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Auerthal-Zeitung : 14.08.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189808141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980814
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980814
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-08
- Tag 1898-08-14
-
Monat
1898-08
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 14.08.1898
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Gut! ich hoffe, daß die Polizei nicht da- r kommt, denn die hat ihre Nase überall/ Sei unbesorgt, nach dem kräht ' rt ihn ja, den französischen Wml welchem neuen Galgcnstreich soll ich dir behilf lich sein, MikloS Kralik, denn sonst würde ich sicher nicht die Ehre haben!" „Allen Respekt vor deiner Hundsnase," er widerte Kralik mit- widerlichem, rohen Gelächter, „Du bist gut vom Begriff, da braucht'S nicht viel Worte. Ich habe ein Stelldichein mit einem guten Freund verabredet, der mir lästig wird und wünsche zu diesem Zweck ein apartes Plätzchen, das Abfluß nach der Donau hat l" „Und was zahlst du für diesen Freundschafts dienst?" fragte der Wirt grinsend. „5000 Gulden, wenn die Sache ohne jede Störung abgeht!" .... - . hinter ... „Sei unbesorgt, nach dem kräht kein Hahn, kennst ihn ja, den französischen Wmdbeutel, mit dem ich öfter herkam und dem deine Kneipe zu nobel war!" „Und den willst jetzt liefern?" fragte der Wirt mißtrauisch. „Außerdem liefert er mich!" erwiderte MikloS barsch, »also ist eS besser, er schweigt für immer." „Bist ein ganzer Kerl, MikloS, und mir kann'S gleich sein," erwiderte der Wirt be wundernd, „und die fünf Tausender, wie steht'S mit denen?^ „Die erhältst sofort, wenn die Geschichte ab» gemacht ist. Wettere 5000 noch dazu, wenn du in einigen Tagen, ich werde dir die Zeit «och vorher näher ungeben, eine Barke ver mittelst, die für «ich ein kostbare» Frachtgut donauabwärtS befördert!" Der Wirt rieb sich vergnügt die Hände. „Steht's so, hast dich wieder auf daS Ge schäft verlegt? Mit dem Artikel ist noch alle weil Geld zu verdienen und in Wien gibt'S überflüssige Ware genug! Schau, daß die Sache gut abgeht und vergiß daS Zahlen nicht!" Miklos warf ihm einen finsteren Blick zu. „Einen so abgefeimten asten Schurken, wie dich, zu betrügen, sollte selbst mir schwer fallen, doch sei still, da kommt mein Freunder! l" Durch die niedere in allen Fugen ächzende Thür trat der Erwartete ein. Auch er stak in schäbigen, verlotterten Kleidern, die an seinem Körper schlotterten und in denen er sich nur unsicher bewegte. Die beiden Kumpane begrüßten sich kühl und verschwanden in dem anstoßenden Ge- winkel. Der Franzose war eine geschmeidige Figur mit eleganten Manieren, die sich selbst in dieser Umgebung nicht verleugneten. Mißmutig warf er sich in einen der Stühle und sagte ärgerlich: »Mich in diese aste Spttunke zu be stellen I" Weißt du gar keinen anderen Ott zu einer Zusammenkunft? Alpar wird sich besinnen, deiner Aufforderung Folge zu leisten, zudem dieses verwünschte Nest stets von Spähern um stellt ist. Ebensogut hätte ich doch in deine Wohnung kommen können." „Gerade da» wollte ich vermeiden," gab Miklos spöttisch zur Antwort. „Einer oder der andere unter meinen Bekannten, die den Spiel saal „Monsieur Diderot»" frequentieren, könnten