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Aus Aue und Umgebung. Aue. den 16. August 1899. — Stadtverordnetenfitzttng, Donnerstag, den 17. August 1899, nach»!. 6 Uhr im Stadtverord- netensttzungSsaale Schwarzenbergerstraße 10. Tagesordnung. 1. Nachbewilligung von 70 Mk. 50 Pf. zur An. schaffung einer Schreibmaschine. 2. Versetzung des Steigerhauses von der Real- schule nach der neue»« Bürgerschule. 3. Die Einlegung von Gas- und Wasserleitung in die BerbindungSstratze zwischen Schnee» bergerstraße und Schlemaerweg nach der Sinn- schen Fabrik. -- Heute Nachmittag ö^/z Uhr findet die Grund steinlegung des neuen Pfarrgebäudes statt. — In der Versammlung des „Bürgervereins" am Montag Abend wurde dem Wunsche Ausdruck gegeben, bet Herstellung von Trottoir in unserer Stadt dem Granitstein den Vorzug zu geben. — Der Verein unternimmt am 3. September als Sedannachfeier einen Ausflug mir Picknick aus die Konradswiese. — Ein dringendes Bedürfnis macht sich mehr und mehr in den Wagen vierter Klasse fühlbar, die Anbringung von ClosetS. Die vierte Klasse, die am meisten benutzt wird, entbehrt diese notwendige Einrichtung gewöhnlich. Der Aufenthalt auf drn Zwischenstationen ist meist zu kurz, daß es Niemand riskiren kann, zu solchem Zwecke den Zug zu ver lassen, zumal da die Aborte aus den Bahnhöfen meist ungünstig liegen. Wie fühlbar ist der Miß stand vollends für Reisende mit kleinen Kindern. Die Anbringung von Clotets dürste^stch bei dieser Klasse unschwer ermöglichen lassen, und es würde dadurch der Schädigung der Gesundheit wirsam vorgebeugt. — Sammler von Postwertzeichen seien darauf aufmerksam gemacht, daß der belgische Staat dem nächst durch seine Domänenverwaltung in Brüssel 100 390 entwertete belgische Briesmarken mit dem Bildnisse Leopolds II. öffentlich verkaufen läßt. Darunter befinden sich alte und neue Briefmarken von 1 und 2 Frcs. mit und ohne Stretfchen und Briesmarken von 1 FrcS., Ausgabe vom 1. April 1870, wie Briefmarken 0,25 Frcs. von der Ant werpener Ausstellung, Ausgabe vom 30. März 1894. — Nutz- und Brennholz-Auctionen auf Steiner Revier findet in der Bahnhofsrestauration zu Stein am Donnerstag, den 17. August von Vormittags 10 Uhr ab und am Freitag, den 18. August von Nachmittags 2 Uhr ab statt. — Aus Antrag der Erben des Gutsbesitzers Christian August Gruner in Alberoda soll das zu dessen Nachlaß gehörige Grundstück, das Pferde- Verschlungene Wege. Roman von Waldemar Berndt. 23s (Nachdruck verboten.) „Das würde zunächst Ihre Sorge sein," versetzte er latt; „wenn Sie es nicht aus Ihren eigenen Mit teln zu schaffen vermögen, findet sich vielleicht jemand, der Ihnen den Betrag vorschießt, zum " Beispiel die Baronin Bodowicz!" Ein lauernder Blick begleitete diese Worte. „Niemals!" rief der Gras, „mag da kommen, was will. Uebrigens haben Sie gar kein Recht, die Valuta des Wechsels jetzt zu fordern, denn die Vorbedingungen, unter welchen ich Ihnen das Papier aussteüte, sind bisher noch in keiner Weise erfüllt." „Das ist eine sehr falsche Auffassung, Herr Gras, die ich mir zu korrigieren erlauben möchte," erklärte der Rechtsanwalt. „Juristisch ist nur die Frage zu prüfen, ob Ihre Unterschrift echt ist, was Sie nicht verneinen können; alles übrige ist dem Richter gleich- giltig. Ihre Verpflichtung zur Zahlung steht also unantastbar fest." „Soll ich diese Worte so deuten, daß Sie mich nötigenfalls aus gerichtlichem Wege zur Zahlung zwingen würden, falls ich mich nicht