Volltext Seite (XML)
8 In dem'ungarischen Bergwerk GekavarunoSlak fand eine Explosion schlagender Wetter statt, 28 Bergleute sind tot, SS werden noch vermißt. 8 Bekanntlich verurteilte das Bericht zu Neutra einen Angeklagten wegen vorsätzlicher Tötung zu sechs Jahren Zuchthaus. Das Öfterste Bericht hob jetzt das Urteil auf und sprach den Angeklagten frei, weil sich herausstellte, daß sein Geständnis mtttel- Folterungen erzwungen wurde. Dem Angeklagten wurden während der Untersuchung beide Hände über dem Kopf befestigt, und so wurde er gezwungen, stundenlang auf einem Fuße zu stehen. Unter die« ser Qual gestand er das Verbrechen ein, ein anderer Beweis konnte nicht erbracht werden. 8 In Genf ist der Deutsche Ernst Wagner, der in Karlsruhe einen Check von 10 000 Mk. gefälscht batte, verhaftet worden. 8 Ein fürchterlicher Orkan wütete in der Ort schaft Nikolajerskoje, Gouvernement Pensa. Von 205 Wohnhäusern liegen 120 in Schutt und Trüm mern, aus welchen 26 Leichen hervorgezogen wur den. 33 Menschen erlitten schwere oder leichte Ver letzungen. Die Ortschaft bietet ein schreckliches Bild der Verwüstung dar. Aus Aue und Umgebung. Aue, den 19. Juli 1899. — Das gestern Abend von der hiesigen Stadt kapelle im Brauereirestaurant veranstaltete große Gartenkonzert mutzte leider des schlechten Wetters wegen in den inneren Lokalitäten abgehalten werden, und die Illumination unterbleiben. Die Kapelle zeigte in altbewährter Weste ihr Können und sand ein dankbarer Auditorium. - Verschwunden seit Sonntag, den 9. Juli ist der 22 Jahre alte Fabrikarbeiter Ernst Spitzner aus Zschorlau, derselbe stand hier ber den Herren Schorler L Steubler in Arbeit. Aus dem Schützen hause zu Neustädte! ist er zuletzt gesehen worden. — Wegen Reinigung der Geschäftsräume beim Königlichen Amtsgericht Lößnitz werden Freitag und Sonnabend, den 21. und 22. Juli 1899 nur dring liche Sachen erledigt. — Holz-Versteigerung auf Großpöhlaer Staats forstrevier findet im Gasthofe „zum Deutschen HauS" in Pöhla Sonnabend, den 22. Juli 1899, von Vorm. 9 Uhr an, statt. — Höheren Orts ist dahin bestimmt worden, daß diejenigen Lehrer, die vor dem 25. Lebensjahr aus dem öffentlichen Schuldienst in den privaten übertreten oder gänzlich ausscheiden, die Heran ziehung zur vollen Militärdienstpflicht zu gewär tigen haben. — Ein Sonderzug von Leipzig über Zwickau verkehrt nächsten Sonntag nach unsere Gegend, der selbe trifft 9.42 hier ein. — Vom Bekleidungsamt des XIl Armeekorps sind 7000 Waffenröcke zur Anfertigung ausgeschrieben. — Der bei der letzten Reichtagswahl in unserem Kreise ausgestellte Kandidat Herr Ingenieur Otto Theuerkorn ist nach kurzem Kranksein im 56. Lebens, fahr gestorben. — Wie bekannt, erhalten bei den Zächs. Staats bahnen größere Gesellschaften von mindestens 30 Nebers Jahr. Pfingst-Novellette von Marte Langner. 1s (Nachdruck verboten.) Droben auf jener kleinenAnhöhevor dem Dörfchen steht ein Lindenbaum. Ein Jahrhundert ist wohl schon über seinen Wipfel dahingerauscht. Die Vöglein halten gern Rast auf seinen Zweigen, und den Dörflern da unten ist er ein gar lieber vertrauter Gesell. Generationen hat er emporblühen sehen und das alte, ewig junge Märchen von Liebe und Glück haben schon viele unter seinem Dache geträumt. Auch der, den er jetzt wie einen alten Bekannten mit leisem, geheimnisvollen Rauschen begrüßt. Und er versteht seine Sprache, denn er sinkt mit einem leisen Stöhnen auf die Moosbank nieder, über die er schützend seine Zweige spannt. Kraftvoll zwar ist die Gestalt des einsamen Wanderers und wetterhart seine