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AuerlhÄ-MmK. Tageblatt für -ie Stabt Aue und Umgebung. Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Erscheint täglich Nachmittags, außer an Sonn- u. Feiertagen. — Preis pro Monat frei ins Hau« 20 Psg., auswärt« 26 Pfg. - Mit der Sonntag«beilage: „Der Zeitspiegel" k Pfg. mehr. — Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr l Ml. - Durch den , Briestrüger 1.40 Mark. Nr?124 Auertherl« Zeituttg erscheint jetzt täglich^ kosUet --*SchrNsir«»t nuMSO Pfennige. Arr» «rlloP wett. * ÄilhelmShöhe, 5. Äugust. Der Kaiser ist ge stern Abend kurz nach 8 Uhr hier eingetrossen. * Es gilt nunmehr als gewiß, daß der Kaiser binnen kurzem der Königin Viktoria einen Besuch abstaiten wird. Die Königin empfing am Donners- tag einen Brief des Kaisers, in welchem letzterer vermutlich seinen Besuch ankündigt. * Der Zentralverband deutscher Kaufleute hat an dkn Reichstag die Bitte gerichtet, die Schluß stunde für offene Verkaufsstellen aus 9 Uhr abends sestzulegen, mit Äusnahme der Abende vor den hohen Festen. * Der Dienstbotenbewegung in Berlin hat sich die Sozialdemoktratie bemächtigt; bereits ist dir Gründung eines sozialdemokratischen Dienstboten vereins in die Wege geleitet worden. In einer über wiegend von weiblichen Dienstboten besuchten dritten Versammlung in Berlin wurde über den Reichstag zu Gericht gesessen und seine Mitglieder mit wenigen Ausnahmen wegen ihres Verhaltens bei der letzten Beratung der Gesindeordnung verurteilt. Einiges Leben kam in die Versammlung, als zwei Dienst mädchen begannen, aus die Herrschaften zu schimpfen. Sie fanden, obgleich sie ausdrücklich betonten, daß sie mit ihrer eigenen Herrschaft zufrieden seien,regen Beifall. Es soll die Schaffung von Schiedsgerichten zur Beilegung von Streitigkeiten zwischen Herrschaft und Dienstpersonal angestrebt werden. * Die „Köln. Ztg." schreibt: „Die Gräfin Gres- fuhle und ein Dragonerossizier Pocher de Finan sollen, nach Mitteilungen französischer Blätter, auch am sächsischen Hose, allerdings vergeblich, zugunsten des Hauptmanns Dreysus thätig gewesen sein. Das ist nicht wahr. König Albert hat persönlich weder zugunsten noch zu Ungunsten des französischen Haupt manns jemals eine Ansicht geäußert. * Renne«, ö. August. Wegen der ausnehmend großen Hitze wird derDreyfusprozeß in dem großen Saale des Lyceums stattfinden. * Als wahrer Zweck der Reise Delcasses nach Petersburg wird nunmehr in politischen Kreisen all- gemein der Wunsch der französischen Regierung an genommen, die russische Empfindlichkeit, die der gestern mitgeteilte Petersburger Brus der „Pol. Karr." zum Ausdruck bringr, zu besänftigen und die russische Regierung zu versichern, daß die amt lichen Kreise Frankreichs tro tz Faschoda und dem Vorgang in Bergen an dem Bündnis mit Rußland sesthalten. * Wien, 5. August. Die Ernennung des Bischofs Rziha zum Prager Erzbischof wird für falsch erklärt, Rztha sei gar nicht in Frage gekommen. * Die Arbeitsscheue in Dänemark scheint doch noch andauern zu sollen. Die Verhandlung zwischen den Parteien sind wieder gescheitert, da die Arbeiter die Bedingungen der Meister ohne bedeutende Aende- rungen nicht annehmen wollen. * London, 5. August. Unterhaus. Atherley Jo- ne« drückte sein Bedauern darüber aus, daß Lord Salisbury wegen der Beschwerden der Finnländer nicht beim Zaren vorstellig geworden sei. * London, 5. August. Esterhazy, der hier un ter dem Namen de Voillemont lebt, erhielt eine Vorladung, als Zeuge vor das Kriegsgericht in Ren- nes, begleitet von einem Schutzbriefe. * Die katatonische Bewegung in Spanten macht bemerkenswerte Fortschritte. Sie zielt nicht, wie«» eine Zeit lang scheinen konnte, auf die Losreißung Verantwertlicher Redakteur: Kraft Funk», Aue (Erzgebirge.) Redaktion u. ExpeditionAu«, Marktstraße. Dienstag, den 8. August 1899. Kataloniens aus dem Staatsoerbandeoder gar aus den Anschluß an Frankreich, sondern auf größere po litische Selbständigkeit Kataloniens und der übrigen Provinzen. * Petersburg, 5. August. Die Rückberusung des Militärattachees bei der Botschaft in Paris Generals Fredericks wird hier als Ungnade aufgefaßt. Der Zar ist ungehalten darüber, daß Fredericks über Dreysus Ausdrücke brauchte, die nicht für einen Vertreter Rußlands im Auslande passen. * it» is t e ». 