freiwillig dazu verstände?" fragte der Pole erregt. „Ich hoffe, daß mir dieser äußerste Schritt er sparet wird, Herr Gras," entgegnete jener mit enerner Ruhe, „indessen wüßte ich im Weigerungs fälle keinen andern Ausweg." „Schurkel" knirschte der andere unhörbar zwischen den Zähnen hervor, und seine Hände fuhren in das weiße Haar, krampfhaft in demselben wühlend. „Bei den Beziehungen, in welchen Sie als langjähriger Bekannter der Familie Bodowicz zur Baronin stehen, wird Ihnen dieselbe wohl eine der artige Gefälligkeit nicht abschlagen,' fuhr Praß fort, „zumal sie jetzt reichliche Geldmittel besitzt, da sie kürzlich durch mich ihre russischen Papiere verkaufen ließ." Der Graf schüttelte hestig das Haupt, „Davon kann gar keine Rede sein," sagte er mit einer Entschiedenheit im Tone, die jeden Widerspruch im voraus abschnitt. „Ich hatte allerdings auf die Baronin gerechnet, aber das ist vorbei. Wäre der Plan, zu welchem sie mich einst selbst, freilich unbe wußt, ermunterte, geglückt, der näymlich, sie als frohrigut, Kol. 4? deS Grundbuch- für Alberoda, mit der anstehenden Ernte im Nachlaßhaus« in Alberoda durch das Amtsgericht Lößnitz Freitag, den 18. August 1899, Vormittag-10 Uhr verstetgert werden. — Hunde aus der Eisenbahn. Die General, directton der sächsischen Staatseisenbahnen hat ihr Station-- und Fahrpersonal daraus htngewtesen, daß die Mitnahme von größeren Hunden, insbesondere Jagdhunden, in die dritte Wagenklasse nur dann ausnahmsweise gestattet werden darf, wenn die BesörderungderPersonenmilihirnHundeninabgeson- derten Abteilen erfolgt. Kann eine abgesonderte Abteil, nicht zur Verfügung gestellt werden, so ist die Mit- sührung dieser Hunde in den Wagenabretlungen unter allen Umständen -u untersagen. Kleine Hunde, welche aus dem Schooße getragen werden, dürfen nur dann in den Personenwagen mitgesüyrt werden, wenn die Mitreisenden derselben Abteilung Einspruch nicht erheben. — Einer vom Gouverneur von Ostasrila, Generalmajor Liebert in Dar-es Saluam, angeorb- neten und am 2. Juli angetretenen Reise hat sich auch ein Dresdner Kind, Herr Dr. Kurt Pfund, Sohn des Molkereibesitzers Paul Pfund, angeschlossen. Den Reisenden schließt sich ein VermessungSgehilse an, dann gegen 10 Träger und 10 Askaris (schwarze Soldaten). — Die Haus- uno Grundbesitzervereine Deutsch lands wählten, einer Meldung aus Elberfeld zu Folge, als nächstjährigen Vervandtagsort Erfurt. — Neue Versicherungsmarken sollen nach In- krasltreten des neuen Versicherungsgesetzes vom 13. Juli d. I. eingesührt werden. Zu den bisherigen vier Lohuklassen wird sorran eine jünste Loynllasse treten. Gleichzeitig sollen sür sämtliche Loynklassen nicht nur Versicherungsmarken für eine Woche, sondern auch solche sür zwei und 13 Wochen aus gegeben werden. Die neuen Werte werden sodann betragen sür Lohnllasse I 14 Pf., (28 Pf., 182 Pf.), II 20 Ps. (40 Pf., 260 Ps.), III 24 Pf. (4ü Ps., 312 Psg.-, I V 30 Ps. (60 Ps., 390 Ps.), V 36 Ps., (72 Psg., 468 Ps.). Im Interesse großer Fabriken, Geschäfte u. s. w. ist diese Neuerung zu begrüßen, du nicht mehr wöchentlich, sondern nur alle ,13 Wochen bezw. nach Aushebung des Arbeitsveryäll- nisses „geklebt" werden muß. Bei diesem Verfahren retchen aber auch die Quittungskarten sür längere Zeit als bisher. Nachrichten de» Ngl. Standes- nint Nrre vom 1. bis 15. Aug. 1899. Geburten: Dem Eisendreher Friedrich Hermann Siegel i L. — Dem Tischlermerster Emil Otto Krause 1 L — Dem Tischler