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Tageblatt für -ie Stadt Aue und Umgebung. Erscheint täglich Nachmittags, außer an Sonn- n. Feiertagen. — Preis pro Monat frei ins HaNS 20 Psg-, auSwärt« 25 Pfg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" 5 Pfg. mehr. — Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. Rr.8v Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Nu«ke,^Aue (Erzgebirge.) Redaktion u. Expedition: Atte, Marktstraße. die einspaltige Petitzeile'10 Pf»-, «mtkiche Inserate die Corpus-Zeile SS Psg., Reklamen pro Zeile 20 Psg. Bei 4 maliger Prahme Sko/y Rabatt. — Bei gröberen, MMn u. mehrmaliger Aufnahme Wird eutsprechmd Höherer Rabatt gewährt. All» Pöstarlstämn «nd LandbrieftrSger nehmen Bestellungen an. Sonnabend, den 24. Ium 1899. IN. Jahrgang. teilt noch mit, daß Abg. Brodbek sein Mandat niedergelegt habe. » Heute 11 Uhr: Veriagungsoorlage, Fortsetzung der Debatte über die Vorlage betr. Schutz, des ge werblichen Arbeitsverhältnisses und 3. Lesung der Atteitttzal-Ieitirirg erscheint jetzt täglich, k o st e t Msitsrt uur SO Pfennige. Deirtsetze* ReiehStsrs 98. Sitzung vom 21. Juni, 1 Uhr. Eingegangen ist die Vorlage betr. Vertagung des Reichstages bis zum 14. November. T.-O.: Erneute 3. Lesung der Vorlage betr. die Handelsbeziehungen zum britischen Reiche. — Die Kommission beantragt nunmehr, die Vorlage unverändert in der Fassung der 2. Lesung zu ge nehmigen. — Die Vorlage wird nach kurzer Debatte säst einstimmig angenommen. ES folgt die erste Lesung des Nachtragsetats bezüglich des Erwerbs der Karolinen, sowie des Handelsübereinkommens mit Spanien (Meistbe günstigung.) Staatssekretär v. Bülow führt aus, die deut sch« Regierung habe die Hoffnung, daß der neue Besitz den alten Besitz fördere, entwickelungssähiger und ergiebiger machen werde. Gerieten die Karo- linen in andere Hände, so würde das nicht nur die politische Zukunft unseres Südseebesitzes gefähr den, sondern auch handelspolitisch, wirtschaftlich Keime vernichten, welche der Entwickelung fähig seien. Die Karolineninseln, Marianen, Palauinseln seien ebenso wie Kiautschau Glieder einer Kette. Bedenklich sei, daß das Handelsabkommen mit Spa nien, ein halbes Jahr über den allgemeinen Ter- min der jetzigen Verträge hinauslaufe. Abg. Lieber (Ztr.) äußert seine Genugthuung darüber, daß bei dem Kaufvertrag« jeder Eindruck vermieden worden sei, als hätte Deutschland sich die gedrückte Lage Spaniens zu Nutze gemacht. Er freulich sei auch, daß die CorteS die Sache so rasch erledigten. Unterstaatssekretär v. Richthofen beschwichtigt daS vom Vorredner geäußerte Bedenken damit, daß auch unsere Abkommen mit Frankreich und Japan um ein halbes Jahr über Ende ISOS hinausliefen; unsere Tarisfreiheit darüber hinaus werde jeden falls nicht beeinträchtigt. Abg. Hasse (nl.) stimmt im Namen seiner Par- tet der Vorlage zu, desgleichen Abg. Gras Kanitz (kons) Abg. Wiemer (srs. Vp.) lehnt den geforderten Betrag ab, weil die Inseln irgend welchen Gegen wert für 17 Millionen nicht böten. Staatssekretär v. Bülow entgegnet dem Vorred. ner, daß unsere hervorragendsten Seeoffiziere gün stig über die Karolinen und Marianen urteilten. Er bitte das Haus, nicht noch in letzter Stunde dem Erwerb der Inseln Schwierigkeiten zu berei ten. Uebrigens habe er, Redner, die Rede des Abg. Wiemer schon vorher in Gestalt von Artikeln der »Freis. Ztg." nach Madrid telegraphiert, wo sie die Annahme der Vorlage durch die Cortes be schleunigte. (Große Heiterkeit.) Abg. Graf Arnim (Rp.) betont die nationale Bedeutung des Erwerbs der Inseln. Abg. Liebknecht (Soz.) erklärt sich