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Auerthal-Zeitung : 07.08.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189808077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980807
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980807
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-08
- Tag 1898-08-07
-
Monat
1898-08
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 07.08.1898
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Politische Kmidsch««. Le»1schk«id. »DaS Kaiserpaartraf a« DieuStag «ach«ittaa in FrtedrtLSruh ein. Der Kaiser küßte den Fürsten H«b«t BiSmarck auf beide Wangen und drückte^« Grafen Wilhelm BtSmarck und Rantzau d» Hand. Gleich nach, d« Ankunft des Kaiser« und im Beisem nur der näheren FamilieMtaAcher und der persön lichen Dienerschaft des Wntschlafenen fand so dann die Trauerfeierltchkiit,AaU, bei derber Pastor Weftfahl aus BrunSdorfdie EinsegnungS- rede hielt. DaS Kaiserpaar reiste sogleich ab und -war nach dem Ne«» Palais. »Datiert vou tzriedrtchSruh, den 2. August, hat der Kaiser dem dahingegangenen Fürsten Bismarck folgenden Nachruf ge widmet: „Mit Meinen hohe« Verbündeten und mit dem gangen deutschen Volke stehe Ich trauernd an der Bahre des «steck Kanzler» der Deutschen Reichs, deS Fürsten Otto von Bismarck, Her zog« von Lauenburg. Mr, die wir Zeugen seines herrlichen Wirkens waren, die wir an Ihm, als dem Meist« der Staatskunst, als dem furchtlosen Kämpfer im Kriege wie im Frieden; als dem hingehendsten Sohne seines Vaterlandes und dem neuesten Diener seines Kaisers und König» bewundernd aufblickten, find tief erschüttert durch den Heimgang deS ManneS, in dem Gott der Herr das Werk zeug geschaffen, den unsterblichen Gedanken an Deutschlands Einheit und Größe zu verwirklichen. Nicht ziemt eS in diesem Augen blick, alle Thaten, die der große Entschlafene vollbracht, alle Sorgen, die er für Kaiser und Reich getragen, alle Erfolge, die er errungen, aufzuzählen. Sie sind zu gewaltig und mannig faltig, und nur die Geschichte kann und wird sie alle in ihre ehernen Tafeln eingraben. Mich aber drängt eS, vor der Welt der ein mütigen Trauer und der dankbaren Bewun derung Ausdruck zu geben, von welcher die ganze Nation heute erfüllt ist und im Namen der Nation das Gelübde abzulegen, daS, waS er, der große Kanzler, unter dem Kaiser Wil helm dem Großen geschaffen hat, zu erhalten und auszubaucn, und, wenn es notthut, mit Gut und Blui zu verteidigen. Dazu helfe uns Gott der Herr! Wilhelm, l. L" »Es muß überhaupt als feststehend ange nommen werden, daß keinerlei größere, geschweige denn eine öffentliche BeisetzungSfeier- lichkeit in FriedrichSruh stattfindet. Die,Hamb. Nachr.' veröffentlichten am Dienstag folgend? Notiz: „In Gegenwart deS jetzigen Reichskanzlers, des Fürsten Hohenlohe, ist, wie schon gemeldet, der Metallsarg zügelölet worden, in dem der Holzsarg mit der Leiche des Ent schlafenen ruht. Nur wenigen Menschen war es also überhaupt vergönnt, auf die Leiche des Fürsten Bismarck einen lebten, abschiednehmenden Blick zu werfen. Auch Kaiser Wilhelm H. wird den großen Toten nicht mehr sehen. Der streng private Charakter der ganzen Trauertage wird zum Teil auch dadurch bedingt, daß cs sich zunächst überhaupt nicht um eine Beisetzung deS Fürsten Bismarck handelt, sondern, wie er wähnt, um eine Einsegnung. Der Sarg soll voraussichtlich in dem Sterbezimmer, in dem er jetzt bereits seine Stätte gefunden, so lange aufbewahrt werden, bis das einfache Mausoleum, das den Fürsten und seine ihm im Tode vorangegangene Gemahlin umschließen soll, an der