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Auerthal-Zeitung : 14.08.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189808141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980814
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980814
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-08
- Tag 1898-08-14
-
Monat
1898-08
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 14.08.1898
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Politische K»»vsch«. Le»tschl«»d. *Sn «ine» noch nicht bestimmten Lage in der Zeit vo« 20. -iS 28. d. wird sich der Kaiser von wilhelmShötztz au» nach Main begeben, wn die 21. und 28. Infanterie-Division «i befichttgen. Auf besonderen Wunsch de< Kaisers hat jeder größere Empfang zu unter» bleiben. "Bon de» Ableben de» Fürsten BiSmarck ist de» Kaiser den ,Hamb. Nachr.' eusolge eine gemeinsame Anzeige seitens der beiden SSHne am andern Morgen in Bergen -ugegangen. Geheimrat Schweninger hatte in Uebereinsttmmung «Ü ih» früher zu gegangenen Weisungen den Tod des Fürsten noch um Mitternacht an den Kaiser telegraphiert. (Man steht, von der Legendenbildung bröckelt immer mehr ab.) "Bon FriedrichSruh ist am Montag früh Graf Wilhelm BiSmarck mit Gemahlin über Berlin nach Königsberg abgereist. Fürst Herbert hat am Mittwoch mit der Fürstin FriedrichSruh verlassen. Der Bau des M aufo- leuulS für den verstorbenen Fürsten wird nunmehr unverzüglich in Angriff genommen werden. "DaS ltppische Staatsministerium steht sich veranlaßt, „gegenüber den vielfach von der Presse gebrachten irrigen Mitteilungen über Inhalt und Umfang der dem KontingentSherm im Fürstentum Livpe zustehenden Rechte" die einschlägigen Bestimmungen zu veröffentlichen. — Paragraph 7 d«S vereinbarten Protokolls lautet: „Die Seiner Durchlaucht de« Fürsten zur Lippe eingeräumte Befugnis, über die im Fürstentum dislozierten Truppen zum Zwecke des inneren Dienstes zu verfügen, enthält auch das Recht, über die aufzustellenden Ehrenposten und die den Mitgliedern der fürstlichen Famllie etnzuräumenden Ehrenrechte Bestimmungen zu "Im Reichsjustizamt wird Anfangs Oktober eine Sachverständigenkonferenz zu- sammentreten, um zu dem den einzelnen Herren vertraulich mitgeteilten Entwurf einer Revision des Urheberrechts Stellung zu nehmen. Zu den Sachverständigen gehören Schriftsteller, Musiker und sonstige Künstler, Verleger und Juristen, die sich auf dem in Frage stehenden Gebiete in hervorragender Weise bethätigt haben. "Die ^kölnische Ztg.' teilt mit, daß aller Voraussicht nach die Novelle zum Alters» und Jnvalidengesetze bald fertiggeftellt sein und dem BundeSrat zur Beschlußfassung zugehen werde, sodaß man annehmen dürfe, der Reichstag werde sich gleich bei seinem Zu sammentritt damit zu beschäftigen haben. *Für die amtliche Produktions statistik der Landwirtschaft find zu nächst Erhebungen über die Betriebsergebnisse ganzer Betriebe in Aussicht genommen, für die ein Fragebogen in der Hauptsache fertiggestellt ist. Der Staatssekretär deS Innern hat den deutschen LandwirtschastSrat mit der Erhebung beauftragt. Für jeden Bezirk soll nun durch Vermittelung der Zentralvereine bezw. Land wirtschaftskammern eine Reihe von Betrieben befragt werden, welche die Wirtschaftstypen der Gegend vollkommen zu« Ausdruck bringen. Bei der Auswahl soll Klima uno Höhenlage, Boden verhältnisse, Groß-, Mittel- und Kleinbefitz extensive und intensive Betriebsweise, Körne» und Viehwirtschasten, Brennereibetrieb, Anbau von Zuckerrüben, Wein, Tabak, Flachs, Hopfen re. berücksichtigt werden. "AuSwanderungS-Agenten aus Portugal und Frankreich