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Tageblatt für -ie Ma-t Aue M- Umgebung. «rscheint täglich Rachniittags, außer an Sonn» u. Feiertagen. — Preit pro Monat frei ins Hau« 20 Pfg., auSwLUS 25 Pfg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" k Pfg. mehr. — Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger 1.40 Marl. Nr. 110 Sonnabend, den 22. IM 1899. Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. AWÄMMAL. RMatt^- ' Bei * größeren Inseraten „ , «.tttehrmaliger Aufnahme wird , entsprechend Verantwortlicher Redakteur: «ruft Funks, Aue j Erzgebirge.) höherer Rabatt gewährt. Ml« Postanstaltrn Redaktion ü. Expedition : Ütutz, Marktstraße. Md Landbriesträg;r yehmen Bestellungen an, lS. ZMgNg , -luevtherl« Leitung erscheint jetzt täglich, kostet nur SV Pfennige. Arr* «rllesr Welt. * Der Kaiser verließ vorgestern Vormittag Molde und tras um 1 Uhr 30 Min. vor Aalesund ein, wo nachmittags die Begegnung mit dem Lloyd- dampfer „Auguste Viktoria- stattfand. * Die Kaiserin kam bei einem Ausflug zu Fall und hat sich dadurch eine Fußverstauchung zugezogeu. * BerchtrSgaden, 20. Juli. Die Kaiserin hat von der erlittenen Verletzung im Laufe des gestrigen Tages keine erheblichen Schmerzen 'empfunden. Die durch die Verstauchung des Fußes bedingte An schwellung beginnt unter der fortwährenden An- Wendung von Eis sich zu mindern. * Die Etatsstärke der kaiserlichen Marine beträgt nach den neuesten Mitteilungen des Reichsmarine amt» 26 768 Köpfe. Das Seeoffizierkorps und die im Range der Seeoffiziere stehenden Aerzte, Zahl, meister und Ingenieure zählten 1365 Personen, dar- unter 811 eigentliche Seeoffiziere. — Die Kriegs- flotte besteht z. Z. aus 97 Fahrzeugen, nämlich 11 Linienschiffen, 8 Küstenpanzerschiffen, 13 Panzerka nonenbooten, 10 großen Kreuzern, 23 kleinen Kreuzern, 3 Kanonenbooten, 16 Schulschiffen und 23 Spezial- schiffen. * Berlin, 20. Juli. Wie die „Politischen Nach richten" hören, ist seitens der Reichsregierung eine Vorlage in Vorbereitung, nach welcher die unbe dingte Strafbarkeit aus das vollendete 15. Lebens jahr herabgesetzt werden soll. * Darmstadt, 20. Juli. Gegen den pensionirten Ländgerichtsdirekror Küchler soll nunmehr wegen Vergehens gegen den 8 211 der Konkursordnung ein Strafverfahren eingeleitet worden sein. * Die Lage im Berliner Baugewerbe hat sich wieder schwieriger gestaltet. Der Arbeitgeberbund hat es abgelehnt, das Einigungamt in Sachen der Forderungen der Zimmerer, Bauarbeiter und Putzer anzurufen, sich aber bereit erklärt, mit den bezüg lichen Arbeitervertretern direkt über Neuregelung der Lohn- und Arbettsverhältnisse in Verhandlung zu treten. * Der Bergarbeiterstreik in Westfalen ist längst beendet, nunmehr wird das Nachspiel vor Gericht in die Wege geleitet. Die Zahl der unter Anklage stehenden Bergleute ist ganz erheblich. "Von ausständigen Maurern wurden am Diens tag in der Augsburger Vorstadt Wertach vor einem Fabrikanwesen gegen italienische Maurer Ruhestö rungen verübt. Die Ausständigen suchten, verstärkt von Hunderten von dort wohnenden Leuten, in die Fabrik zu dringen, und als dies durch Anwendung von Wassergüssen und Feuerspritzen vereitelt wurde, sandten sie einen Steinhagel gegen die Fabrik. Die Polizei war machtlos und es mußte Militär herbei gerufen werden, das jedoch nicht ernstlich einzugreisen brauchte. Der Auflaus dauerte bis 12 Uhr nachts. * Die Mehrzahl der Drogisten Berlins empfahl den Neunuhr-Ladenschluß. — Die Kostümschnetder beschlossen, in der Hochsaison in den Ausstand gegen diejenigen Unternehmer, welche in der stillen Zeit die verabredet-' neunstündige Arbeitszeit durchbro- chen hätten, eiuzutreten. — Eine Organisation des Dienstpersonals beiderlei Geschlechts ist in Berlin entstanden. 