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Auerthal-Zeitung : 05.08.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189808058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-08
- Tag 1898-08-05
-
Monat
1898-08
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 05.08.1898
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UsttMch- N««kfch«o Deutfchlauv. *DK erschütternde Nachricht, da- der Alt- Reichskanzler Fürst BiSmarck in der Nacht zu« Souutag 11 Uhr au» dem Leben geschieden sei, tras völlig überraschend ein. Zwar wußte man, da- da» ave Leiden des Fürsten in letzter Zeit wieder stärker aufgetreten Map, zwar liefen schon t« Lause der verflossenen Woche recht bedenkliche Meldungen aus Friedrichsruh ein, denen folgten ab« in den letzten Tagen so be- ruhtgende und hoffnungsvolle, da- die Befürchtungen wird« zerstreut wmden. — Diese unglückliche Täuschung hatte es auch »«schuldet, daß d« langjährige ärztliche Berater des Fürsten, Prof. Echweniuger, bei de« gan- unerwartet eingetretenen Rückfall in Friedrichs- ruh nicht anwesend war und erst telegraphisch zurückgerufen werden mutzte. Er traf den Schwerkranken -war noch lebend an, ab« seine so ost bewährte ärztliche Kunst vermochte nicht, der verlöschenden Lebenskraft des dreiundachtzig- jährigen Greise» noch einmal erfolgreich zu Hilfe zu kommen. Bald nach seiner Ankunft hauchte der Fürst um 11 vchr nachts ohne Kampf sein Leben aus. Ganz Deutsch land steht im Geiste trauernd an der Bahre seine» grohen, unver- getzlichen Toten! »Nach Empfang d« Trauerkunde richtete -«Kaiser an den nunmehrigen Fürsten Herbert BiSmarck folgende Depesche: .In tiefer Trauer teilnehmend an dem Schmerz, der Sie alle um den teuren großen Toten er saht, beklage ich den Verlust von Deutschlands großem Sohne, dessen treue Mitarbeit an dem Werke der Wiedervereinigung unseres Vaterlandes ihm die Freundschaft meines in Gott ruhenden Großvaters, des Großen Kaisers Majestät, fürs Leben «warb, und den unauslöschlichen Dank des ganzen deutschen Volkes für alle Zetten. Ich wnde sein« Hülle in Berlin im Dom an d« Seite meiner Vorfahren die letzte Stätte bereiten. Wilhelm I. k." Fürst Herbert hat dem Monarchen in einem tiefempfundenen Danktelegramm die Mitteilung zukommen lassen, daß sein großer Vater gewünscht hat, in Fried richsruh seine letzte Ruhestätte zu finden. Weitere Beileidstelegramme liefen am Sonntag noch ein von d« Kaiserin, dem Ikonprinzen, sämtlichen preußischen Prinzen und Prinzessinnen, fast sämtlichen Bundesfürsten und deren Familien, dem Kais« von Oester reich-Ungarn, dem italienischen KönigSpaar, dem englischen und russischen Hof und von über hundert europäischen Staatsmännern, darunter CriSpi als einem d« ersten. Auch die Deutschen in New Jork sandten ein Beileidstelegramm. Nachdem Sonntag um sechs Uhr die Ein segnung der Leiche stattgefunden hatte, wurde die Sektion und alsdann die Einbal ¬ samierung, beides unter Leitung von Bros. Schwcninger, vorgenommen. Die Aufbahrung «folgte am Morttag ln Kürasfieruniform. Die vorläufige Beisetzung finde» in Friedrichsruh m den nächsten Tagen statt, je nachdem der Kaiser seine Dispositionen über seine etwaige Hrerher- kunft trifft. Spät« soll d« Fürst tu einem Mausoleum beigesetzt werden, in das auch die Leiche der Fürstin überführt werden soll. * Der Berliner Hof hat auf Befehl des Kaisers auf zehn TageTrauer anzulegen. »Die Beisetzung deS alten Reichs kanzlers wird in einem