entschieden gegen die Vorlage. Wenn je ein thörichtes Wort gesprochen worden sei, so sei es das Wort: „Unsere Aukünft auf dem Wasser!" Die Kolonialpolitik, liegt der Regierung habe uns lächerlich und verächtlich gemacht. (Präs. Gras Ballestrem ruft den Redner wegen dieser Aeußerung zur Ordnung.) Redner fortsahrend: Die Sozialdemokraten seien Gegner dieser Kolonialpolitik, welch« -usammenhängt mit der ganzen Politik des Deutschen Reiches, die weiter nichts sei als ein Zuchthauskurs. Abg. Paasche (nl.) wendet sich zunächst gegen die Uebertreibung, daß das Deutsche Reich weiter nichts als ein Zuchthaus sei und tritt dann für die Vorlage ein. ' Abg. Schrader (srs. Bp.) stimmt für die Vorlage. Ueber den positiven Wert der Inseln lasse sich schwer genau aburteilen. Für ihn und seine Freunde sei entscheidend, daß «S sich hier um eine große poli tische Aktion unserer Regierung handele, die in' jeder Beziehung für uns von hohem Wert sein dürfte. Abg. Deinhard (nl.) begrüßt das Handelsabkom men mit Freuden. Abg. Roesicke-Kaiserslautern (Bd. d. L.) hegt Be denken wegen der Weineinfuhr. Abg. Lieber (Ztr.) wünscht Mitteilung darüber, daß auch der Jesuitenorden auf den Karolinen zu gelassen werde. Staatssekretär v. Bülow erklärt, daß das Jesuiten- gesetz für die Karolinen, wie überhaupt für die Schutzgebiete nicht gelte. Damit endet die Debatte. — Der Nachtrags etat wie das Handelsabkommen werden gleich in 2. Lesung genehmigt. Alsdann wird die Beratung des Gesetzes zum Schutze des gewerblichen Arbeitsverhältnisses fort gesetzt. Staatssekretär Gras Posadowsky tritt einer Reihe am Dienstag gefallener Aeußerungen entgegen. Das Gesetz sei in der vorliegenden Fassung von den verbündeten Regierungen einstimmig beschlossen worden. (Hört! Hört!) Bei der Zusammenstellung der Denkschrift sei ganz unparteiisch verfahren worden. (Lachen links.) Ueber die Thatsachen seien die un- parteiischen Organe der Staatsbehörden gehört worden. (Lautes Gelächter links.) Wie terroristisch die Streikenden seien, beweise ein ihm von vertrauens werter Seite zugegangenes Schreiben, wonach der Terrorismus sich sogar auf die Schule, die Kinder der nicht Streikenden erstrecke. (Ruse: Wo?) Er werde dies angeben, sobald er von der sofort an geordneten Ermittelung das Ergebnis erfahre. Abg. Roesicke-Dessau (wildlib.) beklagt, daß der Bundesrat die Vorlage einstimmig beschlossen habe. Bisher habe man doch annehmen müssen, daß we nigstens einzelne Regierungen einen ablehnenden Standpunkt eingenommen hätten. Die freisinnige Vereinigung sei durchaus Gegner der Vorlage, welche der erste Schritt sei zur gänzlichen Unter grabung der Koalitionsfreiheit, zugleich aber ein Schlag ins Gestchl des Reichstages, der schon wie derholt die Ausgestaltung des Koalitionsrechts ge fordert habe. Minister Brefeld protestiert dagegen, daß hier gegen den konstitutionellen Gebrauch verstoßen und der Kaiser in die Debatte gezogen würde. Man solle sich an den verantwortlichen Reichskanzler wenden. Präsident Gras Ballestrem bemerkt: Der Bun desratsbevollmächtigte und preußische,Minister Bre feld hat beim Beginn seiner Rede es für angemes sen gehalten, die Aeußerung eines Abgeordneten, welche ich bereits rektifiziert habe, nochmals zu rek- tifizieren. Das ist ein Verfahren, welches bis jetzt bei Mitgliedern des Bundesrates nicht üblich ge wesen ist. Dieses Verfahren ist geeignet, die Stel lung des Präsidenten dem Hause gegenüber herab zumindern und zu erschweren. (Anhaltende lebhafte BravoS.) Minister Brefeld erklärt, es habe ihm durchaus fern gelegen, die Stellung des Präsidenten herab zusetzen. Abg. Haußmann (südd. Vp.) bekämpft die Vor lage. Deutschland brauche nicht mehr Zuchthaus sondern mehr Freiheit, nicht mehr Urteile, sondern mehr Urteil! (Beifall.) Abg. v. Ezarltnski (Pole) spricht gegen die Vor lage, ebenso Abg. Wtnterer (Els.) Hieraus vertagt sich da» Hau», Der Präsident Karolinenvorlage. Schluß S»/4 Uhr. Atts alle* wett. * Berlin, 22. Juni. Um den Mastrerstreik zu beseitigen, wird, nachdem beide Parteien ihre Be reitwilligkeit erklärt haben, am Sonnabend da» Gewerbegericht als Einigungsamt zusckntmentreten. * Berlin, 22. Juni Der „RekchSiistzÄgÄ" ver öffentlicht eine Bekanntmachung, nach roelWr dem nächst neue Reichskassenscheine zu fünfzig MÄk aüs- gegeben werden. * Berlin, 22. Juni. Gestern Abend fand uiiter zahlreicher Beteiligung ein Bismarck-KoMinerS' der deutschen Studentenschaft statt. An den Käischc tbintd« ein Huldigungstelegramm, an den Fürsten ÄMstarck ein Begrüßungstelegramm gerichtet. Der Mktor der technischen Hochschule hielt die Festrede:' * Die Ausweisungen aus NordschkeSrvkg »tehWm immer größeren Umfang an. In Schottbikrg Md Umgegend wurden 15 Knechte und Mägde äüHße- wiesen, weil sie selbst oder ihr: Diefistherröti'an einem Fest jenseits der Grenze teilgenommest haAen. * Nach Beendigung der Herbstmanövet tri« »rach dem „Berl. Tgbl." ein Wechsel im OberkMMstdo des heimischen Panzergeschwaders ein. Detz SkDhe- rige Chef, Vizeadmiral Thomsen, überniMNit «in Landkommando und geht nach Berlin. * Eine Lohnbewegung ist unter VeN Bergar beitern im Braunkohlengebiete WeißenfekS-Zeitz NUS- gebrochen. Der größte Teil der Arbeiter «ml "in den Ausstand emtreten, wenn ihre Forderung Vuf eine zehnptoz. Lohnerhöhung nicht bewilligt' »Md. * Die Stellungnahme Deutschland» in der SchiedSgerichtSsrage aus der Friedenskonserertz' steht noch aus und wird zum Teil von dem Ergestii» der ruhig iveiter tagenden SchiedsgerichtstredtitWst». kommiffion abhängig gemacht. Die ViNidtllitzltNg in das obligatorische Schiedsgericht dürste äber schdn jetzt als ausgeschlossen erachtet werden. * Die schlimme Lage der Amerikaner auf den Philippinen scheint nun auch die Kriegsoerwaltung in Washington nicht länger mehr vertuschen zu können; sie hat beschlossen, 15 000 Freiwillige un ter die Waffen zu rufen, * Die Pariser Zeitungen sind wieder einmal voll von Betrachtungen anläßlich der Verhaftung eines angeblich deurschen Spiones Steinmetz? in Havre. Die deutsche Botschaft ersuchte um Mittei lung von Einzelheiten der Verhaftung. > ' * Die französische Deputiertenkaiwmer beschloß trotz des Widerspruches der äußersten Linken mit 382 gegen 175 Stimmen, sich bis zum Möptan zu vertagen. Die Mehrheit der Kammer hofst.öffenbar, daß die Ministerkrists bis dahin ihr Ende gefim- den hat. * Die Mission Bourgois, aus die manso gvtztze Hoffnungen setzte, ist gescheitert. Der Radikale BWr- gois wollte ehrlich mit der DreyfuSaffäreaufrSiMte«, weil nur so wieder dauernd Ordnung in die M. worrene innerpolitische Lage gebracht werden khnfi, aber hier versagten die von ihm zu Mitarbeitern ausersehenen Männer. * Paris, 22. Juni. Trotz seines lebhaften Wun sches, möglichst bald nach dem Haag zurückzükehptN, beschloß Bourgeois, zur Verfügung des PräfideMn in Paris zu bleiben. * Paris, 22. Juni. In den Wandelgängfn der Deputiertenkammer wurde gestern Abend spät versichert, Delcassä habe das Ersuchen, ein neneS Kabinett zu bilden, abgelehnt. Bourgeois Habe Waldeck-Rousseau dringend ersucht, die Verhand lungen wieder auszunehmen. ' * Part», 22. Juni. Der Dampfer „ Ssax" Mit Dreyfus an Bord hat Dienstag Abend Cap Verde passiert. In Brest herrscht völlig, Ungewißheit,