find wieder einmal eifrig an der Arbett, durch schriftliche Werbe arbeit in Deutschland Arbeiter, besonders Land arbeiter, unter falschen Versprechungen zur Aus wanderung nach Brasilien zu verlocken. Die Auswanderer geraten dort aber in Not und Elend, und Hilfe kann ihnen mangels jeder Rechtsunterlage nicht gebracht werden. Höheren OrtS ist deshalb an die zuständigen Organe die Weisung ergangen, das Treiben jener Agenten scharf zu überwachen. Frankreich. "Wie in den politischen Kreisen und in der öffentlichen Meinung Frankreichs, so bestehen selbst innerhalb der Pariser Justizbehörden die schroffsten Meinungsverschiedenheiten in betreff der DreyfuS - Esterhazy - Angele genheit. Entgegen de« Vorschlag deS Staatsanwalt» Feutlloley, der für Einstellung de» Verfahrens eintrttt, entschied der Unter suchungsrichter Bertulu» dahin, daß Major Esterhazy und Frau PayS vor die Anklage» kammer gestellt werden. "Die Ausrüstung «st den neuen Schnellfeuer aeschützeumachtinFrank- reich rasche Fortschritte, und die Leistungen der selben erregen allgemein die höchste Befriedigung. Sie ermöglichen bei vollständiger Treffstcherhett 19 bis 20 Schüsse in einer Minute" abzugeben, eine Geschwindigkeit, die nicht einmal die besten Schützen mit dem Lebeigewehr erreichen. Die Ausbildung mit jenen Geschützen ist gleichzeitig auf allen Schießplätzen vor sich gegangen, die zu diesem Zwecke mit allem erforderlichen Material versehen waren. In den Bereichen der beiden östlichen GrenzkorpS haben schon ganze Batterien Uebungen damit voraenommen, und die im nächsten Herbst zur Entlassung kommende JahreSklafse wird durchweg in der Bedienung deS Geschützes ausgebildet sein. Der.GaulotS' stellt fest, daß Frankreich bereits ebenso wett ge kommen ist wie Deutschland. Svanie». "In Madrid herrscht Ruhe. Der junge König ist wieder vollständig hergestellt und soll bei seiner ersten Ausfahrt vom Publikum leb haft begrüßt worden sein. Aus einem k einen Provinzorte (Castellon) wird offiziell das Auf treten einer Bande von Ruhestörern ge meldet. Ihre Zahl wird aber nur auf fieben beziffert. Sie sollen einen Zollposten entwaffnet und gerufen haben: ES lebe die Republik! Da nicht nur Gendarmen, sondern auch eine Kavallerie-Abteilung zu ihrer Verfolgung be ordert wurden, dürfte die Zahl der Ruhestörer wohl zu niedrig angegeben sein. (Man denkt unwillkürlich an die ersten Nachrichten über den Aufstand in Cuba, wo der offizielle Draht von einer „Räuberbande" sprach, die alsbald „auf gerieben" worden sei.) «alkankaate». "Testens der Pforte werden die Gerüchte, daß der Sultan dem deutschen Kaiser einen syrischenHafen zum Geschenk machen wolle, als Erfindung bezeichnet. "Bezüglich der Verwaltung Kretas empfahlen die Admirale der Mächte ihren Regie rungen, auch die Verwaltung der Zehnten zu übernehmen, da die Zollzuschläge für die Be dürfnisse der neuen Verwaltung nicht aus- reichten. Die Mächte prüfen den Vorschlag der Admirale. "Die Fürsten Nikita und Ferdinand haben in Cettnje Trinksprüche auSgetauscht. Fürst Nikita sagte» er empfinde doppelte Freude über den lang erwarteten Besuch des lieben Bruderfürften nach besten Besuch in Rußland. Montenegro und Bulgarien seien durch gemeinsame Interessen verbunden; sie mögen zusammenwirken in Einigkeit; daraufhin trinke er auf die Gesundheit deS Fürsten Ferdi nand. Dieser antwortete: Wunsch und Pflicht hätten ihn hergeführt zu de» heroischen Volk, dem Bulgarien durch nationale und historische Bande sowie durch gemeinsame Religion ver bunden sei. Zur Erfüllung der gemeinsamen Pflichten sei eine enge Freundschaft