8 Erfurt, 3. August. In einem Steinbruche bei Roda stürzte aus beträchtlicher Höhe ein großer Stein in eine Gruppe frühstückender Arbeiter und zerschmetterte, einem Arbeiter den Kopf. 8 Der internationale Zoologen-Congreß wird im Jahre 1901 in Deutschlandtagen. Kaiser NicolausII. hat dafür einen Preis gestiftet, nach dessen Satzungen die Naturforscher des Deutschen Reiches, als des Landes, welches den nächsten Congreß aufnehmen wird, von der Bewerbung ausgeschlossen sind. 8 Versuche mit der drahtlosen Telegraphie läßt die Firma Siemens L Halske seit eiligen Tagen am Ausgang der Kieler Föhrde vornehmen. Die Ver suche haben bereits interessante Ergebnisse gezeitigt. Auf eine Entfernung von 36 Kilometern erzielte man eine Verständigung zwischen dem Lande und dem am fernen Horizont verschwindenden Postdam pfer „Prinz Sigismund'. b Ein vergeßlicher Schöffe. Der als Schöffe einberufene Kaufmann Elias Joseph in Berlin blieb am Dienstag unentschuldigt aus. Sein Fehlen hatte zur Folge, daß etwa 20 Termine, zu denen über 100 Zeugen geladen waren, aussallen mußten. Der vergeßliche Schöffe wurde zu 200 Mk. Geld strafe und in die Kosten, welche durch die Ver tagung sämtlicher angesetzten Termine erwachse« sind, verurteilt. Das kann ein teures Ehrenamt werden. 8 Berlin. Hier ist ein Denkmal des verdienst vollen Begründers der deutschen Erwerbs- und Wirtschastsgenossenschasten, des unermüdlichen Ar beiters im Dienste der wirtschaftlichen Hebung des gewerblichen Mittelstandes, Schulze-Delitzsch's, ent hüllt worden. 8 Der vermißte Kanzleirat Schulz aus Spandau ist noch immer nicht ermittelt. Der neulich an der Strecke Bodenbach-Brünn-Wien mit durchschnittenem Halse auigesundene Mann ist mit ihm nicht iden tisch. 8 Ein ergötzliches Beispiel von Steuerbureau- kratismus wird dem „N. Görl. Anz." erzählt: In einem schlesischen Städtchen starb im vergangenen April ein älterer Herr. Kurze Zeit nach seinem Tode wurde den Hinterbliebenen die üblich viertel jährliche Steuerquittung überreicht. Da dem Boten gesagt wurde, daß der Gesuchte verstorben, notierte er sich das Datum. Die Hinterbliebenen glaubten nun, die Angelegenheit sei erledigt: doch mit des Geschickes Mächten ist kein ewiger Bund zu flechten! Wenige Tage später erschien der Bote wieder und brachte eine Steuerquittung über — 20 Tage, die der Verstorbene im April noch lebend auf der Erde zugebracht, und zwar ein paar Mark Staats-, einige Pfennige Gemeinde- und einige Pfennige Kirchen steuer. Diese gewissenhafte rechnerische Musterletstung ist natürlich noch vor ein anderes Forum gebracht worden. 8 Friedrichshafen, 2. August. Die Eröffnung der Bodenseegürtelbahn aus der württembergischen Strecke wird am 20. August noch nicht erfolgen - wahrscheinlich wird aus Rücksicht auf Bayern erst im September die gemeinsame Betriebseröffnung stattftnden. Uebrigens schreiten die Arbeiten an der Bahn auch aus badischer Seite rüstig vorwärts, namentlich ist der 1600 Meter lange Ueberltnger Tunnel zum größten Theil vollendet. Die ganze Strecke soll bis zum Frühjahr 1901 fertig sein. 8 Auf dem Starnberger See geriet ein Boot, in dem sich vier Herren und eine Dame befanden, unter das die einspaltige Petitzeile 10 Pfg-, amtliche Inserate die Corpus-Zeile Sb Psg., Reklamen pro Zeile 20 Psg. Bei 4 maliger Ausnahme Sb"/« Rabatt. — Bei größeren Inseraten ». mehrmaliger Ausnahme wird entsprechend höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten und Landbricsträgcr nehme» Bestellungen an. ° IS. Jahrgang. Rad^oes Dampfers „Wiltelsbach" und wurd zerschmettert. Ein Herr ist ertrunken, die übrigen Insassen des Bootes wurden gerettet. 