hin, bis es sich an diese anlehnie und mit geschlossenen Augen dorr ruhte. Der Maler legte seinen Arm auf ihren Nacken und es schien ihm, als wenn sie kaum merklich zu sammenzuckte. Leine Augen ruhten auf dem herr lichen Frauenbild, das sich an ihn schmiegte. Ihre brennende Stirn streifte seine Wan. en, ihr weiches, glänzendes Haar spielte um seine Schläfe, langsam senkte auch er das Haupt zu ihr hinab, seine Lippen berührten verstohlen die ihrigen — Da,fuhr sie plötzlich empor, ihre weichen, vollen Arme um faßten stürmisch seinen Hals und zogen ihn an sich, und im heißen, langen Kuß wurde der stille Bund besiegelt, der unmerklich Herbert an jenes Weib mit immer festeren Banden gekettet hatte. „Herbert!" flüsterte sie: „Ludmilla!" gab dieser in gleicher Weise zurück. Weiter wurde nichts gesprochen, die seligen Augenblicke, wo zwei Herzen ineinander schmelzen, find stumm, und Worte müßten sie nur entweihen. Als der Wagen endlich nach langer, ermüdender Fahrt hielt, entstieg demselben ein verlobtes Paar; das Blumenfest zu Grenzano hatte um die beiden die Rosensesseln der Liebe geschlungen. „Nun, Agnes, hast Du Dir die Sache überlegt?" fragte der Registrator Hertling seine Tochter. Das Mädchen schaute aus. In ihren Augen lag nicht mehr sonnige Fröhlichkeit, jene frische, heitere Lebens lust, welche der Jugend eigen ist, sondern der un verkennbare Ausdruck von Schwermut. „Bestimme Du, Vater, ich füge mich!" versetzte sie saft gletchgiltig. „Nicht so, Agne», Du weißt, daß ich diese Sprache nicht hören mag!" fiel der alte Mann rasch und mit einer Wärme ein, die seinem Wesen sonst fremd war, (Fortsetzung folgt.)