nötig. Fürst Ferdinand trank zum Schluß die Gesundheit des Fürsten Nikita, deS Vorkämpfers der Freiheit und deS Fortschrittes auf der Balkan halbinsel. " Merkwürdigerweise finden diethessali - schen Kaufleute nach Wiederherstellung der griechischen Herrschaft, daß sie eS doch unter den Türken bester hatten. Sie hatten den bedeutend niedrigeren Zollsatz, den die Türkei auf eingehende Ware anwendet, benutzt, um sich reichlich mit Vorräten zu versehen, so lange die schöne Zeit deS „Türkenjochs" dauerte. Nachdem sie jedoch nun daS Doppelte an Zoll zahlen müssen, haben sie der Regierung eine Petitton um teilweisen Erlaß der Zollabgaben übergeben. und meine Familie objekiv ungemein beleidi gend. Wider allen Gebrauch wurde ich nicht vis zur Ernennung «ine» Nachfolgers i« Amte belaffen, damit ich mindesten» so viel Zeit zu« Umzug gewänne, wie sie jede Nein« Bürger familie gebraucht, vielmehr nahm mein Nach, folger, kau« daß er sein« Ernennung hatte, Besitz vom RetchSkanzlerpalaiS und nötigte un förmlich, auf den Treppen und Fluren etn»u-> packen, wir vmden wie HauSdiebe aus die Straße gesetzt und Haden bei« überhasteten Bergen unser« Sache« mancherlei Eigentum verloren. Ab« all' die» ficht mich subjektiv nicht an, läßt mich kalt und brinÄ mich am allerwenigsten in Aufregung gegen den Kaiser. Wenn man also da» jetzige Verhältnis zwischen dem Kaiser und mir so htnstellt, al» hätte ich das Bedürfnis oder den Wunsch, e» ander» werden zu sehen, so will man entweder d« Welt gegenüber behaupten, daß.die anderen mir gegenüber frei von Verfehlung und Ungebühr- lichtest seien, oder man will mich, für den Fall, daß eine „Versöhnung" stattfände, al» den Teil hinftellrn, d« Abbitte geleistet hätte. Um keinen Preis d« Welt werde ich dulden, daß auf diesem Wege d« Schein auf mich fiele, ÄS hätte ich dem regierenden Kaiser gegenüb« in irgend ein« Wette irgend eine Verfehlung od« auch nur eine Außerachtlassung begangen. Viel leicht wissen die Leute, welche solche Meldungen herumbringen, daß dieselben nm eine ganz ent schiedene Ablehnung zur Folge haben können, also die sogenannte „Versöhnung" meinerseits unmöglich machen, und vielleicht ist daS dn Grund, warum diese Meldungen immer wird« austauchen. Mich rühren sie nicht." Abermals wandte sich die Unterhaltung der Gegenwart zu und d« Fürst that im Gange derselben folgende Aeußerung: „Daß eS mit dem Kaiser und mir so kommen werde, wie eS gekommen ist, habe ich lange vorauSgesehen, und nm im Dienste des Reiches habe ich den Entschluß gefaßt und möglichst lange, unter groß« persönlicher Ent äußerung und Ueberwindung, durchgeführt, meine Entlassung so lange hinauszuziehen ÄS es ging. Von dies« Stelle habe ich eine Ent täuschung sonach nicht «lebt." Nmerika. "lieber den Inhalt der spanischen Antwort auf die amerikanischen Friedens-Bedingungen wird hüben wie drüben tiefe» Schweigen beobachtet, jedoch besteht Grund, zu glauben, daß Spanten, wie» wobl e» die Hauptpunkte zugesteht, die ameri kanischen Bedingungen nicht ganz einvandSlo» annimutt, indem e» auf den versöhnlichen Geist Amerika» baut, u« eine gewisse Milderung d« wenig« wesentlichen Punkte zu «langen. Ein Mitglied de» Kabinett» in Washington äußerte einem Berichterstatter gegenüb«, die Nachrichten aus Madrid deuteten an, Spanten nehme die Bedingungen im allgemeinen an, und skate hinzu, Amerika werde auf den Bedingungen be harren, welche nicht solche Fragen betreffen, die von Amerika für wettere »«Handlungen offen gelassen wurden. Nach ein« Meldung de» ,New Jork Herald' aus Washington erhält, falls die Antwort Spaniens auf die amerikani schen Friedensbedingungen unbefriedigend lautet, Admiral Sampson den Befehl, mit ein« Flotte nach Spanten in See gehen. ! Ki»«arck-Gri««rr»»ge«. In den »Münch. Neueft. Nachr.