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Auerthal -Zeitung, für die Stadt Aue und Umgehung. —— Inserate Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. LLSLLSKLLL o o " Oo o pro Zeile 20 Psg. Bei 4 maliger Ausnahme LS»/» Rabatt. — Bei größeren Inseraten . ».mehrmaliger Ausnahme wird entsprechend Verantwortlicher Redakteur: Ernst Funke, Aue sErzgebirge.s höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten Redaktion ».Expedition: Au«, Marktstraße. und Landbriesträger nehmen Bestellungenan. Nr. 95 * Mittwoch, den 5. Juli 1899. tZ. Jahrgang. Bekanntmachung. Die lllld LLlsrirsirfsrrHs im Grundstücke Pfarrstraße Nr. 14 hier ist erloschen. Aue, am 3. Juli 1899. Der Rath der Stadt. Natbsassessor Taube. Tageblatt Erscheint täglich Nachmittags, außer an Sonn- u. Feiertagen. — Preis pro Monat frei ins Hau» 20 Psg., auswärts 25 Psg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspieael" 5 Psg. mehr. — Bei der Post abgeholt Pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger 1.4c> Mark. Auerthal- Zeitung erscheint jetzt täglich, k o st e t PPS rNsir«rt nur LV Pfennige. Airs Ollsv Welt. * Der Herzog von Albany, der Koburg-gotha- ische Thronerbe, siedelt mit seiner Mutter nach Go tha über und erhält eine deutsche Erziehung; er besucht eine deutsche Hochschule und tritt in die deutsche Armee ein. * Die hessische zweite Kammer nahm eine vom Abg. Osann beantragte Junggesellensteuer an. * Die Gesundheitsverhältnisse in Kiautschau, die, wie gemeldet, eine Zen lang viel zu wünschen Netzen, haben sich nach neueren brieflichen Meldun gen gebessert. * Der Gouverneur Generalmajor Liebert hat die Gewerbesteuer für Deutschostafrika eingesührt. * Ein allgemeiner Friede im Berliner Bauge werbe steht in sicherer Aussicht. Bei den zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern der Baubranche jetzt fast täglich stattfindenden Verhandlungen zeigt sich eine sehr versöhnliche Stimmung. Der Streik der Maurer in Tegel, der zu einer gefährlichen Streit frage auszuarten drohte, ist durch Zuthun der Lohn kommission beigelegt. Die Arbeit wurde zu den alten Bedingungen wieder ausgenommen. Hingegen hat der Arbeitgeberbund diejenigen Unternehmer, welche vor dem Aufstande nur 5ü Psg. zahlten und denKOPfennig-Stundenlohn bei derWiedereinstellung nicht bewilligten wollten, zur Anerkennung der Eini gungsbedingungen veranlaßt. Mit den Zimmerern dürfte ein dem Maureroergleich nachgebildeter Ver trag geschlossen werden, wofern diese von ihren wei tergehenden Forderungen Abstand nehmen. * Fürst Herbert Bismarck ist am Sonnabend früh von Lübeck nach Friedrichsruh abgereist, ohne mit dem Kaiser zusammengelrofsen zu sein. * Die Hoffnung, daß die Unruhen im Herner Grubengebiet bald zu Ende gehen würden, hat sich leider nicht erfüllt. Nach den neuesten Meldungen hat sich vielmehr die Lage verschärft. Nur ans we nigen Zechen sind am Sonnabend alle Bergleute angefahren; die Belegschaften solcher Zechen, die bisher vom Streik nicht betroffen waren, sind zum Teil ausständig geworden. Aus Zeche „König Lud wig" fehlten von 1000 Mann 900, auf den übrigen Zechen ein größerer oder kleinerer Teil. Auch haben wiederum bedrohliche Versammlungen stattgefunden, gegen welche Gendarmerie und Militär mit den Waffen haben vorgehen müssen. In der Nähe der Zeche „Shamrock" soll auf Militärposten geschossen worden sein; die Wachen und Patrouillen sind aus diesem Grunde verdoppelt worden. Der Streik hat bereits auf den Gelsenkirchener