1 * Die würtrembergische Abgeordnetenkammer nahm vorgestern mit großer Mehrheit die Anträge der Finanzkommission zur Reform des Personen tarifs an. * In der hessischen zweiten Kammer beantwort tete Staatsminister Rothe eine Interpellation deis Abg. David übe;: die Pensionierung des Professors Dr. Schiller dahin, daß bei der Kürze der Zeit dis Regierung der Frage nicht die Sorgfalt habe vidt men können, die sie in Anbetracht der Wichtigkeit verdiene. (?) * Ein Streik der Straßenbahnangestellten ist New-Jork ist am Dienstag ausgebrochen. Ein Teil der Ausständigen verübte ernste Ausschreitungen; sie brachten einen Wagen zum Entgleisen und ver letzten einen Motorbeamten und einen Polizisten schwer. Die Polizei zerstreute die Ruhestörer. * Admiral Dewey, der Sieger von Manila, wird am Freitag mit seinem Stabe in Wien eintreffen und sich mit einer Anzahl seiner Offiziere nach Kalsbad zur Kur begeben. * Berlin, 20. Juli. Die Meldung, daß Trans vaal ein Schiedsgericht Hollands anrufen werde, wird in hiesigen unterrichteten Kreisen als falsch bezeichnet. * Kapstadt, 19. Juli. Die Feststellung der Londoner Times, daß die südafrikanische Krisis nun- mehr tatsächlich beendet sei, wurde hier mit großer Genugthuung ausgenommen. * Die englische Regierung oder vielmehr der Konialminister Chamberlain, dessen Einfluß im Ka binett zur Zeit überwiegt, hat nunmehr die besitz Gelegenheit, seine Friedensliebe und seinen Gerech- tigkeitssinn, über den er bereits soviel Worte ver schwendet hat, zu bethätigen. Der Volksraad des Transvaal ist mit dem von ihm am Dienstag ge- faßten Beschluß den weitestgehenden Ansprüchen der Uitlanders entgegengekommen, wie selbst die englische Presse anerkennt. * Die militärischen Ausschreitungen in Cherbourg, über die wir vor einigen Tagen berichteten, waren ernster Art, ernsterer, als man nach den verschleiern den amtlichen Berichten aus den ersten Blick er kennt. Die Seeinsanterie befand pch in jenem Kriegs hasen fast volle 24 Stunden hindurch in offenem Aufruhr, nicht etwa blos gegen die bürgerlichen* Behörden und die Polizei, sondern auch gegen ihre Kameraden anderer Waffe und gegen Offiziere bis zum General hinaus. , * Paris, 20. Juli. Die Meldung, man werde die Anklage gegen Dreysus fallen lassen, bestätigt sich, jedoch erfolgt die Zurücknahme der Anklage erst im Laufe des Prozesses. * Das Ministerium Waldeck-Roufseau entfaltet eine Energie, an die man in Frankreich nicht mehr gewöhnt war. * Paris, 20. Juli. Der frühere Kolonialmi nister Lebon ist infolge der wegen der Dreyfus- Angelegenheit gegen ihn gerichteten Angriffe in der Presse von der Verwaltungsratsstelle im Credit Foncier zurückgetreten Paris, 20. Juli. Zola wird sich in den näch sten Tagen nach Rennes begeben, um dem Prozeß gegen Dreyfus beizuwohnen. * Die Verteidiger Dreyfus' richteten an den Ko lonialminister einen Brief, in welchem sie die Ein- Verleihung aller zurückgehaltenen Briefe Dreyfus'^ in bie Aktendes Kriegsgerichtes in Rennes verlangen. Dem „Figaro zufolge geht das Gerücht, alle geheimen Aktenstücke würden ausnahmslos dem Kriegsgericht mitgeteilt und in den Verhandlungen verlesen werden. * Im serbischen Heere soll sich eine starke Gäh- rung bemerklich machen. Besonders hat die gegen die Obersten Wladimir Nikolitsch und Wan Mor- tisch geschleuderte Verdächtigung der Mitschuld an dem Anschläge aus Milan Entrüstung hervorgeru- fen. Keiner von beiden gehört den Radikalen an. H e* irr i s H te 8 Jnfolgtzhesttger Gewitterin Schlesien beiRetnerz, Probsthain, Tarnowttz, Sagan, Militsch wurden zahlreiche Personen