« veröffentlicht Dr. Han» Klef« eine Serie von Friedrichs- ruh« Erinnerungen, au» denen folgende Aeuße- rungen Bismarcks hervorgehoben sein mögen. D« Verfasser schreibt: „Ich erwähnte im Laufe deS Gespräches in Erwiderung auf Aeußerungen de» Fürsten über seinen Nachfolger und den deS Grafen Herbert und für die heftigen Ausfälle der Regierungs- Presse gegen den Fürsten auch des Gerüchts, daS in einigen Blättern umgetragen wurde, d« Fürst empfinde das Bedürfnis, vor seiner bevor stehenden Reise nach Wien zm Vermählung deS Grafen Herbert sich mit dem Kats« wieder auS- zulöhnen. BiSmarck bemerke: „Diese Mit teilungen gehen von der jetzigen Reginung aus und haben keinen anderen Zweck, ÄS durch An dichtung eines Versöhnung» - Bedürfnisses mir den Anschein anzuhängen, al» fühle ich mich dem Kaiser gegenüber in irgend etwas schuldig. DaS Wort „Versöhnung mtt dem Kaiser" ist an sich ein Unsinn, auch darum schon, weil der Zustand nicht vorhanden ist, den eine „Ver söhnung" zur Voraussetzung hat, wenigsten» auf meiner Seite nicht. Meine Kritik richtet sich einzig gegen die falschen politischen Wege, welche mein Nachfolger und seine Mitarbeiter eingeschlagen haben und die mich für das Reich mit Sorge «Wen. Selten, vielleicht nie, ist es mir begegnet, daß ich mich in einem Men schen so getäuscht habe bezüglich seiner Fähig ketten wie in Caprivi. Und für die Leitung der Geschäfte deS Staatssekretariats deS Aus- wärtigen Amts kann eS vielleicht keine unge eignetere Vorkarriere geben, ÄS die eine» StaatSanwaltL. Der König steht außerhalb jed« Kritik; gegen ihn richtet sich keine Aeuße rung von mir und ich bitte Sie, wie alle Be sucher, die öffentlich für meine politischen An schauungen eintreten, die Person des Kaiser» so viel nur möglich au» dem Spiel zu lassen, jedenfalls ab«, fie in keiner Weise anzutasten . . . Also: nichts gegen den König! Ab« die abgeschmackten, immer wiedettkehrenden Insinua tionen, ÄS ob ich die Hand eutgegenstrecke, den ersten Schritt thun solle od« zu einer Ver söhnung daS Bedürfnis empfinde, sollen zu nicht? anderem dienen, als zu d« Verdächti gung, ich hätte dem König gegenüber etwas gut zu machen, gewissermaßen abzubitten. Davon ist gar keine Rede. Ob ich die Gnade deS Königs besitze oder nicht, weiß ich nicht; ich habe nichts gethan, wodurch ich fie hätte ver- scherzen können; folglich kann ich auch nichts thun, fie wiederzugewinnen. Ab und zu kommt ein Besuch«, und ganz unlängst war noch einer hi«, der mir glaubte sagen zu sollen, der Kaiser wünsche wird« eine Annähemng an mich. Diese Aeußerungen beurteile ich nach dem gleichen Gesichtspunkte; fie find apokryph, weil in sich widersinnig. Der Kais« will nach meiner Ueberzeugung kein anderes Verhältnis zu mir, als dasjenige, welche» er geschaffen HÄ. Aller- ding» waren die Modalitäten, unt« denen itt da» Reichskanzlerpalais räumen mußte, für mi«, U-n Pah ««d Fer«. Köln. Infolge de» gewaltigen Unwetter» find fast die gesamten wichtigen Fernsprechver bindungen zerrissen; seit Sonntag stockt der Telephonverkehr zwischen Köln und Berlin, Frankfurt, Nürnberg, München und dem Saar gebiet vollständig, desgleichen ist der telegraphische Vnkehr auf wette Strecken unterbrochen. Hunderte von Arbeitern find mtt der Wiederherstellung beschäftigt. Freiberg. Nach jetzt vorliegenden amtlichen Zahlen beschäftigte der hiesige Silberbergbau am Ende de» vorigen Jahre» 4023 Bergleute, davon 3424 