8 Die Touristenwelt wird schon wieder durch die Nachricht' von einem Unglück erschreckt. Am Schreckhorn stürzte am Donnerstag, wie aus Zürich gemeldet wird, der englische Tourist Bergue mit zwei Führern, Jossy und Bergener von Grindel wald, ab. 8 Der des Betruges angeklagte ehemalige Direk- tor der Galizischen Sparkasse, Franz Zima, ist in der Nacht zum Freitag in der Gefängniszelle plötz lich gestorben. Alle Anzeigen deuten darauf hin, daß er sich durch Gift getötet hat, das ihm heimlich zugesendet wurde. 8 Fiume, 2. August. Ein mit vier Marine-Unter- officieren und zwei Matrosen besetztes Boot schlug infolge der hochgehenden See um, wobei drei Unter- officiere und ein Matrose ertranken; die beiden anderen konnten gerettet werden. 8 Prag, 4. August. „Norodny Listy" melden aus Mährisch-Ostrau- Die preußische Grenzpolizei und Zollbehörde erhielt Auftrag, Czechen, die sich zu bleibendem Aufenthalte nach Preußen begeben wollen, die Grenze nicht paskiren zu lassen. In Folge dieses Auftrages wurde die Uebersiedlung des hiesigen Brauers Zeman, der eine Stelle in Lostau in Preußisch-Schlesien antretcn sollte, vom Zollamte verhindert. 8 Ueber den ungarischen Grafen Alfred Szirmay ist Curatel wegen Verschwendung verhängt worden. Graf Szirmay ist ein Pathenkind des Kaisers von Oesterreich. Als der Kaiser vor Jahren Miskocz be suchte, führte ihm der Vater des nunmehr entmün digten Grasen eine größere Deputation vor. Während der Kaiser einige freundliche Worte an die Deputation richtete, stürzte deren Führer plötzlich zusammen und verschied aus der Stelle. Der Kaiser theilte der Wittwe die Trauerbotschaft selbst mit und übernahm die Pathenstelle bei dem jungen Grasen. Dieser hat in der letzten Zeit unliebsames Aussehen erregt. Vor Kurzem erst mißhandelte er aus offener Straße einen evangelischen Seelsorger. 8 Antwerpen, 5. August. Ein Ballon mit zwei Offizieren stürzte in die Schelde. Die Offiziere wurden durch ein Dampfschiff gerettet. 8 In einer Stadt Kentuckys (Verein. Staaten) hat vor einiger Zeit eine Frau fünf Kinder — sämtlich Knaben — das Leben geschenkt. Die Kin der wogen bei der Geburt 4 bis ö Pfund. (?) 8 Zum Ausstand der Straßenbahn-Angestellten in Cleveland (Ohio). Am Donnerstag Abend wurde von einer aufrührerischen Menge ein Straßenbahn wagen mit Nitroglycerin in die Lust gesprengt. Es wurde niemand verletzt § Tas gelbe Fieber. Aus Hampton (Virginia) lauten die Nachrichten über den Stand des Fiebers besser. Es sind weder neue Erkrankungen noch neue Sterbesälle vorgekommen. 8 Ein gestrandetes Kanonenboot. Wie aus Laurenco :'iarquez gemeldet n ird, strandete bei Cap Delgado das Kanonenbot „Thrush", welches sich mit dem Kreuzer „Tartar" den in Laurenco Marquez eingetroffenen Kriegsschiffen „Doris" und „Widgeon" anschließen sollte. Die „Thrush" begiebt sich nach Capstadt zur Reparatur des Schadens, der nicht ernst ist; die „Tartar" begleitet das Ka- nonenboot bis Durban, wo heute eine Untersuchung über den Unfall angestellt wird. 8 Durch einen Orkan wurden in Florida 5 Städte vollständig zerstört, andere überschwemmt und von der Außenwelt abgeschnitten, 13 Schiffe wurden teils zertrümmert, teils an Land geworfen. Ein Passagierdampfer ging mit Mann und Maus unter. Bahnzüge wurden vom Geleise geiaht. Die Anzahl der Toten und Verletzten läßt sich nv< nicht feststellen, ist aber voraussichtlich beträchtlich?^ 8 Gambrinus auf der Pariser Weltausstellung. Wie aus Paris geschrieben wird, soll auch der Gott des Bieres auf der Pariser Weltausstelluog genü gend geehrt werden. Der Architekt M. Sansboeuf hat als Wahrzeichen des Gottes ein Riesenfaß er baut, welche« die Kleinigkeit von 4300 Hektolitern