von dem Fürsten selbst auch dringend gewünschten Stelle im Sachsenwalde fcrtiggcstellt sein wird, waS voraussichtlich einige Monate dauern wird. * Donnerstag früh 10 Uhr hat auf Be fehl des Kaisers in der Kaiser-Wilhelm- Gedächtniskirche in Berlin eine liturgische Andacht für den verewigten Fürsten Bismarck stattgefunden. An dieserFeierwollten der Kaiser und die Kaiserin, die in Berlin an wesenden königl. Prinzen und Fürstlichkeiten, die Botschafter und Gesandten, der Reichskanzler, die Staatsminister und Staatssekretäre, der Bundesrat, Mitglieder der gesetzgebenden Körper schaften, die Generalität sowie Vertreter der Reichs- und Kommunalbehörden teilnehmen. (Die anfangs geplante Feier auf dem Königsplatz unterbleibt.) »Nach einer Mitteilung d« .Kreuzzeitung' bat der Kaiser auf den Wunsch, die sterb lichen Ueberreste Bismarcks in Berkin besetzen zu lassen, verzichtet und erklärt, « wolle in dies« Beziehung ganz den letztwilligen Bestimmungen deS Fürsten Folge geben. »Die Bismarcks ch« Fürstenwürde ist mV de» Tod« de» Altreichskanzler» auf den ältesten SÄHn, den bisherigen Grafen Herbert Bismarck übergegangen. Sowohl diese mV de« Prädikat „Durchlaucht", wie auch die erb liche Mitgliedschaft des preußischen Herrenhauses vererben sich in d« Primogenitur, d. h. an den jedesmaligen Westen Sohn, wett«; beide sind an den Besitz d« im Herzogtum Lauenburg be lesenen Grafschaft Schwarzenbeck, in d« Fried richSruh liegt, geknüpft. DaS Prädikat „Herzog von Lauenburg^ dagegen war nur persönlich, geht also an niemand üb«; diese dem Heim gegangenen Fürsten niemals genehm gewesene Würde ist dah« mit seinem Tode erloschen. * * * »Der Kaiser kifft am 14. August wieder in Kiel ein, um der Formierung derHerbst - Übungsflotte und dem ersten Teil der Flottenmanöver beizuwohnen. »Der Bruder der Kaiserin, Herzog Ernst Günther von Schleswig- Holstein, feierte am Dienstag in Koburg seine Vermählung mit Prinzessin Doro- thea von Koburg. * Um namentlich von der ausländischen Presse versuchten Mißdeutungen entgegenzutreten, bringt die ,Nordd. Allg. Ztg.' auf Grund amtlichen Materials einen Ueberblick über die Thätig - keit der deutschen Kriegsschiffe vor Manila. Der Artikel schließt folgender maßen: In Zusammenfassung der vorstehenden Angaben sei nochmals bemerkt, daß die Maß nahmen der deutschen Marine vor Manila, die in gleicher Art auch die Schiffskommandanten anderer neukaler Mächte getroffen haben, durch gängig in freundschaftlichem Einvernehmen so wohl mit dem amerikanischen Oberbefehlshaber als mit dem spanischen Generalgouverneur an geordnet worden sind. Bei dieser Gelegenheit wollen wir noch erwähnen, daß, außer den Reichsangehörigen zur Zeit noch die Staats angehörigen von Oesterreich-Ungarn, Italien, d« Schweiz, den Niederlanden und Portugal den Schutz des kaiserlichen Konsulats in Manila und also eventuell der deutschen Kriegsschiffe genießen. »Für den Handelsverkehr zwischen Deutschland und Kanada sind vom 1. August ab bekanntlich neue Bestimmungen in Kraft getreten. Deutsche Waren haben einen 25prozentlgen höheren Zoll als die englischen zu wagen. Es ist nun fraglich, ob für die deutschen Waren, die nach Kanada bestimmt find, UrsprungS-Zeugnisse notwendig werden. Bis jetzt find aber noch keinerlei offizielle Mit teilungen hierüber eingegangen. Auf eine vom .Konfektionär' beim hiesigen englischen General konsulat gestellte Anfrage wurdp mitgeteilt, daß es besser wäre, die deutschen Waren vorläufig mit Ursprungs-Zeugnissen versehen zu lassen, namentlich, wenn solche über englische Häfen gehen. » Die ausführliche