auf fiskalischen Werken. Einem Wunsche des sächsischen Landtages nachkommend, hat man die Belegmannschaft in den letzten Jahren erheblich vermindert und zwar im Jahre 1896 um 287, im Jahre 1897 um 429 Mann; d« Rückgang betrifft fast ausschließlich die fiska lischen Gruben. Das gesamte Ausbringen der selben hatte im vorigen Jahre einen Wert von 1318 701 Mk.; zur Unterhaltung de» Betriebes der Silberbergwerke hatte der Staat 2 800 622 M. zuzuschieben; eine erhebliche Summe, der jedoch die Erträge der fiskalischen Hütten gegenüber stehen. StraSburg, Wpr. Ein Luftballon ging am 6. d. NachmÜtaabei dem Gehöfte deS Be sitzer» Stryczik zu Abbau Kamin uied«; dem Ballon entstiegen drei Offiziere, welche die Strecke von Berlin bi» Kamin in etwa sechs Stunden zurückgelegt hatten. Von d« Bahn- station Buchholz au», wohin d« Ballon mit Fuhrwerk gebracht wurde, traten die Herren ihre Rückreise an. Halle a. S. D« hiesige Verein wirklicher Krieg« „Germania" wurde behördlicherseits auf gefordert, seinen Ehrenvorfitzenden, den Sub direktor Karl Lange, aus der Mitgliederliste zu -r- streichen, da derselbe erwiesenermaßen mtt sozial- ich demokratischen Reichstagsabgeordneten in Verkehr ich ! gestanden habe. Der Verein entschied fich mit Auf Irrwegen. 8) Roman von Louise Cammerer. IJoulryuug.; 6. Die Verhaftung des jungen Ausländer» hatte großes Aufsehen «regt und war, mtt den größten Uebertreibungen auSgeschmückt, auch zu Stasnys Ohren gekommen. Mehr denn eine halbe Million falsche» Papiergeld sollte d« Fremde bei fich geführt haben und bei sein« Verhaftung mtt Revolvern, Dolch und den ver- schiedcnsten Lettbrechnwerkzeugen ausgerüstet ge wesen sein. Stasny mußte, obwohl e» ihm gar nicht behaglich zu Mute war, üb« die Aufschneide reien seine» Dieners, der ihm die große Neuig keit hinterbrachte, lachen. „Dieser Düval, dies« verdammte Dummkopf, mir allen Warnungen -um Trotz, diesen Streich zu spielen," sagte « zähneknirschend, ÄS er allein war und «st bevor « auSging fich reich mit Rosenodeur befeuchtete. Auch da» Zimmer war von einem widerlich süßen Geruch erfüllt. „Warte Hund, da» sollst du mk büßen!" rief er, sein« wilden Leidenschaft die Zügel schießen lastend. „ES wird Zett, daß ich mtt euch abrechne und mich eurer Mttwiffenschaft entledige ! Auch dieser rührselige Tropf, der Franz, wkd mir unbequem." Er zog sein Portefeuille heraus» und über zählte seine Banknoten. „Nahe an 50 000 Gulden habe ich bei mk, 10000 von Düval zu er- »arten, wenn die andere Geschichte zum Klappen kommt, kann eS für ein paar Jahre Ausland reichen. Später wkd fich schon Rat finden!" Wie ein gereiztes Raubtier ging er in den großen, herrlich auSaestatteten Räumen auf und ab. „Gewißheit muß ich haben!" Er schrieb rasch zwei Briefe in geheimer Chiffreschrift, konvertierte und adressierte fie an Alp« und DüvÄ und übergab fie seinem Diener zur schleunigsten Besorgung, befahl sein Juckerge- fpann, um bei Herrn von Kordel vorzufahren und mtt diesem die Zusammenstellung de» Diner» zu besprechen. Als diese Angelegenheit zur gegenseitigen Zufriedenheit erledigt war, sagte StaSny beiläufig gesprächsweise: „Nun, hat Herr von Steinbrück seinen neulichen, mora lischen Katzenjammer glücklich überwunden?" „Sie sehen mich in Anzweiflung, mein lieber Herr von StaSny, in welch fatale Situation hat mich der Besuch dieser verdammten Räuberhöhle gebracht," jammerte der »eine, woh beleibte He«. „Die Polizei hat sämtliche Effekten meines Gastes mtt Beschlag belegt. Er selbst befindet fich wegen Ausgabe falschen ! Gelder in Hast, obwohl ich mtt aller lSnt- schiedenheit für ihn