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Auerthal -Zeitung. Allgemeiner Anzeiger für die Stadt Aue u. Umgehung U. Jahrgang Mittwoch, den 3. August 1898. Nr. 91 X Kunden Anhöhe in der Nähe der Hirschgruppe beigesetzt Verwirklichung der gehegten Befürchtungen schmerzlich getrof, ^Herden, Isen. Die Morgenblätter erschienen mit Trauerrand. Anal, Jonquie- und reis- Hamburg dem Ver- und bleibt Seranlwortlicher Redakteur: Emil Hegemeister, Aue fErzgebirge-I Redaktion u. Expedition: tstue, Marktstraße. MU* Wir veranstalteten gestern Abend eine Son« verausgabe unsres Blattes, die allen Abonnenten, di« das Blatt durch Post oder Träger beziehen, zugefandt wurde. Wer noch leine solche in Händen hat, kann die« ft Sonderausgabe in der Ärpeditionin Ampsang neShm n» Aus dem Auerthal und Umgebung. Mtttvetlnng«« von localem Interest« stn» »er A«»a«tio« stet» wiaromm««. (Sommer-Variets Theater.) In LrögerS Garten übt das Sommer-Varietö Dank der vorzüglichen Leistung der Gesellschaft noch immer seine Anziehungskraft aus das Publikum aus. Die Aufführungen sind aber auch so in» teressant und sehenSwerth, daß niemand versäumen sollte, diese zu besuchen. Namentlich die Damen am dreifachen Reck mit ihren Saltormortales und Sprüngen mit Nie- senwellen von Reck zu Reck erregen allabendlich allge» meinste Bewunderung, und ist der Besuch dieser interes» I santen Vorstellungen nur empfehlenSwerth. Die Privilegierte Schützengilde zu Aue unternahm am Sonntag einen Ausmarsch nach Wildenfels zum Be such der dortigen Schützenbrüder, welche ihr Vogelschie ßen feierten. In fröhlichster Stimmung fuhr man bis Fährvrücke, marschierte den schönen Weg durch die Löss» lerschlucht nach dem freundlichen Städtchen hinüber, wo unsere Gilde vor dem Gasthose „zum Hirsch' von der Nachbargilde seierlichst eingeholt und nach einer Parade im Schloßhofe zu Wildenfels, nachdem festlich geschmück ten Schützenplatze geleitet wurde. Hier vergnügte man sich in Gemeinschaft der Wildenfelser Kameraden bi» zum Abmarsch bestens und dampste in der zwölften Stunde mit dem Bewußtsein eines fröhlich verlebten Sonntags den heimathlichen Fluren zu. Möge ein froher Geist die beiden Schützengilden recht oft in kameradschaftlichem Ver kehr zusammensühren, für die überaus herzliche Aufnahme möge der Wildenfelser Schützengesellschast aber der beste Dank gesagt sein. : Oberschlema, I. August. Eine traurige B'.uithat ist in - vergangener Nacht hier verübt worden. Bei Gelegenheit eines Ballvergnügens in der grünen Wiese geriethen der . Sticker Hermann Rössel und der led. Fabrikarb. Frank au» - s Schneeberg, ein Verwandter de» ersteren, Familienverhältntsse halber in Wortwechsel. Außerhalb de» Saale» kam e- so« vannz zu Tätlichkeiten, wobei Frank mit dem Messer um sich stach und den Rössel tödtlich verletzte. Letzterer wur de in jeitie Wohnung gebracht, wo er» ohne wieder zur Be sinnung gelounnen zu fein, verschied. Der Thüler, der ge ständig ist, wurde in Haft genommen. Die Frau und die L Kinder des Erstochenen werden allgemein bedauert. (Erzgeb.Vfd.) Lößnitz, 30. Juli. Gestern Nachmittag schlug bei dem stark anstretenven Gewitter der Blitz in dasLange'sche Wohn haus zu Drerhansen. Dasselbe brannte vollständig nieder. Die hiesige freiwillige Feuerwehr, sowie diejenige von Ditter-dori wäre»» am Brandorre erschienen, mußte»» sich darauf beschrän- len, die Nachbarhäuser zu schützen, was ihnen auch gelang. Zwei Personen wurden vom Blitz betäubt, befinden sich indeß aus dem Wege der Besserung. — Kurze Zeit darauf