Statistik der Kranken versicherung für das Jahr 1896 ist vom statistischen Amt hcrausgegeben worden. Aus dem Kapitel „Bilanz der Leistungen der Ver sicherten und der Gegenleistungen der Kassen" seien die folgenden Zahlen hervorgehoben. Im Jahre 1896 betrugen bei allen Kaffen zusammen die Krankheitskosten 109 722 779 Mk. Geleistet wurden an Beikägen: von den Arbeitgebern 37109 343 Mk., von den Arbeitnehmern 89 546 858 Mk. Die Zahl der versicherten Arbeitnehmer bekug: 7 944 820; mithin ent fallen auf 1 Versicherten 13,81 Mk. Krankheits- Kosten, von ihm gezahlte Betträge (einschließlich Zusatzbeiträge und Eintrittsgelder) 11,27 Mk., so daß er mehr empfangen hat 2,54 Mk. Oesterreich-Ungarn. »In den letzten Tagen haben wiederum Verhandlungen zwischen dem Grafen Thun und den Führern der Jungtschechen, Südslawen und Polen üb« die Sprachenfrage statt Auf Irrwegen. 5j Roman von 2 ouis e Cammrrer. sFortsctzung.l „Nimmer würde ich des Besitzes froh werden, wenn er nicht daran Anteil nehmen könnte/ sagte Lydia weich, Thränen brachen aus ihrm Augen. „Wie konntest du je befürchten, daß ich dich weniger achten und lieben werde, weil du menschlich gefühlt und gelitten hast. Ich danke dir für dein Verstauen, mein lieb« Vater. Es ehrt mich, doch hast du in all den Jahren keinen Versuch gemacht, das Dunkel zu lüsten, daS meines Bruders Dasein umhüllt?" „Wie kannst du zweifeln, Lydia?" fragte er schmerzlich, „immer und immer wieder habe ich Aufrufe in allen Zeitungen ergehen lassen, Nach forschungen all« Art angestellt. Sie blieben erfolglos. Seit meinem Hiersein besolde ich einen eigenen Agenten in dies« Angelegenheit, allein eS liegen fünfundzwanzig Jahre und meine völlige Unkenntnis üb« die verwandtschaftlichen Verhältnisse meiner Frau dazwischen. Siehe, wie ich vor der Zeit alter«. Ist e» mir doch, alS könnte ich meine Augen nicht ruhig schließen, bevor ich Gewißheit üb« das Schicksal meines «indes habe!" Er barg daS Haupt in den Händen. „Gerne wollte ich ibn an mein Baterherz ziehen, auch wenn « einfach, arm, al» schlicht« Handwerksmann vor mich hinsteten würde", uhr er tief ausseufzend fort. „Manchmal wünschen ch auch, « möchte gestorben sein, im Falle « ich de» Namens Steinbrück unwürdig zeigen ollte. Ach, Lydia, mein Herz schwank zwischen Furcht und Hoffen, und doch, wer weiß, ob mir die Enthüllung dieses Geheimnisse» nicht noch mehr Qualen schaffen würde." Er erhob sich und ging unruhig in dem Ge mache auf und ab, blieb jedoch plötzlich lauschend an der Tbüre stehen. Vom Korridor drang lautes Sprechen und heftiger Wortwechsel herein. „WaS gibt eS, Jean?" fragte Herr von Steinbrück verweisend hinaus. Der Dien« er schien sofort in devotester Haltung. „Ein Polizeikommissar wünscht den Herrn Baron in einer dringenden Angelegenheit zu sprechen. Ich bedeutete dem Herrn, er möge später kommen, da Herr Baron so früh nicht gestört zu sein wünschen." Herr von Steinbrück maß den Diener von oben bis unten. „Der Herr mag kommen. Welchen Grund halten Sie, gegen den Herrn so unqualifizierbar vorzugehen? Ihr Betragen ver stößt gegen meine Hausordnung. Sie haben meine Befehle entgegenzunehmen, nicht ab« nach eigenem Gutdünken zu handeln. Ich zahle Ihnen zwei Monatsgaaen. Mein HauS hat nur Platz für zuverlässige, korrekte Leute!" Eine stolze Handbewegung entließ den Ver dutzten. „WaS führt Sie zu mir, «ein Herr?" wandte «sich in vornehmer Ruhe an den ein tretenden Beamten. „Gleich nach mein« An kunft in Wien habe ich meine Papiere vorgelegt und ist alle» in Ordnung befunden worden. Wünschen Sie eingehend Aufschlüsse über «ein