zu «bauenden Mausoleum im Parke zu Friedrichsruh, gegenüb« dem Schlosse stattfinden, es beruht auf einem Wunsche deS Verstorbenen, d« für sich selber folgende Grabschrift gewählt hat: „Fürst v. Bismarck, geboren am 1. April 1815, gestorben am . . ., ein treuer, deutscher Dien« Kais« Wilhelms des Ersten." Dort wird auch seine ihm vor drei Jahren im Tode vorausgegangene Ehegattin ihre letzte Ruhestätte finden. "Die Beileidskundgebungen an die Famllie de» Dahtngeschiedenen nehm« ein« immens« Umfang au. Sämtliche deutsch« Fürst«, die «eist« übrig« Souveräne Europa», ungezählte Korporationen und Einzel personen de» In- und Auslandes haben Beileids telegramm« oder Kranzspenden gesandt. »Aus Anlaß der Htnschetdeu» d«S Fürsten BiSmarck haben die zur Zett i« Kieler Hafen liegenden etwa 40 Kriegs schiffe m»d FahrMge halbftockS ge flaggt. »Kaiser Wilhelm, den die Nachricht vom Ableben deS Fürsten BiSmarck auf dar tiefste erschüttert hat, ist sofort nach Deutschlandzurückgekehrt. Aml.d. traf d« Monarch in Kiel em, um sich mit seiner Gemahlin am Dienstag nach Friedrichsruh zu begeben, wo am genannten Tage vormittags um 10 Uhr eine Trauerfeierlichkett ftattfand. »Die Thätigkeit d« deutschen See streitkräfte in Ostasien ist eine ziemlich umfassende; von Woche zu Woche haben sie ihren Wirkungskreis im Jnlereffe d« v«. schieden« ihnen zufallenden Aufgaben vergrößert. So finden wir jetzt 1) den Kreuzergeschwaderchef mit den Schiffen „Kais«", „Kaiserin Augusta", „Prinzeß Wilhelm und „Cormoran" zum Schutz d« deutschen Interessen vor Manila; 2) die „Deutschland», wie schon berichtet, mit dem Prinzen Heinrich auf dem Wege nach sibirischen Häfen; 3) die „Gefion" in japanischen Ge wässern; 4) die „Irene" als Wach- undHansen schiff im Kiautschoubecken und 5) «dich die „Arcona" mit neu« Seaelordre in See auf dem Wege nach den Mariannen- und Karolinen gruppen, um im Interesse der dortigen Deutschen die Flagge daselbst zu zeigen. »Nach d« ,K. Z/ ist d« durch die Gänse- frage hervorgerufene wirtschaftliche Zwischen fall mit Rußland beigelegt. Die Einigung erfolgte dahin, daß Rußland auf das Eintreiben der Gänse auf d« ganzen Grenz linie verzichtet, wogegen Deutschland die Gänse einfuhr per Fußmarsch an zwei Dutzend genau bestimmten Punkten bi» zm nächsten Eisenbahn station gestattet. »Invalidenrenten find nach d« im ReichsverficherungSamt gefertigten Zusammen- stellung seit dem Inkrafttreten des Jnvalidttäts- und AltersverficherungsgesetzeS bis einschließlich 30. Juni 1898 von den 31 Versicherungsanstalten und den 9 vorhandenen Kassene nrichtungeu be willigt 339 075, Altersrenten 328 676 Beitrags erstattungen 286 425 gegen 248 321 bis zum 31. Mär, 1898. »Die Durchführung des Gesetzes vom 26. Juli 1897 über die Organisation des Hand werks ist nunmehr so wett vorgeschritten, daß in allen Staaten die Einrichtung von Handwerkskammern entweder schon ab geschlossen ist od« doch in Bälde erfolgen soll, so daß dann an die Organisation der einzelnen Handwerkskammern herangetrekn werden kann. In Preußen ist in den größeren Provinzen für jeden Regierungsbezirk eine Handwerkskammer genehmigt worden. * ES ist nunmehr bestimmt, daß d« nächste sozialdemokratische Kongreß nicht, wie die deutschen Teilnehmer am letzten Kongreß in London wünschten, im 'rächst« Jahre in Deutschland, sondern 1900 tn Paris statt- findet. Man fürchtet in Deutschland daS Ein schreiten d« Regierung gegen die ausländischen