vom Blitz erschlagen; ebenso brachey infolge von Blt^chlägtzn Feüersbtünste tn Vst ganzen Provinz aus. Ueberall entstanden große Ernteschäyeü. — Äon einem eytsützlicheii Unglück würde etneFstMilie in Rtppelsvaum henngesucht. Ätzt erfleW heftigen Gewitter süchtiü die 4 blühenden Kinder Schutz in dem Hause des Kötters Ptiker, Kaum waren sitz eingettetert, als ein Blitzstrahl in das Hasttz einschlug und zwei Kinder, einen lljäh- rigen Knflben und ein Mädchen von iS Jahren, tötete. Ein I4jähriges Miibchen wurde nur leicht verletzt, 8 Professor Röntgen in Würzburg nahm den Ruf an die Münchener Universität als Nachfolger des kürzlich verstorbenen Professor- Lomntel an. 8 Eine ÄlSmarckfeüersäüle auf dem Fichtelberg — däS ist eine- der Wichtesten Und erfreulichsten Ergebnisse der in Jöhstadt zusammengetretenen Hauptversammlung des ErzgebirgsveretNS. 8 Elbing, 20. Juli. Infolge Hochwassers sind die Ländereien an der unteren Nogat über schwemmt. tz Professor Dr. Gerhardt Pick auS Prag ruderte in den Trauensee hinaus, entledigte sich der Kleider, band sich die Hände und Füße und stürzte sich in den See. Ursache des Selbstmordes ist unglückliche Liebe zu einem 16jährigen Mädchen. Pick stand im 36. Lebensjahre. 8 Erdbeben werden aus Mittel-und Süditalien gemeldet. Gestern Nachmittag wurde in Rom ein heftiger Erdstoß verspürt, dem eine schwächere Erd erschütterung vorangtng und einige leichtere Stöße folgten. Das Erdbeben ries in der Bevölkerung große Erregung hervor. Die Gefangenen im Ge fängnis Regina Coeli wurden in Schrecken versetzt und meuterten, wurden jedoch bald wieder zur Ruhe gebracht. 8 Mehr als 100 Soldaten der 4. Trainschwad ron in Chartres (Frankreich) mußten qm Montag ins Hospital übergeführt werden, da sie nach dem Genuß von Fleischkonserven heftig erkrankten. Man fürchtet, daß mehrere den Folgen der Vergiftung er liegen werden. 8 Jü der schwedischen Provinz Westgotland herrscht seit einigen Tagen eine Milzbrandeptdemie, welche gefährliche und eigentümliche Formen ange- nommen hat. Die Seuche ergreift nicht nur das Vieh, welches massenhaft stirbt, sondern auch Men- schen, welche durch die Berührung der kranken Tiere angesteckt werden. In Falköping liegen sieben Milzbranderkrankte darnieder. 8 Die junge Dienstmagd Mary Anstzll, die zur Erlangung einer geringfügigen Lebensversicherungs summe ihrer in einer Irrenanstalt befindlichen älteren Schwester vergifteten Kuchen gesandt harte, an dessen Genuß diese starb, wurde gestern früh in London hingerichtet, ungeachtet aller Anstren- gungen der Presse und des Publikums, ihre Be- gnadigung zu erwirken, da sie an Gtztsteszerrüttung leide. Seit vielen Jahren ist in England keine Frau gehängt worden. 8 New-Jork, 19. Juli. Die ausständigen Ange- stellten der Straßenbahn forderten, daß diese Nacht alle Angestellten in den Ausstand träten. Wagen verkehren jedoch-noch aus allen drei Linien. Zwischen der Polizei und den auf Seiten der Ausständigen stehenden Personen kam es heute an mehreren Stellen, namentlich aus der Zweiten Avenue, zu Konflikten. NachmittqgS wurden die Zusammenstöße häufiger und ernster. Es sind indes keine schweren Verletzungen vorgekommen. 8 Newyork, 19. Juli. Sämtliche Mitglieder einer Familie, bestehend aus Vater, Mutter und acht Kindern, die unweit einer kleinen Bucht im nordwestlichen Iowa lagerten, sind in Folge plötzlichen Steigens der Gewässer nach einem Wolkenbruch ertrunken. ß Elbing, 19. Juli. Bet Münsterwalde, Kret Marienwerder, wurde infolge des Hochwassers de^ Weichsel der Gommerwall durchbrochen und dir fruchtbare Niederung überschwemmt. Die Srnteer« träge gelten als verloren, der Schaden ist bedeutend'