schlug der Blitz im benachbarten Orte LenkerSdorf in die erst neu« erbaute Scheune de» Gutsbesitzer Tuchschrerer ein, zündete i und legte dieselbe bald in Asche. — Dreiundzwanzig Dampfztegeleien von Zwickau und Um« gebung und drei von Werdau bildeten zweck» besseren Ziegel« absatzes eine Konvention, welche im vorigen Jahre von 72 Millionen Stück produzirten Mauerziegeln 58*/« Millionen Stück für 1200 000 Mark verkaufte. Die Konvention läuft demnächst ab. Friedrichsruh, 1. Aug. Charakteristische letzte Aeuße-I rungen des Fürsten existieren nicht, da mehrstündige Be wußtlosigkeit dem Tode voranging; sie dürsten aber trotz- ! dem erfunden werden. Wahr ist nur, datz der Fürst trotz aller Scherze, die er über sein Befinden bis zum Freitag machte, sehr am Leben hing und noch in seinen letzten Unterredungen mit der Umgebung Sonnabend früh die Hoffnung auf Besserung ausdrückte. — Friedrichsruh. Fürst Bismarck verschied im Erd geschoß des Schlosses in der großen, eichenen Bettstelle, die er sich nach eigener Angabe aus dem Holze des Sach senwaldes hatte zimmern lassen. Leit 10 Uhr war er bewußtlos. Lewer war der Lod kein leichter; ihrn ging ein schwerer Lodeskamps voraus. Bor Eintritt der Ago nie halte der sterbende Kanzler bruere Schmerzen, er stöhnte derart, dag d»e anwe,enven Frauen das Zimmer verlassen mußten. Als der Zeiger der 11. Stunde nah te, legte Schweninger die Hand des Fürsten sanft anss Kissen, der Tod war eingetreten. Diejenigen, die Bis marck wenige Stunden nach seinem Ableben noch ein mal sehen konnten, stellen eine große, bedeutsame Aehn- lichkeit fest mit dem Bilde, welches der alte Kaiser bot, als er sein Haupt znr letzten Ruhe neigte. Sein Ant litz ist ein wenig kleiner geworden, doch treten die Züge schärfer hervor. Nach dem schweren Todeskamps haben sich die Züge geglättet. Eine sanfte, feierliche Ruhe hat das Antlitz verklärt. Der Kopf mit den mächtigen Au genbrauen ist ein wenig vornüber geneigt, der gewal tige Leib lehnt sich an ein Kissen, wie man es auf dem Bilde des toten Kaisers sieht. Friedrichsruh, 31. Juli. Um halb fünf nachmittags kamen Gras Posadowskh und die Geheimräte res und Hauß mit dem Schnellzuge hier an ten nach kurzem Aufenthalt um 6 Uhr nach weiter. Die Leiche des Fürsten Bismarck soll nehmen nach heute noch einbalsamiert werden im Schlosse bis zur Fertigstellung des Mausoleums. Vor dem Schloßportale, wo die Kondolenz-Listen ausliegen, herrscht großes Gedränge des Publikums. In der letz ten Nacht hielten die Totenwache der Leibkutscher des Fürsten, Patzke, und ein Förster. Für die folgenden I Nächte halten abwechselnd Förster die Totenwache. Kiel, 1. August. Der Ankunst des Kaisers in Kiel wird für heute abend gegen 10 Uhr entgegengesehen. Wie verlautet, wird der Kaiser von der Kaiferin, die die Rei se zu den Hochzeitsseieriichkeiten nach Koburg ausgege ben hat und heute Vormittag aus Wilhelmshöhe Hier-I her abgereist ist, erwartet werden. Man nimmt an, daß! morgen Vormittag die Majestäten sich gemeinsam über Friedrichsruh nach dem Neuen Palais bei Potsdamm be geben werden, Der Kaiser hat von Bergen von Bord der „Hohen- zollern" aus telegraphisch angeordnet, daß das Infante rie-Regiment Gras Bose Nr. 31 in Altona eine Ehren kompagnie nach Friedrichsruh entsende. Diese ist am Sonntag Nachmittag 2 Uhr in Friedrichsruh eingetrof- sen. Hamburg, 1. August. Es bestätigt sich, daß der Kai ser telegraphisch nach Friedrichsruh dem Wunsch Aus druck gegeben hat, den Fürsten, „seinen großen Toten" später iin Berliner Dome