Bezirk üb »gegriffen, wo auf zwei Zechen der Streik ausgebrochen ist und zur Unterdrückung von' Unruhen ein Bataillon des 39. Infanterieregiments angekommen ist. — Militärische Radfahrer halten ständig die Verbin- düng aller Truppenteile, vor allem jener auf den Zechen, mit dem Hauptquartier aufrecht. Die auf den Zechen stationierten Truppen sind angewiesen, den Arbeitswilligen den weitestgehenden Schutz an gedeihen zu lassen und sie, wenn notwendig, bis auf einen Kilometer Entfernung von und zur Zeche zu geleiten. * Das Ende der Friedenskonferenz rückt heran, aber keine Abrüstung! Die erste Kommission be reitete den russischen Abrüstungsantrügen ein stil les Begräbnis durch die Annahme einer Resolution, welche sich mit der Erklärung begnügt, daß eine Einschränkung der Kriegskosten für das geistige und materielle Wohl der Völker von höchstem Werte sei. Der Zar wird sich durch diese platonische Eh rung tief gerührt fühlen. * Die französische Kammer nahm einen Antrag an, welcher Frauen, die an einer staatlichen An stalt eine Prüfung ablegcn, gestattet, die Advoka tur auszuüben. * Der Sonnabend ist in Rennes vollkommen rnhig verlausen, desgleichen in Paris. Komman dant Carriöre besuchte den Gefangenen gestern. * Paris, 3. Juli. In Saint Cloud wurde gestern Döroulöde von den Zeugen in seinem jüng sten Prozesse ein Ehrenpunsch veranftalret. Dörou- löde erklärte in einer Ansprache, daß er Dreysus für schuldig halte, doch, falls das Kriegsgericht in Rennes Dreysus für unschuldig erkläre, er sich vor diesem Urteilsspruch beugen werde. * Rennes, 3. Juli. Die Advokaten Demange und Labori, sowie Mathieu Dreysus und seine Frau sind gestern Abend hier eingetroffen. * Cecil Rhodes hat am Sonnabend die Rückreise nach Afrika angetreten. * Die Lage in Belgien ist auch nach dem Rück züge der Regierung noch kritisch. In Antwerpen sand am Sonnabend Abend eine ähnliche Kund gebung wie in Brüssel statt. Etwa 20 000 So zialisten und Christlich-Demokraten durchzogen die Straßen der Stadt unter den Rufen: Es lebe die Republik!" * Aus Spanien. Bei Eröffnung der Gemeinde ratsverhandlungen in Barcelona wurden aus der Mitte der Menschenmenge heraus Schüsse auf die Räte abgegeben; drei derselben wurden getötet, neun verwundet. * Valencia, 3. Juli. Am Sonnabend kam es hier zu schweren Unruhen. Sie begannen damit, daß zahlreiche Gruppen den Verkehr der Pferdebahn wagen zu stören suchten. Als dann die Gendar merie einschritt, wurde sie von der Menge mit Steinwürsen empfangen. Die Gendarmerie und die Truppen waren infolgedessen genötigt, zu schießen, sodaß mehrere Personen verwundet wurden. Abends nahmen die Unruhen noch größere Ausdehnung an. Die Hauptpunkte der Stadt wurden von Truppen besetzt. Die Aufrührer errichteten Barrikaden, von denen eine von der Kavallerie genommen wurde, nachdem von beiden Seiten lebhaft gefeuert wor den war. Es wurden zahlreiche Personen verwun det; ob auch Leute getötet wurden, ist bis jetzt nicht bekannt. * Barcelona, 3. Juli. Am Schluffe einer Ver sammlung, die gestern zu Gunsten der Revision des Prozesses der Gefangenen in Montjuich abge halten wurde, zogen die Theilnehmer nach dem Liberalen Klub und veranstalteten dort eine Kund gebung. Die Gendarmerie, die dagegen einschritt, wurde von der Menge mit Steinen beworfen und machte von der Waffe Gebrauch. — 30 Personen wurden verwundet, darunter mehrere tötlich. * Barcelona, d. 3. Juli. Wie nachträglich aus Badalona gemeldet wird, trägt der Angriff