Vermögen, Dauer meines Aufenthalts und sonstige Führung, so bitte ich, sich an meinen gefunden. Ein endgültige« Ergebnis ist jedoch noch nicht «zielt worden. Graf Thun befür wortete ein größeres Entgegenkommen den Deutschen gegenüb«, waS jedoch von den Jungtschechen und Slawen nicht angenommen wurde. «mertka. »Der Fried« zwischen Amerika und Spanten ist seine« Abschluß nahe. Die spanische Regierung bat in Washington bekannt geben lassen, daß sie die von den Ber. Staaten gestellten FriedenSbedingun- gen annehme. «ltteu. »Wie dem »Reuterschen Büreau' aus Peking gemeldet wird, berichtete d« zum Landankauf für die russische Bahn von Port Arthur nach Kirin ernannte chinesische Kommissar, dieBevölkerunarevolttere gegen den zwangsweisen Landankauf zu niedrigen Preisen. Der Kommissar mußte un verrichteter Dinge nach Port Arthur zurückkehren. Die Lokalbehörden vermögen den Aufstand nicht zu unterdrücken und verlangen Verhaltungsmaß regeln. Fürst Dismarcks Leve«sga«g. Otto Edmund Leopold Fürst v. Bismarck ist am 1. April 1815 in Schönhausen geboren als Sohn deS früheren Rittmeisters Ferdinand v. Bismarck, der seine Entlassung genommen hatte, um sich ganz der Bewirtschaftung sein« Güter zu widmen. Er hatte noch fünf Ge schwister. Bismarck besuchte vom Jahre 1821 bis 1827 die Plamannsche Erziehungsanstalt in Berlin, dann das Friedrich Wilhelm-Gymnasium, ferner von 1830 an daS Graue Kloster und bezog im Jahre 1832 die Universität Göttingen, wo er dem Korps Hannover« beitrat und daS Studentenleben in vollen Zügen genoß, daneben ab« doch seine positiven Kenntnisse wesentlich bereicherte und mtt seinem lebhaften Geiste die äußeren Eindrücke zu Anschauungen umwandelte, die schon damals von einer großen Menschen kenntnis und durchdringendem Verstände zeugten. Nachdem er Ostern 1835 das Auskultator examen bestanden hatte, arbeitete er bis zum Jahre 1836 am Berliner Stadtgericht, um dann zur Verwaltung überzugehen. Er wurde nach Aachen versetzt und bestand im Jahre 1837 das zweite juristische Examen, worauf er als Referendar nach Potsdam kam. Ostern 1838 Kat er als Einjährig-Freiwilliger bei den Garde-Jägern ein, ließ sich aber schon im Herbst 1838 nach Greifswald zum 2. Jäger bataillon versetzen, um zugleich Landwirtschaft in Eldena zu studieren, weil er später die Ver waltung der pommerschen Güter übernehmen sollte. Nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1845 erhielt er das Gut Kniephof in Pommern und das mittlerweile durch Verkauf sehr verkleinerte Gut Schönhausen. Er wurde zum Deichhauptmann und Abgeordneten des sächsischen Provinziallandtages gewählt und es hatte den Anschein, als ob er als Gutsbesitz« friedlich bis ans Ende seiner Tage leben sollte. Im Jahre 1847 war er Mitglied des Ver einigten Landtags. Damals erwarb er sich durch sein Auftreten und seine Reden den Namen eines ultrakonservativen Junkers. Im Jahre 1849 wurde er in die zweite Kammer gewählt und strebte hier die Gründung einer starken königstreuen Partei an, da er ein starkes Königtum als Vorbedingung für die Lösung der deutschen Frage ansah. Vom König Fried rich Wilhelm IV. wurde er im Jahre 1851 zum LegationSrat bei der Bundesgesandtschast in Frankfurt a. M. ernannt. Hier konnte Bismarck auS nächst« Nähe sich von der Un haltbarkeit und Kläglichkeit des deutschen Bundes überzeugen. Er durchschaute mit seinem scharfen Blick damals sofort die Politik Oester reichs und sah ein, daß Preußen niemals die ihm zukommende Rolle unter der Hegemonie Oesterreichs spielen könnte. Er verkat diese Anschauung seiner Regierung gegenüber, und dies