Gustav Adolf Scheib- Gattin heunzusühren, so wäre ich aller Sorgen und Fatalitäten, die mir bevorstehen, üb"Yoven, ich könnte die meinen »Neffen gehörigen Geld" ergänzen und brauchte den Moment, wo er Rechenschaft vvn mir fordern wird, nicht zu fürchten. S"t lch mix aber einen abschlägigen Bescheid geholt, ist diese Hoffnung geschwunoen, die Aussicht aus ein« unbemerkbare Lösung dieser peinlichen Angelegenheit vernichtet- Jetzt kommen auch Sie noch zum Ueberfluß mft ihren Ansprüchen, von denen Sie wissen, daß die Geltend- machung derselben eine— eine Infamie ist." Er stand auf und schritt im Zimmer aus und ab, während der Rechtsanwalt, weit entfernt, die Beleidigung energisch zurückzuweisen, ruhig aus seinem Platze blieb. Nur ein tückisches Aufleuchten in den dunklen Augen ließ erkennen, daß er keines wegs unempfindlich gegen die erlittene Beschim- pfung sei. — „Aus diese Weise gelangen wir nicht zum Ziele, wohl aber spitzen sich die Gegensätze immer mehr zu, jedensallS nicht zu Ihrem Vorteil, mein Herr Graf!" versetzte er mit Nachdruck, indem er besonders die letzten Worte stark betonte. „Bleiben wir bei den Thatsachen stehen. Sie haben den Wechsel ausge- stellt und in meine Hände gelegt; wer will mir wehren, vvn demselben Gebrauch zu machen?" „Als ich mich verleiten ließ, dem Papiere meine Unterschrift zu geben, that ich es nur, weil ich Ihren Worten Glauben schenkte, nach welchen der Wechsel nicht eher präsentiert werden solle, als bis die Sache in Ordnung, der Betrag also fällig sei. Sie haben aber nichts gethan, was Sie berechtigen könnte, die- sen hohen Betrag jetzt einzuztehen." „Die Lage hat sich verändert und mich in die Not- wendigkeit versetzt, das Geld jetzt flüssig zu machen," warf Praß leicht Yin, „Wenn übrigens noch nicht geschehen ist, Sie aus der Verlegenheit zu reißen, so ist bas lediglich Ihre Schuld — meine Ansichten und Ratschläge kennen Sie." „Sie meinen den Verkauf des meinem Neffen ge- hörigen Gutes Loez in Polen?" fragte der Gras, vor dem Advokaten stehen bleibend. „Gewiß", versicherte jener. „Das würde kaum ausführbar sein, meine Legi timationen dürften zu einem solchen Schritte vor den Behörden nicht au-reichen." Vor deutschen Behörden sicher nicht, aber wir haben es hier nicht mit solchen zu thun. Lassen Sie ner IG— Dem Maurer Christian Friedrich Deschner IT. — Dem Maschtnensavrtkarveiter Franz Albin Strobel iS. — Dem Realschuloberlehrer Max Alexander Stegert IS. — Dem Blechwaren- sabrtkarbetter Karl Arthur Hetntcke 1 T. — Dem Kaufmann Emil Bernhard Felber 1 T. — Dem WtrtschastSgehilfen Ernst Otto Becher IT — Der ' Plätterin Hedwig Klara Ackermann 1 T. — Dem Oberpostafftstent Johann Adolf Lindner 1 S. — Dem Maschinenschlosser Max August Ficker 1 T. — Dem Schlossermetster Karl Theodor Heyde IT — Dem Maschinenbauer Karl Hermann Teller 1 S. — Dem Former Karl Max Schumann iS.— Dem Zimmermann David Max Günther iS. — Dem Former Karl Hermann Baumann IS— Dem Wäschefabrikarvetter Carl Remhard Leonhardt 1 L. — Dem Metallschleifer Hermann Oswald Friedrich IT. — Dem Mechaniker Friedrich Traugott Boh- ring 1 T. — Dem Holzbildhauer Emil Bernhard Schultheiß 1 T. — Dem Fabrikttschler Friedrich Max Gräbner 1 T. — Dem Eisenbohrer Franz Wil- Helm Friedrich 1 T. Aufgebote: Der Ingenieur Gustav Bruno Vö gel, Leipzig-Gohlis, mit der Direktrice Alma Selma Vogel, hier. — Der Klempner Karl Hermann Trepte, mit der Weberin Anna Salzer. — Der Klempner Oskar Emil Brändel, mit der