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Tageblatt für -Le Stadt Aue and Umgebung. Erscheint täglich Nachmittags, außer an Sonn- u. «rtrrtaaen. — Preis pro Monat stet in« Hau« LO Pfg., auSwSrt» 25 Pfg. — Mit per Sonntagsbeilage: „Der Heitspiegel" k Pfg. mehr. — Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger 140 Mark. Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Tunk«, Aue (Erzgebirge.) j Redaktion u. Expedition: «ne, Marktstrabe. Anfern k« die einfttttltige PetitM« 10 «E, amtlich« Inserate die CorpuS-Zeile Sb Psg., Reklamen pro Zeile SO Pfg. Bei 4 maliger Aufnahme S6°/o Rabatt. - Bei größerm Inseraten «. mehrmaliger Aufnahme Wird entsprechend höherer Rabattgewährt. Ml« Postanstalten und Landbrirsträger nehme» Bestellungen an- Nr. 108 Donnerstag, de» 20. IM 1899. IS. Jahrgang. Oeffeiltliche MMmr>«,tkilßtzmß D A«k, Donnerstag, den 20. IM 1899 Nachm. 5 Uhr imSladtverordnetensttzungssaatt Schwarzenberger Straße Ar. 10. Da» Wassergeld für das S. Vierteljahr 189S ist bi« spä' testen« den 2str bissen Monats an unsere Stadtkaffe abzusühren. Nach Ablauf dev Frist eisalgt Mahnung bez. Zwangsvollstr-Ktng auf Kosten der Säumigen. Aue, den 11. Jüli 18SS. Der Rath der Stadt. vr. Kretzschmar. Sch. Aeituirg erscheint jetzt täglich, kostet PPS rus«4»t nur SO Pfennige. Air» «rtterr Welt. * Der Kaiser unternahm mit dem gesamten Ge folge am Sonnabend von Molde aus einen Au«, fiug nach dem Romsdal und kehrte spät abends nach Molde zurück. Das Wetter ist andauernd schön. * Die Hauptwahlen zur bayerischen Abgeord- netenkammer sanden gestern statt. Sie ergaben die erwartete Mehrheit des Zentrums. Von ins gesamt 1KS Mandaten erhielt das Zentrum 83, die Liberalen 45, die Konservativen 4, der Bauern bund mit seinen verschiedenen Schattierungen 13, die Sozialdemokraten 11, die Demokraten ein Man- dat. Außerdem wurden zwei Wilde gewählt. * Am Sonntag wurde eine vieltausendköpfige Volksversammlung in GraSlitz (Böhmen), in der der österreichische Reichstagsabgeordnete K. H. Wolf über die »politische Lage in Oesterreich" sprach, durch den Regierungsvertreter aufgelöst. Daraus zoH Wolf im Geleit einer nach Tausenden zählen, den Menge über die österreichisch-deutsche Grenze und sprach bei Klingenthal unter freiem Himmel, „aus dem Boden des großen Deutschen Reiches", weiter. Die von hoher nationaler Begeisterung er füllte, aus Oesterreichern und Sachsen bestehende Dolkvmasse brachte bei den Worten Wolfs dem Deutschen Reiche begeisterte Ovationen. * Landgerichtsdirektor Küchler in Darmstadt, dem bekanntlich unlautere Geschäftsverbindungen vorgeworfen wurden, ist aus sein Ansuchen pensio- niert worden mit dem Bemerken, daß die Pensio- nierung ohne Einfluß aus das anhängige Ver fahren sei. * In einem deutschen Verlag ist ein Schrift- chen Mit dem Titel „Aus der neuesten Hof« und Staatsgeschichte Serbiens" erschienen. Darin wird nicht so sehr auf König Milan als auf den jungen König Alexander eine gut gehäufte Hand voll Steine geworfen. Letzterer wird als ein körperlich und geistig zerrütteter, dem Trünke ergebener Jüngling geschildert, der keine Frau finden kann, weil sein Gesundheitszustand ihm die Ehe unmöglich macht. * Die Herzogin von Albany nimmt mit ihrem Sohne, dem künftigen Koburger, in Dresden Woh nung, wo letzterer das Vitzthum-Gymnasium be- suchen wird. * Die Kundgebungen in Harnals aus Anlaß dÄ Gründungsfestes des Sokolistenveretn« „Fueg- nrr" vom Sonnabend Abend wiederholten