aus Staatskosten veisetzen zu können. Die fürstliche Familie aber dürste die letztwil- lige Verfügung des Fürsten respektieren »volle»». Gras PosadoivSty, der heule 2 Slunde»» in Friedrichsruh war, soll in dieser Angelegenheit namens des Kaljers konferiert haben. Wahrscheinlich also fällt jedes große ofsiezelle Leichengepränge fort, und es erfolgt nur eine einfache Einsegnung des im Schlosse verbleibenden Sar ges, bis das Mausoleum fertig gestellt ist. Den frem den Journalisten war auch heute der Zutritt zum Schloß völlig untersagt. Tatsächlich erhielten nur die Redak teure der „Hamburger Nachrichten" Einlaß. Auch eine ganze Reihe Maler, Zeichner und Photographen bedeu tender Blätter und Journale wurden abgewiesen. Als Grabschrist wünscht Bismarck zu haben: „Fürst Bismark, geb. 1. April 1815, gestorben . . Ein treuer deutscher Diener Kaiser Wilhelms I." (Trauerkunde.) Das Hmschetden des Fürsten Bismarck wurde in der RetchShaupstadt m aller Frühe durch die Son derausgaben der Morgenblätter bekannt. Die Bevölkerung zeigt sich überall tiefbewegt und von der «»»erwartet jähen len öffentlichen Orten wird das historische Ereignis eingehend erörtert. Ueberall offenbart sich ernste bewegte Stimmung. Die neuesten Berichte über die Einzelheiten des AblebenS und die sonstigen Umstünde werden begierig verlangt. Die öffent lichen Gebäude und zahlreiche Privatgebüude tragen Flaggen aus Halbmast. Berlin 1. Aug. Das Hinscheiden deS Fürsten beherrscht auch heute das gesamte öffentliche Leben und die äußere Physiognomie Berlins. Aus allen »staatlichen, städtischen und vielen Privatgebäuden wehen die Flaggen halbmast. Das erste StaatSgebäudc, auf dem Sonntag früh die Flagge weh te, war das Palais des Reichskanzlers, dann folgten die Reichsämter, Ministerien, des ReichstagSgebäudc nsw. Die Ehrungen der Stadl Berlin für ihren Ehrenbürger wird der Magistrat in einer anßecodenstichen Sitzung beschließen. Okffentlichk StMliklmililktklifitzW zu Aue, Mittwoch, den 3. August 1898, Abends 6 Uhr Die „Auerthal-Ieitung" empfiehlt sich den geehrten Geschäftsleuten, Gastwirthen und Vereinen zum «rfolgs reichen Annoneiren. Bei Wiederholungen hohe Prozente, bei größeren Uns» trägen billige Pauschalpreise. Fürst Bismark Aus -en letzten Stunden. Friedrichsruh 30. Juli, 7 Uhr Abends : Das Befinde» des Fürsten Bismarck hat plötzlich aufs neue eine bedeuten de Verschlimmerung erfahren. Die Bestürzung darüber ist um so größer, als Geheimrat Schweninger zur Zeil abwesend ist. Er wurde sofort telegraphisch gebeten, au» dem schnellsten Wege nach Fliedrichsruh zu kommen. Auch Graf Wilhelm BiSinark, der bereue abgereist war.wurvezuruckberusen. Der Fürst leidet groge Schmerzen; der Kraslezustand ist unbeflie- digend, auch geistige Schwäche mach! sich bemerkbar. Friedrichsruh, 30. Inti. Soeben, 10^ Uhr Abends ent stieg Professor Schweninger dem Berlin-Hamburger D-Zug, der aus erneu Augenblick hier hrell. Mu einem Lprungr, m fliegender Haft, war er vom Wagen herunter. Ihm nach die beiden jungen Grafen Rantzau, welche ihn erwartet hal ten. Einen Augenblick später saßen iüe Herren in der Equi page und jagten, was die Pferde laufen konnte», dem nur eine Minute enlsernlen Schlosse zu. Es bestehl teil» Zweiset daß der neue Anfall, welcher den Fürsten oarniedergeworfen hat, sehr ernst »st. Die Kunde läuft hier von Mund zu Mund, wenn auch noch immer offiziell Alles dementiert wird. Got» schütze den Fürsten Bismarck I Er hat im Lause des Abends große anhallende Schmerzen gelitten, auch hat sich eine