doch auf die Vermutung kommen, daß der Croupier und der Vikomte Düval ein und die selbe Person seien und Bettachtungen anstellen, welcher «tt Beziehungen «ich mit dieser höchst ehrenwetten Persönlichkeit verblnden." „Zum mindesten ist meine Persönlichkeit so ehrenwett wie deine," gab Düval im heraus forderndem Ton zur Antwort, „du scheinst die Dienste, die ich dir bisher geleistet, rasch ver gessen zu haben, wenn du in einem solchen Ton mit mir zu reden wagst." Kralik schnitt eine hämische Grimasse. „Dienste!" lachte er stech auf, „hab' ich was mit diesen Diensten, mich reut'S nur, einen solch ausgemachten Dummkopf wie dich mit nach Wien verpflanzt zu haben, meint der Kerl wundes wie gescheit er ist und steckt den Kopf selbst in die Schlinge. Habe ich dich nicht ausdrücklich zur Vorsicht gewarnt und be fohlen, mit der Ausgabe der Falsifikate so lange -urückzuhalten, bi» der Zeiwunkt dazu geeignet ist. Nun fitzen wir in der Klemme." „Bah, wer will uns etwas beweisen ?" sagte Düval sorglos. „Die Presse und alle», wa» damit zusammenhängt, vernichten wk, eS find doch fw jede« von un» 50 O0O Gulden herau»- gekommen!" „Ohne deine Dummheit wäre e» in kurze« zwei- bi» dreimal so viel geworden," erwiderte Kralik finster. »Und ohne diese Dummheit säßest du vielleicht heute auf der Galeere oder hättest unter der Guillotine geendigt, statt die Erbschaft deine» Herrn anzutreten und jetzt hier auf großem Fuße zu leben. Du wirst stech, mein Lieb«, und daS paßt mir durchaus nicht! Sobald Alpar kommt, vw gerechnet und dann wolle» wk für immer auseinander gehen l* «Z !> (Fortsetzung folgt.» eletdi- nicht » i« !l Seit ürger- Nach hatte, « un» einzu- ff die »steten entum bjektiv ch am kaiser. fischen tte ich «der» r der m mir ibühr- Fall, »Teil keinen l auf , als »er in oder Biel- ungen . > ent- nnen, rseit» s der lieber mal» tt zu gende > mir habe lenste r und Ent führt, als Ent- tters hver- der :rlin, >aar- »ische derte lung ichen zbau eute, lnem «end, hren »um der ska-* der- von ebcs !M. doch der- fing Be- dem die echS ihn- mit ihre K ub- zu ial- lehr mit Ihn, da» elle chte den cks, wer ten ts- och »ar rlS ch- xn in- -rg »er en en »r- lb ru r- n» te »S t- 1 's' 4 > r, u er wurde dann in Spanien ausfindig gemacht und verhaftet. Der junge Mann wird zur Untersuchung seine» Geisterzuftande» nach Innsbruck überführt werden. Budatzest. Jahrelang bettiebene Unreael- Mäßigkeiten wurden in dem hiesigen Ersten vaterländischen Wohltättgkett»»Verein, dessen Mitglieder fast ausschließlich Fabrikarbeiter und »Srbeitettnnen find, entdeckt. Der festgestellte Abgang soll 100 000 GuLen betragen. In einer diesbezüglich abgehaltenen außerordent lichen Generalversammlung der Vereins kam e» zu so erregten Szenen, daß die Polizei wieder holt einschretten mußte und zahlreiche Vereins mitglieder — e» waren deren mehr als tausend anwesend — mittel» Gewalt auS dem Be- ratungSsaale entfernt werden mußten. Toscana. Acht arme Arbeiterfamilien in San Marco erbten 13 Millionen Lira vo« einem vor 30 Jahren nach Amerika auSge- wanderten Verwandten. Konstantinopel. Eine Bewohnerin der Stadt, namens Fatma Hanum, hat ein in ihrem Besitze befindliches Haar vom Batte deS Propheten dem dortigen Armenasyl geschenkt. Die Ueberttagung dieser Reliquie