Plätterin Helene Clara Freudenberg. — Der Klempner Jo- Hann Robert Kleiner mit der Schneiderin Johanne Hedwig Engelhardt. — Der Kaufmann Franz Emil Schulze, mit der Haustochter Clara Helene JUert. — Der Maschinenbauer Johann Kraus, mit der Plätterin Anna Marie Wagner. — Der praktische Arzt Dr. med. Georg Heinrich Hoffmann, Plauen i. V., mit der Haustochter Elsa Martha Hoffmann hier. — Der Kaufmann Hermann Oskar Lohschmidl, Limbach, mit der Haustochter Anna Meta Gun- ther hier. Eheschließungen: Der Eisendreher Hermann Albin Weiß, mit der Weißwarenstepperin Alma Lorenz. — DeramtShauptmannschastltche Expedient Otto Albin Fröhlich, Dresden-Striesen mit der Haustochter Anna Martha Mehlhorn hier. — Der Bleichereiarbetter Gustav Albin Jrmisch, mit der Plätterin Anna Amalie Enders. — Der Bäcker meister Christian Friedrich Epperlein, Hartenstein, mir Emilie Elise Reinhold. Slerbefälle: Der Baumeister Wilhelm Otto 53 I. 11 M. 1 T. - Elsa Frieda, T. d. Maschinen schlossers Reinhard Emil Rüßel 2 Ni. 18 T. — Marie Elsa, T. d. FabrikwächterS Johann Hermann Gärtner 4 M. 9 L. — Der Tunnelarbeiter Luigi Matuzi (Alter unbek.) — Auguste Anna, T. d. Fab- riktischlerS Ernst Gustav Spindler 2 M. 19 L. —- Elsa Marie, T. d. Carlvnagenarbeiterin Witta Ma rie Korm 1 M. — Der Privatier Christian Gottlieb Georgi 76 I. 8 M. 20 T. — Ernst Marlin, L. d. Eisendrehers Ernst Julius Tauscher 3 M. 8 T. — es meine Sorge sein, mich mit den in Frage kommen- den Persönlichkeiten zu verständigen!" „Loez ist aber eine halbe Million wert!" „Desto besser für uns beide; Ihr Neffe aber wird diesen Verlust kaum bemerken, denn er besitzt noch die große Herrschaft Zoroslaw, die einen Wert von Millionen repräsentiert." „Sie glauben, die Gerichte werden keine Schwie- rigkeiten machen?" „Ich bürge dafür, denn ich werde ihnen Papiere vorlegen, welche sie als ausreichend anerkennen müssen." Der alte Herr warf einen mißtrauischen Blick aus den Advokaten. „Ich glaube, das ist eine gefährliche Kunst, Dok- tor!" sagte er in einem Tone, der halb fragend, halb warnend klang. „Jedenfalls zuweilen eine sehr nützliche," ver setzte jener mit Betonung. „Und wie gedenken Sie die Sache zu arran gieren?" „Wie ich Ihnen schon erklärte," sagte der ehema lige Advokat — „ich trete als Käufer auf, der Preis ist eine halbe Million Mack, nach Rubel zum Kurs wert umgerechnet, und das Gut wird mir in aller Form Rechtens übergeben. Da es schuldenfrei ist, so wird es leicht sein, ein Kapital auf dasselbe zu erhalten bis zur Hälfte des Wertes. Diese Summe fließt in Ihre Tasche uno außerdem gebe ich Ihnen den Wechsel über zwanzigtausend Mark zurück, so daß Sie mir gegenüber nn Vorteile sind, Herr Gras. Sind -Lte damit einverstanden?" Mit einer raschen Wendung stand Tembrowski wieder vor dem Juristen. „Ich im Vorteile gegen Sie?" fragte er mit un- geheucheltem Erstaunen. „Die Hälfte des Wertes behalten Sie für sich, und das ohne jede nennens werte Gegenleistung." „Ohne Gegenleistung, sagen Sie? Habe ich nicht Mühe und Arbeit genug, trage ich nicht die Verant wortlichkeit für das Gelingen, und muß ich nicht büßen, wenn das Unternehmen nicht glückt? Aber, wie Sie wollen, mir kann es nur lieb fein, wenn lch da- gefährliche Risiko nicht zu unternehmen brauche. Da- einzige Verlockende, was das Projekt für mich hat, ist, daß ich Gelegenheit fände, wieder nach Polen zurückzukehren und dort aus dem einsamen Landgute ganz meinen Neigungen leben zu können. (Forts.solgt)