TeUnehmer. Oesterreich-Ungarn. »In Mm fand am 30. v. die feierliche Abgabe deS Jawortes durch dm Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, den Schwager Kaiser Wilhelms, und die Prin zessin Dorothea von Sachsen-Koburg aus Anlaß ihrer bevorstehenden Vermählung vor dem Pfarrer d« katholischen Stephanskirche statt. Anwesend waren als Zeugen Prinz August von Koburg, der Onkel der Braut, und Feidmarschall. Leutnant Graf Hugo Wurmbrand. Die eigentliche feierliche Trauung nach evan gelischem RituS sollte bekanntlich am Mittwoch in Koburg stattfinden. Damit wird das Ehe- bündniS des Paares endgültig geschlossen sein. »Wie aus Wien gemeldet wird, soll noch einige Wochen hindurch alle» beim alt« bleib« und «ft im Septeuch« stne Mintfterkrtse zu «wart« sein. Al» Nachfolger de» Asm- bahnmintster» Witte» wich d« frühere Finanz Minister BieliuSki genannt. Wichtiger iL dqj Pester Blätter, die d« Regierung nahe steh«, de« Gerücht die Stellung de» Graf« Golu- chovSkv sei erschüttert, neue Nahrun geben, indem sie al» Grund die Mißerfolge de» österrelchtsch-un-artschrn Kanzln» Rumänien, Montenegro und Bulgarien gegenüb« anführea. »Die Haltung d« ungarischen Regierung steht der vom österreichischen Ministerpräsidenten eiuaeschlagenen und an scheinend vom Kais« gebilligten Politik so sehr entgegen, daß mit de« Rücktritt de» Ministerium» Banffy gerechnel wird; für den Fall, da- Banffy üb« die Ausgleichs- frage straucheln sollte, wird schon jetzt in ungarischen politischen Kreisen d« Reichs-Finanz- Minister Kallay al» Nachfolger genannt, als der einzige Staatsmann, dem sich da» Ver trauen der Krone in diesem Augenblick zuwendm würde. Kallay hat ohnehin seit Beginn d« Krisis in Oesterreich einen entscheidenden Ein- stütz auf die Haltung d« ungarischen Regierungs männer auSgeübt, obschon er mit denselben sonst keineswegs harmoniert. Frankreich. »In Paris herrscht in den leitenden Kreis« bezüglich d« Dreh fuS - An gelegen h eit augenscheinlich ein tief«« Zwiespalt, als bis her anzunehmen war. In der letzten Sitzung deS MmisterratS forderte Cavaignac die Ver folgung von Scheurer-Kestner, Trarieux, Clemenceau, Guyot und Jaurös. Brisson und Sarrien widersetzten sich diesem Vorhabm und erklärten, sich d« Forderung des Kriegsministers nicht unterordnen zu wollen. Cavaignac verließ die Sitzung sehr erregt, indem er mtt seinem Rücktritt drohte, ohne diese Drohung indes aus zuführen. »Den Austritt aus dem Orden der Ehrenlegion hat, wie bereits mttgeteilt, der französische Schriftsteller Barbier aus Anlaß der Ausschließung ZolaS aus dem Orden «klärt. Hierauf hat der Großkanzl« der Ehren legion an Barbier geschrieben, seine AuStrtttS- «klärung auS dem Orden wnde in Gemäßheit der Statuten als nicht «folgt angesehen werden. — Dem Beispiel Barbiers ist bereits ein anderes Mitglied des Ordens der Ehrenlegion gefolgt. Der Redakteur des.TempS', Pressensö, Ritter der Ehrenlegion, hat dem Besitzenden des Or densrates angezeigt, daß er darauf ver-ichte, den Orden wett« zu tragen. Saltauttaatou. »Betreffs d« Einsetzung des Prinzen Georgvon Griechenland als Gouverneur vonKreta war dieser Tage die Meldung aufgetreten, der Zar habe bestimmt, daß d« Prinzbei seinemdemnächftigenBesuch am russischen Hofe sich mtt der noch sehr jungen Großfürstin Helene, d« Locht« des Großfürsten Wladimir, verloben solle, worauf sofort seine Einsetzung -um Gouverneur von Kreta «folgen würde. Augenblicklich lauten jedoch die Meldungen wieder sehr