nach ihrem neuen BeftimmugSotte geschah unter großen Feierlichkeiten, an denen sich viele Staat»- Würdenträger, hohe Militärs und sonstige Nota- bilitäten beteiligten. New Bork. In New Aork beschäftigt man sich mit der Errichtung eines außergewöhn lichen Gebäudes, das Kunst und Architektur der Aegypter, Assyrier, Griechen, Römer, Mauren u. s. w. veranschaulichen soll. Alles ist in großem Stile gedacht, so werden -um Beispiel in der Halle von Kauak die Säulen in vollem Umfange, 70 Fuß Höhe und 12 Fuß Durch messer, aufgeführt, das assyrische Thronzimmer Nimrods von gleichem Umfange und auch daS, was die Größe RomS zur Zett Konstantin» darstellen soll. Die maurischen Räume werden natürlich die Wiedergabe der Alhambra sein. DaS Gebäude wkd noch innerhalb Jahresfrist vollendet sein und man erhofft einen statten Erfolg. Kiautschou. In einem chinesischen Briese der,TimeS' auS Kiautschou heißt eS: Voraus gesetzt, daß eine ausreichend große Summe be willigt wkd zur Verbesserung de» Hafens, Be schaffung von Trinkwasser, Verbesserung der Straßen, Bau einer Eisenbahn, und vorau»- gesetzt, daß die Deutschen ihr Versprechen halten und einen offenen Hafen daraus machen wie Hongkong, was sie, wie ich glaube, thun werden, dann glaube ich, ist alle Aussicht vorhanden, daß Kiautschou ein wichtiger Handelshafen werden wird. Die Klautschou-Bai ist so ge legen, daß sie der natürliche Mittelpunkt des SeehandelS von Schantung werden müßte. Aber die Deutschen haben eine große Arbeit vor sich, bis e» dazu kommt. Hongkong und Schanghai wurden nicht an einem Tage gebaut. Gerichtstzalle. «ambccg. DaS hiesige Landgericht hat den Kassierer des DarlehnSkassenveremS Saußling, Schmitt, wegen Unterschlagung zu 2 Monat Ge fängnis, den Vorstand und Bürgermeister Friedrich zu 3 Wochen Gefängnis und 190 Mk. Geldstrafe, das Mitglied Müller, der die JahreSrechnungen an gefertigt, über den Stand des SenossenschaftSver- mögenS falsche Angaben machte und dadurch die Einleger irre führte, zu 30 Mk. Geldstrafe verurteilt. Der frühere Kassierer hatte dem Verein auch schon einige tausend Mark unterschlagen, die Sache war aber nach seinem Tode unter der Hand ausgeglichen worden. Frankfurt. Der Metzgermetster L. ist wegen Verletzung der Sonntagsruhe angeklagt, weil er bei Kunden noch nach 8'/, Uhr morgens Waren ab liefern ließ. Er erklärt, die Kunden schliefen am Sonntag länger als sonst, und eS sei unmöglich für die Austräger, die Polizeistunde einzuhalten. DaS Gericht schenkt dem Einwand Glauben und er kennt freisprechend. Halberstadt. Der Kaufmann Moritz Meyer weigerte sich, bei seiner gerichtlichen Vernehmung als Zeuge den voraeschrtebenen Eid zu leisten. Als die Reihe an ihn kam, erschien er mit einem Zylinder hute in der Hand am Zeugentische und richtete an den Vorsitzenden die Frage, ob eS ihm gestattet sei, während der Eidesleistung nach jüdischen ReligionS- lknappa Majorität für ein ferneres verbleiben Ix» Lanze m Verein. Die Folge war, daß Ler Vorstand in keiner Mehrheit sein Amt niederlegte und nebst den Ehrenmitgliedern (Offizieren) au» dem Verein ausschted. In einer wetteren Versammlung de» Verein» wurde zu dem ersten verstoß ein zweiter htneugefügt, indem Lange mit 51 gegen 10 Stimmen «» zum Vorsitzenden de» Verein» gewählt wurde. Da» Ende