Züge, aber in dieses Gesicht hat ein unbarmherziges Schicksal seine Ru nenschrift gegraben, die von Leid u. Enttäuschung, von Kämpfen». Stürmen einen traurige Geschichte erzählt. Die Morgennebel weben geheimnisvolle Gestalten um den Einsamen. Wie ein dichter Schleier das Allerheiligste, so versperren sst ihm dem Ausblick in das Thal, gleichsam als wollten sie sagen: „Halte erst Einkehr in Dich, ehe Du die alte traute Heimat wieder begrüßest." Und er hielt diese Einkehr. Zehn lange Jahre schweifen seine Gedanken zurück zu jener Stunde, wo er den Hut abschtednehmend hinunter in das Dörfchen geschwenkt, wo er frohen Herzens und leichten Mutes hinausgezogen war, das Glück zu suchen. Und hier unter der Linde hatte er zum letztenmal sein Mädchen geküßt, das weinende an seinem Halse gehangen und immer wieder gefleht: „Geh' nicht fort, Franz, Du suchst da draußen das Glück vergebens." Und er hatte sie getröstet mit viel schönen Worten, daß er ja nur für sie beide Personen, welche eine gemeinschaftlich« Fahrt unter- nehmen, Ermäßigung von 50 Prozent de« gewöhn- lichen einfachen Fahrpreise». ES besteht nun viel, fach die Ansicht, daß diese Vergünstigung jede Mi. nut« zu verlangen ist; dem ist aber nicht so, die Anträge auf Bewilligung der Fahrpreisermäßigung sind vielmehr schriftlich unter Angabe de« Tages der Reise, der Anfangs- und Bestimmungsstation, der Tetlnehmerzahl, sowie der zu benutzenden Züge an diejenige Station zu richten, von dec die Reise angetreten werden soll. - Pfändung von Postsendungen. Vor Kurzem brachten wir die Mitthetlung, daß nach einem Ur. teile des Reichsgerichts eine Pfändung von Post- sendungen im Civilprozeß unstatthaft sei, weil die- selbe zu einer Verletzung des Briefgeheimnisses füh-' ren würde. Aus Grund dieser am 20. Januar ge. troffenen Entscheidung hat soeben das ReichSpost. amt die über die Beschlagnahme und Pfändung von Postsendungen in bürgerlichen Rechtsstreitig, keilen bestehenden Bestimmungen, ebenso die Vor. schriften über die Pfändung von Postsendungen durch solche Verwaltungsbehörden, denen das Recht der Zwangsvollstreckung zusteht, aufgehoben. — Unrechte Fünfmarkscheine kursieren seit eini ger Zeit in mehreren sächsischen Städten. Die Fal- sifikate unterscheiden sich hauptsächlich dadurch von den echten Scheinen, daß die Schrift „Fünf Mark", die ursprünglich zu bleich ausgefallen war, mit Tinte nachgezogen ist. Ebenso ist die Unterschrift „Michelly" auf gleiche Weise nachgebessert und die in der Figur befindlichen Punkte gleichfalls mit Tinte hergestellt. Die Strafandrohung ist saft un leserlich. — Zur Handhabung des Vereinsgesetzes. Die Kreishauptmannschast Leipzig har entschieden und das Ministerium des Innern hat ihr auf erhobene Beschwerde beigepflichtet, daß die Theilnahme min- derjähriger, noch nicht 21 Jahre alter Personen bei den Zusammenkünften jeder Art der sogenannten Arbeiterbildungs-Vereine nicht statthaft sei, auch wenn daselbst öffentliche Angelegenheiten nicht erörtert werden und diese Zusammenkünfte stets vorschrifts mäßig — 24 Stunden vor deren Beginn unter Angabe des Ortes und des Zweckes — bei der Polizeibehörde des Ortes, in dem die Zusammenkunft stattstnden soll, anzumelden sind, sobald der Verein sich nach seinem Statut auch mit öffentlichen Angelegenheiten beschäftigt und daher den Bestimmungen in 8 IS flg. des Vereinsgesetzes unterstellt worden ist. — Bei der sächsischen "Baugewerks-Berussgenos- senschaft sind im' Jahre. 