war der Grund, warum man ihn im Jahre 1859 von Frankfurt abberief, da das damalige preußische Ministerium Hohenzollern- Schleinitz eS mit Oesterreich nicht verderben wollte. Bismarck wurde nun als Gesandter nach Petersburg versetzt, wo « drei Jahre bli« und sich daS Vertrauen deS Kais«» Alexander li. in hohem Maße «warb. Sein gerades, offenes Wesen war in der Politik eine ganz neue Erscheinung. Doch auch von Petersburg aus beobachtete « die Entwicke lung d« Dinge in Preußen und Deutschland mtt groß« Sorgfalt und überreichte i« Jahre 1861 in Vaden-Vaden dem König eine Denk- schrist üb« dl« deutsche Verfassung. Vom 24. Mat 1862 bis zum 24. September des selben Jahre» war BtSmarck Gesandt« in Paris und wmde dann am 24. September 1862 als StaatSmintst« in das preußische Ministe rium berufen. Bon diesem Augenblicke an befand « sich auf dem Felde, auf dem er daS Größte geleistet hat, waS in der neunen Geschichte überhaupt geleistet wor den ist. Die Lage in Preußen war damals infolge de» Milttärkonflittes eine sehr schwierige. Der König wollte die Reor ganisation nicht rückgängig machen, d« Land tag sie ab« nicht genehmigen. Bismarck über nahm die schwere Aufgabe, den Willen des Königs durchzusetzen. Wie « dieselbe gelöst hat, gehört der Geschichte an. Zugleich mtt dieser Frage beschäftigte sich BtSMarck schon damals mtt der noch ungleich wichtigeren, der Lösung d« deutschen Frage im Sinne einer würdigeren preußischen Machtstellung. Zunächst erklärte er im Jahre 1863 Oesterreich, daß eS die Leitung der deutschen Angelegenheiten mtt Preußen freundschaftlich teilen müsse, od« einen offenen Bruch zu gewärtigen habe. Ein Ver such Oesterreichs, die deutsche Frage in seinem Sinne auf dem Fürsten-Kongreß in Frankfurt zu lösen, vereitelte BiSmarck dadurch, daß er den König veranlaßte, vom Kongreß fem zu bleiben. BiSmarck strebte damals die Berufung einer deutschen Volksvertretung an, fand aber für diese nur Spott und Unglauben. Auch seine schleswig-holsteinische Politik in den Jahren 1863—64 wurde seiner Zeit nicht ge nügend gewürdigt und «kannt. Erst später sah man ein, wie weit vorausschauend und genial Bismarck die Verhältnisse überblickt hat und den richtigen Weg gewandeü ist. Nach dem Wiener Frieden und dem Gastein« Vertrag, für dessen Abschluß « zum Grafen gemacht wurde, und der im Sinne des friedliebenden Königs den Konflikt mit Oesterreich noch auf eine kurze Zeit vertagte, brach mit großer Schärfe ein neuer Verfassungskonflikt im Jahre 1866 aus, da man vielfach der auswärtigen Politik Bis marcks damals noch mißtraute, weil man sie nicht zn übersehen vermochte. Erst als der un vermeidlich zur Lösung drängende Konflikt mtt Oesterreich im Kriege 1866 zum Austrag ge kommen war, begann auch bei seinen ärgsten Feinden die Wahrheit aufzudämmern, daß BiS marck berufen sei, Preußen und mit ihm Deutschland zu einer ganz ungeahnten Höhe emporzuführen. Am 7. Mai 1866 hatte Bis marck das Attentat des Studenten Cohen, eines Stiefsohnes von Blind, zu erkennen gegeben, wie falsch man sein Streben und seine Politik beurteilte. Noch einmal streckte sich in seinem späteren Leben gegen Bismarck eine Mörder faust aus. Als er in Kisfingen Genesung und Erholung suchte, machte Kullmann am 13. Juli 1874 das bekannte Attentat auf ihn. Der Waffenerfolg Preußens gegen Oesterreich rief die Eifersucht Frankreichs wach und Bismarck erkannte, daß die zweite Etappe zur deutschen Einheit ein Krieg mit Frankreich sein würde. Die glänzenden militärischen und diplomatischen Erfolge hatten nach dem Kriege 1866 einen vollkommenen Umschwung