vom Liede wird sein, daß d« Verein au» dem deutschen Kriegerbund entfernt wird, -aß ihm die Berechtigung zur Führung einer Fahne entzogen wird, so daß er vielleicht selbst aufgelöst wird. Gothck^ Al» dieser Ta« der Rathaus- turmknopf geöffnet wurde, fand man außer verschiedenen Münzen auch eine Handschrift des Hofzimmermeisters Blödner, welcher den Turm im Jahr« 1847 erneuert hatte. In de« Schreiben bestimmt der Meister, daß die beiden im Knopfe befindlichen Zigarren von dem bei einer späteren Reparatur de» Turme» thätigen Baumeister und BaugewerkSmeister geraucht werden sollten. Diese Stiftung ist ausgerichtet und jedem der Leiden Herren die betreffende abgelagerte Zigarre auSgehändigt worden. Auch wkd dem Ver nehmen nach beabsichtigt, dem btt einer späteren Renovierung de» TurmeS thätigen Baumeister und BaugewerkSmeister eine Ueberraschung ähn licher Art zu bereiten. Gewonnen dürsten die Zigarren durch diese» Lager nicht haben. Saga«. In den Forsten de« Herzogtums Sagan verursacht der Rüsselkäfer ungeheuren Schaden. Die Käferlarve überwintert im Boden nahe den Baumwurzeln; der auSkrtechende Käfer durchbohrt die Wurzeln der jungen Bäume. Da da» AuSroden und Verbrennen der be- tteffenden Bäume das beste Mittel der Ver tilgung dieses Schädling» ist, so find große Flächen mehrjährigen Bestandes in den Revieren Nikolschmiede, LooS und KarlShof verbrannt worden. Bromberg. Der Lehrling eine» hiesigen Schneidermeisters hatte zu öfteren Malen in der Werkstätte den Gesellen gegenüber geklagt, daß er sich in seinem Leben noch nie so recht habe satt essen können. AIS nun vor einigen Tagen der Bursche wiederum sein altes Klage lied anstimmte, empfand einer der Gesellen ein menschliches Rühren und er beschloß, den Lehr jungen endlich einmal ordentlich satt zu machen und ihn eventuell von seinem fortwährenden Hunger zu kurieren. Er ließ eine zwei Pfund «chwere Leberwurst und ein ganze» Brot holen, und setzte es dem Jungen vor, stellte aber dabei die Bedingung, daß diese respektable Ration auch vollständig von ihm aufgezehrt werden müsse. Mit sichtlichem Behagen machte sich der ewig Hungrige über diese für ihn äußerst leckere Mahlzeit her, und die Wurst und ein großer Theil des Brotes waren bald den Blicken der Zuschauenden entschwunden. Der Rest wollte aber nicht mehr so recht „rutschen", zumal sich bald heftige Magenbeschwerden ttnstellten. Der Bursche war einige Tage bedenklich dank und dürste jetzt, nachdem er wieder hergestellt, auch von seiner Eßgier kuriert sein. Dem Gesellen, der durch seine unvernünftige Handlungsweise beinahe Unhell angerichtet hätte, wurde vom Meister der Laufpaß gegeben. Pforzheim. Dieser Tage machte hier der verwitwete Goldwaren - Fabrikant Dopf seinem Leben ein Ende, indem er eine Dosts Cyankali nahm. DaS ift innerhalb weniger Jahre der dritte Selbstmord in der Familie. Erst erhängte sich eine Tochter deS jetzt Verstorbenen, als dieser daS Mädchen daran hinderte, sich nach Neigung zu verheiraten. Bald darauf suchte feine Frau den Tod in den Wellen. Der nun erfolgte Tod de» Mannes wkd wohl auf die Lurch die früheren Vorkommnisse Herbeigefühtten zerrütteten Familienverhältnisse und damit ver knüpfte seelische Störung zurückzuführen sein. Nahrungssorgen waren nicht vorhanden. Wie«. Wie man sich erinnern dürste, ent wendete vor einiger Zeit ein junger Baron feiner Tante etwa 70000 Gulden in Wett papieren, worauf er fich nach Amerika ttnschiffte. Knapp vor der Landung wurde er jedoch ver haftet. Auf der Rückfahrt gelang eS dem Baron indes, fich seinen Wächtern zu entziehen, allein Vorschriften den Hut aufzusetzen. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft, Erster Staatsanwalt Peßler, ersuchte, den Antrag abzulehnen. ES sei unstatthaft, daß ein vor ein christliche» Gericht geladener Zeuge während der Eidesleistung di« Kopfbedeckung auf behalte. Meyer berief fich darauf, daß auch vor anderen Gerichten seinen bezüglichen Anträgen statt gegeben wordm sei. Da» Gericht lehnte den An trag ab. woraus M. noch einen letzten Versuch «achte, indem er bat, «ine Entscheidung de» Kultus ministerium» herbeizuführrn. DaS Gericht ging jedoch nicht mehr darauf ein. Der Vorsitzende ver wies ihn lediglich auf den Beschwerdeweg. Meyer will sich nun beschwerdesührend an da» Staats ministerium wenden. Uebrr die letzte« Todesursache« deS Heimgegangenen Reichskanzlers berichten jetzt die Leipziger Neuesten Nachrichten' zur Be seitigung verwirrender Nachrichten aus bester Quelle da» folgende: „Wk erwähnten bereit», daß das Lungen ödem, welche» den Tod unmittelbar herbeiführte, nicht die einzige Todesursache gewesen ist. ThcttsSchltch hat der Fürst schon fett dem Herbst des vergangenen Jahres an den Folgen einer Blutvergiftung gelitten. Sie hat die großen Schmerzen verursacht, dk den hohen Kranken gequält haben; sie hat ihn gezwungen, den Rollstuhl zu benutzen um ihn nicht wieder ent behren zu können. Trotzdem ist eS eine ebenso geschmacklose, wie taktlose Erfindung, wenn ein Berliner Blatt erzählt, man habe die Schmerzens- laute des Kranken durch die offenen Fenster bi» auf die am Schloßpark vorüberführende Land straße vernommen. Ebenso unwahr ist eS, daß der Fürst an Wassersucht gelitten habe. Ge heimrat Dr. Schwentnger hat den großen Ernst der Lage klar erkannt und auch die fürstliche Familie nicht in Unwissenheit darüber gelassen. Schon am 19. Oktober vorigen Jahres hat er einem der männlichen Familienmitglieder erklärt, man dürfe zufrieden sein, wenn der Fürst seinen Geburtstag noch einmal erlebe; jeder Tag dar über hinaus müßte als ein Gnadengeschenk Gotte» angesehen werden. Solcher Gnadentage find e» dann doch noch 120 geworden. Selbst, verständlich ist nichts versäumt worden, wa» ärztliche Kunst und sorgsame Pflege irgend dazu beitragen konnten, da» für Familie und Volk so kostbare Leben noch möglichst lange zu erhalten. Und al» dann endlich der Tag der Trennung erschien, da kam er doch noch sogar den am tiefsten Eingeweihten furchtbar überraschend. Wenn in der TageSpreffe nicht» davon gesagt wurde, wie ernst e» um den Fürsten stand, son dern im Gegenteil recht günstige Nachrichten verbreitet wurden, so darf man darüber nicht ungehalten sein. War doch der Geist de» Kranken rege bi» zum letzten Tage; hat er doch die politischen Blätter gelesen bis zuletzt. Wer hätte es da verantworten können, ihn auf solchem Wege über die Lebensgefahr aufzuklären, in der er schwebte! ES war also im letzten Grunde nichts wetter, al» ein Gebot liebevoller Rücksicht gegen den greisen Fürsten selbst, in der Presse