sich in der Nacht zum Montag. In einem Gasthaus hat. ten sich etwa 300 deutsche Studenten zu einer Knei- Perei versammelt. Als sie nach einiger Zett die „Wacht am Rhein" anstimmten, wurden sie von einem Poltzetkommissar zur Ruhe aufgefordert; die StüVenten verließen daraus das Lokal und demon strierten auf der Straße durch Ruse. Die Sicher» -titSwache zerstreute die Ansammlung, ohne daß es zu Zusammenstößen kam; Verhaftungen wurden Nicht vorgenommrn, — Die Meldung einiger Blät ter von schweren Verwundungen mehrerer Soko listen am Sonnabend ist unzutreffend; es wurden 5 Sokolisten leicht verletzt, was sie nicht hinderte, an der Gründungsfeier weiterhin teilzunehmen. * Graf Thun scheint zu der Einsicht gekommen zu sein, daß es in Oesterreich nicht wie bisher wei tergehen werde. Er wird demnächst die Führer der Linken und der Rechten zu einer gemeinsamen Besprechung einladen, in welcher der Versuch er- neuert werden soll, den parlamentarischen Frieden herbeizuführen. Die Absicht, ein neues Sprachen, gesetz auf dem Wege der Notverordnung zu erlassen, hat Graf Thun wieder fallen lassen. * Paris, 18. Juli. Der „Liberte" zufolge dürs ten der französische Botschafter beim Vatikan, Nisard der Botschaftsrat Delaroche-Bernei von der Ber liner Botschaft und der Ches des Thifsrier- bureaus, Paleologue, von dem Kriegsgericht in Rennes als Zeugen vernommen werden. * Frau Dreyfus, die fast täglich ihren Mann im Gefängnis besucht, erzählte, daß dieser sich bet guter Gesundheit befinde und das „geheime Dos sier" jetzt vollständig durchgesehen habe. Frau Dreyfus ist fortgesetzt Gegenstand sympatischer Kund gebungen, * London, 18. Juli. Gestern traten die Verträge, nach denen Japan allen Völkern des Westens ge- öffnet ist, in Kraft. ' * Die englischen großen Seemanöver nehmen in den nächsten Tagen ihren Anfang. ES sollen zwei Flotten einander gegenübergestellt werden. * Gegen etilen Krieg mit Transvaal macht sich unter den UitlanderS in Johannesburg eine Be- wegung geltend. Sie tadelten in mehreren Ver sammlungen die Haltung der englischen Regierung und traten für eine friedliche Beilegung der Streit- punkte zwischen England und der Republik ein. * Der britischen Dum-Dum-Kugel hat die Haager Friedenskonferenz eine für England wenig schmeichel hafte Aufmerksamkeit gewidmet, was bekanntlich allerdings nicht verhinderte, daß große Mengen die ses für die „Wilden" berechneten Geschosses in den letzten Tagen nach dem Kaplande geschickt wurden, um gegebenenfalls gegen die Buren verwendet zu werden. Nun wird auf einmal von London aus die Nachricht verbreitet, die Dum-Dum-Kugel be währe sich nicht, sie versage. * Die VermittelungSoersuche in Dänemark zwi- schen Arbeitgebern und Arbeitern im Baugewerbe und in der Eisenindustrie sind fehlgeschlagen. * Milans Rache findet immer neue Opfer, täg lich werden neue Verhaftungen angeordnet. In der Bevölkerung herrscht große Beunruhigung. * Madrid, 18. Juli. Der Ausstand der Hoch öfen-, Bergwerks, und Hafenarbeiter in Bilbao hat sehr großen Umfang angenommen. Ueber 2000 Mann Truppen mußten zusammengezogen werden und die Stadt und die umliegenden Ortschaften besetzen. * Pretoria, 17. Juli. Vom VolkSraad und der Regierung wurden wichtige Zugeständnisse im Sin- ne der Forderungen MilnerS angenommen. * Pretoria, 17. Juli. Die Zahl der UitlanderS, die gleich nach dem Inkrafttreten der neuen Bürger- rechtSgesetzeS das volle Wahlrecht haben werden, wird hier aus über 15 000 geschätzt. Die folgenden Jahre wird es aus etwa wettere 1000 UitlanderS zutreffen. * Petersburg, 18. Juli. Am Sonntag empfing der Generaladmiral Großfürst Alexei den Komman danten und die Offiziere des deutschen Schulschiffes „Tharlotte". 