pessimistisch, indem behaupt« wird, daß sowohl die Besuchsreise deS Prinzen nach Rußland, wie die ganze Souverneurfrage auf unbestimmte Zeit vertagt sei. »Wie verlautet, richtete der Sultan an den Fürsten von Bulgarien ein Tele gramm mtt d« Mitteilung, « sehe seinem baldigen Eintreffen in Konstantinopel entgegen. Diese Nachricht «regt in diplomatischen Kreisen großes Aufsehen und wird mit d« verdächtigen Agitation des Fürsten, einen Bund d« Balkan- staaten unt« Führung Bulgariens zu gründ«, in Verbindung gebracht. »Gs bestätigt sich, daß die griechische Re gierung in Deutschland 88 Kanonen. 30 000 Mausergewehre und 4 500000 Patronen bestellt hat. Die Kanonen find -um Ersatz d« im Kriege verlorenen bestimmt und lieferbar in sechs Monaten, die Gewehre und Patronen find innerhalb sechs Wochen einem griechischen Bevollmächtigten zu über ¬ geben. Amerika. »DaS Kabinett d« B«. Staaten hat mm- gestellt und die. ES wurde betresst schloss«, dieselü'. durch etue spanisch regett werden. i vorläufigen Grün luugeu eistbezM» gefttzt. 1) Völlige Mtrttung spanisch« Inseln WeftindtenS -mtt Ausnahme von Tuba; 2) Aufgabe der Oberyoyev Spanim» auf Cuba; die Ber. Staaten üben die Kontrolle üb« die Insel aus, bi» eine dauerhafte Regierung ein gerichtet ist; 8) Abtretung ein« Ladroueninsel al» Kohlenstatton und vielleicht auch ein« -wetten Kohlenstatton auf dm Karolinen-Inseln; 4) die Ver. Staaten lehn« die Uebernahme d« Staats schuld Cuba» und PortoricoS ab; 5) die Ber. Staaten werden keine Kriegsentschädigung ver langen; S) eine spanisch-amerikanische Kommission soll beauftragt werdeu, die FriedenSbedtngungen vollständig festzusetzm, unt« d« Bedwguag jedoch, daß sämtliche spanischen Trupp« unver züglich Cuba und Portorico räumen. Eine bindende Zusage darüb« abzugeb«, wat seitens d« V«. Staaten in betreff Cuba» gescheh« wird, vermeidet Amerika. mehr die Friede«»bedingunge« fest gestellt und diese «ach Madrid abgehm lass«. ' - — - Philippinen - Frage be- »Yen bleib« und spät« Manische Kouunisston ge- 2 der übrigen, in die der FrtedenSverhand- »gen find folgende Be- Whtnett endgültig fest- Zlisän Westindient ultt 2) Aufgabe der OberhW die Ber. Staaten ük„ Insel au», bi» eine da» gerichtet ist; 8) Sbtretui al» Kohlenstation und viel Kohlen! Afrika. * Im Sudan werden nach Meldung« auS Wady Halfa die Vorbereitungen zum Vor marsch gegen Chartum eifrig betrieben. D« Korrespondent des .Daily Telegr.' meldet, d« Truppenübergang über dm Atbara sollte am 3. August beginnen. Die Derwisch-Kavallerie befindet sich bet Schabluka. DaS erste ernste Gefecht wird bei Karren, 20 englische Mell« nördlich von Omdurman, erwartet. N»rr Nah ««d Fern. Berlin. Ein Akkumulatoren - Omnibus, welch« 20 Sitzplätze und 6 Stehplätze enthält, ist von dem Betriebs-Ingenieur der Allgemeinen OmnibuS-Gesellschaft, Herrn Gottschalk, gebaut worden; damit ist d« erste elektrische Omnibus in Europa in Bekleb gebracht. Die Allgemeine Berlin« Omnibus-Gesellschaft plant, wenn dies« Wagen sich bewährt, deren noch mehrere zu bauen. Wie das .Kleine Journ.' angibt, wird der erste Akkumulatoren-OmnibuS auf der Linie Potsdamer Bahnhof—Rosenthal« Thor in Be trieb gesetzt werden. Aachen. Auf sein« Besitzung in Waffen berg verstarb am Freitag im 76. Lebensjahre der Begründ« des Zeitungsmuseums OSkar v. Forkenbcck. Dresden. Interessant dürste die Mitteilung sein, daß der ave Turner, Privatmann Streubel in Blasewitz bei Dresden, früher tn Amsterdam