gegen den Munizipalrat einen rein lokalen Charakter. Beim Amtsantritt des neuen Munizipalrates kam es zu einem Zusammenstoß der verschiedenen Par teien. Ein Beamter des Munizipalrates wurde getötet. * Brüssel, 3. Juli. Der König hatte am Sonn abend eine lange Unterredung mit dem Minister präsidenten Vandenpeereboom. „Petit Bleu" mel- det, der König beabsichtige, falls im Laufe der Wo che keine Einigung der Parteien über Formulie rung des neuen Wahlgesetzes erzielt werde, die Kam, mer aufzulösen und das Land zu befragen. Gene ral Brialmont wird bei dieser Gelegenheit ein Ma nifest zu Gunsten der allgemeinen Wehrpflicht er lassen. — In der Provinz herrscht, von unbedeu tenden Kundgebungen abgesehen, Ruhe. * Brüssel, 3. Juli. Zahlreiche Sozialisten ver anstalteten gestern Nachmittag im Park, während eine Militärkapelle dort spielte, eine Kundgebung. Sie sangen die Marseillaise und stießen Ruse ge gen das Ministerium aus. * Neueren Meldungen zufolge ist der Geistes zustand des chinesischen Kaisers wieder sehr unbe friedigend, weshalb die Möglichkeit der Abdankung nahe gerückt sei. DsP 11trfehte s. 8 In Braunschweig erschoß der Kaufmann von Buchwald sich und seine 10jährige Tochter in einem Hotel. In einem hinterlassenen Schreiben glebt er an, daß ein Nervenleiden seiner Frau ihm das Ehe leben unmöglich mache. 8 In Lichtenhagen bei Rostock erfaßten Mühlen flügel zwei in der Nähe spielende Söhne das Mül lers Wittenburg. Der fünfjährige Sohn war so fort tot, der elfjährige liegt an den empfangenen Verletzungen hoffnungslos darnieder. Z Berlin, 3. Juli. Nach Unterschlagung von 3000 Mk. flüchtig ist der Buchhalter Karl Moser. Moser erhielt den genannten Betrag am Sonnabend Mittag von seinem Ches, einem Eisenbahnbauunter nehmer zur Löhnung der in Carow an der Stetti ner Bahn beschäftigten Arbeiter; er ist indessen in Carow mehr erschienen, hat vielmehr seinen Reise koffer aus seiner Wohnung abhvlen lassen und hat jedenfalls Berlin verlassen. Auf bie Eingreifung des Moser und Wiederherbeischaffung der Summe hat der Geschädigte eine Belohnung ausgesetzt. Moser ist etwa 40 Jahre alt, 170 Zentimeter groß, sonnenverbrannt, schlank, hat meliertes Haupthaar und Schnurrbart, Glatze, lispelt stark und hat aus der Vorderseite des Kopses wallnußgroßen Grütz beutel. 8 In einer Färberei zu M.-Gladbach wurde ein Arbeiter durch die Transmission zur Decke empor geschleudert und schrecklich zermalmt. 8 Am Freitag Nachmittag fuhr ein unbekannter Mann mit zwei Kindern in einem gemieteten Boote in den Starnberger See hinaus. Dort warf er zunächst die Kinder in das Wasser und ertränkte sich dann selbst. Der leere Kahn wurde alsbald aufgefunden. 8 Als erste der bei der Wettfahrt von Kiel nach Travemünde beteiligten Nachten ist die Nacht des Kaisers „Meteor" in Travemünde eingetroffen. Die übrigen Nachten folgten in kurzen Abständen, die letzte war um 3 Uhr früh dort angelangt. 8 Aus Hannover wird berichtet: Der kürzlich wegen Totschlags zu 15 Jahren Zuchthaus ver urteilte Mörder Müller hat das Geständnis von einer zweiten Blutthat abgelegt. Er will 1896 einen mit ihm reisenden Handwerksburschen in der Wesergegend bei Holzminden ermordet, seiner Baar- schäft beraubt und den Leichnam verscharrt haben. 8 Die Vorgänge im Potsdamer St. Joseph-Wai- senhause beschäftigten am Sonnabend in zweiter Instanz die Strafkammer des Landgerichts Potsdam. Wegen Mißhandlung eines 13jährigen Knaben im katholischen St. Josepy-Waisenhause zu Potsdam