8 Der Bankbeamte Ritter aus Wien stürzte im Raxgebiet ab und wurde schwer verwundet, während der ebenfalls am Sonntag abgestürzte Wiener Vic- tor Maresch den Tod sand. 8 Der 28. Abgeordnetentag des Deutschen Krie- gerbunde- hielt vorgestern Vormittag in Osnabrück unter Vorsitz des Generals der Infanterie z. D. v. Spitz eine Sitzung. Der nächste Abgeordnetentag wird im Jahre 1V02 und zwar in Düsseldorf stalt- ftnden. § In Ulm wurde der Bauer Pfisterer von Stet ten wegen Brandstiftung nach fünftägiger Verhand lung zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt. ES konn- ten ihm 7 Brandstiftungen bewiesen werden. 8 Ein scheußliches Verbrechen ist in einem Walde der Gemeinde Leifringhausen bei Lüdenscheid in Wests, begangen worden ; man fand dort die Lev he einer etwa 30jährigen F au, nur noch mit Strümpfen und Stieseln bekleidet. Die Hände waren auf dem Rücken mit einem Tuche zusammengebunden. Das Gesicht der Leiche war bis zur Unkenntlichkeit entstellt, wahrscheinlich hat der Mörder es verstümmmelt, um die Nachforschungen nach der Person des ThäterS sowohl, als auch seines Opfers zu erschweren. Aus demselben Grunde hat er vermutlich auch die Kleider der Ermordeten beiseite geschafft. 8 Der srüher als Rennfahrer sehr bekannte Aug. Lehr ist mit seinem Motordreirad bei Rheindahlen (Rheinland) verunglückt, als er sich nach Oberhausen zur Einweihung des dortigen Velodroms begeben wollte. 8 Vom RadfahrerunionS - Kongreß in Mainz. Als nächstjähriger Kongreßort ist Straßburg be stimmt. Rennen sollen dabei nicht stattfinden, da- gegen ist eine Gxtrajahrt nach Dari« geplant. Für die zwei folgenden Fahre sind Augsburg und Düs seldorf in Aussicht genommen. 8 In Naumburg hatte eine Arbeitersfrau jüngst einem Handwerksburschen, der bet ihr vorsprach, statt eines Zweiers aus Versehen ein Goldstück ge- geben, was für sie bezw. ihren Mann um so un- angenehmer war, als dies Geld mit für die Miete zurückgelegt war. Wie überrascht war nun der Mann, als er dieser Tage aus Zeitz fünf Mark und einen (namenlosen) Brief erhielt, worin der wider Willen so reichlich beschenkte Handwerksbursche um Entschuldigung bat, daß er den Irrtum der Frau für sich ausgenutzt habe; er habe eben da mals Geld gebraucht, aber jetzt habe er Arbeit ge funden zind schicke nun die erste Abzahlung; bald werde er auch den Rest senden und dann seinen Namen nennen. 8 Bei Temesvar ^gerieten vor einigen Tagen der Landwirt Gatja und'dessen Frau Persida mit dem Schnitter Johann Trailla in Streit, weil sich letzte rer während des Schnittes zu häufig die Pfeife stopfte und angeblich zu wenig arbeitete. Trailla geriet in Zorn, holte mit der Sense au« und schnitt Gatja den Kopf ab, woraus er auch der Frau Gat« jaS mit der Sense schwere Verletzungen beibrachte. Trailla stellte sich nach der That selbst dem Ge- richte. 8 Lemberg, 18. Juli. In der Pfandabteilung der Galizischen Kreditbank ergab sich ein Fehlbetrag von 77 ooo Gulden. Der kürzlich erfolgte Selbst- mord eine» Bankbeamten wird in Zusammenhang damit gebracht. 8 Unter Vergiftungserschetnungen sind in der Trienter Arttlleriekaserne 86 Soldaten erkrankt. Durch einen fast unglaublich erscheinenden Zufall «ar Arsenik unter da« Kochsalz geraten,