Stillschweigen über seinen Zustand zu beob achten. Soviel mk bekannt, wkd ein aus führlicher Bericht über die KrankhettSgeschichte später von Geheimrat Dr. Schweninger ver öffentlicht werden." Die Dalastinafrchrt de* Kaiser* erinnert an die Reise Kaiser Friedrich», die er als Kronprinz gelegentlich der Eröffnung de» Suezkanal» durch das heilige Land gemacht hat. Wer den Verlauf jener ersten Reise mit dem Programm der neu geplanten Fahrt ver gleicht, dem drängt fich der Gedanke auf, daß Kaiser Wilhelm im Helligen Laude den Spuren seines Vater» folgen wolle. So wkd der Kaiser nicht nur dieselben Punkte berühren, sondern er wird sie auch fast genau m den selben Tagen besuchen, an denen der damalige Kronprinz dort weilte. Auch der Kronprinz be stieg abends den Oelberg und hiev dort eine stille Andacht, über die er seiner Zett geschrieben hat: „Diesen ersten Abend in Jerusalem, an dem ich vom Oelberge au» den Sonnenunter gang betrachtete, indem gleichzeitig jene groß artige Stille in der Natur einkat, die schon an jedem anderen Otte etwa» Feierliches hat, werd« ich «ein lebenlang nicht vergessen. Hier konnte fich da» Gemüt von der Erde abwenden und dem Gedanken ungestört nachhüngm, der jede» Menschen Innerstes bewegt, dar an dieser Stätte seinen erhabensten Ausgangspunkt feierte. Da» Nachlesen da Lieblingsstellen aus den Evangelien ist ein Gottesdienst für fich." Am 4. November 18SS war da Kronprinz in Jeru salem eingetroffen. Lag» daraf zog « nach Hebron. Am 6. besuchte er Bethlehem und kehrte am 7. nach Jerusalem zurück. Der Suva« hatte dem König Wilhelm die Minen d«S ehe- maltgenJohanniterhospizeS und der dazu gehörigen Kirche al» Eigentum überlassen, und namen» seines Vaters «griff nun der Kronprinz hiervon Besitz. Ein an Bord der „Hertha" gemalt« Wappen-Adler wurde an dem schön «ha tenen Thore befestigt und die preußische Standarte auf dem höchsten Punkte aufgepflanzt, wobei dem König ein dreifaches Huna ausgebracht wurde. Dann wurde der Rückweg nach Jaffa angetreten und — wie auch jetzt wieder beab sichtigt wkd — die Anker nach Beirut ge lichtet, dar man am 9. November «reichte. Dann ging e» nach dem Libanon. Die Be wohn« dies« Ortschaften, christliche Mennontten und mohammedanische Drusen zogen dem hohen Reisenden entgegen und begrüßten ihn mit dem Rufe: „Heil dem Prinzen aus Germania". Männ« trugen Palmen und Zweige voran, während die Frauen Weihrauch anzündcten od« Orangenwasser sprengten. Am Abend deS 11. wurde Damaskus «reicht und die Besichtigung des alten Baalbeck beschloß auch damals die Palästinafahtt deS Hohenzollern. ES folgte dann d« Besuch Aegypten», da» 1869 ja da» eigentliche Reiseziel bildete, während der Besuch deS heiligen Landes nur ein Abstecher war. Die Fahrt des kaiserlichen Sohne» aber hat Palästina zum Hauptziel, und ob das Nilland betteten werden soll, ist, wie erst kürzlich betont wurde, noch eine offene Frage. Wenn jedoch d« Kaiser al» einen Hauptpunkt seiner Reise da» Uebernachten i« Zeltlager betrachtet, so folgt « auch hierin den Spuren feines Vaters, der ebenfalls unter Zetten rastete und wohnte. Ktmtes Allerlei. Die Gründe. Für die plötzliche, in poltti- schen Kreifen viel bemerke Reise der Prinzessin von Wales nach Kopenhagen zähtt die »West minster Gazette' folgende