der Volksmeinung zu Gunsten Bismarcks zur Folge. Eine endgültige Versöhnung mit der Volksvertretung kam durch die Anerkennung des Budgetrechts derselben und die Einholung und Erteilung der Indemni tät für die budgetlose Verwaltung 1862—66 alsbald zu stände. Hauptsächlich fand von nun an Bismarck in der nationallibcralen Partei eine eifrige Helferin zur Durchführung seiner weit ausschauenden Pläne. Die nach dem Kriege 1866 ihm bewilligte Dotation benutzte BiSmarck zum Ankauf der Herrschaft Varzin in Hinterpommern. Der Norddeutsche Bund, d« Vorläufer deS Deutschen Reiches, «hielt durch ihn eine Verfassung, die die kleinen Staaten Gesandten zu wenden. Ich liebe polizeiliche Belästigungen nicht!" „Herr Baron entschuldigen die Störung," erwiderte der Beamte höflich, „es handelt sich hier nicht um eine Einmischung in Ihre Privat verhältnisse, sondern um daS höfliche Ansuchen der k. k. Polizeibehörde, ihr eine Auskunft gütigst zu erteilen." „Und worin soll diese bestehen?" fragte Steinbrück erstaunt. „Man hat heute einen jungen Mann bei Ausgabe falscher Eintausendernoten betroffen und verhaftet. Die Polizei fahndet schon seit län gerem auf die Falschmünzer, ohne ihrer habhaft werden zu können, denn in unseren größeren Nachbarstaaten und im AuLlande find bis jetzt Falsifikate an nahezu 200 000 Gulden Wert ver- breitet worden." „Und ich, Freiherr von Steinbrück-Redtng- Hausen, Rittergutsbesitzer auS Westfalen, soll mtt diesen Falschmünzern in irgend ein« Beziehung stehen?" fragte der alte Herr mtt zornblitzenden Augen. „Ich muß bitten, mich aussprechen zu lassen," erwiderte der Beamte, ungeduldig werdend. „Der in Hast befindliche Herr behauptet, auf die unschuldigste Weise in den Besitz d« Scheine gekommen zu sein, gibt an, den Namen „Roland von Steinbrück, Redinghausen" zu führen und in Hessen als Rittergutsbesitzer ansässig zu sein und hier zu seinem Vergnügen zu verweilen." „Die Angaben bestätigen sich insoweit, al» ich mtt meinem Lett« ein Zusammentreffen in Wien verabred«," sagte Herr von Steinbrück auf da» höchste überrascht. „Er befind« sich schon seit Wochen auf Reisen. Eingehende Recherchen werden ergeben, daß mein Vetter auf die einfachste Weise im Verkehrswege zu den falschen Scheinen gekommen ist!" „Der junge Herr führt solche Scheine im Bekage von 12 000 Gulden bei sich und ist zu einer Auskunft über deren Herkommen nicht zu bewegen! Erst nach seiner bestimmten Angabe, wie und wo « zu den Falsifikaten gekommen, wird « auf freien Fuß gesetzt werden. Wir müssen unnachstchtlich zu Werke gehen, um den Verbrechern auf die Spur zu kommen." „Du kannst Roland doch nicht in dieser peinlichen Lage lassen!" sagte Lydia, sich un ruhig von ihrem Fauteuil erhebend. „Vielleicht gibt er dk die Aufklärung, die er der Polizei verweigert." „DaS gnädige Fräulein dürste den richtigen Ausweg gekosten haben," pflichtete der Beamte höflich bei. Sein Blick ruhte in stiller Be wunderung auf ihrer edelschönen, liebreizenden Erscheinung. „Wenn Sie die Güte hätten, persönlich zu reagieren, wäre die Angelegenheit möglicherweise am raschesten und sichersten erledigt, Herr Baron, und die Polizei hätte keinen Grund zu einer weiteren Belästigung." „O bitte," Lydia sagte eS mtt einem freund lichen Blick, „wir verstehen, und find vernünftig genug, um einzusehen, welch schwere Verant wortung Ihre Berufspflichten mtt sich führen. ES bedarf kein« Entschuldigung." „Wirst du den Herrn begleiten, Papa?" wandte sie sich fragend an ihren Vater. „Gewiß," «widerte dieser ruhig. Doch muß
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