wohnend und als der Turnvater Hollands be kannt, den Weg zum Turnfest zu Fuß zurück gelegt hat. D« 62 jährige Mann gebrauchte an Zeit, um von Dresden nach Hamburg zu kommen, 10 Tage, er hätte ab«, wie « selbst sagt, nur 8 Tage dazu gebraucht, wenn er sich hätte anstrmgm wollen. Im Durchschnitt hat er den Tag über eine Wegstrecke von 45 bis 50 Kilometer zurückgelegt. ES ist dies nichts Neues von dem all« Dauergänger, denn zu sämtlichen deutschen Turnfesten, die « besucht hat, ist «zu Fuß gewandert, so vor vier Jahren von Amsterdam nach BreSlau. Plö«. Die kleinste politische Gemeinde im Reiche dürste d« fiskalische Gutsbezirk Höhen rade bei Plön sein. Zu ihm gehören die Försterei Hohenrade und 13 Inseln im Plön« See, wovon nur eine bewohnt wird. Die aus zwei Familien bestehende Gemeinde zählt zur Zett 11 Einwohner. Erfurt. DaS eifrige Studium sogenannter „Hinterkeppenlitteratur" erweckte in den elf jährig« Knaben Fritz Töpfer und Ewald Wilhelm in Erfurt den Drang zum AuSwandern. In Abwesenheit seines Vaters erbrach Töpfer dessen Kommode und stabl 50 Mk. Nachdem d« Bengel sich mtt einem Revolver und Munition versehen hatte, dampfte « mtt seinem Genossen ab. Sie kamen bis nach Eisenach. Dort probierte Töpf« die Schußwaffe und zer schoß sich dabei die Hand dergestalt, daß « Auf Irrwegen. 4j Roman von Louise Cammerer. lA->rN»«ung.) „Die glänzende Zukunft haben wir eben «st vor Augm gehabt," erwiderte Alpar düst«. „Eine Kugel durch den Kopf wäre daS Schlimmste noch lange nicht. Die Liebe zu der Sustel ist daS Beste in mir und hat mich bis jetzt vor dem Schlechtesten bewahrt." „Geh, du gehörst ja schon bald inS Alt- Weiberspittel l" spottete StaSny finster. „Ich wnde mich hüten, mich noch Wetter mit dir einzulaffen. Du bist im stände und machst den JudaS!" „Dazu kennst du mich zu gut!" «widerte der junge Mann eiskalt, „von d« Gustel hast du nichts zu fürchten. Wenn sie wüßte, auf welch« Wegen ich wandeve, e» brächte ihr dm Tod. Kreuzerweise spart sie daS Geld zu unserm Haushalt —" „Während du Brillantringe an die erst beste Chansonette verschenkst und Champagn« und Austern mtt größtem Wohlbehagen schlürfst," ergänzte StaSny boshaft. „Geh', die Armen sündermiene steht dir schlecht an. Leg' dich nieder und schlaf dein« Katzenjammer aus! Morgen wirst du hoffentlich anderer Laune sein!" Mtt höhnischem Gelächter entfernte « sich, indes Alpar stuft« brütend seine Wohnung aufsuchte. 3. Einige Tage nach dem Zusammenstoß der Eqatpaam, al» Herr von Steinbrück noch mtt fein« Tochter am FrühstückSttsch saß, erschien ein Dien« im Auftrage Herrn v. StaSnys, um für die gnädige Baronesse ein hnlicheS Blumenboukett abzugeben und sich nach deren Wohlbefinden zu «kundigen. Mtt finster ge runzelten Brauen nahm Baron von Steinbrück Blum« und Botschaft in Empfang, warf rasch einige höflich dankende Worte auf die Karte und gab diese zur Besorgung an den Dien« zurück. Lydia zeigte sich dankbarer für die duftige Gabe und bewunderte die zarten Blüten nach Gebühr. Ein weißes kostbares Spitzenkletd umhüllte ihre schlanke, biegsame Gestalt. Die üppige Lockenfülle wurde durch einen Brillant falt« zusammengebalten. In durchsichtiger Klarheit hob sich ihr Antlitz auS dem zarten Spitzengewebe hnvor. Die reinen Linien ihre» Angesicht« erschien« verschärft, sie hatte schlat- lose Nächte verbracht und heftige Schmerzen ausgestanden. „Dies« Herr v. StaSny mit seiner über triebenen Aufmerksamkeit, die fast die Grenze