gebürgt. Herrn von Stein brück ist daS Geld al» Gewinn dort zugefallen, er schweigt auS Rücksicht für mich und mein Geschäft. Mein Gott, wie soll da» enden?" GtaSny lachte. „Biel Lärm um nichts, mein lieber Kordel," sagte « jovial, „da man dem jungen Herrn nicht» beweisen kann, so wird man ihn gegen Kaution wird« auf freien Fuß setzen und die paar Tausend«, die im Umlauf find, einzteben!" „So leicht dürfte da» nicht abgemacht sein, Herr Baron," meinte Kordel sorgenvoll, „auch in Paris und London find sehr viele Tausend«- noten verbreitet worden und da Herr von Stein brück von dort kam, ist die Geschichte schon schwieriger. Die Regierungen sollen ein gemein sames Vorgehen gegen die Banknotenfälsch« beschlossen haben." „Der Erfolg wird eine fette Prämie ein tragen!" lachte StaSny. „Uebrigens ist eS Pflicht jede» einzelnen zur Entdeckung der Ver brecher, die den ganzen Verkehrsweg unsicher machen, mitzuwkken. Jetzt heißt eS auf der Hut sein, um fich vor Schaden zu wahren, doch unbesorgt, He« von Kordel, ich zahle mein Diner mit guten Noten!" Beide Herren lachten üb« den Witz und kennten fich in bester Laune. Die gute Laune StaSnys war nur Schein. Auch er fühlte fich beunruhigt und daS unbe hagliche, unruh ge Gefühl verstLrkte fich noch, ÄS sein Besuch bei Steinbrücks nicht angenommen wurde und man ihm sagte, daS der Herr Baron in dringenden Geschäften abberufen worden sei. Er befahl seinem Kutscher, auf und ab zu fahren und sah bei dieser Gelegenheit den Henn Baron mit einem zweiten Henn in den unten bereit stehenden Wagen steigen. StaSny gab seinem Kutscher den Befehl, nun die gleiche Richtung einzuhalten. Die Wagen hielten gleichzeitig vor dem Polizeigebäude, hinter dessen Portale beide Henen verschwanden. Ein neu« Beweis, wie heiß der Boden unt« dn Füßen wurde, denn der Rumäne sagt« fich sofort, daß dies« Besuch de» alten Henn mtt der Verhaftung Roland» in Bttbindung stehe. Er ballte heimlich die Faust in ohnmächtig« Wut. „Dieser DüvÄ, zerfleischen könnte ich ihn, hetzt uns die Meute auf den Hals noch ehe das Geschäft im Gange war. Wegen dieser Bagatelle lohnte eS wahrlich nicht d« Mühe. Er machte eine kleine Spazierfahrt um die Promenaden und wiederholte seinen Besuch bei Steinbrücks, der dieses Mal angenommen wurde und beider seitig befriedigend ausfiel. Halte er erst festen Fuß gefaßt, konnte er auch hi« zu einer Aus führung sein« finsteren Pläne schreiten, doch dazu bedurfte « eine» Komplicen und Alpar schien ihm durch sein sympathisches Aeußere als die geeignetste Persönlichkeit hierfür. Den Nach mittag benützte er, um den guten Eindruck, den « auf die Herrschasten gemacht, zu vervollstän digen, und ÄS man nach einem in Luxen bnrg verlebten, herrlichen Nachmittag auseinander ging, hatte Herr von Steinbrück daS Versprechen gegeben, mtt seiner Tochter an dem in einigen Tagen stattfindenden Din« teil zu nehmen. Wir führen den Les« nun in ein alte», ver räuchertes Gebäude, das halb auS Holz, halb aus Stein aufgeführt, an dem User dn Donau lag und eine Art von Ufakneipe oder Schiffer- Wirtshaus war. Dazu eignete eS fich auch hin sichtlich sein« Lage und Bauart, da der zweite Stock eine Art Erker bildete und über da» Mass« hinauSgebaut war, so daß eine beträcht liche Anzahl Book und Jollen fich gut darunter bergen konnten, während von dem Mass«, zwischen den Säulen, die den Erker trugen, einige Stufen in da» Erdgeschoß führten, dessen Front auf eine enge schmutzige Gaffe an d« Dona« hmauSging. DaS Hau» hatte zwei Eingänge, einen von d« Wasser- und einen von
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