1-898 insgesamt 12 106 Be triebe vorhanden gewesen. — lieber die Beförderung von Cadetten sind soeben vom Reichseisenbahnamte auch für die Königl. Zächs. Staatseisenbahnverwaltung giltige neue Be- stimmungen herausgegeben worden. Nach Mitthei- lung dieser Reichs-Oberbehörde sind die in Uniform reisenden Cadetten von Mitreisenden in der dritten Wagenklasse der Personenzüge mehrfach in unziem licher Weise belästigt worden.' Um solchen Vorkomm nissen künftig nach Möglichkeit vorzubeugen, wird angeordnet, daß den Cadetten die Benutzung aller Schnellzüge, die mit dritter Wagenklasse fahren, zu gestatten ist. Bei Benutzung in größerer Anzahl für je 8 Cadetten muß diesen ein besonderes Wagen- abtheil zur Verfügung gestellt werden. Dann müssen ^ei, für ihre Zukunft. Daß er da draußen schneller erwerben könne, wie hier in den kleinen Verhältnissen, wo das Sparen von Groschen zu Groschen gar so mühselig sei. Da draußen aber in der großen Stadt liege das Geld auf der Straße, MNn brauche sich nur wacker zu bücken, und das wolle er schon, ganz gewiß! Aber Lisei weinte still weiter und wollte sich nicht trösten lassen. Sie war ein braves Mädel, die Lisei, und so fleißig und sittsam, gar nicht wie die anderen Mädel des Dorfes, die alle Sonntag zum Tanz gingen und ungezählte Liebschaften^hatten. Es war auch so was Apartes um die Lisei, und das kam wohl daher, daß sie zwei Jahre in der Stadt gewesen, wo sie das Schneidern erlernt hatte, welche Kunst sie nun im Dorfe ausübte und darum auch die „Nähter-Liese" genannt wurde. Sie war aber arm, ganz arm, und mußte von ihrer Hände Arbeit noch eine alle Mutier und einen jüngeren Bruder erhalten Deshalb konnten sie auch noch nickt heiraten, die beiden, und deshalb zog Franz aus, das Glück zu suchen, das ihm seine Reichtümer in den Schoß werfen sollte Und er war so froh- gemut und siegesgewiß und chatte mit schallender Stimme in den lachenden Frühlingsmorgen ihr sein Abschiedslied gesungen: Uebers Jahr zur Zeit der Pfingsten, Pflanz' ich Maien Dir vorS Haus, Bring' ich Dir aus weiter F.-rne Einen frischen Blumenstrauß. Aber Lisei hatte jahrelang vergeblich nach dem Maienbaum ausgeschaut Wohl setzten im Dorf die Burschen ihren Mädchen nach bayerischer Sitte den „Maten" am Pfingstmorgen vor die Thür; vor ihrem Häuschen aber prangte keiner, denn Franz weilte noch immer in der Ferne. Einmal nur hatten ein paar Zeilen, von ungeübter Hand geschrieben, den Weg zum Dörfchen gefunden, daß er gesund sei, aber wiederum aus der Wanderschaft einzeln reisende Cadetten aus ihr Ansuchen von den Zugbeamten möglichst in Nichtraucherabtheilungen untergebracht werden. Beschwerden über u ziemliche Belästigungen der Cadetten sind sofort nachdrücklich zu verfolgen, nöthigenfalls ist durch einen Wechsel des WagenabthetlS unverweilt von dem Beamten- personale Abhilfe zu schaffen. Sind bet Ueberfüllung der dritten Klaffe Reisende in der zweiten Klaffe vorübergehend unterzubringen, so ist hierbei auch aus einzeln reisende Cadetten angemessene Rücksicht zu nehmen. Säcktzfifehr». Johanugeorgeuftayt, 16. Juli. Der wegen Veruntreuung amtlicher Gelder vor einiger Zett verhaftete, aber krankheitshalber vom Landgericht Zwickau wieder entlassene RatSregistrator Zimmer- mann hier, hat sich vorgestern erschossen. Zwickau, den 18. Juli. Die Beleidigung des Pastors KlingSohr in Crimmitschau durch den Re dakteur Goldstein vom sächs. Volksblatt hier wurde durch Vergleich erledigt. Werda«, den 18. Juli. Das Bohren nach Kohle in hiesiger Gegend ist nicht ausgegeben wor den, hierfür sind 200 000 Nark zur Verfügung. Aalkeuftei«, den 18. Juli. Gestern ging hier «in Pferd mit einem Milchwagen durch, wodurch