starke Abnahme des Gedächtnisses bemerkbar gemacht. Di« Schloßchore sind geschlossen. Niemand außer der Fami lie findet Zutritt. Die Slimmnng ist gedrückt. Andererseits wird aber der Zuversicht Ausdruck gegeben, daß dle Rlesen- natur de» Fürsten auch der neuen Krankheit Herr werde. Geheimrat Schweninger, so sagen die Kriedrlchsruher, dieser ausgezeichnete Arzt, wird ihn schon wieder zurechtbringen. Allerdings die wenigen Eingeweihten gebe»» sich dieser trüge rischen Hoffnung nicht mehr hin. Die größte Kunst deö Arz- te» muß jetzt scheiter»». Friedrichsruh, den 30. Juli ^12 Uhr nachts. Der Fürst ist unter den Händen Schweningers Punkt 11 Uhr sanftem- schlafen. Er hat seinen treuen Arzt und Pfleger nicht mehr erkannt. Die Familie war in» Nebenzimmer versammelt. Der Fürst griff mit den Händen an die Augen, um sie zu prüfen. Das Hinschelden erfolgte ohne Kamps. Am Donnerstag abend war auf Verschlimmerungen wie sie seit Oktober vorigen Jahres wiederholt stattgefun den hatten, eine Besserung eingetreten, welche dem Fürsten erlaubt hatte, bei Tische zu erscheinen, lebhaft an der Un terhaltung teilzunehmen, Champagner zu trinken und gegen die Gewohnheit der letzten Zeit wieder mehrere Pfeifen zu rauchen. Das Befinden war derart befriedigend, daß Geh. Rat Schweninger, nachdem sich der Fürst zur Ruhe begeben hatte, Friedrichsruh verlassen konnte, um amSonn- abend wieder dorthin zurückzukehren. Der Zustand blieb während des Freitags relativ befriedigend. Ain Sonn abend Morgen las der Fürst noch die „Hamburger Nach richten" und sprach über Politik, namentlich über russische. Auch genoß er im Laufe des Vormittags Speise und Trank und beklagte sich dabei scherzhaft über den geringenZusatz von geistigen Getränten zu dein Wafser, das man »hm reichte. Da trat plötzlich eme Verschlimmerung durch aku tes Lungenödem een. Im Laufe des Nachmittags verlor der Fürst häufig das Bewußtsein. In der letzten Zeit * hatte er neben den gewöhnlichen lichten Augenblicken mehr oder weniger SchlafsuchtSanfälle gehabt, aus de nen er entweder in einen tangeren tlesen und wohltyu- enden Schlaf geriet oder zu völligem frischen Erwacheri gelangte. In ^en Abendstunden des Sonnabend nahmen die bedenklichen Erscheinungen zu. Der Tod trat leicht * und schmerzlos ein. Geheimrat Schweninger der erst kur- zuaor eingxtrofsenrvar, suchte dem Sterbenden durch Linderung der Atmungsbeschwerden Hilfe zu leisten. Die letzten Worte des Fürsten waren an seine Tochter, die Gräfin Rantzau, gerichtet, welche ihm die Stirn getrock- net hatte: „Danke mein Kindl" Am Sterbelager war die ganze fürstliche Familie versammelt und außer Geheim rat Schweninger und Dr. Chrh,ander noch Baron und Baronin Merck zugegen. Nachdem Geheimrat Schwenin- ger während drei Minuten keine»» Atemzug und keinen Pul» mehr wahrgenommen hatte, erklärte er, daß der Tod eingetreten sei. Der Fürst liegt, wie er zu schlafen pflegte; leicht mit dem Kops nach links geneigt. Der Gesichtsaus- druck ist mild und friedlich verklärt. Der Fürst wird sei nem Wunsche gemäß auf der dem Schloß gegenüber lte- Mttivockts, Frei!ags",. Sonntags, Ibit 3 Aumilienökattern : Arofifiun, Aule A ei fier, Aeitspieget. die einspaltige Petitzeile 10 Pfa. «vonnementSpreiö amtliche Inserate die «orpus-geilr L/Pf. ink'. der3 werthvollen Beilagen vierteljährlich ««anlwortlicher Redakteur: «Mil Hegemeister, A u e fErzgebirge.1 nnt «rmgerwhn 1 Mk. Redaktion u. Expedition: «n«, Marktstrabe. «ile P°st°^°ltmmd Landb^esträger durch die Post 1 Mk. nehmen iveiieuungen an.