des Schicklich« übersteigt, wird mir nachgerade lästig," sagte d« alte Herr ungehalten. „Ich habe durchaus kein Verlang«, neue gesellschaft liche Verpflichtungen einzugehen und würde am liebsten unser« Aufenthalt in Wien möglichst ab kürzen!" Lydia lehnte müde in ein« Kaufens«. „Du bist übellaunig und ungerecht, Papa!" begütigte sie. „Ich dächte, wir hätten alle Ursache, Herrn von StaSny dankbar zu sein. Eine Abweisung unserseits würde als Mangel an Takt er schein«. Sehr hilfsbereit und ritterlich ist « uns entgegengekommen!" Sie sog den Dust der Blumen ein. „Wien ist so schön," fuhr sie nach ein« Wette lebhafter fort, „und ein heimischer, ge bildeter Weltmann, wie Herr von StaSny eS doch zu sein scheint, könnte uns am besten als Kavalier dienen. Wir find doch gekommen, um uns zu amüsieren, all' daS Schöne zu sehen und nicht so isoliert zu leben, wie bisher. Herr von StaSny würde un» auch ein billig« Fremdenführer sein!" schloß sie mtt einem reizenden Lächeln neckender Schelmerei. Steinbrück« Antlitz wurde eisig abweisend. „Diese Reise habe ich durchaus nicht zu unserem Amksemmt unternommen, Lydia!" ent gegnete « finster. „Wmn du die» glaubst, bist du sehr im Irrtum. Schwerwiegende Gründe veranlaßten mich, hierher zu kommen, deshalb habe ich auch alle gesellschaftlichen Annäherung« zurückgewiesm und wünsche eS auch in Zukunft so gehalten. Dies« StaSny behagt mir nicht und verspreche ich mir auS einem näheren Ver kehr Widerwärtigkeiten. Ueb« deine Zukunft habe ich beschlossen, daran gibt eS nicht» zu rütteln und zu deuten!" Die Baronesse «hob sich. Ihr Antlitz er schien noch bleich« als vorher. Hochaufgerichtet Kat sie vor ihren Bat« hin. „Und habe ich nicht ein Recht zu fragen, was du über meine Zukunft beschloss« ?" fragte sie mtt würdevolle« Emst. Er schaute überrascht auf. „Dein Beste», nur dein Beste», Kind l» er widerte « mhig. „Ich will dir herbe Ent täuschungen fern« «> halt« suchen und dein Leb« in ruhige, sichere Bahnest lenk«. DK sollen die schmerzlichen Erinnerungen erspart bleiben, die mein Atter trüben." In zärtlich« Liebe beugte sie sich zu ihm nied«. „Mein lieber Papa, warum hältst du mich deine» Vertrauens unwert? Du wägst und leidest in d« Stille, statt deinem Kinde gegen- üb« dein Herz zu «leichtem, bei mk Trost und Beruhigung zu suchen. Mk möchte das Herz brechen, dich so einsam und freudlos deinen Lebensweg gehen zu sehen, wo dk doch ein liebendes Kind zur Sette steht. Gewähre mk einen Einblick tn die Vergangenheit, damit ich dir die trüb« Stimmungen auS d« Seele zu bannen vermag." Er zog sie neben sich und küßte sie auf die hohe, leuchtend wtiße Stirn. „Meine edle, meine gute Lydia. Da» er wünschte ««kau« könnte mich deine Lkbe, deine Achtung kosten. Bor seinem. Siyde er niedrigt man sich nur im äußerst« Fall, nur wmn «S anders gar nicht möglich ist." An Zittern lief durch ihr« Körper. Mn« Augmblick lang schreckte sie zurück, banst hob sie da» herrliche Auge frei zu ihm auf. ,WaS eS auch immer sein möge, was dich quält und beängstigt, ich, dein Kind, bade kein Recht, dich zu verurteilt«. Meine Lkbe bleibt dk un wandelbar in alle Ewigkeit!" Fest zog « sie in seine Atme. Seine Be wegung nieverkämpfend, sagte « ernst: „So wisse denn, Lydia, daß du sticht mein einzige» Kind bist. Ich haste einen Sohn, d« mir verloren ging. Einzig und allein derWunicki, diesen Sohn aufzufinden, trieb'mich nach Men!"
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