das Gefährt umstürzte und der ganze flüssige In. halt statt in den Mund in die Gosse floß. Marienthal, 17. Juli. Das am vergangenen Sonntag abends gegen 9 Uhrüber unseren Ort ziehen- de Gewitter hat mancherlei Schaden angerichret. Der Blitz schlug dreimal in die Telephonanlage des Restaurants „Zur Alberthöhe" und einmal in die gleiche Anlage des Gemeindeamts, wodurch der Fernsprechverkehr bis heute Mittag gehemmt war. Weitzbach, 17. Juli. In vergangener Woche sand man auf dem Neubau des Karl Singerschen Grundstückes, als man eine alte HauSwand umge- legt hatte, in einem wohleryaltenen Thontöpfchen 131 Stück alte Silbermünzen, meist aus dem An- fange des 16. Jahrhunderts. Nübeuau Am piittwoch, kurz vor dem Feier, abend, kam in der „Neuen Mühle" der 72jährige Brettschneider Eduard Körner der Kreissäge zu nahe, wodurch dem ,anne die Finger der linken Hand vollständig abgeschnitten wurden. Oberschöna. Hier verunglückte der im 71. Lebensjahre stehende Gutsbesitzer Ernst Julius Bör ner auf seinem Felde durch einen Sturz vom Heu wagen tödtlich. Er hat einen Bruch der Wirbel säule erlitten. Aunaberg, den 17. Juli. Der in den letzten Tagen in unseren Mauern tagende 15. sächsische Feuerwehrtag erfreute sich eines außerordentlichen Besuchs, aus allen Gauen Sachsens waren die Mit glieder und Wehren herveigeströmt, um unserer Berg stadt einen Besuch avzustatten. Es mögen 6000 bis 7000 Feuerwehrleute dagewesen sein. Drebdeu, den 18. Juli. Die Bevölkerungszahl hiesiger Stadt mit Albertstadt wurde für 1. Juli 1899 aus 395 300 geschätzt. Zwickau, den 18. Juli. Das 1. Bat. der 133er rückte gestern per Bahn zum Gefechtsschießen nach Zeithain. — Es ist Aussicht vorhanden, daß daSMit- teldeutsche Bundesschießen 1901 hier abgehalten wird begriffen; denn dort, wo er war, wolle das Glück ihm nicht wohl. Und es blieb ihm auch hartnäckig fern, wo immer er seinen Fuß hinsetzte; auch drüben in den Goldfeldern Kaliforniens, wo es manch einem seine Schätze mühelos in den Schoß warf, ihn speiste es nur mit kargen Lohn ab. Ja, das Glück ist ein launisch Weib, das den verschmäht, der um ihre Gunst buhlt und jenem die Arme öffnet, der es nicht zu würdigen versteht. So war er denn endlich müde des Kampfes ge worden und hatte sich mit einem kleinen Kapital, das er mühsam zusammengespart, aus den Weg zur Heimat gemacht. Nicht, daß er noch aus ein Glück hoffte, das er schnöde verscherzt. Zehn Jahre sind wohl Zeit genug, einen Menschen vergessen zu machen. Lisei war gewiß schon längst das Weib eines anderen und hatte das Glück gefunden, nach dem er, der Thor, in die Ferne gepilgert. Aber es dünkte ihm plötzlich, als wenn er sterben müsse, wenn er nicht noch einmal die Heimatluft geatmet, sein Dörfchen wiedergesehen. Vielleicht auch fand sich in seiner Nähe ein Stückchen Land, ein kleines HauS, das zu erstehen er imstande war. Dort würde er dann sein Leben weiterleben, einfach, aber doch wenigsten Heimatluft atmen. Und als ob das stürmische Sehnen^seines Herzens ihn entsühnt, zer rissen urplötzlich die Nebelschleier, um in weiße,r flatternden Wölkchen zur Höhe zu schweben. Drun ten aber, vom ersten Morgensonnenstrahl begrüßt, lag friedlich das Dörfchen in blühendem Schmuck seiner Gärten und Felder. Da droben auf der An- > höhe aber breitete der Heimgekehrte seine Arme der Heimat entgegen und sank dann weinend in die Knie In seiner Nähe klingen plötzlich die Schläge einer Axt. Aufstehend wendet er sich der Gegend zu, wo er Menschen vermutet. Gin junger Bursch ist'«, der bet seinem Kommen erschrocken auffährt. Forts, folgt.