jedenfalls ausgiebige Reihe von Gründen auf: „1) Sie will häus liche Zwistigkeiten -wischen dem Prinzen Karl und ihrer Tochter, d« Prinzessin Maud, be gleichen; 2) sie will den Zank zwischen dem russischen Vertreter und dem britischen Gesandten in Peking» üb« die Newchwang-Eisenbahn schlichten; 3) der König von Dänemark ist un wohl; 4) die Königin von Dänemark ist krank; 5) die Prinzessin von Wales ist selber krank; 6) Kopenhagen ist im August ein angenehm«« Aufenthaltsort als CoweS; 7) die Prinzessin wollte abreisen; 8) eS bestand kein Grund, wes halb sie nicht reisen sollte; 9) «S geht keinen Menschen auf d« Welt etwas an, als die Prin zessin von Wale» selb«." Die große Brandwirkrmg, welche die amerikanischen großen Granaten auf den spani schen Schiffen hatten und die auch beim Be schießen von Gebäuden beobachtet ist, sobald Holz od:r andere» brennbares Material in d« Nähe d« explodierenden Granate war, ist durch deren Füllung mit dem sehr grobkörnigen Pebble- Pulver erklärbar. DaS Pebblepulver hat un regelmäßig große Körn« (Kiesel) von Hasel- nußgröße und darüb«. Explodiert nun diese Granate, so werden noch nicht ganz verbrannte, sprühende Pulverkörper herumgeschleudett und gleichsam in die in der Nähe befindlichen brenn baren Stoffe hineingeschosfen, wodurch da» Ent stehen de» Brandes an mehreren Stellen zu gleich erklärbar ist. Die Stärke dieser Brand wirkung ließ dk Spanier zuerst an Granaten mtt besonderer Füllung von Brandsatz glauben. Sin echt berlinischer Entschuldigungs zettel ging der Lehrerin einer Gemeindeschule zu. Der Zettel hat folgenden Wortlaut: „Meine Tochter konnte gestern nich in de Schule kommen, well sie mit en HalS ins Bett gelegen hat." """ der Straßenseite, und hielt die Polizei stet» ein wachsames Augenmerk darauf, da eS im schlimmsten Rufe stand und einen Unlerschlupf für lichtscheue», verworfene» Gesindel bot und auch schon manchem Verbrecher da» Entrinnen ermöglicht hatte. Die inneren Räumlichkeiten ent- sprachendemAeußerndeSGebäudeS. JmErdgeschoß lag ein niederes, verräuchertes Gastzimmer, an das eine Menge kleinerer Räume stieß, die in einem Gewinkel ausliefen und verschiedene Aus gänge hatten. An der Schenke stand d« Wirt, ein Mann mit ausgesprochener Galgenphyfio- gnomie, dem man auf den ersten Blick ansah, daß er jahrelang hinter verschlossenen Thkren und Sittern zugebracht und mit d« Polizei beständig auf miegSfuß lebte. Er stellte eine Flasche Absinth vor einen neu eingetretenen Gast vom verwlldertsten Aussehen, der in dem dunkelsten Winkel d« Spelunke Platz genommen hatte. Ein breiter, abgetragener Hut beschattete sein Gesicht, au» dem graugrünen schmierigen Rock schaute ein bunt gewürfeltes Hemd h«- vor und um den HalS schlang fich ein karierte» Tuch au» grobem Wollstoff, da» lose gebunden war. Er trank den Absinth auf einen Zug le«, bestellte eine neue Flasche und schob eine Rolle Tabak in den Mund „Hast lange Zett nicht mehr da» Vergnügen gehabt, «ich hier zu sehen, nicht wahr, Wenzel?" fragte « höhnisch, „man muß ja befürchten, deine Spelunke füllt einen» üb« den Kopf zu sammen I" „Spitzbuben vo« dein« Sötte finde« imnier einen Ausweg, damit der Salgen nicht nm seine Beute kommt!" mein« d« Wirt trocken, „zu
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